“Maciel war skrupellos und ohne religiösen Sinn”. Aber die Legionäre bleiben im Dienst der “militia Christi”.

Die Legionäre Christi sind auch nach der Visitation ein „Schatz für die Kirche“… meint der Vatikan. Die „Militia Christi“ der Legionäre Christi wird gerühmt.

Ein aktueller Hinweis: Am 26.11. 2010 habe ich neue Informationen ins Netz gestellt unter “Das Neueste zu den Legionären Christi”.

Im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon kann auf die Kritik der Religionen schon vom „Wesen“ der Philosophie her niemals verzichtet werden. Deswegen gilt unsere Aufmerksamkeit nach wie vor auch den Verbrechen, die von dem Gründer des katholischen Ordens der Legionäre Christi, Pater Marcial Maciel, Jahre lang begangen wurden, gemeint sind die pädophilen Verbrechen. Es gibt aber auch das für einen „Ordensmann“ mit den drei berühmten Gelübden „extrem schwerwiegende und objektiv unmoralische Verhalten“, wie sich jetzt sogar der „Heilige Stuhl“ ausdrückt. Das Zitat stammt aus einer Erklärung des Heiligen Stuhls, nachdem die 5 bischöflichen Visitatoren dem Papst Bericht erstattet hatten über die Monate dauernden Forschungen zum Zustand des Ordens. Der Vatikan spricht im Falle Maciels sogar von einem „skrupellosen Leben“ „ohne echten religiösen Sinn“, so wörtlich. Vergessen sind die Äußerungen, als Papst Johannes Paul II. Maciel als Vorbild für die Jugend pries und nichts dringender fand, als sich im Kreis Maciels zu zeigen… Am 2. Mai 2010 hat der „Heilige Stuhl“ eine Erklärung veröffentlicht, in der dieses „skurpellose Verhalten“ Maciels beschrieben wird. Mehr als zwanzig Jahre hat es gedauert, bis der Vatikan zu diesem Eingeständnis in der Lage war; offenbar wäre dieses Eingeständnis ohne die heutigen Pädophilen Skandale im Klerus auch nicht möglich gewesen.
Aber Klartext wird in der Erklärung vom 2. Mai 2010 nicht gesprochen, weil die z.B. die Drogenabhängigkeit Maciels sowie seine exzessive und heuchlerische Liebe zu Frauen, vor allem reicher Witwen, nicht genannt werden; diese Damen plünderte Maciel finanziell aus. Auch die Praxis Maciels, Kardinäle in Rom mit Geldgeschenken und Sachspenden (besonders beliebt: spanischer Schinken) zu bestechen, etwa Kardinal Sodano oder den Privatsekretär Johannes Paul II., um „Gewogenheit“ und Schweigsamkeit gegenüber dem Orden zu erzeugen, wird in dem Vatikanischen Papier nicht genannt. Darüber hat die internationale Presse, wie National Catholic Reporter, USA, in den letzten Wochen ausführlich berichtet.

Tatsache ist seit dem 2. Mai 2010:
Der Orden der Legionäre erhält einen vom Papst ernannten delegierten, der die faktische Leitung des Ordens übernimmt.

Es wird eine „tiefe Revision“ des Ordens und der mit ihm verbundenen Laienbewegung „Regnum Christi“ geben. Das ist immerhin eine positive Entwicklung.Der Vatikan spricht von einem “Weg der Reinigung”.

ABER:
Deutlich ist auch: Der Papst entschuldigt sich in dem offiziellen Schreiben vom 2. 5. 2010 nicht bei den vielen Opfern pädophiler Verbrechen durch Maciel. Hingegen will der Papst den Legionäre heute “seine Ermutigung” zeigen. Er nennt die Berufung zu diesem Orden nach wie vor einen “Schatz für die Kirche”, ein “echtes Geschenk Gottes”… Mit keinem Wort wird erwähnt, dass zahllose Beobachter darauf hinweisen, dass dieser Orden sich fast ausschließlich um die sogenannten “ökonomischen Eliten”, also Millionäre usw. bemüht.
Der Papst erwähnt auch mit keinem Wort, wie mit den Kindern Maciels umgegangen wird oder wie man sich bei den Familien entschuldigt, die Maciel betrogen und um viele Millionen Dollar erleichtert hat.

Äußerst befremdlich in ökumenischen Zeiten ist, dass der Papst den „wahren Kern“, wie er sagt, noch einmal: „den wahren Kern des Ordens“ bewahren will, nämlich, so wörtlich, die Militia Christi“, also den Kriegsdienst Christi. Das sind Begriffe, die für die Legionäre Christi zwar zutreffen in ihrer aggressiven Art, für den römischen Glauben zu werben, aber Militia Christi wurde bereits von Kreuzrittern gebraucht im Kampf gegen die Feinde, etwa gegen die Muslime oder gegen die Juden. Wer im Vatikan heute den begriff Militia Christi verwendet, lebt auf einem anderen Planeten.
Der Papst hat nicht die Absicht, den Orden aufzulösen. Er behauptet einfach so, die meisten Mitglieder hätten von den Verbrechen Maciels und den sonderbaren Aktivitäten (Kinder, Erbschaften inszenieren, bestechen usw.) nichts gewusst. Dabei belegen zahllose schriftlichen Zeugnisse Betroffener das Gegenteil. Es beginnt wieder die Unkultur des Verschweigens und Beschönigens.

Mit keinem Wort erwähnt der Papst, dass seit den 1990 Jahren die Verbrechen Maciels im Vatikan bekannt waren, es hatten sich Opfer mehrfach dort gemeldet! Das war dem damaligen Kardinal Ratzinger auch bekannt, auch er hat als Kardinal geschwiegen. Kein Wort der Reue über diese Blindheit in Rom über all die Jahre. Es ist keine Frage: Der Vatikan braucht heute den Orden, sehr reich an Geld und sehr reich an jungen sehr klerikalen und sehr autoritätshörigen Priestern…der Vatikan wird sich mit dem üblichen Bild aus der Affäre ziehen: „Die Früchte des Baumes, also der Orden, sind so reich – haltig und wert – voll, auch wenn der Stamm und die Wurzeln schon verfault sind“. In Spanien (z. B. in El Pais) und anderswo hat nun die Diskussion begonnen, ob angesichts der Papst Johannes Paul II. bekannten Verbrechen Maciels der polnische Papst noch selig oder gar heilig gesprochen werden sollte.