„Homosexuelle kommen nicht in den Himmel“:
Theologische Perspektiven von Kardinal J. Lozano Barragan, Rom
Die italienische Presseagentur ANSA meldet am 2. 12. 2009: Der Kurienkardinal in Rom, Javier Lozano Barragán (ein Mexikaner, 76Jahre alt), habe in einem Interview betont: “Homosexuelle und Transsexuelle kommen nicht in den Himmel“. Als Begründung nannte der Kardinal die „berühmte“ Stelle aus dem Römerbrief des Apostels Paulus (1, 23ff). Wie alle Fundamentalisten versteht er diese Bibelstelle wortwörtlich, er macht sich nicht die geringste Mühe, dieses Statement aus dem Jahre 60(!) in einen historischen Kontext zu stellen.
Der mexikanische Kardinal war bis zu seiner Pensionierung kürzlich einer der engsten Mitarbeiter des Papstes. Er sollte sich als „Präfekt“ um die geistige und körperliche Gesundheit der Katholiken, wenn nicht der Menschheit kümmern! Lozano Barragán fügte in dem genannten Interview hinzu: „Wenn Homosexuelle und Transsexuelle gegen die Würde des Leibes handeln, werden sie bestimmt nicht in das Himmelreich eingehen“. Was das im einzelnen bedeutet, ließ er offen. Indirekt will er wohl sagen: Sie kommen in die Hölle.
Der Kardinal hat offenbar eine direkte Verbindung zum lieben Gott, er glaubt zu wissen, wem die Himmelstür offen steht und wem nicht. Im Mittelalter hatten viele Theologen solches absonderliche Wissen und konnten entsprechend strafen und ausgrenzen. Mit dieser Aussage, eines Kardinals im 21. Jahrhundert, werden Homosexuelle und Transsexuelle offiziell als „Verlorene“, als „Minderwertige“, der Hölle offenbar Anheimgegebene betrachtet. Der Kardinal reiht sich damit aktuell ein in die Hasstiraden von heutigen RAP – Sängern z. B. in Deutschland und Jamaika, vor allem in die Schlägertrupps,, die weltweit homosexuell lebende und liebende Menschen verfolgen und gewaltsam erniedrigen. Von den Verfolgungen Homosexueller bis zum Jahr 1960 selbst in europäischen Staaten ganz zu schweigen.
Im „Religionsphilosophischen Salon“ wird über das Thema auch deswegen diskutiert, weil die Ausführungen des Kardinals die Menschenwürde verletzen und indirekt zum Hass aufrufen.
Diese Aussagen sind skandalös, sie sind –nicht nur theologisch- Unsinn. Selbst der im ganzen homosexuellen feindliche Offizielle Katechismus der römischen Kirche ist da noch milder. Die Frage ist, ob irgendein Theologe oder Bischof diesem Kardinal widerspricht. Aber dazu fehlt es in der römischen Kirche vielleicht längst an Mut. Interessanterweise gehört Kardinal Lozano Barragán zu den Verteidigern der Versöhnung des Papstes mit den Pius Brüdern. Er entschuldigte den Holocaust Leugner, den Traditionalisten Bischof Williamson, mit den Worten: „Ist es eine Sünde, eine Dummheit zu sagen?“ (so die spanische Tageszeitung El Mundo am 8. Feb. 2009). Und als er als Chef des Gesundheit – Ressorts des Papstes zur Aids Thematik angesprochen wurde, begründete er seine Ablehnung der Kondome mit den Worten: „Meine offizielle Meinung besteht darin, das getreu wiederzugeben, was der Papst sagt“, so am 6. Mai 2006, in „Cardinalrating“. Mit solchen Worten haben Funktionäre in Bürokratien aller Länder immer schon gesprochen. Bis jetzt hat sich der Papst nicht von den Worten seines Mitarbeiters distanziert. Ist das zu erwarten?