Amsterdam wird 750 Jahre alt.
Ein Hinweis von Christian Modehn am 4. Juli 2025
Ein Vorwort:
Über die aktuelle kirchliche und religiöse Situation in Amsterdam sollte gesprochen werden. Weil dort sichtbar wird, deutlicher als anderswo in West-Europa, wie umfassend und radikal der religiöse Umbruch dort ist, „Säkularisierung“ allgemein und oberflächlich genannt. Kirchliche Traditionen sind durch etliche große Kirchengebäude noch sichtbar, aber die Zahl derer, die sich in Amsterdam mit dem Christentum„verwandt fühlen“, wie die offizielle Studie von „Onderzoek en Statistik“ (O&S, Amsterdam) die Kirchenbindung nennt, muss marginal genannt werden: Christen aller Konfessionen zusammengenommen bilden im Jahr 2022 den statistischen Wert von 11 Prozent, 13 Prozent nennen sich Muslims, 64 Prozent bekennen, ungläubig zu sein; auch Juden, Buddhisten und Hinduisten werden in der Statistik als kleine Minderheit genannt. 9 Prozent aller irgendwie religiösen Amsterdamer nehmen regelmäßig an Gottesdiensten teil, im Jahr 2018 waren es noch 12 Prozent. Quelle: Seite 145 f. in der Studie: Siehe Fußnote 1
Hier können die Entwicklungen der vielfältigen Orte kirchlichen oder religiösen Lebens in Amsterdam nicht umfassend analysiert oder theologisch kommentiert werden. Es kommt hier darauf an, wesentliche Entwicklungen des kirchlichen Lebens in Amsterdam zur Kenntnis zu nehmen. Der Anlass für diesen Hinweis:
1.
Amsterdam feiert – schon seit Ende Oktober 2024 – ein großes Jubiläum: 750 Jahre Amsterdam. Im Jahr 1275 wurde die Stadt zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt… Seit mehr als 700 Jahren ist dann auch der christliche Glaube, sind die Kirchen, in Amsterdam präsent. Aber diese Präsenz wird von Jahr zu Jahr schwächer: Bei der letzten Zählung 2022 waren noch 11 Prozent der Amsterdamer Bevölkerung mit einer Kirche verbunden. Etwa 6 Prozent der Amsterdamer nennen sich katholisch, etwa 3 Prozent protestantisch und 2 Prozent evangelikal-pfingstlerisch. Um diese Auskunft zu erhalten muss man in dem städtischen Büro für Statistik „O&S“ nachfragen: Wie viele der heute ca. 935.000 Einwohner sind noch mit einer Kirche verbunden, oder, wie die Niederländer noch vorsichtiger sagen, noch „verwandt fühlen“ mit „godsdienst of levensbeschouwing“, also mit einer Religion oder einer Lebensanschauung, Weltanschauung. „Sich-Verwandt fühlen“: Dies ist eine gewiss interessante, die Beziehung zur Kirche aber eher milde ausdrückende Definition von „Zugehörigkeit“ oder „Mitgliedschaft“… Nebenbei: In Berlin sind es im Jahr 2024 noch 18 Prozent der Einwohner, die sich als Kirchenmitglieder betrachten.
2.
Bedeutende alte Kirchengebäude sind im Zentrum Amsterdams (dem „Grachtengürtel“) zu besichtigen, etwa die “Oude Kerk”: Im Jahr 1325 wurde an dieser Stelle die erste steinerne Kirche errichtet, heute werden dort sonntags regelmäßig protestantische Gottesdienste gefeiert: Und dies ist Ausdruck der kirchlichen Situation in Amsterdam: Die “Oude Kerk” ist tatsächlich bereits ein Museum und eine Konzerthalle, die kleine christliche Gemeinde mietet für ihre Gottesdienste das Gebäude. Oder: Die “Nieuwe Kerk” am Dam (1408 errichtet) aber auch ehemaliges “Gotteshaus”, ist zu eines der bekanntesten Kulturzentren der Stadt. Auch die Portugiesische Synagoge (eingeweiht 1675) und die benachbarte „Große Synagoge“ (1825) findet viel Aufmerksamkeit.
3.
Die Protestantische Kirche Amsterdams verfügt noch über 19 Gemeinden und Kirchengebäude LINK , das zentrale Kirchenbüro berichtet regelmäßig über kirchliche Veranstaltungen – auch aus Anlass des Jubiläums. Die katholische Kirche hat in Amsterdam noch 17 Pfarreien, von denen 7 für „fremdsprachige“ Katholiken bestimmt sind. Viele einstige selbständige Pfarreien wurden zu Großpfarreien zusammengefügt, wie überall in Europa, wo der Mangel an zölibatären Priestern das Gemeindeleben bestimmt, d.h. reduziert. Für die Freikirchen, Pfingstkirchen gibt es keine Gesamtübersicht der Gemeindezentren, oft sind es eher bescheidene Räume, etwa ehemalige Garagen in eher ärmeren Gegenden. Die Spaltung zwischen Reichen und Armen gilt auch unter Christen in Amsterdam. In diesen Freikirchen treffen sich vor allem Menschen aus Surinam, den Antillen, aus Afrika usw. Das heißt: Die traditionellen einst großen Konfessionen bestimmen nach wie vor das offizielle, man möchte sagen, touristische Bild in der Stadt. Viele Kirchengebäude, errichtet seit dem 20. Jahrhundert, wurden seit ca. 1970 abgerissen. Einige alte Kirchengebäude blieben erhalten und wecken so den falschen Eindruck, es gebe noch viele “aktive, “echte” Kirchen: So etwa sind diese Kirchen ehemalige Gotteshäuser: Die Oosterkerk, die Posthoorn-Kerk, die Oude Lutherse Kerk, die Zuiderkerk, die Amstelkerk; die katholische St. Ignatiuskerk wurde in die Fatih-Mosee umgewandelt, die Kirche am Vondelpark ist seit langem ein Ort u.a. für opulentes Feiern. Siehe dazu die bunte Website: LINK: Lesenswert ist in dem wichtigen Zusammenhang noch immer die Dokumentation “Herbestemming van Kerken” , Siehe Fußnote 3.
4.
Das „O&S“ Büro der Stadt Amsterdam nennt auch Zahlen zur geschichtlichen Entwicklung: Für das Jahr 2022, aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor, also gilt: „11 Prozent der Amsterdamer fühlen sich mit dem Christentum verwandt. Im Jahr 2006 waren es 21 Prozent.“ Innerhalb von 15 Jahren hat sich die Zahl der Kirchenmitglieder halbiert. Im Jahr 1869, als offenbar zum ersten Mal nach der Konfession der Amsterdamer gefragt wurde: Da nannten sich tatsächlich 100 Prozent der Amsterdamer Kirchenmitglieder, im Jahr 1947 waren es noch 55 Prozent, 1971 waren es 46 Prozent, im Jahr 2012 38 Prozent.
Der relativ beachtliche Anteil derer, die sich heute noch katholisch nennen, ist durch die Anwesenheit von Lateinamerikanern, Spaniern und Portugiesen bedingt. Aber die Teilnahme an der Messe ist wie in ganz Holland minimal. Und es sind meist sehr alte niederländische und etwas jüngere asiatische Priester, die noch für die Messfeier in den Kirchen sorgen. Ein interessantes Beispiel: In der „Onze Lieve Vrouwekerk“ finden katholische Messen unter Leitung spanischer Opus Dei Priester (!) und zu anderen Zeiten auch Liturgien der Syrisch-orthodoxen Kirche statt, eine interessante ökumenische Melange zumal fürs Opus Dei: Die finanzielle Not (bedingt durch die sehr wenigen Katholiken) lehrt also auch die sehr konservative katholische Organisation Opus Dei, die Ökumene zu praktizieren. Auch die Russisch-orthodoxe Kirche hat eine ehemalige katholische Kirche „übernommen“ LINK . Auf diese Gemeinde an der Lijnbaangracht hinzuweisen ist deswegen wichtig, weil die Popen dort sehr früh schon zu heftigen Kritikern des Angriffskrieges Putins und seines „orthodoxen“ Ideologen Patriarch Kyrill von Moskau waren. LINK
5.
Für die ökumenische Bewegung der Kirchen ist Amsterdam wichtig:
Am 23. August 1948 wurde dort der „Ökumenische Weltrat der Kirchen“ (Zentrale in Genf) gegründet. Ökumene gehört zu Amsterdam!Und Ökumene ist vielleicht ein christlicher Aspekt des viel besprochenen niederländischen Humanismus…
Die (protestantische) Theologie spielt heute in Amsterdam noch eine große Rolle, sie wird an der „Schule für Religion und Theologie“ an der Vrije Universiteit gelehrt. LINK
Neben vielen speziellen Forschungszentren ist auch das „Arminius – Institut“ der ziemlich außergewöhnlichen freisinnigen Remonstranten – Kirche dort angesiedelt, LINK
Diese Fakultät ist erstaunliche theologische Leistung in einem – der Konfessions- Statistik nach – gar nicht so Kirchen – und Theologie affinen Milieu.
6.
Die Entwicklung der Verbundenheit mit den Kirchen in Amsterdam wie in den Niederlanden insgesamt ist sehr komplex und kann hier nur kurz skizziert werden:
Die Gesellschaft war bis ca.1965 in verschiedene „Säulen“, nebeneinander lebend, gespalten: Die „Säulen“ hatten den Titel reformiert, katholisch, liberal, sozialdemokratisch: Sie boten ihren Mitgliedern von der Geburt über die Schule und die konfessionell selbstverständlich nicht-gemischte Ehe … bis zum Begräbnis auf einem katholischen Friedhof ein Leben in der auch kulturellen und konfessionellen Abgeschlossenheit der jeweiligen Gruppe.
Mitte der neunzehnhundertsechziger Jahre zerbrach dieses System. Es begann auch in Amsterdam die durchaus leidenschaftliche Zeit der praktisch gelebten Ökumene: In der Katholischen Kirche der Niederlande gab es nach dem 2. Vatikanischen Konzil einen radikalen Aufbruch der Reformer, nicht nur das Zölibatsgesetz ignorierten viele Priester, sie setzten sich für die Abendmahlsgemeinschaft mit Protestanten ein in Gemeinden, die sich oft von der Kontrolle der Bischöfe befreit hatten. Es wurden also ökumenische Gemeinden, „Basisgemeinden“ und „kritische Gemeinden“ gegründet, die sich außerhalb der institutionellen konfessionellen Strukturen ziemlich mutig und rebellisch gestalteten. Ich nenne hier nur die bis heute lebendige „Dominikus Gemeinde“, LINK. , die ökumenische Basis – Gemeinde „de Duif“, die „Ekklesia“ inspiriert von dem bekannten Theologen und Poeten Huub Oosterhuis (1933-2023. LINK . Und zu seinem Werk: LINK
Der Autor dieses Hinweises hat als Journalist die kirchliche Entwicklung Amsterdams seit ca. 1976 regelmäßig beobachtet. Etliche der damals durchaus wegweisenden Initiativen sind verschwunden, wie etwa das Theologencafé, ein wöchentlicher Treffpunkt, eine Art theologischer Salon für Pfarrer und Pastoren aus wirklich allen verschiedenen Konfessionen! Auch die sozial engagierten Wohngemeinschaft der Orden mussten – wegen Personalmangel – aufgegeben werden, etwa die Wohngemeinschaft der Kapuziner oder das Kloster der Augustinerinnen im Rotlicht-Viertel oder das Franziskanerkloster in der Moses und Aaron Kirche usw. Immerhin: Die Gemeinde speziell für “Drogengebraucher” gibt es bis heute. LINK. Eine evangelische Initiative mitten im Rotlicht – Viertel ist seit vielen Jahren die Kommunität „Oude Zijds 100“, ein offenes Haus für Menschen, die Hilfe und Unterstützung brauchen gerade im Umfeld dieses Milieus, auch diese Initiative hat die Krise der Kirchen in Amsterdam überstanden, Basisinitiativen leben vielleicht länger als offizielle Kirchen-Zentren. LINK
Die große Kirche „Moses en Aaron“ am Waterlooplein wird jetzt als „Kirche der Barmherzigkeit” von der internationalen katholischen Laien – Gemeinschaft „San Egidio“ geleitet…
Der viel besprochene „Niedergang” der katholischen Kirche Amsterdams ist sicher entscheidend auch durch die Starrheit und Sturheit des römischen Systems, der zentralistischen vatikanischen Leitung und durch die Abwehr alles Demokratischen durch die Kirche unter den Päpsten der letzten Jahre, vor allem Johannes Paul II., bedingt.
Amsterdam ist übrigens die einzige Hauptstadt Europas, die der extrem reiselustige polnische Papst nie besucht hat, er wusste sicher warum: Dort gab es damals eine explizite Rom – Ablehnung auch unter vielen Katholiken. ÖffentlichenÄrger wollte er sich also ersparen… Es ist auch das vatikanische System, das die Katholiken (nicht nur) in Amsterdam aus der Kirche getrieben hat. Die progressiven Katholiken wurden von der Kirchenführung so lange und so heftig ausgegrenzt, bis sie keine Kraft zum Widerstand mehr hatten. Ein Trauerspiel: Rom macht eine Kirche kaputt , etwa durch die Bischifsernennunegn reaktionärer Bischöfe (Kardinal Eijk etc…) Dieser Aspekt wird von katholischen Autoren in Deutschland, die sich heute noch über Hollands Katholizismus äußern, oft gern „ausgeblendet“. Tatsache ist: Keine katholische Teilkirche wurde von Rom und den Reaktionären so diffamiert und kaputt gemacht, wie die niederländische KatholischeKirche in den Jahren 1970-1985. Immer ging es um die Demokratie, einen der höchsten Werte niederländischer Kultur, aber einen der größten Unwerte fürs Innenleben des Katholismus bis heute…
7.
Über 60 Prozent der Amsterdamer nennen sich jetzt unreligiös oder ungläubig. Und ihre Zahl steigt von Jahr zu Jahr. Die offizielle Statistik von „O&S“ kann als soziologische Studie für diese Entwicklung keine Antwort geben. Die Theologen und Religionswissenschaftler sind sich uneins: Etliche meinen zurecht, dass auch die sich ungläubig nennenden Menschen eine persönliche Spiritualität bewahren und pflegen, dass sie an „etwas Größeres“ glauben. LINK .
Für diese undogmatisch Suchenden und Fragenden kann die Gemeinde der protestantischen Remonstranten – Kirche in Smsterdam ein Ort des Gesprächs und der Meditation sein. LINK . Zur Solidarität dieser Gemeinde mit den Menschen in Gaza und der Kritik an der Regierung Netanjahu mit seinen rechtsradikalen Ministern LINK
8.
Zur Stadt Amsterdam als der viel gepriesenen “Stadt der Toleranz” (mit einer vergleichsweise schwachen Präsenz der rechtsextreme Partei PVV von Herrn Wilders) passt es gut, dass dort explizit humanistische Kirchen (wie die Remonstranten) und auch säkulare – humanistische Organisationen (Humanistisch Verbond) aktiv sind. Bekanntlich war die Remonstrantenkirche dort im Jahr 1986 weltweit die erste christliche Kirche, die Paare des gleichen Geschlechts im Gottesdienst mitten in der Kirche segnete, ob sie nun Mitglieder der Remonstranten sind oder nicht. Bei allem Stolz auf die humanistischen Traditionen auch gegenüber Flüchtlingen (Descartes…) einst: Erst seit wenigen Jahren wird die Verbindung der Kirchen mit der kolonialistischen Herrschaft und Unterdrückung durch die Niederlande freigelegt. Zu einer neuen Publikation zum Thema niederländische Kirchen und Sklaverei: LINK.
Eine ebenfalls humanistische, aber eher agnostisch – atheistische Glaubensgemeinschaft nennt sich „Vrije Gemeente“: Einst hatte sie in der Nähe des Leidseplein (heute das „Paradiso“) ihre Kirche, seit einigen Jahren hat man sich in einer Villa in der Nähe des Rembrandt Museums niedergelassen und bietet spirituelle und philosophische Gespräche und Vorträge an. An der „Universität von Amsterdam“ hat Prof. Wouter Hanegraaff ein einmaliges Institut zur „Erforschung hermetischer und esoterischer Philosophie“ eingerichtet, wichtig in einer Stadt, in der es zahlreiche esoterische Zentren und Buchhandlungen gibt. Ob es heute einen Dialog gibt zwischen christlich/kirchlich Glaubenden und esoterisch/New Age Glaubenden gibt, ist eine offene Frage. Das theologische Zentrum des Franziskaner-Ordens „La Verna“ in Amsterdam bemühte sich um einen solchen Dialog, es musste leider wegen Personalmangel geschlossen werden. Und in den 1970-1980 Jahren bemühte sich der Benediktiner Dom Kees Tholens (1913 – 2011) – er lebte als Stadtmönch im Begijn-Hof – intensiv um Gespräche mit den damals sehr stark esoterisch oder auch buddhistisch Interessierten. Zu Kees Tholens siehe meinen Beitrag „Die Kirchen schließen und die Religion lebt auf“ von 1993. Fußnote 2.
9.
Die wenigen verbliebenen Kirchengemeinden hätten eigentlich große Aufgaben, die über das unmittelbar Religiöse hinausgehen, aber dicht an den Weisungen des Weisheitslehrers Jesus von Nazareth liegen: Vorausgesetzt, die Kirchengemenden sind offen und tolerant. Es wäre also die wichtige Aufgabe, für das seelische Wohlbefinden der Menschen in der Stadt einen Beitrag zu leisten. Die Studie von „O&S“ sagt unter Nr. 14: „ Das Glücksgefühl, das Vertrauen in die Zukunft und die Zufriedenheit mit der Regierung haben abgenommen. Junge Menschen haben oft psychische Beschwerden. Dazu kommt belastende Einsamkeit stets öfter vor und öfter als auf Landesebene.“ (Übersetzung CM).
10.
Auch angesichts der Altersstruktur der Kirchen-Gemeinden ist es absehbar, dass sich in etwa 20 Jahren der Anteil der sich Christen nennenden Amsterdamer so um die 3 Prozent bewegt. Die noch verbliebenen Kirchengebäude werden dann schon wegen finanzieller Knappheit der Gemeinden nicht mehr als kirchliche Gebäude zu bewahren sein. Vielleicht wird es dann noch da und dort kleine Kapellen in umgewandelten Läden und Geschäften geben, falls selbst diese noch bei den exzessiven Preisen im neoliberalen, kapitalistischen Amsterdam noch bezahlbar sind. Der Gott der heutigen Metropolen in den reichen Ländern Europas ist das Geld, das Kapital, die Allmacht der internationalen Konzerne. Wer in Zukunft über den realen Gott in Amsterdam, aber auch in Berlin, London, Paris, New York usw. spricht, muss von diesem neuen (eigentlich schon alten) Gott des Kapitals und des Neoliberalismus sprechen. Und dieser Gott und seine Ethik sind inhuman, wie man jetzt in den USA unter Trump sieht, dieser “Gott” lässt die Herrenmenschen entstehen, die die Ausgrenzung der Armen in einer ungerechten Gesellschaft selbstverständlich finden. Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Liebe sind jedenfalls nicht die Kennzeichen dieses Gottes…
Aber das wäre ein Thema für eine ausführliche Theologie mit dem Titel „Kirche und Religion in der Stadt“, mit dem Unterkapitel Amsterdam.
Fußnote 1:
„Staat_van_de_stad“ Onderzoek en Statistiek (O&S), Gemeente Amsterdam
www.onderzoek.amsterdam.nl
redactie.os@amsterdam.nl
Eindredactie: Ellen Lindeman, m.m.v. Lotje Cohen en Jeroen Slot.
Fußnote 2:
„Die Kirchen schließen und die Religion lebt auf. Beobachtungen in Amsterdam“. In: „Götter auf der Durchreise“, hg. von Hans W. Dannowski, Michael Göpfert u.a., E.B. Verlag, 1993, dort Seite 40 bis 54. Dieser Beitrag, zu Beginn der neunziger Jahre verfasst, weist u.a. auf den Benediktinerabt Kees Tholens im Begijnhof hin. Ein Zitat von Abt Tholens: „Die Kirche sollte wie eine weise Mutter sein, die ihre Kinder gehen lässt. Stattdessen umgibt sie sie mit allerlei Reichtümern und hält sie mit Regeln und Verboten klein. Auf diese Weise wirkt sie wie eine Art Kindergarten für Erwachsene, auf diese Weise werden die Menschen nicht erwachsen, auf diese Weise können sie kein umfassenderes Bewusstsein erlangen.“ (Der niederländische Text von Kees Tholens: „De kerk zou moeten zijn als een wijze moeder die haar kinderen loslaat. Maar in plaats daarvan omgeeft ze hen met allerlei rijke dingen en houdt hen klein met regels en verboden. Zo lijkt ze op een soort kinderkamer voor volwassenen, zo groeien de mensen niet uit, zo kunnen ze geen ruimer bewustzijn binnengaan.“ Quelle: https://www.ghardeman.nl/cit/citthole.htm)
Fußnote 3: “Herbestimmung van Kerken.” (Neue Funktionen von Kirchengebäuden), auch mit zahlreichen Fotos, herausgegeben vom Rijksdienst voor de Monumentensorg, Zeist, 11 Seiten, 1995.
1999 wurde von Christian Modehn das 30 Minuten – Feature “Unter dem Himmel von Amsterdam” im Ersten Programm (WDR) gesendet.
Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin