Nachtgestalten oder
Was hat die Nacht mit Spiritualität zu tun?
Ein immer noch aktueller Beitrag von 2002
Von Christian Modehn
Um halb neun nimmt der geübte Berliner Nachtschwärmer sein erstes Glas Prosecco ein. Im Cafe Strandbad, Bezirk Mitte, ist er unter Gleichgesinnten: Junge Leute erwarten hier ihre Freundinnen und Freunde. Nach festen Regeln und Riten haben sie sich aufs Ausgehen vorbereitet: Nach dem Bad, so gegen acht, gilt es, sich zu entscheiden, welche Shirts und Jeans, welche »Club-Wear« man heute tragen kann. Dann schlendert der Nachtschwärmer durch die Straßen von Prenzlauer Berg und Mitte. In diesen Berliner Bezirken gibt es wahrscheinlich hundertmal so viele Bars und Restaurants, Kneipen und Musik-Clubs wie Lebensmittelgeschäfte.
Alle Nachtschwärmer lieben das Halbdunkel, die irritierenden Lichter, das Nicht-Eindeutige, die Schatten. Sie glauben, nachts auf andere Art wach zu sein, vielleicht hellhöriger, sensibler. Sie fühlen sich spät abends und nachts erst richtig frei, ohne den Panzer aus Konventionen und Lügen und Versteckspielen, die den Tag bestimmen.
Sebastian Bretthauer betrachtet im Cafe Strandbad das Geschehen an den Nachbartischen: Er ist mit den Hauptachsen und Seitenstraßen des Berliner Nachtlebens sehr gut vertraut, er kennt alle angesagten Läden und Clubs in der neuen Berliner »Mitte«. Als Kulturwissenschaftler hat er über die Berliner Nächte ein Buch veröffentlicht. Das Thema entspricht genau seinen persönlichen Interessen: »Ich bin ja eigentlich seit meinem 17. Lebensjahr nachts unterwegs, oft drei Mal in der Woche. Mir reichen fünf Stunden Schlaf. Zwischen drei und halb vier gehe ich wieder nach Haus. Die Nacht ist ein anderer Erlebnisraum. Ich komme raus aus der Routine, raus aus dem, was mich einzwängt. Ich kann unbefangener anderen Menschen begegnen. Die Nacht ist für mich ein offener Raum.«
Die Stunden der Nacht als einen offenen Raum erleben, eine paradoxe Aussage: denn der Blick im Dunkeln reicht ja längst nicht so weit wie bei strahlendem Tageslicht. Aber der Geist ist nicht mehr so abgelenkt von den vielfältigen Äußerlichkeiten, er kann sich nach innen wenden, den Gefühlen mehr Raum geben. Darum können sich Menschen in den schummrigen Cafes oder schwach beleuchteten Bars für tiefere Gespräche öffnen. Die eng beieinander sitzenden Gruppen sind von bergender Dunkelheit umhüllt. Pärchen können sich, eng umschlungen, ihre Liebe ins Ohr flüstern oder gar Versagen und Untreue beichten. Der Einzelgänger sitzt versunken vor seinem Glas Bordeaux, vielleicht folgt er philosophischen Eingebungen. Die Nacht ist so beliebt, weil alles Definieren und Präzisieren, so selbstverständlich, »bei Lichte besehen«, entfällt. Bastian Bretthauer: »Also niemand ist durch Zufall nachts unterwegs. Es ist die Lust auf Kommunikation, die uns raustreibt. Die Nacht ist wie eine Kupplerin. Sie ist die Kontaktmacherin. Sie eröffnet die Möglichkeit des Eros, der Liebe. Schranken fallen, wir haben nicht so viele Berührungsängste. Wir streicheln uns, die leibliche Ebene spielt eine Rolle. Ein großer Unterschied zu all der Kopflastigkeit des Tages.«
So gegen halb eins verlassen die Nachtschwärmer die Cafes. Jetzt beginnt sozusagen der Hauptteil, die Tour durch die Clubs, die Musik-Clubs, die man früher noch Diskotheken nannte. Bastian Bretthauer geht gern ins Oxymoron, einen Club mitten in den Hackeschen Höfen: Hier sind die DJs nicht einer bestimmten Musik-Farbe verpflichtet. Manchmal treten hier leicht bekleidete Damen auf kleine Podeste und bieten Gogo-Dancing, nicht Striptease, sondern eine erotische Form von »Tanz-Gymnastik«. Ein gewisses erotisches Ambiente gehört in vielen Clubs dazu. »Ich liebe manchmal auch diese Mischung von Gedränge, Geschiebe im Nachtleben. Ich kann beim Tanzen die Körper der anderen spüren. Man kommt sich nahe. Aber aus der Nacht muss man sich richtig verabschieden. Manchmal mache ich auf dem Weg nach Hause einen Umweg. Dann erscheint mir die Stadt etwas verzaubert, etwas verwunschen. Sie wird sozusagen erträglicher als am Tage.«
Aber um halb zwei denkt kein richtiger Nachtschwärmer schon an den Heimweg. Zwei, drei weitere Clubs werden besucht, je nachdem, wo man sich mit weiteren Freunden verabredet hat und vor allem: wie viel Geld man ausgeben kann. In dem beinahe schon traditionsreichen Techno-Club mit dem Namen WMF verbringt Nexi gern seine Nächte. Wenn er nicht tanzt, »legt er regelmäßig auf«, wie es im Jargon der DJs heißt. Und »Auflegen« ist beinahe etwas Kultisches. Manche können nur Musik hören, wenn »ihr DJ« auflegt. Tanzen ist für viele Besucher der Clubs der Höhepunkt der Woche: Abtanzen, den Frust rauslassen, leer werden, nur den Rhythmen folgen, ganz Musik sein: Das sind Gefühle, die nur jemand versteht, der die Nächte durchgetanzt hat. Die Älteren erreichen die Jüngeren vielleicht auch deswegen nicht mehr, weil sie nicht wissen, was heute Musik, was Tanzen bedeutet. »Natürlich powere ich mich aus«, sagt Nexi, »beim Tanzen übertreibe ich auch, ich überdehne meine Kräfte. Ich bin dann ganz erschöpft, vielleicht schadet das dem Körper. Aber es ist auch ein Stück Befreiung, so, als würde man den Panzer des Alltags abstreifen.«
Berliner Nachtschwärmer können am Wochenende quer durch die Stadt mit der U-Bahn fahren: Am Nollendorf Platz, in Schöneberg, treffen sich zu tausenden jüngere Leute; Menschen, die glauben, nur nachts authentisch, »sie selbst« sein zu können. Hier haben die Schwulen ihre Bars und Diskotheken. Manche sprechen bereits – nach amerikanischem Vorbild – von einem »gay village«, einem schwulen Dorf. Es ist kurz vor zwei; von nächtlicher Beschaulichkeit ist nichts zu spüren: Bei warmen Temperaturen stehen viele Besucher der Kneipen Hafen oder TOM noch auf der Straße, sie halten sich an ihren Bierflaschen fest. Hans Peter Hauschild geht gelegentlich in die schwule Szene. Er hat keine Scheu, darüber offen zu sprechen; er ist Kulturwissenschaftler an der Humboldt-Universität und ein überzeugter Katholik. Nur mit der offiziellen kirchlichen Verurteilung homosexuellen Lebens und Liebens kann er sich nicht abfinden. Er hat sich als schwuler Nachtschwärmer seine persönliche Theologie entwickelt: »Für mich ist Christsein eine sinnliche Angelegenheit. Ich will dem körperlichen Verlangen des anderen nachgeben, ich will mich mit ihm herauslocken lassen aus den engen Grenzen unseres Ich. Entscheidend ist, was der andere sich wünscht. Für mich ist Christsein auch eine sinnliche Sache. In der Nacht entstehen Gespräche, Kontakte, auch Liebesbeziehungen. Das ist der mystische Charme dieser nächtlichen Orte.«
Hans Peter Hauschild (gestorben 2003) meint sogar, diese körperliche, erotische Kommunikation entspreche dem Grundimpuls des christlichen Glaubens: »Denn der Gott der Bibel nennt den Körper heilig; mehr noch: Gott selbst wird Fleisch, er wird Mensch.«
Es gibt Menschen, für die die Nacht alles andere als ein erfreulicher Lebensraum ist: Gleich hinter dem Nollendorf Platz beginnt der Straßenstrich; hier verkaufen Frauen ihre Körper, weil sie zur Prostitution getrieben werden, von Zuhältern oder/und dem Zwang, harte Drogen zu konsumieren. Eine Welt, die Wolfina aus eigenem Erleben kennt: So gegen drei Uhr nachts wartet sie auf den Nachtschwärmer bereits im Cafe Babelfisch. Sie ist die langen Nächte gewöhnt. Wolfina stammt aus Kroatien, sie hat sieben Jahre ohne Unterbrechung freiwillig als Prostituierte gearbeitet. Seit etlichen Monaten ist sie »ausgestiegen«. Im Cafe Babelfisch gibt es einen kleinen, separaten Speiseraum. Dort erinnert sich Wolfina an die sieben Jahre dauernden Nächte, als sie äußerst eintönig, eingezwängt in einen unabänderlichen Rhythmus leben musste: »Ich habe vormittags geschlafen, um sieben abends bin ich arbeiten gegangen. Morgens um fünf kam ich nach Hause. Aber die Arbeit war in der Nacht. Da habe ich meine Maske aufgetragen, um als Hure zu erscheinen, um die Rolle spielen. Denn die Gäste wollten Huren finden. Sie freuten sich, wenn ich sexy aussah und ich sie freundlich anstrahlte.«
Wie viele andere Prostituierte, die ausschließlich nachts arbeiten, hatte Wolfina kaum noch gesellschaftlichen Kontakt: Kino oder Theaterbesuche waren nur ganz selten möglich. Freundschaften konnten erst gar nicht entstehen; denn wer will schon eine Hure zum Geburtstag einladen? Einsamkeit war für die Nachtarbeiterin Wolfina das größte Problem; da nützte auch der Gedanke nur wenig, dass es den Kunden auch nicht viel besser erging: »Das waren meistens reiche Menschen. Sie hatten keine Liebe zu Hause. Es waren einsame Menschen. In der Bar hatten sie die Illusion, Liebe kaufen zu können.«
Wolfina gab ihren Job auf. Sie entdeckte wieder den Tag, lernte den Sonnenschein lieben, das Licht. Ihr gelang es auch, clean zu werden und den Alkoholkonsum aufzugeben. Sie ließ sich vom christlichen Glauben begeistern. Ihr neuer Name, der Taufname, ist Vera. Heute lebt sie in Amsterdam, glücklich darüber, dass sie eine sinnvolle Tätigkeit gefunden hat. »Jetzt habe ich auch in der Nacht zu tun mit drogensüchtigen Frauen. Ich will Ihnen Mut machen, sie sollen nicht vergessen, dass sie Menschen sind. Die Energie dafür kommt für mich aus Glauben. Die von der Gesellschaft Ausgeschlossenen habe ich lieb. Ich gebe im Rahmen meiner Arbeit Kaffee gratis, Kleidung gratis. Auf diese Art danke ich Gott für mein neues Leben.«
Mit dem Taxi geht es um vier Uhr früh ins Sankt Gertrauden-Krankenhaus. Dort halten sich seit einigen Jahren ganz besondere Nachtwächterinnen und Nachtwächter auf; Menschen, die einmal im Monat bis in den frühen Morgen »ehrenamtlich« am Bett eines Schwerkranken oder einer Sterbenden ausharren. Sie wollen die Schwestern und Pfleger ein wenig entlasten. Am wichtigsten ist ihnen aber, dem Patienten die Sicherheit zu geben: Du bist nicht allein in diesen langen, manchmal schmerzvollen Stunden. Marianne Kälberer hat diesen Dienst der Nachtwache ins Leben gerufen; sie hat schon hundert Mal an den Betten ausgeharrt, immer darauf bedacht, das rechte Maß zwischen Distanz und Nähe zu finden. Auf dem Flur der chirurgischen Station können wir mit Marianne Kälberer sprechen, eher im Flüsterton, um niemanden zu stören: »Wenn ich den Patienten sanft die Hand halte, dann vereinnahme ich den Menschen nicht. Ich spüre genau, ob er das wünscht. Wichtig ist, dass der Patient nicht allein ist in seinen Ängsten. Manchmal wünschen die Kranken ein Gebet, ein Vaterunser vielleicht, dann spreche ich es Ihnen leise ins Ohr. Manchmal kann ich Ihnen Erfrischungsgetränke reichen. Manchmal bin ich in den letzten Stunden dabei. Durch die Begegnung mit dem Sterben werde ich auch an meinen eigenen Tod erinnert. Eine sehr wichtige Erfahrung.«
Fünf Uhr früh: unterwegs in einer Stadt, die sich auf den Morgen vorbereitet. In der Telefonseelsorge sind Menschen die ganze Nacht hindurch bereit, einem fremden Menschen die eigene Zeit zu schenken. Dorothea sitzt im Konferenzraum der Berliner Telefonseelsorge im Bezirk Neukölln. Sie will ihren Familiennamen öffentlich nicht preisgeben, als Mitarbeiterin der Telefonseelsorge ist sie selbst zur Anonymität verpflichtet. Dorothea hat ihre Nachtschicht in einer Stunde beendet: So zwischen eins und drei hat sie mehrere Tassen Kaffee getrunken, um fit zu bleiben und die nötige Sensibilität zu bewahren. Denn kurz nach Mitternacht rufen ständig Menschen an, die sich völlig verloren und verlassen fühlen. »Nachts liegen die Gefühle offen. Probleme werden nachts viel massiver erlebt. Empfindungen werden nachts stärker empfunden. Die Ausweglosigkeit, die Isolation, werden nachts greifbar.«
Dorothea hat sich über etliche Kurse eineinhalb Jahre lang auf ihren ehrenamtlichen Dienst in der Telefonseelsorge vorbereitet. Heute macht sie etwa alle drei Wochen einmal ihren Nachtdienst; sie weiß, dass sie gebraucht wird: Etwa 30 000 Menschen haben im letzten Jahr bei der Telefonseelsorge Berlin um Hilfe gebeten, von ihnen etwa die Hälfte nachts: »Es ist die Sorge um die Seele des anderen, die mir persönlich wichtig ist. Gerade in der Nacht der Verlassenheit. Ich will den anderen annehmen, wie er ist. Nicht, wie ich die Dinge sehe, ist entscheidend, sondern der Gesprächspartner am Telefon soll selbst Möglichkeit und Auswege entdecken. Viel ist schon gewonnen, wenn er nach einem Gespräch in den Schlaf findet, um die Nacht durchstehen zu können. Am Morgen wird dann neu überlegt, wie Krisen bestanden werden können.«
Die Nacht geht zu Ende. Vor einigen Jahren gab es in den katholischen Kirchen Berlins noch Frühmessen, sie begannen um sechs oder um halb Uhr sieben früh. Aber diese Zeiten sind vorbei. Der Berliner Nachtschwärmer kann sich also nirgendwo sammeln und ausruhen. Er streift durch die Stadt, vorbei an Kneipen, die »rund um die Uhr« offen haben, er wird von schwankenden Alkoholikern angepöbelt. Liebespaare verabschieden sich auf der Straße mit endlosen Küssen.
Um sieben Uhr früh halten die Schwestern des Karmeliterordens in ihrem Kloster das Morgengebet, die Laudes. Vierzehn Karmelitinnen leben in Charlottenburg; sie haben sich nicht von den Menschen abgesondert. Den ganzen Tag über empfangen sie Gäste, Menschen mit seelischen Problemen oder religiösen Fragen. Auch für längere Zeit können Gäste im Kloster wohnen, jeder ist zu den Gebetszeiten eingeladen. Mehrmals am Tag kommen die Ordensfrauen zum Gebet zusammen, ihr Abendgebet halten sie um 9.00 Uhr. Gerade diese nächtliche Stunde der Meditation erlebt die Priorin des Klosters, Schwester Maria Theresia, besonders intensiv: »Für andere beten, das heißt zunächst einmal, von anderen wissen. Und zwar direkt, persönlich; seine Lage muss ich mir selbst unter die Haut gehen lassen. Das ist Solidarisierung. Unser Gebet am Abend hat diese Richtung, dass wir andere mit unserem Gebet erreichen wollen. Ich will nicht sagen, dass wir Wunder bewirken. Aber Gott erhört Gebete. Das erlebe ich, wenn Menschen berichten: Ja, ich habe mich gestärkt erfahren. Beten für die anderen in den Stunden der Nacht ist so etwas wie das Halten einer Hand. Das bedeutet: Ich denke an dich. Du bist nicht mehr so verlassen.«
Die Karmelitinnen haben zwei Ordensgründer aus Spanien: Theresa von Avila und Johannes vom Kreuz; beide lebten zwar im 16. Jahrhundert, aber ihr Denken ist durchaus modern: Schwester Maria Theresia: »›Wir sind immer in der Nacht‹, sagt Johannes vom Kreuz. Wenn wir sagen, wir erfahren Gott, so wie wir die Dinge erfahren, dann ist das falsch. Wer den wirklichen Gott sucht, erlebt eher die Leere. Gott entzieht sich. Entscheidend ist Sehnsucht, immer weiter einen Schritt auf Gott zuzugehen. Wie auf einen Horizont in der Ferne. Aber dieser Horizont entzieht sich immer wieder. Das ist meine Theologie vom dunklen Gott, vom Gott, der in der Nacht spricht.«
Schwester Maria Theresia vom Berliner Karmelitinnen-Kloster ist eine Seelsorgerin: Jeden Tag wenden sich Menschen an sie, die mit religiösen Frage nicht klarkommen. Etliche nennen sich selbst Atheisten. Viele leiden unter der Sinnlosigkeit des Lebens. Immer wieder wird die Ordensfrau gefragt, ob denn auch Beten, vor allem das Beten in den langen Nächten der Verzweiflung, hilfreich sein kann: »Das beste Nachtgebet ist das, wo ich mich selbst am besten sammeln kann. Wo ich selbst am meisten drin bin. Das Nachtgebet ist oft kein Gebet im üblichen Sinne. Es ist eher ein Fallenlassen, ein Loslassen. Oft merke ich dann gar nicht, dass ich bete.«
Die dunkle Nacht mit den anderen teilen: So hat Schwester Maria Theresia einmal ihre wichtigste Aufgabe beschrieben: Bei ihren vielfältigen Begegnungen mit skeptischen, ungläubigen Menschen hat sie gelernt, persönlich zu sprechen und dabei auf den traditionellen religiösen Jargon zu verzichten: »Die Nacht ist ja nicht immer gleich, es gibt die Phase des Dunkelwerdens, es gibt das Licht manchmal mitten in der Nacht, es gibt die Sterne, es gibt das Morgengrauen. Das sind Bilder, die uns wichtig sein können. Unsere Nacht ist ja nicht immer gleich dunkel. Das sollten wir bedenken, in Situation der Verzweiflung. Das absolut Schwarze ist nur eine Idee, eine Theorie. Hell und Dunkel sind immer zusammen. Nur müssen wir lernen, das Gleichgewicht zu finden. Wir sollten lernen, uns darüber auszutauschen. Warum suchen wir nicht gemeinsam nach dem Stern in der Nacht, nach dem Sinn, der uns trägt? Warum wird in den christlichen Gemeinden so selten über diese tiefen Fragen gesprochen, warum ist vieles so erstarrt?«
Der Nachtschwärmer verabschiedet sich vom Kloster: Er muss sich wieder an die Dunkelheiten des Tages gewöhnen, an die Kriegsberichte und neuesten Arbeitslosenzahlen, an die Umweltkatastrophen und Hungersnöte. Er ist froh, dass er wenigstens in der Nacht so viel Licht sah. Und er ärgert sich über alle naiven Unterstellungen, die da lauten: Nachtkultur sei nichts anderes als »Spaß«.