Gott um Gottes willen lassen. Ein Salonabend über Meister Eckart am 30.5. 2014

Gott um Gottes willen lassen: Ein Gespräch über einige wichtige Einsichten Meister Eckarts. Ort: Galerie Fantom, Hektorstr. 9, Berlin-Wilmesdorf. Beitrag: 5 Euro.
Siehe den ausführlichen Beitrag zum Thema, klicken Sie bitte hier.

Anmeldung erbeten an: christian.modehn@berlin.de   Nach der Anmeldung folgen einige Hinweise, Texte, zur Einstimmung.

Wir weisen hier schon einmal auf einige Aussagen von Tomas Halik hin, der ja bekanntlich in seinen Büchern die Mystik, und damit auch die Philosophie Meister Eckarts, als seine eigene spirituelle und theologische Haltung beschreibt. In der weithin (manche sagen absolut) säkular erscheinenden Gesellschaft Böhmens zumal sieht Halik gerade in der “mystischen Philosophie” durchaus Anknüfungspunkte für Gespräche zwischen Glaubenden und sogen. “Nichtglaubenden”.

In seinem neuen Buch “All meine Wege sind dir vertraut. Von der Untergrundkriche ins Labyrinth der Freiheit” (Herder 2014) schreibt er auf Seite 322 f.:” Meister Eckart sagt: Gott ist wirklich nichts. In der Welt der seienden Dinge, der vielen Etwas, finden wir ihn nicht. Gott ist nicht ein Bestandteil davon, er ist kein Etwas. Er ist auch nicht das höchste Sein. Und nun kommt die Hauptsache: Damit du Gott begegnen kannst, der nichts ist, muss du auch selbst zuerst zu =nichts= werden, zu niemand. Das bedeutet, sich auf kein Etwas zu fixieren, sich mit keiner Sache zu identifizieren – nicht mit Besitz, mit einer sozialen Rolle, aber auch nicht mit gesitigem Eigentum, mit Wissen. Innerlich frei zu sein, bedeutet an keinen Idolen und Götzenbildern zu hängen. Auch unsere Vorstellungen von Gott, unsere Begriffe und Definitionen können solche verdinglichenden und in die Irre führenden Götzenbilder sein. Gott ist nichts und du werde zu niemand, frei von allem Verhaftetsein, auch von dir selbst entleert. Erst dann wirst du Gott begegnen – =wie ein Nackter einem Nackten=”.

Soweit der Prager katholische Theologe und Soziologe Prof. Tomas Halik.

In unserem newsletter om 15. Mai 2014 hatten wir u.a. geschrieben:

Diesmal geht es um eine Mitte der Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie, um ein Verständnis der Forderung des mittelalterlichen Philosophen Meister Eckart (aber bitte: Mittelalter hier selbstverständlich nicht mit „finster“, „dunkel“  etc. assoziieren, sondern eher mit „modern“). Meister ECKART, war Dominikaner-Philosoph, lebte in Erfurt, Paris, Köln von 1260 – 1328. Er schrieb in seiner Predigt (Über die Armut) zweimal die bewegenden und erschütternden Sätze: „Darum bitten wir Gott, dass wir =Gottes= ledig werden (also von ihm befreit werden)…“ Und an anderer Stelle in derselben Predigt: “Darum bitte ich Gott, dass er mich Gottes quitt (also leer) mache“.

Nach einer einleitenden Erklärung von Christian Modehn könnten wir fragen: Was meint Eckart, wenn er Gott selbst bittet, ihn von Gott zu befreien? Ist das Atheismus, verbirgt sich da Nihilismus? Ist da von zwei unterschiedlichen Erfahrungen Gottes die Rede? Zielt seine Forderung auf ein radikales Aufgeben, auf ein Los- Lassen von allem Weltlichen? Erich Fromm hat diesen Aspekt entdeckt.

 

Gibt es da eine “Relevanz” für uns? Nur ein Hinweis vorweg: Die Bedeutung könnte größer kaum sein: Meister Eckart liegt daran, die Todesangst zu überwinden. Sind wir doch in seiner Sicht im Wesentlichen göttlich, ewig, deswegen im Wesen, nicht als Leib, unsterblich.

 

Der Philosoph Kurt Flasch hat in seinen zahlreichen neuen und berühmten Studien zu Meister Eckart darauf hingewiesen, Eckart nicht als Mystiker, nicht als frommen Schwärmer, zu verstehen, sondern als Philosophen. Die Erkenntnisse, die er vorlegt, sind begründbar, argumentativ zu erschließen, es sind keine Glaubenssachen.

 

Wir wollen uns mit der deutschen Predigt „Beati pauperes“ befassen, sie führt in noch weitere spekulative Tiefen, das verspricht also ein spannender Abend, durchaus konzentriert, zu werden.

 

Wir schlagen vor, wenn es denn geht, mit der persönlichen Lektüre dieses zweifelsfrei nicht einfachen Textes zu beginnen. Die erste Fremdheit eines Textes kann ja auch faszinieren, muss nicht “stören”. Lesen Sie wenigstens diese eine Predigt, es sind etwa 4 Seiten!!

 

Den Text dieser Predigt „Beati pauperes“ gibt es im Internet in einer alten Übersetzung zum Herunterladen: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Predigten/16.+Von+der+Armut    Diese Predigt „beati pauperes spiritu“ befindet sich auch in 2 Büchern, die man auch antiquarisch kaufen kann für weniger als 5 Euro: Einmal im Insel Verlag als Taschenbuch: „Meister Eckart Mystische Schriften“, hg. von dem berühmten Gustav Landauer, da sieht man die enorme Breitenwirkung Eckarts: Landauer war anarchistischer Sozialist, Vertreter der Räte-Bewegung, er wurde im Gefängnis von seinen Feinden totgetreten…Gustav Landauer sagte von Eckart: „Er muss als Lebendiger auferstehen“…. Und das ist er…    Ebenso empfehlenswert ist die Textsammlung des Germanisten Josef Quint, Deutsche Predigten und Traktate, Diogenes , antiquarisch ab  3,50 Euro.  Natürlich kann man beide Bände auch neu kaufen! Allein diese Verbreitung von Eckarttexten zeigt, dass er heute als Zeitgenosse wahrgenommen wird. Auch der Spezialist für Gestalt – Therapie, Stefan Blankertz, hat ein sehr lesenswertes, eher meditatives Buch herausgegeben: Meister Eckart, Heilende Texte. Im Peter Hammer Verlag. Vom „Gestaltsalon“ seiner Frau Gabriele Blankertz in Prenzlauer Berg haben wir ja schon (empfehlend!) berichtet. 

 

Wer sich anmeldet für unseren Salon am 30.5.2014  erhält von mir noch eine kleine Lesehilfe zugesandt. Anmeldung an: christian.modehn@berlin.de

 

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