Die reiche Kirche und die Armen: Papst Leo schreibt eine offizielle „Ermahnung“

Der Titel der „Apostolischen Exhortation“: „Dilexi te“: „Ich habe dich geliebt. Über die Liebe zu den Armen“.
Hinweise von Christian Modehn am 12.10.2025

1.
Eine päpstliche „Exhortation“ ist eine Ermahnung und Ermunterung an die katholischen LeserInnen. Sie hat keine umfassende Verbindlichkeit wie eine „Enzyklika“, sollte aber als Äußerung des obersten Lehramtes sehr ernst genommen werden. Auf dieses erste offizielle Dokument Leo XIV. haben manche gewartet.

2.
Wir können hier nicht umfassend dieses 121 Absätze umfassende Dokument besprechen. Wir zeigen das Beachtliche des Textes auf, nennen aber auch kritisch einige Ausführungen des Papstes, die in der Öffentlichkeit bisher wenig Beachtung fanden.

3.
Weite Teile dieser „Ermahnung“ sind bibeltheologische Erörterungen zur Armut. Es werden von Leo auch lang und breit die entsprechenden Lehren der Kirchenväter aus der Antike vorgestellt, selbstverständlich fehlen bei einem Papst als Mitglied des Augustiner-Ordens nicht längere Ausführungen zur Liebe des heiligen Augustinus zu den Armen. Wen interessiert das? Es werden dann viele Ordensgemeinschaften detailliert in ihrer Geschichte erwähnt, die alle irgendwie als Hilfe und Beistand für Arme gegründet wurden. Von der durchaus beträchtlichen aktuellen Hilfe dieser Ordensgemeinschaften für Arme ist eher wenig die Rede.

4.
Den LeserInnen wird eingeschärft: Die Hilfe für Arme ist unverzichtbares Element christlichen Lebens. In sehr kurzen, politisch – kritischen Ausführungen folgt Papst Leo seinem in dieser Hinsicht mutigeren und radikaleren Vorgänger Papst Franziskus. So kritisiert auch Leo die „Diktatur einer Wirtschaft, die tötet“ (Nr. 92), ohne dass er dabei, soweit ich sehe, explizit den Kapitalismus und den Neoliberalismus beim Namen nennt. Leo schreibt sehr vorsichtig, offenbar um niemanden unter den Herrschern des Kapitals zu verletzen: „Obwohl es nicht an Theorien fehlt, die versuchen, den aktuellen Zustand zu rechtfertigen, oder die als Theorien erklären, dass die wirtschaftliche Vernunft von uns verlangt, darauf zu warten, dass die unsichtbaren Kräfte des Marktes alles lösen, ist die Würde eines jeden Menschen jetzt und nicht erst morgen zu respektieren. Das Elend so vieler Menschen, deren Würde negiert wird, muss ein ständiger Appell an unser Gewissen sein.“ Der Papst erwähnt die „unsichtbaren Kräfte des Marktes, denkt dabei offenbar an den radikalen Liberalismus eines F.A.Hayek, der heute in „liberalen Parteien “ und bei „libertären Politikern“ (Milei, Argentinien) seine Freunde hat. Aber wie gesagt, Namen werden vom Papst nicht genannt, man muss ja diplomatisch bleiben… Und in Nr. 94 heißt es dann leider viel zu kurz und zu knapp: „Wir müssen uns immer mehr dafür einsetzen, die strukturellen Ursachen der Armut zu beseitigen….Mangelnde Gerechtigkeit ist »die Wurzel der sozialen Übel. Denn »oft stellt man fest, dass tatsächlich die Menschenrechte nicht für alle gleich gelten«. Immerhin taucht in dieser „Ermahnung“ das Wort Menschenrechte auf. Die Päpste müssen mit der Verteidigung der grundlegenden Idee der „Menschenrechte“ bekanntlich vorsichtig umgehen, denn die Menschenrechte gelten in der Kirche explizit nicht (etwa die umfassende Gleichberechtigung der Frauen in der Kirche…), genauso, wie die Kirche explizit keine demokratischen Strukturen will.

5.
Die ganze „Ermahnung“ ist eher langatmig und von einer üblichen, tief erscheinenden Frömmigkeit bestimmt. Man fragt sich: Werden diesen ja doch wohl etwas politischen Text auch NGOs debattieren in ihrer Solidarität mir Armen, Hungernden, Verfolgten, Flüchtlingen, Ausgegrenzten, ungerecht Behandelten usw.? Ich vermute: Eher nicht! Der Text wirkt weithin wie eine Predigt alter Art. Es fehlen Aussagen zur Frage: Wieviel Schuld hat die Kirche in der weltweiten Ausgrenzung der Armen seit Jahrhunderten, wenn es im globalen Süden bis heute „himmelschreiende Armut“ etwa aufgrund des Kolonialismus gibt? Diese Frage hätte doch ein Papst stellen könne, der etliche Jahre im armen Peru arbeitete und der dort als Bischof mit Gummistiefeln durch die überschwemmten Elendsviertel laufen musste. Immerhin betont der Papst, die Armen hätten ihre eigene Kultur (Nr. 100), die sie pflegen sollen!

6.
Auch das wird bisher öffentlich nicht beachtet: Der Titel „Dilexi te“, „Ich habe dich geliebt“, ist, wie der Papst ausdrücklich schreibt, dem neutestamentlichen „Buch der Offenbarung des Johannes“ entnommen (Kap. 3, Vers 9).
Warum ausgerechnet das Motto? Weil es den besten Anschluss bietet an den Titel eines Schreibens von Papst Franziskus „Dilexit nos“, „Er liebt UNS.“ Nun also bei Leo: „Ich habe DICH geliebt“. Und dieser knappe Titel stammt aus einem äußerst schwierigen, bei der Lektüre nicht verständlichen Text voller Symbole, Rätselsprüchen, Geheimnistuerei und Trostsprüchen für die verfolgten christlichen Gemeinden, eben aus der „Offenbarung des Johannes“. Ein Leitwort, ein Motto, mit dem Inhalt „Ich habe dich geliebt“ hätte man auch anderswo im Neuen Testament schnell gefunden. Etwa im Johannes Evangelium, 13. Kapitel, Vers 34: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ Aber „Ich habe DICH geliebt“ weist hin auf die extreme Bindung des Papstes an Augustinus, der nur in der eher privaten Ich – Du – Beziehung seinen Gott fand. In Papst Franziskus` Titel:  „Dilexit nos“, „Er liebt UNS“, wird die Gemeinschaft betont, dies ist bester Ausdruck christlicher Spiritualität.

7.
Sehr problematisch ist das Motto der Ermahnung Leos vor allem deshalb, wenn man sich diesen Vers 9 im 3. Kapitel der „Offenbarung“ genauer anschaut. Dieser Vers steht im Kontext eines imaginären Briefes des Autors „Johannes“ an die Gemeinde in der Stadt Philadelphia, heute ist dies die türkische Stadt Alaşehir. In dem mysteriös – schwierigen Vers 9 heißt es wörtlich: „Leute aus der Synagoge des Satans, die sich als Juden ausgeben, es aber nicht sind, sondern Lügner – ich werde bewirken, dass sie kommen und sich dir (also dem Engel der Christengemeinde, CM) zu Füßen werfen und erkennen, dass ich dir meine Liebe zugewandt habe.“ Da ist also das wichtige Wörtchen: Auf Latein: „Dilexi te“. (Das Bibelzitat ist der „Einheitsübersetzung“ der katholischen Kirche Deutschlands entnommen).
Schon erstaunlich, dass dieses Motto der ersten „Apostolischen Ermahnung“ Leos ausgerechnet einem Vers entnommen ist, in der die Juden im Gegenüber zu den Christen damals als „Synagoge Satans“ bewertet werden… sie werden dann, so Johannes, der Autor, bei der Wiederkunft Christi ihr Judentum aufgeben (müssen).
Dies ist einer der vielen eher mysteriösen Verse aus der „Offenbarung“, die man als LeserIN niemals ohne ausführliche Interpretationshilfe verstehen kann. Die katholische Theologin Prof. Elisabeth Schüssler – Fiorenza aber behauptet in ihrer großen Studie „Das Buch der Offenbarung“, Kohlhammer Verlag, 1991, Seite 76 , die Rede von der „Synagoge Satans” „sollte nicht als Antisemitismus mißverstanden werden.“ Wir sagen nur: Na ja, die Phantasie einer Theologin ist wohl groß.

8.
Papst Leo, so wird in der katholischen Presse behauptet, vertritt in diesem seinen Text eine Art lateinamerikanische Befreiungstheologie. Aber oft ist in dem Text die Rede von der Kirche, die für die Armen eintritt, so, als stehe die Kirche den Armen gegenüber, und tue FÜR sie – aus Barmherzigkeit – Gutes. Dabei sollte es doch wohl so sein: Die Kirche ist mit den Armen solidarisch, weil sie selbst als Kirche eine Organisation der Armen ist und als Kirche selber arm ist bzw. im Sinne Jesu sein sollte… Nicht FÜR die Armen, sondern MIT ihnen ist authentische Befreiungstheologie. Komischerweise muss man sagen, macht sich Leo am Ende seiner langen Ermahnungen dann sogar noch für die klassischen Almosen stark. SAlso für die Almosen für die Armen,  jene üblichen Spenden der reichen Christen in der reichen Welt, die einiges Hilfreiche bewirken, aber überhaupt keine adäquate Antwort sind auf die entsetzlichen Lebensbedingungen der meisten Menschen im globalen Süden etwa.

9.
Was deutlich fehlt in dieser Ermahnung des Papstes: Nirgendwo ist die Rede davon, wie denn die Kirchenführungen, also die klerikale Hierarchie, also auch der Vatikan, also auch die gut ausgestatteten Bischöfe in ihren Palästen – den Armen praktisch beistehen sollen. Man fragt sich natürlich: Kann diese Kirche überhaupt eine arme Kirche mit den Armen werden bei diesem ihrem vorhandenen Glanz etwa in den Gebäuden des Vatikans und Roms und in anderen europäischen Zentren?
Diese Zahlen kann man überall überprüfen: Der Vatikan besitzt weltweit rund 5500 Immobilien – vor allem in Italien, aber auch in der Schweiz, Frankreich und England. Es sind Wohnungen, Kirchen, Klöster, Büros und Land…Die katholische Kirche in Deutschland besitzt etwa 8.250 km² Land, was sie zum größten privaten Grundbesitzer macht…Das Erzbistum Paderborn gilt als das reichste Bistum in Deutschland mit einem Vermögen von rund 7,15 Milliarden Euro. Und so weiter…

10.
Warum sagt der Papst als Mitglied des Bettelordens der Augustiner nichts dazu, dass Gebäude- Teile einiger jetzt viel zu groß gewordenen Augustiner – Klöster in Luxus Hotels umgewandelt wurden und eben nicht in Sozialwohnungen? Für den Augustiner Orden nur das Beispiel aus Rom LINK oder in Prag LINK.  Selbstverständlich lassen sich solche Beispiele auch von anderen Orden nennen.
Ein leiser, allerdings nur auf die Vergangenheit bezogener kritischer Ton wird in Nr. 63 formuliert, wenn Leo von den Bettelorden des Mittelalters, also auch den Augustinern, schreibt: „Das Zeugnis der Bettelorden forderte sowohl die klerikale Opulenz als auch die Kaltherzigkeit der städtischen Gesellschaft heraus.“ Von klerikaler Opulenz heute ist jedenfalls in Leos „Ermahnung“ keine Rede…

11.
Da setzt der Papst einen Text in die Welt gesetzt, der von der praktischen Verantwortung dieser Hierarchie (!) für die Armen wenig spricht. Man möchte gern einmal lesen: Die Bischöfe in Deutschland und in anderen reichen Ländern Europas verzichten auf 30 Prozent ihres zweifellos üppigen Gehaltes zugunsten von Projekten für die Armen. Die Bischöfe verlassen also – etwa in Köln, etwa in München – ihre Paläste und ziehen in Drei- Zimmer- Wohnungen zur Miete. Solche Ideen sind natürlich ketzerisch und selbstverständlich „eigentlich“ sinnlos.
Nebenbei: Wir haben einmal – in literarischer Imagination – Jesus heute nach Rom kommen lassen, von Dostojewski inspiriert. LINK

Aber vielleicht hat die katholische Kirche in Europa und Amerika auch fast kein Geld mehr … wegen der „Entschädigung“ – Zahlungen an die vielen tausend Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Priester und Nonnen.

12.
Das öffentliche und etwas gründlichere Interesse an dieser päpstlichen “Ermahnung”  ist — von ein paar Kirchenzeitungen abgesehen – bisher eher sehr sehr verhalten.

13.
Dabei sollten die wirklich weiterführenden Teile dieser päpstlichen Ermahnung gelesen und in Praxis realisiert werden, auch von Priestern, Bischöfen, Päpsten…

Ich zitiere nur ein Beispiel: Nr. 114: „Wir sprechen nicht nur von Hilfe und vom notwendigen Einsatz für Gerechtigkeit. Die Gläubigen müssen sich einer weiteren Form der Inkonsequenz gegenüber den Armen bewusst werden. In Wahrheit ist »die schlimmste Diskriminierung, unter der die Armen leiden, der Mangel an geistlicher Zuwendung […]. […] Die vorrangige Option für die Armen muss sich hauptsächlich in einer außerordentlichen und vorrangigen religiösen Zuwendung zeigen.»[127] Diese geistliche Aufmerksamkeit für die Armen wird jedoch durch bestimmte Vorurteile, auch seitens der Christen, in Frage gestellt, weil wir uns ohne die Armen wohler fühlen. Manche sagen fortwährend: „Unsere Aufgabe ist es, zu beten und die wahre Lehre zu verkünden.“ Und indem sie diesen religiösen Aspekt von einer ganzheitlichen Förderung trennen, fügen sie hinzu, dass allein die Regierung sich um sie kümmern sollte oder dass es besser wäre, sie in ihrem Elend zu lassen und ihnen erst einmal das Arbeiten beizubringen. Manchmal werden auch pseudowissenschaftliche Kriterien herangezogen, wenn etwa gesagt wird, dass der freie Markt von selbst zur Lösung des Problems der Armut führen werde. Oder man optiert sogar für eine Seelsorge der sogenannten „Eliten“ und behauptet, dass man, statt Zeit mit den Armen zu verschwenden, sich besser um die Reichen, Mächtigen und Berufstätigen kümmern sollte, um durch diese zu wirkungsvolleren Lösungen zu gelangen. Die Weltlichkeit hinter diesen Auffassungen ist leicht zu erkennen: Sie verleiten uns dazu, die Wirklichkeit mit oberflächlichen Kriterien zu betrachten, bar jedes übernatürlichen Lichts, wenn wir es lieber mit Menschen zu tun zu haben, die uns ein Gefühl von Sicherheit geben, und wenn wir Privilegien suchen, die uns genehm sind.“

14.

Von den 130 Belegen, Quellen, für die Zitate der “Exhortatio”, verweist ein einziger Beleg auf einen “weltlichen Bereich”,  nämlich den “Rat der Europäischen Gemeinschaften”. Alle anderen Fußnoten beziehen sich auf innerkirchliche Dokumente, Enzykliken vor allem von Papst Franziskus, auf theologischen Werke antiker und mittelalterlicher Heiliger usw. Auch dieses päpstliche Dokument  kreist, wie üblich, in der eigenen “Suppe”. Dass es mindestens hundert aktuelle soziologische, psychologische, theologische, philosophische Studien zum Thema Armut und Arme gibt, scheint im Vatikan beim Autor Leo XIV. oder den Ghostwritern nicht angekommen zu sein. Dass dieser Respekt (!) für die wissenschaftlichen Forschungen eigentlich üblich sein sollte, auch für ein päpstliches, katholisches Dokument mit universellem Anspruch, sollte eigentlich heute endlich selbstverständlich sein. Man ist im Vatikan aber immer noch irgendwie selbstzufrieden mit den eigenen kirchlichen Texten. Man braucht halt die Wissenschaften nicht!

Der Text der “Exhortation”: LINK

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Papst Leo XIV. – neueste Entscheidungen des Allein-Entscheiders

Die jüngsten Äußerungen des Papstes sind alles andere als „zukunftsweisend“
Ein Hinweis von Christian Modehn am 19.9.2025

Wir beginnen die konservativen Stellungnahmen Papst Leo XIV. zu dokumentieren: Sie machen öffentlich das theologische Schwanken Papst Leos, hin und her, zwischen etwas Wohlwollen für “Progressives” und viel Verständnis, durchaus auch Sympathie für Uraltes, Überholtes, bloß Volkstümliches und politisch Gefährliches im Katholizismus. Das alles versteht Leo XIV. wohl als Suche nach “Einheit” im Sinne seines ständig zitierten “Ordensvaters” Augustinus aus Zeiten der Antike.

Am 23.9.2025:

Heute also beginnen wir mit des Papstes Plädoyer und Verständnis für die immer noch weltweit üblichen Teufelsaustreibungen, Exorzismen genannt,  anläßlich eines Treffens von EXORZISTEN aus aller Welt kürzlich in Rom… Dass “das Böse” vor allem auch aus dem Klerus (sexueller Missbrauch etc.) ausgetrieben werden müsste, wird vom Papst nicht gesagt… LINK:

Am 24.9.2025 :

Papst Leo XIV. ruft die Katholiken auf, im Okober täglich den Rosenkranz zu beten. Maria als Mittlerin an Gottes Thron soll gleichsam Gott bestürmen, für Frieden zu sorgen. LINK    Welcher Frieden soll denn erbetet werden? Was soll Gott bloß tun, wenn die Russisch – Orthodoxen auch ihren Gott um Frieden in ihrem Sinn bitten? Hintergrund für diese spirituelle “Friedensinitiative” des Papstes ist die tradionelle Gottesvorstellung, die auch Papst Leo teilt: Gott im Himmel lässt sich durch Maria im Himmel bewegen, als Gott – Vater Frieden auf Erden zu schaffen…Oder soll das Rosenkranzgebet doch nur eine Art seelischer Beruhigung sein? .Wir haben auf den Missbrauch von Marienliedern im Krieg hingewiesen: LINK.

Am 26.9.2025 :

Im kürzlich erschienenen Interview-Buch mit Ann Allen (USA) (auf Spanisch erschienen: “Leo XIV.: Ciudadano del mundo, misionero del siglo XXI”) sagt Papst Leo XIV., wie KNA berichtet: Es entspreche nicht dem Auftrag der Kirche und dem, was die Welt von ihr erwarte, sich ausschließlich auf das Thema sexualisierter Gewalt zu konzentrieren. Außerdem habe der Papst davor gewarnt, sich vom Missbrauchsskandal “vollständig in Beschlag nehmen zu lassen“.

Am 25. 9.2025 kritisierte der Mainzer Bischof Kohlgraf auf einer Podiumsveranstaltung im Mainzer Landtag diese Aussage des Papstes. „Der Mainzer Bischof Kohlgraf sagte in einem vorab verbreiteten Redemanuskript, einige Menschen hätten den Papst so verstanden, als wolle er die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt relativieren. `Auch ich kann an die Aussagen des Papstes zum Auftrag der Kirche und des Evangeliums zumindest ein Fragezeichen setzen`, erklärte der Bischof. “Sexualisierte Gewalt ist ein Verbrechen am Menschen und ein Verrat am Evangelium.” Denn der Auftrag des Evangeliums sei es, die Menschen zu stärken und sie entsprechend ihrer Würde zu behandeln: “Ich kann Ihnen versichern, dass wir uns im Sinne dieses Auftrags nicht zurücklehnen werden und dass es auch weiterhin unser Fokus sein wird, Verantwortung für das Versagen der Kirche auf verschiedenen Ebenen zu übernehmen.”
Die Verantwortung dürfe nicht enden, und der Weg zu einem Mentalitäts- und Haltungswechsel im System Kirche sei nicht abgeschlossen, so Kohlgraf laut Manuskript weiter. Leitend müsse dabei immer die Perspektive der Betroffenen sein. Dabei sei weiter zu schauen, wo es “blinde Flecken” gebe: “Wo wird vielleicht immer noch verharmlost, geschwiegen oder vertuscht? Dabei darf es keine Rolle spielen, ob dieser Blick unbequem ist oder fest Etabliertes hinterfragt.”
LINK.   Sogar katholisch.de berichtete über die Papst – Kritik durch Bischof Kohlgraf. LINK

Am 27.9.2025: Nun geht es um die Unfehlbarkeit des Papstes!

Jetzt wird es heftig: Papst Leo XIV. verteidigt am 27.9, erst knapp 4 Monate im Amt, die Unfehlbarkeit des Papstes. Aber auf eine sehr ungewohnte Weise: Er erklärt zunächst alle Katholiken, das ganze Volk Gottes, für unfehlbar. Aber weil für ihn diese 1,4 Milliarden Katholiken nicht mit einer einzigen Stimme sprechen können, kann diese eine wahre Stimme nur dem Papst gehören. Er ist dann sozusagen stellvertretend für alle  Kathioliken (die angeblich alle dasselbe Glauben) unfehlbar.
PS: Im Kommunismus sagte man: Der Parteiführer weiß, was die Masse der Proletarier will, er tut, was die Masse der Parteimitglieder will…

Also noch einmal, für alle, die diese sehr gewagte Äußerung des Papstes schnell als banal übersehen wollen: “Die „Unfehlbarkeit des Gottesvolkes in Glaubensdingen“ finde ihren Ausdruck in der Unfehlbarkeit des Papstes, erklärte der Papst Heilig-Jahr-Pilgern bei der Generalaudienz an diesem Samstag (27.9.2025) in Rom…. Und jetzt wird es fast komisch: Diese Unfehlbarkeit des Volkes Gottes (gemeint ist nur die katholische Kirche) sei, wo wörtlich, so etwas wie ein `Sechster Sinn`, aber gerade den sechsten Sinn hätten vor allem die einfachen, gemeint sind die ungebildeten Leute: „Gelehrte Menschen hören meist nicht auf ihr Gespür (= sechster Sinn), weil sie glauben, ohnehin schon alles zu wissen“, sagte Leo XIV. wörtlich weiter.
Also bitte: Einfach dumm bleiben, auch theologisch dumm, dann kann man dieser verworrenen Rede folgen. Die typische Verachtung des alten Augustin für die Vernunft klingt da sehr deutlich an… (Die Vernunft wurde bekanntlich für Augustin durch die Erbsünde verdorben)

Nebenbei: Papst Leo XIV. schwadronierte am 27.9. erneut, wie bei ihm immer üblich, mangels Kenntnis moderner Theologen, von den Zeiten seines „Vaters Augustinus“ im Altertum, vor allem über dessen großes Vorbild, den heiligen Ambrosius. LINK

Bitte beachten Sie auf dem Foto, siehe den genannten LINK,  die nicht gerade unbescheidene Sitz – Haltung Papst Leos auf seinem Thron bei Verkündigung dieser seiner Weisheit zur eigenen Unfehlbarkeit. Verkündet Leo XIV. bald ein neues Dogma “ex cathera”?

Inzwischen wurden 100 Sprüche von Leo XIV. veröffentlicht und sehr treffend als “mittelmäßig” bewertet. Zum Kommentar dazu: Fußnote 1……..

Inzwischen haben (pensionierte) katholische Theologieprofessoren den Mut, Papst Leo XIV. und seinen theologischen Kurs öffentlich heftig, aber treffend zu kritisieren; komischerweise weisen sie nicht auf die extreme Augustinus-Bindung und ständige Augustinus-Zitiererei durch den Papst  hin; ist der “Religionsphilosophische Salon Berlin” der einzige, der das tut? Siehe trotzdem die Stellungnahme von Prof.em. Hans-Joachim Sander, Salzburg, vom 29.9.2025, Fußnote 2.

Am 8. Okober 2025: Selbst katholische Medien, von den Bischöfen abhängig, kritisieren die schwache, ängstliche Haltung Papst Leos gegenüber dem Regime von Donald Trump. Der US-Amerikaner Papst Leo XIV. aus Chicago habe bisher nicht grundlegend und deutlich und scharf die unsägliche Politik Trumps kritisiert, schreibt  kath.de am 8.10.2027:  “Umso bedrückender ist das Verhalten der katholischen Kirche. Von den US-Bischöfen kam bislang kaum öffentlicher Widerspruch gegen diese Entwicklung (hin zur Diktatur in den USA) , und auch aus dem Vatikan hört man nur verhaltene Töne… Zwar habe Papst Leo in allgemeinen Wort die so unmenschliche Behandlung von Einwanderern in den USA kritisiert.. .Aber:  “Direkte Kritik an der Regierung seines Heimatlandes war von ihm bislang  nicht zu hören…Es reicht nicht, allgemeine Appelle zur Nächstenliebe zu wiederholen.”  Quelle: LINK 

Am 12. Oktober 2025: Papst Leo weiht die ganze Welt (!) der Jungfrau Maria, und deswegen hat er auch die Statue des Marienwallfahrtsortes Fatima in Portugal nach Rom bringen lassen. Fatima ist unter denkenden TheologInnen der umstrittenste Marien-Wallfahrtsort, viele nennen die Ereignisse dort im Jahr 1917 schlicht und einfach obskur, abergläubisch  und konstruiert. Auf dieser Spur fährt Leo also weiter, wie seine Vorgänger, die Päpste können nicht auf diesen “Volksglauben” verzichten, d.h. auf den Aberglauben, d.h. : Maria erscheint höchst persönlich mit einem Rosenkranz aus dem Himmel herunter in Fatima etc…) zu verzichten… LINK  

Am 12. Oktober 2025 lässt Papst Franziskus einen Bußgottesdienst im Petersdom feiern, weil ein Mann in aller Öffentlichkeit gegen den Hauptaltar  gepinkelt hat. Und katholische Kirchen sind Gotteshäuser, und Gotteshäuser müssen unbefleckt – sauber sein, denkt die katholische Theologie, so denkt auch Papst Leo XIV. Dass Sexualstraftäter unter den Priestern, die munter die Messe feier(t)en, die Kirchen viel mehr beflecken, entgeht den Herren im Vatikan.

Am 13. Oktober 2025: Papst Leo lobt den reaktionären, anti-modernistischen und antijudaistischen spanischen Kardinal Merry del Val (1865-1930)…Warum? Dieser Kardinal sei so bescheiden gewesen. Ein ziemlicher gefährlicher Blödsinn, was Papst Leo da sagt und tut, berichten denkende Theologen in Rom. LINK.   Aus dem Grußwort Leos an die Familie del Val: “Der Papst schloss seine Ansprache mit der Aufforderung an die Familie Merry del Val und alle Anwesenden, sich von dieser Persönlichkeit inspirieren zu lassen, insbesondere diejenigen, die im diplomatischen Bereich mit dem Nachfolger Petri zusammenarbeiten. Abschließend vertraute er diese Mission der Fürsprache der Jungfrau Maria an, der der Kardinal seine tiefe Verehrung bekundete.Quelle: LINK 

Kardinal del Val wird von den traditionalistischen Pius-Brüdern hoch verehrt! Weiß das Papst Leo?

Wenn man (am 13.10.2025) in Google sucht nach dem Stichwort “Freunde von Kardinal del Vals in Spanien heute” erhält man diese Antwort:  “Kardinal Rafael Merry del Vals „Freunde“ in Spanien zählten vor allem zu den konservativen und traditionalistischen Kreisen der katholischen Kirche und der spanischen Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts, die seine monarchistischen, konservativen Ideale und seinen starken Antikommunismus teilten. Es gibt keine konkreten Informationen über ein formelles Netzwerk von „Freunden“ im modernen Sinne, doch seine engen Vertrauten zählten zu den hohen Geistlichen, Aristokraten und Politikern der Zeit, die seine politischen und religiösen Überzeugungen teilten. Konservative und katholische Kreise: Merry del Val war als Staatssekretär von Papst Pius X. eine prominente Persönlichkeit der katholischen Kirche. Zu seinen Freunden in Spanien zählten Mitglieder der kirchlichen Hierarchie und konservative katholische Laien, die seine Politik unterstützten. Gemeinsame Ideologie: Diese Affinität basierte auf seiner entschiedenen Verteidigung der Monarchie, seinem starken Antikommunismus und seinem katholischen Traditionalismus. Diese Ideen waren in den konservativeren Teilen der spanischen Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts weit verbreitet. Politische und kirchliche Beziehungen: Wahrscheinlich gehörten seine Freunde zu den Bischöfen, Priestern und politischen Führern, die dieselben Werte vertraten und sich den liberalen und republikanischen Bewegungen der Zeit widersetzten.”

Am 26. Oktober 2025: Den reaktionären Katholiken hatte Papst Leo XIV. die Feier der Messe im alten lateinischen Ritus sogar im Petersdom erlaubt: Am 25. Oktober 2025 feiern sie also diese Messe dort mit sehr großer Anteilnahme der Gläubigen. Papst Leo ist sichtlich bemüht, diese reaktionären Katholiken wieder stärker in die übrige, auch nicht gerade progressive Kirche einzubinden. Das nennt der Papst dann, wie üblich schon, die augustinische Suche nach Einheit… Zur Messe im Petersdom. LINK 

Die spanische Publikation www.religiondigital.org.  hat zu dieser Messe im alten Stil einen ausführlichen kritischen Kommentar publiziert: „Die Geste von Leo XIV., Kardinal Raymond Burke zu erlauben, die Tridentinische Messe in Sankt Peter zu feiern, scheint eine Wunde zu öffnen, die niemals verheilen wird.“ Leo XIV. und die Nostalgie des Weihrauchs: Wenn die Liturgie das Volk vergisst”: LINK.
Siehe auch den Beitrag der FAZ, dort besonders das “hübsche” Foto mit Kardinal Burke: Reaktionäre Katholiken wie die Kardinäle Burke, Müller, Sarah usw. halten theatralische Inszenierungen (auf Latein!) in alten Gewändern für Gottesdienste, in denen diese gutbetuchten Herren Kleriker “das letzte Abendmahl Jesu auf unblutige Weise wiederholen”, wie die offizielle katholische Lehre noch immer behauptet… welch ein Wahn.   LINK   
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1.

Eigentlich gibt es in dieser verrückten Welt(politik) sehr viel dringendere Themen, als sich mit dem christlichen „Allein-Entscheider“, dem Papst, zu befassen. Aber weil Leo XIV. nun einmal in den vergangenen Tagen des Septembers gleich dreimal hintereinander seine sehr konservative Theologie öffentlich dokumentiert hat, dieser Hinweis. Er könnte allen, die noch der Idee eines progressiven Leo XIV. anhangen, doch helfen, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren und die eigene Lebenszeit besser nicht mit illusorischem Hoffen angesichts des Papsttums und des Papstes etc. zu verbringen,  zu vergeuden, hätte ich fast gesagt.

Papst Leo passt sich bestens ein in die herrschenden Mentalitäten der konservativen Wende weltweit.

In seinem ersten Interview (Buch) sagte Papst Leo gegen Ende des übermittelten Ausschnittes von kath.de: “Wenn wir uns viele Länder auf der Welt heute ansehen, ist Demokratie nicht unbedingt die perfekte Lösung für alles.”, behauptet Leo XIV. Er wehrte kurz zuvor die Vorstellung ab, auch für die katholische Kirche sei Demokratie etwas Gutes. Das ist altbekannter klerikaler Machtanspruch. Aber dieser hier schwarz markierte Satz : “Wenn wir uns viele Länder auf der Welt heute ansehen, ist Demokratie nicht unbedingt die perfekte Lösung für alles” ist in dieser Allgemeinheit schon sehr sehr verstörend, man könnte meinen, der US Amerikaner Robert Prevost/Leo XIV. verstehe etwa die Zerstörung der Demokratie durch Trump doch als eine annehmbare “Lösung”?  LINK

Wenn Demokratie nicht die “perfekte Lösung” ist, dann etwa die Autokratie, die Diktatur, die Ein-Mann-Herrschaft oder was? Welchen Unsinn redet da ein Papst. Demokraten haben nie behauptet, die “perfekte Lösung” zu haben, aber eine bessere, weil stets reformierbare Regierungsform gibt es nicht. Demokratie muss ein Autokrat, und das ist ein Papst, natürlich abwehren. Die katholische Kirche ist ja stolz darauf, keine Demokratie zu sein. Die Äußerung Leo XIV. “Demokratie ist nicht unbedingt die beste Staatsform” muss eine Schande genannt werden. Einen solchen Satz hätten auch die Päpste Gregor XVI., Pius IX. usw. sagen können, also Päpste des 19. Jahrhunderts.

Uns ist natürlich deutlich: Papst Leo spricht angesichts seiner Entscheidungen immer auch von “Beratungen”. Dabei weiß jeder: Beratungen und Diskussionen, synodale Beratungen manchmal genannt, gibt es in der katholischen Kirche, sie werden als Ausdruck “katholischer Moderne” gelobt. Aber TATSÄCHLICH entscheidet allein der Papst nach allen diesen so genannten Beratungen. Von daher ist es sehr legitim, ihn und jeden Papst einen “Allein-Entscheider” zu nennen.

2.
Die unter Nr. 3 ff. hier nur kurz erläuterten und dokumentierten jüngsten Stellungnahmen Leos bestätigen, ganz nebenbei, aber nicht ohne ein gewisses Selbstbewusstsein gesagt, was wir schon seit dem 8.Mai 2025 (Tag der Wahl eines Augustiners zum Papst) mehrfach geschrieben haben LINK: Wer als Papst mit der Theologie – und Ideologie (= Erbsündenwahn des Augustinus) – des heiligen Augustinus aus der Zeit der Antike sozusagen total verbunden ist, kann keine zeitgemäße Kirche, kann keine evangeliumsgerechte Kirche gestalten und reformieren und endlich einer Reformation zuführen.. Und: Der Augustinerorden (OSA) ist bekanntlich und nachgewiesen wahrlich keine Avantgarde (modernen) theologischen Denkens. Wenn die Augustiner Theologie betreiben, dann studieren sie in eigenen Instituten immer wieder die Werke ihres „Vaters“ Augustin…Sonst … leiten die Augustiner weltweit Pfarrgemeinden – wie die Weltpriester – oder betreuen Wallfahrtstorte. Zur Theologie der Befreiung in Lateinamerika haben sich Augustiner weder in Peru noch in Brasilien noch in Mexiko usw. geäußert. Sie sind einfach ängstlich, wollen es sich nicht mit den Hierarchien verderben. Ich freue mich auf Belege zu entsprechenden progressiven Veröffentlichungen aus dem Augustinerorden.

3.
Hier nur Hinweise auf die jüngsten Äußerungen von Papst Leo XIV.. Seine Worte zeigen, wie deutlich er die klassische Rolle eines alleinherrschenden Papstes angenommen hat, etwa wenn er sagt: „Ich werde überlegen, ich werde entscheiden“ etc., selbst wenn freundlicherweise auch das Hören auf andere behauptet wird. Warum hört er dann nicht auf die evidenten theologischen Erkenntnisse zu den von ihm geäußerten Themen?

4.
Frauen können ihre Hoffnungen bzw. Illusionen auslöschen: Das Diakonat für Frauen wird es nach den Worten des „Alleinentscheiders“ Leo nicht geben, das ist um so bemerkenswerter, weil gegen das Diakonat der Frauen absolut gar nichts theologisch -und menschlich !!! – spricht, man lese auch mal das Neue Testament zum Thema. Aber: Der uralten katholischen Dogmatik entsprechend gehören Diakone schon zum Klerus, DiakonInnen würden als Frauen dann in den Herrschaftsbereich des männlichen Klerus eintreten und — das wäre in der Sicht der geistlichen Herren ja nun wirklich furchtbar, ein Machtverlust etc. So wird also aus „Macho – Gründen“ möchte man sagen vom Alleinentscheider Papst das Diakonat aufs theologische Eis gelegt…Wie sich das mit der päpstlichen Rederei von „synodalen Wegen“ etc. verhält, steht in den vatikanischen Sternen… Und viele katholische Frauen werden wohl so klug (frustriert) sein, nun ihre Spiritualität auf neue Art zu leben – außerhalb dieses Männervereins Katholizismus.
LINK

5.
Papst Leo will unbedingt die reaktionären Kräfte in der katholischen Kirche halten, das versteht er wohl mit seiner ständigem Rede von „Einheit“. Den Traditionalisten will er jetzt entgegen kommen, so dass sie doch wieder ihre uralte lateinische Messe „guten Gewissens“ offenbar überall zelebrieren dürfen. Es ist hundertmal nachgewiesen worden: Wer die uralte Messe als Traditionalist verteidigt, der verteidigt eine ganz andere, antimoderne Theologie, anti-ökumenisch, mit starker Tendenz zu sehr rechten und rechtsextremen politischen Positionen. Das haben wir für Frankreich mehrfach nachgewiesen. Insofern folgt Papst Leo hier seinem deutschen Vorgänger im Amt, dem Joseph Ratzinger/Benedikt XIV. Er hat dafür gesorgt, dass politisch und theologische traditionalistische Kloster wie „Le Barroux“ in Süd- Frankreich sich wieder mit dem Papst versöhnten, einzige Bedingung Ratzingers war: Anerkennung des Papstes. Alles andere auch politisch rechtslastige Traditionalistische durften sie bewahren…
Und nun lieben auch so viele konservative junge KatholikInnen die lateinische Messe – etwa in Frankreich – sie lieben das Mysterium als das Mysteriöse, denn die lateinische Sprache der Messe werden sie wohl nicht so präzise verstehen. Zur päpstlichen Liebe zur alten Messe LINK

6.
Der reaktionäre Kurienkardinal Robert Sarah aus Guinea ist einer der heftigsten Feinde der Rechte von Homosexuellen und – wie die allermeisten anderen Bischöfe Afrikas – ein Feind der von Papst Franziskus möglich gemachten Segnungsfeiern von homosexuellen Paaren, diese Segnung ist absolut und total überhaupt NICHT mit einer Eheschließung zu verwechseln, wo käme der Vatikan denn dahin? Tatsache ist auch: Wer Segnungen von Homosexuellen in Afrika verteidigen würde, müsste die Menschenrechte von Homosexuellen in Afrika verteidigen, müßte sich dafür einsetzen, dass sie – wie in Uganda, Kenia, Nigeria usw. nicht länger verfolgt und diskriminiert und getötet werden. Insofern sind die feindlichen anti – gay- Äußerungen von Kardinal Sarah und Co. politisch und ethisch hoch gefährlich. Die Kirchengebote sind wie so oft wichtiger als Menschenrechte für den Klerus … das ist ein altes Thema.
Nun hat also Papst Leo in seiner großen „augustinischen“ (?) Behutsamkeit verlauten lassen, er wolle über diese doch bescheidenen Segnungsfeiern von Homosexuellen „neu nachdenken“. Sie also korrigieren… Das irritiert, hatte er doch zuvor eher die Fortsetzung der von Papst Franziskus vorgegebenen Weisungen bestätigt, etwa in Andeutungen im Gespräch mit dem Jesuiten James Martin aus den USA, der die Rechte der Homosexuellen verteidigt.

Die Stellungnahme des Papstes zur Segnungsfeier von Homosexuellen: LINK 

7.
Welchen Schluss können kritische theologische BeobachterInnen aus diesen jüngsten drei Stellungnahmen Leo XIV. ziehen? Es gibt keine Kirchenreform, die den Namen verdient, mit diesem Papst. Leo ist ängstlich, hat keinen modernen theologischen Schwung, keine eigenen vorwärts weisenden theologischen Ideen.
In den nächsten Wochen könnten sicher weitere Stellungnahmen folgen: Wir ahnen schon die Themen:„Das Zölibatsgesetz werde ich als Papst nicht abschaffen“. „Die Ökumene als versöhnte Verschiedenheit der Kirchen kommt für mich nicht in Frage“. „Die Zulassung zur Kommunion von wiederverheiratet Geschiedenen kommt für mich als Papst nicht in Frage“. „Offen homosexuelle Männer dürfen nicht zu Priestern geweiht werden“ (obwohl in den Klöstern wahrscheinlich die Mehrheit homosexuell lebt…).Und auch dies: „Die Regierung von Trump in meiner Heimat, den USA, werde ich nicht offen kritisieren“ und … dadurch die All-Macht des Diktators Trump weiter wachsen sehen..

8.
Allmählich ahnen wohl einige theologisch munter Gebliebene, warum die Kardinäle ausgerechnet den milden, behutsamen, konservativen, theologisch nun eher ungebildeten Augustiner Kardinal Prevost zum Papst gewählt haben. Wann werden Beobachter sagen – dieser Papst ist eigentlich … eine Fehlbesetzung angesichts der heftigsten Probleme dieser Welt und der Kirchen…Aber das werden nur sehr wenige katholische Theologen in dieser Deutlichkeit öffentlich – bestenfalls post mortem des Papstes – sagen, katholische Theologen und Ordensleute sind nämlich in den allermeisten „Fällen“ auch —- ängstlich, sie wollen ihre Karriere nicht behindern…

…….Fußnote 1:

Jetzt liegt bereits eine Sammlung von 100 Zitaten des Papstes Leo XIV. vor: „Der Friede sei mit euch allen“ ist der Titel, zusammengestellt hat das Büchlein (Verlag Neue Stadt, München, 2025) der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz! Diese Publikation ist der Versuch, nicht vorhandene theologische Publikationen des Papstes Leo ein wenig durch eine Sprüche-Sammlung zu kaschieren. Man könnte auch die Frage stellen: Was hat Robert Prevost eigentlich als Bischof in Chiclayo, Peru, gesagt und publiziert, war er dort etwa ein Befreiungstheologe? Und: Welche Reformimpulse gab er seinem bekanntermaßen eher verschlafenen Augustinerorden als Generalprior? Nichts bekannt.

Die Journalistin Christina Rietz hat das Büchlein der Zitate gelesen und nennt einige Weisheiten Leos: „Gott liebt uns, Gott liebt euch alle, und das Böse wird nicht siegen, hört auf euer Herz.“
Christina Rietz meint sehr treffend dazu: „Das ist alles liebenswürdig, aber erschreckend naiv und weltfremd.“ Sie sieht in diesen Sprüchen zurecht „das Scheitern des christlichen Idealismus in der Welt… und eine große Hilflosigkeit“. Sie
entdeckt in den Zitaten einen Papst als Autor, der ein „Mann der Mäßigung ist, emphatisch und sachlich zugleich … und auch ein bißchen mittelmäßig““ (Christ und Welt, Beilage der „ZEIT”, vom 11.9.2025, Seite 15.) Mittelmäßig ist wohl die treffende Bewertung. Vielleicht wollten die Kardinäle gerade einen „mittelmäßigen“ Kardinal zum Papst wählen. Einen, der in der totalen Klerusherrschaft, eben moderat, nicht durchgreift, schon gar nicht einen, der gar eine Reformation des Katholizismus will (wie Leos „Mitbruder“ im Augustinerorden Martin Luther).
Man kann also nur hoffen, dass Leo wenigstens mittelmäßig bleibt und nicht allzu sehr ins Konservative abrutscht…Dass Leos Theologie eher schlicht gestrickt ist, zeigt das Büchlein: „Christliche Phrasendrescherei“, sei es, schreibt Christina Rietz. Mit alten Sprüchen wird man wohl in einer Welt, von Diktatoren umzingelt und beherrscht, um nur Trump oder Putin zu nennen, nicht einen Frieden bewirken, der mehr ist als ein “Seelenfrieden“, der sich freut auf die bloß himmlische Erlösung und Befreiung. Der Papst und mit ihm die katholische Kirche muss endlich sehr aufpassen, dass sie mit ihren nur metaphysischen Trost – Ergüssen nicht Opium fürs Volk verteilt…

………Fußnote 2: Auf der website von “feinschwarz” schrieb Prof. Sander, Salzburg.:https://www.feinschwarz.net/leo-xiv-ein-leichtmatrose-auf-schlingerndem-kirchenschiff/

 

……………………….

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Wird Papst Leo den Mut haben, sich gegen den Diktaktor Trump zu stellen und sich gegen die Abschaffung der Demokratie in den USA sehr deutlich auszusprechen?

Die 29. unserer „Unerhörten Fragen“: Von Christian Modehn am 9.9.2025

Diese 29. Frage vom 9.9.2025 muss am 21.9. 2025 einen neuen, einen aktuell treffenderen Titel erhalten: Hat der aus den USA stammende Papst Leo XIV. die Kraft, den Mut, sich gegen den Diktator Trump zu stellen? Unsere Prognose:  Diese Kraft hat Leo, der ausgeglichene, immer milde, immer zögerliche Augustiner, NICHT. Als Papst müsste er aber eigentlich um der Menschen willen dem Wahn der Abschaffung der Demokratie in den USA Einhalt gebieten, um der Menschenrechte willen… Aber die “Deklaration der Menschenrechte der UNO” von hat der Vatikan nicht unterzeichnet… Na dann..

Unerhörte Fragen sind unerhört: Weil sie kaum jemand hören will. Will sie frech, aber wahr sind. CM. Und die “unerhörten Fragen” beziehen sich immer auch auf Religionskritik: Eine Hauptbeschäftigung der Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie. 

1.
Papst Leo XIV. ist bekanntlich in Chicago als Robert Prevost geboren, vor genau 70 Jahren, am 14. September 1955. Wird er seine Heimatstadt retten können vor dem angekündigten Eingreifen der „Nationalgarde“ in Chicago? Wird er die bedrohten Menschen dort verteidigen? Militärs will der Diktator Trump alsbald in diese von Demokraten regierte Stadt senden. Denn er hat sein Verteidigungsministerium jetzt sehr treffend und, endlich mal ehrlich für die ganze (!) US – Geschichte, in „Kriegsministerium“ um-benannt. Jetzt erklärt der Diktator Trump den von Demokraten, also demokratisch, regierten US – Städten den Krieg. Ein Auftakt zum Bürgerkrieg? Nicht unwahrscheinlich bei einem Diktator, der, wie seine Fans, ideologisch nur ein Nihilist und ein „Dealer“ ist.

2.
Aber ist Papst Leo überhaupt in der Lage, seinen „Präsidenten“ öffentlich zu rügen, ihn zu verurteilen, ihn als Kriegstreiber zu bezeichnen? Wird Papst Leo sich explizit und deutlich, für alle wahrnehmbar, auf die Seiten der Demokraten in Chicago stellen?

3.
Wer auch nur ansatzweise etwas von der Diplomatie und der Politik des Papsttums verstanden hat und vor allem jetzt auch von der äußerst behutsamen und sehr ängstlichen Haltung dieses Papstes weiß, der führend im AugustinerOrden  ist und ständig in den Gedanken des antiken Theologen Augustinus denkt, und ihn lobt… (gestorben 430), der wird sich keine Hoffnung machen, dass der Chicagoer Bürger Prevost für seine Landsleute öffentlich und laut eintritt und den Diktator verurteilt.

4.
Es muss ein Wunder geschehen, dass ein von der Theologie des antiken Theologen Augustins geprägter Papst etwas Bahnbrechendes, Mutiges, wenigstens Wegweisende zugunsten der Menschenrechte etc. sagt. Aber als Papst weiß er: Allzu sehr darf er die Demokratie von anderen nicht fordern, wo doch die katholische Kirche als Institution sich sogar offiziell rühmt, KEINE Demokratie zu sein. Das sind die Zwänge der Bindung an uralte, verkalkte Traditionen…Die kann man letztlich nur überwinden, wenn man aufs Papsttum verzichtet, wie der Augustiner Pater Martin Luther OSA vor 500 Jahren sehr richtig sah.
Aber: Das ist totale Illusion. Bestenfalls Thema für eine unerhörte Frage Nr. 56.676 im Jahr 2120, falls dann Gottes Schöpfung, UNSERE gemeinsame, eigentlich schöne Erde, noch besteht, aber: eher unwahrscheinlich..

5.
Aber:  Vielleicht fährt Papst Leo im Umfeld seines Geburtstages in seine Heimatstadt und stellt sich den Nationalgarden leibhaftig entgegen. Ein Museum zu Ehren des Herrn Prevost haben die frommen Leute in Chicago schon eingerichtet, soll der Papst doch sein Museum einweihen.. Bisher hat Leo XIV. – wie alle vor ihm, Papst Franziskus war vielleicht ein bißchen anders – nur sehr zurückhaltend seine politischen „Besorgnisse“ geäußert oder die üblichen Mahnungen (BlaBla üblicherweise von Kennern genannt) daher gesagt oder hilflos zu Bittgebeten aufgefordert: Ja, ja, der liebe Gott im hohen Himmel wird es schon richten, weil sogar die Christen, die Katholiken, zu schwach, zum wirksamen Protest zu blöd und zu unkritisch sind…

6.
Aber, wenn Papst Leo als Chicagoer und US Bürger sich doch aufrafft und den Diktator Trump öffentlich einen Diktator nennt, der bitte sofort die Militärs aus Chicago und allen anderen US – demokratischen Städten abziehen soll, dann könnten Leo und die schrumpfende noch demokratisch verbliebene Welt erleben, wie dieser Trump mal so heftig rumtobt und dabei die katholische Kirche und den Papst verurteilt. Etwas Besseres könnte dem Papst und dieser Kirche nicht geschehen. Eine Ehre ist es doch, von einem Diktator verurteilt zu werden.

7.
Aber ich weiß: Papst Pius XII. hat deswegen Hitler nicht sehr deutlich verurteilt oder Hitler als Katholiken exkommuniziert, weil er als Papst “seine” Kirche (immer gemeint: die klerikale Organisation !) retten wollte, die Rettung der Juden war dann zweitrangig… So wird es bei Leo – ewigen vatikanischen Zwängen entsprechend – wohl auch sein: Leise weinend wird er etwas widersprechen, den lieben Gott um Hilfe bitten, Augustinus zitieren, und: das war es. Und der Diktator hat gesiegt. Ein Schande.

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Heilige Knochen und Verehrung heiliger Leichen: Die katholische Kirche ist auch heute vom Aberglauben bestimmt.

Hinweise zum Reliquienkult
Von Christian Modehn am 6.9.2025

1.
Ein Jugendlicher wird von Papst Leo XIV. heilig gesprochen: Am 7. September 2025 wird der Italiener Carlo Acutis, 2006 im Alter von 15 Jahren gestorben, nicht nur als Vorbild empfohlen. Er kann nun, als Heiliger, so die katholische Lehre, als Fürsprecher bei Gott angefleht werden. Genauso wichtig: Die Leiche des Jugendlichen Carlo darf, mit Silikon hübsch – frisch hergerichtet und frisiert, in einem Sarkophag aus Glas, wie eine steife Puppe ruhend, bewundert werden: Das schenkt der Kirche sicher reichlich Spenden der frommen Seelen. Details zum Leben dieses nun als „Cyber-Apostel“ propagierten Jugendlichen Carlo kann man im Internet finden, kritische Hinweise sogar bei katholisch.de LINK

Und sehr viel bessere, ausführlichere und kritische Hinweise zu Carlo Acutis bietet der Theologe und Publizist Michael Meier, Zürich, LINK

2.
Uns geht es hier um Grundsätzliches: Es geht darum zu begreifen, dass der Katholizismus auch im 21. Jahrhundert mittelalterlicher oder sogar antiquer Frömmigkeit verpflichtet ist. Nicht im entferntesten denken die Kirchenführer, etwa der Papst, daran, dieses Mittelalter aus der Kirchen zu verabschieden. Über den Ursprung des Reliquienkultes: Fußnote 1:

3.
Der katholische Hochschätzung einbalsamierter Leichen besteht also nach wie vor. Es ist etwa auch der Kult um den im offenen Sarg liegenden, hoch umstrittenen Scharlatan, den italienischen Heiligen Pater Pio, LINK.
Oder es ist der Kult, der sich mit Knochenresten oder bloß mit Herzen, „Reliquien“ genannt, von so genannten Heiligen begnügt. Der 2024 verstorbene Prälat Ewald Nacke, Mitarbeiter der päpstlichen Nuntiatur in Berlin, sagte mir 2004 in einem Interview für mein Radiofeature im RBB (Sendedatum 21.11.2004): “Es gibt etwa Reliquien von Mutter Theresa, zum Beispiel Tropfen ihres Blutes, die auf einem Kleidungsstück dann erhalten sind.“ Und dieses Kleidungsstückchen gilt dann als Reliquie. In Rom wurden sogar Blut-Reliquien des seligen Papstes Johannes Paul II. ausgestellt. LINK:

Selbst Papst Franziskus sorgte  dafür, dass der Glassarg des heiligen Scharlatans Padre Pio ausgerechnet im Petersdom 2016 ausgestellt wurde: LINK 

Wer Fotos der sichtbaren heiligen Leiche Padre Pios sehen will, etwa: LINK.

Die Verehrung der angeblichen Überreste der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom wurde z.B. den jungen Leuten beim Weltjugendtag in Köln nahegelegt. Im großen und ganzen ist der Kult um tote heilige Leiber oder fragmentarische Reliquien bzw. Reliquienfetzen ein einträgliches Geschäft, etwa in Trier, wenn da gelegentlich der – angeblich- heilige Rock, die Tunica, Jesu von Nazareth, ausgestellt, bestaunt und verehrt werden kann. Fußnote 2

4.
Das sture Festhalten am Reliquienkult und der Verehrung toter Körper durch die katholische Kirch hat natürlich auch finanzielle Gründe, ist aber vor allem Ausdruck einer Volksfrömmigkeit, die den Aberglauben der einfachen, schlicht denkenden Gläubigen nur fördert. Dumme Leute glauben gern, dürfte man sagen… Das unbeirrte Festhalten am Reliquienkult ist entschieden Ausdruck einer Ignoranz der katholischen Kirchenführung und ihrer Theologen, die unbedingt mittelalterlich bleiben will (anders könnte sie auch das Papsttum gar nicht verteidigen und beibehalten, denn kein vernünftiger Christ glaubt, dass Jesus auch nur im entferntesten ans Papsttum dachte). Die Ignoranz betrifft auch die Verachtung philosophischer Einsichten zum Reliquienkult etwa durch Philosophen wie Kant und Hegel, sie haben gezeigt: Der Reliquienkult ist bester Ausdruck einer total veräußerlichten katholischen Frrömmigkeit. Zu Kant: Link:     Zu Hegel, LINK:       Hegel betont in seinen „Vorlesungen über die Weltgeschichte“, (Band IV, Die germanische Welt, Meiner Verlag, 1968, S. 826) wie durch den„Reliquiendienst“ „eine förmliche Auferstehung der Toten erfolgte in den Zeiten des Mittelalters: Jeder fromme Christ wollte im Besitz solcher heiligen irdischen Überreste sein… Das Vermittelnde zwischen Gott und dem Menschen ist also etwas Äußerliches (die Reliquie).“

5.
Der katholische Kirchenhistoriker Prof.Arnold Angenendt (Münster) schreibt in seiner großen Studie „Heilige und Reliquien“, C.H. Beck Verlag, 1997, S. 264 im Zusammenhang der Reliquienkritik durch Immanuel Kant diese bemerkenswerten Worte: „Des Heiligen -und Reliquienkultes begann man sich jetzt zu schämen; er war zu dumm zugleich ekelhaft“.

6.
Diese Worte möchte man dem Papst (und allen für dumm gehaltenen Katholiken) zurufen, wenn er am 7. September 2025 einen Menschen zum verehrungswürdigen Heiligen erklärt und die Begeisterung für einen hübsch gemachten Leichnams empfiehlt: „Des Heiligen-und Reliquienkultes begann man sich jetzt zu schämen; er war zu dumm zugleich ekelhaft“.   Aber diese Hoffnung auf Vernunft im Katholizismus (man könnte auch sagen „Hoffnung auf heiligen Geist“) hat fast niemand mehr für den Katholizismus (von der Orthodoxie und den Evangelikalen ganz zu schweigen).

7.
Diese Heiligsprechung und die damit verbundene Zurschaustellung einer hübsch frisierten jugendlichen Leiche sind ein neuer Tiefpunkt in der spirituellen Entwicklung des Katholizismus. Aber die Reise “heiliger Knochen” durch die weite Welt geht weiter: In der kommenden Woche (15. und 16. September 2025) weilen gewisse Körperteile der heiligen Theresa von Lisieux – in einem prächtigen Reliquienschrein – auf ihrer Tournee durch Deutschland in Berlin und Frankfurt/Oder. In einer säkularen und eher atheistischen Umgebung wird also der Aberglaube ganz offiziell offenbar mit bischöflicher Zustimmung verbreitet. Noch einmal Kant in leichter Aktualisierung: “Des Heiligen-und Reliquienkultes beginnt man sich in der römisch-katholischen Kirche leider NICHT zu schämen; obwohl er zu dumm zugleich zu ekelhaft ist. Vielleicht ist die Kirchenführung selbst zu dumm, was ihren Kult mit heiligen Knochen und hübsch frisierten Leichen angeht”…

Fußnote 1:
Schon im Jahre 167 begannen z.B. die ersten Christen, Reste und Überbleibsel ihres hoch geschätzten Heiligen Polykarp zu sammeln; sie wurden wie “Edelsteine verehrt”, heisst es in einem Brief aus dieser Zeit. Seit dem 2. Jahrhundert gibt es den christlichen Reliquienkult, er hat im Hochmittelalter seine Blüte erlebt; bis heute prägt er die Frömmigkeit der katholischen Kirche.Der Kult der toten Gebeine hatte sich längst zum internationalen Handel entwickelt, anders können seriöse Historiker dieses Phänomen nicht beschreiben! LINK https://www.kath.ch/newsd/handel-mit-heiligen-ueberbleibseln-boomt-obwohl-die-kirche-dies-streng-verbietet/

Fußnote 2:
Wir weisen auf eine heute wenig beachtete Entwicklung rund um den Kult des “Heiligen Rock” hin: Im Jahr 1844 gab es eine große Wallfahrt zum “Heiligen Rock” nach Trier mit einer halben Million Pilger. Gegen die dort offenkundige  Veräusserlichung des Glaubens protestierte Johannes Ronge, ein ursprünglich römisch – katholischer Priester, der ein Jahr zuvor wegen seiner Kirchenkritik als römisch -katholischer Priester suspendiert wurde. Ronge kritisierte 1844 den Kult um dieses Stück Stoff als “Götzenfest”, was ihm vielerlei Anfeindungen und Verfolgungen einbrachte. Ronge stand dann lange Jahre an der Spitze der neu gegrüpndeten “Deutsch – katholischen Kirche”, die viele tausend Mitglieder zählte, sozial sehr aktiv war, dogmatisch aber freisinnig blieb.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Papst Leo XIV. kritisch wahrnehmen: Bisher nur ein frommer Wunsch!

Ein Hinweis von Christian Modehn am 2.9.2025

1.
Gibt es allmählich eine systematische, regelmäßige kritische journalistische Recherche, eine theologische und historische Forschung zu Papst Leo XIV. bzw. zum Kardinal Prevost? Diese Frage stellen wir Anfang September 2025, vier Monate, nach dem „Regierungsantritt“ Leos am 8. Mai 2025. Und wir haben den begründeten Eindruck: Nein, diese kritische Forschung zu Papst Leo XIV. gibt es nicht. Nur vereinzelt werden kurze, eher flapsige Bewertungen publiziert, auf die wir hingewiesen haben. LINK.

………

Am 8.9.2025 ergänzt: Wer Zeit und gute Nerven hat, kann die lobhudelnden Stellungnahmen von Papst Leo zu Orten reaktionär – katholischen Glaubens lesen, auf die Sainte Anne d Auray Feierlichkeiten in der Bretagne mit dem päpstlichen Sonderdelegierten, dem allseits als solchen bekanten reaktionären Kardinal Sarah, haben wir hingewiesen. Jetzt also, am 8.9.2025, der einschmeichelnde Brief des Papstes an den eigentlich und endlich aus Köln abzulösenden Kardinal RainerM. Woelki,  und eine Lobeshyme auf diese Wallfahrts – Kapelle in der Kölner Kupfergasse, Inbegriff der konservativ – naiven Volksfrömmigkeit, die der Papst als Augustiner sooooo mag. LINK Und Im Oktober 2025 wird der rektionäre Kardinal Burke aus den USA im Petersdom eine Messe nach uralter Art der Traditionalisten feiern , mit Zustimmung von Leo XIV.. LINK Der sollte doch endlich mal etwas Kritisches gegen den Dikator Trump, seinen Landsmann, sagen, melden mir Freunde aus den USA. Aber da wird vom Papst bestensfalls den amerikanischen Katholiken Nächstenliebe empfohlen, wie kürzlich in einer Videobotschaft des Papstes nach Philadelpihia.  Bloß immer nett sein, und eine “Einheit” pflegen, wie sein “Vater” Augustinus sagte….

Wir bleiben dabei: Dieser Papst Leo XIV. ist ein sehr Konservativer, der in theologischer Unentschiedenheit mal was für die Progressiven tut, aber sehr viel für die Konservativen. Ein Papst der Reformen, der notwendigen Reformation,  wird dieser Augustiner nie. Dazu sind die Augustiner, von Luthers Ketzerei immer noch verwirrt und erschüttert, viel zu wenig mutig, gar nicht wegweisend in eine vernünftige Zukunft des Christentums. Welche turbulenten Orte des sozialen Lebens hat dieser Papst in den vier Monaten seiner Herrschaft besucht? Papst Franzsikus war in dieser Zeit schon mal bei den Flüchtlingen auf Lampedusa, Leo war zwei Mal in den Gemächern von Castel Gandolfo. Zumal: Dieser Augustiener Orden hat keine Theologen, Augustiner leiten heute weltweit Pfarreien, und das wars dann weithin.. Mir sagte ein Freund aus Peru: Man glaube doch nicht, Bischof Prevost damals in Peru, heute Papst Leo, sei ein Befreiungstheologe, bloß weil er bei Überschwemmungen mit Gummistiefeln durch die Stadt gelaufen ist…

…….

2.
Unmittelbar nach „Regierungsantritt“ Leos XIV. haben wir gezeigt: Leos Denken ist von Augustinus bestimmt, Leo erinnert sozusagen permanent in seinen Predigten, Grußworten usw. an Augustinus, an seinen „Vater“, wie er sagte, als er sich als “Sohn des Augustinus“ bezeichnete. Diese Augustinus – Fixierung verheißt nichts Gutes, denn Augustin ist insgesamt ein höchst problematischer, in vielen Thesen abzulehnender Theologe.

3.
Wir können hier gar nicht alle Details zu Leo XIV. herausarbeiten. Da gibt es in dieser verrückten Welt wahrlich wichtigere, auch politische und philosophische Themen. Aber: Man lese nur Leos Predigt zur Eröffnung des Generalkapitels des Augustiner Ordens in Rom am 1.9.2025, bei der Leo in voller päpstlicher Pracht als Augustiner an der Messe teilnahm und eine Predigt hielt, die sozusagen von Augustinus – Zitaten wimmelt, abgesehen davon, dass Leo zu Beginn seiner Predigt an den nun wahrlich „bedeutenden“ Kirchenlehrer Didymus den Blinden mit einem Zitat erinnerte. Der Inhalt der Predigt wird von Vatican news treffend mit den sehr allgemeinen moralisch gefärbten Worten: „Hören, Demut, Einheit“ zusammengefasst. Es sind Ermahnungen alter Art, die der Papst da vorträgt. Man glaubt zu träumen, wenn man an all die euphorischen Worte von Journalisten und Theologen denkt, gleich nach der Papst Wahl: Er sei doch so international gesinnt, so sehr ein Freund der Armen, ein Kenner der lateinamerikanischen Befreiungstheologie, ein Freund des großen Papstes Franziskus…. Von all dem ist in dieser Predigt für einen internationalen Orden nichts zu hören. Er sagt seinen „Mitbrüdern“ nichts als fromme Erbauung uralter Art.

4.
Augustin ist bekanntlich ein Theologe des Altertums, mit einigen Zitaten aus dessen Jugendzeit versucht der Papst ihn zu „modernisieren“, was nicht gelingen kann, wenn man nur an das viel zitierte päpstliche Wort „Einheit“ denkt. Einheit im Sinne Augustins kann nur Einheit als Gehorsam gegenüber der kirchlichen Obrigkeit sein. Und Augustin verstand Einheit nur als siegreiches Endergebnis in seinem heftigen Kampf gegen die vielen angeblichen Irrlehrer seiner Umgebung. Leo sagte in seiner Predigt: „Denn was verbindet, kommt von ihm, dem heiligen Geist, aber was spaltet, kann nicht von ihm sein.“ Damit ist erneut ausgeschlossen, dass die Reformation, die der Augustiner Martin Luther einleitete und die zur begründeten Abspaltung von der total verkommenen Papstkirche führte, „nicht vom heiligen Geist“ stammt. Welch eine verheerende ökumenische Perspektive!

Die Predigt Leos am 1.9.2025:  LINK:
5.
Nur ein weiterer Hinweis: Papst Leo empfing Ende August eine hohe Auszeichnung des Augustiner Orden in den USA und er bedankte sich dafür in einer Videobotschaft von 13 Minuten. Wie Vatican-news berichtet, sagte der aus den USA stammende Papst Leo kein kritisches Wort über den Umgang mit Armen, Ausländern, Flüchtlingen etc. durch den Machthaber Trump und sein Regime. Nein, Papst Leo, milde gestimmt wie immer, rief den Orden höchst allgemein zur Nächstenliebe auf. „Durch Freundschaft, Beziehungen, Dialog und gegenseitigen Respekt können wir unsere Unterschiede überwinden und unsere wahre Identität als Schwestern und Brüder in Christus entdecken.“ Immerhin dann noch die wie üblich allgemein gehaltene Aufforderung an die Augustiner und sicher auch an die Katholiken in den USA: Als Kirche sind wir ermutigt, uns in der Kunst des Zuhörens zu erneuern – im Gebet, in der Stille, im Unterscheiden und Nachdenken. Wir haben die Möglichkeit und Verantwortung, auf den Heiligen Geist zu hören, aufeinander zu hören, auf die Stimmen der Armen und Ausgegrenzten.“ Ja, ja, wir haben die Möglichkeit…Es geht dem Papst aber nicht um eine dringende Notwendigkeit, „auf die Stimmen der Armen und Ausgegrenzten zu hören.“ Es geht ihm offenbar nicht darum, dass us-amerikanische Katholiken und mit ihnen die Augustiner zu Verteidigern der Menschenrechte werden in den sich zur Trump -Diktatur entwickelnden USA… LINK 

6.
Mit anderen Worten: Bei so viel Sanftheit und Milde ist nicht zu erwarten, dass Leo XIV. auch nur ansatzweise ein „prophetischer Papst“ wird. Unseres Erachtens war dies Papst Franziskus durchaus. Die Kardinäle wollten wohl mit der Wahl von Kardinal Prevost zu Papst Leo XIV. für Milde, Ruhe, Gelassenheit, freundliches Lächeln, EINHEIT bitte, Allgemeinheiten in politischen Fragen usw. sorgen.

7.

Man darf den begründeten Eindruck haben: Papst Leo XIV. ist überfordert angesichts der verrückten Situation dieser Welt, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Ungleichheit, Verfall der Demokratie, zunehmende Armut im globalen Süden. usw., er ist überfordert mit seinen milden augustinischen Sprüchen. Und er ist auch überfordert, kritisch die Situation etwa der Kirche in Westeuropa wahrzunehmen: Er sieht nicht, dass diese römische Kirche, im alten Stil, immer weiter so fortgesetzt “wie immer”, nachweislich und objektiv bewiesen dem Ende entgegen geht. Die noch nachdenklichen Katholiken können die klerikale Welt, die Welt der uralten Dogmen, nicht mehr ertragen. Dabei weiß Papst Leo doch genau, dass die einst “blühenden” Provinzen des Augustinerordens in Holland, Belgien, Irland, Deutschland, USA, Kanada allmählich bestenfalls noch Altersheime sind, also vor dem Aussterben stehen. Das gilt für andere Orden auch, Zölibtsgesetze sind passé. Gott sei Dank. Das gilt auch für die Bistümer, die, wie in Deutschland und Frankreich, nur noch den “Import” von Priestern aus Polen, Nigeria, Philippinen, Indien überhaupt  noch das alte klerikale System fortsetzen können…Aber die Bischöfe und die Ordensoberen tun so, als ginge alles weiter “wie immer”…

8.

Man darf gespannt sein, mit welchen drei oder vier Augustinern der Papst alsbald in seinem Papstpalast zusammenleben wird. Hoffentlich sind einige kritische Theologen dabei, aber … sooo viele Theologen hat dieser Orden leider nicht. Aber vielleicht lädt er auch Mitglieder der Augustiner-Rekollekten, der Augustiner-Barfüßer oder der französischen Augustiner, Assumptionisten genannt, in seinen Palast ein. Denn es gibt eben nicht nur Papst Leos Augustinerorden (OSA als Abkürzung)…. von den anderen Augustinerorden spricht er nicht, ist dies seine viel besprochene augustinische EINHEIT?

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Christian Modehn: M.A. in Philosophie und Staatsexamen in kathol. Theologie, ist freier Journalist und Autor und beobachtet aus der gebotenen Distanz den Katholizismus.

„Das Christentum ist Platonismus fürs Volk“.

Wie Augustinus das Christentum als eine Theorie etablierte und wie Papst Leo XIV. damit umgeht.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 26.8.2025

………………..

Ein Vorwort: Wir haben schon kürzlich vor der Theologie Augustins – vor zentralen Aussagen – gewarnt. LINK 

Und weisen darauf hin, dass von Papst Leo XIV., der sich als “Sohn des heiligen Augustinus” explizit versteht, keine grundlegende Kritik an seinem angeblich so heiligen und so berühmten “Vater” zu erwarten ist und damit keine tiefgreifende Reformation der römischen Kirche, schon gar nicht ein Abschaffen des verheerenden Augustinus – Dogmas der Erbsünde, schon gar nicht eine Ökumene mit den Protestanten als “versöhnte Verschiedenheit Gleichberechtigter”. Mit anderen Worten: Das einzige, was Papst Leo XIV. ständig sagt und ständig täglich mehrfach fordert, ist die Aufforderung zum Bittgebet. Wir würden uns freuen, Positives, Konkretes, Wegweisendes, Praktisches, auch Politisches  von Leo XIV. berichten zu können, erwarten es aber eher nicht. Denn: Was sagt Leo XIV. zum Massaker in der katholischen Schule in Minneapolis: “Betet”. “Die Seelen kommen in den Himmel.” Er sagt als US Amerikaner nicht: Keine Waffen im Privatbesitz! Eigentlich sehr schwach für eine angebliche “hochgeschätzte moralische Autorität.” (siehe auch Fußnote A).  Nun hat der Provinzial der Augustiner in Italien, Pater Gabriele Pedicino, vor großen Erwartungen an Papst Leo gewarnt, “große Knalleffekte sind nicht zu erwarten”, Leo sei sanft und zurückhaltend. Der Jesuit Antonio Spadaro, ein Vertrauter von Papst Franziskus, meinte eher vieldeutig, Papst Leo XIV. kennzeichne eine “kontemplative Nüchternheit”. LINK.  Zur Einschätzung von Gabriele Pedicino: LINK   

Wir schlagen als Lektüre vor: Die sehr treffende kritische Augustinus-Darstellung des Augustinus-Forschers Kurt Flasch in “Kampfplätze der Philosophie”, Vittorio Klostermann Verlag, 2008, dort die Seiten 11 -41! Ob Papst Leo XIV. und seine Augustiner dieses Buch kennen? Wir empfehlen denen die Lektüre dringend, um die großen “Begrenztheiten” (milde formuliert) dieses Heiligen aus der Spätantike, des 4. und 5. Jahrhunderts, wahrzunehmen.

…………………

1.
„Das Christentum ist Platonismus fürs Volk.“ Ein viel diskutierter Satz Friedrich Nietzsches, notiert in der Vorrede seines Buches „Jenseits von Gut und Böse“ (1885). Ein Urteil Nietzsches, das vielen Christen Probleme bereitet: Kann denn Nietzsche den Christen und ihren Theologen Wahres sagen? Nietzsches Erkenntnis hat aber bei keinem Geringeren als dem Kirchenvater Augustinus ihre Grundlage: Darauf weist der Spezialist für antike Philosophie, Pierre Hadot (Fußnote 1) hin. Hadot bezieht sich auf Augustins Schrift „de vera religione“, einige Monate nach seiner expliziten Hinwendung zum Christentum, im Jahr 390 verfasst. Seine berühmten „Confessiones“ („Bekenntnisse“) verfasste Augustin zwischen 396 und 398. (Zu Nietzsches Identität von Christentum und Platonismus: Fußnote 2).

2. Sich von der sichtbaren Welt abwenden
Unsere Übersetzung der entscheidenden Erkenntnis Hadots: „In den Jahren, die seiner Bekehrung folgen, hat Augustin in seinem Buch „Über die wahre Religion“ den Platonismus und das Christentum konfrontiert. In seinen Augen decken sich das Wesentliche der platonischen Lehren und das Wesentliche der christlichen Lehre…In der Ethik des Platonismus lässt sich entdecken, dass die rationale und intellektuelle Seele in der Lage ist, sich der Kontemplation der Ewigkeit Gottes zu erfreuen und darin das ewige Leben zu finden. Dies ist für Augustin das Wesen des Platonismus. Dies ist für ihn aber auch das Wesen des Christentums, indem er eine Anzahl von Passagen des Neuen Testaments zitiert. Dabei stellt er die sichtbare Welt der unsichtbaren Welt gegenüber, das Fleisch dem Geist. Aber was ist denn dann der Unterschied zwischen dem Christentum und der Philosophie des Platonismus? Für Augustin besteht er in der Tatsache, dass der Platonismus nicht die Massen bekehren konnte. Der Platonismus konnte nicht die Massen abwenden von den irdischen Dingen, um sie auf die spirituellen Dinge hin zu orientieren. Während seit der Ankunft Christi die Menschen aller `Kategorien` diese christliche Lebensform angenommen haben und man so einer wahrlich Transformation der Menschheit beiwohnt. Wenn Platon auf die Erde zurückkäme, würde er (im Blick auf die Kirche) sagen: Voilà, das ist es, was ich den Massen nicht zu predigen wagte…In dieser Perspektive Augustins, hat das Christentum den selben Inhalt wie der Platonismus.
Es handelt sich imChristentum darum, dass sich der Mensch von der sichtbaren Welt abwendet, um Gott zu betrachten und die spirituelle Wirklichkeit. Einzig das Christentum konnte dafür sorgen, dass diese Lebenshaltung auch von den volkstümlichen Massen angenommen wurde.“ Soweit das entscheidende Zitat des schon erwähnten Philosophiehistorikers Pierre Hadot (S. 375, 377).
Nebenbei: Eine Erkenntnis, die auch von anderen Philosophen geteilt wird, etwa von Heinrich Niehues – Pröbsting (Fußnote 3) in „Die antike Philosophie, Frankfurt/M. 2004, S.223).

3. Die Rede von der EINHEIT und die bleibende Hierarchie
Augustin (354-430) kannte Übersetzungen (ins Lateinische) der Griechisch schreibenden so genannten neu-platonischen Philosophen, sie verstanden sich in der Nachfolge Platons. Die Philosophie des Neo-Platonikers Plotin (204 -270 n.Chr.) kannte Augustinus genau, schon in einer seiner ersten Schriften „de ordine“ (386) bezieht er sich auf Plotin. Durch Plotin kommt er zur Erkenntnis eines immateriell zu denkenden Gottes, was Augustin zur Abkehr von seinem bisherigen Glauben im Sinne der Manichäer – Kirche (einer so genannten Sekte) führte. Vor allem lernte Augustin von dem neuplatonischen Philosophen Plotin: Dass in der gesamten Wirklichkeit das Prinzip DES EINEN gilt, d.h. alles ist mit dem EINEN Grundprinzip verbunden, eine Aussage, die Augustin zur Erkenntnis der Übereinstimmung des plotinischen Prinzips mit dem Glauben an den EINEN Gott des Christentums führte. Der Gedanke der EINHEIT wird zum zentralen Wert Augustins – bis heute. Man denke an den Wahlspruch des Augustiners Papst Leo XIV.: „In illo uno unum.“ Dieser Wahlspruch des Papstes ist sozusagen eine auf Christus bezogene Variante der philosophischen Prinzips des Neo – Platonikers Plotin : „Alles Seiende ist durch durch das Eine ein Seiendes.“ (Fußnote 4)

4. Die Praxis der Glaubenden ist: Zur Messe gehen
Durch die ständigen direkten und indirekten Hinweise des Augustiners Papst Leo XIV. auf „seinen“ „Ordensvater“ Augustinus (der gar nicht der Gründer des Augustinerordens ist, sondern nur der Verfasser einer knappen Ordensregel) wird die allgemeine Aufmerksamkeit auf unser Thema verstärkt: Zusammenfassend gesagt: Augustin hat wesentliche Erkenntnisse dieses Neo-Platonismus in seine Theologie integriert, er hat also dafür gesorgt, dass zentrale Aussagen Platons Einzug fanden in die christliche Theologie … bis heute. Der Neo-Platonismus bietet sozusagen den geistigen, theologischen Rahmen für das Verstehen und Deuten des christlichen Glaubens: Dabei wurde christlicher Glauben absolut zuerst als eine geistige, seelische, also letztlich „theoretische“ Haltung der Verbundenheit mit der göttlichen Welt verstanden. Das Christentum also wurde – und wird weithin – als eine theoretische Haltung in der Lebensgestaltung verstanden, als gedankliche und gemütvolle Verbundenheit mit bestimmten, auf die Transzendenz Gottes und seiner Heiligen bezogenen Dogmen und kirchlichen Weisungen. Glauben ist also nicht zuerst und vor allem eine praktische Lebenshaltung, im Sinne eines Handelns, einer Praxis, die Nächstenliebe, Frieden und Gerechtigkeit sichtbar und strukturell spürbar verwirklicht. Natürlich braucht man dafür auch wieder eine Theorie, aber sie dient der wichtigeren Praxis. Die Weisungen Jesu von Nazareth zu dem alles entscheidenden guten, d.h. „gottgewollten“ Leben werden von der Kirchenführung zuerst und vor allem auf die Teilnahme an den sakralen Liturgien und „Gottesdiensten“ bezogen. Bekanntlich wird bis heute von katholischen Kirchenführern, Theologen und Religionssoziologen religiöse PRAXIS als Teilnahme an der Messe am Sonntag definiert. Das heißt: Wer den Glauben praktiziert, geht zur Messe! Nicht das Tun des Gerechten ist der wahre Gottesdienst. Dabei hat Jesus von Nazareth genau das Gegenteil gelehrt: Letztlich kommt es „vor Gott“ nur auf eine humane tätige Praxis der Nächstenliebe an, alles andere ist sekundär. Aber weil nur der zölibatäre Klerus die Messe, die Eucharistie gemäß Kirchen/Klerus-Gesetz leiten darf, wird auch die Messe zum Zentrum des Glaubens erklärt. Wie anders sollte denn sonst die Sonderrolle des Klerus noch aufrecht erhalten werden…

5. Frieden der Seele
Der große Augustinus- Spezialist Kurt Flasch nennt in seiner Studie „Augustin. Einführung in sein Denken“ den Autor von „de vera religione“ explizit platonisch bzw. neoplatonisch (S. 100 und 101). „Der Platoniker Augustin interessierte an Jesus nicht das historische Individuum, sondern seine unwandelbare Weisheit, die im Innern aller Menschen befragt wird“ (S. 103). Selbst wenn Augustinus und andere „Kirchenväter“ die gesamte Philosophie des Neuplatonismus nicht “total“, sozusagen eins zu eins, in die Kirchenlehre überführten, so sind doch zentrale Denkmuster und Prinzipien des Neoplatonismus bis heute selbstverständlich und üblich. Es kam, wie Pierre Hadot betont – zu entscheidenden „Verschiebungen“, „Neuakzentuierungen“ der ursprünglichen Weisungen des Evangeliums. „Die Idee des Evangeliums von der beginnenden Herrschaft des Reiches Gottes auf Erden (immer zu verstehen auch als politisch -soziale Realität, CM) „wurde ersetzt durch das platonische Ideal der Einheit des Menschen mit Gott“. Diese Einheit wurde als eine Vergöttlichung des Menschen verstanden, schreibt Pierre Hadot, und diese erreicht der Mensch durch Askese und Kontemplation. In der Sicht Augustins wird dann das christliche Leben nicht zuerst als ein Leben des konkreten, leibhaftigen Menschen verstanden, sondern eher als das Leben einer Seele. „Es handelt sich bei Augustin, dem Platoniker, darum, den Körper zu fliehen und sich einer transzendenten Welt zuzuwenden und, wenn möglich, sogar in der mystischen Erfahrung diese transzendente Realität zu erreichen.“ Für den Augustin als den Verfasser „de vera religione“: gilt: „Für ihn, von Platon bestimmt, ist die Aufmerksamkeit auf sich selbst, die Suche nach einer Leidenschaftslosigkeit, nach dem Frieden der Seele, der Abwesenheit von Sorgen … das vorrangige Ziel des spirituellen Lebens der Christen.“ (a.a.O.).

6. Immer wieder sagt Papst Leo: Bittgebete helfen
Man denke bloß nicht, dass dieses überlieferte Glaubensverständnis von Papst Leo XIV. korrigiert würde, man glaube bloß nicht, dass ein Augustiner als Papst, „Sohn des heiligen Augustinus“, wie er sich von Anbeginn seines Pontifikates nennt, daran Grundlegendes reformiert. Leo XIV. lässt in seinen Predigten und Ansprachen keinen Zweifel daran, dass der christliche Glaube zuerst und vor allem eine explizit fromme, spirituelle Haltung ist. Dafür anstelle von vielen anderen ähnlichen Zitaten der letzten Wochen nur zwei Beispiele.
Am 25.8. 2025 sagte Papst Leo den versammelten Ministrantinnen: „Liebe Ministranten, die Feier der Messe rettet uns heute!  Sie rettet die Welt heute! Sie ist das wichtigste Ereignis im Leben eines Christen und im Leben der Kirche, denn sie ist die Begegnung, in der Gott sich uns aus Liebe immer wieder schenkt. Der Christ geht nicht aus Pflichtgefühl zur Messe, sondern weil er sie unbedingt braucht; er braucht das Leben Gottes, der sich schenkt, ohne etwas dafür zu verlangen!“ Die uralte Theologie wird also von Leo XIV. eingeschärft: Praxis des Glaubens ist Besuch der Eucharistie, die nur ein Priester feiern darf.
Am 24. 8. 2025 äußerte sich Papst Leo zum Bittgebet auf schlichteste Art, Ausdruck eines theologischen Denkens, das moderne TheologInnen längst als überholt und falsch dargestellt haben. Der Papst sagte anläßlich des Staats-Feiertags der Ukraine: „Ich flehe den Herrn an, die Herzen der Menschen guten Willens zu bewegen, damit der Lärm der „Waffen verstummt und dem Dialog Platz macht, um den Weg zum Frieden zum Wohl aller zu öffnen.” Bei seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz warb der Papst erneut um weltweite Gebete für den Frieden in dem “gemarterten Land“. Man sollte die Frage stellen: Warum sagt der Papst nicht anstelle der üblichen theologischen Floskeln: Der russisch – orthodoxe Patriarch Kyrill von Moskau, Freund von Putin, sollte endlich seine Kirche im Sinne des Evangeliums des Friedens gestalten und als endlich Kriegstreiber aufhören. Aber das sagt der Papst nicht, weil er ja eines Tages die katholische Kirche mit diesen zum Teil theologisch verkalkten Orthodoxen zusammenführen will. So bleibt es also – aus kirchlichen Gründen – alles bei theologischen Floskeln, die politisch und damit faktisch belanglos sind, wenn man denn schon etwas für die Realirstät des Friedens sorgen will.

Glaubt denn der Augustiner Papst Leo XIV. im Ernst, dass sich Gott im Himmel höchst persönlich bewegen lässt und wie durch ein Wunder, wie durch einen göttlichen Blitz, für einen Sieg der ukrainischen Truppen und die hoffentlich Niederlage Russlands sorgt. Was soll denn Gott Vater im Himmel bloß machen, wo doch auch auf der anderen Seite Patriarch Kyrill ebenso inständig Gott im Himmel anfleht, ER möge doch höchst persönlich für den Sieg Putins sorgen. … Darf man, mit Verlaub gesagt, auch als Augustiner – Papst, theologisch so schlicht im 21. Jahrhundert noch über das Bittgebet denken? Nein, sollte ein Papst des 21. Jahrhunderts eigentlich nicht. Wie viele Theologen und Bischöfe werden es wagen, das laut zu sagen?
PS: Ein gewisser Witz ist es vielleicht, dass Papst Leo die aus Frankreich stammenden MinistrantInnen, also Ministranten beiderlei Geschlechts, also auch die Mädchen, aufforderte: darüber nachzudenken, doch Priester zu werden. Meinte er damit auch die Mädchen? Sicher nicht. Oder ignorierte er deren Anwesenheit? Wörtlich sagte der Papst: “Ich hoffe auch, dass ihr auf den Ruf achtet, den Jesus an euch richten könnte, ihm im Priestertum näher zu folgen.“ Es sei “ein wunderbares Leben” als Priester, der jeden Tag in seiner Mitte Jesus auf so außergewöhnliche Weise begegne und ihn der Welt schenke. “Mögt ihr nach und nach, Sonntag für Sonntag, die Schönheit, das Glück und die Notwendigkeit einer solchen Berufung entdecken”, so der Papst. „Ja, ja,“, möchte ich ergänzen, „die zölibatären Priester sind alle so furchtbar glücklich…

7.
Nur wenn man diesen Hintergrund der offiziell etablierten kirchlichen Theorie- Präferenz im „Glaubens-Verständnis“ wahrnimmt, wird unser Blick auf dieses eigentlich „sehr spezielle“ Thema relevant. Man denke daran, wie gerade die protestantische Reformation die Ideologie des Römerbriefes von Paulus in den Mittelpunkt stellte: Der Glaube – als theoretische Haltung – sei absolut entscheidend für die Rechtfertigung des Sünders … und wie diese Reformatoren den Jakobus – Brief total ablehnten, weil der Autor Jakobus die Praxis der Liebe und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt des Glaubens stellte…Die von Jesus zentral gestellte Idee des umfassend human – heilenden Reiches Gottes gerät in den Hintergrund, in die „Zweitrangigkeit“… Die Kirche hingegen rückt bei Augustin in den Mittelpunkt. „Die Kirche erhebt den Anspruch, Heilsmittler zu sein, und maßt sich damit `ewige` Bedeutung an und macht sich zum Ziel der Entwicklung… Kirche und Gottesreich rücken nahe zusammen, ja gehen ineinander auf“, was biblisch und theologisch falsch ist, so der katholische Theologe Urs Eigenmann (Fußnote 5). In seiner Sicht wurden seit den Kirchenvätern (Augustin) und den ersten Konzilien „transzendente Wahrheiten formuliert, und nicht mehr den Menschen und Propheten Jesus von Nazareth über alles achtet.

8.
In seinen „Retractationes“ (d.h. in dem kritischen Rückblick aufs frühe, eigene Werk) tadelt sich dann Augustin am Ende seines Lebens dann auch noch, dass er in dem genannten Text „de vera religione“ „an Christus die Gewaltlosigkeit gerühmt habe“, berichtet der große Augustinus – Forscher Prof. Kurt Flasch in „Augustin. Einführung in sein Denken“ (Reclam, 1980, Seite 102). „Der späte Augustin rühmt hingegen an Jesus die Gewalt, etwa im Umgang mit den Händlern im Tempel oder bei der Austreibung der Dämonen…(S. 103). Flasch nennt diese Haltung des späten, des alten Augustin, „antihumanistisch“ (ebd.).

9.
Augustinus hat an einer metaphysischen Grundkonzeption des Christentums immer festgehalten, im Sinne von: das Himmlische ist entscheidend, das innere Leben wichtiger als das politische und soziale. Gott wurde vom alten Augustin als Herrscher verstanden, der seine Gnade einigen wenigen Erwählten nach seiner Laune zukommen lässt, den meisten aber diese Gnade verweigert. Weil Gott in der offenbar allwissenden Sicht Augustins so erzürnt ist über die Erbsünde des ersten Menschen im Paradies… Da darf er als Gott total willkürlich handeln. Von Gott als der „höchsten Vernunft“ ist (noch) keine Rede.
Nebenbei: Dass die Erbsündenlehre, von Augustin erfunden, auch eine endlich abzuschaffende Ideologie ist, haben wir mehrfach im Anschluss an die Studien von Prof. Kurt Flasch betont. LINK

10. Geringe Aussichten auf eine Reformation der römischen Kirche
Bleibt das Christentum, bleiben die Kirchen, also Platonismus fürs Volk? Das ist sehr wahrscheinlich bei einem Papst Leo XIV., der sich als „Sohn des heiligen, aber eben neoplatonischen Augustinus“ versteht und der so viel von (plotinisch – augustinischer) EINHEIT schwärmt, die ja nicht universelle Gleichheit aller Menschen meint, sondern immer auch eine Hierarchie bedeutet. Wer an der Spitze der Kirche steht und von Einheit aller schwärmt, das ist der Papst…

Der Augustiner Martin Luther schaut im Himmel hilflos zu angesichts des ewig fortbestehenden Papsttums mit einem letztlich immer noch ungebrochen totalen Anspruch. Auf die Aufhebung des Zölibatsgesetzes wagen  viele KatholikInnen genauso wenig zu hoffen wie auf die umfassende Gleichberechtigung der Frauen in dieser Kirche, etwa die Zulassung zum Priesteramt. Hat Papst Leo in den nun fast 4 Monaten dauernden Regentschaft ein weiterführendes Wort gesagt zur Zulassung von Frauen wenigstens zum Diakonat und zum Priesteramt? Ich vermute nein. Und wird es so bleiben? Ich vermute Ja, denn Augustin,  der “Vater” des Papstes, liebte zwar als junger Mann eine Frau (das gemeinsame Kind hieß Adeodat, “Von Gott gegeben”), aber Augustin vertrieb dann aber seine Frau, als er Katholik wurde … und sah später in den Frauen eher eine zweitrangige Schöpfung.

Fußnote A: ” Papst Leo XIV. betet für die Opfer des Anschlags auf die katholische Schule in Minneapolis/USA. Er sei allen nahe, die von dieser „schrecklichen Tragödie“ betroffen seien, „insbesondere den Familien, die den Verlust eines Kindes zu beklagen haben. So hieß es in einem vom Vatikan veröffentlichten Telegramm an den Erzbischof von Minneapolis, Bernard Hebda. Die Seelen der Verstorbenen vertraue er der Liebe Gottes an.”  ORF Online seit heute, 28.8.2025 9.07 Uhr.

Fußnote 2: Nietzsche hat sich schon früh, etwa in Basel 1869, mit Platon auseinandergesetzt.. 1871 betonte er, „die echte Lust am Wirklichen sei Platon fremd gewesen“… In seinem Spätwerk verschärfte Nietzsche seine Kritik, auch seine Polemik gegen Platon. Er wehrt sich gegen die Metaphysik Platons, nach der Gott die Wahrheit sei, darin „antizipiere Platon das Christentum“. Damit ist eine Perspektive der heftigsten Einwände gegen das Christentum eröffnet, die im „Antichrist“ formuliert werden. Kaum berührt von Nietzsches Haß auf die Kirche als lebensfeindlicher Macht ist hingegen die Gestalt Jesu, die Nietzsche durchaus schätzt.

Fußnote 3: Heinrich Niehues – Pröbsting, in „Die antike Philosophie“, Frankfurt/M. 2004, S.223).

Fußnote 4:
Plotin lehrt: „Ziel alles Verhaltens und Erkennens, auch höchstes sittliches und religiöses Ziel, ist die Schau des Einen… Am höchsten Punkt der plotinischen Philosophie kommt es in der Ruinen Ekstaae der Schau zur Vereinigung (unio mystica) mit dem Einen, Göttlichen und Guten.“ (Zit in Lexikonartikel „Plotin“ in „Metzler Philosophen Lexikon. Stuttgart-Weimar, 2003, S. 563.) Dass der Körper (und die Sexualität) Quelle allen Leids für Plotin ist, kann hier nur angedeutet werden: Deswegen ist ja für ihn die übersinnliche Welt, das Nicht- Materielle, das Wichtigste. In dem genannten Lexikonbeitrag wird auf S. 562 über Plotin berichtet: „Es heißt, wie Porphyrios, der wichtigste Schüler und Biograph Plotins berichtet, dass Plotin sich schämte, ìm Leib zu sein`. Aufgrund dieser Geringschätzung des Leiblichen und Sinnlichen habe sich Plotin geweigert, etwas über seine Herkunft, seine Eltern und seine Heimat zu erzählen.“

Fußnote 5: Urs Eigenmann, zit in: “Der himmlische Kern des Irdischen“, Edition exodus, 2. Aufl. 2025, S. 163.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Eine Warnung vor der Theologie des heiligen Augustinus

Papst Leo XIV. ist ein Augustinus-Fan. Sehr viele sind es nicht. Und sie sollten nie Augustinus – Fans werden!

Ein Hinweis von Christian Modehn 8. August 2025, drei Monate nach dem „Regierungsantritt“ von Papst Leo XIV.

1.
Papst Leo XIV. hat seit der ersten Minute seines „Pontifikats“ explizit betont, dass er als Mitglied des Augustinerordens (und früher auch als dessen „Generalprior“ in Rom) ganz eng mit dem Denken Augustins (354 – 430) verbunden ist. Er nennt sich als gerade erst gewählter Papst „einen Sohn des heiligen Augustinus“ (dieser hatte übrigens einen leiblichen Sohn, Adeodat mit Namen).

2.
Der Wahlspruch des Papstes stammt aus der nahezu “mystisch” – verstiegen zu nennenden Theologie Augustins, die Formel heißt: „In illo uno unum“, diese knappe Formel lässt sich so übersetzen: „Wir sind eins in jenem einem (Christus)“. Oder interpretierend: „Obwohl wir als Christen viele sind, sind wir eins in dem einen Christus“. Wie diese Einheit in Vielfalt gelebt wird, sagt diese Formel nicht. Immerhin ist die zentrale Marke „Einheit“ von Leo XIV. gesetzt. Die Vielfalt in der mystischen Einheit mit Christus hat aber bei Augustin eine Einschränkung, wenn er sagt: “‘Mit euch bin ich Christ und für euch Bischof.“ Diese Formel wird auch von Papst Leo XIV. zentral wiederholt. Sie bedeutet wohl: Der Bischof ist ein herausgehobener, ein besonderer Christ, denn er handelt, herrscht, gerade im Gegenüber zu den Christen FÜR die Christen…Das FÜR ist entscheidend: Eine moderne Theologie würde richtiger sagen: „MIT euch bin ich Bischof.“ Das wäre Ausdruck der Gleichheit aller Christen (Katholiken).

Die Hochschätzung und Höherbewertung des Klerus durch Papst Leo XIV. wird deutlich: Den Kandidaten fürs Priesteramt (“Seminaristen”) empfahl Leo XIV., sich an Sprüche Augustins  zu halten und vor allem den Zölibat hochzuschätzen. Mit etwas Anstrengung, bitte schön,  sei doch der Zölibat zu leben, sagte er den 20 -25 Jahre jungen Männern…, man muss diese Empfehlung theologisch falsch und psychologisch naiv nennen. Wer sagt das öffentlich? Von der Abschaffung des Pflichtzölibates sollte er als Papst endlich sprechen, macht er aber nicht, obwohl er sofort dieses Gesetz aufheben könnte . LINK:

Und seine päpstliche Macht zeigte Leo XIV., als er den sehr extrem konservativen Kurien – Kardinal Robert Sarah aus Guinea als seinen päpstlichen Delegaten und Stellvertreter dort in die Bretagne, nach Sainte Anne d Auray, sandte: zu den populären Feierlichkeiten zu Ehren der heiligen Anna, der Mutter Marias. Diese Mutter Mariens wird in der Bibel nicht erwähnt, aber egal, man kann sie ja als Mythos katholisch feiern…Wichtiger ist die übliche Polemik Kardinal Sarahs gegen die modere freiheitliche liberale Demokratie. Die seriöse katholische Tageszeitung “La Croix” (Paris) berichtete:”Der Prälat aus Guinea hat am 26. Juli während einer päpstlichen Messe, in Anwesenheit der Bischöfe von West – Frankreich, dazu aufgerufen: Gott den ersten Platz wieder zu geben. Kardinal Sarah sagte: “Zu oft präsentiert man im Westen (in Europa) die Religion als eine Aktivität, die nur im Dienste des Wohlbefindens des Menschen steht.” Diese Haltung hat der Kardinal ohne Einschränkung verurteilt, bevor er eine Anspielung machte auf die aktuellen politischen Debatten in Frankreich zu Gesetzen zum Ende des menschlichen Lebens. Der von Leo XIV. in die Bretagne gesandte Kardinal Sarah sagte: “Ihr (Katholiken) sollt Frankreich nicht profanieren mit den barbarischen und inhumanen Gesetzen, die nur den Tod predigen, während Gott das Leben will.” Auf diese Weise wird eine sinvolle Debatte und ein sinnvolles  Gesetz zum selbstbestimmten Sterben abgewürgt, wie üblich, hätte Papst Lleo XIV. nicht besser sagen können… LINK.

3.
Nun hat Papst Leo in seinen Ansprachen und Predigten während der Weltjugendtage in Rom (26.7. bis 9.8.) immer wieder den jungen TeilnehmerInnen Weisheiten und Einsichten Augustins nahebringen wollen. Es waren Mahnungen, Empfehlungen, Warnungen, die das private moralische Leben betreffen. Von Einladungen, für die Menschenrechte politisch einzutreten, etwa in NGOs, war keine Rede. Die für radikale Kirchenkritik wahrlich nicht bekannte, aber objektive französische katholische Tageszeitung „La Croix“ (Paris) hat diese Augustinus – Propaganda durch den Papst untersucht:

4.
Dies sind die wesentlichen Erkenntnisse der Recherchen  von „La Croix“: Mikael Corre und Youana Rivallain, Journalisten von „La Croix“, veröffentlichen am 3.8. eine ausführliche Reportage zur Präsenz des Papstes beim Weltjugendtag. Auf der Esplanade von „Tor Vergata“ habe Leo XIV. sehr leise gesprochen und dabei aus den „Konfessionen“ Augustins zitiert: “Du hast mich berührt, und mich begeistert für den Frieden.“ Am Sonntag 3.8. hat der Papst in seiner Predigt eine Meditation des heiligen Augustinus über die Schönheit der Dinge gehalten: „Gold und Geld…  Aber sucht besser nach dem, der dieses gemacht hat, und er ist deine wahrhaftige Hoffnung“. Er lädt die jungen Leute ein, „großen Dingen nachzustreben, vor allem der Heiligkeit. Und zwar dort, wo ihr Jugendlichen seid. Ihr sollt nicht mit wenigem zufrieden sein.“ Der Papst zitiert die Bibel und noch mehr Augustinus, bis zur Übertreibung zitiert er Augustin, mystische, nein seltsame Worte für Jugendliche des 21. Jahrhunderts: „Herr, du warst im Innern und ich war im Äußeren, und da habe ich dich gesucht. Aber du hast gerufen, du hast geschrien, du hast meine Taubheit gebrochen, du hat geglänzt und meine Blindheit aufgelöst und du hast lieblich geduftet, ich habe geatmet und keuchend, habe ich dich gesucht und dich genossen“. Der Kommentar von „La Croix“: „Dieser Satz war es, der anläßlich der Messe am 3.8. im Zentrum der päpstlichen Predigt stand.“ Und diese Predigt war – bei Leo XIV. üblich – wieder voller Mahnungen und Ermunterungen zu einem „inneren Leben“ der Jugendlichen. Dieser Papst wird der Papst der Mahnungen und Warnungen und Empfehlungen in die Geschichte eingehen.

5.
Die häufigen Verweise auf Augustinus durch Leo XIV. sind von besonderer Problematik: Und zwar vor allem deswegen, weil sein hoch verehrter “geistlicher Vater“, der hl. Augustinus, selbst hoch problematisch ist als Theologe und als „bedeutender Kirchenvater.  Augustinus ist ein dermapen vielschichtiger Theologe und Philosoph der ANTIKE, dass sich leicht immer auch heute noch nachvollziehbare Einsichten und Weisheiten empfehlen lassen. Aber niemand darf so tun, als wäre dies der ganze Augustinus: Es gibt den rigiden, strengen, den polemischen, den pessimistischen Ketzerverfolger Augustinus als Bischof im Alter. Wer nette Sprüche Augustins zitiert, sollte immer sagen: Dies ist nur der halbe Augustinus. Der problematische Augustinus aber hat den Katholizismus bis heute bestimmt, und auch die Lutherischen Kirchen sowie die Reformierte Kirche, die sich einst „Calvinisten“ nannten. Bis in die Theologie des berühmten protestantischen Theologen Karl Barth wirkt der problematische Augustin weiter.

6.
Es kann hier erneut auf zentrale  „Problemfelder“ in der Theologie Augustins nur verwiesen werden. Sie haben das Ziel, die Zwiespältigkeit und Widersprüchlichkeit, ja durchaus auch die „Gefährlichkeit“ seiner Theologie  freizulegen mit dem Motto: „Warnung vor der Theologie des alten Augustinus“. Und diese Warnung vor der Theologie zumal des älteren und alten Augustinus wird von verschiedenen kompetenten Seiten ausgesprochen. Der bekannte Autor, Kenner und Forscher zum Thema Islam, Navid Kermani, hat in seinem Buch “Der Schrecken Gottes”, München 2011, ein Kapitel über die “Theologie der Angst” verfasst: Darin zeigt er Parallelen auf im Gottesbild des persischen Dichters ATTAR (“Das Buch der Leiden”) und des katholischen Theologen/Bischofs Augustin (S. 141-148). “In ihren Spätwerken schreiben beide, Attar, der Muslim, und Augustinus, Gott die direkte Verantwortung für das Böse zu…Das Böse ist zumindest für Augustinus notwendiger Teil des Guten” (S. 145).

7.
Ich nenne hier nur Stichworte: Dass Augustinus die Erbsünde erfunden hat und mit Gewalt durchgesetzt hat gegen seine freien und (biblisch) korrekt denkenden Theologen und Bischofskollegen (etwa Julian von Eclanum), ist schon so oft begründet und richtig gesagt worden. Große Verdienste auch zu dem Thema hat der Philosoph und theologisch hoch gebildete Wissenschaftler Prof. Kurt Flasch. Auch im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin wurde seinen Anregungen folgend diskutiert und publiziert. LINK.

8.
Von einem Theologen der Antike, und das war Augustinus, kann man überhaupt keine kritische Theologie zur „Frauenfrage“ in der Kirche erwarten. Kurt Flasch weist in seiner Studie „Eva und Adam. Wandlungen eines Mythos“ (München 2004) darauf hin: Die Frau soll dienen und gehorchen, und sie soll es mit Hingabe tun, so lautet die schlichte Folgerung Augustinus für die Frau.“ (Seite 41). Übrigens: „Augustin hielt Adam für eine historische Person, er war der erste Sünder.“ (S. 38, 40). Diese Aussage kann man Augustin als einem Theologen der Antike nicht so übelnehmen, aber Christen aller Konfessionen sollten im 21. Jahrhundert diesen Mythos längst überwunden haben. Der Papst lasse also auch hier Augustin beiseite und gebe den Frauen in der Kirche eine volle und ganze Gleichberechtigung auch im Priesteramt. Nur diese Position entspricht dem Evangelium und dem wahren modernen Bewusstsein! Sonst wird die katholische Kirche zurecht von gebildeten Menschen ignoriert.

9.
Dass Augustin insgesamt wohl seine tiefen und leidvollen Probleme mit seiner eigenen Sexualität und der Sexualität im allgemeinen hatte, hat sich inzwischen als gesicherte Erkenntnis herumgesprochen.
Für Augustin wird die Sexualität zur Last, und zwar ist sie dies seit dem Sündenfall im Paradies! Als Bischof war er heftig bemüht, seinen Leuten die Zügelung der sexuellen Begehren zu empfehlen und er fand für „diese Kunst der Körper/Sex-Beherrschung“ erstaunliche Worte, die Kurt Flasch in „Eva und Adam“ notiert hat: Wir zitieren nur zwei Beispiele Augustins für die Kunst, den eigenen Körper selbst in den unmöglichsten Fällen zu beherrschen: “So können einige Leute ihre Ohren bewegen, entweder nur eins oder beide zugleich… Einige können mit ihrem Hinterteil ohne jeden Gestank beliebig viele Töne so hervorbringen, dass man glaubt, sie singen auch mit diesem Körperteil“ (S. 77, Flasch bezieht sich in Fußnote 66 auf eine Aussage Augustins in „De civitate Dei“…)
Also, wenn das alles für den Menschen möglich ist, dann sollte doch auch bitte das sexuelle Begehren möglichst vom Menschen ausgeschaltet werden können…Wunschtraum eines sexuell Frustrierten im 5. Jahrhundert…

10.
Auf Augustinus Höllenlehre muss noch hingewiesen werden: Er war der Überzeugung, dass die Sünder in der Hölle endlos lange Qualen erleiden müssen. Der Mensch verdiene eben wegen der Erbsünde ewiges Leiden in der Hölle…

11.
Über Augustins Verhältnis zu den Juden wäre zu sprechen, er behauptet: “Eure jüdischen Väter haben Christus getötet“, sie seien der „ungeheuren Vergehen der Gottlosigkeit“ schuldig…

12.
Man möchte förmlich den Augustiner Papst Leo XIV. bitten, seinen großen „Meister“ beiseite zu legen und die Augustinuszitate nur noch den Historikern zu überlassen. Denn das theologische Denken des antiken (!) Theologen und Philosophen Augustin taugt wenig für die modernen Herausforderungen der Kirchen, der Politik, der Ökologie und der Kriege. Mit ein paar netten Weisheiten : „nach Innen zu schauen“, „doch bitte wahrhaftig zu sein”, “nicht den Mut zu verlieren”, irgendwie auch gegen die kapitalistische Gier zu sein”  etc. kommt diese verrückte Welt heute nicht zu gerechteren Verhältnissen.

13.
Dieser mögliche Abstand vom „Meister Augustin“ kann den Augustinern um so leichter fallen, als sie eigentlich nur die sehr knappe “Regel für eine gemeinsames Leben im Kloster” von Augustin übernommen haben. Augustinus ist nicht der Gründer des Ordens, dieser Orden ist in der Mitte des 13. Jahrhunderts durch päpstliche Initiative entstanden, unter dem Titel „Augustiner“ wurden verschiedene italienische Eremitengemeinschaften zusammengeführt.

Der Augustiner-Orden hat als einziger in der Kirche keinen persönlichen Gründer, wie Ignatius von Loyola, Franz von Assisi, Don Bosco und so weiter. Es waren einige Päpste, die diesen Orden schufen. Und ausgerechnet ein Mitglied des Augustiner-Ordens war der heftigste Gegner des Papsttums: der Augustiner Martin Luther. Von seinem ketzerischen „Mitbruder“ (und Augustinus – Fan!) hat Papst Leo XIV. bisher (8.8.2025) nicht gesprochen…Seit der Zeit wollen die Augustiner sehr päpstlich – treu ergeben sein und haben (deswegen?) auch sehr wenige bedeutende oder gar kritische Theologen hervorgebracht wie etwa die Dominikaner, Jesuiten, Benediktiner usw… Aufgrund dieser Armut, keinen wirklichen spirituellen Gründer des Ordens zu haben, beziehen sich die Augustiner ständig – wie aus Verlegenheit – auf Augustinus, der nur der Autor ihrer knappen Ordensregel ist…Sie erforschen ihren “Meister” historisch in eigenen Instituten, sie haben aber nicht die Kraft, sich von ihm abzusetzen…

PS: Interessant ist, dass der Augustinerorden (O.S.A.) zwei Reformorden hat, die jetzt kaum – auch nicht von “dem” Augustiner Papst Leo XIV. – erwähnt werden: Die Reformorden wurden gegründet, um dem im 17. Jahrhundert eher “schläfrigen” Augustiner-Orden (O.S.A.) etwas Radikaleres entgegenzusetzen. Es handelt sich um die “Augustiner-Rekollekten” (ca. 1.300 Mitglieder) und die “Unbeschuhten Augustiner” (ca. 150 Mitglieder), zu denen der Prediger Abraham a Sancta Clara in Wien gehört, auch er ein heftiger Antisemit. Es gibt zudem zahlreiche Augustiner-Chorherren – Orden, wie etwa  im Stift St. Florian bei Linz, aber diese monumentalen Chorherren – Klöster glänzen nicht durch mutige Programme der Kirchenreform. Man darf wohl sagen: Wo Augustiner leben und auftreten, da geht es sehr behutsam zu. Sehr treu zur päpstlichen Lehre. Dieses behutsame Lehren und behutsame gemeinschaftliche Leben findet in Westeuropa keinen Anklang mehr: Der Augustinerorden hat jüngere Mitglieder heute nur noch in Lateinamerika, Afrika und auf den Philippinen und in Indonesien…Neue Formen des Ordenslebens mit Laien zusammen werden lediglich in den Niederlanden versucht, um den Augustiner –  Orden vor dem alsbaldigen Aussterben mangels Klerikern zu bewahren…

14.
Es wirkt seltsam, dass die viele Vatikanologen, die sich unter Papst Franziskus fast die Finger wund schrieben, zu Leo XIV. bis jetzt schweigen. Wahrscheinlich warten sie dessen erste Enzyklika ab, den Titel ahne ich schon: „Wir sind doch alles eins“ oder auch „Wir sollten alle die Einheit suchen“. Unvorstellbar der Titel „Einheit der verschiedenen Christen und Kirchen gibt es nur in versöhnter Verschiedenheit. Fördern wir die Vielfalt. Einheit kann zum Schlagwort, zur Ideologie werden“… Dieser Titel wäre richtig, treffend – aktuell, aber leider zu lang und vor allem zu „unkatholisch“…

15.
Unsere Warnung vor der Theologie Augustins bedeutet natürlich keine Warnung vor dem Menschen Leo XIV. Er ist ja um Gespräche mit so vielen so bemüht, und auch seine Mahnungen und Forderungen, bitte bitte Frieden zu schaffen, sind wahrscheinlich schon etwas wertvoll… Konkreteres wünschen sich manche…

16.
Papst Franziskus war knapp vier Monate im Amt, da besuchte er am 8.Juli 2013 die Insel Lampedusa und die dort gestrandeten (und im Meer ertrunkenen) Flüchtlinge aus Afrika. Das war ein starkes politisches Zeichen, für das so viele dankbar sind… Manche fragen: Welches große Zeichen wird Papst Leo XIV., nach 4 Monaten „Pontifikat“ (d.h. doch Brückenbauen) setzen. Eine Idee: Vielleicht reist er als selnbst ernannter “Friedenspapst” bald  nach Kyiv (Kiew)? Ohne konkret Partei zu ergreifen für die Ukraine, gibt es angesichts des Diktators Putin keinen Frieden. Aber der russisch-orthodoxe Patriarch von Moskau und Putin Freund, Kyrill, seit gemeinsamen KGB Zeiten mit Putin verbandelt, wäre bei so viel tatsächlichem päpstlichen Engagement für die Ukraine sicher böse. Und das hätte der Papst gar nicht so gern, denn er will so dringend die Versöhnung mit den orthodoxen Kirchen. Also verzichtet er aus kirchlichen Gründen auf ein präzises politisches Engagement. Dass Putin zu Friedensgesprächen in den Vatikan kommt gemeinsam mit Präsident Selensky, ist ein Wunschtraum des Papstes.

Dieser Hinweis ist nicht unser erster Beitrag zur verheerenden Theologie Augustins und es gilt der Vorschlag, dass sich doch selbst ein Augustiner als Papst von der Theologie des Augustinus befreien könnte und auf die Höhe moderner, kritischer Theologie kommt: Siehe auch: LINK

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