Als Jesus zum Gott erklärt wurde: Das Bekenntnis des Konzils von Nizäa (325) überwinden

Ein Hinweis von Christian Modehn am 22.1.2025

Ein Vorwort:
Die Kirchen klammern sich auch heute sehr gern an Vergangenes, verteidigen alte, tote Dokumente, wiederholen sie, kauen sie durch, beten sie nach. Darum geht es in diesem Beitrag. Wer also die Kirchen heute verstehen will, sollte sich auch mit dieser kirchlichen Leidenschaft für Vor-Vor-Gestern befassen und dem zähen Verteidigen unverständlicher Dogmen.

1.
Das ökumenische Konzil von Nizäa vor 1700 Jahren (325) elementar zu kennen und kritisch zu bewerten, ist nicht bloß Sache von Fachtheologen und Fachphilosophen. Denn mit dem metaphysisch hoch abstrakten Glaubensbekenntnis des Konzils von Nizäa (Fußnote 1) wurde der christliche Glaube zu einer Art spätantiker Theorie bzw. Ideologie. Dabei wurde in den Glaubensbekenntnissen auch nach dem Konzil von Nizäa die Verbundenheit der Christen mit dem Juden Jesus von Nazareth weitgehend ins Unbedeutende degradiert. Weil das Christentum eine Religion für alle (für die Heiden) sein sollte, glaubten die Kirchenführer, die Nähe des Christentums zum Juden Jesus von Nazareth (und damit zum Judentum insgesamt) reduzieren zu müssen. Das ist ein entscheidender Fehler des Konzils.
Zusammenfassend gesagt: Das Konzil von Nizäa ist also heute nur ein Problem, nur eine Belastung. Lässt sich dieser Fehler (d.h. der Verzicht auf den Juden Jesus von Nazareth im Bekenntnis des Konzils) noch korrigieren? Dies sollte eine der entscheidenden kritischen Fragen anläßlich des Nizäa – Jubiläums 2025 sein.
Genauso wichtig wäre das Eingeständnis der Kirchenführer heute: Dieses Glaubensbekenntnis von Nizäa und das spätere des Konzils von Konstantinopel (381) und dann von Chalcedon (451) sind ein Irrweg, sie haben aus einem lebendigen Glauben eine großspurige metaphysische Theorie gemacht inklusive der Klerus – Herrschaft. Diese Nizäa – Konstantinopel Bekenntnisse haben also nur noch historischen Wert, sie sind keine Hilfe zu einem Leben im Sinne Jesu von Nazareth. Darum also geht es in diesen knappen Hinweisen. Ob mit dieser Abwehr dieser Konzils – Bekenntnisse konstruktive Debatten eröffnen, ist bei der Bindung der katholischen und orthodoxen Theologie an die Kirchenführung sehr zweifelhaft.

2.
Ein ganz großes ökumenisches Jubiläum der Kirchen wird in diesem Jahr 2025 (offizieller Gedenktag ist der 19. Juni) gefeiert. Als hätten die Kirchen in dieser verrückt gewordenen Welt nichts Dringenderes zu tun…
Die meisten christlichen Kirchen (vornehmlich die katholische und die orthodoxen Kirchen) preisen schon heute, wie zuvor schon, die Konzilsbeschlüsse von Nizäa. Nizäa heißt heute Iznik, eine kleine Ortschaft in der Türkei nahe Istanbul.

3.
Die Kirchenführer werden das Glaubens-Bekenntnis aus dem Jahr 325 also alsbald bestätigen und nachbeten (ein Beispiel in Fußnote 2).
Mit dem Konzil setzte sich die umfassende Dogmatisierung und damit Versteinerung des christlichen Glaubens durch. Der christliche Glaube wurde mit einer metaphysischen Begrifflichkeit der griechischen Philosophie definiert. Gott wurde sehr plastisch als handelndes Wesen, als Person, gedacht, ihn glaubten diese Theologen und ihre Kaiser förmlich „in den begrifflichen Griff zu bekommen“. Dadurch, so hofften diese Herren, sollte der christliche Glaube universell für alle gedanklich erreichbar sein, was vielleicht für einige gebildete Philosophen damals zutraf.

4.
Es begann also spätestens im 4. Jahrhundert die Zeit, in der die Kirchenführer und ihre Theologen nur noch den universellen Christus im Blick hatten, jene göttliche Heilsgestalt, dem sich alle Menschen weltweit anschließen sollten. Die Kirchenführer glaubten, völlig unbescheiden, wenn nicht arrogant, von Gott sehr Genaues zu wissen: Etwa: Vom Leiden der Menschen und den Sünden könne nur Gott persönlich die Menschen befreien. Darum muss Gott selbst in die Welt kommen, und sei es in der Gestalt des Logos aus dem Himmel herab. Und dieser Logos als „Sohn Gottes im Himmel“ ist Christus auf Erden…Tatsächlich aber war diese universelle Christusgestalt immer noch mit Jesus von Nazareth verbunden und deswegen sprach man und spricht heute noch von Jesus Christus. Dieses undeutliche Schwanken in den christlichen Texten zwischen Jesus und dann Jesus Christus oder schließlich nur noch „Christus“ – etwa als Pantokrator (Allherrscher) in den Basiliken als Mosaik gestaltet – ist auch in üblichen alten Kirchen-Liedern zu beobachten, etwa in den populären Weihnachtsliedern, aber das ist ein anderes Thema.

5.
Christen von Island bis Japan, von Mexiko bis zum Kongo sollen heute die Glaubens – Formeln spätantiker griechischer Philosophie nachsprechen. So wird bis heute eine Spiritualität propagiert, die fast niemand – und dann nur mit vielen Wörterbüchern und Erläuterungen – versteht. Religiöse Entfremdung sollte man das nennen. Diese spätantiken Floskeln und „Mysterien“ werden z.B. den 1,4 Milliarden Katholiken als gültiges Bekenntnis aufgezwungen: Wer diese Worte nicht nachspricht, kann – etwa als offizieller Theologe – als Ketzer ausgestoßen werden. Bekanntlich hat sich die katholische Kirche definitiv festgelegt , niemals auch ein irgendwann einmal formuliertes Dogma wieder zu korrigieren oder sogar abzuschaffen. Man denke etwa an das Dogma der unbefleckten Empfängnis Mariens durch ihre imaginäre Mutter Anna oder an das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes, vom Wahn des Erbsünden-Dogmas ganz zu schweigen. All das soll „geglaubt“ werden. So auch das Glaubensbekenntnis von Nizäa.

6.
Einige elementare Informationen zum Konzil von Nizäa im Jahr 325:
Die Voraussetzung für dieses Treffen ist: Kaiser Konstantin hatte sich 312 persönlich dem Christentum zugewandt. Er war von der in seinen Augen wundertätigen Lehre der Christentums und seines Gottes so begeistert, dass er sich als Laie wie eine Art Bischof gerierte. Er war leidenschaftlichst daran interessiert, die Christen, damals noch eine Minderheit von 10 Prozent der Bewohner des Reiches, einig und stark zu machen. Denn problematische theologische Lehren hatten sich ausgebreitet, eine etwa wurde vorgetragen von dem Theologe Arius: Er hatte erkannt: Jesus Christus sei nur ein Geschöpf Gottes, des ewigen „Gott – Vaters“, wenn man so will. Aber Jesus Christus sei selbst nicht als Gott zu bezeichnen. Genau darüber berieten die ca. 300 Bischöfe in Nizäa, sie kamen zu dem Schluß: Jesus Christus ist mit Gott, dem Vater, wesensgleich (homoousios heißt das viel zitierte griechische Wort) und wesenseins mit Gott- Vater. Und der wird als der Schöpfer der Welt gedacht, eine Gedanke, der wichtig bleibt. Aber hier geht es um anderes: Jesus Christus muss als Gott bezeichnet und verehrt werden. Es ist also der göttliche Logos, der Sohn von Gott – Vater, der in Jesus von Nazareth Mensch wird und einige Jahre auf dieser Erde, in Judäa – Israel, gelebt hat.

7. Nebenbei etwas theologisch Absurdes:
Dieses Problem liegt nahe, wird aber kaum gestellt und bleibt theologisch bis jetzt unbeantwortet: Wenn der göttliche Logos (der Sohn) also auf die Erde herabsteigt, wie es heißt, und Mensch wird, dann ist doch sozusagen der Platz des Sohnes neben Gott – Vater im Himmel für ein paar Jahre leer. Das heißt: Es gab also einmal eine himmlische Logos – freie Zeit: Wenn man das Problem auf die Trinität bezieht, muss man sagen: So etwa ab dem Jahr 2 bis ca. zum Jahr Jahr 35 (Jesu Tod) gab es nur eine unvollständige Trinität. Man sieht an diesem Beispiel, zu welchen absurden Spekulationen man heute noch kommt, wenn man das Dogma bedenkt: Jesus Christus ist Gott.

8.
Man hat in den Kirchen meines Wissens immer vermieden, wenn denn von der Menschwerdung des Logos die Rede war, zu sagen: „Der Logos wurde Jude.“ Oder anders gesagt: Gott wurde doch nicht etwa nur im allgemeinen „irgendwie Mensch“. Sondern: Gott wurde Jude (in Jesus von Nazareth). Eine Formulierung, die natürlich auch wieder paradox ist: Denn Gott war ja sozusagen jüdisch, gedacht im Sinne der Mythen und Erzählungen der hebräischen Bibel.

9.
Einige weitere historische Fakten:
Die Gültigkeit der Konzilsbeschlüsse von Nizäa und den danach folgenden Konzilien mussten von den jeweiligen Kaisern bestätigt werden. Der Kampf um die geistliche, theologische Vormacht von Kaisern und Päpsten hatte begonnen.
Theologen und Bischöfe, die sich gegen die von der Mehrheit angenommenen Bekenntnisse wandten, wurden exkommuniziert, so etwa der in Alexandrien lehrende Theologe Arius. Gegen ihn wandte sich besonders der äußerst einflußreiche heftige Patriarch von Alexandria, Athanasius, mit aller Macht.
Aber mit Gewalt und Strafen lassen sich Ideen nicht töten: Auch Arius sammelte seine Anhänger, die jeweiligen Feinde wurden bis aufs Blut verfolgt und gehasst, es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Ein abstraktes, philosophisch – metaphysisches Glaubensbekenntnis kann allerhand Unheil bewirken, Frieden jedenfalls nicht. Und die erwünschte theologische Einheit als Uniformität zur Sicherung der Innenpolitik im Reich brachte das Konzil auch nicht. Nach dem Konzils von Chalcedon (451) wurde die gegensätzliche, verfeindete Vielfalt der Kirchen mit ihren unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen ganz evident, etwa in den so genannten „alt-orientalischen Kirchen“, die (in Äthiopien, als Kopten in Ägypten usw..) bis heute glauben: Jesus Christus habe nur eine einzige, nämlich eine göttliche Natur gehabt (Monophysiten).

10.
Das Konzil von Nizäa kann man nur als Start für weitere dogmatische Festlegungen verstehen. In Konstantinopel versammelten sich im Jahr 391 erneut viele Bischöfe, Laien waren bestenfalls als Beobachter irgendwie dabei, schon damals, nur die „Laien – Kaiser“ beherrschten das Ganze. In Konstantinopel wurde nun auch die Göttlichkeit des heiligen Geistes als Dogma und Glaubensbekenntnis verkündet. Der heilige Geist wurde als dritte Person Teil der göttlichen Dreifaltigkeit. In der Trinitätslehre wurde das gedankliche Wagnis probiert: Drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist, haben nicht nur das eine gemeinsame göttliche Wesen gemeinsam, sie sind auch zu dritt dieses eine göttliche Wesen. Der Theologe Hermann Baum nennt in seinem immer noch sehr empfehlenswerten Buch „Die Verfremdung Jesu“ (Düsseldorf 2006, S. 154) diese Trinitäts-Lehre ein „bloßes Gedankenkonstrukt“ (S. 154). „Es entzieht sich jeder menschlichen Vorstellungskraft“ (S. 155). Und man kann mit Hermann Baum nur schmunzeln, wenn dieses gedankliche Ungetüm den Glaubenden bis heute als absolutes Geheimnis, als hinnehmbares und hinzunehmendes göttliches Mysterium empfohlen wird. Da ist der in den Niederlanden lehrende katholische Theologe Edward Schillebeeckx mutiger und vor allem ehrlicher, wenn er sagte: Auf diese Trinitätslehre sollte die Kirche heute verzichten (LINK ) Aber das macht sie nicht, sie mutet den Glaubenden Unsägliches, Mysterium genannt, Nicht Nachvollziehbares, zu. Das heißt: Die Kirchen bieten den Glaubenden „Steine statt Brot“, kann man mit der Bibel sagen. Die Frommen lieben das Unverständliche, das Mysteriöse, das sie ja auch zusätzlich und anderweitig in esoterischen Kulten finden und pflegen. Religion wird also ins Nebulöse gedrängt. Und der alles interpretierende Klerus kann seine phantasiereiche Macht zeigen…

11.
Wird nun aber Jesus Christus als Gott und zugleich auch als Mensch gedacht und verehrt, entsteht wie von selbst die Frage: Hat der in Palästina lebende Jesus (Christus) denn nun zwei Willen gehabt, einen göttlichen und einen menschlichen Willen? Wie passten diese beiden Willen in der einen Person Jesus Christus zusammen? Diese hochspekulativen Fragen will ich hier nicht weiter ausbreiten: Es sollte nur gezeigt werden, mit welchem hochspekulativen Kram sich die Christen damals befassten, hatten sie sich erst mal eingelassen in die Übernahme spätantiker Philosophie als Formulierung des universellen christlichen Glaubens. Ein hübsches Detail zu den zwei Willen in der einen Person Christi: „Als Papst Martin I. (649 – 653) sich zugunsten von zwei natürlichen Willen in Jesus Christus äußerte und ihn die Patriarchen von Konstantinopel und Alexandrien wegen ihrer Ansicht: „Jesu Christus hatte nur einen Willen“ mit dem Kirchenbann belegte, ließ ihn der Kaiser im Jahr 653 nach Konstantinopel verschleppen und als Hochverräter auf die Krim verbannen. Im Konzil von Konstantinopel 680 wurde dann doch gelehrt: Jesus Christus habe zwei Willen gehabt, „ungetrennt, unveränderlich, unteilbar und unvermischt in ihm“, wie es „weise“ und unverständlich heißt. (Siehe dazu das Buch des katholischen Theologen Hermann Baum, „Die Verfälschung Jesu“, S, 161.)

12.
Wichtig bleibt, und darauf muss noch einmal ausdrücklich hingewiesen werden: Im Glaubensbekenntnis von Nizäa ist von Christus als dem göttlichen Logos die Rede, entsprechende Inspirationen schon des Johannes – Evangeliums aufgreifend. Aber in dem Nizäa- Bekenntnis ist von dem Juden Jesus von Nazareth nur sehr marginal die Rede. Kein Wort in einem offiziellen Glaubensbekenntnis von der Bergpredigt Jesu, von Jesu Gleichnissen, von seiner Verbundenheit mit den Menschen, den Frauen, den Leidenden usw. Es ist der Verlust des Erzählens, der Beispiele, der diese Glaubensbekenntnisse so ins Abstrakte – Uninteressante – Nicht – Bewegende führt. Es wird keine Geschichte erzählt von diesem Jesus, den man nun ehren und verehren soll. Diese dann für gültig erklärten und ewig nachgeplapperten Bekenntnisse sind so entleiblicht und enthistorisiert, dass sie Assoziationen an Parteiprogramme wecken. Diese Bekenntnisse wollen ja eigentlich Erlösung erzählen, aber sie sind eher eine Ideologie, die fast niemand versteht. Und, wie gesagt, die Schande, dass diese Ideologie bis heute fortgesetzt wird. „Erlösung erscheint hier isoliert vom aktuellen Leben, Erlösung wird bezugslos…Allein das historisch greifbare irdische Wirken Jesu von Nazareth vermag das zu erschließen, was christlich Erlösung bedeutet.“ (So der katholische Theologe Hans Kessler, S. 59 und 61). Und der katholische Professor für Altes Testament Fridolin Stier schreibt in seinen „Aufzeichnungen“ „Vielleicht ist irgendwo Tag“ ( Herder – Verlag 1993 S. 38): „Haben die christologischen Bekenntnissätze, die Dogmen, die sagen, definieren, bestimmen, was Jesus ist, als solche die Kraft, die Begegnung mit Jesus zu vermitteln? Oder ist es so, dass von der christologischen Ikone die Aktivität des lebendigen Jesus verdeckt wird?“ Noch deutlicher wird der Theologe und Historiker Maurice Sachot, der in seinem Buch auch den Religionshistoriker René Nouailhat (Strasbourg) zitiert: „Die christologischen Definitionen sind nicht mehr Ausdruck der Glaubensbekenntnisse von Personen oder von Gruppen. Die Definitionen drängen sich vielmehr auf wie institutionelle Kategorien, wie der Ausdruck eines neuen Machtdiskurses …“ (Seite 214).

13. Der Vorschlag:
Es wäre Thema eines heutigen, vernünftigen christlichen Glaubensbekenntnisses: Es sollte regional – kulturell verschieden sein und Ausdruck des wirklichen Glauben der Menschen sein. Man könnte in die Richtung denken:
Christen verehren den Propheten Jesus von Nazareth, sie schätzen dessen Menschenfreundlichkeit und Liebe, seine Bereitschaft, für die Gerechtigkeit einzutreten und zu sterben. Und sie sind überzeugt, dass ein solcher Mensch im Tod nicht ins Nichts versinkt. Und sie werden sagen: Dieser jüdische Mann Jesus von Nazareth lebte in enger liebevoller Verbundenheit mit einem absoluten Seinsgrund und Lebensgrund, den man als Symbol Gott nennen kann. Und dieser Jesus fühlte sich geleitet von seiner menschlichen Vernunft, die etwas Heiliges ist im Menschen und die selbstverständlich in allen Menschen lebt und wirkt und wie beim Propheten Jesus von Nazareth etwas Ewiges ist.
Für mich ist das Glaubensbekenntnis der niederländischen Remonstranten Kirche von 2006 ein Beispiel für ein heute mögliches Bekenntnis, das übrigens bei den Remonstranten nicht vorschrieben ist, sondern als Impuls und Orientierung verstand wird: LINK. https://forum.remonstranten-berlin.de/94/ein-neues-glaubensbekenntnis-ein-ausdruck-der-freiheit/

Fußnote 1: Das Glaubensbekenntnis von Nikäa.

Ich glaube an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.

Und an den einen Herrn Jesus Christus,
den Sohn Gottes,
der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters,
Gott aus Gott, Licht aus Licht,
wahrer Gott aus wahrem Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater (homoousion to patri);
durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist;
der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist,
Mensch geworden ist,
gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist,
aufgestiegen ist zum Himmel,
kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten;

Und an den Heiligen Geist.

Auf Griechisch:
Πιστεύομεν[1] εἰς ἕνα Θεόν Πατέρα παντοκράτορα, πάντων ὁρατῶν τε καὶ ἀοράτων ποιητήν.

Καὶ εἰς ἕνα κύριον Ἰησοῦν Χριστόν, 
τὸν υἱὸν τοῦ Θεοῦ, 
γεννηθέντα ἐκ τοῦ Πατρὸς μονογενῆ, 
τουτέστιν ἐκ τῆς οὐσίας τοῦ Πατρός, 
Θεὸν ἐκ Θεοῦ, φῶς ἐκ φωτός, Θεὸν ἀληθινὸν ἐκ Θεοῦ ἀληθινοῦ, 
γεννηθέντα, οὐ ποιηθέντα, ὁμοούσιον τῷ Πατρί,
δι’ οὗ τὰ πάντα ἐγένετο, τά τε ἐν τῷ οὐρανῷ καὶ τὰ ἐπὶ τῆς γῆς,
τὸν δι’ ἡμᾶς τοὺς ἀνθρώπους 
καὶ διὰ τὴν ἡμετέραν σωτηρίαν κατελθόντα 
καὶ σαρκωθέντα καὶ ἐνανθρωπήσαντα,
παθόντα, καὶ ἀναστάντα τριτῇ ἡμέρᾳ, 
καὶ ἀνελθόντα εἰς τοὺς οὒρανούς,
καὶ ἐρχόμενον κρῖναι ζῶντας καὶ νεκρούς.

Καὶ εἰς τὸ Ἅγιον Πνεῦμα.)
…………

Das Nicäno-Konstantinopolitanum von 451 (auch Nicaeno-Konstantinopolitanum oder Nizäno-Konstantinopolitanum oder Großes Glaubensbekenntnis genannt) ist auch ein Glaubensbekenntnis, es wird als „Credo“ oft in den Messen und Gottesdiensten verwendet. Im Katholischen Gesangbuch Gottlob hat es die Nr. 586,2, im evangelischen Gesangbuch z. b. In Württemberg die Nr. 687.

Der deutsche Text der katholischen Kirche:

Wir glauben an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles erschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbareWelt.
Und den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil
ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen
durch den Heiligen Geist von der Jungfrau
Maria
und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius
Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden nach der
Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn
angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, katholische
und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe
zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.
Amen.

Fußnote 2:
Nur ein Beispiel für viele, wie heute in katholischen Medien von den Feierlichkeiten des Konzils von Nizäa gesprochen wird: Das eigentlich theologisch – progressive katholische „Haus am Dom“ in Frankfurt/M. kündigt sein Symposium zu Nizäa (6. – 8.3.) u.a. mit diesen Worten an: „Das Konzil von Nizäa zeigt mit seinen Beschlüssen das normative Idealbild einer einzigen, organisatorisch geeinten, in Lehre und Praxis einheitlichen und, in diesem Sinne, ökumenischen Gesamtkirche“. Diese Behauptungen sind zu lesen in dem Programm dieser Akademie zum Halbjahr 2025, S. 15.

Literaturempfehlungen:
Angesichts der immensen Fülle von Fachliteratur zum Thema empfehlen wir zum weiteren Studium vor allem das leider nur noch antiquarisch zu erwerbende Buch des katholischen Theologen und Philosophen:
Hermann Baum „Die Verfremdung Jesu“, Düsseldorf 2006. Dieses grundlegende, äußerst wichtige Buch sollte man bestellen, solange dieses Buch überhaupt verfügbar ist.

Paul Veyne, „Als unsere Welt christlich wurde (312 -394).“ „Untertitel: Aufstieg einer Sekte zur Weltmacht. C.H.Beck Verlag, 2008. Sehr detaillierte Studien des international geschätzten Althistorikers.

Hans Kessler, „Erlösung als Befreiung“, Düsseldorf 1972.

Gottfried Bachl, „Der schwierige Jesus“, Innsbruck -Wien, 1996.

Maurice Sachot, „L invention du Christ. Genèse d une religion“, Paris 1998.

 

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