Ein Freund des Opus Dei zu Gast in Berlin
— dieser Beitrag gehört zu unserer Rubrik “Religionskritik” —
Von unseren Mitarbeitern in Venezuela erreichen uns einige Informationen zu einem Bischof, der am Gottesdienst anlässlich der offiziellen Einführung des neuen Berliner Erzbischofs Rainer Maria Woelki (27. August) teilnahm. Er wird auf der offiziellen Teilnehmer Liste erwähnt. Auffällig ist die theologisch wie politisch extrem konservative Mentalität des Bischofs aus Venezuela.
Erzbischof Ovido Perez Morales (geb 1932) ist seit 7 Jahren emeritiert. Er war für das Erzbistum Maracaibo von 1992 bis 1999 verantwortlich, danach bis 2004 (Ruhestand) war er Bischof von Los Teques bei Caracas, immer mit dem Titel Erzbischof. Er hatte zahlreiche Leitungsfunktionen in der venezolanischen Kirche inne.
Über die Jahre in Maracaibo hat der Journalist Gaston Guisandes Lopez eine reich dokumentierte Studie verfasst mit dem Titel „El Arzobispo“. Der Autor ist Herausgeber der Zeitung „Que pasa“ in Maracaibo. In dem Buch wird die äußerst rigide „Herrschaft“ von Perez Morales in Maracaibo dokumentiert . Wir bieten ein Zitat aus einer Buchbesprechung auf Spanisch: „Sustentado sólidamente por documentos debidamente confirmados en su autenticidad e información cierta e irrebatible, Guisandes López recoge de manera pormenorizada hechos, situaciones y personajes que, como lo califica el autor, “fraguaron y protagonizaron el peor escándalo vivido por la Iglesia Católica venezolana” durante la gestión de monseñor Ovidio Pérez Morales como jefe de la Arquidiócesis de Maracaibo“.
Weiter wird berichtet, wie der Bischof auf eine Kirche traf, die zuvor durchaus harmonisch lebte, kulturell sehr lebendig durch den Priester Gustavo Ocando Yamarte, „er versuchte, mit Musik, Thetaer und Bildender Kunst das Selbstwertgefühl von Kindern und Jugendlichen aus armen Verhältnissen zu verbessern“, so der Jesuit Jose del Rey Fajardo. Berichtet wird, wie der neue Bischof einige Verwandte auf hohe Posten setzte; wie es zur Spaltung im Klerus kam, wie der Rektor des Priesterseminars zurücktrat, wie die Kirche „in gute und böse“ geteilt wurde. Siehe auch: http://www.vive.gob.ve/imprimir.php?id_not=4684
Die Situation muss für alle Beteiligten so unerträglich gewesen sein, dass Bischof Perez Morales 1999 in ein anderes Bistum wechselte, wechseln musste. Ein nicht gerade häufiger Vorgang in der katholischen Hierarchie.
Interessant ist, dass der Gast aus Venezuela bei der Bischofsweihe von Herrn Woelki mehrfach dokumentierte Verbindungen zum Opus Dei in Venezuela hatte. Zum Beispiel: Im Jahr 2007 (also schon als emeritierter Bischof und damit ohne offizielle Repräsentationsverpflichtungen eines aktiven Bischofs, sondern offenbar aus purer Sympathie) nahm er einer Feier anlässlich des 25. Gründungstages der „Personalprälatur Opus Dei“ in Caracas teil, schon 1992 war er bei Opus Dei Feier zur Seligsprechung des Opus Dei Gründers J. Escrivá in Caracas dabei. Dass Erzbischof Perez Morales seit Jahren ein heftiger Gegner von Staatspräsident Chavez ist, wundert nicht.
Beobachter meinen, Bischof Perez Morales sei sozusagen der halboffizielle Opus Dei Vertreter bei der Amtseinführung Woelkis gewesen.