Benedikt XVI. ist der Heilbringer – Die offizielle Hymne zum Papstbesuch in Mexiko bewegt sich an der Grenze zur Idolatrie.
Wird die Ökumene gnädig schweigen?
Von Christian Modehn am 16. 3. 2012
„Wenn alles grau und dunkel ist,
Wenn ich den Weg nicht finde
und in meiner Welt nur Einsamkeit ist.
Dann erscheinst du in meinem Leben,
wie ein Leuchtturm, der mich leitet,
erleuchtest du all mein Inneres“.
Ein Loblied auf Jesus Christus, den die ersten Christen in ihren Evangelientexten als Licht und Leben gerühmt haben, als den Erlöser, der aus der Finsternis der Sünde und aus dem Dunkel der Todesverfallenheit ins Licht führt? Ein neuer Christushymnus also? Ganz und gar NICHT. Es handelt sich um die ersten Verse der offiziellen Hymne, die in Mexiko anlässlich des Papstbesuches Benedikt XVI. allerorten gesungen werden wird.
Der Refrain des Liedes heißt:
Du bringst den Wind unter meine Flügel zurück.
Du bist ein Pfad
von Licht und Wahrheit.
Bote des Friedens
Bote der Liebe,
der du meinem Herzen Hoffnung gibst.
Dieses Volk ist dir treu,
Du bringst uns den Glauben zurück,
den wir in unserer Seele tragen.
Wir teilen dein Licht.
(wir folgen der Übersetzung durch http//das hoerendeherz.blogspot.com, gelesen am 16. 3. 2012 um 10 Uhr)
Benedikt XVI. wird als Heilbringer begrüßt, er ist Licht, er bringt den Wind, wie ein Schöpfergott, er gibt ewig währende Hoffnung. Die Grenzen zwischen Christus, dem Erlöser, werden verwischt. Bote des Friedens, Bote der Liebe: Sind das nicht Ehrentitel, die in der klassischen Theologie auf Jesus Christus bezogen sind? Sind nicht alle Lieder zur Weihnacht oder zu Ostern voll von solchen Christus – Bekenntnissen? Und jetzt wird Benedikt XVI. diese Rolle des göttlichen Heilbringers zugewiesen.
Weiter heißt es in dem offiziellen Papst Lied in Mexiko im März 2012, und da werden göttliche Prädikate Joseph Ratzinger zugeschrieben:
Zusammen mit dir gibt es keine Angst,
keine Traurigkeit, keine Klagen
dein Blick ist voller Hoffnung.
Du kommst um Freude zu säen,
kommst, um jedes Leben zu berühren,
mit deiner Liebe nimmst du jeden Schmerz.
Mit diesem Papst gibt es also keine Traurigkeit, keine Klagen: Was werden die vielen tausend Missbrauchsopfer sagen, die vielen Millionen wiederverheiratet Geschiedenen, die nicht zur Eucharistie zugelassen sind, die vielen tausend verheirateten Priester, die Millionen katholischer Homosexueller, die objektiv als Sünder im Katechismus der römischen Kirche gelten. Was werden die vilen tausend Mitglieder von Basisgemeinden sagen, die Kirche von unten leben und so gern Frauen und Männer aus ihren Reihen zu Priestern weihen lassen möchten? Was werden die vielen gemaßregelten (Befreiungs-)Theologen sagen, denen Joseph Ratzinger als Chef der Glaubensbehörde und jetzt als Papst jegliche Zukunft verstellt?
Mit diesem Papst also soll es keine Traurigkeit, keine Angst, keine Klagen geben…. Diese Worte kann man ja verwenden… aber sie sollten auf den transzendenten Gott bezogen sein und nicht auf Joseph Ratzinger.
Wie tief muss eine Kirchenführung theologisch gesunken sein, um solche Songs tatsächlich als offizielles Lied zu gestatten? Ist die Theologie völlig verblödet? Sind nur Dilettanten theologisch einflussreich? in Mexiko werden solche Fragen gestellt, wir geben sie gern weiter. Dieser überdrehte Triumphalismus verbirgt nur die innere Schwäche dieses Papst – Katholizismus. Wie schlecht muss es seelisch und politisch einem Volk gehen, das solche Lieder singt und in dem angeblich völlig unpolitischen Benedikt XVI. den Heilbringer sieht?
Werden die vernünftigen Christen in der weiten Ökumene die Sprüche der Idolatrie kritisieren? Gibt es noch kritischen Mut in der Ökumene? Wir warten ab.
Wir wollen auch berichten, dass ein Leser unseres religionsphilosophischen Salons uns in diesem Zusammenhang die Anfangsverse des SED Liedes „Die Partei, die Partei, die hat immer recht“ von 1950 mitteilte. Der Leser meinte gewisse Verbindungen zum Papstlied in Mexiko zu sehen, was ja genau besehen in gewisser Hinsicht so ganz falsch nicht ist. Darüber kann sich jeder Leser seine eigene Meinung bilden. Wir jedenfalls wollen nicht darauf verzichten, diese ersten Verse des Liedes der Partei sozusagen zum Vergleich mitzuteilen:
Sie hat uns alles gegeben.
Sonne und Wind und sie geizte nie.
Wo sie war, war das Leben.
Was wir sind, sind wir durch sie.
Sie hat uns niemals verlassen.
Fror auch die Welt, uns war warm.
Uns schützt die Mutter der Massen.
Uns trägt ihr mächtiger Arm.
Genauso wichtig ist der Hinweis, dass die Kirche in Mexiko selbst alle inhaltliche Berichterstattung zum Papstbesuch übernommen hat, alles im Sinne des „maximo leader“ Benedikt XVI. Maximo líder ist übrigens der Ehrentitel für Fidel Castro. Zwei oder drei kritische Katholiken in Mexiko verwenden diesen Titel für Benedikt XVI, was ja so falsch nicht ist angesichts der Hymne.
Wir weisen darauf hin, dass Religionskritik als Kritik faktischer Religionen zum Kernbereich der Philosophie gehört und Teil einer demokratischen Kultur ist, die sich der Aufklärung verpflichtet weiß.
Copyright: Christian Modehn
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Kommentar von Paul Haverkamp:
Wenn es im Hymnen-Text heißt….:
„Wenn alles grau und dunkel ist,
Wenn ich den Weg nicht finde
und in meiner Welt nur Einsamkeit ist.
Dann erscheinst du in meinem Leben,
wie ein Leuchtturm, der mich leitet,
erleuchtest du all mein Inneres“.
.. so kann ich in diesen Worten nur pure Blasphemie eines unheilvollen Papalismus erkennen.
Der Text spiegelt eine zur Vergöttlichung neigende Attitüde des
Klerikerstandes wider, die von Papst Benedikt immer wieder untermauert wird.
In seinem Schreiben an die Priester vom 18. Juni 2009 zum Jahr des Priesters
zitiert Papst Benedikt XVI. zustimmend Johannes Maria Vianney (19. Jh.) , den Pfarrer
von Ars; mit folgenden Worten beschreibt Benedikt mit den Worten des
Pfarrers von Ars die Würde des Priesters: „Oh, wie groß ist der Priester! …
Wenn er sich selbst verstünde, würde er sterben. Gott gehorcht ihm.
Er spricht zwei Sätze aus, und auf sein Wort hin
steigt der Herr vom Himmel herab und schließt sich in eine kleine Hostie ein
…Der Priester ist es, der das Werk der Erlösung auf Erden fortführt…“
D.h: Priester gelten in den Augen von Papst Benedikt XVI. als besonders auserwählte
Menschen, durch die andere erst Zugang zu Erlösung und Frieden erhalten.“
Paul Haverkamp, Lingen, am 18.3.2012