Das philosophische Wort zur Woche:
Ohne Illusionen leben
Anlässlich des 150. Todestages von Arthur Schopenhauer am 21. Sept. 2010.
Philosophie ist (zumeist) wahrhaftig, sie kann schönen Schein und leere Verströstungen nicht ertragen. Sie sagt oft Verstörendes, manchmal Verwirrendes, vielleicht kann gerade in der Erschütterung ein anderes, ein „reiferes“ Leben möglich werden. Der Philosoph Arthur Schopenhauer kann mit seinen Erkenntnissen erschüttern.
„Schopenhauer zielt aufs Prinzipielle, auf einen gänzlich dunklen Seinsgrund. Im Widerspruch zur abendländischen Tradition erklärt er: =Das Sein ist nicht das Gute, wie es seit Platon die Metaphysik will. Das Wahre ein ist vielmehr das Leiden=. Glück gibt es, jedoch nur episodisch. Das Leiden aber, so lautet Schopenhauers negative Ontologie, bleibt fatal unnachgiebig, der Schmerz penetrant. =Denn alles, was besteht, ist wert, dass es zugrunde geht. Darum wäre es besser, dass nichts entstünde“, wie Schopenhauer mit Goethes Mephistopheles sagt. Konsequent wird der alte Gott, dem selbst die Theodizee der Leibnizschen Aufklärung nicht mehr aufhelfen konnte, als der angebliche Schöpfer aller guten Dinge aus der verpfuschten Welt verjagt…..
Soweit ein Text von Lüdger Lütkehaus. „Die Zeit“, vom 26. August 2010, S. 18.
Schopenhauer gehört zu den Philosophen, die aus dem eigenen Erleben ihre eigene Philosophie entwickelten, diese Grundlagen des Selbst Erlebten wird man nicht mit allgemeinen und abstrakten Erkenntnissen und Prinzipien kritisieren können. Dennoch bleibt die Frage: Ist der Lebenselan nicht doch größer als die Einsicht ins Negative, ins Leiden? Offenbart nicht Leiden immer auch diese die Dimension: So sollte es eigentlich nicht sein? Verhüllt diese Sehnsucht nur das andere, das „glückliche“ Leben? Welche prägende Bedeutung haben denn die „episodischen“ Glücksmomente? Sie sind doch offenbar keine Illusion? Sollten diese Glücksmomente nicht „eigentlich“ sein? Gibt es das Göttlich Gute und Göttlich Schöne nur in der Weise der Sehnsucht?