Dämpfer für Hitzköpfe und Unterkühlte.
Ein Lob der Lauheit
Von Christian Modehn – Eine Radiosendungin WDR 3 um 8.30 bis 9.00.
Wer den Normen religiöser Autoritäten nicht entspricht, wird von ihnen gern „lau“ genannt: Wahre Bekenner sollten glühen, zur Hingabe, möglichst zum Martyrium, bereit sein. Der Autor des neutestamentlichen Buches „Apokalypse“ will die „Lauen“ gar „ausspeien“, also vernichten. Heute reagieren die Menschen darauf eher gelassen: Sie gehen ihren „lauen Weg“ der Mitte“. Und der ist alles andere als mittelmäßig oder von Gleichgültigkeit geprägt. „Laue Menschen“ möchten nur nicht spirituell verglühen, wollen ein religiöses „burn out“ vermeiden. Ein desinteressiertes, „erkaltetes Herz“ kommt für sie aber auch nicht in Frage. Ihnen gelten Toleranz, Respekt und Nachsicht als oberste Tugenden. Das Freund – Feind – Denken weisen sie zurück und das radikale „Entweder – Oder“ lösen sie auf – zugunsten eines friedvollen „Ja – Aber“.
> Michael aus Münster schrieb: (Eingereicht am 30.07.2012 um um 18:20 Uhr am Montag, 30. Juli 2012):
> gerade habe ich die Sendung Lob der Lauheit gehört: > http://www.wdr5.de/sendungen/lebenszeichen/s/d/29.07.2012-22.35.html
> Anders als früher wird heute
> im immer noch katholisch dominierten
> Münsterland durchaus scharf gegen laue
> Christen gepredigt, was aufstößt.
> Einige Predigten haben sogar Wagenburg-artigen Charakter.
> In Münster, der Stadt der Täufer, und im Münsterland wirkt sowas abstossend,
> insbesondere, wenn die Prediger – wie meist – keine rhetorischen Leuchten
> sind oder der Sermon als Doppelmoral daherkommt.
> Man kann diese Predigten auch als Reflex auf Kirchenkritik an
> Schließung und Abriss von Kirchengebäuden nehmen,
> wo die Kirchenhierarchie-Kämmerer sich wie ein Landlords
> aufführen und sich weigern, die mittels Lohnverzicht
> über die Kirchensteuer hinaus *aller* Ansässigen in den 50ern erbauten Gebäude
> den klammen Komunen zu finanzierbaren – nicht marktwert orientieren – Preisen
> für gemeinnützige Ziele zugänglich zu machen.
> Arm sind die Bistümer in den von den Kirchenschließungen betroffenen, früher
> erzkatholischen Gegenden – wie das Münsterland – nicht, man konnte die Schulden
> des Bistums Berlin aus der Portokasse bezahlen.
> Die Lauheit könnte z.B. mal als fehlende Transparenz in den Finanzen der im
> Reichshauptdeputationsschluss 1803 säkularisierten Bistümer bekämpft werden.
> Was da brennt, sind nicht die Herzen, sondern die Belege, Überweisungsträger und
> in nur kleinsten Kreisen bekannten Bilanzen.