AFD und Katholiken: Pater Wolfgang Ockenfels in der AFD-nahen Stiftung Desiderius Erasmus.

Ein Hinweis von Christian Modehn.

Am 7.2.2023 veröffentlicht:

Anläßlich des Bestehens der rechtsradikalen Partei AFD wird gelegentlich auch von “Katholiken im Umfeld der AFD” gesprochen. Eine zentrale Figur ist dabei der em. Prof. für katholische Soziallehre Pater Wolfgang Ockenfeks aus dem Dominikanerorden.  Er ist auch Chefredakteur der Zeitschrift “Die Neue Ordnung”, eine Art “Sammelbecken” sehr konservativer katholischer Theologen, Bischöfe, Wissenschaftler, Journalisten.

Am 21.10.21 veröffentlicht:

Die AFD nahe Stiftung Erasmus könnte bald, vom demokratischen Staat finanziell gefördert, “aufblühen”. Bis zu 70 Millionen Euro könnte dieser AFD-Club dann aus Steuermitteln erhalten. Der Bundestag könnte diese Förderung einer äußerst rechtslastigen, manche sagen zurecht rechtsextremen Partei noch verhindern…
Wir haben schon Ende Juli 2018 darauf hingewiesen, dass zum Kuratorium der AFD nahen Stiftung auch ein sehr konservativer Dominikanerpater gehört, Wolfgang Ockenfels. Dem Provinzial der Dominikaner in Köln war diese Tatache kurzfristig mal peinlich, deswegen gab er eine offizielle Erklärung heraus, die dann kurze Zeit danach öffentlich nicht mehr zugänglich ist. Wer hat da Druck ausgeübt?
Und außerdem: Pater Ockenfels hat sich schon im Dezember 2014, kurz nach der Annexion der Krim durch Putin, als Putin-Freund und Putin-Verteidiger offenbart. Das passt gut zu seiner Nähe zur AFD.

Am 25. 7.2018 veröffentlicht:

Die AFD setzt sich in christlichen Kreisen immer mehr durch: Ein Thema auch für den Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon in Berlin, er weiß sich der Philosophie des demokratischen Rechtsstaates, der Menschenrechte und damit der allseitigen Religionskritik verpflichtet.
1.
Jetzt ist es nicht mehr unwahrscheinlich, dass es demnächst einen „Arbeitskreis von Theologen in der AFD“ geben könnte, selbstverständlich ökumenisch vereint. In der Lutherischen Kirche Sachsens (etwa in Bautzen) würde man sicher fündig werden; im Katholizismus hat nun der in konservativen Kreisen ohnehin umtriebige Theologe und Dominikanerpater Prof. Wolfgang Ockenfels ein Zeichen gesetzt: Er gehört zum „Kuratorium“ der AFD „nahen“(wie man vornehm sagt) „Stiftung Desiderius Erasmus“.
Dabei dauern die Verbindungen von Ockenfels zur AFD schön länger: Etwa im März 2017 sprach er über „Gewalt und Religion“ auf einer Tagung der AFD von Baden-Württemberg: Den Koran sollte man lesen, meinte er. Den Koran zu lesen hielt er dann aber für eine „grauenhafte Zumutung“, so berichteten sehr rechtslastige websites pünktlich zum Vortrag! Anfang 2017 betonte  Ockenfels: „Meiner persönlichen, nicht maßgebenden Meinung nach ist es – nach gründlicher Lektüre des AfD-Programms – nicht unchristlich, dieser Partei anzugehören oder sie zu wählen.“ (Quelle: Rolf Seydewitz: „Kirchen stehen ziemlich blamiert da“. In: Trierischer Volksfreund. 12. Januar 2017, abgerufen am 17. Juli 2018 (Interview).
Die schon lange andauernden Verbindungen von Ockenfels mit der rechtslastigen Wochenzeitung “Junge Freiheit” sind bekannt. Seit einigen Monaten ist Pater Ockenfels Kolumnist der “Jungen Freiheit”, so etwa zum “Heiligung statt Heilung” vom 6.4.2021. LINK

2.
Ockenfels jedenfalls kann aufgrund seiner weitreichenden vielfältigen Kontakte vor allem im rechts-konservativen katholischen Milieu nun seine AFD Affinität auch werbend in seinen Kreisen zur Sprache bringen: Er ist emeritierter Professor für Christliche Soziallehre an der theologischen Fakultät der Universität Trier (dort seit 1985, er hat also viele Religionslehrer usw. ausgebildet); er ist (Stand 2018) geistlicher Beirat im „Bund katholischer Unternehmer“; Beiratsmitglied der Akademie des deutschen Handwerks/Schloß Raesfeld; Präsident der Internationalen Stiftung Humanum (Lugano), Referent beim sehr konservativen „Forum deutscher Katholiken;” häufiger Mitarbeiter des sehr reaktionären katholischen Blattes „Der Fels“; Chefredakteur der Zeitschrift „Die Neue Ordnung“. Zur Redaktion gehören auch zwei andere Dominikaner, der eine, Pater Wolfgang Spindler, hat etwa kürzlich „Gedichte für und über Carl Schmitt“ in der Carl Schmitt Gesellschaft herausgegeben. Carl Schmitt war ja bekanntlich der „Kronjurist der Nazis“… Autor der „Neuen Ordnung“ von Pater Ockenfels ist auch der heftige Gegner/Feind von Papst Franziskus, Kardinal Walter Brandmüller.

3.
Am 24. Juli 2018 hat nun auch der für Pater Ockenfels zuständige Provinzialobere des Dominikanerordens in Köln, Pater Peter L. Kreutzwald, eine Stellungnahme publiziert.
Um es vorweg zu sagen: Diese Stellungnahme entspricht nicht der Bedeutung, dass nun ein katholischer Theologieprofessor sich in einer AFD Organisation engagiert. Diese Tatsache ist eine schlimme Wende, sie führt hin zur “Normalisierung” dieser AFD Partei und ihres Umfeldes sowie ihrer bekannten Connections mit rechtsextremen Parteien in Europa.
Im ersten Teil seiner Stellungnahme erwähnt Pater Kreutzwald die im Dominikanerorden offenbar übliche Pluralität: Man liebt dort die „kontroverse Diskussion“. Und angesichts dieser damit angedeuteten Toleranz im Dominikanerorden wird dann auch die „Haltung“ von Pater Ockenfels, also seine Sympathie für die AFD, als „persönliche Einzelmeinung“ förmlich abgewertet. Aber: „Diese persönliche Einzelmeinung“ wird „von der Provinzleitung nicht geteilt“. Immerhin, dies wird gesagt. Ob nun kontroverse Debatten, offenbar in dem Orden üblich, nun auch mit Pater Ockenfels geführt werden, auch öffentlich, wird vom Provinzial nicht einmal angedeutet. Wie toll wäre es doch, einmal einen kritischen Dialog unter Dominikanern, die nennen sich ja offiziell „Predigerbrüder, über das Thema öffentlich zu erleben.
Diese äußerst knappe allgemeine Abgrenzung des Ordensoberen bedeutet letztlich: Ein Ordensoberer ist gegenüber dem politischen Engagement eines zudem einflussreichen Ordensmitglieds machtlos; der Ordensobere zeigt hilflos, nicht mehr als die offizielle Ablehnung dieser Privatmeinung eines einzelnen Mitglieds im Orden mitzuteilen. Man könnte sich im Fall dieser gravierenden AFD Unterstützung ja auch denken: Dass der Ordensobere entscheidet, die Ordensmitgliedschaft des Betreffenden „ruhen“ zu lassen, solange dessen AFD Aktivitäten fortgesetzt werden.
Hingegen suggeriert der Kölner Ordensobere an der Stelle seiner knappen Stellungnahme, als wäre diese persönliche Einzelmeinung von Ockenfels nur von so geringer Bedeutung wie etwa eine absolute Vorliebe fürs vegetarische Essen oder für anstrengende Bergwanderungen. Mit anderen Worten: Der Ordensobere spielt in diesem ersten Absatz die AFD von Pater Ockenfels herunter. Damit wird indirekt für andere das Zeichen gesetzt: Wenn schon ein Dominikaner Theologe sich AFD nah engagiert, warum kann ich als katholischer Laie dies nicht auch? „Also los, wählen wir AFD“, sagen sich praktizierende Katholiken, die nachweislich oft noch sehr autoritätshörig sind.
Im zweiten, etwas längeren Teil der „Stellungnahme“ von Pater Kreutzwald wird dann ohne jeden ausdrücklichen Bezug zur AFD – Mitarbeit des Dominikaners Ockenfels nur Allgemeines zur politischen Situation Deutschland und Europas gesagt: Die AFD wird von dem Provinzial durchaus als „rechtsgerichtete Partei“ bewertet. Dass “rechtsgerichtet“ sehr milde klingt, ist klar! Kreutzwald gibt zu, diese Partei argumentiere mit „vereinfachender Polemik“ bis hin zu offener Feindseligkeit. Die Frage stellt der Provinzial an dieser Stelle nicht: Darf ein Theologe, darf ein Christ, sich zu dieser offenen Feindseligkeit (die die AFD nachweislich inszeniert) bekennen?
Zum Schluss erinnert der Obere an den Anspruch des Dominikanerordens, des Predigerordens, „in einer vernünftigen Sprache differenziert und ausgewogen die gegenwärtigen Herausforderungen ins Wort zu bringen“. DER TEXT von Pater Kreutzwald war kurze Zeit erreichbar über: http://www.dominikaner.de/  Am 21-10-2021: Diese Information des Provinzials ist schon seit längerer Zeit nicht mehr auf der website des Ordens auffindbar. Der “Fall Ockenfels” Ist wohl zu peinlich für die Ordensleitung?

4.

Auch der katholische Theologe David Berger (2010 Autor des heftig antiklerikalen Erfolgs-Buches „Der heilige Schein. Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche“) gehörte kurze Zeit zum Kuratorium dieser AFD-Organisation. David Berger ist ein Kenner des Werkes des mittelalterlichen Theologen und Dominikaners Thomas von Aquin, deswegen hat er enge Verbindungen zu einzelnen Dominikanern in Berlin und in Rom (dazu in dem genannten Buch S. 128 ff.). Er hat sich vom konservativen katholischen Theologen erst zum heftigen Kirchenkritiker und Gay-Aktivisten nun wieder zum AFD nahen Theologen (zurück-?) “entwickelt”. Eine interessante “Karriere” in der AFD…Die allerdings im Juni 2019 ein Ende fand: David Berger ist aus dem Kuratorium der AFD Stiftung ausgeschieden…

Bemerkenswert jedenfalls ist die nach außen hin gezeigte Toleranz von Ockenfels gegenüber dem offen homosexuell lebenden, einstigen Chefredekteur des Gay – Magazins „Männer“ im schwulen Bruno Gmünder Verlag in Berlin: Gegenüber seinem damaligen Co-Beirat David Berger in der AFD Stiftung zeigte sich Ockenfels sehr tolerant: Er hielt den nun AFD affinen (ehemaligen ?) Gay-Aktivisten und Gay-Publizisten David Berger für einen „sehr anregenden, kompetenten Gesprächspartner“. Dabei ist diese tolerante Aussage von Ockenfels hoch erstaunlich: Sie steht wohl ganz im Dienste der gemeinsamen AFD-Verbundenheit: Denn Ockenfels hat sonst gegen alle „moderne“ Moral (der „68 er-Bewegung“) gewettert, gegen Feminismus und Gender-Forschung etwa. Gegen die so genannte „Homoehe“ argumentierte Ockenfels in einem von Norbert Geis (CSU – Hardliner) herausgegebenen Buch mit dem Titel „Homoehe“, er verfasste den Beitrag “Staatliche Prämierung der Unfruchtbarkeit“ (gemeint sind „die Homos“). AFD Homos sind jetzt – dank David Bergers Liebe zur AFD – offenbar nicht mehr so „unfruchtbar“. Inzwischen gehört Berger nicht mehr dem beirat der AFD nahen Stiftung an, CM, 7.2.2023)

5.

Pater Ockenfels, ein PUTIN-Freund:
Pater Ockenfels zeigt sich Putin – Freund und Putin – Verteidiger, und darin ist er auf der Linie der AFD. Man denke auch an Gaulands frühe Verteidigung der Annexion der Krim durch Putin… (Siehe unten, Fußnote 1)
Am 3. Dezember 2014, also wenige Monate nach der Annexion der Krim durch Putin (im März 2014 ), schrieb Pater Ockenfels in der sehr konservativen katholischen website kath.net :
„Aber die neuen Schaleks (das sind Journalisten im Werk von Karl Kraus, CM) beiderlei Geschlechts bevölkern zur Anheizung des neuen Konflikts unsere Medien, die ihren Haß auf den Teufel Wladimir Putin kaum noch zügeln können: Er sei sowieso krank, er habe Krebs, und überdies sei er paranoid, wie Herr Doktor Andreas Schockenhoff MdB per Ferndiagnose herausfand, statt sich als Christdemokrat einmal zu völkerrechtlichen Regeln, die für alle und reziprok gelten (sollten) und über die einseitige Interessen- und Machtpolitik hinausgehen, nachdenklich zu äußern. Die heute bei uns vorherrschenden antirussischen und antichristlichen Affekte werden freilich nicht vom Volksverhetzungsparagraphen erfaßt“.  Kath.net 3.Dezember 2014.

Fußnote 1: „Schon 2014, die AfD war erst wenige Monate alt, war Alexander Gauland zu Gast in der russischen Botschaft. ­Gauland, damals noch Landeschef in Brandenburg, ist heute Vorsitzender der Partei. Kurz nach dem Besuch trat er mit dem Kreml-Lobbyisten ­Wladimir Jakunin bei der Konferenz „Frieden mit Russland“ des rechtsextremen ­Magazins Compact auf. Er reiste nach Sankt Petersburg, traf einen nationa­listischen Oligarchen und diskutierte mit dem radikal antiliberalen Philosophen Alexander Dugin, den das US-Magazin Foreign Affairs „Putins Hirn“ taufte.
Und so ging es weiter: AfD-Politiker reisten zu Konferenzen in die Ost­ukraine, wanzten sich an die Putin-Jugend ran, trafen sich in Moskau mit der Kremlpartei oder der Stadtregierung… Quelle: TAZ: https://taz.de/Russland-und-die-AfD/!5579084/

Fußnote 2:
Der Dominikaner Pater Ockenfels ist ständiger Mitarbeiter der äußerst rechtslastigen website “kath.net”, seine Texte: https://kath.net/suche.php?suche=Ockenfels

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Wird der Katholizismus rechtsextrem vergiftet ?

Ein Hinweis von Christian Modehn

Immer mehr aktuelle Ereignisse zeigen: Der gegenwärtige Katholizismus wird weltweit von rechtsextremen Führern und damit von rechtsextremen Ideologien durchsetzt. Das wird nicht umfassend genug wahrgenommen, weil das kritische Interesse in der Kirche wie der Öffentlichkeit – zurecht ! – auf die weltweiten Verbrechen des sexuellen Missbrauches durch Priester usw. fixiert ist. Aber es gibt viel mehr Gefährliches…

Leider gibt es seit Jahrzehnten auch rechtsextreme Gruppen in evangelischen bzw. evangelikalen und pfingstlerischen Kreisen. In den USA gehören fundamentalistisch Bibelgläubige zu den leidenschaftlichsten Anhängern des großen Lügen-Propagandisten Trump. In Brasilien haben jetzt auch dort politisch (und in den Medien) einflussreiche Evangelikale den allgemein so bezeichneten Neofaschisten Bolsonaro zum Präsidenten gewählt. Ich habe nirgendwo gehört, dass sich etwa deutsche Evangelikale oder Freikirchler von ihren brasilianischen Freunden distanziert haben. Die katholischen Bischöfe Brasiliens sahen sich außerstande, in einem gemeinsamen Wort ausdrücklich vor der Wahl Bolsonaros zu warnen. Sie zeigten sich zögerlich – sympathisch – neutral, unterstützten also indirekt die Wahl Bolsonaros.

Ergänzung am 15. November 2018 von Christian Modehn: Evangelikale – eine politische Schande für die USA und Brasilien

1.Sehr viele Europäer wussten es schon, nun bestätigen es „Nachwahlbefragungen“ erneut: So genannte praktizierende Christen, vor allem Evangelikale, haben bei den US Kongresswahlen 2018 mehrheitlich (61 %) für Trump und die Republikaner gestimmt.

Aber was heißt „praktizierend“? Sonntags an den Gottesdiensten teilnehmen; pro life Aktionen mit absolutem Eifer unterstützen; den Pastoren viel Geld spenden; die Bibeltexte wortwörtlich lesen, also fern von jeglicher theologischer Kritik. Die sehr konservative website kath.net hat das (am 9.Nov. 2018) berichtet: Atheisten und Christen, die eher selten oder nie Gottesdienste besuchen, haben Demokraten gewählt. Dabei können diese Menschen wohl noch zwischen Götzen, Führern, und Gott unterscheiden… Und sie praktizieren an der politischen Basis oft die Menschenrechte, den Schutz der Flüchtlinge usw. Eine Praxis, die dem Denken Jesu von Nazareth zweifelsfrei sehr nahe steht…Vom Tempel/Gottesdienst-Besuch hielt Jesus von Nazareth bekanntlich nicht  viel… Empathie, Nachdenken, Solidarität waren ihm wichtiger… Bei den US-Katholiken hat jeder Zweite für die Republikaner (Trump) gestimmt…

2.Mit dem Wahn und dem offenkundigen intellektuellen, politischen und theologischen Niveauverlust der Evangelikalen in Brasilien werden sich hoffentlich sehr bald auch in Deutschland Religionswissenschaftler und Soziologen befassen. In Brasilien sind die Evangelikalen die leidenschaftlichsten Unterstützer des neuen Präsidenten Bolsonaro. Darauf habe ich schon mehrfach hingewiesen. Nun wird es im „Tagesspiegel“ durch Philipp Lichterbeck, Rio de Janeiro, erneut bewiesen (am 15. November 2018). Die unflätigen Reden Bolsonaros werden dokumentiert, seine Hasstiraden, seine Politik der Ausgrenzung und Menschenverachtung, oder, wie Beobachter treffend sagen, sein „Neofaschusmus“. „Die Pastoren der konservativen evangelikalen Kirchen beten inbrünstig für Bolsonaro“, so Lichterbeck.

Wann können wir berichten: Die deutschen Evangelikalen (die Evangelikalen in den USA können es ja nicht wegen ihrer Bindung an Bolsonaros Vorbild Trump) distanzieren sich also wenigstens deutsche Evangelikale und Pfingstler explizit von ihren „Glaubensbrüdern“ in Brasilien?

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Der Religionsphilosophische Salon Berlin befasst sich auch zentral mit der Kritik der Religionen und Konfessionen.

Von daher unser Interesse an dem Thema, das ich hier nur für den katholischen Bereich andeuten will. Dies als Aufforderung, wahrzunehmen, was heute katholische Kirchenführer politisch äußern. Etwa zum Ende des 1. Weltkrieges, zur AFD, zur Partei Marine Le Pens, zur FPÖ, zu Italiens Neofaschisten oder Polens Katholiken, besonders zu dem rechtsextrem-katholischen Radiosender Maryja unter dem Redemptoristen Pater Rydzyk, der immer noch seine nationalistischen und antisemitischen Beiträge senden darf, ohne dass etwa Rom diesen rechtsradikalen Priester zum Schweigen bringt. Auch die anhaltende Bemühung um Versöhnung Roms mit den katholischen Traditionalisten der Bewegung Lefèbvre, die gerade in Frankreich oft rechtsextrem orientiert sind, gehört hierher.

Darum der erste und entscheidende Gesamteindruck: Die katholische Kirchenführung duldet rechtsextreme Positionen innerhalb der Kirche sehr viel mehr als – vergleichsweise – linksextreme Positionen. Beide Extreme sind falsch. Aber für den Katholizismus sind spätestens seit den Konkordaten mit Mussolini und Hitler Rechtsextreme bzw. Faschisten irgendwie sympathischer als etwa Kommunisten. Von den widerwärtigen Polemiken etwa Papst Gregor XVI. gegen die Menschenrechte einmal ganz abgesehen….

Diese Bevorzugung des Faschismus sah man auch in der politischen Haltung des polnischen Papstes etwa gegenüber den faschistischen Diktaturen in Chile, Argentinien, Brasilien usw. Und in dem Zerstören angeblich linksextremer Positionen in „der“ Befreiungstheologie durch die Glaubensbehörde unter Ratzinger.

Die römische Kirche hat stets den Rechtsextremen mehr verziehen als den Linksextremen. Aber diese Blindheit der Kirche muss ausführlicher studiert werden. Das liegt daran, dass die Rechtsradikalen und Faschisten eher noch von „Gott“ sprechen als die Kommunisten etwa. Die wollen, so die katholische Kirchenführer, eine antigöttliche Gegenwelt, ein gottloses „Reich Gottes“ aufbauen… Das bloße Gerede von Gott durch Faschisten und Rechtsradikale finden offenbar viele Bischöfe, Prälaten usw. also sympathisch. Man denke an Spanien, an Franco, usw… Dies gilt bis heute.

Im Focus der aktuellen Aufmerksamkeit sollte der us –amerikanische Katholik Steve Bannon stehen. Bannon ist politisch Interessierten bekannt, er war (und ist im Hintergrund?) der Chefstratege von Mister Trump, verbandelt mit US – Milliardär Robert Mercer. Ich habe 2017 schon ein rhetorische Frage gestellt: Sollt der Papst Bannon, wie Mafiabosse bereits auch, exkommunizieren? Denn Bannon ist bekennender Katholik und bemüht sich nun in zahlreichen Treffen in Europa, ein rechtsradikales Netzwerk der rechtsextremen Parteien Europas zu festigen, dieses Netzwerk heißt „The Movement“. Damit will er Einfluss nehmen auf die Europawahl 2019.

In Rom/Vatikan hat sich der rechtsextreme Katholik Bannon etablieren können. Er ist eng mit dem offiziell katholischen Institut „Dignitatis Humanae“ in Rom verbunden. Dieses Institut nennt sich unbescheiden „Denkfabrik“, zum Beirat gehören unter anderen die bekannten sehr konservativen (und Franziskus – feindlichen) Kardinäle des päpstlichen Hofes (curia) Peter Turkson, Robert Sarah und der deutsche Reaktionär Kardinal Walter Brandmüller. Dazu gehört auch der Feind des Papstes, Erzbischof Viganò.

Nun haben diese Herren ein neues Tagungshaus ausbauen können, das wunderschöne, herrlich gelegene ehemalige Karthäuserkloster „Certosa di Trisulti“. Steve Bannon hält – auch per Videoschaltung – dort Vorträge. Der Journalist Thomas Migge (Rom) berichtete im Deutschlandfunk am 25.10. 2018 über dieses rechtsextreme katholische Studienzentrum und er nennt in dem Zusammenhang auch den Priester Don Curzio Nitoglia aus den Traditionalistenkreisen: Er ist davon überzeugt, berichtet Migge, dass das „christliche Europa“ bedroht sei, von den, so der Geistliche, islamischen „Horden“ aus Afrika und von „gottlosen Kapitalisten“ und Juden aus den USA. Don Nitoglia: „Die USA gründen sich auf drei Ideen: das Freimaurertum, den Judaismus und einen liberalistischen Protestantismus. Dann sind da noch die Hochfinanz, die Banken und eben die Juden. Diese Kräfte sind die Feinde der römisch-katholischen Kirche. Sie wollen sie zerstören. Das haben sie schon mehrfach versucht: erst mit dem Proletariat in Russland, dann mit der Studentenbewegung und jetzt versuchen sie es mit den Horden aus Afrika, die das zerstören wollen, was noch vom christlichen Europa übrig geblieben ist.“ Bannon, so wird berichtet, hat sich bereit erklärt, in diesem l ehemaligen Karthäuser – Kloster als rechtsextremem Think – Tank Vorträge zu halten. Mit Italiens Innminister Salvini ist Bannon befreundet…

Befreundet ist Steve Bannon auch mit der Regensburger Prinzessin Gloria von Thun und Taxis und auch mit deren Freund Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dem einstigen Bischof von Regensburg und abgesetzten Chef der obersten Glaubensbehörde im Vatikan. Diese drei haben sich, laut Spiegel, getroffen. Die Prinzessin begrüßte, so ist zu hören, die Initiative Bannons, die rechten, gemeint sind die rechtsextremen Parteien in Europa zu bündeln. Dadurch werde der Wahlkampf zur Europa Wahl „spannender und farbiger“. Die Nähe der Frau Thurn und Taxis zur AFD ist bekannt: „Im September 2018 hatte Gloria von Thurn und Taxis zusammen mit der rechtspopulistischen AfD und dem konservativen Bündnis „Ehe-Familie-Leben“ in Regensburg demonstriert. Das Bündnis kritisierte unter anderem den in seinen Augen zu frühen Sexualkundeunterricht von Kindern. Hunderte Regensburger hielten dagegen und traten für „Vielfalt statt Einfalt“ ein“, so die Mittelbayerische Zeitung am 20. Oktober 2018. Kardinal Müller nützt offenbar nun alle Möglichkeiten, gegen Papst Franziskus zu agieren und seine politische Haltung und Sympathie offen zu legen. Denn er weiß genau, wer Bannon ist, als er sich mit ihm traf. Geradezu lachhaft ist in dem Zusammenhang die oft von Müller selbst oft dokumentierte Freundschaft mit dem greisen Befreiungstheologen aus Peru, Gustavo Gutierrez. Kann Müller gleichzeitig Freund von Bannon und Gutierrez sein?

Mit der AFD Stiftung arbeitet auch der ziemlich bekannte, einst bloß als konservativ bekannte Dominikaner Theologe Prof. Wolfgang Ockenfels zusammen, dieser offenbar in Freundschaft wiederum verbunden mit dem einst äußerst kirchenkritischen schwulen Aktivisten, nun aber reaktionär orientierten Laien-Theologen David Berger, der seit langer Zeit mit Kreisen im Dominikanerorden verbandelt ist. Auch David Berger arbeitet mit in der AFD Stiftung zusammen. Es ist absehbar, dass alsbald ein katholischer Arbeitskreis innerhalb der AFD gegründet wird?

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin