Spaltung der Katholischen Kirche … wegen der Homosexuellen und ihrer Segnung?

Vor allem afrikanische Bischöfe sind gegen den Papst und dessen offizielle Bereitschaft, homosexuelle Paare zu segnen…

Ein Hinweis von Christian Modehn.

– Wir befinden uns mit unserem kritischen Hinweis auf das angeblich so progressive päpstliche Dokument “Fiducia supplicans” in guter, wissenschaftlicher und kritischer Gesellschaft. Der Kirchenrechtlicher Prof. Norbert Lüdecke (BONN) nennt dieses päpstliche Schreiben “verlogen”, “entwürdigend” für die betroffenen Homosexuellen und “toxisch”, also das Wohlbefinden der Betroffenen vergiftend. LINK.

– Während Prof. Lüdecke die päpstliche Erlaubnis zu einer Segnung von Homosexuellen mit Argumenten einer richtigen modernen Theologie ablehnt: Schlägt der bekannte reaktionäre Kardinal Robert Sarah (aus Guinea) erneut in seinem Hass auf Homosexuelle zu und nennt das päpstliche Dokument “Ficducia suupplicans”, so wörtlich, “häretisch”. Das ist schon ganz gewagt, für einen Kurienkardinal… LINK.

Damit unterstützt der greise Kurien – Kardinal Robert Sarah aus Guinea wieder Diktatoren und sonstige Politikern Afrikas, homosexuell lebende und liebende Menschen in Afrika zu verfolgen, zu bestrafen, auszugrenzen, zu töten.

Kardinal Sarahs Äußerungen sind eine Gefahr für die Menschheit! Ihm sollte der Papst jegliche öffentliche Stellungnahme verbieten. Das kann er doch als Papst mit seinen eigentlich doch auch doktatorischen Gewalten…

Als hätten wir keine anderen Sorgen: Aber der Wahn der Homophobie unter Afrikas Bischöfen geht weiter:

Keine Unterstützung für die völlige Gleichberechtigung von Homosexuellen in Afrika: Dieses Urteil maßt sich die katholische gesamt-afrikanische Bischofskonferenz an, am 11.1.2024 wurde ein entsprechendes Dokument im Vatikcan veröffentlicht. LINK

Diese Herren der Kirchen verstecken ihre Verurteilung von Homosexuellen unter der schon oft besprochenen Abweisung eines Segens für Homosexuelle.

Der Kardinal von Kinshasa sagt, Segnungen für Homosexuelle  in Afrika seien “nicht für umsetzbar, ohne Skandal zu erregen“.

Der größte Skandal aber ist die Ignoranz dieser Herren der Kirche, sie ignorieren und nehmen in Kauf, dass sie mit ihrer Äußerung der Verfolgung und Diskriminietrung von Homosexuellen in vielen Staaten Afrikas weiter ideologische Unterstützung bieten. Bravo, Diktatoren unter sich, könnte man sagen…

Und diese Herren der Kirche befinden sich in bester ökumenischer Gemeinschaft mit fundamentalistischen Muslims und fundamentalistischen Juden und fundamentalistischen Evangelikalen. Wunderbar, diese Ökumene… und eine Schande für alle, die noch einige der humanen Lehren Jesu von Nazareth wichtig finden.

Wie weit dürfen sich eigentlich die Herren der Kirche auch von Jesus von Nazareth und seinem Evangelium entfernen???

Und wie lange sind Katholiken in Europa bereit, Missionsspenden für diese ignoranten Herren der Kirche in Afrika zu überweisen (etwa über das katholische Hilfswerk Missio). Oder hat Missio, Aachen, schon gegen diesen Wahn der afrikanischen Bischöfe öffentlich protestiert?

 

1.
Immer mehr römisch-katholische Bischöfe, vor allem in Afrika, lehnen es ab, homosexuelle Paare zu segnen. Sie widersprechen damit einer Entscheidung des Papstes und seiner obersten Glaubensbehörde. Diese hatten am 18. Dezember 2023 öffentlich gemacht, dass nun doch, entgegen bisheriger offizieller Weisungen, homosexuelle Paare (und auch unverheiratete heterosexuelle Paare)  offiziell gesegnet werden dürfen. Eine kleine Korrektur in der katholischen Dogmatik: “Fiducia Supplicans“ ist der Titel des päpstlichen Schreibens, LINK.

Und dieser vatikanische Text vom Dezember 2023 ist wirklich ein kleiner “Bruch” mit einer gewissen Tradition: Offenbar ein Herzensanliegen des Papstes oder eine ganz kleine Geste der Sympathie für die ein bißchen reformbereite katholische Kirche in Deutschland??    LINK

2.
Dabei hat das Dokument der Glaubensbehörde bzw. des Papstes ausschließlich eine bescheidene Segnung, eine Art Ultra-Kurz-Liturgie erlaubt. Diese wird homosexuelle Katholiken gewährt, selbst wenn sie weiterhin nach offizieller katholischer Doktrin im objektiv falschen, sündigen Zustand der Homosexualität leben. Die Lehren des offiziellen Katechismus (1993) werden also beibehalten: „Homosexuelle Handlungen sind auf keinen Fall zu billigen“ heißt es § 2357. Sowie: „Homosexuelle sind zur Keuschheit gerufen“ (ebd.). Es sollen also homosexuelle Paare gesegnet werden, die in einer Art platonischen Freundschaft ohne Sexualität leben und … z.B. gemeinsam, brav Händchen haltend, Kaffee trinken…

3.
Die Segnung dieser sündigen Menschen hat überhaupt nichts mit einer Eheschließung zu tun, betonen die Herren der Kirche im Vatikan weiterhin. Der sehr bescheidene Ritus, von einem Priester geleitet, möglichst eher in Nebenkapellen und schon gar nicht in großen Kirchengebäuden, soll nicht im entferntesten an das Sakrament der Eheschließung erinnern. Nebenbei: Da werden manche Tiere in den katholischen Tiersegnungen in Kirchen (!) oder Autosegnungen oder Handy-Segnungen oder Walross – Segnungen durch den Erzbischof von Hamburg großzügig gestaltet:  LINK .

4.
Angesichts dieser von der Qualität und Bedeutung her eher lächerlich erscheinenden „Homo-Segnung“ ist die Aufregung vieler katholischer Bischöfe vor allem in Afrika irritierend. Man tut fast so, als hätte die Kirche nun endlich diese „Unmöglichkeit” begangen und auch die universell geltenden Menschenrechte (der Gleichheit z.B:) für ihre eigenen Mitglieder angewendet… was ja nicht der Fall ist.
Homosexuelle bleiben in katholischer Sicht „Glaubende zweiter Klasse“, man solle diesen armen Geschöpfen mit „Achtung, Takt und Mitleid“ begegnen (§ 2358, Katechismus). Papst Franziskus und seine Glaubensbehörde wollen mit ihrem Schreiben nur etwas netter und etwas freundlicher erscheinen…Aber es bleibt dabei: „Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen“ (§2359).

5.
Die katholische Tageszeitung LA CROIX (Paris) fürchtet jetzt, so wörtlich, dass angesichts des Widerstandes vieler afrikanischer Bischöfe „die Einheit der Kirche langfristig bedroht sein könnte“ (26.12.2023). Die Liste der widerspenstigen afrikanischen Bischöfe ist lang) Soll man diese sich Hirten nennenden Kleriker jetzt wie auch früher schon „Homo-Feinde“ nennen oder etwas sanfter Gegner der universell geltenden Menschenrechte?
Diese Herren der Kirche halten die moralischen Gebote und Weisungen der Bibel für wichtiger und entscheidender als die vernünftigen, allgemein und universell geltenden Menschenrechte. Kirchengebote also contra Vernunfteinsicht: Ein altes Drama der katholischen Religion. Und diese Klerus – Kirche zeigt wieder, wie sie auch jetzt aus der vernünftigen Entwicklung der Zeit gefallen ist; sie zeigt, dass sie allen Ernstes meint, mit ein paar netten Reförmchen („bescheidene Segnungen nun auch für Homosexuelle Sünder“) Interesse bei Homosexuellen für den katholischen Glauben und seine Segnungen zu wecken. Wenn katholische Homosexuelle in Europa in dem Zusammenhang noch etwas vom Papst erwarten: Dann die „Homo-Ehe“ als Form der Gleichberechtigung, diese Art von Segnungen sind jedenfalls eher lächerlich. Und trotzdem muss man sich mit diesem Thema befassen: Auch aus politischen Gründen.

6.
Wenn vor allem afrikanische katholische Bischöfe diese bescheidene Segnung für Homosexuellen in ihren Ländern ablehnen, dann unterstützen sie nur die menschenverachtende Politik und die verdorbenen Politiker in ihren Ländern, die Homosexualität verbieten und geoutet Homosexuelle verfolgen, quälen und zur Tötung durch die feindlichen Massen förmlich freigeben. DESWEGEN ist die Ablehnung dieser Segnungs – Erlaubnis von Homosexuellen durch afrikanische Bischöfe ein politischer Skandal, eine Schande für alle, für die universell geltende Menschenrechte selbstverständlich wichtiger sind als ethischen Weisungen aus mythologischen Texten der Bibel seit dem 5. Jahrhundert vor Christus (AT) bis ins 1. Jahrhundert (NT). Homosexuellen freundliche offizielle kirchliche Texte hat es seit Paulus nicht gegeben. Das Evangelium der Liebe galt nicht für diese „anders“ liebenden und anders lebenden Menschen. Die Homosexuellen wurden und werden als die Anderen verfolgt ….wie die vielen anderen „Anderen“, etwa die Juden. Nur ließ sich die Verfolgungsgeschichte der Juden besser dokumentieren als die Verfolgungsgeschichte der Homosexuellen durch die katholische Kirche. Bei den kirchlichen, in enger Verbundenheit mit den autokratischen Regimen im alten Europa geschehenen Verfolgungen Homosexueller „lohnte“ sich die Dokumentation nicht, Homosexuelle waren ja „Perverse“. Nur die perversen Priester und perversen Päpste wussten sich zu schützen und ihre Perversion heimlich zu leben, nur nicht öffentlich… LINK

7.
Es droht also ein Bruch der Einheit der katholischen Kirche, wie die angesehene katholische Tageszeitung La Croix schreibt.
Die Frage ist: Warum ist ein Bruch innerhalb der Kirche eigentlich schlimm?
Bestand eine Einheit denn auch vorher schon? Wurden die einstigen Kolonialkirchen gleichberechtigt von der europäischen, kolonisierenden Mutterkirche behandelt?
Wurden diesen Kirchen eigenständige Liturgien erlaubt?
Wurden ihre afrikanischen von dem sinnlosen Zölibatsgesetz befreit?
Nein, Einheit als Form der Gleichberechtigung, gab es bisher im Katholizismus sowie so nicht.
Wenn es nun zum Bruch mit Rom kommt, dann ist dies vor allem aus politischen Gründen eine Katastrophe. (Siehe Nr 6.)

8.
Auch die Anglikanische Kirchengemeinschaft droht seit vielen Jahren wegen der Gleichberechtigung von Homosexuellen in dieser Kirche auseinanderzubrechen. Anglikanische afrikanische Bischöfe sind strikt homo-feindlich…

9.
Ein vorläufige Liste des Widerstandes der Bischöfe gegen das päpstliche „Homo-Dokument“:

Zunächst: Der reaktionäre Kardinal Gerhard Müller lieferte gleich drei Tage nach der Publikation des Textes förmlich das Stichwort für seine homophonen „Mitbrüder“ weltweit: Müller sagte: „ Eine Realität zu segnen, die konträr zur Schöpfung ist, ist nicht nur unmöglich, sondern eine Gotteslästerung (Blasphemie). Ein Priester, der eine Homo-Paar segnet, begeht ein Sakrileg“ (La Croix, a.a. O).
Die Verurteilungen und Distanzieren vom Papst folgten sofort: „La Croix“ nennt die Länder, in denen Segnungen von katholischen Homosexuellen von den Bischöfen verboten sind: „Sambia, Malawi, Nigeria, Rwanda, Kamerun, Demokratische Republik Kongo, Ghana“ (ebd.) Weitere werden folgen, wie Kenia.
Kardinal Pengo von Tanzania war in seinem Homo-Hass soweit gegangen für seine hungernden Hetero-Familien zu fordern:Lieber verhungern, als Hilfe von Homosexuellen annehmen. Welch eine Schande… LINK.

In Europa haben such Ungarns Bischöfe gegen die Entscheidung des Papstes ausgesprochen, homosexuelle Paare zu segnen.

Man hat den Eindruck: Bischöfe in den Staaten, die Homosexuellen wenig Rechte gewähren oder Homosexuelle verfolgen und unterdrücken, folgen den Weisungen ihrer Staatschefs.

10.
Der Historiker und Journalist Christophe Dickes wird in La Croix zitiert: „In der gegenwärtigen Geschichte der Kirche ist es zum ersten Mal, dass ein ganzer Kontinent es explizit ablehnt, die Weisungen des Papstes anzuwenden“ (a.a.O). Und auch aus Asien gibt es Zurückweisung des Papstes: Die Bischöfe von Astana in Kasachstan (der Weihbischof dort, Athanasius Schneider, ist Mitglied im reaktionären „Kreuzorden“, inspiriert vom mysteriösen, versponnenen „Engelwerk“, Opus Angelorum) schreiben: „Wir untersagen den Priestern und den Gläubigen jede Form der Segnung homosexueller Paare“ (La Croix, 20.12.2023).

11.
Warum sind Afrikaner, auch und vor allem christliche Afrikaner, gegen die Homosexualität und verfolgen die Homosexuellen? Denn diese Ablehnung gilt eigentlich für fast alle, auch sich protestantisch nennende oder orthodoxen Kirchen in Afrika. Homophobie ist das eine ökumenische gemeinsame Dogma der vielen Kirchen Afrikas. Von Muslimen wollen wir hier an dieser Stelle schweigen, da geht es homo-freundlicher zu…
Ein weites Thema also. Nur einige Hinweise:
Die afrikanischen Christen wurden den europäischen Missionaren im 19.Jahrhundert mit europäischer Theologie und europäischer Moral konfrontiert und sie haben diese religiösen Ideologien übernommen: Und die sagten damals klar: Homosexuelle Handlungen sind Sünde. Sie müssen verboten werden.
Afrikanische Christen und Bischöfe halten daran bis heute fest, sie haben also die Entwicklungen der christlichen Moral und Lehre im 20.und 21. Jahrhundert nicht mitgemacht, vielleicht aus Ablehnung, dieser nun von „Neokolonialisten“ verbreiteten Reform – Lehre.
Aber auch andere kulturelle Einflüsse spielen eine Rolle für die Ablehnung homosexuellen Lebens in Afrika:
Der ausführliche Beitrag über Afrika in dem umfangreichen wissenschaftlichen „Dictionnaire de l` Homophobie“ (Edition Presse Universitaires de France, Paris, 451 Seiten, 2003) betont: Die in Afrika bis heute übliche Verfolgung von Homosexuellen und das Verbot von Homosexualität sowie die öffentliche Verachtung homosexueller Menschen dauert seit den „animistischen“, den ur-alten Traditionen. „Die Homosexualität wird gemäß den animistischen Traditionen von der Gesellschaft absolut verurteilt. Sie wird mit der Hexerei verbunden, sie wird als Perversion gegen die Natur verstanden… Der Homosexuelle verliert die Fähigkeit, Kinder zu zeugen, seine Identität ist total verwirrt… Auch heute sind Homosexualität sehr stark stigmatisiert in allen Ländern Afrikas.
Im Jahr 2002 wurde dem Erzbischof von Freetown in Liberia Homosexualität vorgeworfen. Und diese Homosexualität sei sogar verantwortlich für die Ermordung von fünf Nonnen innerhalb der Unruhen im Land“ So viel zu einem Beispiel geistiger Verwirrung dort… (S. 10 und S 13 in dem genannten „Dictionnaire…“). Es gibt in Afrika aber auch etliche Staaten, die keine Gesetze kennen, die Homosexuelle diskriminieren: Siehe Fußnote 1.

12.
Die Debatte um den vatikanischen Text, der nun die Segnung von homosexuellen Menschen und homosexuellen Paaren erlaubt, zeigt deutlich: Eine Einheit der römisch – katholischen Kirche besteht nicht mehr absolut und unbedingt. Sie zerbricht langsam. Diese Einheit wird noch von Päpsten und Bischöfen behauptet, aber sie ist eher ein Wunsch, die zentralistische Gewalt von Rom aus beizubehalten und durchzusetzen. Wo, bitte schön, wird das Zölibatsgesetz der Priester de facto denn noch gelebt? Der Vatikan weiß das, die Bischöfe weltweit wissen das, es ist weitestgehend nicht der Fall. Aber dieses verrückte Gesetz wird vom zentralistischen Vatikan und dem Papst beibehalten.

13.
Der Vielfalt der Kulturen und der Vielfalt von Werten wird die Einheitsdoktrin Rom nicht gerecht. Das haben schon Theologen seit 50 Jahren gesagt, man denke nur an die Studien des Theologen Walbert Bühlmann.
Dass alle Katholiken zuallererst und immer die universellen Menschenrechte wie ihre heilige Bibel hochschätzen und leben sollen, bleibt die zentrale Forderung. Zuerst die Menschenrechte, danach erste einige Lehren und Weisheiten der Bibel, kritisch interpretiert…

14.
Homophobie hat wie Antisemitismus oder Sklaverei oder Degradierung von Frauen oder Gewöhnung an das Hungersterben von Millionen Armer weltweit nirgendwo noch einen Platz. Dennoch muss unter diesen Bedingungen überlegt werden, WIE denn etwa die Gleichberechtigung von homosexuellen Menschen in der Kirche auch den Afrikanern vermittelt werden kann. Aufklärung und Bildung könnten da schon viel helfen. Haben homophobe Bischöfe jemals mit homosexuellen Christen gesprochen? Bitte mir Beispiele nennen…. Aber umfassende Bildung wiederum setzt voraus, dass Katholiken Aufklärung als umfassende kritische Bildung tatsächlich faktisch erleben: Darum, baut mehr Schulen anstelle von Kirchen in Afrika. Die Menschen braucht nicht Mega-Churches wie in Nigeria, sondern Mega-Schools. Die Mega – Churches nützen vor allem den geldgierigen homophoben so genannten Pastoren.

Fußnote 1: Mehr als die Hälfte der afrikanischen Staaten südlich der Sahara hat noch eine strenge Gesetzgebung, die Homosexualität unter Strafe stellt
Aber es gibt auch menschenfreundliche, humane Staaten in dieser Hinsicht:
Dazu gehören: Botswana (seit 2021), Gabun, (seit 2020) Angola (seit 2019): „Jede Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung ist verboten“. Auch Mozambique kennt keine diskriminierenden Gesetze (seit 2015), in Guinea-Bissau hingegen gibt’s diese humanen Gesetze schon seit 1993.Selbst wenn z.B. die Zentralafrikanische Republik oder die Demokratische Republik Kongo keine expliziten anti-gay-Gesetze haben, so herrscht doch doch ein repressives Klima gegen gays in diesen Staaten vor. Am weitesten entwickelt sind die Menschenrechte für gays in Südafrika, dort wird seit 2006 homosexuellen Paaren die Adoption erlaubt. (Quelle: Tageszeitung “La Croix”, Paris, Beitrag von Emmanuelle Ndoudi, am 27.12.2023.)

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

 

Walross wird vom Erzbischof gesegnet

Das Walross Raisa (Hamburg) erhält den Segen des Erzbischofs

Ein theologischer Hinweis von Christian Modehn

Auf dieser website haben wir seit 2010 diese kritikwürdigen Segnungen von Tieren, Autos, Oldtimern und Handys, Waffen, Gebäuden, durch die römisch-katholische Hierarchie dokumentiert, zur Lektüre klicken Sie hier.

Nun also ein weiteres Beispiel für eine in unserer Sicht irregeleitete, populistische, infantil wirkende kirchliche Praxis. Ein weiteres Kapitel, passend in die Vorbereitungen des Reformationsgedenkens 2017: Da sage einmal ein katholischer Bischof angesichts dieser Segnungen oder des Ablasses usw., er hätte von Luther gelernt …

Nun also zur Segnung des Walrosses Raisa am 29.6.2016. Warum diese Sach – und Tiersegnungen in unserer Sicht irregeleitet und geradezu zynisch sind, wird weiter unten erklärt.

Das Walross Raisa, eingesperrt im Hamburger Tierpark Hagenbeck, kniet förmlich und brav nieder in seinem steinigen Zoo-Gehege, assistiert und beruhigt von einer freundlichen Tierpflegerin, die offenbar die Rolle eines Ministranten übernommen hat: Das Walross empfängt den bischöflichen Segen, wie üblich mit Weihwasser, gespendet von keinem Geringeren als dem katholischen Erzbischof Stefan Hesse, ebenfalls Hamburg. Er hat sich für diese Form von Gottesdienst Zeit genommen, begleitet er doch Schüler im Zoo, damit sie lernen, mit Tieren respektvoll umzugehen, doch bitte schön auch im Zoo …

Der Bischof, wie bei wichtigen Amtshandlungen und Gottesdiensten üblich, steht da in vollem Ornat, mit Kreuz und Bischofskäppi, dem so genannten Pileolus, in violetter Farbe, natürlich angetan im Talar mit den 33 roten Knöpfchen, die an die 33 Lebensjahre des armen Mannes von Nazareth, Jesus, erinnern. „Möge Raisa glücklich sein und die Zoo-Fans weiterhin begeistern“: War dies vielleicht das Segens-Gebet? Oder gar: „Großer Gott wir danken wir für dieses ansehnliche Walross?“ Genaues wissen wir nicht. Jedenfalls wissen wir: Das Walross war lange Zeit das Symbol des NDR. Wurde nun gar der NDR symbolisch gesegnet, hoffentlich auch die Redaktion von Panorama..

In jedem Fall muss die viel dringendere, aber weiterführende Frage gestellt werden: Haben die Bischöfe auch die fertig gestellten Flüchtlingsunterkünfte gesegnet, damit sie mit Gottes Beistand Sicherheit gewähren angesichts der Attacken der sehr rechtslastigen und fremdenfeindlichen (oft christlichen) Gruppen? Ich habe von solchen Segnungen von Häusern bedrohter Menschen nichts gehört. Jedenfalls kann sich das Walross Raisa nun selig freuen, vielleicht ein bisschen katholisch fühlen. Gab es einen Festtagsschmaus? (um entsprechende Fotos zu betrachten: Etwa „Der Tagesspiegel“ vom 30. Juni 2016, Seite 24).

Meine theologische Meinung ist klar: Die römische Kirche will sich mit solchem Trallala anbiedern, sie will modern wirken, wenn sie alles nur Denkbare und Tierische segnet, also ausdrücklich in den schützenden Bereich göttlicher Wirklichkeit stellt. Waffen wurde ja immer schon gesegnet, mit denen katholische Franzosen im Ersten Weltkrieg ihre katholischen (oder evangelischen) Glaubensbrüder erschossen haben oder eben umgekehrt. Bald werden wohl Wahlurnen in Österreich gesegnet, damit bei einer Zweiten Präsidentenwahl alles bestens, göttlich, klappt. Warum sollten nicht auch Computer gesegnet werden, auf den der Osservatore Romano vorbereitet wird. Oder die Kontoauszüge der Milliarden-Euro-reichen Erzdiözese München?

Indem prinzipiell die gesamte Weltwirklichkeit, auch die Tiere, auch die Handys usw. gesegnet werden, sollen sie förmlich eintreten in den katholischen segnenden Raum. Man muss kein Religionskritiker sein, um zu sehen, wie mit diesem Segnungs-Wahn ein letzter verzweifelter Herrschaftsanspruch der Kirche über die Welt symbolisiert wird. Das ist unausgesprochen anwesend: Alles untersteht Gott, und die Kirche ist es, die dieses Unterstelltsein unter Gott feiert und verfügt.

Das alles wäre als skurrile Form der Theologie zu belächeln und als philosophisch-theologische Satire zu behandeln, wenn nicht explizit und ständig bestimmte Katholiken aus dem Segens-Bereich herausfallen würden, über den die katholische Kirche zu verfügen meint. Schon in früheren Beiträgen haben wir darauf hingewiesen, dass katholische homosexuelle Paare KEINEN Segen der sonst alles und jedes segnenden Kirche erhalten. Homosexuelle Liebe ist nicht gesegnet, also nicht gewollt. Homosexuelle Ehen natürlich ebenfalls nicht. Es ist diese dogmatische- fundamentalistische Dreistigkeit, mit der die segnenden Hierarchen bestimmte Menschen aus dem göttlichen Bereich des Segens ausschließen. So, wie sie wiederverheiratet geschiedene heterosexuelle Paare von der Teilnahme an der Kommunion ausschließen. Das liegt alles auf derselben Linie des theologischen Machtwahns der Hierarchie.

Wer spricht heute noch davon? Die Theologen an den Unis schweigen dazu, wahrscheinlich sind sie dankbar, dass gerade ihre bestens ausgestatteten Büros gesegnet wurden oder ihre Kugelschreiber. Wann werden endlich Banken gesegnet, wann die wallstreet? Sind wirklich schon alle Parteibüros aller Parteien gesegnet? Welche Parteien sind vom Segen ausgeschlossen? Ist der Bundestag gesegnet, wenn ja, von wem? Arbeitet Kanzlerin Merkel in ihrem Amt unter katholischem Segen? Fragen über Fragen…

Uns interessiert das Thema einzig aus religionskritischem Interesse. Es gibt wahrlich sehr viel Wichtigeres. Die Segnung des Walrosses Raisa zeigt nur, welchen doch zeitaufwendigen Blödsinn manche Hirten (Bischöfe) begehen. Man wird sich entschuldigen, die lieben Kinder aus katholischen Schulen wollten das doch so.

Nebenbei: Falls es noch katholische homosexuelle Paare gibt, die trotz dieses Ausschlusses von Segnungen immer noch katholischen Segen für ihre Liebe und ihre homosexuelle Ehe wünschen: Da gilt unser Vorschlag: Sie mögen sich bitte bei einer der üblichen Autosegnungen einfach in ein Auto setzen. Sie werden dann, so Gott will, mit dem Auto irgendwie indirekt mit-gesegnet. Sie sollen sich bitte nur nicht küssen, wenn der Bischof, Weihwasser spritzend, an dem Auto vorbeigeht. Ich verbürge, dass diese indirekte Segnung im Auto zwar unerlaubt, aber gültig ist, um eine feine Nuance des Katholischen Kirchenrechts zu verwenden.

Noch ein Hinweis: Wer als homosexuelles Paar in seiner Ehe dann doch noch unbedingt gesegnet sein möchte, kann sich gern sich an protestantische Kirchen wenden, in ökumenischem Geist segnet etwa die Remononstranten Kirche in Holland seit 1987 (!) homosexuelle Paare, gleich welchen christlichen Bekenntnisses. So ist das: Die einen segnen halt ihre Walrösser, die anderen alle liebenden Menschen. So einfach ist es manchmal in der Ökumene.

Einige LeserInnen fragten: Habt Ihr etwas gegen Tiersegnungen? Der heilige Franziskus soll doch den Vögelchen so hübsch gepredigt haben… Natürlich ist es wichtig, eine Spiritualität und Philosophie der “Mutter Erde” zu pflegen. Aber diese Schöpfungsspiritualität hat sehr viel mit Politik zu tun: Wir meinen: Der beste “Tiersegen” ist heute umfassender Tierschutz und Bewahrung der vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten; der beste Segen für Tiere ist artgerechte Tier-Haltung, ist drastische Reduzierung des Fleischkonsums, ist Neugestaltung unserer Ernährung, Ende der Tierquälerei, und Ende der Abholzung von Regenwald am Amazonas und anderswo, bloß um Viehfutter für die reiche Gesellschaft des Nordens zu erzeugen. Ein echter Segen für Tiere wäre auch: Ende der maßlosen und Milliarden Euro (für Tiernahrung) verschlingenden Verwöhnung von Schoßhunden und süßen Kätzchen in den reichen Ländern. Stattdessen: So viel gute Nahrung und so viel Geld bitte den Hungernden, den Menschen, geben. Wir könnten uns auch “normal” an unseren Tierchen erfreuen… wenn wir denn schon keine Menschen haben (wollen), die sich um uns “kümmern” oder um die wir uns sorgen wollen.

Wenn schon Tier/Sach/Auto-Segnungen durch Erzbischöfe und Co.: Dann bitte vor allem Segnungen von expliziten Sozialprojekten, wie den ultra bescheidenen Flüchtlingsunterkünften in Deutschland, die den göttlichen Segen und absoluten Schutz brauchen, angesichts rechtsextremer Gewalt. Solche Segnungen können geschehen in einem offenen ökumenischen und inter-religiösen Vollzug. Dafür gibt es noch kein Modell, wurde noch nicht probiert.

Und vor allem noch einmal: Es gibt heute in dieser Welt sehr, sehr viel Dringenderes zu tun, als Walrösser zu segnen.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.