Lebenskunst – Gespräch über Michel de Montaigne

Fragen und Perspektiven. Anläßlich eines philosophischen Salons am 16. Oktober 2009

Viele Gäste wiesen auf die “Modernität” der Aussagen Montaignes hin: Man merke nicht, dass er seine Essais vor über 400 Jahren geschrieben hat. Vielen Teilnehmern gilt er als Lebe – Meister. Kann man aber seine Methode übernehmen, einzelne philosophische Erkenntnisse sozusagen täglich mehrfach zu wiederholen, als Einübung, als “Exercitium” des philosophischen LEBENS?

Modern ist auch: Im Mittelpunkt steht der Autor selbst, das “Ich”. Montaigne hat den Mut, über sich selbst konsequent und weitgehend ungeschützt zu sprechen, trotz der Bedrohungen durch Inquisition und Religionskriege.

Sein leicht lesbarer Stil darf nicht dazu verführen, ihn allzu schnell und oberflächlich zu verstehen oder gar als bloße Unterhaltung abzutun. “Wer die Menschen sterben lehrte, würde sie leben lehren”, ein zentraler Satz der “Essais.  Oder “Wenn ihr einen Tag gelebt habt, habt ihr alles gesehen”. Oder: “Der Genuß des Lebens bedarf des wohlüberlegten Umgangs mit ihm”.

Montaigne ist an die Philosophie der Stoa stark gebunden. Andererseits hat auch persönlich skeptische Zweifel an vielen (religiösen) Traditionen. Er wehrt sich gegen universelle Wahrheiten. Er verteidigt die Relativität der euopäischen Kultur. Und er ist ein Freund der Menschen und der Kulturen in den neu “entdeckten”  Regionen Amerikas.  Zu seiner Zeit sensationell.