Wer die Macht im Vatikan hat – ein neues Buch

NDR INFO
Blickpunkt Diesseits, Sendung am 8. August 2010 um 12.05 Uhr

Wer die Macht hat
Ein neues Buch analysiert die Herrschaftsverhältnisse im Vatikan
Von Christian Modehn

Sie nennen sich „neue geistliche Gemeinschaften“: Die Legionäre Christi oder die Mitglieder des Opus Dei; andere Gruppen mit ebenso vielen tausend Mitgliedern haben auch merkwürdige Namen wie etwa die Focolarini, die Freunde von „Communione e liberazione“ oder die Neokatechumenalen Gemeinschaften. „Neu“, so behaupten diese Gemeinschaften, sei ihr Zusammenleben von Laien und Priestern, von Frauen und Männern, unter einem Dach. Dabei verschweigen sie, dass tatsächlich auch in diesen Kreisen der Klerus allein bestimmt, wie sich ihre Gruppe innerhalb der gesamten Kirche zu verhalten hat. „Geistlich“ nennen sich diese Kreise, um ihr besonderes Interesse an Frömmigkeit nach außen zu betonen. Aber so viele neue Impulse für eine moderne und freie Spiritualität können sie nicht bieten. Denn ihre absolute Ergebenheit dem Papst gegenüber und die Wiederholung alter dogmatischer Formeln lässt nur wenig Spielraum. Tatsächlich sind diese so genannten neuen geistlichen Gemeinschaften mit immerhin 300.000 Mitglieder weltweit nicht nur geistlich, sondern vor allem auch politisch engagiert. Sie wollen seit 50 Jahren im Dienst der Päpste offizielle kirchliche Vorstellungen, etwa in Fragen der Sexualität oder der Ehe, auch gesellschaftlich durchsetzen. Hanspeter Oschwald analysiert in seinem neuen Buch „Im Namen des heiligen Vaters“ diese Gruppen. Sie agieren weltweit und unterstützen mit allen Mitteln, z.B. durch umfassende Medienauftritte und durch theologische Institute, eine klare Tendenz, wenn sie lautstark propagieren: Das Zweite Vatikanische Reformkonzil Mitte der neunzehnhundert sechziger Jahre sei nicht ein mutiger Neubeginn, sondern ein bescheidenes Ereignis unter vielen. Darum sollte man das hierarchische Kirchenmodell von einst wieder pflegen. Hanspeter Oschwald berichtet auch vom Innenleben dieser Gruppen: Da werden Ehen arrangiert, da wird die öffentliche Beichte praktiziert mit allem Verlust an Privatsphäre; da werden, wie bei den Legionären Christi, jahrelang die pädophilen Verbrechen des Ordensgründers von den eigenen Mitgliedern übersehen und geduldet; da werden enge partiepolitische Bande geknüpft, etwa mit der Regierung Berlusconi, weil sich die Kirche dadurch materielle Vorteile erhofft. Die neuen geistlichen Gemeinschaften sind zwar sehr unterschiedlich in ihrer Art, das Katholische zu leben: Die einen sind mehr enthusiastisch und nach außen hin fröhlich, wie die Charismatiker; die anderen schwören auf das Auswendiglernen des traditionellen Katechismus, wie die Neokatechumenalen. Alle aber haben ein gemeinsames Ziel: Sie wollen den Papst dadurch unterstützen, dass sie möglichst viele junge Männer fürs Priestertum begeistern. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn nicht diese jungen Kleriker ausdrücklich antimodernen Vorstellungen folgten. Für Hanspeter Oschwald haben sich diese neuen geistlichen Gemeinschaften längst in den vatikanischen Leitungsstrukturen etabliert. Sie wollen als die „hundertprozentig“ Treuen den Kernbestand des Katholizismus darstellen, also die kleine treue Herde, wie sie so häufig beschworen wird als „heiliger Rest“, nachdem die Progressiven und an Kirchenreform interessierten Katholiken längst innerlich oder äußerlich die Kirche verlassen haben. Für den mit alten Traditionen eng verbundenen Benedikt XVI. sind diese so genannten „geistlichen Gemeinschaften“ die engsten Freunde. Ihnen gehört in seiner Sicht die Zukunft.

Hanspeter Oschwald, Im Namen des Heiligen Vaters. Wie fundamentalistische Kräfte den Vatikan steuern. Heyne Verlag, München 2010. 384 S., 19,95 €.

Themen einiger Salon – Abende

Zu den Themen einiger Gespräche im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin.

Es gibt den Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon seit 2007 mit bisher (Stand: Januar 2016)  99 Salon Abenden. Das relativ lange Bestehen einer philosophischen “Basis – Initiative” ist ein Zeichen dafür, dass viele Menschen philosophische Gespräche wünschen im kleineren Kreis, als Alternative zu kulturellen Großveranstaltungen. Etwa 300 Menschen haben in der Zeit an Gesprächen in unserem Salon teilgenommen. Um des Miteinander-Sprechens willen begrenzen wir nach Möglichkeit unseren Salon auf ca 20 TeilnehmerInnen. Wir freuen uns immer wieder über neue Gäste, Freunde, TeilnemerInnen.

Ein kleiner, unvollständiger Einblick in die Vielfalt der Themen: Im Jahr 2015:

Am Salon rund um das Thema der “Authentizität” im eigenen Leben, der Wahrhaftigkeit, des “Echten” und der “Reinheit” des Weines am 11.12.2015 beteiligten sich 17 Personen, in der schönen Weinhandlung “Sinnesfreude” von Wolfgang Baumeister in der Jonasstr. 32 in Neukölln.

Am Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon im November 2015 (am 27. 11.) beteiligten sich 26 TeilnehmerInnen. Gesprächspartner war diesmal der Theologe und Prof. em. Johan Goud aus Den Haag, Niederlande. Das Thema Autobiografie und Theologie”. Wir näherten uns der Frage: Wie kann ich in meinem eigenen Leben, dann in der Reflexion auf mein Leben, möglicherweise auch in der schriftlichen Form meiner “Autobiografie”, Spuren des Göttlichen, des Gründend- Sinnstiftenden, wahrnehmen? Wir danken Prof. Johan Goud, dass er uns auf diese Spur des Fragens gebracht hat! Für die Vertiefung weiterer Fragen zu dem Abend und dem Thema klicken Sie bitte hier.

Zu unserem Gespräch im Salon am 30. Oktober  2015 waren 20 TeilnehmerInnen gekommen. Angesichts der Diskussionen über Flüchtlinge in Europa (vor allem in Deutschland) wollten wir uns mit dem grundlegenden ethischen und damit philosophischen Thema der ANERKENNUNG des anderen/der anderen, des Fremden usw. auseinandersetzen. Grundlage dafür ist ein fundamentaler Text von Hegel („Herr und Knecht“). Mit uns diskutierte Frau Dr. Dorothee Hasskamp, Historikerin, Journalistin und Mitarbeiterin beim Jesuiten Flüchtlingsdienst Berlin. Nochmals besten Dank, dass Frau Hasskamp bei uns war. Meinen kleinen einleitenden Vortrag zu Hegel können Sie nachlesen, klicken bitte hier.

Beim Salonabend am 25. September 2015 waren 15 TeilnehmerInnen dabei. Wir diskutierten ziemlich kontrovers, also richtig, weil auf der Suche nach besserer Erkenntnis, über das allseits gelobte, aber selten kritisierte Buch von Navid Kermani “Ungläubiges Staunen. Über das Christentum”.

Beim Salonabend am 28.8. 2015 waren 26 TeilnehmerInnen dabei. Das große Interesse, die Vielfalt der Standpunkte, die “Betroffenheit” der Teilnehmer zeigen, dass das Thema “Ethik ist wichtiger als Religion” (so eine neue Publikation des Dalai Lama) von größter Bedeutung ist. Einige Thesen zum weiteren Diskutieren lesen Sie bitte hier. Die Diskussion darüber muss weiter gehen und gerade religiöse Kreise erreichen. Wir wundern uns, dass christliche und muslimische und jüdische Akademien/Gemeinden/Bildungszentren usw. diese Thesen des Dalai Lama nicht längst diskutieren! Haben sie Angst vor der Auseinandersetzung?

Am Donnerstag, den 20. August 2015, machten wir wieder einen philosophisch-theologischen Sommer-Ausflug, diesmal nach Jüterbog. 10 Teilnehmer waren dabei, durch fachkundige Führungen in den Kirchen Liebfrauen und St. Nicolai sowie im Kulturzentrum Mönchenkloster konnten wir u.a. auch über den Reformator Thomas Müntzer und den Ablasshandel sprechen sowie über die Umwidmung ehemaliger religiöser Gebäude.

Der Salon am 24. Juli 2015 (14 TeilnehmerInnen) hatte das Thema: Über die Tugend des Ungehorsams.

Der Salon am 26. Juni 2015 (13 Teilnehmer) hatte das Thema: „Glück oder Sinn?“

Am 29. Mai 2015 hatten wir ein eher ungewöhnliches Thema: “Philosophie des Weines”. Von Hölderlin angeregt war das Motto: „Der Wein – eine Gabe der Götter“. 20 TeilnehmerInnen trafen sich in der großzügigen, fein gestalteten Weinhandlung „Sinnesfreude“, unter der kompetenten Leitung von Wolfgang Baumeister.

Im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon im April 2015  (Thema: Die Beziehung von Esoterik und Exoterik) waren 14 Teilnehmerinnen dabei, mit einem wichtigen einleitenden Vortrag von Hartmut Caemmerer.

Im März 2015 sprachen wir über „Gott anklagen angesichts des Leidens“: Erfahrungen des islamischen Mystikers ATTAR (Autor “Das Buch vom Leiden”) in Konfrontation mit Hiob und Nietzsche.

Auch unser Salon am 27. Februar 2015 fand reges Interesse, 22 TeilnehmerInnen waren dabei. „Einige Aspekte zur Aktualität der islamischen Philosophie“ .

Beim Salon am 16. Januar 2015 waren 12 TeilnehmerInnen dabei. Das Thema war: “ICH BIN DER ANDERE”.

Am „Welttag der Philosophie“, am 20. November 2014, trafen wir uns   im Kulturzentrum „Afrika-Haus“ in der Bochumer Str. 25 in Berlin Tiergarten. Wir hatten ein inspirierendes Gespräch mit der Philosophin und Autorin Dr. Barbara Muraca, Uni Jena, über „Gut leben angesichts des Endes der Wachstumsgesellschaft“.

Auch der religionsphilosophische Salon am 31.10. 2014 fand ein ungewöhnlich starkes Interesse mit 24 TeilnehmerInnen. Das Thema war:“Glücklich sterben? Zur Frage des ärztlichen Beistandes bei Suizidwünschen schwerkranker Patienten“.

Zum Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon am Freitag, den 26. September 2014, kamen 15 TeilnehmerInnen. Das Thema war: „Sprache der Musik-Sprache der Transzendenz? mit dem Musiker, Komponisten und Saxophonisten Joachim Gies (Berlin).

Bei unserem Salonabend am 29.8. 2014 waren 20 TeilnehmerInnen dabei. Zum Thema „Zen-Buddhismus- eine Religion ohne Gott“ hielt der vielfach geschätzte Buddhalehrer Michael Peterssen, Berlin, einen einleitenden Vortrag; er wurde von allen Teilnehmern als sehr erhellend, sehr inspirierend wahrgenommen.

Der Salon zum Thema „Wie ist religiöses Leben ohne Gott möglich?“ anlässlich des neuen Buches von Ronald Dworkin: „Religion ohne Gott“ (Suhrkamp 2014) am 25. Juli 2014 hat sehr viel Interesse gefunden, mit 22 TeilnehmerInnen.

In unserem Salonabend am 27. Juni 2014 mit 15 TeilnehmerInnen sprachen wir über das Thema: „Spielerisch leben – spielerisch glauben?“

Im Mai 2014 hatten wir das Thema im Anschluss an Meister Eckart: „Gott um Gottes willen lassen“.

Weitere Themen im Jahr 2014:

“Autonomie: Größe und Grenzen”

“Recht contra Moral”

Im Januar 2013 diskutierten wir über Selbstbestimmung in der Religion, auch zum Thema “multireligiöse Bindung”.

Im Februar 2013 diskutierten wir -mit dem Philosophen Michael Braun- über die Überforderungen angesichts der Selbstbestimmung.

Im September 2013 sprachen wir über Fragen des “Transhumanismus”.

Im Juli 2013 hatten wir eine kleine “theologische Sommerschule” mit Prof. Wilhelm Gräb, Humboldt Universität.

Im Juni 2013 hatten wir einen Salon über Kierkegaard und einen Besuch in der Ausstellung “Entweder – Oder” im Haus am Waldsee.

Im April 2013 war der Philosoph Peter Bieri bei uns, auch mit Gästen aus der Amsterdamer Remonstranten Gemeinde.

Im Jahr 2012:

Im Januar 2012 sprachen wir über die Stoa und Epikur: Perspektiven der Lebensorientierung?

Im Februar 2012 sprachen über ein Motto, das von Friedrich II. stammen soll: “Jeder soll nach seiner Facon selig werden”

Im März 2012 sprachen wir den philosophischen Beitrag des brasilianischen Pädagogen und Philosophen Paulo Freire: “Wege aus der Unterdrückung.

Im Juni 2012 der letzte Salon im Café “Antikflair” in der Grunewaldstr. 10, in Schöneberg über “Machen Philosophen Revolutionen?” (zu den Pariser Salons).

Im Juni 2012 machten wir einen Rundgang durch Galerien in Berlin – Mitte.

Im Juli 2012 unternahmen wir einen philosophischen Spaziergang im Naturschutzgebiet “Tegeler Fließ” in Lübars mit dem Thema: Gibt es noch “Natur”?

Im August 2012 sprachen wir über das Konzept buen vivir, Gutes Leben, mit dem Politologen Thomas Fatheuer von der Böllstiftung. Seit der Zeit sind wir in der “galerie fantom”, in der Hektorstr. 9, zu Gast.

Im September 2o12 sprachen wir über einige religionsphilosophische Aspekte im Werk Nietsches.

Im Oktober 2012 starteten wir mit der Lektüre und Diskussion des Buches von Peter Bieri “Wie wollen wir leben”?

Anfang Dezember 2012 hatten wir ein vierstündiges Intensiv – Gespräch (mit gemeinsamen Essen) zum Thema Selbsterkenntnis. Der Künstler und Kunstpädagoge Gerd Otto interpretierte für uns ein Gemälde von Caspar David Friedrich “Der Wanderer über dem Nebelmeer”. Seit diesem Salon wollen wir verstärkt auch philosophische Bild – “Betrachtungen” pflegen und auch musikalische Erfahrungen einbeziehen.

Im November 2011  war die Philosophin Prof. Petra von Morstein Referentin in unserem Salon, anläßlich des Welttages der Philosophie sprach sie über die Frage: Wie können wir die Vernunft retten in unvernünftigen Zeiten?

Im Mai 2011 diskutierten wir einige Aspekte der Philosophie Wittgensteins, vor allem die Frage: Wie kann in Wittgensteins Spätwerk eine “Mystik” entdeckt werden?
Ende Mai hatten wir auch eine Führung durch die sehr gut gestaltete Wittgenstein Ausstellung im “Schwulen Museum Berlin” durch die Kuratorin Kristina Jaspers.

Im Juni 2011 diskutierten wir anläßlich des Buches “Böse Philosophen” (Hanser Verlag) über französische Aufklärung, vor allem über Diderot und Baron d Holbach: Wie wird Philosophie politisch?

Anfang des Jahres 2011 gab es Salon – Gespräche zu diesen Themen:
– Wenn die Vernunft das Denken respektiert: Liberale Theologie heute, mit Prof. Wilhelm Gräb, Humboldt Universität Berlin.
– Über den Humor. Der Beitrag Kierkeaards und des jüdischen Philosophen Elazar Benyoetz: Humor, Leichtsinn der Schwermut mit Prof. Michael Bongardt, FU Berlin
– Über die Langeweile. Anregungen von Martin Heidegger
–  Arbeit und Kontemplation. Anregungen des Philosophen Byung – Chul Han.
Im Mai 2010 war der Salon zu Gast in der Galerie “Georgia”, sie ist, wie der Name sagt, auf Kunst aus Georgien spezialisiert. Sie befindet sich in der Beibtreustraße 17 in Berlin – Charlottenburg.

Das Thema der Diskussion am 12. 3.2010 war: Die goldene Regel. Eine ethische Basis für alle Menschen?

Im Salon im Februar 2010 sprachen wir über die Frage: Wer ist ein Weltbürger?

Weitere Themen in früheren Jahren waren:

– Das Absurde annehmen? Albert Camus: Wir sprachen über sein Werk anläßlich seines 50. Todestages am 4. Januar 2010.

Weitere Themen 2010:

Eine Philosophie des Festes und der Feier. Beispiele für eine Philosophie, die mehr kennt als den Alltag
* Willensfreiheit – eine Illusion?
* Wie gehen wir mit dem um, was wir “das Unvermeidbare” und “Unabänderliche” nennen?
* “Warum Denken traurig macht”. Anläßlich eines Buches von George Steiner. Unsere Frage: Unter welchen Bedingungen macht Denken traurig? Ist es nicht auch und zuerst (?) eine positive Lebensenergie?
* Achtsamkeit – eine Lebensqualität? Philosophische Zugänge und Vorschläge zur Praxis”. Deutlich wurde: Achtsamkeit ist eine Lebenshaltung, nicht eine “Tugend” neben anderen. Achtsamkeit ist Wachheit; bewußtes Leben in der Welt; Bereitschaft zur Re – flexion; die Abwehr, viele Dinge gleichzeitig zu tun; innere Sammlung; Widerstehen allem Geschwätz und aller ideologischen und dogmatischen Indoktrination.
* Gibt es einen Fortschritt in der Gesellschaft und im persönlichen Leben?”
* Was bedeutet Ratgeben
* Gott denken – Gott beweisen?
* Selbstbestimmung?
* Glück als Lebensziel?   usw…….