„Das Christentum ist Platonismus fürs Volk“.

Wie Augustinus das Christentum als eine Theorie etablierte und wie Papst Leo XIV. damit umgeht.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 26.8.2025

1.
„Das Christentum ist Platonismus fürs Volk.“ Ein viel diskutierter Satz Friedrich Nietzsches, notiert in der Vorrede seines Buches „Jenseits von Gut und Böse“ (1885). Ein Urteil Nietzsches, das vielen Christen Probleme bereitet: Kann denn Nietzsche den Christen und ihren Theologen Wahres sagen? Nietzsches Erkenntnis hat aber bei keinem Geringeren als dem Kirchenvater Augustinus ihre Grundlage: Darauf weist der Spezialist für antike Philosophie, Pierre Hadot (Fußnote 1) hin. Hadot bezieht sich auf Augustins Schrift „de vera religione“, einige Monate nach seiner expliziten Hinwendung zum Christentum, im Jahr 390 verfasst. Seine berühmten „Confessiones“ („Bekenntnisse“) verfasste Augustin zwischen 396 und 398. (Zu Nietzsches Identität von Christentum und Platonismus: Fußnote 2).

2.
Unsere Übersetzung der entscheidenden Erkenntnis Hadots: „In den Jahren, die seiner Bekehrung folgen, hat Augustin in seinem Buch „Über die wahre Religion“ den Platonismus und das Christentum konfrontiert. In seinen Augen decken sich das Wesentliche der platonischen Lehren und das Wesentliche der christlichen Lehre…In der Ethik des Platonismus lässt sich entdecken, dass die rationale und intellektuelle Seele in der Lage ist, sich der Kontemplation der Ewigkeit Gottes zu erfreuen und darin das ewige Leben zu finden. Dies ist für Augustin das Wesen des Platonismus. Dies ist für ihn aber auch das Wesen des Christentums, indem er eine Anzahl von Passagen des Neuen Testaments zitiert. Dabei stellt er die sichtbare Welt der unsichtbaren Welt gegenüber, das Fleisch dem Geist. Aber was ist denn dann der Unterschied zwischen dem Christentum und der Philosophie des Platonismus? Für Augustin besteht er in der Tatsache, dass der Platonismus nicht die Massen bekehren konnte. Der Platonismus konnte nicht die Massen abwenden von den irdischen Dingen, um sie auf die spirituellen Dinge hin zu orientieren. Während seit der Ankunft Christi die Menschen aller `Kategorien` diese christliche Lebensform angenommen haben und man so einer wahrlich Transformation der Menschheit beiwohnt. Wenn Platon auf die Erde zurückkäme, würde er (im Blick auf die Kirche) sagen: Voilà, das ist es, was ich den Massen nicht zu predigen wagte…In dieser Perspektive Augustins, hat das Christentum den selben Inhalt wie der Platonismus.
Es handelt sich imChristentum darum, dass sich der Mensch von der sichtbaren Welt abwendet, um Gott zu betrachten und die spirituelle Wirklichkeit. Einzig das Christentum konnte dafür sorgen, dass diese Lebenshaltung auch von den volkstümlichen Massen angenommen wurde.“ Soweit das entscheidende Zitat des schon erwähnten Philosophiehistorikers Pierre Hadot (S. 375, 377).
Nebenbei: Eine Erkenntnis, die auch von anderen Philosophen geteilt wird, etwa von Heinrich Niehues – Pröbsting (Fußnote 3) in „Die antike Philosophie, Frankfurt/M. 2004, S.223).

3.
Augustin (354-430) kannte Übersetzungen (ins Lateinische) der Griechisch schreibenden so genannten neu-platonischen Philosophen, sie verstanden sich in der Nachfolge Platons. Die Philosophie des Neo-Platonikers Plotin (204 -270 n.Chr.) kannte Augustinus genau, schon in einer seiner ersten Schriften „de ordine“ (386) bezieht er sich auf Plotin. Durch Plotin kommt er zur Erkenntnis eines immateriell zu denkenden Gottes, was Augustin zur Abkehr von seinem bisherigen Glauben im Sinne der Manichäer – Kirche (einer so genannten Sekte) führte. Vor allem lernte Augustin von dem neuplatonischen Philosophen Plotin: Dass in der gesamten Wirklichkeit das Prinzip DES EINEN gilt, d.h. alles ist mit dem EINEN Grundprinzip verbunden, eine Aussage, die Augustin zur Erkenntnis der Übereinstimmung des plotinischen Prinzips mit dem Glauben an den EINEN Gott des Christentums führte. Der Gedanke der EINHEIT wird zum zentralen Wert Augustins – bis heute. Man denke an den Wahlspruch des Augustiners Papst Leo XIV.: „In illo uno unum.“ Dieser Wahlspruch des Papstes ist sozusagen eine auf Christus bezogene Variante der philosophischen Prinzips des Neo – Platonikers Plotin : „Alles Seiende ist durch durch das Eine ein Seiendes.“ (Fußnote 4)

4.
Durch die ständigen direkten und indirekten Hinweise des Augustiners Papst Leo XIV. auf „seinen“ „Ordensvater“ Augustinus (der gar nicht der Gründer des Augustinerordens ist, sondern nur der Verfasser einer knappen Ordensregel) wird die allgemeine Aufmerksamkeit auf unser Thema verstärkt: Zusammenfassend gesagt: Augustin hat wesentliche Erkenntnisse dieses Neo-Platonismus in seine Theologie integriert, er hat also dafür gesorgt, dass zentrale Aussagen Platons Einzug fanden in die christliche Theologie … bis heute. Der Neo-Platonismus bietet sozusagen den geistigen, theologischen Rahmen für das Verstehen und Deuten des christlichen Glaubens: Dabei wurde christlicher Glauben absolut zuerst als eine geistige, seelische, also letztlich „theoretische“ Haltung der Verbundenheit mit der göttlichen Welt verstanden. Das Christentum also wurde – und wird weithin – als eine theoretische Haltung in der Lebensgestaltung verstanden, als gedankliche und gemütvolle Verbundenheit mit bestimmten, auf die Transzendenz Gottes und seiner Heiligen bezogenen Dogmen und kirchlichen Weisungen. Glauben ist also nicht zuerst und vor allem eine praktische Lebenshaltung, im Sinne eines Handelns, einer Praxis, die Nächstenliebe, Frieden und Gerechtigkeit sichtbar und strukturell spürbar verwirklicht. Natürlich braucht man dafür auch wieder eine Theorie, aber sie dient der wichtigeren Praxis. Die Weisungen Jesu von Nazareth zu dem alles entscheidenden guten, d.h. „gottgewollten“ Leben werden von der Kirchenführung zuerst und vor allem auf die Teilnahme an den sakralen Liturgien und „Gottesdiensten“ bezogen. Bekanntlich wird bis heute von katholischen Kirchenführern, Theologen und Religionssoziologen religiöse PRAXIS als Teilnahme an der Messe am Sonntag definiert. Das heißt: Wer den Glauben praktiziert, geht zur Messe! Nicht das Tun des Gerechten ist der wahre Gottesdienst. Dabei hat Jesus von Nazareth genau das Gegenteil gelehrt: Letztlich kommt es „vor Gott“ nur auf eine humane tätige Praxis der Nächstenliebe an, alles andere ist sekundär. Aber weil nur der zölibatäre Klerus die Messe, die Eucharistie gemäß Kirchen/Klerus-Gesetz leiten darf, wird auch die Messe zum Zentrum des Glaubens erklärt. Wie anders sollte denn sonst die Sonderrolle des Klerus noch aufrecht erhalten werden…

5.
Der große Augustinus- Spezialist Kurt Flasch nennt in seiner Studie „Augustin. Einführung in sein Denken“ den Autor von „de vera religione“ explizit platonisch bzw. neoplatonisch (S. 100 und 101). „Der Platoniker Augustin interessierte an Jesus nicht das historische Individuum, sondern seine unwandelbare Weisheit, die im Innern aller Menschen befragt wird“ (S. 103). Selbst wenn Augustinus und andere „Kirchenväter“ die gesamte Philosophie des Neuplatonismus nicht “total“, sozusagen eins zu eins, in die Kirchenlehre überführten, so sind doch zentrale Denkmuster und Prinzipien des Neoplatonismus bis heute selbstverständlich und üblich. Es kam, wie Pierre Hadot betont – zu entscheidenden „Verschiebungen“, „Neuakzentuierungen“ der ursprünglichen Weisungen des Evangeliums. „Die Idee des Evangeliums von der beginnenden Herrschaft des Reiches Gottes auf Erden (immer zu verstehen auch als politisch -soziale Realität, CM) „wurde ersetzt durch das platonische Ideal der Einheit des Menschen mit Gott“. Diese Einheit wurde als eine Vergöttlichung des Menschen verstanden, schreibt Pierre Hadot, und diese erreicht der Mensch durch Askese und Kontemplation. In der Sicht Augustins wird dann das christliche Leben nicht zuerst als ein Leben des konkreten, leibhaftigen Menschen verstanden, sondern eher als das Leben einer Seele. „Es handelt sich bei Augustin, dem Platoniker, darum, den Körper zu fliehen und sich einer transzendenten Welt zuzuwenden und, wenn möglich, sogar in der mystischen Erfahrung diese transzendente Realität zu erreichen.“ Für den Augustin als den Verfasser „de vera religione“: gilt: „Für ihn, von Platon bestimmt, ist die Aufmerksamkeit auf sich selbst, die Suche nach einer Leidenschaftslosigkeit, nach dem Frieden der Seele, der Abwesenheit von Sorgen … das vorrangige Ziel des spirituellen Lebens der Christen.“ (a.a.O.).

6.
Man denke bloß nicht, dass dieses überlieferte Glaubensverständnis von Papst Leo XIV. korrigiert würde, man glaube bloß nicht, dass ein Augustiner als Papst, „Sohn des heiligen Augustinus“, wie er sich von Anbeginn seines Pontifikates nennt, daran Grundlegendes reformiert. Leo XIV. lässt in seinen Predigten und Ansprachen keinen Zweifel daran, dass der christliche Glaube zuerst und vor allem eine explizit fromme, spirituelle Haltung ist. Dafür anstelle von vielen anderen ähnlichen Zitaten der letzten Wochen nur zwei Beispiele.
Am 25.8. 2025 sagte Papst Leo den versammelten Ministrantinnen: „Liebe Ministranten, die Feier der Messe rettet uns heute!  Sie rettet die Welt heute! Sie ist das wichtigste Ereignis im Leben eines Christen und im Leben der Kirche, denn sie ist die Begegnung, in der Gott sich uns aus Liebe immer wieder schenkt. Der Christ geht nicht aus Pflichtgefühl zur Messe, sondern weil er sie unbedingt braucht; er braucht das Leben Gottes, der sich schenkt, ohne etwas dafür zu verlangen!“ Die uralte Theologie wird also von Leo XIV. eingeschärft: Praxis des Glaubens ist Besuch der Eucharistie, die nur ein Priester feiern darf.
Am 24. 8. 2025 äußerte sich Papst Leo zum Bittgebet auf schlichteste Art, Ausdruck eines theologischen Denkens, das moderne TheologInnen längst als überholt und falsch dargestellt haben. Der Papst sagte anläßlich des Staats-Feiertags der Ukraine: „Ich flehe den Herrn an, die Herzen der Menschen guten Willens zu bewegen, damit der Lärm der „Waffen verstummt und dem Dialog Platz macht, um den Weg zum Frieden zum Wohl aller zu öffnen.” Bei seinem Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz warb der Papst erneut um weltweite Gebete für den Frieden in dem “gemarterten Land“. Man sollte die Frage stellen: Warum sagt der Papst nicht anstelle der üblichen theologischen Floskeln: Der russisch – orthodoxe Patriarch Kyrill von Moskau, Freund von Putin, sollte endlich seine Kirche im Sinne des Evangeliums des Friedens gestalten und als endlich Kriegstreiber aufhören. Aber das sagt der Papst nicht, weil er ja eines Tages die katholische Kirche mit diesen zum Teil theologisch verkalkten Orthodoxen zusammenführen will. So bleibt es also – aus kirchlichen Gründen – alles bei theologischen Floskeln, die politisch und damit faktisch belanglos sind, wenn man denn schon etwas für die Realirstät des Friedens sorgen will.

Glaubt denn der Augustiner Papst Leo XIV. im Ernst, dass sich Gott im Himmel höchst persönlich bewegen lässt und wie durch ein Wunder, wie durch einen göttlichen Blitz, für einen Sieg der ukrainischen Truppen und die hoffentlich Niederlage Russlands sorgt. Was soll denn Gott Vater im Himmel bloß machen, wo doch auch auf der anderen Seite Patriarch Kyrill ebenso inständig Gott im Himmel anfleht, ER möge doch höchst persönlich für den Sieg Putins sorgen. … Darf man, mit Verlaub gesagt, auch als Augustiner – Papst, theologisch so schlicht im 21. Jahrhundert noch über das Bittgebet denken? Nein, sollte ein Papst des 21. Jahrhunderts eigentlich nicht. Wie viele Theologen und Bischöfe werden es wagen, das laut zu sagen?
PS: Ein gewisser Witz ist es vielleicht, dass Papst Leo die aus Frankreich stammenden MinistrantInnen, also Ministranten beiderlei Geschlechts, aufforderte: darüber nachzudenken, doch Priester zu werden. Meinte er damit auch die Mädchen? Sicher nicht. Oder ignorierte er deren Anwesenheit? Wörtlich sagte der Papst: “Ich hoffe auch, dass ihr auf den Ruf achtet, den Jesus an euch richten könnte, ihm im Priestertum näher zu folgen.“ Es sei “ein wunderbares Leben” als Priester, der jeden Tag in seiner Mitte Jesus auf so außergewöhnliche Weise begegne und ihn der Welt schenke. “Mögt ihr nach und nach, Sonntag für Sonntag, die Schönheit, das Glück und die Notwendigkeit einer solchen Berufung entdecken”, so der Papst. „Ja, ja,“, möchte ich ergänzen, „die zölibatären Priester sind alle so furchtbar glücklich…

7.
Nur wenn man diesen Hintergrund der offiziell etablierten kirchlichen Theorie- Präferenz im „Glaubens-Verständnis“ wahrnimmt, wird unser Blick auf dieses eigentlich „sehr spezielle“ Thema relevant. Man denke daran, wie gerade die protestantische Reformation die Ideologie des Römerbriefes von Paulus in den Mittelpunkt stellte: Der Glaube – als theoretische Haltung – sei absolut entscheidend für die Rechtfertigung des Sünders … und wie diese Reformatoren den Jakobus – Brief total ablehnten, weil der Autor Jakobus die Praxis der Liebe und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt des Glaubens stellte…Die von Jesus zentral gestellte Idee des umfassend human – heilenden Reiches Gottes gerät in den Hintergrund, in die „Zweitrangigkeit“… Die Kirche hingegen rückt bei Augustin in den Mittelpunkt. „Die Kirche erhebt den Anspruch, Heilsmittler zu sein, und maßt sich damit `ewige` Bedeutung an und macht sich zum Ziel der Entwicklung… Kirche und Gottesreich rücken nahe zusammen, ja gehen ineinander auf“, was biblisch und theologisch falsch ist., so der katholische Theologe Urs Eigenmann (Fußnote 5). In seiner Sicht wurden seit den Kirchenvätern (Augustin) und den ersten Konzilien „transzendente Wahrheiten formuliert, und nicht mehr den Menschen und Propheten Jesus von Nazareth über alles achtet.

8.
In seinen „Retractationes“ (d.h. in dem kritischen Rückblick aufs frühe, eigene Werk) tadelt sich dann Augustin am Ende seines Lebens dann auch noch, dass er in dem genannten Text „de vera religione“ „an Christus die Gewaltlosigkeit gerühmt habe“, berichtet der große Augustinus – Forscher Prof. Kurt Flasch in „Augustin. Einführung in sein Denken“ (Reclam, 1980, Seite 102). „Der späte Augustin rühmt hingegen an Jesus die Gewalt, etwa im Umgang mit den Händlern im Tempel oder bei der Austreibung der Dämonen…(S. 103). Flasch nennt diese Haltung des späten, des alten Augustin, „antihumanistisch“ (ebd.).

9.
Augustinus hat an einer metaphysischen Grundkonzeption des Christentums immer festgehalten, im Sinne von: das Himmlische ist entscheidend, das innere Leben wichtiger als das politische und soziale. Gott wurde vom alten Augustin als Herrscher verstanden, der seine Gnade einigen wenigen Erwählten nach seiner Laune zukommen lässt, den meisten aber diese Gnade verweigert. Weil Gott in der offenbar allwissenden Sicht Augustins so erzürnt ist über die Erbsünde des ersten Menschen im Paradies… Da darf er als Gott total willkürlich handeln. Von Gott als der „höchsten Vernunft“ ist (noch) keine Rede.
Nebenbei: Dass die Erbsündenlehre, von Augustin erfunden, auch eine endlich abzuschaffende Ideologie ist, haben wir mehrfach im Anschluss an die Studien von Prof. Kurt Flasch betont. LINK

10.
Bleibt das Christentum, bleiben die Kirchen, also Platonismus fürs Volk? Das ist sehr wahrscheinlich bei einem Papst Leo XIV., der sich als „Sohn des heiligen, aber eben neoplatonischen Augustinus“ versteht und der so viel von (plotinisch – augustinischer) EINHEIT schwärmt, die ja nicht universelle Gleichheit aller Menschen meint, sondern immer auch eine Hierarchie bedeutet. Wer an der Spitze der Kirche steht und von Einheit aller schwärmt, das ist der Papst…

Der Augustiner Martin Luther schaut im Himmel hilflos zu angesichts des ewig fortbestehenden Papsttums mit einem letztlich immer noch ungebrochen totalen Anspruch. Auf die Aufhebung des Zölibatsgesetzes wagen  viele KatholikInnen genauso wenig zu hoffen wie auf die umfassende Gleichberechtigung der Frauen in dieser Kirche, etwa die Zulassung zum Priesteramt. Hat Papst Leo in den nun fast 4 Monaten dauernden Regentschaft ein weiterführendes Wort gesagt zur Zulassung von Frauen wenigstens zum Diakonat und zum Priesteramt? Ich vermute nein. Und wird es so bleiben? Ich vermute Ja, denn Augustin,  der “Vater” des Papstes, liebte zwar als junger Mann eine Frau (das gemeinsame Kind hieß Adeodat, “Von Gott gegeben”), aber Augustin vertrieb dann aber seine Frau, als er Katholik wurde … und sah später in den Frauen eher eine zweitrangige Schöpfung.

Fußnote 1:
 Pierre Hadot,  Qu`est-ce que la philosophie antique?“, folio essais, Gallimard, Paris 1995. S. 375 ff.

Fußnote 2: Nietzsche hat sich schon früh, etwa in Basel 1869, mit Platon auseinandergesetzt.. 1871 betonte er, „die echte Lust am Wirklichen sei Platon fremd gewesen“… In seinem Spätwerk verschärfte Nietzsche seine Kritik, auch seine Polemik gegen Platon. Er wehrt sich gegen die Metaphysik Platons, nach der Gott die Wahrheit sei, darin „antizipiere Platon das Christentum“. Damit ist eine Perspektive der heftigsten Einwände gegen das Christentum eröffnet, die im „Antichrist“ formuliert werden. Kaum berührt von Nietzsches Haß auf die Kirche als lebensfeindlicher Macht ist hingegen die Gestalt Jesu, die Nietzsche durchaus schätzt.

Fußnote 3: Heinrich Niehues – Pröbsting, in „Die antike Philosophie“, Frankfurt/M. 2004, S.223).

Fußnote 4
Plotin lehrt: „Ziel alles Verhaltens und Erkennens, auch höchstes sittliches und religiöses Ziel, ist die Schau des Einen… Am höchsten Punkt der plotinischen Philosophie kommt es in der Ruinen Ekstaae der Schau zur Vereinigung (unio mystica) mit dem Einen, Göttlichen und Guten.“ (Zit in Lexikonartikel „Plotin“ in „Metzler Philosophen Lexikon. Stuttgart-Weimar, 2003, S. 563.) Dass der Körper (und die Sexualität) Quelle allen Leids für Plotin ist, kann hier nur angedeutet werden: Deswegen ist ja für ihn die übersinnliche Welt, das Nicht- Materielle, das Wichtigste. In dem genannten Lexikonbeitrag wird auf S. 562 über Plotin berichtet: „Es heißt, wie Porphyrios, der wichtigste Schüler und Biograph Plotins berichtet, dass Plotin sich schämte, ìm Leib zu sein`. Aufgrund dieser Geringschätzung des Leiblichen und Sinnlichen habe sich Plotin geweigert, etwas über seine Herkunft, seine Eltern und seine Heimat zu erzählen.“

Fußnote 5: Urs Eigenmann, zit in: “Der himmlische Kern des Irdischen“, Edition exodus, 2. Aufl. 2025, S. 163.

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