Die neue Garnisonkirche in Potsdam – Ein skandalöses Projekt.

Wer wird sich darüber freuen?
Ein Hinweis von Christian Modehn am 20.8.2024

Siehe auch am Ende meines Beitrags die Petition, die CAMPACT heute verbreitet!

1.

Ein bezeichnendes Zusammentreffen: Da wird bei den Wahlen in Ostdeutschland (Sachsen, Thüringen und Brandenburg) Anfang bzw. Ende September 2024 laut Umfragen mit außergewöhnlichen „Erfolgen“ der rechtsextremen Partei AFD gerechnet. Und ein paar Tage zuvor, am 22. August, wird mitten in Potsdam der authentisch nachgebaute Turm der Garnisonkirche eingeweiht und einen Tag später „für alle“ eröffnet.

2.

Wenn die Menschen das Wichtigste über die Garnisonkirche wissen, dann dieses: Es ist eine offizielle evangelische Kirche, in der am 21. März 1933 der „Tag von Potsdam“ stattfand. Seit diesem Ereignis galt die totale Herrschaft der Nazi – Partei NSDAP als unumstößlich fest gegründet. Weitere historisch irgendwie sonst noch interessanten Fakten zu dieser Kirche sind für Historiker und alle Interessierten erreichbar. Aber diese weiteren Fakten sind nichts als Details gegenüber der einen brutalen Tatsache: In dieser Garnisonkirche konnte Hitler seinen großen Durchbruch Richtung Diktatur feiern. Sie führte zur Vernichtung von 6 Millionen europäischen Juden, um nur von diesen Opfern der Gewaltherrschaft zu sprechen.

3.

Es ist für Demokraten und für etliche Protestanten schlicht ein Skandal, dass der Turm dieser Garnisonkirche nach vielen Jahren der Debatten und Planungen nun eingeweiht wird.
Die Verantwortlichen bekunden dabei jetzt schon ein schlechtes Gewissen, indem sie in der Werbung dieses überflüssige neue Bauwerk, den Turm, vor allem als idealen Aussichtsturm für Touristen anpreisen. Dabei sollen die Räume des Turm ja vor allem für Friedensdiskussionen und Ausstellungen genutzt werden. Als ob die evangelische Kirche in Potsdam nicht schon viele Kirchen und Gemeinderäume besitzt, in denen das ganze Jahr über Friedensarbeit und vielleicht sogar antifaschistische, also auch anti-AFD Arbeit, geleistet werden KÖNNTE!

4.

Dieser so genannte Garnison – Friedensturm und seine angedachten Projekte könnte man eher als eine Verschleierung von Tatsachen sehen: Es geht diesen Herren Initiatoren („Stiftung Garnisonkirche Potsdam“) zuerst um die Sichtbarkeit des authentischen Turms dieser Kirche des verdammten Tages von Potsdam: „Diese Garnisonkirche ist das Symbol der Einheit von Kirche, Staat und Militär. Das ist schon fatal in sich. In dieser Kirche wurden die deutschen Kolonialkriege gesegnet und sie hat als rechtsradikaler Identifikationsort in der Weimarer Republik gedient.“ Sagt der bekannte Architekt und Spezialist für Architekturtheorie Prof. Philipp Oswalt in einer Sendung des Deutschlandfunks am 20.6.2019. LINK (Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/philipp-oswalt-zum-wiederaufbau-der-garnisonkirche-diese-100.html)

5.

Wenn man denn als Kirchenleitung unbedingt einen hübschen alten Turm wieder nachbauen wollte: Warum verzichtet man nicht auf den belasteten Titel Garnisonkirche? Warum gibt man diesem Bauwerk nicht den treffenden bewusst sozusagen kontra-faktischen Titel „Friedenskirche?

6.

Die rund 42,5 Millionen Euro Baukosten dieses Turms des „Tages von Potsdam” werden zu mehr als der Hälfte aus Bundesmitteln finanziert, fünf Millionen Euro kommen aus kirchlichen Darlehen. LINK
Bundespräsident Steinmeier ehrt dieses hoch problematische und schon immer umstrittene Projekt und weiht diesen Turm am 22.8. 2024 ein.

7.

Einer der begeisterten langjährigen und unermüdlichen Unterstützer des Projekts Neubau des Turms der Garnisonkirche ist der ehem. Evangelische Bischof von Berlin, Wolfgang Huber. LINK

8.

Bestimmte Leute, über die in Zukunft wohl noch vermehrt kritisch zu sprechen sein wird, wollten also unbedingt diesen Titel „Garnisonkirche“.
Es zeigt sich auf andere Weise die Verbissenheit, mit der die evangelische Kirchenleitung in Berlin auch an dem Titel „Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche“ festhält, wobei alle allmählich wissen: Diese beiden Wilhelms waren zwar (leider) oberste Chefs der Evangelischen Kirche, aber sie waren vor allem auch Rassisten und Kolonialherren. Darüber hat der Religionsphilosophische Salon Berlin seit Jahren etliche detaillierte Hinweise verfasst, hat an entsprechende Behörden der evangelischen Kirche in dieser Sache geschrieben … aber – wie bei einigen Behörden noch üblich – keine Antwort erhalten. Zu peinlich halt auch dieser Titel. Vielleicht will die Kirchenleitung die Hohenzollern nicht erzürnen?? LINK

9.

Man muss diese genannten Zusammenhänge wirklich wahrnehmen, denn sie sind nicht zufällig: Es ist auch das merkwürdige zeitliche Zusammentreffen von Garnison – Turm Einweihung in Potsdam und den bevorstehenden Siegen der rechtsradikalen, zum Teil neofaschistischen AFD. Und zugleich muss man sehen: Die ideologische Verbissenheit der Kirche, die sich im Einsatz für den Garnisonkirchen – Turm zeigt, steht in einer einzigen Linie mit der Verblendung, mit der die Kirche, trotz aller Rassismus und Kolonialismus – Diskussionen, am Namen „Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche“ nach wie vor aus Sturheit festhält.

10.

Man wird in Zukunft erleben, ob diesen Turm der Garnisonkirche mehr alte und neue Nazis besuchen als Friedensfreunde, die sich ausgerechnet an diesem Ort des Schreckens weiter bilden wollen. Aber vielleicht begegnen sich beide Gruppe mit den viel zahlreicheren Touristen auf der Aussichtsplattform des Turms und staunen gemeinsam über die widersprüchliche preußische Pracht Potsdams…

11.

Zur Bau – Geschichte dieses skandalösen Projekts schreibt evangelisch.de  u.a.:
Eine Chronologie zeichnet den Wiederaufbau nach: 1984: Im westdeutschen Iserlohn gründen konservative und extrem rechte Bundeswehroffiziere um den Oberstleutnant Max Klaar die „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel“ (TPG). Ziele sind die Wiederherstellung des Glockenspiels und im Fall einer Wiedervereinigung auch der Wiederaufbau der Garnisonkirche….(Quelle: siehe Fußnote in Nr. 6)

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

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DER AUFRUF, vermittelt von  CAMPACT, veröffentlicht am 21.8.2024:

 

Hitler nutzte sie für seine Machtinszenierung und bis heute ist sie Symbol der Rechtsextremen – die Garnisonkirche in Potsdam.[1] Morgen eröffnet Bundespräsident Steinmeier den neu errichteten Kirchturm. Zu diesem Anlass fordert der Architekt Philipp Oswalt vom „Lernort Garnisonkirche Potsdam“ auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact: Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam muss mit der nationalistischen Tradition brechen. Der Erinnerungsort muss sich deutlich von Rechtsextremen abgrenzen.

Hier klicken und Petition unterzeichnen
Gestartet von: Philipp Oswalt

Garnisonkirche Potsdam – die Verbindungen zu Rechtsextremen brechen!

An: Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier (Schirmherr der Stiftung Garnisonkirche Potsdam)

Der Turm der Garnisonkirche Potsdam wurde überwiegend mit Mitteln des Bundes und unter Ihrer Schirmherrschaft in den Jahren 2017 bis 2024 wieder aufgebaut. Der Bau ist nicht nur ein zentrales Symbol für den preußisch-deutschen Nationalismus, sondern seit über hundert Jahren auch für Rechtsextreme. So ist es bezeichnend, dass die Veteranenvereinigung der Waffen-SS HIAG zur Deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 eine große Abbildung des Baus kommentarlos auf dem Cover ihrer Verbandszeitschrift platzierte. Und die rechtsextreme Zeitschrift Compact begrüßte mit einem dreiseitigen Artikel unter dem Titel „Preußens Herz muss wieder schlagen!“ das Wiederaufbauprojekt im Januar 2018 und erneut im Dezember 2023.

Wir fordern, dass das Projekt keine Anschlussfähigkeit für Rechtsradikale mehr bietet. Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier muss seiner Verantwortung als Schirmherr der Stiftung Garnisonkirche Potsdam gerecht werden und sich für folgende Forderungen stark machen:

  • ihre Satzung ändern und keinen Bezug mehr nehmen auf den „Ruf aus Potsdam“ von 2004, dem eine geschichtsrevisionistische Täter-Opfer-Umkehr zu Grunde liegt.
  • darauf verzichten, den Kirchturm mit dem noch fehlenden militärischen Bauschmuck und der Turmhaube zu versehen, und damit einen für jeden sichtbaren Bruch zur historischen Baugestalt vollziehen.
  • endgültig und bedingungslos auf den Nachbau des Kirchenschiffs verzichten und eine Koexistenz mit dem Bau des Rechenzentrums dauerhaft zustimmen, so dass die Geschichte des Ortes mit Bau und Gegenbau auch für zukünftige Generationen lesbar bleibt.
„Das Projekt ist in der Bevölkerung sehr umstritten. Der rechtsextreme Bundeswehroffizier Max Klaar initiierte mit der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel das Vorhaben. Im Jahr 2000 stieg die evangelische Kirche in das Projekt ein und übernahm schließlich die Trägerschaft. Wegen divergierender inhaltlicher Vorstellungen trennten sich 2005 die Wege zwischen den Initiatoren und der Kirche. Aber die Konzeption des Baus inkl. seiner Nutzung entspricht bis heute dem Vorschlag, den Max Klaar Bischof Huber im Juli 2000 unterbreitet hatte.
Sicherlich, weder die Vertreter der Stiftung noch ihres Kuratoriums oder Beirats stehen für ein rechtslastiges oder gar rechtsradikales Gedankengut. Das wirft ihnen auch niemand vor. Doch die Geschichte des Ortes bis 1945 und die Geschichte des Wiederaufbauprojektes seit 1984 bis mindestens 2015 verlangen einen eindeutigen, unmissverständlichen und sichtbaren Bruch mit diesen beiden Traditionen. Dieser fehlt bis heute. So ist es wenig verwunderlich, dass Rechtsradikale wie Andreas Kalbitz, Billy Six oder die Zeitschrift Compact den Wiederaufbau ohne Einschränkung befürworten. In Namensgebung, baulicher Gestalt von Turm und Südfassade und Nutzung als Kirche stellt sich das Projekt ungebrochen in die Geschichte des Ortes, wie von Max Klaar vorgeschlagen und in den Gesprächen mit der Kirche durchgesetzt, die anfangs durchaus andere Ideen hierzu verfolgte. Dass ein Projekt an diesem Ort mit seiner jahrhundertelangen abgründigen Gewaltgeschichte eine Anschlussfähigkeit für Rechtsradikale bietet, ist ebenso unerträglich wie vermeidbar.
Diese Petition wurde initiiert vom Lernort Garnisonkirche und seines wissenschaftlichen Beirats:
Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper
Prof. Dr. Michael Daxner
Prof. PhD Geoff Eley
Prof. Dr. Karen Hagemann
Prof. PhD Susannah Heschel
Prof. Dr. Horst Junginger
Dr. Anette Leo
Prof. Dr. Philipp Oswalt
Prof. Dr. Andreas Pangritz
Dr. Agnieszka Pufelska
Prof. Dr. Wolfram Wette
Probst i.R. Michael Karg, Vorsitzender der Martin-Niemöller-Stiftung
Carsten Linke, Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam e.V.“
Hier klicken und Petition unterzeichnen
Diese Petition wurde auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, gestartet. Es ist keine Kampagne von Campact. Wir haben Dich und weitere zufällig ausgewählte Campact-Aktive angeschrieben, um zu sehen, was Du von der Petition hältst. Ob wir die Petition weiteren Campact-Aktiven empfehlen, hängt auch von Deiner Teilnahme ab. Wenn Dir das Thema wichtig ist, unterzeichne bitte und leite die Petition an Freundinnen und Freunde weiter.
 .
[1] „Garnisonkirche in Potsdam: Wie weiht man ein Symbol für Rechtsextreme ein?“, Spiegel Online, 19. August 2024
Datenschutzrichtlinie
Campact e.V. Artilleriestr. 6 – 27283 Verden / Aller – Tel. 0 42 31 . 957 440 – Fax 0 42 31 . 957 499

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Vertretungsberechtiger Vorstand: Christoph Bautz, Dr. Astrid Deilmann, Daphne Heinsen, Dr. Felix Kolb

Registereintrag: Amtsgericht Charlottenburg VR 25165 B – Umsatzsteuer-ID DE339797279

Verantwortlich für die journalistisch-redaktionellen Inhalte: Dr. Felix Kolb, Campact e.V., Artilleriestr. 6, 27283 Verden

 

 

 

Pogromgedenken am Ort eines Organisators von Pogromen: An der “Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche”.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 6. November 2023.

Am 9.11.2023 findet ein ökumenischer „Gedenkweg“ in Berlin-Schöneberg und Berlin- Wilmersdorf statt, ein Gedenken an den November – Pogrom 1938.

Ausgerechnet an der „Kaiser – Wilhelm-Gedächtniskirche“ (voller Scham oft nur „KWG“ genannt) wird der Evangelische Bischof Dr. theol. Stäblein einen „Impuls“ sprechen, also an einer Kirche, die selbst mit einem Initiator und Unterstützer von Pogromen bis heute verbunden ist. Kaiser Wilhelm II., ein Kolonialherr (wie auch Kaiser Wilhelm I.), ließ diese Kirche “KWG” errichten. LINK.

Die Fragen sind:

Kann man an diesem belasteten Ort, an dieser Kirche mit diesem unwürdigen Namen, an den November Pogrom erinnern, OHNE auch bei dieser Gelegenheit an die Pogrome deutscher Kolonisten und Kolonialherren in Afrika zu erinnern? Mit vielen tausend Ermordeten und Verhungerten… man denke an die Morde an den Hereros in Südwestafrika und an den brutal niedergeschlagenen Maji-Maji Aufstand in Deutsch-Ostafrika.

Kann man an dieser Stelle, an dieser Kirche mit diesem belasteten Titel der Kolonialherren Kaiser Wilhelm I. und II., also, wie üblich reumütig und fromm, so ohne weiteres  an die furchtbaren Novemberpogrome 1938 erinnern, veranstaltet von Verbrechern, die zudem sicher getaufte Mitglieder einer Kirche waren, ohne dabei zu erklären:

„Diese Kirche KWG ist ihrerseits in ihrem Titel, durch ihren Bauherrn, furchtbar mit Pogromen christlicher Herrscher und übrigens den Chefs der evangelischen Kirche damals verbunden. Deswegen werden wir dieser “KWG” Kirche alsbald, wenn nicht sofort, einen neuen, einen humanen, einen christlichen Namen geben. Wir wollen als evangelische Kirche schließlich etwas glaubwürdig bleiben in unserer üblichen Kritik jetzt am Rassismus und Kolonialismus und an der Sklaverei. Wir wissen als Kirche, dass es von reaktionärer Seite dagegen Widerstand geben wird, aber in dieser Debatte haben wir die einzig richtigen Argumente.“

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

West – Berlins zentrale Kirche: Benannt nach einem Kolonialherren und Rassisten. Wann erhält die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche einen Namen, der einer christlichen Kirche angemessen ist?

Die  14. der “unerhörten Fragen”.

Von Christian Modehn.

Zum paradoxen Pogrom – Gedenken in einer Kirche des kaiserlichen Pogrom – Initiators: LINK:

1.
In Berlin – Charlottenburg erlaubt es sich die Evangelische Kirche immer noch, das zentrale kirchliche Gebäude am Breitscheid – Platz nach „Kaiser Wilhelm“ (dem Ersten) zu nennen, das so genannte Gotteshaus heißt also „Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche“. Die entscheidende Frage: Wann ist endlich Schluss mit dieser politischen und theologischen Frechheit? Der Historiker Prof . Jonas Kreienbaum (F.U.Berlin) über Kaiser Wilhelm II. und den Genozid: LINK
2.
Weil dieser Titel der Kirchenleitung und der dortigen Gemeinde seit einiger Zeit offenbar selbst doch irgendwie peinlich geworden ist, wird der Name nun schamhaft auf „KWG“ gekürzt oder das Gebäude wird nur „Gedächtniskirche“ genannt. KWG klingt nach irgendwie auch nach KaDeWe, und „Gedächtniskirche“ suggeriert, es gebe ein heiliges Gedächtnis als Titel einer Kirche…
3.
Zu einem definitiven Verzicht auf diesen kaiserlichen Titel können und wollen sich weder die Berliner Kirchenführung noch Gemeinde durchringen.
Einige evangelischen Christen wissen längst, dass Kaiser Wilhelm I. ein Kolonialherr übelster Sorte war, sie wissen, dass auch Wilhelm II. dem Ungeist seines Großvaters entsprach. Die Frage also ist: Verzichten Kirchenleitung wie Gemeinde auf eine Befreiung von diesem unsäglichen Namen für ein so genanntes Gotteshaus deswegen NICHT, weil sie Angst haben vor einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem mächtigen Hause Hohenzollern?
4.
Denn sonst würde man nicht so blind und taub reagieren auf die Fülle der wissenschaftlichen Publikationen, die das Thema Kolonialherrschaft und Rassismus in Preußen (bzw. schon in Brandenburg einst) in Verbindung mit den Königen und Kaisern dokumentieren. Die Kolonialherren waren ja, man erinnere sich, zugleich die obersten Chefs dieser sich protestantisch (lutherisch etc…) nennenden Kirche. Sie war also de facto, nicht zu leugnen, eine Kaiser-Kolonial-Herren-Kirche also. Ein trauriges Kapitel einer „Obrigkeitskirche“…
5.
Gerade jetzt findet im Schloss Charlottenburg die Ausstellung „Schlösser.Preußen.Kolonial“ noch bis zum 31.Oktober 2023 statt. Überraschende Zeugnisse der Verachtung, Ausbeutung und Versklavung von schwarzen Menschen durch die genannten Herrscher in Berlin werden gezeigt und in einem Begleitbuch beschrieben. LINK
6.
Hochinteressant ist ein Hinweis im Begleitbuch zur Ausstellung, ein Hinweis, der sich auf das Reiterstandbild des Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620-1688) bezieht, zu dessen Füßen vier in Ketten gefesselte Männer sitzen und knien. Das Denkmal wurde auf Wunsch von Friedrich III., dem späteren König Friedrich I., 1708 errichtet: Er war es, der starke Ambitionen zum Sklavenhandel in Westafrika (dem heutigen Ghana) hatte. Die gefesselten Männer wurden auch als Gestalten aus dem Sklavenhandel populär gedeutet … bis hin in das Herrscher-Haus.
7.
In dem genannten Buch wird treffend berichtet: „So soll Kaiser Wilhelm I. nach dem Erwerb von Kolonien ehrfürchtig gesagt haben, dass er nun mit gutem Gewissen vor dieses Reiterstandbild treten könne: Da er, Wilhelm I., das koloniale Vorhaben des Kurfürsten, so wörtlich: `aufgenommen und weiter ausgebildet` habe.“ (S. 13 in dem Begleitbuch zur Ausstellung, mit Verweis auf das Buch von Ferdinand Schmidt, `Kaiser Wilhelm I. und seine Zeit`, Berlin 1893 (sic), dort Seite 450).
8.
Die Ausstellung zum Kolonialismus und Rassismus und zur Sklaverei in Preußen ist für den Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin einmal mehr ein Anlass, dringend wenigstens eine öffentliche und umfassende breite Debatte zur Umbenennung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche anzuregen. Auf dieser unserer Website wurde schon seit Jahren mehrfach für die dringende Umbenennung dieser nach einem Kolonialherren genannten Kirche plädiert, LINK, entsprechende e-mails an die Herren und Damen der Kirchenleitung blieben unbeantwortet, einzelne PfarrerInnen auch aus der KWG deuteten ihr Verständnis für diese unsere Forderung an und hatten aber Angst, sich öffentlich für die Umbenennung dieser Kirche KWG und Gedächtniskirche einzusetzen. Wer erzeugt da diese Angst?
9.
Man hat als Religionskritiker, denn um Religionskritik geht es auch in unserem Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon, den Eindruck, dieser Titel „Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche“ sei so etwas wie ein „Allerheiligstes“ dieser Berliner Kirche.
10.
Ändert die Berliner Kirchenführung nicht alsbald diesen unsäglichen Namen für ein so genanntes Gotteshaus, dann werden alle auch im evangelischen Kreisen (Akademien etc…) geführten Debatten über Rassismus und Kolonialismus im allgemeinen unglaubwürdig…

Das Begleitbuch zur Ausstellung im Schloss Charlottenburg:
„Schlösser. Preussen. Kolonial“. Herausgegeben von der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten. Berlin-Brandenburg. Sandstein Verlag, 2023, 18 Euro.

Eine wichtige Chronologie der deutschen Kolonialgeschichte: LINK

Zur Umbenennung der nach Kaiser Wilhelm genannten Universität in Münster “Westfälische Wilhelmsuniversität”, siehe den wichtigen Beitrag des WDR: LINK

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Rassismus der Könige von Preußen bzw. der Kaiser aus dem Hause Hohenzollern.

Ein Hinweis von Christian Modehn

1.
Erneut werden wir konfrontiert mit dem Kolonialismus und Rassismus der Kurfürsten von Brandenburg, dann der späteren Könige von Preußen und schließlich der beiden Kaiser Wilhelm: Im Schloss Charlottenburg bietet die Ausstellung „Schlösser.Preußen.Kolonial“ noch bis zum 31.Oktober 2023 überraschende Zeugnisse der Verachtung, Ausbeutung und Versklavung von schwarzen Menschen durch die genannten Herrscher in Berlin. Dokumentiert werden entsprechende herrschaftliche Gemälde mit den damals so genannten „Mohren“, es wird auf Skulpturen verwiesen oder exotische Gebäude, die in königlichen Gärten (wie Sanssouci) bis heute Zeugnisse sind von der europäischen Vormachts-Ideologie. LINK.

2.
Gleichzeitig ist ein empfehlenswertes Buch erschienen, der Titel ist mit dem der Ausstellung identisch (siehe unten). An einige Fakten muss wieder erinnert werden, damit sie sich dem Gedächtnis einprägen.

3.
Erst 1857 wurde in Preußen die Sklaverei verboten. „Jedoch hielt der Zustrom der Versklavten nach Preußen auch danach noch an, da andernorts weiterhin Sklavenmärkte betrieben wurden. Unter ihnen waren Menschen wie Saban El Cher oder Billillee, die man als versklavte Kinder nach Brandenburg brachte“ (Seite 51).

4.
1682 wurde die „Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie“ (BAC) gegründet mit ihrer Festung „Fort Großfriedrichsburg“ im Gebiet des heutigen Ghana.

Von 1683 bis 1717 unterhielt Brandenburg im diesem Gebiet eine Niederlassung für den eigenen Sklavenhandel. Dieser Stützpunkt wurde an die in dieser Hinsicht erfolgreicheren Niederländer verkauft, in den Niederlanden wurde die Sklaverei 1863 offiziell abgeschafft.

5.
Die Ausstellung dokumentiert zahlreiche, oft übersehene Zeugnisse des Kolonialismus und Rassismus am preußischen Hof. Die 24 in der Ausstellung vorgestellten Objekte bzw. Gebäude werden zunächst kunsthistorisch beschrieben, dann aber auch philosophisch-politisch bewertet.
Es wird etwa eine Verbindung gezogen von dem Reiterstandbild des Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620-1688), zu dessen Füßen vier in Ketten gefesselte Männer sitzen und knien. Das Denkmal wurde auf Wunsch von Friedrich III., dem späteren König Friedrich I., 1708 errichtet: Er war es, der starke Ambitionen zum Sklavenhandel in Westafrika (dem heutigen Ghana) hatte. In dem genannten Buch wird berichtet: „So soll Kaiser Wilhelm I. nach dem Erwerb von Kolonien ehrfürchtig gesagt haben, dass der nun mit gutem Gewissen vor dieses Reiterstandbild treten könne: Da er, Wilhelm I., das koloniale Vorhaben des Kurfürsten, so wörtlich: `aufgenommen und weiter ausgebildet` habe.“ (S. 13, mit Verweis auf das Buch von Ferdinand Schmidt, `Kaiser Wilhelm I. und seine Zeit`, Berlin 1893 (sic), dort Seite 450).

6.
Von den zahlreichen Beispielen kolonialen und rassistischen Denkens und Handelns in Preußen noch ein Hinweis auf den Skulpturenschmuck des ersten Rondells im Park Sanssouci: Dort sind insgesamt sechs Bildnisbüsten zu sehen, von denen vier Afrikaner darstellen, zwei Männer und zwei Frauen. „Es ist davon auszugehen, dass König Friedrich II.die Skulpturenausstattung im ersten Rondell plante“ (S. 37). Die Büsten der AfrikanerInnen stehen im Park, als der „wilden Urwüchsigkeit der Natur“…Die Gesichter der Schwarzen haben keine Pupillen, sie sind also „blind gegenüber der weißen Zivilisation“ (S.39).

7.
Mit Glasperlen bezahlten die preußischen Kolonisten das Gold und das Elfenbein, das ihnen die Einwohner Afrikas anboten, und auch die Menschen, die als Versklavte nach Amerika wie Handelsware transportiert wurden. Die Glasperlen wurden auf der beliebten Ausflugsinsel auf der Havel, der Pfaueninsel, seit 1678 hergestellt (vgl. in dem genannten Buch S. 55 ff.)

8.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen in der Ausstellung die Darstellung der „Schwarzen Hofbediensteten im Preußen des 19.Jahrhunderts“. Von den getauften Afrikanern Heinrich Karl Albrecht Kerallah wird berichtet oder von Karl Ferdinand Theobald Itissa oder Alexander Anastasius Feryallah usw. (S. 102 ff.), sie konnten als exotische Gehilfen am Hof überleben.

9.
Es ist sehr an der Zeit, dass endlich große Ausstellungen, Kongresse und entsprechende kritische, also kirchenunabhängige Publikationen über die Verbindung von (katholischer) Kirche und Sklaverei realisiert werden! Dass dabei auch der Umgang mit der Sklaverei in Israel, also im „Alten Testament“, und etwa in den Paulusbriefen des „Neuen Testaments“ dokumentiert und bewertet werden sollte, ist keine Frage.

10.
Über die Bindungen des Vatikan-Staates an die Sklaverei ist kürzlich in Italien eine Studie erschienen, die leider noch nicht in deutscher Sprache vorliegt. Die an der staatlichen Universität in Rom lehrende Historikerin Marina Caffiero hat ihrer wissenschaftlichen Studie zum Thema der päpstlichen Sklaverei den Titel gegeben: «Die Sklaven des Papstes»; die Studie bezieht sich vor allem auf das 18. und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts – diese Zeit ist zum Thema Sklaven in Rom also im Papststaat gut dokumentiert.
Von einer offiziellen Abkehr der Bindung der Kirche an die Sklaverei kann erst seit 1890 die Rede sein, damals verfasste Papst Leo XIII. die Enzyklika „Catholicae ecclesiae“, in der die Bischöfe Afrikas zumal zur Bekämpfung der „düsteren Plage der Sklaverei“ aufgefordert werden. Bezeichnenderweise sollte diese Plage wie üblich mit Spenden aus Europa bekämpft werden… (Siehe dazu: Marita Wagner, „Moderne Sklavereien“, Stimmen der Zeit, 2020, S. 587-595)

Zur dringend notwendigen Umbenennung der “Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche” in Berlin als Kirche, als “Gotteshaus”, die an einen Kolonialherren und Rassisten erinnert, siehe: LINK

Zum Kolonialismus Deutchlands bzw. Preußens: Eine Datenübersicht: LINK.

Schlösser. Preussen. Kolonial. Herausgegeben von der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten. Berlin-Brandenburg. Sandstein Verlag, 2023, 18 Euro.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

 

Die Kaiser Wilhelm I. und II. und ihre Kirche in Berlin, „KWG“ genannt.

Die Evangelische Kirche in Berlin sollte auf den problematischen Titel ihres prominenten „Gotteshauses“ verzichten.

Ein Hinweis von Christian Modehn. (Ich habe schon 2016 und dann noch einmal 2020 für die Umbennung der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche plädiert. Hier nun der wahrscheinlich letzte Hinweis zu dem Thema). Siehe also auch  LINK 

Die Umbennungen von Straßen etc. in Deutschland wegen des sexuellen Missbrauchs von Priestern ist in vollen Gange. Warum dann nicht auch endlich einem Gotteshaus einen Namen geben ohne Verbindungen zu rassistischen, kolonialistischen und antirepublikaischen Herrschern? LINK

1. Die neue, große Studie von Stephan Malinowski, „Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration“, (Propyläen-Verlag Berlin 2021, 752 Seiten) führt erneut zum Thema „Umbenennung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche“ in Berlin. Und diese Forderung wird gleichzeitig heftig unterstützt durch die deutliche Bindung der Kaiser Wilhelm I. und II. an den Kolonialismus. Will sich die Kirche wirklich an kolonialistische Herrscher und antirepublikanische Kaiser auf Dauer binden? Das ist die Frage. Und man bedenke: Wenn die Verbrechen des Kolonialismus, des Antisemitismus und des Antirepublikanismus durch deutsche Könige/Kaiser erkannt sind, dann muss man sich die Mühe machen, auch Kirchen umzubenennen, das gilt auch für Straßen und Plätze, man denke an die 67 „Hindenburg Straßen“ in Deutschland.

2.Diese „Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche“, eine Mischung aus Denkmal/Ruine und erstaunlichem Gebäude (eingeweiht 1961, Architekt Egon Eiermann), wird auch kirchlicherseits „schamhaft“ und verlogen oft nur „KWG“ genannt oder, vielleicht angesichts der allgemeinen historischen Vergesslichkeit der Kirchen, nur kurz als „Gedächtniskirche“ bezeichnet. Eine Aufforderung förmlich, das kritische Gedenken zu pflegen. In diesem Hinweis bewahren wir es.

3. Die heftige Debatte über den Kolonialismus der Deutschen, seit König/Kaiser Wilhelm I. , erinnert insgesamt an die rassistisch geprägte Zeit der Herrschaft der Hohenzollern. Diese Debatte wird nicht zur Ruhe kommen, zumal angesichts der Exponate im „Humboldt-Forum“ im wieder aufgebauten Schloss in Berlin, direkt, in theologisch-politischer Eintracht, neben dem monumentalen „Berliner Dom“.

Die postkolonialen Studien werden langfristig die Mentalität der Deutschen zur Wahrheit verändern und in absehbarer Zeit auch zur Umbenennung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche führen.

4. Aber: Noch ist es leider so, dass die zentrale Kirche in West-Berlin, am Ende des Kurfürsten-Damms, „Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche“ heißt. Die Evangelische Kirche in Berlin/Brandenburg schämt sich nicht, immer noch an diesem abstoßenden und theologisch allmählich unsinnigen Titel für ein GOTTES-Hauses festzuhalten. Sie ist sich wahrscheinlich ihrer Engstirnigkeit und Verkrampfung bewusst und nennt dieses zentrale Kirchengebäude nur noch mit drei Buchstaben KWG, und dies klingt so ähnlich wie AOK, KFZ oder BVG oder XYZ. Manchmal nennt die Kirche dieses Gotteshaus auch noch „Gedächtniskirche“, offenbar allen gewidmet, die mit dem Gedächtnis oder mit dem Gedenken starke Probleme haben…An die unselige enge Verquickung von preußischem Königtum und evangelischer Kirche kann man auch denken, ohne dass diese Kirche im Titel Kaiser Wilhelm führt.

5. Die Neutralisierung des offiziellen Titels „Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche“ zu KWG ist Ausdruck der Angst der Kirchenführung und ihrer Charlottenburger KWG-Gemeinde: Sie haben vielleicht Angst vor der bekannten Prozessfreudigkeit des Hauses Hohenzollern („man stiehlt uns unser Gotteshaus“) und Angst vor dem Protest der Springerpresse und ihrer vielen alten, aber kirchengebundenen LeserInnen in Berlin: „Wie kann die Kirchenführung nur diesen ehrwürdigen und sooo beliebten Namen aufgeben wollen?“ Wahrscheinlich hat die Kirchenführung Angst vor Kirchenaustritten wohlhabender Protestanten…

6. Tatsache ist und das belegt auch die neue Studie von Stephan Malinowski: König / Kaiser Wilhelm I. (1861-1888) war ein nationalistischer Kriegsherr, er war ein Förderer des Kolonialismus (Siehe Kongo-Konferenz 1884-85). Dadurch wurde Deutschland zum drittgrößten Kolonialreich der Welt. „Zur Sicherung der wirtschaftlichen Rentabilität der Kolonien wurde auf ein System der Zwangsarbeit zurückgegriffen. Widerstand wurde brutal unterdrückt, wovon neben dem Völkermord an den Herero und Nama auch die Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstandes (1904-1908) in Deutsch -Ostafrika mit geschätzten 300.000 Opfern zeugt“. (Prof. Sebastian Pittl, Tübingen, in „Stimmen der zeit 2020, Seite 908f.).

7. Bei dem Titel Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche denken viele BesucherInnen, nachweislich durch spontane Umfragen, auch an Kaiser Wilhelm II. Tatsache ist ja, dass der Titel dieses Gotteshaus im Rahmen der bekannten protestantischen Verquickung mit dem Kaiserhaus zunächst Kaiser Wilhelm I. meinte…Aber welcher Tourist, welcher Berliner kennt dieses Detail, zumal Kaiser Wilhelm II. diese Kirche unbedingt bauen und einweihen wollte. Man denkt also immer auch an Kaiser Wilhelm II., dann kommt die erschütternde Erkenntnis:  Dieser Kaiser Wilhelm II. war ein Anti-Republikaner und ein Antisemit., auch das zeigt die Studie von Prof. Stephan Malinowski. Ihm geht es nicht nur um die erwiesene Kollaboration der Hohenzollern mit den Nazis, sondern um deren Antirepublikanismus. Der Ex-Kaiser Wilhelm II. ließ bekanntlich den Sekt in Strömen fließen, als er von der Ermordung des demokratischen, auf Frieden hin orientierten Politikers Matthias Erzberger erfuhr.

8. Es wird Zeit also Zeit, dass sich in Berlin eine breite Bewegung der Bürger bildet, um die Abschaffung des Namens Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche durchzusetzen. Und das wird angesichts der bestehenden Mentalitäten nicht einfach… Aber das wäre ein treffender Abschied von der für üblich gehaltenen Unkultur einer Nähe von Kirche und Staat, von Kirche und Hohenzollern, von Kirche und antirepublikanischem, antisemitischem Denken und Handeln.

Weil der Name „Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche“ ohnehin obsolet geworden ist durch die offiziell gern verwendeten Kürzel KWG oder Gedächtniskirche, ist nun die Zeit gekommen, diesem Gebäude einen treffenden, einen tatsächlich für ein kirchliches Gebäude eben spirituellen und religiösen Namen zu geben. Die Debatte über den neuen Namen dieses schönen, neu gebauten Gotteshauses sollte also beginnen. Es wäre ein Zeichen von Selbstkritik, wenn sich die Kirchenleitung für die Umbenennung einsetzt. Aber, meine Skepsis bleibt: Entsprechende frühere Beiträge zu diesem Thema wurden kirchlicherseits ignoriert. Man glaubte, es nicht nötig zu haben, überhaupt darauf zu reagieren. Diese Ignoranz ist vorbei, angesichts der nicht mehr zu stoppenden Debatten über das kolonialistische Erbe Deutschlands und der Kirchen in Deutschland.

9. Ein neuer Name für die Kirche am Breitscheidplatz in Berlin (ehem. KWG) wäre ein Akt der Befreiung, ein Eingeständnis schuldhafter Verquickung der Kirche mit einem Regime, das definitiv vorbei ist.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

Die Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche in Berlin wird umbenannt!

Ein Hinweis von Christian Modehn, am 1.9.2020 erneut publiziert.  Siehe auch: LINK.

Die Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche feiert nun ihr 125. Bestehen. Bzw. es werden die Ruinen-Reste der alten Kaiser – Kirche einerseits und die schöne neu erbaute Kirche daneben gefeiert. Der Eindruck drängt sich auf: Diese Kaiser-Kirche ist ruiniert, so wie das deutsche Kaisertum mit den beiden Wilhelms politisch-ethisch-moralisch-religionspolitisch ruiniert ist. Kritisches und gründliches Erinnern an diese beide kaiserlichen Herren gewiss, aber bitte nicht noch in einer Kirche. Dann soll man bitte auch heute gelegentlich das Gesangbuch aus Kaiserszeiten benutzen…Und sich bitte auch daran erinnern: Die offizielle Flagge unter Kaiser Wilhelm I. und dem II. war in den Farben Schwarz-Weiß-Rot; diese Flaggen in diesen Farben verwenden heute Neonazis auf ihren Demos und Veranstaltungen; diese Flagge in diesen Farben stand schon bereit, als Neonazis am Samstag, 29.8.2020 versuchten, den Bundestag/das Reichstagsgebäude zu besetzen. Entsprechende Fotos belegen dies. Es ist die Frage, ob die Kirche insgesamt sich mit dem Namen Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche und mit dieser dem Kaiser damals und den Ndeonazis heute so lieben Flagge schwarz-weiß-rot sich nicht sehr blamiert!

Aber man glaube ja nicht, dass nun anläßlich der Festwoche ab 1.9.2020 ein Gedanke von den Veranstaltern darauf öffentlich verwendet wird, diese Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche UMZUBENENNEN. Also endlich auf den für eine Kirche heute unwürdigen Titel zu verzichten, denn dieser Kaiser und sein Sohn waren Kriegstreiber, Kolonialherren, Rassisten. Die heutige evangelische Kirche in Berlin weiß natürlich genau, was für einen unsäglichen Namen ihre zentrale Kirche am Kurfürstren Damm hat. Darum nennt die Kirche selbst diese Kaiser-Ruine-Kirche meist schamhaft und verlogen nur “Gedächtniskirche” (als gäbe es ein heiliges allgemeines Gedächtnis oder einen “Sankt Geäächtnis”) oder, noch sinnloser, “KWG”. Klingt irgendwie nach KaDeWe oder KSZE usw…. Man schämt sich also des offiziellen langen Titels eigentlich und verbreitet dieses furchtbare Kürzel für ein Haus des Gebets und der Meditation.

Aber es nützt nichts: Diese Kirchenleitung bleibt stur und denkt nicht im entferntesten daran, auf KWG, Gedächtniskirche oder eben “Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche” zu verzichten. Die Hohenzollern werden danklbar sein für diese alte Treue der Kirche heute zu den einstigen kaiserlichen Kirchenchefs.
An würdigen neuen Titeln mangelt es ja nicht: Dietrich Bonhoeffer wäre ein möglicher guter Titel.

Dieser Texte wurde schon im Juni 2020 publiziert:

Na also, endlich: Die „Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche“ am Kurfürsten Damm in Berlin wird umbenannt. Nicht länger soll ein weltweit bekanntes evangelisches „Gotteshaus“ den Namen dieses Kaisers tragen. Er war 1870/71 ein ziemlich begeisterter Kriegsherr und bekanntermaßen auch als Kolonialherr der Organisator der berüchtigten „Afrika—Konferenz in Berlin“ 1884/85. Ab 1884 beteiligte sich Deutschland unter des Kaisers Führung am Imperialismus, in der Etablierung deutscher Kolonien in Kamerun, Togo, Namibia, in Teilen von Tanzania und Kenia…Zudem berief Kaiser Wilhelm I., als Oberhaupt der evangelischen Kirche, den Pfarrer Adolf Stoecker im Jahr 1874 zum Hof – und Domprediger, Stoecker “entwickelte” sich in der Zeit zu einem der heftigsten Antisemiten…

Es wird also keine Kirche mehr mit dem Titel „Kaiser Wilhelm“ (Regierung von 1858 – 1888) geben. Die evangelische Kirche will sich damit auch aus dem Schatten eines Kolonialherren befreien. Dies ist eine logische Konsequenz auf die antirassistischen Initiativen weltweit.

ABER: Diese Sätze beschreiben leider keine Nachricht, sie beschreiben keine Tatsache, sondern sind im Augenblick nicht mehr als eine Hoffnung, eine Erwartung, dass es öffentliche Debatten und Aktionen gibt, diese Kirche „umzubenennen“. Denn dass den Verantwortlichen eigentlich der volle Titel dieser Kirche nicht gefällt, zeigt sich in der üblichen Kurzformel „KWG“ oder in dem sterilen, aber ständig gebrauchten Titel „Gedächtniskirche“…

In vielen Ländern Europas finden jetzt Aktionen statt gegen die öffentliche Dominanz von höchsten prominenten Kolonialherren, die etwa durch massive Statuen und Denkmäler ihren Ausdruck findet. Man denke jetzt an Belgien, wo es der kritischen Öffentlichkeit gelingt, „die öffentliche Ehrung von König Leopold II. zu beenden“. Mit dem Sturz der Statuen dieses grausigen Kolonialherren soll ja nicht die dunkle Vergangenheit Belgiens ausgelöscht oder ins Vergessen geführt werden. Es geht, wie es in Belgien heißt, darum: „Réparons l histoire“, „Reparieren wir die Vergangenheit“. Das heißt: Befreien wir unsere Öffentlichkeit von dominanten Bildern, Statuen usw., die das Image der Untaten dieses Gewaltherrschers und Rassisten verdecken. Sie fördern den Ungeist des Nationalismus und Rassismus.

„Reparieren wir also auch in Berlin die Geschichte“. Und beginnen wir damit, und suchen gemeinsam nach einem angemessenen humanen Namen für dieses „Gotteshaus“. Das „Gedächtnis“, die Erinnerung an diesen Kaiser und Kolonialherren kann ja nach der Umbenennung eigens kritisch dokumentiert werden, etwa in einem Nachbarraum zur Kirche. Der Titel für diese Ausstellung müsste heißen: “Die evangelische Kirche Deutschlands: Von einem Kriegsherren und Kolonialherren einst geleitet und geführt“.

Ich habe schon Ende Dezember 2016 für die Umbenennung der Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche plädiert, damals nach den Terror-Anschlägen auf den Weihnachtsmarkt neben dieser Kirche.

Ich habe den Pfarrern dieser „KWG“ bzw. „Gedächtniskirche“ vor Monaten schon meinen Vorschlag mitgeteilt und auch dem neuen Bischof in Berlin, und erwartungsgemäß selbstverständlich keine Antwort erhalten. Es fällt vielen Christen in Deutschland schwer, sich nicht nur der dunklen „kaiserlich“ geprägten kirchlichen Vergangenheit zu stellen, es fällt noch schwerer, Schritte der Befreiung zu tun. Zum Beispiel durch neue Kirchen-Titel als Ausdruck für ein neues Denken. Ist denn erst einmal „KWG“ als Titel verschwunden, können weitere Befreiungen von unerträglichen Titeln für Kirchen folgen: So sollte die Kaiser Friedrich – Gedächtnis –Kirche in Berlin – Tiergarten, bezeichnenderweise auch schamhaft nur KFG genannt, auch einen neunen Namen erhalten. Und was soll eigentlich eine Königin – Luise – Gedächtniskirche in Schöneberg oder eine Ernst-Moritz-Arndt-Kirche in Zehlendorf: Ist denn die evangelische Kirche spirituell wirklich so arm, dass sie keine anderen, würdigen Namen für ihre Kirchengebäude findet? Hängt diese offensichtliche Schwierigkeit damit zusammen, dass sie keine „Heiligen“ kennt? Aber: Bei der viel besprochenen evangelischen ökumenischen Offenheit könnte es doch eine Erzbischof – Romero – Kirche geben oder eine Ernesto – Cardenal – Gedächtniskirche. Auch eine Jan Hus Kirche täte den Christen in Deutschland gut oder eine Petrus-Valdes-Kirche…Warum nicht eigentlich auch eine Erasmus-Kirche? Da würde endlich der Mief der alten preußischen Königsfamilien aus „Gotteshäusern“ verschwinden und etwas mehr freier Geist dokumentiert werden.

Aber, wie gesagt, bei der Schwerfälligkeit auch der kirchlichen Bürokratie sind diese Zeilen nicht mehr als eine Hoffnung, eher sogar „nur“ eine ferne Utopie.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin
Christian Modehn, M.A. in Philosophie,  ist Diplom-Theologe und Journalist.

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche soll nun Friedenskirche heißen.

Von Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin. Veröffentlicht am 21. Dezember 2016 um 18 Uhr.
Siehe auch einen aktuellen Beitrag vom 12.6.2020: LINK

Der Gottesdienst am Abend des 20. Dezember 2016 hat es gezeigt: Pfarrer und Bischöfe unterschiedlicher Konfessionen, Imame und ein Rabbiner können gemeinsam und in der – durch diese Praxis bewiesenen – Anerkennung der Gleichwertigkeit eine religiöse Feier, eine im umfassenden Sinne ökumenische Feier gestalten. Diese interreligiöse Gedenk-Stunde (mit protestantischer Dominanz) fand in der “Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche” statt. So wurde ansatzweise (wo waren die Vertreter der Konfessionsfreien, etwa der Humanisten, wo Buddhisten usw. ?) eine Ahnung von dem vermittelt, was die wahre “Berufung” dieser Kirche am Breitscheid-Platz ist, gerade jetzt, nach dem Terroranschlag des 19. Dezember 2016: Sie ist eine Friedens-Kirche, sie sollte ein Friedens-Tempel für alle werden. Das heißt: Aus der „Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche“ wird nun die „Friedenskirche“. Sie erhält den neuen Titel “Friedenskirche”. Ein traditionsreiches Kirchengebäude verliert seinen unsäglichen Titel (Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche) und wird so förmlich „neu errichtet“.

So sehr die Menschen auch betroffen sind vom Terroranschlag auf die Besucher des Weihnachtsmarktes rund um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und so sehr sie leiden angesichts der Ermordung von mehr als 12 Personen und der zahlreichen schwer verletzten Opfer: Diese widerwärtige Tat eines – offenbar – total enthemmten religiösen Fundamentalisten darf nicht als Beginn eines „Kriegszustandes“ gedeutet werden. SPIEGEL ONLINE publizierte am 20.12. vormittags diese Einschätzung des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz Klaus Bouillon CDU (Saarland). Darin ist er wohl nicht weit entfernt von rechtsextremen Kreisen; sie schwadronieren angesichts des Anschlags, wie zu erwarten, von einer „Kriegserklärung“ „des“ Islam auf „das Abendland“. Auf die sinnlose Debatte, was denn überhaupt ein Krieg sein könnte, wenn eine Partei den Feind („einzelne versteckte Terroristen“) gar nicht genau greifen, definieren und finden kann, wollen wir uns gar nicht einlassen. Einen „Krieg“ gegen einzelne Terroristen(gruppen) in Europa kann es „per definitionem“ nicht geben.

Weiter führt die Erkenntnis: Diese unmenschliche Tat fand im Schatten einer weltweit bekannten Kirche statt. Sie hat immer noch den Titel „Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Offenbar ist der Name ihrer Kirche für die Gemeinde selbst und die Evangelische Kirche in Berlin insgesamt aber durchaus peinlich. Denn sie verwenden oft, etwas verschämt, nur noch den völlig nichts sagenden Titel „Gedächtniskirche“ oder gar nur die drei banalen Anfangsbuchstaben KWG.

Tatsächlich kann sich jeder etwas historisch Gebildete nur peinlich berührt fühlen, wenn er sich an den Titelgeber dieser berühmten Kirche tatsächlich erinnert.Und dann noch sozusagen im Schatten, der stillen Anwesenheit, dieser Person in diesem Gotteshaus singt und betet: Kaiser Wilhelm der Erste (geboren 1797, gestorben 1888) war nicht nur König von Preußen, sondern seit 1871 auch Deutscher Kaiser. Und er war ein begeisterter Kriegs-Herr und stolzer Sieger über den Erzfeind Frankreich im Jahr 1871. So verfügte Wilhelm II. als oberster Chef der evangelischen Kirche, dass eine neue Kirche in einem Zentrum Berlins, im „alten Westen“, zu Ehren Wilhelm I. gebaut werden sollte. Unbescheidenerweise fand die Grundsteinlegung an Wilhelm I. Geburtstag, also an einem 22. März des Jahres 1891 statt. Und noch pikanter: Für die Einweihung der prächtigen Kirche im neoromanischen Stil hatte Wilhelm II. den so genannten „Sedan-Tag“ gewünscht, also das deutsch-nationalistische Gedenken an die Kapitulation der französischen Armee am 2. September 1871 in der Stadt Sedan. Militärische Siege, erkauft mit massenhaften Sterben von Soldaten und Zivilisten, sollten von vornherein den Glanz dieser Kirche verstärken. Sie ist also selbst noch mit dem banalen Titel „KWG“ architektonischer Ausdruck einer militaristischen, staatskonformen Theologie. Man möchte beinahe zynisch werden und sagen, Gott sei Dank wurde diese Kirche im 2. Weltkrieg zerstört. Denn mit ihr ging, symbolisch, die – eigentlich seit Luther – skandalöse Kirche-Staat-Einheit in die Trümmer. Aber ein Turm blieb ein bisschen erhalten und er wird als Ruine ständig weiter gepflegt. Der sehr gelungene Kirchenneubau durch den Architekten Egon Eiermann (die Einweihung fand am 17. Dezember 1961 statt) behielt aber wieder den Titel Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Dass die Gemeinde eigentlich den Frieden und nicht den Kriegsherren Kaiser Wilhelm I. verehren will, ist ansatzweise wenigstens schon jetzt offenkundig: Es wird die Zeichnung eine „Stalingrad-Madonna“ ausgestellt, sie erinnert an den Tod deutscher UND russischer Soldaten.

Nun ist aber angesichts der Terror-Attacke vom 19. Dezember 2016 der Moment gekommen, der Kirche insgesamt, auf dem zentralen Breitscheid-Platz, einen neuen Namen zu geben. Ein Symbol mit einem neuen Namen muss der Gewalt auf diesem Breitscheid-Platz widerstehen! Übrigens: Rudolf Breitscheid war als SPD Politiker Widerstandskämpfer, er ist im KZ Buchenwald ermordet worden. An diesem zentralen Platz in Berlin also, wo sich so viel Schrecken und Leiden am 19.Dezember ereignete, muss eine Kirche präsent sein, die zu Mord und Totschlag und Terror schon im Titel NEIN sagt: Und dies kann nur eine Kirche sein, die Friedens-Kirche heißt. Kaiser Wilhelm war Kriegs-Treiber. Also: Weg mit ihm aus der religiösen Erinnerung.

Seit dem 19. Dezember 2016 gibt es also keinen Grund mehr, sich in einem Gotteshaus an den Kriegsherren Kaiser Wilhelm I. zu erinnern. Dieser Herr und Kirchenfürst hat ausgedient; er darf nur noch historisch-kritisch studiert werden, er darf nicht länger mehr „Namenspatron“ einer Kirche sein.

In der Friedenskirche auf dem Breitscheid-Platz können dann weiter, wie schon am 20.12., interreligiöse Friedensgebete und Friedensfeiern und Friedensdiskussionen stattfinden, selbstverständlich auch mit jüdischen und islamischen Gemeinden oder auch mit buddhistisch-Frommen und den in Berlin so zahlreichen humanistisch Engagierten. Friede ist etwas Universales. Eine Friedenskirche darf nicht konfessionalistisch verengt sein.

Kaiser Wilhelm ist, Gott sei Dank, in seinem Sarg fest eingeschlossen. Sein Gespenst huscht nicht mehr durch die Kirche auf dem Breitscheid-Platz. Leben soll dort nur der Friede, der von allen Menschen gesucht wird. Diese neue Friedenskirche wird dann auch ein beliebtes Zentrum für Dialog und Toleranz werden.

Zudem: Der Verzicht auf den unsäglichen Kaiser-Wilhelm-Titel wäre ein toller Beitrag im Luther – und Reformationsgedenken 2017. Da würden die Stadt Berlin und die Menschen im ganzen Land spüren: Die evangelische Kirche bewegt sich etwas, sie denkt mit; sie setzt Zeichen des Lebens auch dadurch, dass sie sich – endlich – von historischen Schrott-Titeln trennt. Damit wäre im Reformationsgedenken 2017 ein Weg geöffnet, über viele andere unsägliche Namen evangelischer Kirchen nachzudenken: Was soll eine “Königin-Luise-Gedächtniskirche”? Was bedeuten so banale Namen wie “Auenkirche” oder “Kirche am Seggeluchbecken”, um nur weitere Titel aus Berlin zu nennen? Gibt es denn keine ökumenischen Vorbilder oder Heilige? Ist die Kirche an Vorbildern so arm?  Je mehr man allerdings “die Gedächtnis-Kirche” auch als banalen Titel so toll und wunderbar findet, wird die Gedankenlosigkeit nur befördert.

Copyright: Christian Modehn im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin.