Afrika-Haus in Berlin-Moabit seit 25 Jahren aktiv: Berlin – ein postkoloniale Metropole.

Ein Gastbeitrag von Oumar Diallo

Das Afrika-Haus in Berlin Moabit ist seit 1993 der Sitz des Farafina e.V. und ein Ort des transkulturellen Austauschs und der politischen Bildung. Mit vielfältigen Veranstaltungen und Projekten hat sich das Afrika-Haus über die Grenzen der Hauptstadt hinaus in den vergangenen 25 Jahren viel Anerkennung als ein Ort für Begegnung und Bildung erworben. Anlässlich des Jubiläums, zu dem auch Stephan von Dassel, Bezirksbürgermeister von Berlin Mitte erwartet wird, erfolgt die Eröffnung der ersten Dauerausstellung des Afrika-Hauses zur Kolonialgeschichte Berlins.

Begonnen hatte alles in der Bochumer Straße 25 im Berliner Ortsteil Moabit. Hier gründete Oumar Diallo, diplomierter Soziologe aus dem westafrikanischen Guinea am 06. November 1993 den gemeinnützigen Verein Farafina e.V. und eröffnete das „Afrika-Haus“, zunächst als afrikanisches Restaurant und Kulturzentrum. Schnell entwickelte sich die Einrichtung zu einer Begegnungsstätte mit unterschiedlichen Angeboten an die damals etwa 11.000 in Berlin lebenden Afrikaner. Inzwischen leben fast 31.000 Menschen aus afrikanischen Staaten in der Hauptstadt.

Der Verein wollte von Beginn an mit seiner Arbeit Interesse und das Bewusstsein für Geschichte und Gegenwart Afrikas wecken, lebendige Beziehungen zwischen Menschen aus verschiedenen Nationen ermöglichen und damit einen Beitrag zum toleranten Miteinander und zur besseren Verständigung ganz unterschiedlicher Kulturen leisten. In loser Folge wurden seit dem Veranstaltungen angeboten, zu denen Filme, Lesungen, Musik und Theateraufführungen ebenso gehören wie Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Workshops und Diskussionsrunden. Mit der Zeit kamen auch Beratungsangebote an alleinstehende und ältere Menschen afrikanischer Herkunft z. B. bei Behördengängen oder anderen Fragen des persönlichen Alltags hinzu.
Vor etwa 10 Jahren gab Oumar Diallo den Restaurantbetrieb auf, um sich mit seinem Team ganz auf die Aufarbeitung kolonialer Geschichte in Berlin, auf Politik, Literatur und Philosophie Afrikas und die afrikanisch-europäischen Beziehungen zu fokussieren. In diesem Zusammenhang wird, anlässlich des Jubiläums des Vereins am 06. November, erstmals eine Dauerausstellung mit dem Titel:

Berlin: Eine (post-) koloniale Metropole

als ein Beitrag zur geschichtswissenschaftlichen Aufarbeitung eröffnet. Gleichzeitig werden an diesem Abend fünf Vertreter der afrikanischen Diaspora, die aus je einer der fünf Regionen Afrikas (Nord-, West-, Ost-, Süd- und Zentralafrika) stammen, für jeweils „ihre“ Region ein Zukunftsszenario vorstellen. Diskutiert werden unterschiedliche Varianten für eine nachhaltige Entwicklung in der entsprechenden Region in Zeiten von Klimawandel und Globalisierung. Das Ziel soll es sein, zu einem verstärkten Nachdenken über gemeinsame wie unterschiedliche Potenziale der fünf Regionen Afrikas zu gelangen, um so zu einer sozio-ökologisch nachhaltigen Entwicklung in der Zukunft beizutragen.
Seit nunmehr 25 Jahren funktioniert die Arbeit des Afrika-Haus durch die ehrenamtliche Tätigkeit von Vereinsmitgliedern und Freunden des Hauses. Träger des Afrika-Hauses ist der Verein Farafina e.V. Farafina bedeutet in der Sprache des westafrikanischen Volkes der Malinke „Afrika“ und steht für die Gemeinschaft im Zusammenleben verschiedener Ethnien. In Zusammenarbeit mit den Berliner Jobcentern ist das Afrika-Haus immer wieder Einsatzort für sogenannte „finanzierte Bürgerarbeit“ bzw. „Arbeitsgelegenheiten“ und auch Studierende können hier bei Interesse ihre Praktika absolvieren. Hinreichend Eigenmittel für feste Mitarbeiterstellen können nicht aufgebracht werden, aber seit Anfang 2016 verstärken vier vom Jobcenter finanzierte Helfer die personelle Situation im Afrika-Haus.

Das Afrika-Haus konnte sich somit zu einer Institution in der Berliner Kulturlandschaft entwickeln. Über vielfältige Aktivitäten gelang es dem Team und seinen Unterstützern, den afrikanischen Kontinent transparenter zu machen, aktuelle Herausforderungen zu thematisieren und auch zu Lösungen beizutragen sowie insbesondere den Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen zu fördern. Dafür sprechen nicht zuletzt die Auszeichnungen mit dem Integrationspreis 2003 der BVV Berlin Mitte und eines Hauptstadtpreises für Integration und Toleranz der Initiative Hauptstadt Berlin e.V. 2016.

Ansprechpartner für weitere Informationen:   http://www.afrikahaus-berlin.de/

Oumar Diallo

Telefon: 030 392 20 10