Pogromgedenken am Ort eines Organisators von Pogromen: An der “Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche”.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 6. November 2023.

Am 9.11.2023 findet ein ökumenischer „Gedenkweg“ in Berlin-Schöneberg und Berlin- Wilmersdorf statt, ein Gedenken an den November – Pogrom 1938.

Ausgerechnet an der „Kaiser – Wilhelm-Gedächtniskirche“ (voller Scham oft nur „KWG“ genannt) wird der Evangelische Bischof Dr. theol. Stäblein einen „Impuls“ sprechen, also an einer Kirche, die selbst mit einem Initiator und Unterstützer von Pogromen bis heute verbunden ist. Kaiser Wilhelm II., ein Kolonialherr (wie auch Kaiser Wilhelm I.), ließ diese Kirche “KWG” errichten. LINK.

Die Fragen sind:

Kann man an diesem belasteten Ort, an dieser Kirche mit diesem unwürdigen Namen, an den November Pogrom erinnern, OHNE auch bei dieser Gelegenheit an die Pogrome deutscher Kolonisten und Kolonialherren in Afrika zu erinnern? Mit vielen tausend Ermordeten und Verhungerten… man denke an die Morde an den Hereros in Südwestafrika und an den brutal niedergeschlagenen Maji-Maji Aufstand in Deutsch-Ostafrika.

Kann man an dieser Stelle, an dieser Kirche mit diesem belasteten Titel der Kolonialherren Kaiser Wilhelm I. und II., also, wie üblich reumütig und fromm, so ohne weiteres  an die furchtbaren Novemberpogrome 1938 erinnern, veranstaltet von Verbrechern, die zudem sicher getaufte Mitglieder einer Kirche waren, ohne dabei zu erklären:

„Diese Kirche KWG ist ihrerseits in ihrem Titel, durch ihren Bauherrn, furchtbar mit Pogromen christlicher Herrscher und übrigens den Chefs der evangelischen Kirche damals verbunden. Deswegen werden wir dieser “KWG” Kirche alsbald, wenn nicht sofort, einen neuen, einen humanen, einen christlichen Namen geben. Wir wollen als evangelische Kirche schließlich etwas glaubwürdig bleiben in unserer üblichen Kritik jetzt am Rassismus und Kolonialismus und an der Sklaverei. Wir wissen als Kirche, dass es von reaktionärer Seite dagegen Widerstand geben wird, aber in dieser Debatte haben wir die einzig richtigen Argumente.“

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.