Die katholische Kirche Nicaraguas hat den jetzigen Diktator Ortega 2007 an die Macht gebracht

Wegen ihres „Pro –Life – Wahns“ hat die katholische Hierarchie Nicaraguas Ortega stark gemacht. Und nun jammert die Kirche…

Ein Hinweis von Christian Modehn

Ich  weise auf Fakten hin, die in der üblichen katholischen Presse –und auch sonst – heute verschwiegen werden: Dass der jetzige Diktator Nicaraguas Ortega von der Kirche 2007 an die Macht gebracht wurde. Warum? Weil er als Präsidentschaftskandidat versprach, die Schwangerschaftsabbrüche absolut verbieten zu wollen. Und dies dann auch tat. Bekanntlich ist die Sorge um das ungeborene Leben den meisten Päpsten und Prälaten und Theologen absoluter Mittelpunkt ihrer Ideologie/Theologie.

Und nun sehen sie jetzt, wohin ihre ungebremste Pro Life Leidenschaft und Abwehr jeglichen Verständnisses für Frauen in Not das Land Nicaragua geführt hat.

Die katholische Kirche in Nikaragua steht jetzt, im Juli/August 2018, in heftiger Opposition zu Staatspräsident Daniel Ortega und seiner Regierung, dem Präsidenten, der sich als brutaler Diktator etabliert. Dieser Widerstand der Kirche ist zu begrüßen. Nur darf man nicht vergessen: Dieser Herr Ortega war einst als „Linker“ oder gar „Revolutionär“ der Feind der Kirchenführung, vor allem des ideologisch heftigst agierenden Erzbischofs (und Kardinals) Obando y Bravo. Dessen Hauptanliegen war, wie so oft bei reaktionären Bischöfen, die totale Abschaffung jeglichen Schwangerschaftsabbruches. Im Jahr 2003 sorgte er noch dafür, dass alle Helfer eines Schwangerschaftsabbruches bei einem 9 Jahre alten Mädchen exkommuniziert wurden. Quelle: http://news.bbc.co.uk/hi/spanish/latin_america/newsid_2796000/2796003.stm

Das Mädchen war vergewaltigt worden.

Als sich dann der ehemalige Revolutionär (und Erzfeind von Erzbischof Obando) 2006 als Präsidentschaftskandidat präsentierte, fand er überraschend die „großartige“ Unterstützung der katholischen Hierarchie und der ähnlich denkenden fundamentalistischen Evangelikalen. Evangelikale und Katholiken sind oft „moralisch“ vereint, eine bisher kaum beachtete „Ökumene“.

Warum gab es so viel klerikale Sympathie für den Ex- Revolutionär Ortega? Weil er versprach, als Präsident das absolute gesetzliche Verbot des Schwangerschaftsabbruches im Sinne der katholischen Hierarchie durchzusetzen. Und das tat er dann auch.

Der Lateinamerika – Kenner und Autor Hans Christoph Buch schreibt: „Ausschlaggebend für den Wahlsieg der Sandinisten (Ortegas) war das Bündnis Ortegas mit seinem früheren Erzfeind, Erzbischof Obando y Bravo. (in: „Das rollende R und die Revolution“).

Bischof Leopoldo José Brenes Solorzano von Matagalpa hatte den Vorsitz eines Regierungsbeirates für Familienpolitik inne. Er setzte als eine der ersten Maßnahmen sogar ein Verbot therapeutischer Abtreibung bei Todesgefahr für die Mutter oder bei Schwangerschaft nach Vergewaltigung durch“. (Ludger Weckel, Nicaragua, in : Kirche und Katholizismus seit 1945, Band 6, Lateinamerika und Karibik, 2009, Paderborn, Seite 182.)

Ich habe bisher nirgendwo gelesen, dass die katholische Kirche Nicaraguas sich wenigstens jetzt für ihren Wahn entschuldigt, Herrn Ortega einzig des Verbots der Schwangerschaftsabbrüche wegen an die Macht gebracht zu haben. Ich habe nirgendwo gelesen, dass nun wirklich demokratische Rechte und umfassende Frauen-Rechte (auch die in demokratischen Staaten üblichen Schwangerschaftsabbrüche selbstverständlich) für die Herren der Hierarchie am wichtigsten geworden sind. Es ist wie so oft in Lateinamerika: Die katholische Moral, interpretiert durch die Hierarchie, hat etwa auch eine de facto bestehende absolute Fixierung auf das angeblich höchste Gut „Privateigentum“, und dies führt dann erst zu Krisen und (Klassen-) Kämpfen in Gesellschaft und Staat.

Zum Background in Nicaragua: „Mehr als 100 Jahre war in Nicaragua eine Abtreibung möglich, wenn Leben und Gesundheit der Mutter bedroht war – die so genannte medizinische Indikation (aborto terapeútico). Selbst während der Diktatur Somozas wurde dieses Gesetz nicht angetastet. Am 26. Oktober 2006, zehn Tage vor den Präsidentschaftswahlen in Nicaragua, stimmte das Parlament für ein neues Gesetz – eingeführt unter dem Druck der katholischen Kirchenhierarchie und einiger evangelischer Kirchen, unterstützt aus wahltaktischen Gründen von der FSLN. Am 13. September 2007 wurde das neue Strafgesetzbuch unter Beibehaltung des Verbots der Abtreibung bei medizinischer Indikation im nicaraguanischen Parlament verabschiedet. Quelle: http://www.informationsbuero-nicaragua.org/neu/index.php/rundschreiben/rundschreiben-12008/234-der-kampf-geht-weiter-gegen-das-totale-abtreibungsverbot-in-nicaragua

Siehe auch:

https://ilga.org/nicaragua-defender-derechos-de-las-mujeres-constituye-asumir-el-riesgo-de-perder-la-vida-o-la-libertad-individual

copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin