Peter Sloterdijks “Philosophische Temperamente” – eine Buchempfehlung
Welches philosophische Temperament habe ich? Bin ich mehr Skeptiker als Analytiker, mehr Dialektiker als Hermeneutiker? Oder bin ich als Philosophierender noch auf der Suche nach meinem eigenen, persönlichen Stil zu denken …und damit : zu leben? Mit diesen Fragen wird sich der Leser von Peter Sloterdijks neuem Buch “Philosophische Temperamente. Von Platon bis Foucault” befassen. Und Sloterdijk will – zumindest indirekt- diese Fragen stimulieren, denn für ihn ist Philosophieren alles andere als eine hermetisch verschlossene akademische Universitäts-Angelegenheit. Dieses glänzend geschriebene und inspirierende Buch bietet 19 kleine oder manchmal etwas größere Skizzen zum Profil wichtiger Philosophen, von Platon über Descartes und Kant und Fichte hin zu Wittgenstein und Foucault. In knappen Formulierungen wird das Eigentümliche der jeweiligen Philosophen herausgearbeitet, voller Überraschungen und neuer Blickwinkel. Zu Wittgenstein etwa schreibt Peter Sloterdijk: “So wird für Wittgenstein das Denken zu einem Navigieren zwischen Inseln der formalen Klarheit, die im unklaren Ungeheuren zerstreut liegen” (s. 126f). Spannend auch einige Sätze aus dem Platon Profil: “Statt der märchenfrohen Narkosen und der rhapsodischen Enthusiasmen strebte die philosophische Rede (Platons) einen Zustand der kritischen Nüchternheit an, die seit jeher als das Arbeitsklima des authentischen Philosophierens gegolten hat…Sofern sie Aufklärung war, konnte die Philosophie nicht anders, als die altreligiösen Seelenverfassungen und die kruden Göttergeschichten zu entzaubern…” (s. 22). Ein lesenswertes Buch, das hoffentlich zu weiten Gesprächskreisen der Philosophierenden inspirieren kann, für Menschen auf der Suche nach dem eigenen Temperament, dem philosophischen.
Peter Sloterdijk, Philosophische Temperamente. 145 Seiten, Diederichs Verlag 2009.