Welttag der Flüchtlinge – Eine Initiative im Berliner Dom! 20. Juni 2024.

100 BOOTE – 100 MILLIONEN MENSCHEN und BEIM NAMEN NENNEN!
Wir geben zunächst eine Information des protestantischen Berliner Doms weiter und dann einige Hinweise von Christian Modehn zum Thema:
Zum BERLINER DOM am 20.6.2024:
Namenslesung und Gottesdienst im Berliner Dom
zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni 2024
Inzwischen können mehr als 110 Millionen Menschen nicht bleiben, wo sie leben. Sie fliehen vor Krieg, HungerundNaturkatastrophen, vor Diskriminierung und Armut. Für viele von ihnen endet die Flucht tödlich. 60.620 Opfer der Festung Europa. Stand heute (18. Juni 2024)

Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni setzt der Berliner Dom ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen auf der Flucht.Von 10 bis 18 Uhrwerden Namen der auf der Flucht nach Europa Umgekommenen im Berliner Dom verlesen. Begleitend gibt es zu jeder vollen Stunde einen musikalischen Impuls. Wir wollen erinnern und nicht wegschauen. Das ist das Mindeste, was wir tun können. Als Christinnen und Christen glauben wir, dass wir Fluchtursachen bekämpfen müssen, nicht Flüchtende.Um 18 Uhrbeschließt ein Gedenkgottesdienst den Tag und die Aktionen. Es predigt Bischof Dr. Christian Stäblein, der Flüchtlingsbeauftragte der EKD.
Zum Hintergrund
Am 3. Juni begannen zwei Kunstaktionen im Vorfeld des Weltflüchtlingstags im Berliner Dom:
„100 Boote – 100 Millionen Menschen“
Auf eine Initiative der Arbeiterwohlfahrt Sachsen-Anhalt (AWO) wurden 100 XXL-Origami-Boote gefaltet und mit individuellen Botschaften gestaltet. In vielen Einrichtungen bundesweit erinnern sie an die Hoffnungen und Schicksale der Flüchtenden. Auch im Berliner Dom steht ein solches Boot. Es wird am Weltflüchtlingstag in den Lustgarten hinausgetragen, um dort mit den anderen 99 Booten zusammengeführt zu werden. Im Rahmen einer von der AWO organisierten Gedenkveranstaltung erinnern sie an das Elend der weltweiten Flüchtlingsbewegungen.
„Beim Namen nennen!“
Bei der Aktion “Beim Namen nennen!“ werden die Namen der auf der Flucht nach Europa Umgekommenen, ihre Sterbedaten und die Umstände ihres Todes auf Papierbändern öffentlich gemacht. Die von Hilfsorganisationen gesammelten Informationen über die Verstorbenen lassen das Ausmaß ihrer Verzweiflung auf erschütternde Weise spürbar werden. Die Besucher des Berliner Doms waren eingeladen, sich in einer extra dafür eingerichteten „Schreibstube“ einen Moment der Ruhe und Besinnung zu nehmen und die Namen, Daten und Todesumstände auf Papierbänder zu schreiben. Sukzessivewurden alle Bänder in den Arkaden des Domes aufgehängt.
Christian Modehn ergänzt:
1.
Der “Welttag der Flüchtlinge” ist nicht auf diesen einen Tag (20.Juni) begrenzt, jeder Tag sollte in Demokratien ein Tag sein, in dem die universell geltenden Menschenrechte auch für Flüchtlinge erinnert werden. Und Flüchtlinge dürfen nicht pauschal als Gefährder, sondern als Gäste und spätere Mitbürger angesehen und respektiert werden. Dieser Gedanke fällt vielen in Europa schwer, angesichts der zunehmenden rechtsradikalen Hetze und Gewalt gegen Flüchtlinge und “Menschen aus anderen Kulturen. “
2.
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) betont jetzt: 120 Millionen Menschen sind auf der Flucht, 120 Millionen Menschen sind Flüchtende.
Ein entscheidender Faktor für diese hohe Zahl leidender, hungernder, vertriebener Menschen ist auch der verheerende Krieg im Sudan, den so wenige in Europa beachten. 10,8 Millionen sind dort auf der Flucht. Wir kennen allmählich in Europa fast jede Stadt und jedes Dorf im Gaza-Streifen (zurecht!) mit Namen, haben aber überhaupt keine genauere Kenntnis, wie es den 10,8 Millionen Flüchtenden dort geht, n welchen Wüstenorten sie hungern und sterben. Es handelt sich offenbar um die “weniger wichtigen Leidenden” in der Sicht vieler… LINK.
Man vergesse auch nicht: Die meisten Flüchtlinge werden in “Zielstaaten” aufgenommen, in denen die Bevölkerung selbst meist in bitterer Armut lebt, etwa West-Afrika.
3.
Ministerin Svenja Schulze (SPD) warnt vor allen Taktiken der sich liberal nennenden FDP, den liberal – dogmatischen Sparkurs auch auf die deutsche Entwicklungshilfe auszudehnen.
4.
Wenn schon die großen Wirtschaftsunternehmen sich für Flüchtlinge interessieren sollten: Dann sollten sie doch bitte wissen: 5,3 Millionen Menschen, “Ausländische Arbeitskräfte”, darunter auch Flüchtlinge, leisten bereits jetzt einen Beitrag in Deutschland angesichts des massiven und größer werdenden Mangels an Arbeitskräften.
Also, liebe Unternehmer, liebe konservative und “liberale” Politiker: Denkt wenigstens strategisch – ökonomisch und laßt mehr Ausländer und Flüchtlinge wenigstens unter dem Titel  “Arbeitskräfte” nach Deutschland. Aber bitte schnell.

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de

Pogromgedenken am Ort eines Organisators von Pogromen: An der “Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche”.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 6. November 2023.

Am 9.11.2023 findet ein ökumenischer „Gedenkweg“ in Berlin-Schöneberg und Berlin- Wilmersdorf statt, ein Gedenken an den November – Pogrom 1938.

Ausgerechnet an der „Kaiser – Wilhelm-Gedächtniskirche“ (voller Scham oft nur „KWG“ genannt) wird der Evangelische Bischof Dr. theol. Stäblein einen „Impuls“ sprechen, also an einer Kirche, die selbst mit einem Initiator und Unterstützer von Pogromen bis heute verbunden ist. Kaiser Wilhelm II., ein Kolonialherr (wie auch Kaiser Wilhelm I.), ließ diese Kirche “KWG” errichten. LINK.

Die Fragen sind:

Kann man an diesem belasteten Ort, an dieser Kirche mit diesem unwürdigen Namen, an den November Pogrom erinnern, OHNE auch bei dieser Gelegenheit an die Pogrome deutscher Kolonisten und Kolonialherren in Afrika zu erinnern? Mit vielen tausend Ermordeten und Verhungerten… man denke an die Morde an den Hereros in Südwestafrika und an den brutal niedergeschlagenen Maji-Maji Aufstand in Deutsch-Ostafrika.

Kann man an dieser Stelle, an dieser Kirche mit diesem belasteten Titel der Kolonialherren Kaiser Wilhelm I. und II., also, wie üblich reumütig und fromm, so ohne weiteres  an die furchtbaren Novemberpogrome 1938 erinnern, veranstaltet von Verbrechern, die zudem sicher getaufte Mitglieder einer Kirche waren, ohne dabei zu erklären:

„Diese Kirche KWG ist ihrerseits in ihrem Titel, durch ihren Bauherrn, furchtbar mit Pogromen christlicher Herrscher und übrigens den Chefs der evangelischen Kirche damals verbunden. Deswegen werden wir dieser “KWG” Kirche alsbald, wenn nicht sofort, einen neuen, einen humanen, einen christlichen Namen geben. Wir wollen als evangelische Kirche schließlich etwas glaubwürdig bleiben in unserer üblichen Kritik jetzt am Rassismus und Kolonialismus und an der Sklaverei. Wir wissen als Kirche, dass es von reaktionärer Seite dagegen Widerstand geben wird, aber in dieser Debatte haben wir die einzig richtigen Argumente.“

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.