Wird Papst Leo den Krieg des Diktators Trump gegen seine Heimatstadt Chicago öffentlich verurteilen?

Die 29. unserer „Unerhörten Fragen“: Von Christian Modehn am 9.9.2025

Unerhörte Fragen sind unerhört: Weil sie kaum jemand hören will. Will sie frech, aber wahr sind. CM. Und die “unerhörten Fragen” beziehen sich immer auch auf Religionskritik: Eine Hauptbeschäftigung der Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie. 

1.
Papst Leo XIV. ist bekanntlich in Chicago als Robert Prevost geboren, vor genau 70 Jahren, am 14. September 1955. Wird er seine Heimatstadt retten können vor dem angekündigten Eingreifen der „Nationalgarde“ in Chicago? Wird er die bedrohten Menschen dort verteidigen? Militärs will der Diktator Trump alsbald in diese von Demokraten regierte Stadt senden. Denn er hat sein Verteidigungsministerium jetzt sehr treffend und, endlich mal ehrlich für die ganze (!) US – Geschichte, in „Kriegsministerium“ um-benannt. Jetzt erklärt der Diktator Trump den von Demokraten, also demokratisch, regierten US – Städten den Krieg. Ein Auftakt zum Bürgerkrieg? Nicht unwahrscheinlich bei einem Diktator, der, wie seine Fans, ideologisch nur ein Nihilist und ein „Dealer“ ist.

2.
Aber ist Papst Leo überhaupt in der Lage, seinen „Präsidenten“ öffentlich zu rügen, ihn zu verurteilen, ihn als Kriegstreiber zu bezeichnen? Wird Papst Leo sich explizit und deutlich, für alle wahrnehmbar, auf die Seiten der Demokraten in Chicago stellen?

3.
Wer auch nur ansatzweise etwas von der Diplomatie und der Politik des Papsttums verstanden hat und vor allem jetzt auch von der äußerst behutsamen und sehr ängstlichen Haltung dieses Papstes weiß, der führend im AugustinerOrden  ist und ständig in den Gedanken des antiken Theologen Augustinus denkt, und ihn lobt… (gestorben 430), der wird sich keine Hoffnung machen, dass der Chicagoer Bürger Prevost für seine Landsleute öffentlich und laut eintritt und den Diktator verurteilt.

4.
Es muss ein Wunder geschehen, dass ein von der Theologie des antiken Theologen Augustins geprägter Papst etwas Bahnbrechendes, Mutiges, wenigstens Wegweisende zugunsten der Menschenrechte etc. sagt. Aber als Papst weiß er: Allzu sehr darf er die Demokratie von anderen nicht fordern, wo doch die katholische Kirche als Institution sich sogar offiziell rühmt, KEINE Demokratie zu sein. Das sind die Zwänge der Bindung an uralte, verkalkte Traditionen…Die kann man letztlich nur überwinden, wenn man aufs Papsttum verzichtet, wie der Augustiner Pater Martin Luther OSA vor 500 Jahren sehr richtig sah.
Aber: Das ist totale Illusion. Bestenfalls Thema für eine unerhörte Frage Nr. 56.676 im Jahr 2120, falls dann Gottes Schöpfung, UNSERE gemeinsame, eigentlich schöne Erde, noch besteht, aber: eher unwahrscheinlich..

5.
Aber:  Vielleicht fährt Papst Leo im Umfeld seines Geburtstages in seine Heimatstadt und stellt sich den Nationalgarden leibhaftig entgegen. Ein Museum zu Ehren des Herrn Prevost haben die frommen Leute in Chicago schon eingerichtet, soll der Papst doch sein Museum einweihen.. Bisher hat Leo XIV. – wie alle vor ihm, Papst Franziskus war vielleicht ein bißchen anders – nur sehr zurückhaltend seine politischen „Besorgnisse“ geäußert oder die üblichen Mahnungen (BlaBla üblicherweise von Kennern genannt) daher gesagt oder hilflos zu Bittgebeten aufgefordert: Ja, ja, der liebe Gott im hohen Himmel wird es schon richten, weil sogar die Christen, die Katholiken, zu schwach, zum wirksamen Protest zu blöd und zu unkritisch sind…

6.
Aber, wenn Papst Leo als Chicagoer und US Bürger sich doch aufrafft und den Diktator Trump öffentlich einen Diktator nennt, der bitte sofort die Militärs aus Chicago und allen anderen US – demokratischen Städten abziehen soll, dann könnten Leo und die schrumpfende noch demokratisch verbliebene Welt erleben, wie dieser Trump mal so heftig rumtobt und dabei die katholische Kirche und den Papst verurteilt. Etwas Besseres könnte dem Papst und dieser Kirche nicht geschehen. Eine Ehre ist es doch, von einem Diktator verurteilt zu werden.

7.
Aber ich weiß: Papst Pius XII. hat deswegen Hitler nicht sehr deutlich verurteilt oder Hitler als Katholiken exkommuniziert, weil er als Papst “seine” Kirche (immer gemeint: die klerikale Organisation !) retten wollte, die Rettung der Juden war dann zweitrangig… So wird es bei Leo – ewigen vatikanischen Zwängen entsprechend – wohl auch sein: Leise weinend wird er etwas widersprechen, den lieben Gott um Hilfe bitten, Augustinus zitieren, und: das war es. Und der Diktator hat gesiegt. Ein Schande.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer- Salon.de

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