Ein philosophisch – christliches Glaubensbekenntnis für heute und morgen.

Vom Apostel Paulus inspiriert … und darüber hinaus.
Ein Hinweis von Christian Modehn am 12.3.2025

1. Eine Vorbemerkung:

Bekenntnisse des christlichen Glaubens können heute auch kurze Essays, Aphorismen oder philosophische Poesie sein.

Dies gilt angesichts der immer noch üblichen Geltung der nahezu unverständlichen Bekenntnisse aus dem 4. und 5. Jahrhundert.

Im Neuen Testament, in der „Apostelgeschichte“, wird eine merkwürdige Geschichte erzählt (Kapitel 17, Vers 16 – 34):
Der Apostel Paulus hält sich in Athen auf, einem Zentrum verschiedener philosophischer Schulen, der Stoiker, Epikureer und Neuplatoniker. Und mit diesen Philosophen sucht Paulus das Gespräch, so die Erzählung.

Wir haben das philosophisch geprägte Bekenntnis des Apostels Paulus dort, auf dem Areopag in Athen, neu formuliert. Und dabei entsteht eine Art philosophisch begründendes, sehr kurzes Glaubens – Bekenntnis mit einem universellen Interesse. Dieses Bekenntnis führt noch weiter: Zu einem leidenschaftlichen Ja zu den universell geltenden Menschenrechten. Sie werden des heutigen christlichen „Glaubensbekenntnisses“.

2.
Zunächst das philosophisch orientierte christliche Bekenntnis, inspiriert vom Paulus-Text in der Apostelgeschichte Kapitel 17, Vers 16 – 34:

„Gott hat die Welt erschaffen und alles in ihr. Der Herr über Himmel und Erde wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhand gemacht sind.
Gott gibt allen das Leben. Keinem Menschen ist Gott fern.
In ihm leben wir. In ihm bewegen wir uns und sind wir. Wir Menschen sind von seiner Art.“
Bis dahin folgen wir dicht den Aussagen des Apostels Paulus, jetzt folgt unsere Interpretation der Aussagen des Paulus zu Jesus Christus:

“Der Mensch Jesus von Nazareth lebte ganz mit Gott verbunden.
Nach seinem Tod erkannten seine Freunde: Er hat den Tod überwunden, so wie alle Menschen den Tod überwinden: Denn alle Menschen sind mit dem Ewigen verbunden: Denn in ihm (Gott) leben wir. In ihm bewegen wir uns und sind wir.“

An dieses klassische Glaubensbekenntnis schließt sich eine Erweiterung des christlichen Glaubensbekenntnisses an:

„Der christliche Glaube ist nur wirklich, wenn er in der Praxis der Mitmenschlichkeit lebt. Entscheidende Orientierung dafür bietet die „Erklärung der universell geltenden Menschenrechte“ von 1948: Dabei können durchaus neu erkannte soziale, klimabezogene oder Gender – bezogene Menschenrechte hinzukommen.
Aber darauf kommt es an: Die Menschenrechte und die Pflicht der Menschen, diese praktisch zu respektieren, sind Teil des christlichen Glaubens, also des Glaubens an eine göttliche Wirklichkeit: Sie hat jeden Menschen mit einer absolut wertvollen, ewigen, göttlichen Qualität geschaffen. Das ist eine Erkenntnis seit Albertus Magnus, Meister Eckart, Hegel … Diese Erkenntnis würde aber im engen religiösen Bereich verbleiben, wenn nicht die politische Dimension der Menschenrechte für die Verbindung des Glaubens mit der Praxis der Menschen sorgen würde.“

3.
Es ist bemerkenswert, dass der Autor der Apostelgeschichte im unmittelbaren Umfeld der Areopag – Erzählung den christlichen Glauben nicht etwa als Dogma, als Lehre, als Doktrin bezeichnet, sondern: Als „neuen Weg“. (Apg. 19,9, in der „Einheitsübersetzung“ der Bibel).
Der christliche Glaube als „WEG“ – eine sympathische „Definition“, die heute nahezu in Vergessenheit geraten ist!

NEBENBEI:

4. Paulus lebte und lehrte zwei Jahre bei einem Philosophen in Ephesus

Der Apostel Paulus lebte zwei Jahre in Ephesus bei einem Philosophen: Tyrannus, sein für uns etwas ungewöhnlicher Name. Paulus konnte im Saal des Philosophen seine christliche Lehre verbreiten. Tolerant sind die Philosophen! Paulus war zuvor aus der Synagoge rausgeworfen worden. LINK:

NEBENBEI:

5. Kein direkter Bezug zu „Dionysos, dem Areopagiten“.

Am Ende der Erzählung „Paulus in Athen“ wird berichtet: Einige wenige ZuhörerInnen hätten sich nach dem Bekenntnis und der Predigt des Apostels Paulus dem christlichen Glauben zugewandt, unter ihnen wird ein „Dionysius, der Areopagit“ (Vers 34) erwähnt.
Dieser Dionysius ist nicht identisch mit dem Philosophen aus dem 6. Jahrhundert, der sich – zur eigenen Aufwertung – „Dionysius Areopagita“ nannte: Es handelt sich um einen griechisch schreibenden Christen und philosophischen Autor von vier Texten, darunter „Über mystische Theologie“.
Was diesen Dioysius mit dem Bekenntnis und der Predigt des Apostels Paulus in Athen, auf dem Areopag, ein wenig verbindet: Die Betonung der Ähnlichkeit des Menschen mit Gott durch die „Gottähnlichkeit der Vernunft“… Aber für diesen Dionysius ist Gott letztlich das Unnennbare, alle menschlichen sprachlichen Äußerungen über Gott sind für diesen Meister der „negativen Theologie“ unzutreffend. Da war ja Paulus bekanntlich ganz anderer Meinung.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

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