Vergiss dich selbst und finde dich. Wege aus dem Egoismus. Eine Ra­dio­sen­dung am 22.5.2016

Vergiss dich selbst und finde dich: Wege aus dem Egoismus
Von Christian Modehn

Eine Ra­dio­sen­dung am Sonntag, den 22.5.2016 um 8.40 Uhr auf NDR KULTUR

Die Hilfsbereitschaft kommt spontan: Viele Menschen können Not und Elend anderer nicht ertragen. Sie engagieren sich selbstlos, wie jetzt im Beistand für Flüchtlinge. Ohne an den eigenen Nutzen denken, bloß dem Gewissen folgen: Das zeichnet den Altruismus, die Selbstlosigkeit, aus. Sie “befreit aus der Enge des eigenen Herzens”, wie es im Psalm 18 heißt. Wer aber ohne Maß selbstlos lebt und auf vernünftige Selbstliebe verzichtet, wird schnell erschöpft, brennt aus. Andauerndes Mitleiden ist höchstens Sache von Heiligen; die anderen sollten in unserer individualistischen Gesellschaft lernen: Meine Selbstlosigkeit kann andere glücklich machen und mich selbst ganz bestimmt auch.

Ethik oder Religion? Eine Ra­dio­sen­dung auf NDR INFO am Do. 5. Mai 2016

NDR INFO: Ethik oder Religion? Was den Frieden fördert

Von Christian Modehn

Eine Ra­dio­sen­dung auf NDR INFO am Donnerstag, den 5. Mai 2016 um 6.05 und 17.05 Uhr (Dauer: 25 Minuten)

In Zeiten von Krieg und Terror muss die gemeinsame spirituelle Basis der Menschheit gesucht werden, vor allem aber die Ethik, die alle Menschen verbindet und das friedliche Miteinander fördert. Auch die Religionen haben dabei ihren Beitrag zu leisten. Sie müssen nur die eigenen Frieden stiftenden Lehren viel stärker betonen als Ausgrenzung oder Abwertung von Andersdenkenden. Der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide (Münster) wagt es, von dem „humanistischen Gott im Islam“ zu sprechen“. Religionen bezeugen auch den „absoluten Wert“ eines jeden Menschen. „Diese Ethik ist Terrorprophylaxe“ sagt der katholische Theologe Karl-Josef Kuschel.

Philosophischer Salon “Jeder Mensch ist ein Grenzgänger”

Der nächste religionsphilosophische Salon findet am Freitag, den 29. April 2016 um 19 Uhr, in der Galerie Fantom, Hektorstr.9 statt. Das Thema: „Jeder Mensch ist ein Grenzgänger“. Philosophische, theologische und politische Überlegungen zur aktuellen und uralten (immer aber falschen) Tendenz, sich selbst und andere einzumauern.

Schriftliche Anmeldungen (!) sind erforderlich. christian.modehn@berlin.de Es stehen eigentlich nie mehr als 20 Plätze in einem Salon zur Verfügung. Für die Raummiete: 5 Euro als “Eintrittsgebühr”. StudentInnen haben natürlich freien Eintritt.

Wir werden zunächst den Zusammenhang von menschlicher Existenz und Grenze in den Blick nehmen: Wie wir auch im ursprünglichen Mit-Sein doch immer letztlich unvertretbar einzelne sind, mit den Grenzen des Individuums ausgestattet, etwa im Blick auf den je eigenen Tod. Wie wir aber immer schon die Grenzen des Ich überwinden, indem wir erkennen, dass wir allein schon in der Sprache die Grenzen des Ego ins Allgemeine hin überschreiten. Wie wir bisherige Werte und moralische Selbstverständlichkeiten tatsächlich als Grenzen überwinden können und sollen, etwa durch die Auseinandersetzung mit der Kunst und der Musik oder der vernünftig geprägten, nicht-fundamentalistischen Religion. Wir wollen die Frage erörtern, wie gerade im Überschreiten der eigenen Grenzen das eigene Dasein in seiner Weite und Tiefe, die ständig wachsen und sich wandeln, neu bejaht wird. Wir wollen fragen, ob das Inistieren auf dem Gegebenen als dem angeblich Unveränderlichen (siehe Dogma) das Dasein selbst verkümmert lässt in ängstlicher Abwehr. Wir werden fragen, wie diese verkümmerte Existenz voller Angst auch politische Auswirkungen hat, etwa in der Abwehr der Fremden und Flüchtlinge. Das Insistieren auf den angeblich besonderen Werten der eigenen Nation als dem höchsten Wert, schlimmer noch, das Insistieren auf einer Rasse als Grenze gegenüber anderen, ist der Ursprung von Gewalt und Hass.

Alles in allem verspricht dieser Salonabend am 29.4. lebendig zu werden. “Vorbereitende Gedanken und konzentriertes Sprechen und gesammeltes Eingehen aufeinander sind in jedem Salon besonders willkommen und notwendig”, hat die berühmte Salonnière Madame d Epinay in Paris einmal gesagt…. Das nehmen wir alle uns doch sehr zu Herzen bzw. zur Vernunft.

Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Kant und die Auferstehung Jesu. Ein Hinweis.

siehe den (am 9.4.2025) neu geschriebenen Beitrag: https://religionsphilosophischer-salon.de/19956_an-die-auferstehung-vernuenftigerweise-glauben_denkbar

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Ludwig Wittgenstein: Ein religiöser Philosoph?

Ludwig Wittgenstein, war er religiös? Ein Hinweis von Christian Modehn anläßlich von Wittgensteins Geburtstag am 24. April 1889.

Diese Frage zu stellen, ist naheliegend und geboten, wenn man in der Werkausgabe Band 8 “Über Gewissheit” die Notizen zum Glauben, zur Gestalt Christi und zur Lebensform des Religiösen liest. Sie sind in dem Kapitel “Vermischte Bemerkungen” zu finden, in der Suhrkamp Ausgabe (2015) Seite 445 -573.

Diese Frage wird zudem unterstützt durch die Hinweise von Dieter Henrich in seinem hoch interessanten Buch “Werke im Werden. Über die Genesis philosophischer Einsichten” (C.H.Beck Vl, 2011), Seite 45 ff. Dort zitiert Henrich Ludwig Wittgenstein, dass er “jedes Problem von einem religiösen Gesichtspunkt aus ansehe”. Zu dieser Einsicht sei Wittgenstein durch ein “Volkstheaterstück”  von Ludwig Anzengruber gekommen (“Die Kreuzelschreiber”). Darin sagt sich die Hauptfigur, auch angesichts des Behütetseins durch die Sonne: “Es kann dir nix geschehen“. “Ob gestorben oder genesen”, sagt sich die Hauptfigur, dass er “zu dem alln gehört, was ihm vor Augen liegt, und dös alls ghört zu dir”.

Diese Frage nach dem religiösen Denker Wittgenstein ist ungewöhnlich nur für jene, die Wittgenstein mit dem “Tractatus” identifizieren, aber das sind eher wenige.

Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951): Ein religiöser, vielleicht ein christlicher Philosoph? Diese Frage kann man sich und muss sich wohl stellen, wenn etwa die Texte in dem Band „Über Gewissheit“ und dort die Notizen aus dem Nachlass unter dem Titel „Vermischte Bemerkungen“ von 1929 bis zum Todesjahr 1951 liest.

Es ist vielleicht noch erstaunlicher, Ludwig Wittgenstein auch im Zusammenhang des Themas „Auferstehung Jesu von Toten“ zu nennen, vor allem für jene, die ihn nur als den Logiker kennen, den Autor des schwierigen „Tractatus logico-philosophicus“ von 1916.

Aber Wittgenstein hat die Grenzen der logischen Positivisten früh erkannt. Er wusste: Die wissenschaftliche Weltanschauung lässt „die eigentlichen Fragen“, wie er sagt, ungelöst.

Zu unserem Thema Auferstehung findet man die besten Hinweise in dem genannten Buch Wittgensteins „Über Gewissheit“, Werkausgabe Band 8, Suhrkamp, und dort die Abteilung „Vermischte Bemerkungen“.

Mehrfach und immer wieder gibt es in dem Kapitel „Vermischte Bemerkungen“ Hinweise zum Glauben und Christentum.

Ich will hier nur eine Hauptstruktur seines Gedankens nachzeichnen:

Der Glaube ist für Wittgenstein eine eigene Welt. Glauben ist nicht beweisbar. „Glauben ist für ihn eine Art Intuition“, schreibt einer der Wittgenstein-Interpreten, Karl Nähr. Glaube ist eine Intuition, die zu einer Grundeinstellung im Leben führt, die mein Verhalten bestimmt. Glaube ist eine praktische (!) Entscheiddung für ein Bezugssystem, für eine Grundeinstellung. Siehe Karl Nähr: http://sammelpunkt.philo.at:8080/1669/1/naehr.pdf

„Der Glaube ist etwas, was mein Herz, meine Seele braucht“, so in dem längeren Text Wittgensteins zur Auferstehung aus dem Jahre 1937, Seite 495 f. in dem genannten Band 8. „Das Christentum ist keine Lehre, keine Theorie, was mit der Seele geschehen ist und geschehen wird, sondern eine Beschreibung eines tatsächlichen Vorgangs im Leben des Menschen. …. Die Erlösung durch den Glauben ist ein tatsächlicher Vorgang“. Vorgang: das meint wohl, eine innere Bewegtheit, die den praktischen Lebensvollzug bestimmt. Religion als Lebensvollzug, der stark von einer Entscheidung abhängt und nicht eine Folge logischer und philosophischer Überlegungen ist. Da spielt seine Hochachtung vor Kierkegaard hinein. Die Religion sagt: „Tu dies! Denk so! Aber die Religion kann dies nicht begründen…“ S. 491.

„Das Christentum sagt: Jetzt glaube. Verhalte dich zur Nachricht des Glaubens NICHT wie zu einer historischen Nachricht. Lass diese Nachricht eine ganz andere Stelle in deinem Leben einnehmen”. S. 494

„Der historische Beweis geht den Glauben nichts an.“ Die Evangelien werden glaubend d.h. liebend ergriffen“… “Das ist die Sicherheit dieses Fürwahrhaltens, nicht Anderes”. S 495.

Der Kern seiner etwas ausführlicheren Notiz zum Auferstehungsglauben ist (S. 496): “Weisheit und Spekulation helfen beim Thema Auferstehung nicht weiter”. “Ich brauche Gewissheit, und diese Gewissheit ist der Glaube”.  „Nur die Liebe kann die Auferstehung glauben. Oder: Es ist die Liebe, was die Auferstehung glaubt. Man könnte auch sagen: Die erlösende Liebe glaubt auch an die Auferstehung…“

Copyright: christian modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

 

 

Für ein modernes Völkerrecht: Der Niederländer Hugo Grotius, geboren am 10.4.1583

In unserer Reihe “Eckige Gedenktage” erinnern wir am 10.April an den Geburtstag des niederländischen Juristen und Philosophen Hugo de Groot, auf Deutsch Hugo Grotius, geboren 1583 in Delft. Zudem war er ein Freund der auf Toleranz setzenden Remonstranten-Kirche in Holland. Grotius gilt als einer der “Väter” des modernen Völkerrechts. Er ist am 28.8.1645 in Rostock (!) gestorben.

Wenn Historiker und Theologen heute wie früher über „Toleranzdiskurse in der frühen Neuzeit“ (so ein neues Buch hg. von Friedrich Vollhardt, erschienen 2015) sprechen und über Duldung religiöser Pluralität, „dann ist es auffällig, dass die großen Vordenker der Toleranz intensive Kontakte zu den Remonstranten in Holland gepflegt haben“, schreibt Professor Yves Bizeul (Rostock) in seinem Beitrag über den Philosophen Pierre Bayle. Dass sich nach all den Kriegen und Religionskämpfen die Toleranz-Idee immer mehr dann doch durchsetzte, hat verschiedene Gründe; ein entscheidender Grund ist, dass sich der „liberale Flügel des Protestantismus“ in Holland, also die Remonstranten, als starke intellektuelle christliche wie humanistische Kraft erweisen konnte. Yves Bizeul erwähnt den großen Hugo Grotius, „er stand den Remonstranten nahe“, Bizeul nennt weiter Spinoza, auch Locke „der lange Gespräche führte mit dem Remonstranten Philippe von Limborch; erwähnt wird auch, dass Pierre Bayle befreundet war mit dem Remonstranten Adrian de Paets.. (Vgl. in dem genannten Buch die Seiten 205 f.)

Es gab also schon der Mitte des 17. Jahrhunderts – in Holland – eine unter kritischen Intellektuellen angesehene (kleine) protestantische Kirche, die auch humanistische Ideale als die eigenen verstand. Über die Entwicklung einer theologisch – engen lutherischen Orthodoxie im 17. Jahrhundert ist viel geklagt worden. Es wäre wohl hilfreich zu erinnern, dass es einmal ein protestantisch-humanistisches Christentum der Toleranz gab und auch heute noch in der Remonstranten Kirche gibt. Dies wäre auch ein Thema der Reformationsfeierlichkeiten 2017. Humanismus und Protestantismus!

Nebenbei: Es gibt gelegentlich gemeinsame Veranstaltung der „Jungen Mitglieder des Niederländischen Humanistischen Verbandes NL“ und der „Jungen Remonstranten“. Eine Mitarbeiterin des neuen theologischen Instituts der Remonstranten an der „Vrije Universiteit van Amsterdam“, Christa Anbeek, hat etliche Jahre an der „Humanistischen Universität“ von Utrecht als Dozentin gearbeitet.

copyright: Christian Modehn

 

Für eine Philosophie der Auferstehung. Ein Salonabend. Fr., 18. März 2016

Der Salon am Freitag, den 18. März 2016 um 19 Uhr in der Galerie Fantom, Hektorstr. 9, Berlin-Wilmersdorf,

hat angesichts des bevorstehenden Osterfestes das hoffentlich provozierende Thema:

Für eine Philosophie der Auferstehung.

Es gibt vieles zu verstehen, was die Auferstehung Jesu von den Toten angeht; man darf das Thema nicht den exklusiv frommen (wortwörtlichen) Deutungen überlassen. Es gibt eine kritische Betrachtung der Auferstehung Jesu, die gerade nicht zum Skeptizismus oder Atheismus führt, sondern ? Das kann jeder selbst entscheiden…

Darum erinnern wir u.a. an Hegels Lehre zu „Ist Gott tot??“, erinnern an Künstler wie van Gogh und Ernst Barlach, lesen ein Gedicht von Kurt Marti … schauen in das Markus-Evangelium und entdecken: Auch philosophisch Interessierten hat Ostern viel zu sagen…

Anmeldung -wegen der begrenzten Anzahl der Plätze – erwünscht: christian.modehn@berlin.de