Von Herodes bis Hoppenstedt
Ein inspirierendes Werk über Weihnachten….lesbar immer, auch zu Ostern.
Von Christian Modehn
So viel Weihnachten war noch nie. Jedenfalls nicht in der Gestalt eines theologischen Buches über das populärste aller christlichen Feste. Der Hamburger Journalist und Autor Frank Kürschner – Pelkmann (Hamburg) hat in diesen Tagen ein wahrliches Meisterwerk vorgelegt: „Auf den Spuren der Weihnachtsgeschichte“ nennt er viel zu bescheiden sein 696 Seiten starkes Opus mit insgesamt 1.814 Belegen aus Wissenschaft und Forschung. Aber keine Angst, das Buch ist kein langatmiges Werk von Spezialisten für Spezialisten, es erschließt sich jedem „theologischen Laien“ … und es macht geradewegs Spaß, die schätzungsweise 50 Kapitel zu lesen: Der (Haupt -) Titel sagt schon alles: “Von Herodes bis Hoppenstedt“. Herodes kennen wir irgendwie, den Statthalter, und den Hoppenstedts sind wir (fast) alle schon im Fernsehen begegnet: In dem Film von Loriot über das eher missratene, etwas katastrophische Weihnachtsfest … eben bei Familie Hoppenstedt. So breit ist das Spektrum des Buches, weil die Rezeption des Weihnachtsfestes so unendlich ist … bis heute.
Frank Kürschner Pelkmann erläutert nicht nur die biblischen und außerbiblischen Weihnachtsgeschichten (Apokryphen) und weckt leicht nachvollziehbar kritisches Verständnis für die Qualität dieser „Geschichten“. Er bietet vielmehr auch ein umfassendes Panorama zur Deutung des Weihnachtsfestes von Franz von Assisi über Charles Dickens und Thomas Mann und Käthe Kollwitz und viele andere eben bis zu den Hoppenstedts. In diesen Kapiteln („Erinnerungen aus zwei Jahrtausenden) geht es auch um Porträts von Theologen wie Jörg Zink, Karl Rahner oder Dorothee Sölle: Immer wird Einblick geboten in das Gesamtwerk dieser Autoren, bevor deren spezielle Interpretation von Weihnachten gezeichnet wird. Darum kann man und sollte man dieses Buch auch zu Ostern und Pfingsten lesen: Denn ohne die „Menschwerdung Gottes“ (Weihnachten) gäbe es diese Feste ja nicht…
Den Loriot Freunden wird es Spaß machen, mehr über die fromme, die spirituelle Seite ihres Vicco von Bülow zu erfahren. Dass der „Komiker“ eigentlich ein tiefer Pessimist war im Blick auf die Zukunft der so maßlos unvernünftigen Menschheit überrascht nicht.
Das Buch ist für viele sicher eine Hilfe zur Befreiung, einer Loslösung von infantilen Weihnachtsvorstellungen. Frank Kürschner Pelkmann betont: „Niemand muss an das glauben, was längst historisch widerlegt ist. Gerade wenn wir erkennen, dass hier Glaubensgeschichten erzählt werden, gewinnen wir den Zugang zu tieferen Wahrheiten. Wir sind eingeladen, uns anrühren zu lassen von diesen Geschichten und uns mit den Hirten auf den Weg zu machen, damit Jesu Botschaft in der Welt lebendig werden kann“.
Es berührt persönlich sehr und ist wohl Ausdruck der eigenen theologischen Haltung Frank Kürschner Pelkmanns, dass der Autor dieses großartigen Buches zum Schluss, auf Seite 660 seines Textes, ein Weihnachtslied aus Lateinamerika zitiert. Die letzten Worte dieser befreiungstheologischen Meditation heißen: „Maria träumt davon, dass ihr Sohn auch Zimmermann werden wird wie sein Vater. Der Kleine (Jesus) jedoch träumt davon, zuerst für die Gerechtigkeit zu kämpfen“.
Frank Kürschner-Pelkmann:
Von Herodes bis Hoppenstedt
Auf den Spuren der Weihnachtsgeschichte
Verlag Tredition, 2012, 696 Seiten; 36,80 Euro.