Ein Hinweis von Christian Modehn am 20.2.2024.
Ein Vorwort:
Niemand mache sich heute Hoffnung auf eine grundlegende Reform der katholischen Kirche (in Deutschland). Das Thema „katholische Kirchenreform“ ist ja nicht nur für die stets kleiner werdenden katholischen Kreise interessant. Der vatikanische und bischöfliche Umgang mit dem Thema „Synodale Strukturen als Ausdruck der Gleichberechtigung der Laien in der katholischen Kirche“ muss kulturell gedeutet werden als ein Zeichen zentralistischer Allmacht! Aber die passt so gar nicht in die große und wahre, aber heute allseits bedrohte Tradition von Demokratie und Aufklärung und Menschenrechte. Die katholische Kirche in ihrer Organisation und Lehre fällt förmlich aus der Zeit, aus der Gegenwart. Sie lebt förmlich nur noch weiter als eine Organisation, die sich de facto selbst überlebt hat, wie der Philosoph G.W.F. Hegel treffend schon um 1820 erkannte. LINK.
1.
Der Vatikan hat erneut den wichtigen katholischen Reformprozess in Deutschland, „Synodaler Weg“ genannt, mit einem Machtwort ins Stolpern, wenn nicht zum Stoppen gebracht, also in den Sterbeprozess geführt: Roms Machtwort: Die Bischöfe in Deutschland dürfen nicht den Rat der Gläubigen in einem gemeinem „Ausschuss“ einholen. Mit anderen Worten: Die Herrschaft bleibt einzig beim Klerus. Der Synodale Weg könnte, genau besehen, eigentlich gestoppt werden. Denn: Rom hat – wie immer das letzte Wort. Das wollen viele nur nicht wahrhaben. Zum Brief aus ROM: LINK.
Und das sagen Mitglieder des “Synodalen Ausschusses” über diesen Brief des Papstes! LINK.
2.
Die deutschen Bischöfe haben nach dem Brief aus Rom das zentrale Thema „Synodaler Ausschuss“ gleich von der Themenliste ihrer aktuellen Beratungen in Augsburg (19.2. bis 22.2. 2024) gestrichen. Der Klerus in Deutschland, die Bischöfe, sind also selbst nur gehorsame Schäfchen, ausführende Beamte der Spitze der Hierarchie im Vatikan. Dort und anderswo geistert das Gespenst der Spaltung der römisch-katholischen Kirche durch die Köpfe: Dabei wissen viele: Diese Spaltung gibt es de facto längst: Welcher Priester hält sich wirklich noch an das Zölibatsgesetz? Wie geht ein Bischof etwa in Uganda oder Kenia mit katholischen Homosexuellen um und ein Bischof, nun ja, in Deutschland? Gibt es da Gemeinsamkeiten? Und so weiter.
3.
Über diese, nennen wir sie offen, feudalistischen Zustände in der römischen Kirche heute weiter zu debattieren, ist eigentlich vertane Zeit.
4.
Trotzdem:
Es sollen die Katholiken nur noch einmal an tausendmal schon Genanntes und eigentlich Bekanntes erinnert werden: Denn klipp und klar ist dies offizielle Ideologie: Nur die Bischöfe, also der Klerus, sind laut offizieller und unumstößlicher katholischer Dogmatik befugt, „mit heiliger Gewalt in der Person Christi zu handeln“, so bitte nachzulesen im offiziellen universell geltenden „Katechismus der katholischen Kirche“, § 875 ff. (München 1993). Das heißt: Gott selbst will, dass der Klerus allein in allen Glaubensfragen herrscht und bestimmt. Und wenn Laien kooperativ jetzt im „Synodalen Weg“ auf die eigentlich richtige Idee kommen, mitzuwirken in der inhaltlichen Gestaltung des Glaubens: Dann ist es im Sinne der offiziellen Ideologie eine unerträgliche Anmaßung: Denn: „Niemand kann sich selbst den Auftrag und die Sendung geben, das Evangelium zu verkünden“ (§ 875, Seite 259). Nur weil der liebe Gott höchstpersönlich allein dem Klerus den Auftrag und die Sendung erteilt hat, dürfen nur die Herren des Klerus das Evangelium verkünden und deuten.
5.
Auch das weiß allmählich fast jede und jeder: Die katholische Kirche kennt für die Gestaltung ihrer Lehre und ihrer Struktur absolut und definitiv keine demokratischen Grundsätze an – schon gar nicht in der inhaltlichen Gestaltung des Glaubens und seiner Lehren. Da können sich die Laien meinetwegen Kopf stellen: Forderungen nach Gleichberechtigung und demokratischer Mitbestimmung der Laien in entscheidenden Lebens/Glaubensfragen sind ausgeschlossen, denn die Herren der Kirche, der Klerus, der männliche, haben sich diese Theologie zurecht gelegt: „Christus selbst hat ihnen dieses Amt übertragen…zu leiten“ (Katechismus, § 873).
Die Kleriker, allen voran der Papst, können also eigentlich machen, was sie wollen. Und Deutschlands katholische Kirche ist dem Herrn des Vatikan-Staates, dem Wahlmonarchen Papst Franziskus, ziemlich schnuppe. Sonst hätte er ja mal was machen können in der „Causa“ Woelki“ zum Beispiel. Ihm ist die Mongolei ein viertägige Reise wert, aber nichts gegen die Mongolen! Manche meinen nur, Köln oder München wäre neben Ulan Bator oder Bangui auch mal ein Reisziel, „Pilgerfahrt“ genannt…. Den Papst wird einzig noch das Geld interessieren, das etwa als deutscher Peterspfennig in die heilige Stadt fließt… Für Papst Franziskus ist der Katholizismus in Deutschland jedenfalls faktisch von ihm selbst bewiesen eine „quantité négligeable“… Das sagen übereinstimmend kritische Beobachter und kritischen Theologen. Mir persönlich ist es schnuppe, ob Franziskus nach Deutschland sich aufmacht…
6.
Es gibt also heute für Reformkatholiken in dieser zerrissenen, kriegerischen Welt sehr sehr viel Dringenderes, als gegen die in jeder Hinsicht undurchdringlichen Mauern des Vatikans, des Papsttums etc. anzurennen.
7.
Martin Luther hatte Mut, den eigenen Weg zu gehen und mit ihm damals sehr viele empörte Katholiken. Ein Martin Luther ist heute leider nicht in Sicht. Zu viele Reformkatholiken sind offenbar, psychologisch gedeutet, viel zu masochistisch eingestellt. Sie lassen sich offenbar liebend gern von Rom in ihrer eigenen und sehr wertvollen Glaubenshaltung unterdrücken. Sie sind auch in Deutschland, als politische Demokraten, gern die letztlich doch immer Gehorsamen, Autoritätshörigen. Was für ein Skandal in unserer demokratischen Welt.
8.
Man möchte also Dante Alighieri variieren: „Lasst also die Hoffnung auf grundlegende Kirchenreformen fahren“ … liebe KatholikInnen, und wendet euch den wirklich dringenden Themen zu, dem Frieden, der Solidarität, der Überwindung der Armut, der Verhinderung einer noch größeren Klima – Katastrophe, oder auch: der freundlichen Mitmenschlichkeit im Alltag, all das ist bekanntlich in der Sicht des Propheten Jesus von Nazareth bereits der wahre Gottesdienst! Und LEBT – im emphatischen Sinne – und vergesst die Wahlmonarchie in Rom.
9.
Jeder und jede kann den eigenen spirituellen Weg gehen. Vernünftige Gesprächskreise über das Evangelium des Propheten Jesus von Nazareth sind jederzeit und überall zu realisieren, wenn man nur will und nicht länger bereit ist, die Bindung an Rom und die Hierarchen mit dem Glauben an eine transzendente Wirklichkeit, Gott genannt, zu verwechseln.
Für die vielen tausend Festangestellten in der Kirche Deutschlands wäre dieser Weg in die spirituelle und menschliche Freiheit wohl mit einem Verlust an finanziellem Wohlstand verbunden. So bleibt man wohl noch gern bei den „Fleischtöpfen Ägyptens“ müde sitzen … und leidet und … hofft weiter…
Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin