Was alle Menschen verbindet: Die “goldene Regel”

 

Was kann alle Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen vereinen? Gibt es eine gemeinsame humanistische Basis, einen “gemeinsamen Nenner”, auf dem sich alle Menschen treffen und begegnen können?

Die Goldene Regel und das Mitgefühls: Die Philosophin Karen Armstrong plädiert für eine >Charta des Mitgefühls<.

Ein Vortrag (Christian Modehn) und Aussprache. Im Kulturraum Mainzer7 in Berlin – Neukölln, Mainzer Str. 7, nahe U Bhf Hermann Platz.

Am Montag, 20.8.2012 um 19 Uhr. Herzliche Einladung!

300 Jahre Jean – Jacques Rousseau

300 Jahre Jean – Jacques Rousseau

Von Christian Modehn

Zum 300. Geburtstag des vielseitigen Philosophen am 28. 6. möchten wir noch einmal kurz auf die Aktualität seiner Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie hinweisen. Dabei ist entscheidend:

Rousseau nimmt teil am Kampf der Aufklärung gegen die “betrügerischen Priester”  und den Aberglauben (in) der Kirche.  Die Gestalt Jesu sieht er als Vorbild eines Erziehers der Menschlichkeit, seine Worte erreichen direkt das Herz des Menschen. Jesu brutaler Tod am Kreuz ist der Tod eines Einzelgängers, von allen Seiten verleumdet. Irgendwie “erlösend”, sozusagen automatisch für alle Menschen aller Zeiten, ist dieser Tod aber nicht. Wer Jesus nachfolgen will, muss einzig auf die Stimme seines Gewissens hören. Das Gewissen ist die Quelle der Wahrheit. “Darin zeigt sich die göttliche Dimension, die unsterbliche und himmlische Stimme”, so Rousseau im “Emile”. Für Rousseau haben die christlichen Kirchen den wahren Geist des Christentums verloren. “Die Herrschaft, die die Theologen ausüben, geschieht über einen priesterlichen Despotismus in der Auslegung der Heiligen Schrift. Dabei wird das Wesentliche vergessen, das Hören auf das Wort Gottes und die die Praxis seiner Gebote”, schreibt Dominique Julia in dem Buch “Histoire de la France religieuse”, Band 3, Seite 153. Für Rousseau ist die bestehende Kirche nicht in der Lage, humanistische Ethik in der Welt zu verbreiten und zu fördern, weil ihre Prinzipien auf Willkür und Macht beruhen. “Die Kirche und ihre Lehre dient nur dazu, unter den Menschen Spannungen zu erzeugen, Kriege aller Art”, so Rousseau in einem Brief an Christophe de Beaumont, Erzbischof von Paris. Von daher wird der Wunsch Rousseaus immer stärker, das “Glaubensbekenntnis des Vikars aus Savoyen” zu fördern, für den sich Gott in der Vernunft zeigt und im Gewissen. “Und wenn Gott sich für Rousseau zeigt, dann nicht über kirchliche Vermittler. =Jean Jacques=, wie er von sich selbst schreibt, versteht sich so nicht als Schüler der Priester, sondern als Schüler Jesu Christi”.  (ebd. S. 154.) In der Kritik der bestehenden Religion in Frankreich damals stimmt Rousseau weithin mit – seinem Gegner –  Voltaire überein. Diese Philosophen waren die ersten, die für die Freiheit und Selbständigkeit der Glaubenden gegenüber den – als willkürllich – autoritär erscheinenden – kirchlichen Institutionen eintraten; deren Überzeugung, so bestätigen Religionssoziologen heute aus Umfragen, setzt sich jetzt immer mehr durch. Wir leben also in einer Gesellschaft, in der die Menschen mit ihrer Vernunft und ihrem Gewissen entscheiden, was sie selbst religiös für wirklich entscheidend halten. Ist das Ende der Institutionen also absehbar, selbst wenn sie faktisch und äußerlich noch bestehen, fragt Rousseau. In jedem Fall: Rousseau lebt, auch sein Denken über Religionen… und lädt ein zum Disput.

Philosophen, lebendig oder nicht ganz tot

  • Gedenktage im September 2009:
  • 5.9.: Auguste Comte gestorben, 1857
  • 11.9. Theordor W. Adorno geboren, 1903
  • 13.9. Ludwig Feuerbach gestorben 1872
  • 13.9. Michel de Montaigne gestorben 1592
  • 14.9. Rudolf Carnap gestorben 1970
  • 17.9. Karl Popper gestorben 1994
  • 26.9. Martin Heidegger geboren 1889
  • Gedenktage im Juli
  • 12. Juli 1536: Der niederländische Philosoph ERASMUS von Rotterdam gestorben
  • 15. Juli 1930 Jacques Derrida  geboren
  • 19. Juli 1898 Herbert Marcuse geboren
  • 28.Juli 1902 Karl Popper geboren
  • 28. Juli 1804 Ludwig Feuerbach geboren
  • 29. Juli 1979, vor 30 Jahren, Herbert Marcuse gestorben
  • 31. Juli 1784 Denis Diderot gestorben

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Simone Weil

  • Simone Weil, französische Philosophin, wurde am 3. Februar 1909 in Paris geboren.
  • Nach ihrem Philosophiestudium hat sich Simone Weil leidenschaftlich für die Probleme der Menschen „ganz unten“, am Rande der Gesellschaft, eingesetzt. Sie hat in der Fabrik gearbeitet, gleichzeitig aber auch eine spirituelle Vertiefung gesucht. Sie hat Orientierung in Klöstern gesucht und intensive Gespräche mit dem Dominikaner Pater Perrin in Marseille geführt.
  • Sie war am Widerstand gegen die Nazis beteiligt, von London aus wollte sie die Alliierten unterstützen. Im August 1943 ist sie in der englischen Hauptstadt gestorben, ausgezehrt von ihrem Einsatz. An Simone Weil erinnern sich gerade heute viele Franzosen: Sie ist sympathisch, weil sie ihre Suche nach Gott nie abgeschlossen hat, auch wenn sie nach einem Gottesdienst im Benediktiner Kloster Solesme bekannte:
    „Christus ist selbst zu mir herabgestiegen und hat mich gepackt“.
    Aber den Weg zur Taufe und damit zur vollen Kirchenmitgliedschaft fand sie nicht: Sie bliebt „auf der Schwelle stehen“, wie sie sagte, sie konnte die Kirche als Organisation und Institution nicht akzeptieren. Die philosophische Freiheit war ihr wichtiger. So blieb sie zwischen zweifelndem Unglauben und der inniger Verbundenheit mit Christus. Sie wollte vor allem im praktischen Dienst am Nächsten ihre Spiritualität leben. „Die Katholische Kirche sollte so weit und offen sein, dass sie Menschen wie mich, sozusagen dem Geiste nach aufnimmt, auch wenn ich de facto nicht dazugehöre. Denn Katholizismus bedeutet doch eigentlich eine ganz große Offenheit und Weite.
  • copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de