Beschneidung in Finnland und Schweden; Beschneidung im “alten Ägypten”; “Fest der Beschneidung des Herrn”.
Bitte beachten Sie auch den neuen Beitrag des prot. Theologen Prof. Wilhelm Gräb, Berlin. (Publiziert am 20.7.2012) zum Thema Beschneidung.
In den Diskussionen über die religiös motivierte Beschneidung von Jungen wurden im „religionsphilosophischen Salon“ erneut einige Fragen aufgeworfen und einige bislang wenig beachtete Aspekte genannt, die wir sozusagen als „Maginalien“ weitergeben möchten:
1 – Rechtliches
2 – Historisches
3 – Theologisches und Kunsthistorisches: Die Beschneidung Jesu in der katholisch geprägten Kunst.
Eintrag am 23 .Juli 2012:Abgeordnete im Bundestag handeln offenbar übereilt: “Nach der Bundestagsresolution zum Thema Beschneidung werden jetzt immer mehr Zweifel laut”: Tagesspiegel vom 23. 7. 2012, Seite 4
1 – In Finnland wurden Ende 1999 und in Schweden am 1. 10. Oktober 2001 über Beschneidungen bei Jungen, die ohne medizinische Notwendigkeit vorgenommen werden, neue gesetzliche Bestimmungen erlassen.
„Ombudsman Riitta-Leena Paunio bemerkte, dass diese Operation ohne medizinische Begründung nicht empfohlen ist, die betroffenen Kinder sollten dazu befragt werden und ihre Zustimmung dazu geben. Sie sagte, das Finnische Parlament müsse die religiösen Rechte der Eltern über ihre Kinder aufwiegen gegen die Verpflichtung der Gesellschaft, ihre Kinder vor rituellen Operationen ohne unmittelbaren Vorteil für sie zu schützen. Mit sofortiger Wirkung ist nun in solchen Fällen die Zustimmung beider Elternteile erforderlich“. (http://www.geburtskanal.de/index.html?mainFrame=http://www.geburtskanal.de/Wissen/B/Beschneidung_Geschichte.php&topFrame=http://www.geburtskanal.de/header.html)
– Die – übrigens vom Bundesministerium für Gesundheit empfohlene Website „geburtskanal.de berichtet weiter auch über Schweden: “Am 1.10.2001 trat in Schweden ein neues Gesetz in Kraft, das Beschneidungen ohne medizinische Begründung bei Jungen, die älter als 2 Monate sind, generell verbietet. Beschneidungen an jüngeren Babies dürfen nur noch unter Betäubung vorgenommen werden. Schweden ist damit das erste Land der Welt, das rituelle Beschneidungen, die ohne Zustimmung der Betroffenen vorgenommen werden, per Gesetz einschränkt“.
2 – Ist die jüdische Religion sozusagen die „Erfinderin der Beschneidung“? Historisch gesehen sicher nicht. Es gibt Reliefs in Ägypten, die die Beschneidung etwa im Jahr 2420 v.Chr. zeigen. In einigen Hinweisen zur Geschichte der männlichen Beschneidung wird daran erinnert, dass die Priester im „alten Ägypten“ der Pharaonen von der Beschneidungspraxis nubischer Sklaven beeindruckt waren. „Daher führten sie die Beschneidung auch in Ägypten ein. Die Juden lernten dann dort diese Praktik“. (so eine Publikation von „geburtstkanal“)
3 – Es gab einmal in der römisch – katholischen Kirche einen weit verbreiteten Reliquienkult um die zu verehrende „Vorhaut Christi“. Und es gab sogar einen Festtag der Beschneidung Jesu am 1. Januar! Warum hat die katholische Kirche das „Fest der Beschneidung Christi, des Herrn“ im Jahr 1969 abgeschafft und in das Hochfest der Gottesmutter Maria umbenannt?
Der katholische Theologe Prof. Christoph Dohmen schreibt:
„Man kann nur darüber spekulieren, was die Abschaffung dieses Festes bestimmt hat. Denn offizielle Erklärungen wurden dazu nicht abgegeben. Lediglich
pastorale Notwendigkeiten. Den Beginn des bürgerlichen Jahres auch kirchlich zu begehen, wurden hier und da ins Feld geführt.
Da erscheint es fast ein wenig als Ironie, wenn man bedenkt. dass die Kirche in früheren Jahrhunderten sich durch die Gestaltung
des 1. Januar gerade von den profanen Feiern des Jahresbcginns absetzen wollte. Und Martin Luther hat gegen die
kirchliche Neujahrsfeier geradezu gewettert und stattdessen eine Predigt zur Beschneidung Jesu oder zum Namen Jesu angeraten“.
(Prof. Christoph Dohmen, Alttestamentler in Regensburg, in der Zeitschrift Bibel und Liturgie 2007).
Im katholisch – jüdischen Dialog – so ist zu hören – wirkt die Abschaffung des Festes der Beschneidung des Herrn im Jahr 1969 (!) heute eher peinlich. Denn, so wird vermutet, verbirgt sich dabei eine Form, Jesus von Nazareth aus seiner konkreten jüdischen Geschichte zu lösen? Oder, so vermuten andere Beobachter, hatten die Kirchenführer allmählich Angst bekommen vor einem Fest, das ausdrücklich das sonst religiös und theologisch kaum besprochene “männliche Glied” in den Mittelpunkt eines katholischen Festtages stellt? Zu einer gewissen und allseits bekannten Leibfeindlichkeit der Kirchenführung würde diese These vielleicht passen.
Zur Darstellung der Beschneidung Jesu in der Kunst: Da geben wir die Frage eines Lesers gern weiter, der wissen möchte: Wie deuten Kunsthistoriker etwa die drei hier genannten Arbeiten? Ist die Größe des Messers besonders auffällig und viel sagend? Wie ist es zu deuten, dass Jesus bei der Beschneidung offenbar bei vollem Bewußtsein ist? Es handelt sich um nur eine kleine Auswahl von Arbeiten zu dem Thema: aus einem Altar in Brabant, (jetzt in Berlin), einem Gemälde von Guido Reni und einem Gemälde von Friedrich Herlin. Bei Herlin erscheint das Messer in Übergröße.