“Die Hoffnung stirbt zuletzt”. Widerstand gegen die Verzweiflung!

Kant lehrt uns, die Hoffnung zu bewahren.
Ein Hinweis von Christian Modehn am Ende der Kant – Jahres 2024 … in der Hoffnung, dass Kant weiter intensiv diskutiert wird.

Die Erkenntnisse des Philosophen Immanuel Kant wollen unbedingt verhindern, dass die Hoffnung wirklich “zuletzt stirbt”. Denn das wäre das Ende. Wir sollen gemeinsam alles dafür tun, dass wir die Berechtigung, das Recht, haben die Hoffnung zu leben und die Hoffnung niemals aufzugeben.

Diese Hoffnung ist alles andere als ein naiver Optimismus. Sie ist alles andere als eine politische nationalistische Ideologie, die den Menschen in den USA einen “amerikanischen Traum” empfiehlt und einredet. Siehe dazu die Nr.10 und 11 in diesem Hinweis.

1.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Wie ein Slogan hat sich dieser Satz in unseren dunklen Zeiten verbreitet und durchgesetzt.
Die Frage ist: Was ist eigentlich zuvor schon alles gestorben, an Weisheiten, Einsichten, Überzeugungen, wenn man einen solchen Satz sagt? In der christlichen Tradition spricht der Apostel Paulus von „den menschlich entscheidenden Dreien“, also von „Glaube, Hoffnung und Liebe.“ Um bei unserem Thema zu bleiben: Dann sind offenbar Glaube und Liebe schon gestorben. Dann bleibt nur noch die Hoffnung als das Letzte vor einem definitiv gedachten Ende, dem Nichts … oder dem Himmel?

2.
Immanuel Kant kann bei dem Thema weiterhelfen: Hoffnung und aktives Hoffen ist ein zentrales Thema seiner Philosophie. Auch Hoffen und Hoffnung führt ihn selbstverständlich über den Bereich des wissenschaftlich exakt Erkennbaren hinaus. Und so wird auch hier sichtbar: Kant hat zwar als Anhänger des Physikers Newton seine Karriere begonnen, aber er musste als Philosoph über die Physik hinaus denken … in eine vernünftig begründete Metaphysik: Kant als den „Zermalmer der Metaphysik“ zu bezeichnen, ist also falsch. Kant war ein Metaphysiker und Religionsphilosoph (und Kirchenkritiker LINK (2024)  LINK)
Nur als ein Metaphysiker konnte er auch die heute so dringende Frage beantworten: „Was darf ich hoffen?“ Sie steht im Zusammenhang mit der Frage Kants: „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Und: Was darf ich hoffen?“

3.
Für Kant kann es Hoffnung nur geben, weil wir Menschen hoffen DÜRFEN, wie er ausdrücklich sagt. Das Hoffen – „Dürfen“ ist eine Art rechtlich begründeter Erlaubnis zu hoffen. Ich habe also also aufgrund meine Menschsein die Berechtigung zu hoffen. „Also hoffen wir doch“, möchte man etwas aufdringlich fordern. Oder:„Habe den Mut, deine in dir vielleicht noch versteckte Hoffnung zu leben“…

4.

“Hoffnung ist für Kant die entscheidende moralische Einstellung der Vernunft. Die richtige moralische Einstellung gegenüber der Zukunft ist (für ihn) Hoffnung.” Schreibt die Soziologin Eva Illouz in “Explosive Moderne”, Suhrkamp 2024, S. 43. Moralisch bedeutet für Kant: “Der Würde des Menschen entsprechend”.

5.
Hoffen zu dürfen ergibt sich für Kant in der Auseinandersetzung mit der Frage nach dem SINN meines und der anderen Menschen Leben. Dieser alles gründende Sinn des Lebens eröffnet sich, zeigt sich, für den einzelnen inmitten des Tuns des Gerechten: Im Eintreten für Gerechtigkeit und gerechte Gesetze darf der Mensch das alles Entscheidende hoffen: dass sich die vorhandene Welt mit ihren Staaten langsam aber sicher der Utopie des Reiches Gottes annähert. Und zum Reich Gottes gehört für Kant auch der Frieden in der ganzen Welt. Seine bis heute vielbeachtete Schrift „Zum ewigen Frieden“ konnte Kant 1795 veröffentlichen.

6.
Dass Welt – Frieden nur in „republikanischen Staaten“ möglich wird, ist eine der wichtigen Voraussetzungen Kants. Es sind die freien Staatsbürger, die entscheiden, ob ein Krieg sein soll oder nicht. Es liegt also in der Entscheidung der Menschen, dass sie die Hoffnung auf einen Weltfrieden aktiv politisch fordern und gestalten! Kant betont, dass nur moralisch gesinnte Politiker dieses große Hoffnungsprojekt realisieren können, nicht etwa solche, die sich ihre Moral unabhängig vom Kategorischen Imperativ egoistisch erfinden.

7.
Eine menschliche Organisation, die uns lehren kann, Hoffnung haben zu dürfen und praktisch Hoffnung zu gestalten, ist für Kant grundsätzlich die (protestantische) Kirche. Wenn Kant in dem Zusammenhang von Kirche spricht, meint er damit die Vereinigung aller rechtschaffenden Menschen, die den Frieden auf dieser Welt schrittweise befördern. Politisches Handeln ist in der Kirche notwendig, sofern es dem Weltfrieden dient.

8.
Der dogmatische Glauben der Kirche wird bei Kant also aufgehoben zugunsten einer Gemeinschaft derer, die den Frieden der Welt als Ausdruck ihres Glaubens an das Reich Gottes verstehen. Und dieses Handeln ist nur möglich in der Kraft der Hoffnung. Die Theologen sollen also den Glaubenden sagen: „Ihr habt alle Berechtigung zu hoffen“. Und diese Hoffnung dürfen sich die Menschen (in der Kirche) nicht zerstören lassen, durch zynische Einwände, etwa: „dass doch alles nichts nützt“ usw. „Diesem Zynismus dürfen wir niemals erliegen“, betont Kant. Zynismus kann tödlich sein. „Es ist für Kant ein Gebot der moralischen Selbstachtung, an den politischen Zielen von Rechtsstaat, liberaler Demokratie, Gerechtigkeit, internationaler Kooperation und globalem Frieden festzuhalten. Denn ohne Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Frieden ist ein menschenwürdiges Leben nicht möglich. Wir können (und dürfen CM) diesen Anspruch nicht aufgeben, sonst geben wir unsere Menschlichkeit auf“ (Marcus Willaschek, „Kant“, München, 2024, S 42f.).

9.
Dieser politische Aspekt der Hoffnung im Denken Kants ist oft eher übersehen worden. Viele LeserInnen konzentrierten sich auf Kants eher individualistische Überzeugung: Dass der rechtschaffene Mensch in dieser Welt mit so vielen Übeltätern zwar scheitert und darüber zu verzweifeln droht. Aber, so meint Kant, aufgrund der von ihm als Postulat konzipierten Unsterblichkeit der Seele, habe der gescheiterte, aber rechtschaffene Mensch die begründete Hoffnung: einen Zustand des (göttlichen) „Höchsten Gutes“ zu erleben. Den „der gegenwärtige Zustand der Welt, in dem viele Menschen unverschuldet leiden, ist nach Kant eine moralische Zumutung“ , also etwas zu Überwindendes. (Marcus Willaschek, Kant, a.a.o. S.138).

10.

Die Soziologin Eva Illouz analysiert in ihrem neuen sehr empfehlenswerten Buch “Explosive Moderne” (Berlin, Suhrkamp, 2024) auch die falsche, weil unmenschliche “Hoffnungs” – Propaganda etwa in den kapitalistischen USA: Dort wird Hoffnung als reflektierte vernünftige Lebensorientierung zugunsten eines aktiven Handelns im Sinne der Menschenrechte völlig umgedeutet in den “amerikanischen Traum”: Und der verspricht den Armen und dem Mittelstand eine glänzende materielle Zukunft, einen Aufstieg nach oben mit einem Leben in unbegrenztem Reichtum. “In Gesellschaften, die so von Ungleichheit bestimmt sind wie die USA, ermöglicht diese Hoffnung es, Klassenkonflikte zu verwischen und die vielfältigen Weisen, in denen die Gesellschaft ihre Versprechen bricht, unkenntlich zu machen” (Eva Ellouz, a.a.o. S. 67). Wer dem amerikanischen Traum folgt, lebt also als Mensch, der von dem ewigen Erfolgsstreben nicht lassen kann und dann doch in dieser falschen Hoffnung scheitert. Der amerikanische Traum verändert die Hoffnung in die Erwartung künftigen materiellen Wohlstands, in die Hoffnung auf ein Leben , “das nie Zufriedenheit erlangen kann und in vergeblichem Warten versandet. ” (a.a.O. S. 71).

11.

Von dieser politischen Ideologie der Hoffnung als einem reduzierten, nur ökonomisch – kapitalistischen Traum kann  philosophische Reflexion befreien, die Überlegungen Kants oder auch die Erkenntnisse Václav Havels , des entscheidenden Denkers der “Samtenen Revolution” in der Tschechoslowakei. Im Jahr 1985, noch unter kommunistischer Herrschaft, reflektierte Havel über die wahre Hoffnung in dem Buch “Kreuzverhör”: “Hoffnung ist ein Zustand des Geistes…Hoffnung ist eine Dimension unserer Seele…Hoffnung ist keine Prognostik. Sie ist eine Orientierung des Herzens, die die unmittelbar gelebte Wwlt übersteigt und irgendwo in der Ferne verankert, hinter ihrn Grenzen…Hoffnung ist nicht Optimismus… Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht” (zit. in Illlouz S. 55). Die Nähe der Erkenntnisse Havels zu denen Immanuel Kants müssten hier weiter ausgearbeitet werden, sie sind offensichtlich:  “Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat…”

12.
Wer das neueste Buch des Historikers und Autors Rutger Bregman (Niederlande) liest mit dem Titel „Moralische Ambition“, Rowohlt – Verlag, 2024, hat den Eindruck: Da werden Kants Erkenntnisse aktualisiert, da wird das Hoffen – DÜRFEN als Erlaubnis und Aufforderung, zu hoffen und politisch tätig zu werden, für heute kreativ aufgegriffen und weiter geführt. “Wer wird leben im Gedächtnis der Menschen?” Ein zentraler Satz Rutger Bregmans: „Nicht die reichsten, sondern die hilfreichsten Menschen werden von der Geschichte erinnert“.

13.
Nebenbei:
Über die Bedeutung des in der Hoffnung erschlossenen höchsten Gutes wird diskutiert: Die einen Kant – Kenner betonen: Im Sinne Kants werde dann Gott im „Jenseits“ die moralische Qualität eines jeden Menschen prüfen und die Bösen bestrafen und die Guten belohnen. Im Laufe der Zeit, betont der Kant – Forscher Marcus Willaschek, habe sich „Kants Verständnis des höchsten Gutes immer weiter von einer `religiösen` zu einer `säkularen` Konzeption verschoben“ (S. 142). Gott werde nicht mehr als himmlischer Richter gesehen, sondern als ein Schöpfer, „der die Natur so geschaffen hat, dass wir Menschen in ihr das höchste Gut aus eigener Kraft realisieren können“ (ebd.).

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de

Der Gott der Hoffnung. Drei Fragen an den protestantischen Theologen Prof. Wilhelm Gräb (Berlin)

Die Fragen stellte Christian Modehn

1.
Menschen sprechen Gott (oder dem Göttlichen) aufgrund ihrer Lebenserfahrungen unterschiedliche Qualitäten zu: Gott wird oft mit Hoffnung verbunden, sogar als Hoffnung verstanden. Erkenntnisse der Bibel weisen auch darauf hin. Man denke an den Apostel Paulus. Er spricht in seinem Römerbrief vom „Gott der Hoffnung“ (15,13). Gibt es von dort aus eine Verbindung zu dem immer wieder zitierten Spruch, der Lebensweisheit, „Die Hoffnung stirbt zuletzt“?

„Bleiben sie zuversichtlich“ – so beendet einer der Sprecher der Tagesthemen inzwischen die spätabendliche Sendung. Angesichts der enormen psychischen, sozialen und ökonomischen Belastungen durch die Pandemie, denen alle, wenn auch in unterschiedlichem Maß, ausgesetzt sind, appelliert dieser Zuspruch an unsere Lebenserfahrung. Nicht aufgeben! Es wird sich eine Lösung finden lassen! Nur jetzt nicht den Mut verlieren! Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben!

Wir wissen aus Erfahrung, wie wichtig es auch noch in scheinbar auswegloser Situation ist, die Hoffnung nicht fahren zu lassen. Dann nur mobilisieren wir die letzten Kräfte. Dann nur geben wir uns und die anderen nicht verloren. Dann nur, wenn wir daran glauben, dass eine Lösung gefunden werden kann, dass Rettung möglich ist, dass ein guter Ausgang gefunden werden kann.

Insofern deckt sich der oft mit leicht sarkastischem Unterton so dahingesagte Spruch, „die Hoffnung stirbt zuletzt“, tatsächlich mit unserer Lebenserfahrung. Wir können ohne Hoffnung und die mit ihr verbundene Zuversicht nicht aktiv und zielgerichtet leben. Aus der Hoffnung, dass ein gangbarer Weg doch noch gefunden werden kann, erwächst die Energie, auch noch im Desaster neue Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Für mich hat solche Hoffnung gerade dann, wenn ich sie am Nötigsten brauche, viel mit Gott und dem Vertrauen auf ihn zu tun. Ich sehe, dass es auf uns Menschen und unser Handeln ganz und gar ankommt. Genauso aber auch, dass wir ohne Hoffnung die Kraft zum Handeln verlieren würden.

Was ist der Grund für diese Hoffnung? Was berechtigt zur Hoffnung, auch dann noch, wenn die Situation aussichtslos erscheint?

Das Gefühl dafür, so denke ich, dass wir letztlich keine Fremden in einer Welt sind, die uns gleichgültig gegenübersteht, sondern wir mit der Welt in einer uns letztlich zum Guten dienenden Verbindung stehen. So wenig wir uns selbst in unser Weltdasein gebracht haben, so wenig verdanken wir dieses Passungsverhältnis zur Welt aber uns selbst.

Erst die Rede von Gott, als dem unverfügbaren Grund alles Seins, fügt der Welt und meiner Stellung in ihr einen Sinn hinzu. Es ist die Rede von Gott als einem Gott der Hoffnung, der den „Mut zum Sein“ (Paul Tillich) immer wieder neu anfacht.

Das Christentum hat die Rede von diesem Gott der Hoffnung auf die Spitze getrieben. Paulus deutete die Botschaft von Auferweckung des am Kreuz gestorbenen Christus durch Gottes schöpferisches Handeln so, dass er sie mit der Behauptung einer endgültigen Überwindung des Todes und damit aller lebensfeindlichen Mächte verbunden hat. Der Gott der Hoffnung, christlich verstanden, ermutigt alle, die auf ihn vertrauen, auch dann noch für das Leben zu kämpfen, wenn nach menschlichem Ermessen, alles verloren ist.

Christlich verstanden stirbt zuletzt auch die Hoffnung nicht. Dieser Gemeinspruch wird ja nicht nur mit sarkastischem Unterton gesagt, er drückt schon auch so etwas wie eine verzweifelte Hoffnung aus. Wer auf einen Gott der Hoffnung setzt, der kann hingegen eher in so etwas wie eine getröstete Hoffnung finden. Das wäre für mich eine Hoffnung, die ihren sie tragenden Grund in dem Gott weiß, von dem ich dann auch sagen würde, dass er mich und alle Welt unendlich in seinen Händen hält.

2.
In uns Menschen gibt es offenbar eine gar nicht auszulöschende Kraft des Hoffens, der Erwartung einer guten Welt, einer Situation globaler Gerechtigkeit. Das hat nichts mit einem naiven Optimismus zu tun. Könnte man in dieser Dynamik des zu niemals zu vernichtenden Hoffens, des „ewigen Trotzdem“, das Leben des Geistes, des göttlichen, erfahren?

Die Hoffnung, von der wir sprechen, berechtigt, so denke ich, durchaus zu einer optimistischen Grundhaltung, schließt aber unsere eigene Anstrengung im Kampf für eine Besserung der Verhältnisse im persönlichen und gesellschaftlichen Bereich immer ein. Die Hoffnung, von der wir reden, ist kein naives Vertrauen darauf, dass alles schon irgendwie gut ausgehen wird.

Die Hoffnung, die in Gott gründet und die wir Menschen im Vertrauen auf ihn gewinnen, ist vor allem mehr als eine optimistische, positive Haltung oder ein positives Denken. Diese Hoffnung macht Anspruch darauf, behaupten zu können, dass ein gelingendes Leben für alle, Gerechtigkeit und Glück in dieser Welt möglich sind. Nicht ohne unser Zutun, ganz gewiss nicht. Aber, indem wir uns für eine bessere Welt einsetzen, macht die in Gott sich gründende Hoffnung dessen gewiss, dass unser eigener Einsatz für das, worauf die Hoffnung sich richtet, auch Erfolg haben wird. Es lohnt sich. Unser Engagement wird Früchte tragen. Denn gibt keine Negativität, nicht einmal durch Sterben und Tod, die der Gott der Hoffnung durch seine Negation nicht ins Positive wenden könnte.

Alle, die auch noch in der größten Enttäuschung doch nicht aufhören, gegen das Negative, Lebensfeindliche und Vernichtende anzukämpfen, zehren, so meine ich, zumindest insgeheim von der Kraft dieser Hoffnung, die in Gott gründet. Sie handeln im „trotzigen Dennoch“, das vom Mut der Verzweiflung unterschieden bleibt, weil es aus einer göttlichen Geistesgegenwart kommt, die unendlich erfinderisch macht.

3.
Wer sagt, „die Hoffnung stirbt zuletzt“ oder, weitergehend betont: „Die Hoffnung ist etwas Göttliches“, meint man dann – vielleicht noch unreflektiert – eine universale Hoffnung? Also eine durchaus globale politische Hoffnung, die mehr verlangt als das individuelle Wohlbefinden?

Die Vorstellung, dass die Hoffnung etwas Göttliches ist, dass sie die Wirksamkeit des Geistes Gottes in der kreativen Schaffenskraft unseres menschlichen Geistes garantiert, gefällt mir. Diese Vorstellung verbindet sich mit dem Gedanken, dass die Hoffnung nicht auf eine positive Haltung oder Einstellung der Welt gegenüber beschränkt ist. Die Hoffnung, von der wir reden, ist zwar in uns Individuen die Widerstandskraft, die es macht, dass wir nichts und niemanden je ganz verloren geben. Aber als Quelle eines unversieglichen Lebensmutes ist sie zugleich eine öffentliche, politische Macht.

Die göttliche Hoffnung hat mit Schönfärberei ebenfalls nichts zu tun. Sie erlaubt noch weniger, so zu tun, als würde alles immer schlimmer, Armut und Ungerechtigkeit auf dieser Welt immer weiter zunehmen, Ausbeutung und Unterdrückung ungehindert fortschreiten, Rassismus und Sexismus ungebremst sich ausbreiten und vor allem der Klimawandel ins absehbare apokalyptische Desaster führen.

Ein Quäntchen Optimismus begleitet die göttliche Hoffnung durchaus. Dies aber so, dass der eigene, energische Einsatz im Kampf gegen als das, was nicht sein soll, dazu gehört. Die göttliche Hoffnung ist nicht faul. Sie bewahrt vor Resignation, aber ebenso vor Panik. Der Gott der Hoffnung setzt sich zuletzt mit dem Gott der Vernunft zusammen. Für eine verbesserliche Welt tun wir dann mit der nötigen Entschlossenheit und Klugheit, aber immer auch fröhlich, was wir tun können.

Copyright: Prof. Wilhelm Gräb und Religionsphilosophischer-salon.de