Aktualisierung am 1.9.2015 um 23.00: Bischof Gaillot trifft am 1.9. 2015 Papst Franziskus. Offenbar hat dieser erkannt, dass die päpstliche Haltung in einigen Fragen der Praxis und Lehre von Jacques Gaillot doch etwas nahe kommt, was sichtbar wird an dem gemeinsamen Slogan “Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts”. Klicken Sie hier.
“Le Figaro”, nicht gerade eine Tageszeitung, die in Fragen Gaillots objektiv berichtete, erwähnt in dem kurzen Beitrag vom 2.9.2015: Das Gespräch Papst-Gaillot (unter Anwesenheit eines Freundes Gaillots, des Priesters und Journalisten (!) Daniel Duigou), habe im Haus St. Martha, der Wohnung des Papstes, stattgefunden; es habe eine dreiviertel Stunde gedauert, es sei geprägt gewesen von dem Ausspruch des Papstes “Wir sind Brüder”. Erstaunlich ist, dass Papst Franziskus Gaillot fragte: “Sie sind Bischof von Partenia?” Entweder wusste der Papst nicht richtig Bescheid, oder er suchte eine Floskel, um auf Französisch etwas zu sagen. Bemerkenswert ist aber, wenn Le Figaro – offenbar den Äußerungen des Journalisten und Gaillot-Begleiters folgend – schreibt: “La conversation, qui n’a pas abordé les querelles passées de «l’affaire Gaillot»”: “Im Gespräch wurden die vergangenen Streitpunkte der “Affäre” Gaillot (von 1982 bis 1995) nicht angesprochen”. Da fragt sich der Beobachter nur: Was sollte das Ganze, es war offenbar sehr privat; denn, so wird in allen französischen Medien berichtet, ein Fotograph, geschweige denn ein professioneller Fotoapparat, der das Treffen hätte dokumentieren können, stand nicht zu Verfügung! So hat also der Journalist Duigou schnell mit seinem Handy ein Foto geschossen. Bemerkenswert: Jacques Gaillot zeigt sich beim Papst in der üblichen klerikalen Kleidung, mit “Collar”, (manche sprechen von Kalkleiste), wie man sagt. Weiß der Himmel, wer ihm diese Kleidung geliehen hat…Interesant ist, dass Bischof Gaillot nicht darauf verzichtet beim Papst zu berichten, dass er als Bischof selbstverständlich wiederverheiratet Geschiedene “traut” (kirchenamtlich mit ihnen das Sakrament der Ehe feiert) und eben selbstverständlich – wie schon seit langer Zeit – auch homosexuelle Paare segnet, da schreibt die katholische Tageszeitung La Croix (Paris), in diesen Fragen sicher zuverlässig: “À aucun moment, Mgr Gaillot ne s’est senti « jugé ou bloqué ». L’évêque français a évoqué qu’il lui arrivait de bénir des couples de divorcés et parfois homosexuels. « La bénédiction, c’est Dieu qui est bon pour tout le monde », lui a répondu le pape. Zur Segnung dieser Paare habe also der Papst zu Bischof Gaillot gesagt:” Die Segnung, das ist Gott, der für jedermann gut ist”… Ist das ein liberaler Ausrutscher des Papstes, eine Art Versprecher? Oder wird diese Haltung sich in der römsichen Synode im Herbst 2015 durchsetzen? Wir hören aber schon die Antwort der Konservativen: “Der Papst kann nicht so gut Französisch, er meinte es nicht so, wie es da steht. Gott kann doch unmöglich gut sein zu Wiederverheiratet Geschiedenen und homosexuell liebenden Menschen/Paaren, homosexuellen Eheleuten”…Diese Kreise sollten ehrlich sagen: Unser katholischer Gott ist grausam. Ein Menschenfeind.
Vielleicht handelt es sich bei der Begegnung mit Gaillot aber auch “nur” um eine großzügige päpstliche Geste der “Versöhnung mit allen”, hübsch diplomatisch arrangiert?
Es ist bezeichnend, dass gleichzeitig zum Treffen Papst Franziskus/Gaillot von päpstlicher Seite auch wieder Schritte der Versöhnung mit den reaktionären Pius-Brüdern unternommen werden: Der Papst erlaubt nämlich, dass die Beichte eines “normalen” Katholiken bei einem dieser Pius/Lefèbvre-Brüder/Priester nicht nur gültig, sondern gar erlaubt ist. Diese Sorgen also hat man im Vatikan…Immerhin: Die reaktionären Piusbrüder jubeln vor Dankbarkeit. Sie erfreuen sich wieder ihres Papstes, eben des Papstes Franziskus…
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Am 11. September 2015 wird Bischof Jacques Gaillot 80 Jahre alt, der, unserer und vieler anderer Meinung nach, einzige wahrlich moderne katholische Bischof in Europa. Es lohnt sich auch für philosophisch Interessierte, das Denken und das politische Engagement Gaillots näher zu kennen zu lernen, zumindest um einmal mehr wahrzunehmen, wie die römische Kirche mit sogen. Abweichlern umgeht. Dabei “weicht” Jacques Gaillot überhaupt nicht “ab”, er meint nur, die so einfachen und so radikalen Weisungen des Jesus von Nazareth seien aktuell. Insofern ist Bischof Gaillot auch ein Beispiel für interne Religionskritik…Lesen Sie den längeren Beitrag und klicken Sie hier.
Die katholische Tageszeitung La Croix berichtet am 2.9.2015 ausführlich über die Begegnung Jacques Gaillots mit dem Papst: http://www.la-croix.com/Religion/Actualite/Le-pape-Francois-et-Mgr-Jacques-Gaillot-une-rencontre-entre-freres-2015-09-02-1351374
Die Tageszeitung Le Monde schreibt am 2.9.2015: http://www.lemonde.fr/religions/article/2015/09/02/le-pape-francois-recoit-en-frere-mgr-gaillot_4743700_1653130.html
Beiden Berichten ist nicht zu entnehmen, dass Bischof Gaillot rehabilitiert wurde oder ob es sich eben nur um ein nettes, “brüderliches” Gespräch handelte. CM