Über Karl Marx hinausdenken … anläßlich seines Geburtstages

Zum Beispiel: Mit Max Horkheimer

Ein Hinweis von Christian Modehn.  Über die Bedeutung des Denkens von Karl Marx für HEUTE, besonders zu seinen Aussagen zur Religion und zur Gesellshaftsanalyse (Klassenkampf),  hat der Religionsphilosophische Salon Berlin schon einige Hinweise veröffentlicht. Jetzt ein Hinweis zur Marx Deutung von  Max Horkheimer.

Die Bedeutung von Karl Marx, jetzt, angesichts der Erinnerungen und der für die Zukunft inspirierenden Reflexionen zu seinem 200.Geburtstag, wird umfassender sichtbar, wenn man die weitere Entwicklung seines Denkens, etwa auch in der Kritischen Theorie, untersucht. Dazu nur einige Hinweise, sie gelten dem Denken Max Horkheimer. Im Zusammenhang einer kritischen Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie ist an die Interviews “Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen” (1970) und an die “Notizen”, 1974, zu erinnern.

In einer ersten, eher oberflächlichen Lektüre dieser Horkheimer Texte glaubten viele, Horkheimer sei im Alter völlig religiös geworden. Tatsächlich aber differenzierte er: Theologie kann für ihn nur als erneuerte Theologie existieren: D.h: Sie solle eine tiefe menschliche Sehnsucht, aber kein Dogma aussprechen. Es gibt für Horkheimer einen legitimen Wunsch im Menschen, dass das Faktische, das, was in der kapitalistischen Gesellschaft angerichtet wurde und wird, nicht alles ist und so nicht so bleiben darf, wie und was es ist. Marx wandte sich gegen eine reaktionäre Religion, die Opium ist und nur wirkungsloser Protest gegen das materielle Elend. Bei Horkheimer ist der Gegner eher die aktuelle positivistische Weltanschauung, die den Menschen in das Greifbare und Sichbare und Anaylsierbare und naturwissenschftlich Feststellbare einsperrt und begrenzt in seiner menschlichen Fülle. Zu der auch die Sehnsucht, eine Art Streben nach dem “ganz anderen”, gehört.

Horkheimer bleibt dabei in einer zwiespältigen Einschätzung der Kirche: Sie hat einerseits das Evangelium Jesu von Nazareth für die Nachwelt bewahrt; andererseits aber hat die Kirche als klerikale Institution das Evangelium im Sinne der Herrschaft dieser Kirchen – Institution verfälscht. Mit der Freiheit der Interpretation hat die Kirche förmlich das Evangelium als umfassende, auch gesellschaftliche Befreiungsbotschaft beschnitten und verkürzt. Aber das Evangelium ist ja noch da, es könnte seine ursprüngliche Kraft noch entfalten. Ich denke dabei an die Befreiungstheologie.

Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen: Diese will Max Horkheimer bewahren, dabei aber nicht auf die Kapitalismus Kritik von Marx verzichten. Große Hoffnungen auf ein Gelingen seines  Projekts hat Horkheimer nicht, dafür ist er zu deutlich wohl von Schopenhauer geprägt, den er, zeitlich gesehen, vor seiner Marx- Lektüre studiert und rezipiert hatte.

COPYRIGHT: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin