Kardinal Woelki in der Kritik

Neues zu Kardinal Woelki (5. August 2013)

Der “Religionsphilosophische Salon” befasst sich vom Thema her sozusagen “notgedrungen” (und der Salon – Tradition verpflichtet) gelegentlich auch mit Religionskritik. Es gehört auch zum philosophischen “Geschäft”, die religiöse Realität heute im Blick zu behalten, zumal in Berlin, wo unser Salon seit 6 Jahren “beheimatet” ist und mit bisher 65 Veranstaltungen in die Öffentlichkeit getreten ist, als eine “unabhängige philosophische Basisinitiative”. Theologisch sind wir an der liberalen protestantischen Tradition besonders interessiert.
Nun werden wir angesichts einer interessanten Publikation in “Der Tagesspiegel” vom 5. August 2013, zur Lektüre dieses Beitrags von Claudia Keller klicken Sie bitte hier gefragt, wie denn am einfachsten die früher im “Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon” publizierten Beiträge über Kardinal Rainer Maria Woelki zu finden sind. Wir bieten wegen dieser vielfältigen Fragen einen Link zum Thema “Mit Bischof Woelki ins Getto” (2011) und einen Beitrag (von 2012) über den wissenschaftlichen Umgang des Dr. theol. Woelki (Dr. Titel erworben an der römischen Opus Dei Universität Santa Croce) mit dem maßgeblichen Konzils – Theologen Prof. KARL RAHNER SJ, zur Lektüre dieses Beitrags klicken Sie bitte hier.
Wir hoffen auf diese Weise, das kritische Bewußtsein zu fördern. In dem empfehlenswerten Beitrag von Claudia Keller drückt sich auch die Enttäuschung einer Journalistin aus, die offenbar monatelang Kardinal Woelki für einen “progressiven Bischof” gehalten hatte und dies auch schrieb, weil er etwa die nette Geste zeigte, einmal offiziell mit Homosexuellen wenigstens zu reden. Dabei sagte er inhaltlich: Ihr seid ja ganz liebe Menschen, und schön, wenn ihr als Freunde Verantwortung füreinander übernehmt. Aber die eigentliche Lehre ist und bleibt: Die offizielle Lehre ist gegen eure praktizierte (!) Liebe und Sexualität. Mit anderen Worten: Wir Bischöfe sind so frei, euch die prakizierte Liebe zu verbieten, erst recht die völlig normale Homoehe und die selbstverständliche Kinderadoption durch Homo – Eheleute.
Interessant und bedenkenswert ist u.a. ein Zitat in dem Tagesspiegel Beitrag von Claudia Keller. Da äußert eine ältere Katholikin die treffende Erkenntnis angesichts der weiten Wege, um überhaupt noch eine katholische Messe zu erreichen, wenn immer mehr Gemeinden “aufgelöst” werden: Sie sagt also: “Dann gehen wir eben zu den Protestanten”. Ein Satz, eine Idee, ein Vorschlag, der im Umfeld des Luther Jubiläums 2017 mindestens eine Veranstaltung in einer katholischen Akademie (Berlin) verdiente… Wir haben schon vor 2 Jahren geschrieben: Man muss nicht Opus Dei Mitglied sein, um genauso wie das Opus Dei zu denken und zu handeln, zumal, wenn man an der Opus Dei Universität einen Dr. Theol. erworben hat.
Gern weisen wir – ebenfalls nur aufgrund einiger Nachfragen – darauf hin, dass im Erzbistum Poitiers, Frankreich, unter Bischof Albert Rouet das Experiment gewagt wurde, möglichst alle vorhandenen Kirchengebäude (in den Dörfern etwa) weiterhin für katholische Gottesdienstes zu nutzen, selbstverständlich mit Sonntags – Gottesdiensten, die dann von Laien offiziell geleitet werden. Dieses “Modell Poitiers” (bedingt auch dort durch den Mangel an zölibatär lebenden Priestern) fand viel Beachtung in Deutschland, aber aufgrund dogmatischer Erstarrung hier keine “Übersetzung” und “Umsetzung”. Der viel beachtete Bericht über das Modell Poitiers “Laien leiten Sonntagsgottesdienste” erschien in der empfehlenswerten Zeitschrift PUBLIK FORUM. Zur Lektüre dieses Beitrags klicken Sie bitte hier. Der Link zu Publik – Forum: Klicken Sie hier.
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Laien leiten katholische Gemeinden in POITIERS, Frankreich.

Gegen den Trend

Im französischen Bistum Poitiers leiten Laien die Gemeinden. Hier ist der Weg von unten die Antwort auf die Kirchenkrise

Von Christian Modehn.

Dieser Beitrag wurde im Jahr 2009 publiziert. Inzwischen gab es einen Wechsel in der Leitung des Erzbistums Poitiers, nach der altersbedingten Pensionierung des sehr verdienten und mutigen Erzbischofs Albert Rouet. Er hat das Programm “Laien leiten Gemeinden” und “Laien leiten Sonntagsgottesdienste mit Kommunionempfang (!)”  entworfen und immer unterstützt. Manche sahen in dem (unten beschriebenen Projekt) eine Chance, auch kleine Gemeinden, auf dem Land zumal, lebendig zu erhalten und mit dem üblichen (und bei dem zunehmenden Mangel an Priestern für die Gemeinden zerstörerischen) dominanten Klerus-Modell endlich Schluss zu machen. Der neue Erzbischof ist seit 2012 Pascal Wintzer. Er baut dieses stark auf die verantwortliche Mitwirkung der Laien setzende Modell langsam ab und kehrt zur römisch willkommenen Klerus-Vorherrschaft in den Gemeinden wieder zurück. In der vorzüglichen Studie “Trombinoscope des Eveques 2016-2017 (Edition Golias, Villeurbanne, Nov. 2016) wird jeder (!) französische Bischof, wie es sich journalistisch gehört, krititisch, also nicht kirchenabhängig, gewürdigt. Auf den Seiten 316 bis 320 wird über Erzbischof Pascal Wintzer, Poitiers, berichtet; der Beitrag über ihn hat den bezeichnenden Titel “Fossoyeur”, also Totengräber … für diese neuen Gemeindeformen. In diesen Tagen tritt eine Synode in Poitiers zusammen, dort treffen sich die Katholiken, die dem Erzbischof treu ergeben sind (“identitaires”, wie die “Trombinoscope” S. 320 berichtet. Sie sollen die Laien ablösen, die noch für das Laien-Gemeinde-Modell eintreten, schreiben die Autoren der “Trombinoscope” (= “Jahrbuch”)…Wir empfehlen allen Interessierten dieses in unserer Sicht einmalige Buch über den realen Zustand der französischen Hierarchie. Und bitten alle, die enthusiastisch einst die unten notierten Zeilen gelesen haben, und das sind auch in Deutschland viele, mit ihrer (üblichen) Frustration fertig zu werden. Im Reformationsgedenken 2017 gilt das Motto: Der Klerus beherrscht die römische Kirche … nach wie vor. Insofern bleibt Luther aktuell…

Ergänzung im November 2016: Die Gemeinden in Frankreich sterben aus, weil der Klerus ausstirbt. So einfach ist das. Und so schlimm, wenn man an den Tod der Kommunikation dadurch in den Dörfern und den möglichen Verlust an Spiritualität denkt. Über jüngste (2016) Entwicklungen, zum Thema, im Bistum Tulle (Corrèze) klicken Sie hier.

Der publizierte Text von 2009:

Die Vergangenheit wirkt so beruhigend, weil sie tot ist.« Albert Rouet, Erzbischof von Poitiers im Westen Frankreichs, liebt klare Worte, wenn er von der »Pfarrgemeinde« als Organisationsform kirchlichen Lebens spricht: Sie ist für ihn überholt. »Bei der Pfarrei ging es seit Jahrhunderten um Macht: Die Priester bestimmten alles. Jetzt sind sie noch mehr überlastet. Ständig müssen sie Messen feiern. Eine grundlegende Erneuerung ist so nicht möglich.« Weiterlesen ⇘