Die PapstWAHL: Es gibt doch ein wenig Demokratie in der katholischen Kirche

Hinweise zu einer bevorstehenden Papstwahl
Von Christian Modehn am 23.3.2025

Das Motto: “Wenn schon bei der Papstwahl (WAHL!) minimale demokratische Grundsätze üblich sind, dann kann es ja eigentlich in der Kirche insgesamt nur besser werden…das heißt: Dann könnte doch “eigentlich” die ganze Kirche demokratisch organisiert werden, den universell geltenden Menschenrechten verpflichtet.” Absolute Utopien zu äußern, ist in der katholischen Kirche noch ein letzter Rest von positiver Verzweiflung…

1.
Bald wird wohl eine Papst-WAHL stattfinden. Und man glaubt es kaum: Es ist tatsächlich eine WAHL.
Also gibt es doch ein ganz klein wenig Demokratie in der katholischen Kirche?

2.
Dass die römisch -katholische Kirche keine Demokratie ist und wohl niemals eine Demokratie sein wird, haben Päpste immer gelehrt. Zuletzt noch Papst Franziskus, als er ins einem Buch „Leben“ (S. 64) erklärte:„Die Kirche ist, wie ich häufig genug sagte, kein Parlament“! Welche Regierungsformen haben kein Parlament? Alle autoritär regierten Regime…
Die Herren der Kirche sind also felsenfest überzeugt: Christus als Stifter der Kirche will als Regierungsform die absolutistische Monarchie des Papstes.

3.
Dazu gibt es zahllose hilflose, aber kritische Erläuterungen: In der katholischen Wochenzeitung “Kirche und Leben“ (Münster) schreibt der katholische Pfarrer Stefan Jürgens sehr richtig und treffend: „Die katholische Kirche ist eine absolutistische Monarchie. Sie wird regiert von Papst und Bischöfen, deren Autorität aufgrund der Weihe als unumstößlich gilt. Dadurch können sie so viel Schaden anrichten, wie sie wollen: Sie bleiben im Amt… Nichtgeweihte Katholiken bleiben abhängige Untertanen.“ Quelle: LINK

4.
Ein ganz klein wenig Demokratie gibt es aber doch noch in dieser Kirche: Wenn ein neuer Papst gewählt werden soll, also in der Konklave, gibt es wirklich etwas Demokratie, weil das elementare Wählen – Dürfen zur Demokratie gehört. Wenn heute, am 23. 3.2025, ein Papst gewählt werden müsste: Dann würden sich 138 Kardinäle „unter 80 Jahren“ an der Wahl beteiligen dürfen. Noch ältere Herrschaften scheiden als Kandidaten aus.

5.
Aber: Die Wahlmänner, die Kardinäle, sind nicht vom Kirchenvolk gewählt worden. Sie wurden in einsamen und durchaus willkürlichen Entscheidungen einzig des Papstes in dieses Wählerkollegium berufen. Einzig nicht demokratisch bestimmte alte Herren, meist auch gar nicht wirkliche Repräsentanten der Glaubenden in ihren Bistümern, wählen also… Dies ist nicht gerade ein starkes Symbol für Demokratie…

6.
Aber, wie gesagt, der Papst wird in der Sixtinische Kapelle des Vatikans von Kardinälen gewählt: Ein bißchen demokratisch mutet die – selbstverständlich vom Papst allein bestimmte – Regelung der Wahl an: Wenn sich nach 34 Wahlgängen (sic) die offenbar zerstrittenen Kardinäle auf keinen Papst – Kandidaten einigen konnten: Dann soll eine Stichwahl stattfinden zwischen den zwei an absolut vorderster Stelle Platzierten. Als zum Papst gewählt gilt, wer eine qualifizierte Mehrheit erreicht hat. Sollte es gar nicht erst bis zu den nun wirklich unwahrscheinlichen 34 erfolglosen Wahlen kommen, dann gilt: Gewählt ist der Kardinal zum Papst, der eine Zweidrittelmehrheit (!) auf sich vereinigen kann.

6.
Noch einmal: Der Papst wird also nicht von seinem Vorgänger ernannt; es sucht kein Gremium, wie bei der Nachfolge des Dalai Lama, Hände ringend in den Dörfern und Städten nach einem geeigneten (jungen?) Kandidaten. So viel Esoterik mag selbst der Vatikan nicht.

7.
Auch das ist doch demokratisch in dem Konklave: Es gibt ganz offen und offiziell zugegeben Parteibildungen unter den Kardinälen: Die einen sind theologisch konservativ bzw. reaktionär, die anderen nicht ganz so konservativ. Und die kämpfen gegeneinander, auch schon, solange ein Papst lebt.

8.
Es gibt sogar so etwas wie Wahlpropaganda: Vor den eigentlichen Wahl – Sitzungen werden von einigen Kardinälen kurze Statements gehalten, in denen die besonders auffälligen Papstkandidaten Vorstellungen ihres „Programms“ skizzieren. Kardinal Bergoglio soll einen ziemlich radikalen Kurz – Vortrag in diesem Vor – Konklare gehalten haben: „Die Kirche solle aus sich selbst herausgehen und sich öffnen“, war die Hauptaussage (Fußnote 1).

9.
Gar nicht demokratisch hingegen ist die absolute „höchste Geheimhaltungsstufe“ während des ganzen Konklave: Nur Kardinäle sind anwesend, der ganze Wahl- Saal ist abgeschotte, kein Journalist ist als Beobachter dabei. Demokratische Transparenz ist ausgeschlossen. „Die Fenster werden geschlossen, alle Funknetze abgeschaltet“, beschreibt Papst Franziskus die eigene Wahl zum Papst in seinem Buch „Hoffe“, Seite 241. LINK

10.
Die äußerst bescheidenen demokratischen Elemente der Papstwahl werden allerdings von einer theologischen Frage gestört: Denn nach katholisch – theologischer Überzeugung, ist es der heilige Geist, die dritte Person der göttlichen Trinität, die die Wahl des neuen Papstes letztlich leitet und bestimmt. Im üblichen Prozedere der Papstwahl handelt also indirekt Gott selbst durch die Kardinäle: Die aber dann üblicherweise mit Zweidrittelmehrheit einen der ihren zum Papst wählen. Also ein bißchen mag Gott wohl auch demokratische Mehrheitsentscheidungen! Diese göttliche Vorliebe für etwas Demokratie gilt allerdings nur bei der Papstwahl. Wenn Laien etwa in Mehrheitsentscheidungen einen Priester zum Bischof wählen wollen…. Nein, das geht ja nun gar nicht… Das will Gott nicht! Niemals! Sagen die auf Gottes Seite sich glaubenden Kleriker.

11.
Das Problem ist nur: Wie gottverlassen sind dann eigentlich die Kardinäle der Mindeheit, die diesen Kardinal gerade nicht zum Papst wählten? Und wenn wirklich einmal 34 Wahlgänge notwendig sind, um den Pontifex maximus zu wählen: Hat dann der heilige Geist förmlich gestreikt? War Gott zu schwach? Waren die Herren Kardinäle zeitweise gottverlassen?

12.
Der heilige Geist wird in der Bibel oft als ein Wehen oder ein Windhauch, sogar als Sturm zu Pfingsten, beschrieben. Auch dafür gibt es in dieser Kirche jetzt noch materiell – sichtbare, geradezu wunderbare Restbestände. Denn die Wahlergebnisse der in der Sixtinischen Kapelle wählenden Kardinäle werden mitgeteilt durch das Wehen von Rauch aus einem häßlichen Schornstein: Grauer Wind (also sozusagen ein bißchen grauer heiliger Geist) signalisiert die fehlgeschlagene Wahl. Erst der weiße leichte, reine, man möchte sagen göttliche Wind als Rauch sagt: „Wir haben einen Papst,“

13.
Alle, die sich in diese autoritäre, nicht – demokratische Kirche eingebunden fühlen oder bloß katholische Folklore lieben, jubeln bei diesem Spektakel. „Wir“ haben wieder einen ein bißchen demokratisch gewählten, aber dann letztlich und immer nicht – demokratisch agierenden Stellvertreter Christi auf Erden…

14.
Man stelle sich vor:
Die katholische Kirche als Organisation mit eins Komma vier MILLIARDEN Mitgliedern in allen Ländern dieser Erde würde sich offiziell als demokratisch strukturiert und regiert zeigen, inklusive der offiziellen Anerkennung und Realisierung der universell gelten allgemeinen Menschenrechte (Uno, 1948): Was wäre dies für ein Zeichen in dieser jetzt verrückt gewordenen en Welt, in der immer mehr Staaten und Menschen ins reaktionär Antidemokratische und Faschistische abrutschen?

15.
Weiß der Papst und seine klerikale Clique eigentlich, welches Unheil – auch als Trostlosigkeit – er anrichtet, wenn er die universell geltenden Menschenrechte, auch und vor allem für Frauen, in seiner eigenen Männer- Organisation, katholische Kirche genannt, ignoriert? Welch eine Schande für die heutige Menschheit.

Fußnote 1:
Das Buch von Papst Franziskus, „Leben“. 2024, Seite 213 f.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

 

 

Menschen werden dumm gemacht – von Populisten, Autokraten und Rechtsextremen, sagt Dietrich Bonhoeffer

Der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer über ein aktuelles politisches Übel.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 17. März 2025.

Ein Vorwort:
Der Widerstandskämpfer, der protestantische Theologe Dietrich Bonhoeffer (er wurde am 9. April 1945 von Nazis hingerichtet), hat auch einen Essay über die Dummheit geschrieben. Damit meint er: Wie umgehen mit Menschen, die kritiklos und ohne eigenes Nachdenken ideologischen Parolen von rechtsradikalen Autokraten und Nazi – Populisten folgen. Und die dabei die Demokratie stören und zerstören. Und damit auch die eigenen freien, humanen Lebensbedingungen einschränken. Aber das wissen diese Menschen gerade nicht oder sie verleugnen für sich diese Tatsache. Deswegen nennen kritische Beobachter die politische Haltung dieser Menschen dumm. Also: Nicht der ganze Mensch ist dumm, es geht um die politische Haltung der Gedankenlosigkeit als Dummheit.
Wir empfehlen die Lektüre dieses Textes von Dietrich Bonhoeffer, der unter 17. hier nachzulesen ist.

Aber wir versuchen auch, von einem aktuellen Ausgangspunkt aus die Bedeutung der immer schwierigen Reflexionen über Dummheit hervorzuheben. Dass Dummheit ein philosophisches Thema ist, steht außer Frage. Warum? Weil es zu viele dumme Menschen gibt, die es nicht wagen, „sich des eigenen Verstandes kritisch zu bedienen“, wie Immanuel Kant sagte.
………….

1.

Nicht zuerst Autokraten sind dumm, sie sind meist sogar sehr raffiniert in ihrer Lügenwelt. Dumm sind auch nicht zuerst die gerissenen ParteiführerInnen von rechtsextremen Parteien inmitten der noch bestehenden Demokratien. Als dumm gelten Menschen, die blind und gedankenlos diese Autokraten wählen bzw. die rechtsextremen Parteien in Demokratien ihre Stimme geben.

2.

Diese Menschen gelten als dumm, weil sie, volljährig, erwachsen, oft mit einem Reifezeugnis ausgestattet usw., also „eigentlich“ bei Sinn und Verstand sind … dann aber Politikerinnen wählen bzw. unterstützen, die – laut öffentlich zugänglichen Parteiprogrammen – die Demokratie letztlich zerstören wollen. Diese so genannten Politiker wollen den Menschen ihre freie Lebenswelt Schritt für Schritt, langsam, aber systematisch, vernichten: Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Pluralität der Kulturen im eigenen Land, … absolute Gültigkeit der Gerichtsurteile des Rechtsstaates soll es nicht mehr geben … Solche PolitikerInnen zu wählen ist manchmal auch Ausdruck von Verzweiflung und Hilflosigkeit …vor allem aber: Ausdruck dafür, dass eigenes umfassendes Nachdenken stillgelegt wurde. Und gerade dies ist der Ausdruck von Dummheit.

3.

Damit soll keineswegs behauptet werden, alle humanen Qualitäten des einzelnen Wählers dieser Parteien seien total zerstört. Nur unter dieser Bedingung meinen wir, das unterstreicht auch Bonhoeffer, diese Menschen wieder für die Werte der Demokratie und des Rechtsstaates zu begeistern, als der einzig humanen Staatsform.

4.

Es gibt längst eine philosophische Debatte über die Dummheit. (Fußnote 1). Einige Autorinnen berufen sich – eher pessimistisch – auf das Sprichwort: „Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen“.

Der Philosoph Martin Seel hat in einem kleinen Essay (Fußnote 3) Dummheit kurz definiert: “Dumm verhält sich, wer von seinen eigenen geistigen und körperlichen Gaben eine allzu geringe oder nachlässige Verwendung macht.” Und Martin Seel hat eine Verbindung gezeigt zu politischer Dummheit: “Nur was ihren simpen Maßstäben entspricht, halten Dumme für vernünftig. Was in ihrem Horizont liegt, halten sie für den Nabel der Welt, was über ihn hinaus geht, erscheint ihnen abstrus oder bedrohlich. Dumme schlagen um sich, sobald ihnen zugemutet wird, sich einer komplexen Realität zu stellen” (dort S. 63).

Brecht Brecht hat 1933 geschrieben: „ Hinter der Trommel trotten die Kälber, das Fell für die Trommel liefern sie selber“, ein Hinweis auf die deutschen Soldaten im Krieg, die dem „Ruf“ des Metzgers Adolf Hitler und seiner Gesellen folgen… Von der heutigen Psychologin und Autorin Heidi Kastner (Fußnote 1) stammt die Erkenntnis, „dass Nicht – Dumme immer das destruktive Potential der Dummen unterschätzen und immer wieder vergessen, dass es sich immer und überall als kostspieliger Fehler erwiesen hat, mit Dummen gemeinsame Sache zu machen“ (S. 90 im Buch „Dummheit“). Aber: „Gemeinsame Sache“ mit Dummen zu machen ist etwas anderes als mit bestimmten rechtsradikalen Leuten das geduldige Gespräch zu suchen, um sie zur Demokratie einzuladen und zur Demokratie „zurückzuholen“… Das mag als Utopie gelten, aber sie ist unverzichtbar für die Rettung der Demokratie und: der Qualität des humanen Lebens.

5.

Das schwierige Thema Dummheit – vor allem in der Politik – wollen wir also vertiefen durch die Erinnerung an einen Text des Widerstandskämpfers und vielseitig begabten protestantischen Theologen Dietrich Bonhoeffer. Er wurde vor 80 Jahren, am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg, Bayern, hingerichtet.
Bonhoeffer hat Ende 1942 für einen kleinen Kreis von Freunden einen nur privaten Text verfasst mit dem Titel „Rechenschaft an der Wende zum Jahr 1943“: „An der Wende“ zum Jahr 1943 gab es an der Ostfront heftigste Kämpfe, der Glaube an den unbesiegbaren Führer begann schon zu schwinden…
Dieser Essay besteht aus mehreren kurzen Kapiteln (der ganze Text hat im Buch 15 Seiten). Er ist eine Art philosophisch – theologische Reflexion auf den eigenen geistigen Standort: „Ohne Boden unter den Füßen“ heißt das erste der siebzehn Kapitel, es folgt „Was hält stand?“, dann „Zivilcourage, „Vom Erfolg“ und gleich danach „Von der Dummheit“. (Siehe Fußnote 2, die Seitenangaben beziehen sich auf dieses Buch).

6.

Für Bonhoeffer drängt sich die Frage auf, in welcher geistigen Verfassung sind eigentlich die meisten Deutschen, als sie Hitler ihren Führer nannten und verehrten und sich in den Krieg stürzten. Die klare Antwort Bonhoeffer: Es war die Dummheit der Deutschen, dass dieser Adolf Hitler Millionen Menschen ins Verderben führen konnte und unter anderen Opfern 6 Millionen europäische Juden vernichten ließ von Deutschen und deren europäischen Kollaborateuren….

7.

Die Überlegungen Bonhoeffers zur politischen Dummheit so vieler Deutscher – als Ausdruck ihrer Ergebenheit für einen populistisch sich gebenden Verbrecher – sind sicher auch von Einsichten Karl Bonhoeffer, des Vaters und Psychiaters inspiriert.

8.

Wir nennen hier nur einige zentrale Einsichten Bonhoeffer, die im Kontext der Nazi – Herrschaft stehen, aber darüber hinaus allgemeine Bedeutung auch heute haben, zumal wenn man auf gegenwärtige Autokraten schaut und deren dumme Gefolgschaft. Nr. 15 bietet den ganzen lesenswerten Text.

9.
Entscheidend ist für Bonhoeffer: „Menschen werden – von Politikern, Autokraten – dumm gemacht, Dummheit ist also nichts Angeborenes.“ (Das gilt etwa für die LeserInnen von primitiven Boulevard – Druckerzeugnissen, CM).
„Jede äußere Machtentfaltung (eines Autokraten, Diktators) schlägt einen großen Teil der Menschheit mit Dummheit“ (also mit blinder Verehrung dieser Verbrecher etc..)
„In Gesprächen mit dem Dummem merkt man, man hat es im Gespräch nur mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun.“ (S. 16).

10.

Der Dumme glaubt an Fakes, so die aktuelle Einsicht Bonhoeffer: „Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden, in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch – wenn die Tatschen unausweichlich sind, können sie einfach als Nichts sagende Einzelfälle beiseite geschoben werden.“
Die entscheidende Warnung Bonhoeffers vor dem Dummen: „Der Dumme ist gefährlicher als der Mensch der Bosheit. Der Dumme ist mit sich selbst zufrieden, er wird sogar gefährlich…“ (S. 15).

11.
Das Wesen der Dummheit ist ein allgemeiner menschlicher Defekt, nicht ein intellektueller Defekt, also kein Mangel an bestimmtem Wissen. „Selbst intellektuell Schwerfällige sind nicht dumm“, sagt Bonhoeffer, weil sie – etwa als technisch oder mathematisch Unbegabte – eine Weisheit bewahrt haben…

12.

„Der Dumme ist (von den Autokraten, Diktatoren) in seinem eigenen Wesen missbraucht, misshandelt.“ (S, 16). „So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig und zugleich unfähig, dieses als Böses zu erkennen“. Man würde gern diese Erkenntnis Bonhoeffers mit der Erkenntnis Hannah Arendts verbinden, die Adolf Eichmann, den Erz – Verbrecher im Nazi – Staat, als Ausdruck der Banalität des Bösen, also Ausdruck schlimmster Dummheit, interpretierte.

13.

Gibt es für Bonhoeffer eine Befreiung von der Dummheit? Er ist zunächst skeptisch: „Weder mit Protesten noch durch Gewalt läßt sich hier etwas ausrichten… Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen, es ist sinnlos und gefährlich“ (S. 15). „Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden; ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen.“ (Seite 15, „Widerstand und Ergebung“, auch Fußnote 2)

14.

Und doch glaubt Dietrich Bonhoeffer am Schluss seiner Überlegung an eine innere Befreiung des Dummen, also an eine Art Reinigung des Bewusstseins. Aber die geht nicht ohne die äußere, also politische Befreiung. Erst Demokratie und Rechtsstaat sowie Sozialstaat können politische Dummheit einschränken und überwinden.
Und was die „innere Befreiung“ (vielleicht als Therapie) angeht: Da ist der Theologe Bonhoeffer überzeugt. Ohne Verbindung des Menschen mit Gott, als dem Grund des Daseins und der absoluten Stimme im Gewissen, wird geistige und seelische Befreiung von Dummheit nicht möglich sein.

15.

Dem Kapitel „Von der Dummheit“ folgt gleich die auch theologisch argumentierende Reflexion zum Thema „Menschenverachtung.“ So will wohl Bonhoeffer deutlich machen: Die Kritik an – politisch – dummen Menschen hat nichts mit definitiver Verachtung dieser Menschen zu tun.

16. Menschenverachtung? Ein Essay Bonhoeffers:
Die Gefahr, uns in Menschenverachtung hineintreiben zu lassen, ist sehr groß. Wir wissen wohl, daß wir kein Recht dazu haben und daß wir dadurch in das unfruchtbarste Verhältnis zu den Menschen geraten. Folgende Gedanken können uns vor dieser Versuchung bewahren: mit der Menschenverachtung verfallen wir gerade dem Hauptfehler unserer Gegner. Wer einen Menschen verachtet, wird niemals etwas aus ihm machen können. Nichts von dem, was wir im anderen verachten, ist uns selbst ganz fremd. Wie oft erwarten wir von anderen mehr, als wir selbst zu leisten willig sind. Warum haben wir bisher vom Menschen, seiner Versuchlichkeit und Schwäche so unnüchtern gedacht? Wir müssen lernen, die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen, als auf das, was sie erleiden, anzusehen. Das einzig fruchtbare Verhältnis zu den Menschen – gerade zu den Schwachen – ist Liebe, d.h. der Wille, mit ihnen Gemeinschaft zu halten. Gott selbst hat die Menschen nicht verachtet, sondern ist Mensch geworden um der Menschen willen.

17. Der vollständige Text Dietrich Bonhoeffers „Von der Dummheit“:

Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse läßt sich protestieren, es läßt sich bloßstellen, es läßt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurückläßt. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt läßt sich hier etwas ausrichten; Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden – in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch –, und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden. Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden; ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen. Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen; es ist sinnlos und gefährlich. Um zu wissen, wie wir der Dummheit beikommen können, müssen wir ihr Wesen zu verstehen suchen. Soviel ist sicher, daß sie nicht wesentlich ein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt ist. Es gibt intellektuell außerordentlich bewegliche Menschen, die dumm sind, und intellektuell sehr Schwerfällige, die alles andere als dumm sind. Diese Entdeckung machen wir zu unserer Überraschung anläßlich bestimmter Situationen. Dabei gewinnt man weniger den Eindruck, daß die Dummheit ein angeborener Defekt ist, als daß unter bestimmten Umständen die Menschen dumm gemacht werden, bzw. sich dumm machen lassen. Wir beobachten weiterhin, daß abgeschlossen und einsam lebende Menschen diesen Defekt seltener zeigen als zur Gesellung neigende oder verurteilte Menschen und Menschengruppen. So scheint die Dummheit vielleicht weniger ein psychologisches als ein soziologisches Problem zu sein. Sie ist eine besondere Form der Einwirkung geschichtlicher Umstände auf den Menschen, eine psychologische Begleiterscheinung bestimmter äußerer Verhältnisse. Bei genauerem Zusehen zeigt sich, daß jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art, einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt. Ja, es hat den Anschein, als sei das geradezu ein soziologisch-psychologisches Gesetz. Die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen. Der Vorgang ist dabei nicht der, daß bestimmte – also etwa intellektuelle – Anlagen des Menschen plötzlich verkümmern oder ausfallen, sondern daß unter dem überwältigenden Eindruck der Machtentfaltung dem Menschen seine innere Selbständigkeit geraubt wird und daß dieser nun – mehr oder weniger unbewußt – darauf verzichtet, zu den sich er gebenden Lebenslagen ein eigenes Verhalten zu finden. Daß der Dumme oft bockig ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß er nicht selbständig ist. Man spürt es geradezu im Gespräch mit ihm, daß man es gar nicht mit ihm selbst, mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun hat. Er ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen mißbraucht, mißhandelt. So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen. Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Mißbrauchs. Dadurch werden Menschen für immer zugrunde gerichtet werden können. Aber es ist gerade hier auch ganz deutlich, daß nicht ein Akt der Belehrung, sondern allein ein Akt der Befreiung die Dummheit überwinden könnte. Dabei wird man sich damit abfinden müssen, daß eine echte innere Befreiung in den allermeisten Fällen erst möglich wird, nachdem die äußere Befreiung vorangegangen ist; bis dahin werden wir auf alle Versuche, den Dummen zu überzeugen, verzichten müssen. In dieser Sachlage wird es übrigens auch begründet sein, daß wir uns unter solchen Umständen vergeblich darum bemühen, zu wissen, was das Volk eigentlich denkt, und warum diese Frage für den verantwortlich Denkenden und Handelnden zugleich so überflüssig ist – immer nur unter den gegebenen Umständen. Das Wort der Bibel, daß die Furcht Gottes der Anfang der Weisheit sei, sagt, daß die innere Befreiung des Menschen zum verantwortlichen Leben vor Gott die einzige wirkliche Überwindung der Dummheit ist. Übrigens haben diese Gedanken über die Dummheit doch dies Tröstliche für sich, daß sie ganz und gar nicht zulassen, die Mehrzahl der Menschen unter allen Umständen für dumm zu halten. Es wird wirklich darauf ankommen, ob Machthaber sich mehr von der Dummheit oder von der inneren Selbständigkeit und Klugheit der Menschen versprechen.

Fußnote 1:
Emil Kowalski, Dummheit, Eine Erfolgsgeschichte. J. B. Metzler Verlag 2. Auflage, 2022.
Heidi Kastner, Dummheit. Verlag Kremayr und Scherlau, Wien, 10. Auflage, 2022.

Fußnote 2:
 Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft. Gütersloher Verlagshaus, 22. Auflage 2019, S. 15.

Fußnote 3: Martin Seel, “111 Tugenden – 111 Laster. Eine philosophische Revue”. S. Fischer Verlag, 2011, der Essay über Dummhei auf den Seiten 62-64. Wir empfehlen ausdrücklich dieses philosophische Buch! LINK

Leider wird in beiden Studien nicht der Essay „Von der Dummheit“ von Dietrich Bonhoeffer diskutiert!

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Ein philosophisch – christliches Glaubensbekenntnis für heute und morgen.

Vom Apostel Paulus inspiriert … und darüber hinaus.
Ein Hinweis von Christian Modehn am 12.3.2025

1. Eine Vorbemerkung:

Bekenntnisse des christlichen Glaubens können heute auch kurze Essays, Aphorismen oder philosophische Poesie sein.

Dies gilt angesichts der immer noch üblichen Geltung der nahezu unverständlichen Bekenntnisse aus dem 4. und 5. Jahrhundert.

Im Neuen Testament, in der „Apostelgeschichte“, wird eine merkwürdige Geschichte erzählt (Kapitel 17, Vers 16 – 34):
Der Apostel Paulus hält sich in Athen auf, einem Zentrum verschiedener philosophischer Schulen, der Stoiker, Epikureer und Neuplatoniker. Und mit diesen Philosophen sucht Paulus das Gespräch, so die Erzählung.

Wir haben das philosophisch geprägte Bekenntnis des Apostels Paulus dort, auf dem Areopag in Athen, neu formuliert. Und dabei entsteht eine Art philosophisch begründendes, sehr kurzes Glaubens – Bekenntnis mit einem universellen Interesse. Dieses Bekenntnis führt noch weiter: Zu einem leidenschaftlichen Ja zu den universell geltenden Menschenrechten. Sie werden Teil des heutigen christlichen „Glaubensbekenntnisses“.

2.
Zunächst das philosophisch orientierte christliche Bekenntnis, inspiriert vom Paulus-Text in der Apostelgeschichte Kapitel 17, Vers 16 – 34:

„Gott hat die Welt erschaffen und alles in ihr. Der Herr über Himmel und Erde wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind.
Gott gibt allen das Leben. Keinem Menschen ist Gott fern.
In ihm leben wir. In ihm bewegen wir uns und sind wir. Wir Menschen sind von seiner Art.“
Bis dahin folgen wir dicht den Aussagen des Apostels Paulus, jetzt folgt unsere Interpretation der Aussagen des Paulus zu Jesus Christus:

“Der Mensch Jesus von Nazareth lebte ganz mit Gott verbunden.
Nach seinem Tod erkannten seine Freunde: Er hat den Tod überwunden, so wie alle Menschen den Tod überwinden: Denn alle Menschen sind mit dem Ewigen verbunden: Denn in ihm (Gott) leben wir. In ihm bewegen wir uns und sind wir.“ (Zur Erschaffung der Welt, Fußnote 1 unten)

An dieses klassische Glaubensbekenntnis schließt sich eine Erweiterung des christlichen Glaubensbekenntnisses an:

„Der christliche Glaube ist nur wirklich, wenn er in der Praxis der Mitmenschlichkeit lebt. Entscheidende Orientierung dafür bietet die „Erklärung der universell geltenden Menschenrechte“ von 1948: Dabei können durchaus neu erkannte soziale, klimabezogene oder Gender – bezogene Menschenrechte hinzukommen.
Aber darauf kommt es an: Die Menschenrechte und die Pflichten der Menschen, diese Rechte praktisch zu respektieren, sind Teil des christlichen Glaubens, also des Glaubens an eine göttliche Wirklichkeit: Sie hat jeden Menschen mit einer absolut wertvollen, ewigen, göttlichen Qualität geschaffen. Das ist eine Erkenntnis seit Albertus Magnus, Meister Eckart, Hegel … Diese Erkenntnis würde aber im engen religiösen Bereich verbleiben, wenn nicht die politische Dimension der Menschenrechte für die Verbindung des Glaubens mit der Praxis der Menschen sorgen würde.“

(Siehe auch das Interview mit dem Berliner Theologen Prof.Wilhelm Gräb (+2023) über “Die Erklärung der Menschenrechte als Bekenntnisgrundlage einer universalen ReligionLINK

3.
Es ist bemerkenswert, dass der Autor der Apostelgeschichte im unmittelbaren Umfeld der Areopag – Erzählung den christlichen Glauben nicht etwa als Dogma, als Lehre, als Doktrin bezeichnet, sondern: Als „neuen Weg“. (Apg. 19,9, in der „Einheitsübersetzung“ der Bibel).
Der christliche Glaube als „WEG“ – eine sympathische „Definition“, die heute nahezu in Vergessenheit geraten ist!

NEBENBEI:

4. Paulus lebte und lehrte zwei Jahre bei einem Philosophen in Ephesus

Der Apostel Paulus lebte zwei Jahre in Ephesus bei einem Philosophen: Tyrannus, sein für uns etwas ungewöhnlicher Name. Paulus konnte im Saal des Philosophen seine christliche Lehre verbreiten. Tolerant sind die Philosophen! Paulus war zuvor aus der Synagoge rausgeworfen worden. LINK:

NEBENBEI:

5. Kein direkter Bezug zu „Dionysius, dem Areopagiten“.

Am Ende der Erzählung „Paulus in Athen“ wird berichtet: Einige wenige ZuhörerInnen hätten sich nach dem Bekenntnis und der Predigt des Apostels Paulus dem christlichen Glauben zugewandt, unter ihnen wird ein „Dionysius, der Areopagit“ (Vers 34) erwähnt.
Dieser Dionysius ist nicht identisch mit dem Philosophen aus dem 6. Jahrhundert, der sich – zur eigenen Aufwertung – „Dionysius Areopagita“ nannte: Es handelt sich um einen griechisch schreibenden Christen und philosophischen Autor von vier Texten, darunter „Über mystische Theologie“.
Was diesen Dioysius mit dem Bekenntnis und der Predigt des Apostels Paulus in Athen, auf dem Areopag, ein wenig verbindet: Die Betonung der Ähnlichkeit des Menschen mit Gott durch die „Gottähnlichkeit der Vernunft“… Aber für diesen Dionysius ist Gott letztlich das Unnennbare, alle menschlichen sprachlichen Äußerungen über Gott sind für diesen Meister der „negativen Theologie“ unzutreffend. Da war ja Paulus bekanntlich ganz anderer Meinung.

Fußnote 1: Das Wort “Gott als Erschaffer der Welt” kann hier nicht weiter entwickelt werden, es hat nichts zu mit fundamentalistischer Bibelinterpretion. Das Wort “Gott als Schöpfer der Welt” ist gemeint als die Konsequenz des Denkens selbstbewusster Subjektivität: Diese versteht sich als eine kontingente Realität der Welt und weiß dabei, dass sie nicht über die eigene Existenz, die eigene Präsenz in dieser Welt, verfügt. Subjektivität, der Mensch, ist also auf den Gedanken eines gründenden Grundes angewiesen. Dieser Grund hat Subjektvität in die Welt freigesetzt. Man kann ihn Gott nennen, das Absolute, das/den Ewige(n), also das in allem und allen Anwesende…

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

Trump ist Faschist: Erkenntnisse eines französischen Politologen

Aus einem Interview mit dem Politologen, Prof. Stéphane Audoin-Rouzeau, (S.A.-R.), Paris,  in der Pariser Tageszeitung „La Croix“, am 6.3.2025.   LINK

Stéphane Audoin-Rouzeau (* 1955) ist ein französischer Historiker und Direktor des Centre d’études sociologiques et politiques Raymond Aron in Paris. 

 Am 16.3.2025 notiert: Angesichts der Rücknahme der Bestimmungen zum Schutz der Umwelt und zur Begrenzung des Klimawandels durch Trump wird die Erkenntnis evident: Trump und sein Regime ignorieren den Schutz des Lebens der Bevölkerung zugunsten der Profite von Großunternehmen. Wie nennt man eine solche inhume Haltung?  Wie lange läßt sich die Bevölkerung der USA diese Verbrechen einer “demokratisch” gewählten, aber jetzt diktatorisch agierenden Regierung bieten? 

Am 14.3.2025 notiert: Trump einen Faschisten zu nennen, ist sicher gewagt, wenn man “globalen Einordnungen” von Politikern kritisch gegenübersteht .Aber die “Einordnung” ist jetzt nötig, um auf den äußerst verstörenden und äußerst gefährlichen Charakter der Politik von Mister Trump aufmerksam zu machen. Dabei ist klar, dass es Differenzen in den historischen Formen des Faschismus gibt, aber eben auch bleibende Gemeinsamkeiten. Wie Europa mit einem Faschisten Trump umgeht, ist eine Art Balanceakt. Unterwürdigkeit unter diesen All-Herrscher wäre die falsche Antwort. Einzig ein starkes Anti-Trump-Europa ist die Antwort.

Frage an Prof. Audoin-Rouzeau: Um den Trumpismus, der die Ukraine in die Enge treibt, zu analysieren, bringen Sie den Begriff „Faschismus“ vor. Warum?

S. A.-R.: Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich mit diesem Begriff nicht allein bin, er findet sich beispielsweise bei dem großen amerikanischen Historiker Robert Paxton. In den letzten 40 Jahren wurde die Bezeichnung „faschistisch“ immer häufiger gegenüber der extremen Rechten und manchmal sogar gegenüber radikalen Konservativen verwendet und hat sich dadurch abgeschwächt. Doch abgesehen von dieser polemischen Verwendung gibt es eine Einzigartigkeit des Faschismus, die ihn unwiderruflich von anderen Formen der extremen Rechten unterscheidet: seine subversive und revolutionäre Dimension, insbesondere in seiner Anfangszeit. Dies gilt sowohl für den italienischen Faschismus als auch für seine nationalsozialistische Mutation.
Und genau das ist es, was wir derzeit jenseits des Atlantiks am Werk sehen. „Trump 2“ begann bereits während des Wahlkampfs und sogar im Januar 2021 mit dem Sturm auf das Kapitol, der sein Potenzial für Gewalt und sogar ‚Putschismus‘ zeigte. Zwei Monate nach seinem Einzug ins Weiße Haus hat Donald Trump bereits die internationale Ordnung unterwandert, sowohl durch seine imperialistische und eroberungssüchtige Rhetorik als auch durch seine jüngste Umkehrung der Bündnisse. Auf nationaler Ebene hat er die Institutionen unterwandert und sicher geglaubte gesellschaftliche Entwicklungen umgestoßen.

Frage: Welche weiteren Merkmale begründen Ihrer Meinung nach die Bezeichnung „faschistisch“?

S. A.-R.: Eine beträchtliche Aggressivität und Gewalt, die Existenz eines Anführers und eines Eifers um ihn herum, die spektakuläre politische Dramaturgie, wie als Donald Trump am Tag seiner Amtseinführung die Dekrete öffentlich unterzeichnete. Und die während seiner Kampagne verwendete Formel, dass illegale Einwanderer in den USA „das amerikanische Blut infizieren“ würden. Diesen Rassismus in seiner biologischen Version dachten wir, dass er 1945 verschwunden sei.
Drei weitere Elemente scheinen mir den Vergleich mit den historischen Faschismen zu stützen. Zunächst die Subversion der Sprache, die Victor Klemperer für den Nationalsozialismus analysiert hatte. Es entsteht ein trumpscher Diskurs, in dem die Wahrheit keine Rolle mehr spielt, in dem bestimmte Wörter verboten und andere aus dem Nichts geschaffen werden. Dann die Revolution der Eliten, durch die Ernennung von Trump hörigen und völlig inkompetenten Beamten für die wichtigsten Bundesämter. Und schließlich die Tatsache, dass die amerikanische Gesellschaft derzeit das Gefühl vermittelt, sich wie gelähmt zu ergeben.

Frage: Ist das die Rückkehr des Faschismus der 1930er Jahre?
S. A.-R.: Meiner Meinung nach erleben wir die Entstehung eines amerikanischen Faschismus, der an der Schwelle zwischen Trumps erster und zweiter Amtszeit aufgetreten ist. Es ist ein spezifischer Faschismus, auch wenn er viele Ähnlichkeiten mit dem historischen Faschismus aufweist. Die Schwierigkeit, eine solche Diagnose zu stellen, ist die Inkohärenz von Donald Trumps Positionen. Vielleicht wird es nie einen kohärenten ideologischen Korpus des Trumpismus geben. Aber vielleicht wird er sich auch strukturieren, insbesondere mit Hilfe von Vizepräsident J. D. Vance, der in München eine sehr klare Rede gehalten hat, oder anderen Ideologen aus seinem Umfeld. Aber in diesem Moment kann man meiner Meinung nach bereits von einem amerikanischen Faschismus sprechen, und das ist natürlich äußerst ernst.

Frage: Wie kann uns diese Diagnose in diesem so gefährlichen Moment helfen?
S. A.-R.: Wenn es sich tatsächlich um einen amerikanischen Faschismus handelt, ist es dringend geboten, keine Zeit mehr mit Versuchen zu verschwenden, mit Donald Trump zu diskutieren, ihn zu besänftigen oder gar zu verändern, denn diese Versuche sind zum Scheitern verurteilt. In Krisenzeiten ist es entscheidend, die Situation genau in Worte zu fassen und ihr ins Gesicht zu sehen, nicht nur um sie zu verstehen, sondern auch um zu handeln. Dies ist die Aufgabe von Politikern, Forschern und Journalisten. Auch in Europa müssen wir uns unverzüglich auf eine Diagnose einigen. Wir müssen akzeptieren, wie Charles Péguy betonte, „zu sehen, was man sieht“.

Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

Siehe auch unseren Beitrag zum “Ewigen Faschismus”: Einige Thesen von Umberto Eco: LINK

……………..

Der französische Text des Interviews mit Prof. Stéphane Audoin-Rouzeau:  „La Croix“, am 6.3.2025.

Pour analyser le trumpisme, qui accule l’Ukraine, vous avancez le terme de « fascisme ». Pourquoi ?
S. A.-R. : Tout d’abord, je voudrais préciser que je ne suis pas seul à employer ce terme, que l’on retrouve par exemple chez le grand historien américain Robert Paxton. À force d’être employé, depuis quarante ans, envers l’extrême droite, et même parfois envers des conservateurs radicaux, le qualificatif « fasciste » s’est affadi. Mais au-delà de cet usage polémique, il existe une singularité du fascisme qui le distingue de manière irréductible d’autres formes d’extrême droite : sa dimension subversive et révolutionnaire, surtout à son début. C’est le cas du fascisme italien, comme de sa mutation nazie.

Et c’est exactement ce que l’on voit à l’œuvre en ce moment outre-Atlantique. « Trump 2 » a commencé dès la campagne électorale, et même en janvier 2021 avec la prise du Capitole qui a montré son potentiel de violence et même de « putschisme ». Deux mois après son accession à la Maison-Blanche, Donald Trump a déjà subverti l’ordre international, par son discours impérialiste et conquérant comme par son renversement récent des alliances. Au niveau national, il a subverti les institutions et renversé des évolutions sociétales que l’on croyait acquises.
Quelles sont les autres caractéristiques qui fondent à vos yeux cette qualification de fasciste ?
S. A.-R. : Une agressivité et une violence considérables, l’existence d’un chef et d’une ferveur autour de lui, la dramaturgie politique spectaculaire, comme lorsque Donald Trump a signé les décrets en public le jour de l’investiture. Et cette formule utilisée durant sa campagne, selon laquelle les immigrés illégaux aux États-Unis « infecteraient le sang américain ». Ce racisme dans sa version biologique, nous pensions qu’il avait disparu en 1945.
Trois autres éléments me semblent soutenir la comparaison avec les fascismes historiques. La subversion de la langue tout d’abord, que Victor Klemperer avait analysée pour le nazisme. Un discours trumpien se met en place, où la vérité n’a plus aucune importance, où certains mots sont interdits, d’autres créés de toutes pièces. La révolution des élites ensuite, par les nominations aux postes fédéraux les plus importants de responsables inféodés à Trump et complètement incompétents. Le fait, enfin, que la société américaine donne pour l’instant le sentiment de se rendre, comme tétanisée.
Est-ce le retour du fascisme des années 1930 ?
S. A.-R. : Nous assistons selon moi à l’émergence d’un fascisme américain, apparu à la charnière entre le premier et le second mandat de Trump. C’est un fascisme spécifique, même s’il a de nombreuses ressemblances avec le fascisme historique. La difficulté pour poser un tel diagnostic, c’est l’incohérence des positions de Donald Trump. Peut-être n’y aura-t-il jamais de corpus idéologique cohérent du trumpisme. Mais peut-être aussi va-t-il se structurer, notamment avec l’aide du vice-président J. D. Vance, qui a tenu un discours très clair à Munich, ou d’autres idéologues de son entourage. Mais à cet instant, je pense que l’on peut déjà parler d’un fascisme américain, et c’est évidemment d’une gravité extrême.
Dans ce moment si dangereux, en quoi ce diagnostic peut-il nous aider ?
S. A.-R. : S’il s’agit bien d’un fascisme américain, il est urgent de ne plus perdre de temps avec des tentatives pour discuter avec Donald Trump, l’amadouer ou encore le faire évoluer, car elles sont vouées à l’échec. En temps de crise, poser des mots exacts sur la situation est crucial, tout comme la regarder en face, non seulement pour la comprendre, mais pour agir. C’est la mission des responsables politiques, des chercheurs et des journalistes. En Europe, il faut aussi que nous nous accordions sur le diagnostic sans tarder. Il faut accepter, comme le soulignait Charles Péguy, « de voir ce que l’on voit ».

 

Nur die Reichsten dürfen überleben.

Ein Buch gegen die Tech – Giganten: „Survival of the Richest“ von Douglas Rushkoff.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 27.2.2025.

Bitte lesen Sie auch unseren Hinweis: “Die USA sind unter Trump und Milliardäts Konsorten jetzt keine Demokratie mehr” : LINK

Das Motto des Buches (in unserer Sicht):
„Die Auswirkungen der Machenschaften der Tech – Giganten – Multimilliardäre können wir eindämmen. Der einfachste Schritt besteht darin, ihre Unternehmen nicht länger zu unterstützen und die von ihnen verfochtene Lebensart abzulehnen….Wir können die Steuerpolitik ändern, damit jene, die Kapitalerträge auf ihr Vermögen erzielen, ohne dabei einen Finger krumm zu machen, höhere Steuern bezahlen als jene, die aktiv für ihr Einkommen arbeiten.“ (S. 252, 253).
Nebenbei: Wer noch nicht weiß, welche die führenden Herrschaften der Tech – Milliardärs – Giganten sind: Der/die sehe sich die offizielle Einführungs-“liturgie“ von Trump am 20. Januar 2025 an: Musk, Zuckerberg, Bezos, sie alle waren an vorderster Front schon dabei und sind es immer noch. Und sie helfen eifrig als Plutokraten, die USA von einer Demokratie in eine Diktatur umzubauen.

1. Das Buch
Das Buch „Survival of the Richest“ („Das Überleben der Reichsten“) wurde schon 2022 in New York veröffentlicht, im Februar 2025 erscheint das Buch im Suhrkamp – Verlag mit dem Untertitel „Warum wir vor den Tech – Milliardären nicht einmal auf dem Mars sicher sind.“ Das Buch ist ein wissenschaftlich fundierter kritischer Essay gegen die zunehmende Macht der Tech – Giganten. Das Buch ist aber auch ein begründeter Aufschrei zur Rettung der Menschlichkeit in einer Welt, in der Tech – Giganten, diese „obszönen Reichen“ (so auch Douglas Rushkoff, S. 253), für sich selbst allein ihren totalen Egoismus pflegen. Nebenbei:
Philosophen sollten die Frage diskutieren: Ab wann wird totaler Egoismus von Milliardären ein Verbrechen?
Unter der jetzt zweiten Herrschaft von Trump seit 2025 gehören Tech – Milliardäre bekanntlich zum engsten Kreis der „Berater“, also der politischen „Gestalter“, auch der Milliardär Elon Musk, der den Mars als Zufluchtsort für sich und die Seinen auserwählt hat.
Von den allerneuesten Entwicklungen und aktuellen politischen Vorhaben der US – Milliardäre im Umfeld von Trump ist in dem Buch zwar keine Rede. Dennoch ist die Lektüre wichtig und, klassisch gesagt, „lehrreich“, um den Mindset, wie Rushkoff in dem Buch ständig sagt, also die Art und Weise, wie diese Milliardäre ihre „Mentalität“ und Ideologie/Weltanschauung gestalten und durchsetzen. Vernünftige, demokratisch gesinnte Menschen haben gegen die Allmacht der Tech – Unternehmer zu kämpfen. Denn die planen, so Rushkoff, alles, um die in ihrer Ideologie „wertlose Masse“ der „normalen Menschen“ hinter sich zu lassen, wenn es denn zu globalen und absolut zerstörerischen Katastrophen auf dieser Erde kommt. Diese Herren planen und gestalten also bereits den einzig und allein nur für sie hilfreichen Exodus … in andere Welten oder seien es „nur“ die bestens ausgestatteten und exklusiv bewachten und geschützten Luxus-Bunker, gern auch unterirdisch, auch entfernt gelegene Privat – Inseln sind als Refugium im Aufbau. Diese Zusammenhänge werden von Douglas Rushkoff, für einen Wissenschaftler üblich, bestens belegt.Rushkoff bietet einen hervorragenden Einblick in die Ideologie bzw das Glaubenssystem der Tech – Milliardäre.

2. Der Autor
Douglas Rushkoff (Jahrgang 1961, geboren in New York City) ist ein vor allem in den USA bekannter und von kritisch Denkenden geschätzter vielseitiger Autor von Büchern und Dokumentarfilmen, Rushkoff ist Medien-Philosoph, Kulturkritiker vor allem zur digitalen Entwicklung. Er ist Professor für Medientheorie und digitale Wirtschaft am Queens College der City -University in New York.
Er beschreibt, wie er – paradoxerweise muss man sagen – zu einem exklusiven Treffen in exklusivsten Rahmen von Multimilliardären der Tech – Welt als eine Art Spezialist eingeladen wurde, bezeichnenderweise irgendwo in der Wüste Afrikas: Rushkoff sollte auf die Frage eingehen, welche raffinierten Strategien diese Herrschaften entwickeln können, um im Fall der Apokalypse gut und bequem zu überleben. Die Herren hatten sich offenbar getäuscht in dem philosophisch – politischen Profil von Rushkoff, hatten also wenig Ahnung, dass er ein linker Kapitalismus – Kritiker ist…

3. Die zentrale Erkenntnis des Buches „Survival of the Richest“:
Das wichtige Argument von Rushkoff gegen den absoluten Egoismus der Milliardäre: Die kommende Katastrophe kann nicht eintreten, wenn weltweit die Menschen sicherstellen: Gemeinschaft, gegenseitige Hilfe und menschliche Beziehungen gelten als höchste humane Normen. Technologische Lösungen werden die Welt und die Menschheit nicht retten. Die Botschaft an die LeserInnen: Wenn diese Milliardäre sich als totale Egoisten vom Rest der Menschheit trennen, also offenbar nicht mehr zur Menschheit gehören wollen, dann müssen sich die wirklichen Menschen diesen perfiden Überlebens/Fluchtstrategen entgegenstellen.

4. Einige Zitate aus dem Buch:
Wir wollen hier jetzt keine summarische „Buch – Besprechung“ abliefern, wir empfehlen eher die Lektüre einiger ausgewählter Zitate aus dem Buch. Unsere Zitate sind sicher eine Einladung, das Buch zu lesen und zu diskutieren.

„Dieses Mindset der Multi – Milliardäre beruht auf einem atheistischen und materialistischen Szientismus (d.i.absoluter Glaube an die Wissenschaft, CM), auf einem blinden Vertrauen in das Lösen der Probleme durch Technologie, auf der Befolgung der Schranken des digitalen Codes, auf einem Verständnis zwischenmenschlicher Beziehungen als Markt – Phänomenen….“ (S. 23).

Die Multimilliardäre wollen sich in der bevorstehenden Apokalypse retten durch das “Errichten von einem Zaun um das gesamte Gelände (ihrer privaten Zuflucht)… durch `Zutritt verboten` Schilder, Wachhunde, Überwachungskameras…All diese Abschreckungsmaßnahmen sollten eine gewaltsame Auseinandersetzung (mit den normalen Bürgern) verhindern“ (S. 28, 29). Nebenbei: Zäune und Grenzen und Überwachungskameras: All das sind die Empfehlungen rechtsextremer und bekanntlich auch vieler so genannter konservativer Parteien zur aktuellen Abwehr von Flüchtlingen in Europa … und im Trump – Regime…

„Wir haben uns dazu entschlossen, dass Kapitalismus bedeuten soll, dem Großunternehmen mit Liebe und Mitgefühl, dem einzelnen Menschen hingegen mit darwinistischer Härte zu begegnen“,so wird der Wirtschaftswissenschaftler Scott Galloway von der New York Universität zitiert, S. 55, dort Beleg in Fußnote 19.
Rushkoff nennen diese Mentalität der “Richest“ die „Geringschätzung für Unterlegene…„Die Armen werden für ihre Armut verantwortlich gemacht“ (ebd.).

„Dieser Reichtum (der Multi – Milliardäre der Tech -Industrie) beruht einfach auf Eroberung und Ausbeutung. Entweder man findet ein neues Territorium, das man erobern und beherrschen kann, oder man findet eine neue Technologie, um mehr aus dem bereits beherrschten Territorium herauszuholen“ (S. 110).

Die Bindung an die – von manchen jetzt nicht mehr explizit wahrgenommene, sich spirituell nennende Bewegung NEW AGE ist bei vielen Techno – Multimilliardären in den USA sehr lebendig und für sie sehr attraktiv: Etwa durch Besuche bei Gurus und „Weisen“ in Südamerika, etwa „um an Ayahuasca – Zeremonien teilzunehmen“ (S. 158). (Ayahuasca: ein psychedelischer Tee, CM).

Ein historischer Durchblick: „Jede Gesellschaft, die ein dem gegenwärtigen vergleichbares Maß an wirtschaftlicher UNGLEICHHEIT erreicht hatte, rutschte in den Faschismus ab. Noch nie ist eine Zivilisation, die die ihre physische Umwelt derart ausgebeutet hat, dem Zusammenbruch entgangen.“ (S. 248).

5. Erkenntnisse zu einzelnen TECH-Multimilliardären:

Zu Mark Zuckerberg: „Er ist geradezu besessen vom römischen Kaiser Augustus… Zuckerbergs Bewunderung für Kaiser Augustus grenzt an Besessenheit“ (Seite 114).

Richard Dawkins (ein prominenter szientistischer Ideologe des mechanistischen Weltbildes) meint: „Der Mensch sei nichts weiter als ein Vehikel für seine Gene“ (S. 82)… „Menschen sind für Dawkins „Roboter, die Programme ausführen“ (S. 82). „Dawkins und seine kompatiblen Kollegen wie Daniel Bennett und Steven Pinter setzten sich im Silicon Valley durch“ (S. 90). Denn: Ihre Seminare und Tagungen der „Verhaltensökonomie“ wurden von Jeff Bezos von Amazon, Larry Page von Google, Nathan Myhrvold von Microsoft und Elon Musk von Tesla besucht…Diese Leute saugten die praktisch anwendbaren Erkenntnisse der Autoren wie Nudge und Misbehaving auf“ (S. 90):

Douglas Rushkoff, ein Kritiker der Religionen, zitiert aber zustimmend die Enzyklika von Papst Franziskus „Fratelli tutti“ (S.111): „ Teile der Menschheit scheinen geopfert werden zu können zugunsten einer bevorzugten Bevölkerungsgruppe, die für würdig gehalten wird, ein Leben ohne Einschränkungen zu führen.“ Rushkoff nennt treffend die Aussagen von Papst Franziskus „eine beißende Kritik am Techno-Kapitalismus“ (S.111)

Die Idee Friedrich Nietzsches vom ÜBERMENSCHEN bezieht Rushkoff auf die Multimilliardäre. (S. 112). In seinem Geist können „sie sich auch „über traditionelle religiöse Werte erheben“.

6. Hoffnungszeichen?
Im 13. und letzten Kapitel seines Buches nennt Rushkoff einige Beispiele für einen Widerstand gegen die Allmacht der Tech -Milliardäre (S. 252).
„Die einfachste Art besteht darin, ihre Unternehmer nicht länger zu unterstützen und die von ihnen verfochtene Lebensart abzulehnen.“ (S. 253).

„Seit wann besteht der Daseinszweck des Menschen darin, der Wirtschaft dienen? Diese Vorstellung ist ein Produkt des Mindset der Tech – Milliardäre.“ (S. 254).

„Sofern wir überhaupt irgendwelche Ziele haben, sollten wir nicht nach den vom Mindset der Milliardäre bevorzugten individuellenErfolgen oder profitablen Ausstiegen streben, sondern versuchen, uns schrittweise einem KOLLKEKTIVEN ZUSAMMENHALT anzunähern… Es geht um einen sanftmütigeren, offeneren und verantwortungsbewussteren Umgang miteinander.“ (S. 257).

Douglas Rushkoff, „Survival of the Riches. Warum wir vor den tech – Milliardären noch nicht einmal auf dem Mars sicher sind“. Suhrkamp Verlag, 2025, 282 Seiten, 22€.

COPYRIGHT: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

 

 

 

Die Trump Hymne: Die neue Hymne der USA … mit nur einer Strophe!

„Ich bete an die Macht der Lüge“

Eine Satire von Christian Modehn am 21.2.2025

1. Ein Vorwort:
Wir hatten schon 2017 auf dieser website beim Start von Trump als Herrscher eine kurze, knappe, aber treffende „Trump Hymne“ verfasst. Sie wird nun von allen Trump – Fans weltweit – auch in Deutschland in Kreisen rechtsextremer Parteien – immer öfter gesungen, und, bei Rechtsextremen üblich, gegrölt.
Die Melodie der Hymne ist bekannt, einschlägig bekannt, vor allem bei Militaristen unter dem Titel „Ich bete an, die Macht der Liebe!“
2.
Wegen des großen Interesses, in dieser verrückten Situation, heute, Februar 2025, mit sehr erschreckenden politischen Erfahrungen mit Trump und Konsorten: Also:
Noch einmal die „Trump Hymne“ aller Fans mit dem Titel „Ich bete an die Macht der Lüge“.

Und anschließend eine Strophe der eher wenigen verbliebenen, hilflosen Trump – Gegner, wenn nicht Trump – Feinde, unter Nr. 4.

3. DIE TRUMP HYMNE:
Mit dem Titel: „Ich bete an die Macht der Lüge.“

Ich bete an die Macht der Lüge,

die sich in Trump und andren zeigt

Ich geb mich hin den Lügenworten,

wodurch ich Wurm verblödet werd

ich will, anstatt mal nachzudenken

im Meer der Lügen mich versenken…

4.
Und die verbliebenen Trump Gegner und Trump Oppositionellen singen, ebenfalls der Melodie von „ich bete an die Macht der Liebe“ folgend::

O Trump, dass dein Nam verschwinde

Im Geiste aller ausgelöscht

Möcht deine triste Lügenwelt

Aus Herz und Sinn vernichtet sein.

Im Wort, im Werk, in allen Wesen

Sei Wahrheit und sonst nichts vorhanden.
…………
5.
Der Text des alten, auch militaristisch üblichen “Kirchen-Liedes” … Das alte Lied: „Ich bete an die Macht der Liebe“:

Die erste Strophe:

Ich bete an die Macht der Liebe,
 die sich in Jesus offenbart;
ich geb mich hin dem freien Triebe,

wodurch ich Wurm geliebet ward;
ich will, anstatt an mich zu denken, 
i

ins Meer der Liebe mich versenken.

Die vierte Strophe dieses Liedes heißt im Evangelischen Gesangbuch – in der Neufassung der „Trump Gegner Hymne“ siehe 4.

O Jesu, dass dein Name bliebe
im Herzen tief gedrücket ein;
möcht deine süße Jesusliebe
in Herz und Sinn gepräget sein.
Im Wort, im Werk und allem Wesen
sei Jesus und sonst nichts zu lesen.

…..

Jetzt hat Trump im “Weißen Haus” ein “Glaubensbüro” “White House Faith Office” eingerichtet zur Unterstützung der evangelikalen und fundamentalistischen Christen in den USA. Die evangelikale Rednerin, nein “Predigigerin”, Paula White-Cain leitet dieses religiös-ideologische Büro. LINK: Das Motto von Trump ist bekanntlich auch “Christians First”. Wie er das seinen Freunden im Netanjahu – Regime in Israel erklären mag, ist ungewiss.

 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Die verbrecherische katholische Gemeinschaft „Sodalicio“ wurde von Papst Franziskus verboten.

Ein Beitrag der „Informationsstelle Peru e.V.“ von Heinz Schulze.

Ein Vorwort von Christian Modehn.
Der “Religionsphilosophische Salon Berlin” hat im Rahmen seiner selbstverständlichen Religions/Kirchenkritik mehrfach auf die reaktionäre, international verbreitete, vor allem in Lateinamerika und Peru tätige katholische Organisation SODALICIO (im offiziellen katholischem Fachjargon „geistliche Gemeinschaft“ genannt) hingewiesen.
Diese Leute des Sodalicio („Sodalität“ auf Deutsch, was immer das bedeuten mag) haben alle Bestrebungen einer progressiven Theologie und Gemeindebildung in Lateinamerika aufs heftigste behindert und entsprechende Aktivisten verfolgt, unterstützt von Limas Kardinal Cipriani, nach eigenen Angaben Mitglied der reaktionären Organisation OPUS DEI. Es gibt also enge Connections zwischen den diversen reaktionär-katholischen machtvollen klerikalen Organisationen.

Jahrelang haben Kritiker des Sodalicio – auch in Rom – darum gebeten, dass dieser Club SODALICIO von sexuellen Missbrauchstätern und finanziell korrupten und politsich reaktionären Leuten endlich untersucht und dann aufgelöst werde, aber nichts geschah Jahre lang.
Die Geduld des Vatikans und der Päpste mit reaktionären, aber finanzstarken und noch junge Priester (!) vorweisenden Gemeinschaften innerhalb der römischen Kirche ist bekanntlich grenzenlos, siehe auch in dem Zusammenhang die “Legionäre Christi” oder das mysteriöse “Institut des Inkarnierten Wortes” mit Niederlassungen auch in Deutschland, auch im Erz-Bistum Berlin.

Ein progressiver Theologe wird sozusagen von heute auf morgen verfolgt, degradiert und dann abgesetzt, bei reaktionären Bischöfen (siehe etwa den Fall von Kardinal Cipriani, Lima oder aktuelle auch des französischen Bischofs Dominique Rey, Toulon) hat der Vatikan/Papst riesige Geduld.. Der Klerus hält eben absolut zusammen. Und der Papst jat unendliche Geduld, verbrecherische Bischöfe in ihrem so genannten geistlichen Amt zu belassen…

Wichtig ist der ausführliche wikipedia Beitrag auf Spanisch zu Sodalicio, auf Deutsch dieser spanische Beitrag: https://es.wikipedia.org/wiki/Sodalicio_de_Vida_Cristiana

Ergänzung am 17.2.2025: Kardinal Cipriani, Lima und Opus Dei Mitglied und Förderer des Soldalicio: Des sexuellen Missbrachs angeklagt, nun soll er eine staatliche “Verdienstmedaille” zurückgeben (der Bürgermeister von Lima ist halt auch Opus dei Mitglied: LINK.

…………………..

Uns freut es, dass die bekannte “Infostelle”  über alle Themen PERUS nun einen knappen, aber gut informierten Beitrag zum Verbot dieses Sodalicio publiziert:Und wir warten gespannt, wann endlich auch in den noch verbliebenen katholischen Zeitschriften endlich gründliche Studien zu diesem und zu anderen reaktionär-katholischen Gemeinschaften publiziert werden.

——————–

Sodalicio endgültig verboten
von Heinz Schulze |Veröffentlicht 9. Februar 2025

Nach jahrelangen Aufrufen kirchlicher und zivilgesellschaftlicher Organisationen und einer intensiven innerkirchlichen Untersuchung hat Papst Franziskus die katholische Organisation Sodalicio als „sadistische und korrupte Organisation“ eingestuft und endgültig verboten. Ein Rückblick auf die Ereignisse, die dazu geführt haben.
In den vergangenen Jahren haben wir als Informationsstelle Peru mehrmals über die kriminellen Aktivitäten von Sodalicio berichtet und uns dafür eingesetzt, dass die zuständigen Stellen der Kirche die Forderungen der Opfer ernst nehmen. Darunter das Verbot der Organisation, eine Wiedergutmachung und dass die Bauernfamilien der Dorfgemeinschaft Catacaos (Provinz Piura, Nordperu) endlich ihr Land zurückbekommen, das ihnen von Personen aus dem Umfeld von Sodalicio weggenommen wurde.
Wir schrieben mehrere entsprechende Aufforderungen, unter anderem an den damaligen reaktionären peruanischen Kardinal Cipriani, den damaligen Papst Benedikt und an den Erzbischof der zuständigen Diözese in Piura. Dieser ließ durch sein Sekretariat mitteilen, dass er nichts mit Sodalicio und den Problemen der Dorfgemeinschaft Catacaos zu tun habe.
Zum besseren Verständnis hier nochmals einige Stichworte zur Geschichte von Sodalicio:
Die Organisation wurde als Sodalicio de Vida Cristiana 1971 von Luis Figari gegründet, und zwar als konservative Reaktion auf die Theologie der Befreiung. Eines der Ziele war, junge Christ*innen als Elitesoldat*innen im „Heer Gottes“ zu erziehen.
Im Jahr 2000 veröffentlichten Studierende und junge Männer erste Berichte über ihr erlittenes Unheil in den Bildungseinrichtungen von Sodalicio: sexuelle Übergriffe und psychologisch-sadistische Praktiken sowie Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung der finanziellen Mittel, der von den „Jüngern“ eingebrachten und erzielten Gelder. Später wurde bekannt, dass sich Mitglieder von Sodalicio Ländereien in der Dorfgemeinschaft Catacaos angeeignet hatten, die innerhalb der Diözese von Ex-Erzbischof José Antonio Eguren lagen.
Eines der Opfer, Pedro Salinas, brachte zusammen mit der Journalistin Paola Ugaz ein Enthüllungsbuch heraus, in dem 30 Zeug*innen über ihre erlittenen sexuellen und sonstigen Gewalterfahrungen mit Führungskräften von Sodalicio berichteten. Sodalicio und Erzbischof Eguren reagierten mit juristischen Schritten und einer großen Schmutzkampagne und stellten die Opfer als Lügner dar, die alles erfunden hätten, um ehrbare Priester und engagierte katholische Laien in Verruf zu bringen. Ähnlich agierte Kardinal Cipriana – gegen den 1983 eine Klage wegen Pädophilie eingereicht wurde – in einigen seiner wöchentlichen Hirtenbriefe.
Durch innerkirchliches und internationales Engagement wurde der Druck auf den Vatikan stärker, den Vorwürfen gegen Sodalicio nachzugehen. In der Zwischenzeit entzog sich der Gründer von Sodalicio der peruanischen Justiz und flüchtete nach Rom. Schließlich ordnete Papst Franziskus im Jahr 2023 eine innerkirchliche Untersuchung durch zwei seiner Vertrauten (Jordi Bertomeu und Charles Scicluna) an. Ihre intensiven Nachforschungen mit vielen Interviews in Peru bestätigten letztendlich alle Vorwürfe, und Sodalicio wurde als „sadistische und korrupte Organisation“ eingestuft. In Folge dessen wurden der Gründer von Sodalicio, der amtierende Präsident von Sodalicio und weitere zehn wichtige Führungskräfte aus Sodalicio ausgeschlossen. Darunter der Erzbischof von Piura, Eguren (der aus seinem Amt entlassen wurde), sowie Personen wie Erwin Scheuch Pool, Ricardo Trenemann und Miguel Salazar Streiter (siehe Kurzmeldung im InfoPeru).
Das kirchliche Aus für Sodalicio fand ziemlich unspektakulär durch eine Ankündigung im „Amtsblatt“ des Vatikans statt. Das bestätigten die Führungskräfte von Sodalicio in einer kurzen Erklärung auf ihrer Jahrestagung in Brasilien. Aus diesem Umkreis wurde dann die Presse informiert und die „Verräter“ wurden aus der inzwischen aufgelösten Organisation „ausgeschlossen“.
Nun obliegt es dem Vatikan, das (kirchliche) Vermögen und die Liegenschaften von Ex-Sodalicio zu regeln. Dabei ist es dringend notwendig, eine Wiedergutmachung der Opfer auf den Weg zu bringen und sich dafür einzusetzen, dass die Campesinos der Dorfgemeinschaft Catacaos ihr Land wieder zurückbekommen. Offen ist auch, wie die Justiz in Peru in diesem Fall weiter agiert.
Zwei Wochen nach dem Verbot von Sodalicio forderte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes Peru dazu auf, eine Wahrheitskommission einzurichten, die den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen innerhalb der katholischen Kirche untersucht.

Informationsstelle Peru e.V.
IBAN: DE74 4306 0967 8216 7591 00
BIC: GENODEM1GLS
GLS-Bank Bochum

© 2025 Informationsstelle Peru e.V.   Informationsstelle Peru e.V., Kronenstr. 16HH, 79100 Freiburg