Die Welt-„Synode“ im Vatikan: Eine große Illusion… und Frustration!

Ein Hinweis von Christian Modehn am 17.9.2023.

1.
Vom 4. bis 29. Oktober 2023 findet im Vatikan eine sogenannte Weltsynode der römisch – katholischen Kirche statt. Ein Ereignis durchaus in der Welt der Religionen…. Hunderte von TeilnehmerInnen, ExpertInnen und JournalistInnen werden aus der weiten Welt nach Rom eingeflogen…Über katholische Vielfliegerei nach Rom wollen wir hier kein Wort verlieren…

2.
Diese Veranstaltung mit 375 Mitgliedern, die der Papst ausgewählt hat, nennt sich „Synode“, der Titel weckt also die übliche Vorstellung einer demokratischen Veranstaltung. Dabei ist dieses päpstlich inszenierte und kontrollierte Treffen nur eine Illusion einer demokratischen Veranstaltung, in der Mehrheitsbeschlüsse auch gelten. Dem ist nicht so, das letzte entscheidende Wort zu allen „Beschlüssen“ hat immer der Papst, er ist bekanntlich der absolute Monarch der Regierung der katholischen Kirche, er vereinigt Legislative, Judikative und Exekutive in seiner einen Person. Ein wahres Vorbild für alle Feinde der Demokratie…Kann die katholische Kirche als a-demokratische Organisation überhaupt die Menschenrechte verteidigen? Siehe LINK

3.
1,2 Milliarden Menschen nennen sich Mitglieder dieser Kirche, etwa 99 Prozent von ihnen sind Frauen und Männer, also so genannte Laien, in der Klerus-Sprache „das gläubige Volk“… Der Papst hat – welche Sensation ! – etwa 45 Laien als stimmberechtigte Mitglieder dieser Synode ausgewählt, alle anderen sind als Kleriker eng und gehorsam und als Kleriker meist ängstlich mit dem Papst verbunden: Es sind 275 Bischöfe und 50 weitere männliche Kleriker… Von einer repräsentativen Veranstaltung kann also keine Rede sein, einer Synode, die wirklich die Mitgliederverhältnisse der Organisation katholische Kirche spiegelt…
Die anwesenden theologischen Expertinnen und Experten dürfen nicht abstimmen.
Nebenbei: Man achte bitte auf die Kleiderordnung bei den entsprechenden Mess-Feiern im Petersdom: Die teilnehmenden Bischöfen tragen alle gleich gestaltete Messgewänder mit den gleichen Mustern und Farben etc., sie lassen sich also schon kleidungsmäßig gleichschalten, als uniforme Masse darstellen. „An ihren Kleidern sollt Ihr sie erkennen“, ein altes Sprichwort bezogen aus die Klerus und seine Kleiderhierarchien…. LINK
4.
Schon einmal hat der Papst Beschlüsse einer von ihm einberufenen Synode abgewiesen: In der „Amazonassynode“ (2019) beschlossen sogar die Bischöfe, den Pflichtzölibat für Priester wenigstens für diese Region aufzuheben. Der Papst lehnte das ab.
Immer taucht in solchen Zusammenhängen das Argument auf: Man muss Rücksicht nehmen auf die große Weltkirche bei solchen Entscheidungen. Diese Argumente sind aber nur pure Ideologie des klerikalen Machterhalts. Denn was interessiert es einen Katholiken in Tokio oder Salamanca, ob es im Amazonas-Bereich verheiratete Priester gibt? Oder vielleicht doch? Weil sie in Tokio Salamanca und anderswo auch gern verheiratete Priester hätten? Und dann würde das theologisch sinnlose, aber ökonomisch sinnvolle Zölibatsgesetz den Herren im Vatikan um die Ohren fliegen. Und das würde vieles verändern und viel Staub aufwirbeln…

5.
Warum also diese eigentlich sinnlose Veranstaltung im Vatikan im Oktober 2023?, vollmundig und diplomatisch verlogen „Synode“ genannt? Es soll die Illusion geweckt werden: Ihr Laien dürft doch auch mitentscheiden, wir lieben euch, die Schäfchen, so sehr als eure treuen Hirten.
Aber: Ihr könnt beraten und als kleine Laien-Minderheit beschließen, die Beschlüsse hingegen unterstehen hinsichtlich ihrer möglichen Geltung in der absoluten päpstlichen Wahl-Monarchie der Laune des Papstes.

6.
Auf die Ergebnislosigkeit und deswegen auch Sinnlosigkeit dieser so genannten „Synode“ weisen kompetente Theologen und Kirchenhistoriker jetzt vermehrt hin. Etwa Prof.Hubert Wolf, Kirchenhistoriker an der Uni Münster. In einem Interview, im katholischen Dom Radio zu Köln am 16.9. 2023 publiziert, sagte Prof. Wolf u.a.: „Behauptet wird jetzt, dass Laien und sogar Frauen bei der Weltbischofssynode etwas entscheiden können. Das ist vollkommen falsch. Tatsächlich können sie den absolutistischen Herrscher nur demütig bitten, irgendetwas zu ändern. Es gibt noch nicht mal eine Tagesordnung…. Papst Franziskus kommt nicht aus einer europäischen, synodalen Tradition. Sein ganzer Regierungsstil zeigt: Er hält sich nicht an Regeln.Das zeigt etwa der Fall Woelki, wo der Papst laut Kirchenrecht innerhalb von drei Monaten über das Rücktrittsgesuch des Kölner Kardinals hätte entscheiden müssen.“
So sollte man mit guten Gründen denken, die Weltsynode hätte gar keinen Sinn. Aber vielleicht sorgt der heilige Pater Pio für ein Wunder oder vielleicht die heiligen Seherkinder von Fatima? Prof. Wolf meint richtig und theologisch ernüchtert: „Es braucht weder einen Synodalen Weg noch eine Weltbischofssynode. Das wird ein weiterer Debattierclub ohne rechtliche Vollmachten. Die großen Streitpunkte sind aus historischer Sicht längst geklärt… Es gibt in der Tradition verheiratete Priester – lasst uns sie also wieder zulassen. Es gibt in der Tradition Diakoninnen – lasst uns also wieder welche weihen. Es gibt in der Tradition alternative Leitungsmodelle für Gemeinde – lasst sie uns also praktizieren.
Meine Befürchtung ist: Nach der Weltbischofssynode wird es wieder viele Enttäuschungen geben.“
Quelle: https://www.domradio.de/artikel/historiker-nennt-synode-debattierclub-ohne-vollmachten.
7.
Auch in „Christ und Welt,“, der Beilage von „Die Zeit“, am 14.9. 2023, Seite 4, befasst sich der Historiker, Prof. em. Volker Reinhardt, Fribourg (CH), mit dieser so genannten Weltsynode:
„Der Papst tut so, als gehe es in dem Gremium um Mitbestimmung. Dabei ist es eine pseudodemokratische Illusion“. Prof. Reinhardt dokumentiert genau die ablehende Haltung von Papst Franziskus gegenüber dieser „Synode“: Den „synodalen Weg“ in Deutschland etwa nannte er eine neue Art von Pelagianismus, also eine Ketzerei…
Demokratische Mitbestimmung wird absolut abgelehnt im Vatikan. „Denn sie verstößt gegen die himmlisch garantierte Grundordnung der Kirche….Vor allem: Inhaber unbeschränkter Gewalt geben diese nicht freiwillig ab“, so Prof. Reinhardt in dem genannten Beitrag.

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