Papst Leo XIV. – neueste Entscheidungen des Allein-Entscheiders

Die jüngsten Äußerungen des Papstes sind alles andere als „zukunftsweisend“
Ein Hinweis von Christian Modehn am 19.9.2025

1.
Eigentlich gibt es in dieser verrückten Welt(politik) sehr viel dringendere Themen, als sich mit dem christlichen „Allein-Entscheider“, dem Papst, zu befassen. Aber weil Leo XIV. nun einmal in den vergangenen Tagen des Septembers gleich dreimal hintereinander seine sehr konservative Theologie öffentlich dokumentiert hat, dieser Hinweis. Er könnte allen, die noch der Idee eines progressiven Leo XIV. anhangen, doch helfen, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren und die eigene Lebenszeit besser nicht mit illusorischem Hoffen angesichts des Papsttums und des Papstes etc. zu verbringen,  zu vergeuden, hätte ich fast gesagt.

Uns ist natürlich deutlich: Papst Leo spricht angesichts seiner Entscheidungen immer auch von “Beratungen”. Dabei weiß jeder: Beratungen und Diskussionen, synodale Beratungen manchmal genannt, gibt es in der katholischen Kirche, sie werden als Ausdruck “katholischer Moderne” gelobt. Aber TATSÄCHLICH entscheidet allein der Papst nach allen diesen so genannten Beratungen. Von daher ist es sehr legitim, ihn und jeden Papst “Allein-Entscheider” zu nennen.

2.
Die unter Nr. 3 ff. hier nur kurz erläuterten und dokumentierten jüngsten Stellungnahmen Leos bestätigen, ganz nebenbei, aber nicht ohne ein gewisses Selbstbewusstsein gesagt, was wir schon seit dem 8.Mai 2025 (Tag der Wahl eines Augustiners zum Papst) mehrfach geschrieben haben LINK: Wer als Papst mit der Theologie – und Ideologie (= Erbsündenwahn des Augustinus) – des heiligen Augustinus aus der Zeit der Antike sozusagen total verbunden ist, kann keine zeitgemäße Kirche, kann keine evangeliumsgerechte Kirche gestalten und reformieren und endlich einer Reformation zuführen.. Und: Der Augustinerorden (OSA) ist bekanntlich und nachgewiesen wahrlich keine Avantgarde (modernen) theologischen Denkens. Wenn die Augustiner Theologie betreiben, dann studieren sie in eigenen Instituten immer wieder die Werke ihres „Vaters“ Augustin…Sonst … leiten die Augustiner weltweit Pfarrgemeinden – wie die Weltpriester – oder betreuen Wallfahrtstorte. Zur Theologie der Befreiung in Lateinamerika haben sich Augustiner weder in Peru noch in Brasilien noch in Mexiko usw. geäußert. Sie sind einfach ängstlich, wollen es sich nicht mit den Hierarchien verderben. Ich freue mich auf Belege zu entsprechenden progressiven Veröffentlichungen aus dem Augustinerorden.

3.
Hier nur Hinweise auf die jüngsten Äußerungen von Papst Leo XIV.. Seine Worte zeigen, wie deutlich er die klassische Rolle eines alleinherrschenden Papstes angenommen hat, etwa wenn er sagt: „Ich werde überlegen, ich werde entscheiden“ etc., selbst wenn freundlicherweise auch das Hören auf andere behauptet wird. Warum hört er dann nicht auf die evidenten theologischen Erkenntnisse zu den von ihm geäußerten Themen?

4.
Frauen können ihre Hoffnungen bzw. Illusionen auslöschen: Das Diakonat für Frauen wird es nach den Worten des „Alleinentscheiders“ Leo nicht geben, das ist um so bemerkenswerter, weil gegen das Diakonat der Frauen absolut gar nichts theologisch -und menschlich !!! – spricht, man lese auch mal das Neue Testament zum Thema. Aber: Der uralten katholischen Dogmatik entsprechend gehören Diakone schon zum Klerus, DiakonInnen würden als Frauen dann in den Herrschaftsbereich des männlichen Klerus eintreten und — das wäre in der Sicht der geistlichen Herren ja nun wirklich furchtbar, ein Machtverlust etc. So wird also aus „Macho – Gründen“ möchte man sagen vom Alleinentscheider Papst das Diakonat aufs theologische Eis gelegt…Wie sich das mit der päpstlichen Rederei von „synodalen Wegen“ etc. verhält, steht in den vatikanischen Sternen… Und viele katholische Frauen werden wohl so klug (frustriert) sein, nun ihre Spiritualität auf neue Art zu leben – außerhalb dieses Männervereins Katholizismus.
LINK

5.
Papst Leo will unbedingt die reaktionären Kräfte in der katholischen Kirche halten, das versteht er wohl mit seiner ständigem Rede von „Einheit“. Den Traditionalisten will er jetzt entgegen kommen, so dass sie doch wieder ihre uralte lateinische Messe „guten Gewissens“ offenbar überall zelebrieren dürfen. Es ist hundertmal nachgewiesen worden: Wer die uralte Messe als Traditionalist verteidigt, der verteidigt eine ganz andere, antimoderne Theologie, anti-ökumenisch, mit starker Tendenz zu sehr rechten und rechtsextremen politischen Positionen. Das haben wir für Frankreich mehrfach nachgewiesen. Insofern folgt Papst Leo hier seinem deutschen Vorgänger im Amt, dem Joseph Ratzinger/Benedikt XIV. Er hat dafür gesorgt, dass politisch und theologische traditionalistische Kloster wie „Le Barroux“ in Süd- Frankreich sich wieder mit dem Papst versöhnten, einzige Bedingung Ratzingers war: Anerkennung des Papstes. Alles andere auch politisch rechtslastige Traditionalistische durften sie bewahren…
Und nun lieben auch so viele konservative junge KatholikInnen die lateinische Messe – etwa in Frankreich – sie lieben das Mysterium als das Mysteriöse, denn die lateinische Sprache der Messe werden sie wohl nicht so präzise verstehen. Zur päpstlichen Liebe zur alten Messe LINK

6.
Der reaktionäre Kurienkardinal Robert Sarah aus Guinea ist einer der heftigsten Feinde der Rechte von Homosexuellen und – wie die allermeisten anderen Bischöfe Afrikas – ein Feind der von Papst Franziskus möglich gemachten Segnungsfeiern von homosexuellen Paaren, diese Segnung ist absolut und total überhaupt NICHT mit einer Eheschließung zu verwechseln, wo käme der Vatikan denn dahin? Tatsache ist auch: Wer Segnungen von Homosexuellen in Afrika verteidigen würde, müsste die Menschenrechte von Homosexuellen in Afrika verteidigen, müßte sich dafür einsetzen, dass sie – wie in Uganda, Kenia, Nigeria usw. nicht länger verfolgt und diskriminiert und getötet werden. Insofern sind die feindlichen anti – gay- Äußerungen von Kardinal Sarah und Co. politisch und ethisch hoch gefährlich. Die Kirchengebote sind wie so oft wichtiger als Menschenrechte für den Klerus … das ist ein altes Thema.
Nun hat also Papst Leo in seiner großen „augustinischen“ (?) Behutsamkeit verlauten lassen, er wolle über diese doch bescheidenen Segnungsfeiern von Homosexuellen „neu nachdenken“. Sie also korrigieren… Das irritiert, hatte er doch zuvor eher die Fortsetzung der von Papst Franziskus vorgegebenen Weisungen bestätigt, etwa in Andeutungen im Gespräch mit dem Jesuiten James Martin aus den USA, der die Rechte der Homosexuellen verteidigt.

Die Stellungnahme des Papstes zur Segnungsfeier von Homosexuellen: LINK 

7.
Welchen Schluss können kritische theologische BeobachterInnen aus diesen jüngsten drei Stellungnahmen Leo XIV. ziehen? Es gibt keine Kirchenreform, die den Namen verdient, mit diesem Papst. Leo ist ängstlich, hat keinen modernen theologischen Schwung, keine eigenen vorwärts weisenden theologischen Ideen.
In den nächsten Wochen könnten sicher weitere Stellungnahmen folgen: Wir ahnen schon die Themen:„Das Zölibatsgesetz werde ich als Papst nicht abschaffen“. „Die Ökumene als versöhnte Verschiedenheit der Kirchen kommt für mich nicht in Frage“. „Die Zulassung zur Kommunion von wiederverheiratet Geschiedenen kommt für mich als Papst nicht in Frage“. „Offen homosexuelle Männer dürfen nicht zu Priestern geweiht werden“ (obwohl in den Klöstern wahrscheinlich die Mehrheit homosexuell lebt…).Und auch dies: „Die Regierung von Trump in meiner Heimat, den USA, werde ich nicht offen kritisieren“ und … dadurch die All-Macht des Diktators Trump weiter wachsen sehen..

8.
Allmählich ahnen wohl einige theologisch munter Gebliebene, warum die Kardinäle ausgerechnet den milden, behutsamen, konservativen, theologisch nun eher ungebildeten Augustiner Kardinal Prevost zum Papst gewählt haben. Wann werden Beobachter sagen – dieser Papst ist eigentlich … eine Fehlbesetzung angesichts der heftigsten Probleme dieser Welt und der Kirchen…Aber das werden nur sehr wenige katholische Theologen in dieser Deutlichkeit öffentlich – bestenfalls post mortem des Papstes – sagen, katholische Theologen und Ordensleute sind nämlich in den allermeisten „Fällen“ auch —- ängstlich, sie wollen ihre Karriere nicht behindern…

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

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