Ein Hinweis von Christian Modehn
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Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik „Philosophische Satire“, darin wurde kürzlich die TRUMP-Hymne veröffentlicht, der Titel: „Ich bete an die Macht der Lüge“…
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Bevor der kleine, aber nicht lächerliche Kulturkampf um das Kreuz auf dem neu errichteten Berliner Schloss bzw. dem Humboldt-Forum weiter eskaliert: Ein Vorschlag der Güte und der allgemeinen Beruhigung im Sinne einer Beendigung der Debatte: Denn diese raubt geistige Energien für dringendere Fragen: Etwa, was denn nun in diesem Schloß – ähnlichen Gebäude tatsächlich Wichtiges und für die Menschheit Weiterführendes passieren soll. Darüber sollte man entscheiden im Sinne des weit und liberal denkenden Humboldt und nicht der einstigen, weithin verkalkten Schlossherren.
Also: Die Erkenntnis heißt:
Liebe Verehrer des Kreuzes auf dem so genannten nachgebauten Berliner Schloss: Erhebt nur euren frommen und rückwärtsgewandten Blick ein bisschen nach oben, wenn ihr vor eurem Gebäude steht und Richtung Alexanderplatz schaut. Denn da seht ihr mindestens meist nachmittags – so Gott und das Wetter wollen – doch immer schon ein Kreuz. Ein wirklich tolles, strahlendes Kreuz, das förmlich die ganze Stadt und auch euer Schloss segnet: Dieses prächtige, nicht zu beseitigende, nicht abzubauende christliche Kreuz ist auf dem Fernsehturm am Alexanderplatz sichtbar. Es erscheint mit nicht manipulierbarer Regelmäßigkeit, seit Genosse Walter Ulbricht 1969 diesen monumentalen Turm einweihte. Dieses Kreuz ist ein kleines Wunder aus Technik und Wetterlage: Es ist nämlich der kapitalistische Krupp-Stahl (tatsächlich, kein Witz), den Genosse Ulbricht für die Kugel am Turm in ca. 200 m Höhe verwenden ließ; die Luftwirbelung sollte vermindert werden, deswegen wurden ca. 1000 kleine „Pyramiden“ angebracht, sie verringern die Aggressivität der Winde und beschenken ganz Berlin, weithin sichtbar, auch für die Schloss-Herren, mit einem Kreuz, das sich zeigt, wenn die Sonne auf diese kleinen Pyramiden fällt… (Pyramiden erzeugen ein Kreuz: Das wäre fast ein Thema für Religionswissenschaftler oder für eine Meditation von Eugen Drewermann…)
Also: Liebe Schlossherren, ihr habt doch schon seit langem euer Kreuz! Schaut nur nach oben. Sehr genau etwas weiter! Oder blickt auch manchmal selbstverständlich kurz links zur Seite, denn seht ihr, dass der sehr benachbarte Berliner Dom ja auch noch nicht mit einem Halbmond oder einem Judenstern geschmückt ist, sondern immer noch mit einem euch so teuren und so kulturell prägenden Kreuz. Noch ein Kreuz auf dem so genannten neuen Schloss ist doch ein bisschen zu viel für Stadt, in der zwei Drittel der Bewohner vom christlichen Kreuz gar nicht soviel halten. Sonst fällt bald das Stichwort Kreuzzüge und ihr werdet bald Kreuzritter genannt, auch nicht so sympathisch, oder vielleicht doch, wenn man an „die“ Muslime denkt…
Ein weiter führender Vorschlag der Güte, den sicher die katholische Kirche Berlins auf der Suche nach Attraktionen sofort realisieren wird: Dadurch, dass das Kreuz auf Genosse Ulbrichts Fernsehturm tapfer nach wie vor erscheint sollte man unten, neben dem Turm, ein Wallfahrtszentrum einrichten: „Zum heiligen Kreuz am atheistischen Alex“ wäre der Titel. Denn letztlich besehen, bei einer nun einmal fromm argumentierenden Theologie, ist das Kreuz auf Genosse Ulbrichts Fernsehturm doch wirklich ein Wunder: Ein Geschenk des lieben Gottes an die damals (auch heute noch sozial) gespaltene Stadt. Ich kenne Leute, die Wunder bezeugen würden als Bestätigung dieses Kreuzeswunders. Einer sagte mir: Das größte Wunder ist, dass die Berliner noch nicht das Rote Rathaus gestürmt haben, um die Politiker zu vertreiben, die etwa den Neubau des Flughafens Schönefeld vermasseln und dabei Milliarden Euro verschleudern…
Für dieses Gottesgeschenk am Alex sollte man sich als schleunigst bedanken und eben ein Wallfahrtszentrum einrichten, dort könnte für die Einsicht der Politiker nebenan im Rathaus gebetet werden. Falls es diese gibt, wäre ein zweites Wunder passiert. Vielleicht könnte der Marien-Wallfahrstort Fatima logistisch am Alex behilflich sein. Vielleicht war eines der Fatima-Geheimnisse gar auf das Kreuz an Walters Fernsehtrum bezogen, war das Kreuz eine stille Voraussage der Wende? Fatima weiß es… In jedem Fall sollte der Wallfahrtsort am Alex dem tatsächlich vorhandenen „Kreuzorden“ zur Leitung übergeben werden. Dieser reaktionäre römisch katholische Orden, weltweit 130 Mitglieder, ist ja bekanntlich (auch dies ist für Nicht-Insider gesagt, kein Witz) mit dem katholisch-sektiererischen „Engelwerk“ (Opus Angelorum) verbunden, also jener immer noch bestehenden römisch-katholischen Organisation, die die fromme Frau Garbriele Bitterlich begründete. Ein Engelorden in den luftigen Himmels-Höhen des Fernsehturms, das wäre doch großartig. Und die vielen Pilger könnten dann gleich weiter pilgern zum Humboldt Forum., falls da noch interessante Programme zustande kommen.
Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin