Am 10. Dezember 2025 hat Papst Leo XIV. Abgeordnete rechtsextremer Parteien des Europa-Parlaments im Vatikan empfangen
Ein Hinweis von Christian Modehn
1.
Eine Gruppe von Europa-Abgeordneten kommt in Rom zu einem Kongress zusammen auf Einladung der sehr rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Und Papst Leo XIV. gewährt den Herrschaften am 10. Dezember 2025 einen Empfang im “Apostolischen Palast”, also nicht in einem Nebenzimmer, sondern in den feinsten Räumen aus der alten Renaissance- Welt der Autokraten, zu denen die Päpste auch damals schon gehörten, Papst Leo empfängt sie also im berühmten “Salle Clementine”.
2.
Der Papst ignoriert mit dieser Tat jeglichen Abstand der Demokraten (zu denen er ja wohl gehört) gegenüber Rechtsradikalen, Identitären, Ausländerfeindlichen und Queerfeindlichen PolitikeriNNen aus vielen Ländern Europas.
Einige CDU/CSU Politikerinnen werden sich jetzt freuen: „Na, wenn der Papst keine Brandmauer kennt, dann brauchen auch wir in Deutschland gegen die AFD keine Brandmauer mehr zu haben, der Papst ist doch unser „heiliger Vater“…
Man kann die Überzeugung nicht abwehren: Der Papst hat mit seinem Empfang der Rechtsradikalen sehr viel Unheil angerichtet. Nebenbei: Das werden niemals JournalistInnen schreiben, die von der katholischenKirche abhängig sind. Nur eine freie Presse kann das sagen! Die offizielle vatikanische Website nennt die Politiker der Parteien nicht etwa rechtsextreme, sondern „konservative Abgeordnete“. Welch eine Lüge, die da im Vatikan verbreitet wird. Zu der Begegnung Papst Leo und im Vatikan so genannte „Rechts- Konservative“, tatsächlich aber Rechtsradikale: LINK
3.
Für Papst Leo gibt es also keine „Brandmauer“. Sein Verhalten kann man nicht Schönreden mit der üblichen klerikalen Floskel „Ein Papst muss mit allen sprechen“. Aber wenn er denn mit diesen Leuten redet, muss er Klartext sprechen und rechtsextreme Ideologie und Praxis eben rechtsextrem nennen und sich nicht mit abgehobenen Floskeln diplomatisch aus der Affäre ziehen.
Diese Ignoranz des Papstes ist ein Skandal und beschädigt das Bild dieses nun bekanntlich nach allen Seiten hin etwas lächelnden und immer zurückhaltenden, aber stets fromme Sprüche und Bittgebete sprechenden Papstes. Leo ist hin – und her – gerissen zwischen seiner Rolle als (letztlich, ehrlicherweise, bedeutungslosem und einflußlosem) Staatschef des Staates Vatikan-Stadt und der spirituellen Führerschaft für die gläubigen Katholiken, diese „Führung“ weist bekanntlich auch ins sehr Konservative. Man denke an die jüngste Ablehnung des Diakoninnen-Amtes für katholische Frauen.
4.
Die vom Papst herzlich empfangenen PolitikerInnen gehören zur Gruppe „ECR” im Europa-Parlament. Darunter ist die bekannte rechtsextreme traditionalistisch – katholische Politikerin Marion Maréchal aus Frankreich, sie steht der rechtsextremen Partei des rechtsextremen jüdischen Politikers Eric Zemmour „Reconquete“ sehr sehr nahe. Ihre Tante, die rechtsextreme Marine Le Pen, von der „Le Pen-Partei“ Rassemblement National“, hat sich sogar von Madame Maréchal kritisch distanziert. Zum Club der Rechtsextremen „ECR“ in Brüssel gehört die reaktionäre, frauenfeindliche, nationalistische, homo-feindluche usw., nun wirklich höchst problematische und schon gar nicht christliche PiS- Partei in Polen, ebenso die leider immer stärker werdenden spanischen Neo-Faschisten der Partei VOX, die ausländerfeindlichen „Schweden – Demokraten“, die rechtsextreme Partei „JA“ in den Niederlanden und natürlich die Fratelli d Italia, die Partei der einst expliziten Faschistin, nun aber Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und so weiter. Soe viele Rechtsextreme vereint im Apostolischen Palast des papstes, wenn das kein “Wunder” ist…
5.
Die entscheidende Frage ist: Was sagte Papst Leo diesen Herrschaften? Zusammenfassend: Diese Rechtsextremen sollten doch bitte schön dafür sorgen, dass der „Dialog mit allen wichtig“ sei, damit keine Feindbilder entstehen. Dabei haben die Rechtsextremen diese feindbilder längst geschaffen! Der Papst stimmt zu, dass Europa christliche Wurzeln habe, ABER er spricht NICHT von den viel wichtigeren „Wurzeln“ Europas in der Philosophie der Aufklärung mit den universell, aber in der katholischen Kirche NICHT geltenden Menschenrechten; der Papst spricht als “alter Sohn” des antiken Heiligen Augustin NICHT von der antiken, der griechischen Philosophie als einer Basis Europas.
6. Der Papst dankt den Rechtsradikalen.
Dies hätte nicht sein dürfen: Der Papst bedankt sich auch noch freundlich gegenüber diesen Rechtsextremen, er dankt sogar für deren politisches Engagement, berichtet die seriöse katholische Tageszeitung LA CROIX in Paris. LINK
7.
Wir zitieren aus dem Bericht von „La Croix“ in unserer Übersetzung: „Ohne sich frontal den Abgeordneten von ECR zu widersetzen, hat der Papst endlich deren politischen Kampf noch eingefügt in einen weiten Rahmen, indem er dazu aufrief, den Dialog zwischen Glauben und Vernunft zu bewahren…“ usw. In dieser Allgemeinheit der netten Sprüche, an die rechtsextreme Politikerinnen bekanntlich selbst nicht glauben, also schwadroniert der Papst… Auf Französisch aus La Croix:
„Sans s’opposer frontalement aux élus ECR, le pape a enfin réinscrit leur combat politique dans un cadre plus large en appelant à préserver le dialogue entre foi et raison…“).
Positiv vermerkt „La Croix“: Der Papst forderte, das europäische Erbe zu bewahren, bedeute nicht: Privilegien für die Christen zu schützen, und: die sozialen Traditionen Europas dürften NICHT ignoriert werden, vielleicht denkt der Papst dabei an die “Rückführungen” so genannter überflüssiger, wertloser Flüchtlinge und Ausländer.. Davon reden ja diese Rechtsradikalen heftigst. Aber diese deutlichen Worte verwendet der vorsichtge Papst Leo ja nicht! Es handele sich, so schwadroniert er, bei der von den Rechtsextremen beschworenen „christlichen Herkunft Europas“ um die Anerkennung einer historischen Tatsache und nicht um ein politisches Projekt.
8.
Es mag ja sein, dass der Papst irgendwie philosophisch und in ethischer Allgemeinheit für die Menschenwürde ALLER im Angesicht der vielen Rechtsextremen in seinem „Apostolischen Palast“ eingetreten ist.
Unvergessen aber bleibt die nicht nur diplomatisch zu entschuldigende Floskel, als der Papst tatsächlich den rechtsextremen PolitikerInnen dankte für deren politisches Engagement: La Croix berichtet „Leo XIV. hat sich entschieden, sein Statement zu eröffnen mit dem Dank gegenüber den Abgeordneten für deren politisches Engagement… und hat dann seinen Blick erweitert“. Wir kommentieren: Er hat seinen Blick erweitert in Richtung der oben genannten vorsichtigen diplomatisch klugen, niemanden verletzenden Floskeln und historisch falschen Einschätzungen zur Identität Europas.
9.
Wie sagen kritische Kirchenhistoriker? Päpste haben sich immer schon gut mit Politikern autoritären, rechtsradikalen Denkens verstanden, man denke an Mussolini und Papst Pius XI.und an den sehr sehr vorsichtigen Umgang Papst Pius XII.mit den Nazis, …weil doch die Kommunisten viel schlimmer waren… Nun also ist es Leo XIV., der feierlich die rechtsextremen Europas empfängt und sie ein bißchen in allgemeinen Sprüchen zur Menschlichkeit ermahnt. Aber doch ist der Papst in vielen Themen mit den Rechtsradikalen eins: Etwa in Fragen der totalen Begrenzung der Abtreibung oder im Ideal der heteronormativen Familie. Die katholische Kirche ist eben, man kann es drehen wie man will, nach wie vor eine zutiefst konservative Organisation, die sich sogar noch bei rechtsradikalen PolitikerInnen für deren Engagement bedankt. Eine Schande für diese Kirche!
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