Wenn Arbeit zum Götzen wird

Wenn Arbeit zum Götzen wird

Das „philosophische Wort zur Woche“ fällt diesmal etwas kürzer aus; es ist wieder ein provokativer Anstoß nicht nur zum Nachdenken, sondern zur „Lebensorientierung“, d.h. zur Veränderung bisheriger Praxis.
Der bekannte Philosoph Byung – Chul Han, Berlin –Basel, inzwischen in Karlsruhe, hat im Jahr 2009 ein äußerst lesenswertes Buch veröffentlicht mit dem Titel „Duft der Zeit“. Der Untertitel: Ein philosophischer Essay zur Kunst des Verweilens.
Das Buch ist eine anspruchsvolle philosophische Meditation über die Wiedergewinnung der Muße und der Kontemplation. Dass es ohne die üblichen schnell formulierten Tipps und Ratschläge auskommt, braucht eigentlich nicht eigens betont zu werden. Es geht um Philosophie.
In seinem Schlusskapitel schreibt Han über die vita contemplativa, das kontemplative, das besinnliche Leben. Es ist eine ganz und gar nicht veraltete Haltung, sie bietet Impulse, die so selbstverständliche Hochschätzung, wenn nicht Vergötterung von Arbeit, neu, d.h. kritisch zu sehen.

„Das Leben, das sich dem maschinellen Arbeitsprozess angleicht, kennt nur Pausen, die arbeitsfreie Zwischenzeit, in der man sich von der Arbeit erholt, um sich dem Arbeitsprozess wieder voll zur Verfügung zu stellen. So stellen auch =Entspannung= und =Abschalten= kein Gegengewicht zur Arbeit dar. Sie dienen der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit…
In Wirklichkeit ist die Arbeitsgesellschaft eine Gesellschaft, in der die Arbeit sich, abgelöst von der Lebensnotwendigkeit, zu einem Selbstzweck verselbständigt und absolut setzt. …Die Totalisierung der Arbeit verdrängt andere Lebensformen und – entwürfe. (S 92 f).
(Darum ist das nicht mehr Arbeiten können, das nicht mehr Arbeiten müssen, für so viele Menschen auch Ursache für eine tiefe Krise: diese Menschen sind sozusagen den Gott Arbeit losgeworden, müssen „gottlos“ leben;, werden aus der Gemeinde der Arbeitsgläubigen rausgeschleudert; dass dieser Gott auch Geld beschafft, ist natürlich eine Tatsache. Aber die kapitalistische Gesellschaft ist so gebaut, dass sie an eine der Menschenwürde entsprechende Verteilung des Geldes an die Nicht – Arbeitenden gar nicht denkt. Wer den Gott Arbeit losgeworden ist, soll sozusagen mit Hartz IV in einer Art Vorhölle schmoren, der Vorhölle, die die Gott (Arbeits – ) Gläubigen geschaffen haben, diese Zeilen sind ein ergänzender Kommentar von Christian Modehn)
Aber noch einmal zu Byung – Chul Han: Worauf kommt es dem Philosophen an? Auf das Innehalten, das Verweilen. „In der Konsumgesellschaft verlernt man das Verweilen. Die Konsumgegenstände werden so schnell wie möglich verbraucht und verzehrt, damit Platz für neue Produkte und Bedürfnisse geschaffen wird. Das kontemplative Verweilen setzt Dinge voraus, die dauern“. (ebd).

Das anregende Buch „Duft der Zeit“ ist im Transcript Verlag , Bielefeld, erschienen.

Jesus contra Christus? Zum neuen Buch von Philip Pullman

Jesus contra Christus?
Eine Kritik des neuen Buches von Philip Pullman, „Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus“
Von Christian Modehn

Dieser Text ist eine ausführliche Fassung eines Beitrags für den NDR am 27.2.2011

Die Gestalt Jesu Christi fasziniert nach wie vor Künstler und Schriftsteller. Jetzt hat der Engländer Philip Pullman, bekannt auch als Autor von Theaterstücken und „Fanatsay – Erzählungen“, seinen Roman über den Mann aus Nazareth vorgelegt. Auf dem Rückdeckel des Buches, auf pech-schwarzem Papier und in knallig goldenen Buchstaben, fasst der Autor den Inhalt seines Werkes zusammen: „Dies ist keine frohe Botschaft“. Und auf der Titelseite, ebenfalls Gold auf Pechschwarz, ist zu lesen: „Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus“.
Auf den ersten Blick wirkt das neue Buch von Philip Pullman wie eine phantastische Geschichte: Da hat Jesus einen Zwillingsbruder mit dem Namen Christus. Er, der Jüngere, theologisch interessiert, wird zum kompetenten Beobachter seines allseits beliebten Bruders. Denn Jesus profiliert sich als erfolgreicher Heiler und Wundertäter, er ist der Prediger eines Gottes, der reine Liebe und Güte zu allen Wesen ist. Jesus glaubt zu wissen, dass sich das Reich Gottes alsbald auf Erden ausbreiten werde.

Eines Tages wird Christus von einem mysteriösen Boten besucht. Dieser befremdlich wirkende Engel fordert ihn auf, sich an der Verhaftung und Kreuzigung seines Bruders zu beteiligen. Denn, so sagt der Bote, Jesus störe einfach das religiöse Establishment. Er verwirre die Menschen mit seinen radikalen ethischen Forderungen. Christus übernimmt also die Rolle des Verräters, die in den Evangelien dem Judas zugewiesen wird. So wird er zum „Schurken“.
Soweit mag der Roman skurril erscheinen, gelegentlich ist er auch etwas spannend angesichts der mysteriösen Engel – Besuche. Man könnte den 230 Seiten langen Text als unterhaltsame Lektüre aber schnell beiseite legen. Tatsächlich aber bietet Philip Pullman einen theologischen Traktat: Jesus wird hier nicht nur als der sympathische Menschenfreund vorgeführt: Er hat, so der Autor, im Unterschied zu seinem Bruder Christus keine Absichten, eine Kirche zu gründen. Pullman lässt Jesus sagen: “Was du, mein Bruder Christus, als Organisation beschreibst, klingt wie das Werk Satans“. Damit wird ein alter Topos aufgegriffen, der von der kritischen Bibelwissenschaft durchaus untergestützt wird: Jesus dachte nicht an eine weltweit agierende Kirche. Andererseits, so die Bibelwissenschaftler, habe der historische Jesus durchaus ein besonderes, ein ausgezeichnetes Selbstbewusstsein gehabt: Er erlebte sich in besonderer Verbindung mit Gott, sah sich als der „Heilsbringer der Endzeit“. Auf Grund dieser Tatsache wurde später die Lehre verbreitet, Jesus sei Mensch und Gott in einer Person.
Diese alte Tradition stellt Pullmann grundsätzlich in Frage. Jesus wird kurz vor seinem Tod ausführlich als radikaler Ankläger Gottes dargestellt: „Du bist im Schweigen, Gott, du sagst nichts…vielleicht bist du gar nicht da“, schleudert der verzweifelte Jesus seinem früheren Gott entgegen. Hier kann der Autor auch seine fundamentale Kirchenschelte loswerden, wenn er Jesus sagen lässt: „Wirst du, Gott, die Kirchenfürsten vom Thron stoßen und ihre Paläste zertrümmern?“ In dem Machtapparat, Kirche genannt, geschehe zwar gelegentlich caritativ Gutes, meint der Autor; aber von Jesu Kritik an Herrschern und Herrschaften sei nichts mehr zu spüren. Das religionskritische Feuer Philip Pullmans, Mitglied einer humanistisch – atheistischen Vereinigung in England, wird hier besonders greifbar.
Jesus, dieser an Gott verzweifelte Mensch, wird gekreuzigt und stirbt. Und danach? Der Autor greift auf das uralte, man möchte sagen abgegriffene literarische Motiv zurück, demzufolge die Leiche Jesu gestohlen wird und verschwindet. Aber der Glaube an die Auferstehung entwickelt sich trotzdem: Denn, so will es der Autor, zufällig hält sich am Ostermorgen der Zwillingsbruder Christus in der Nähe des Grabes Jesu auf: Und diesen Christus verwechseln die frommen Jünger mit ihrem gekreuzigten Meister. Sie können nun siegesgewiss jubeln: „Der Herr lebt“. Die Auferstehung Jesu – nichts als ein Betrug, ersehnt von den leichtgläubigen Frommen. Christus denkt nicht daran, die Verwechslung der Frommen zu korrigieren; auch deswegen ist er in der Sicht des Autors ein „Schurke“.
Um seine Geschichte halbwegs rund zu beenden, schickt Pullman seinen Christus an einen weit entfernten Küstenort; dort lebt er zurückgezogen, plötzlich verheiratet, mit seiner Frau Martha zusammen. Ob er eine „Himmelfahrt“ erlebt, wird nicht verraten.
Eine gewisse Bedeutung hat dieser in England gefeierte Besteller vielleicht, weil er das Interesse wecken könnte, die vier so unterschiedlichen Geschichten von Jesus, Evangelien genannt, in der Bibel wieder einmal zu lesen. Sie sind allemal vielschichtiger und spannender. Oder man beginnt, seine eigene, persönliche Jesus Geschichte zu schreiben. Schließlich hat jeder Mensch das gute Recht, eigene Bilder und Vorstellungen von dem Mann aus Nazareth zu entwickeln. Sie wecken die Lust zu fragen: Wer war der historische Jesus denn nun wirklich? Immerhin bietet die historisch – kritische Forschung da einige sichere Hinweise.
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Philip Pullman, Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus,
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. 2011. 240 Seiten,
18,95 Euro.

Benedikt XVI. ist politisch “rechtslastig” – Religionskritische Perspektiven zu Joseph Ratzinger

Vorwort:
Von verschiedenen FreundInnen des “Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons” aus dem fernen Ausland wurden wir gebeten, einen ziemlich grundlegenden Beitrag von mir über die politische Rechtslastigkeit von Joseph Ratzinger bzw. Benedikt XVI. auch im Internet zugänglich zu machen. Der Beitrag ist 2009 in einem Buch des Verlages PUBLIK FORUM erschienen, unter dem Titel: “Rolle rückwärts mit Benedikt”, hg. von Thomas Seiterich und Norbert Sommer. Das Buch mit Beiträgen verschiedener Autoren ist sehr empfehlenswert, auch anläßlich der bevorstehenden Deutschland Reise des Papstes im September 2011. Mein Beitrag wurde bereits viel zitiert usw., es wäre nett, wenn dies immer mit einer Quellenangabe geschieht. Ansonsten gilt für den Text: : copyright: christian modehn.
Dieser Beitrag gehört ins Zentrum einer aktuellen Form von Religionskritik.

Die rechte Hand Gottes
Politisch – theologische Optionen Joseph Ratzingers
Von Christian Modehn, verfasst am 22. 3. 2009

Ergänzung am 9.2.2024: Papst Bendikt XVI. veröffentlichte im Oktober 2012 im Verlag des rechtsextremen Publizisten und Unternehmers Hans-Ulrich Kopp, dem Lepanto Verlag,  das  Buch “Kirchenlehrer der Neuzeit”. Es enthält Katechesen, also Glaubensunterweisungen, die Benedikt XVI. als Papst hielt. Schon damals waren die Aktivitäten Hans-Ulrich Kopps im rechtsextremen Milieu allgemein bekannt. Warum bloß hat Papst Benedikt XVI. in diesem Verlag eines Rechtsextremen ein Buch veröffentlichen müssen, wo er doch beste Beziehungen etwa zum Herder Verlag hatte? Wer war der Vermittler? Vielleicht Kardinal Müller, der auch ein Buch in diesem Lepanto Verlag veröffentlichte? War Papst Benedikt vielleicht schon so senil, dass er den politischen Background des Lepanto – Verlegers nicht kannte? Sicher nicht! Benedikt XVI. hatte ja 2013 noch so viel Vernunft, als Papst zurückzutreten. Unsere Vermutung, die in den folgenden Ausführungen ihre Begründung findet: Ratzinger/Bendikt XVI. fühlte sich als politisch sehr Konservativer in diesem Milieu vielleicht sogar wohl! Kopp war Teilnehmer an den “Gesprächen” und Planungen Rechtsextremer im November 2023 in einem Hotel in Potsdam. (TAZ, 27.1.2024, Seite 5).

1. Regensburg
„Joseph Ratzingers Bruder ist der Chef der Regensburger Domspatzen. Aber das könnte eigentlich kein Grund sein, von Tübingen weg zu gehen“, bemerkte der katholische Theologe Karl Rahner in der ihm eigenen Ironie (1). Tatsächlich war es nicht die Liebe zur Musik, die Professor Ratzinger dazu führte, schon nach drei Jahren, 1969, seinen Dogmatik Lehrstuhl an der Universität Tübingen aufzugeben. Es war eher die Frustration darüber, dass z. B. sein Kollege Hans Küng sehr wohl mit den rebellierenden Studenten 1968 diskutieren konnte. Dem eher schüchternen Ratzinger aber war das „rebellische Aufbegehren“ zuwider. (2) Der Wechsel nach Regensburg wurde für die weitere Zukunft zur entscheidenden Neuorientierung. Karl Rahner betont: „Ratzinger hat eingestandenermaßen eine Wendung gemacht, als er von Tübingen nach Regensburg ging“. (3) An die theologische Fakultät in Regensburg wurde er nur deswegen berufen, weil ein ursprünglich für Judaistik bestimmter Lehrstuhl dort nicht besetzt werden konnte und der freie Platz nun in katholische Dogmatik umgewidmet wurde! Den Start in Regensburg empfand er als glücklich, wie er gesteht: „So war bald wieder das rechte universitäre Fluidum gegeben, das mir für meine Arbeit so wichtig war“ (4). Sein Dogmatik – Kollege war nun der konservative Johann Auer, ein Verteidiger mittelalterlicher Theologie und Liebhaber eines von der Tradition her geprägten römischen Lehrsystems. Hans Küng bezeichnete den Umgang des Dogmatikers Auer mit der Bibel eine “neuscholastische Steinbruchexegese” (5) Aber Ratzinger war mit Auer „in inniger Freundschaft verbunden“. (6), vor allem weil beide die Kirchenväter vom 1. bis 5. Jahrhundert über alles schätzten. Ratzinger beteiligte sich sogar an Auers Lehrbuch (!) „Kleine Katholische Dogmatik“. Mit dem Umzug nach Regensburg begann für Ratzinger die intensive Mitarbeit an der „Internationalen Katholischen Zeitschrift Communio“ , an deren Gründung er im Herbst 1969 beteiligt war. (7) „Communio“ erschien 1972 als Gegenprogramm zur internationalen progressiven Zeitschrift CONCILIUM, die an einer Fortschreibung des II. Vatikanischen Reformkonzils arbeitet, zahlreiche renommierte Konzilstheologen wie Rahner, Küng, Schillebeeckx gehören zu den Gründern. Bei „Communio“ sammelten sich von Anfang konservative Denker, etwa der erklärte Rahner-Gegner und konservative Ex- Jesuit Hans Urs von Balthasar, der CSU Kultusminister Hans Maier oder der CDU Publizist Otto B. Roegele. Er war Herausgeber des bischöflichen, „linientreuen“ Rheinischen Merkurs. Auch Karl Lehmann gehört von Anfang zum COMMUNIO Kreis! War er und ist er das etwas liberale „Alibi“ dieser Zeitschrift? Wichtig ist: Von Anfang an gehörte zum engen COMMUNIO Kreis auch Jorge Medina Estevez, ein Theologe aus Santiago de Chile. 1987 wurde er Bischof von Rancagua, später von Valparaiso. Dort war er als ein enger Freund des Diktators Pinochet bekannt, den er bis zu dessen Tod öffentlich verteidigte! Als Kardinal kümmerte sich Medina in Rom später sehr wohlwollend um die Versöhnung mit den Pius Brüdern. Und ihm kam die schöne Aufgabe zu, am 19. 4. 2005 sozusagen „urbi et orbi“ mitzuteilen, dass „Josephus Ratzinger“, sein bewährter „Communio – Freund“, zum Papst gewählt wurde.
So wirken Regensburger Verbindungen bis zur Papstwahl und zur Versöhnung mit den Piusbrüdern weiter. Wichtig ist, dass schon von Regensburg aus Joseph Ratzinger über Jorge Medina Kontakte vor allem zu Jesuitenpater Roger Vekemans in Chile bekam: Er schrieb schon 1973 gegen die Befreiungstheologie in „Communio“. Vekemans, auch er ein erklärter Feind von Staatspräsident Allende und allen Linken, gehörte auch seit 1976 mit dem Adveniat Chef und Opus Dei Freund Bischof Franz Hengsbach zu dem Studienkreis Kirche und Befreiung, der gegen diese lateinamerikanische Theologie der Armen polemisierte. Die Wurzeln von Ratzingers Feindschaft gegen die Befreiungstheologie liegen in Regensburg! Der damalige, für Ratzinger „zuständige“ Regensburger Bischof Rudolf Graber war ein unumstrittener Marienverehrer (Sein Motto: „Durch Maria zu Jesus“), er bewunderte vor allem die Wunder von Fatima. Überdies war er ein Verehrer der stigmatisierten Theresa Neumann von Konnersreuth. Als „leidenschaftlicher Mahner“ vor den Übertreibungen des II. Vatikanischen Konzils gehörte er auch zu den Autoren der von Ratzinger geprägten „Communio“. Bischof Graber imponierte wohl dem Theologen Ratzinger, weil sein Bischof ein Gegner alles „Modernistischen“ war und durchaus Sympathien hatte für die neu gegründete, explizit papsttreue Zeitschrift „Der Fels“. In einem Interview mit KNA vom 28. Juli 1989 legte Ratzinger noch einmal dar, „dass es auch viel Treue und Liebe zu Rom in der Katholischen Kirche in Deutschland gibt“. Treue und Liebe zu Rom: Das heißt Liebe zum Papst, zum Vatikan, zum „Römischen“, das wurde in Regensburg schon gepflegt! Unter einem Bischof wie Rudolf Graber muss sich Professor Ratzinger recht behütet gefühlt haben. Weitere Autoren von „Communio,“ die ein internationales Netz konservativer Denker knüpfte, waren die späteren Opus Dei Freunde Prof. Nikolaus Lobkowicz und der Philosoph Robert Spaemann.
In Regensburg trat eine andere Gestalt in Ratzingers Freundeskreis: 1975 wurde Kurt Krenn, ein bislang völlig unbekannter Theologe mit extrem wenigen Publikationen, in Regensburg Ratzingers Kollege im Fach Systematische Theologie. Diese verstand Krenn vor allem als scholastische neothomistische Doktrin. Ratzinger hat mit Krenn, wie er als Papst jetzt sagt, eine „alte Verbundenheit“. Auf die Liaison Krenn – Ratzinger wird später noch hingewiesen.

2. München
Als Professor Ratzinger am 28. Mai 1977 zum Erzbischof von München und Freising geweiht wurde, setzte sich die Regensburg – Connection fort: Zu den Bischöfen, die Ratzinger „weihten“, gehörte der bereits erwähnte Bischof Graber aus Regensburg und auch Bischof Stangl aus Würzburg. Dass Bischof Stangl von Ratzinger zur Weihe in den Liebfrauendom in München eingeladen wurde, verwundert insofern nicht, als auch Stangl und Ratzinger befreundet waren. Und daran ist erstaunlich: In Stangls Diözese Würzburg war ein Jahr zuvor, am 1. 7. 1976 in Klingenberg am Main, die Studentin Anneliese Michel infolge zahlreicher Exorzismus Sitzungen an Entkräftung gestorben. Die beiden Exorzisten, die Priester Arnold Renz und Ernst Alt, wurden wegen fahrlässiger Tötung zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt. Bischof Stangl als der verantwortliche Oberhirte muss ja von Amts wegen jeden Exorzismus genehmigen, er aber betonte, von „allem nichts gewusst zu haben“. „Die beiden Exorzisten deckten letztendlich Joseph Stangl und seine Berater, zu denen auch der damalige Theologie-Professor Joseph Ratzinger gehört haben könnte. Denn Stangl und Ratzinger hatten eine “tiefe Beziehung” (Main-Post, 6.9.2006) zueinander. Und es wäre unwahrscheinlich, wenn der heutige Papst von dem Exorzismus ebenfalls nichts gewusst hätte“. (8). Es ist bekannt, dass Benedikt XVI. bis heute den Exorzismus ausdrücklich verteidigt. Bei seiner ersten Generalaudienz 2005 ermunterte er die versammelten Exorzisten „weiterzumachen“…
Als Erzbischof von München hatte sich Ratzinger das für ihn so typische Motto „Cooperatores Veritatis“ gewählt. Als „Mitarbeiter DER Wahrheit“ fühlte er sich seitdem nun auch von seinem bischöflichen Amt her. Er hatte nichts Eiligeres zu tun, als die schon damals weltweit umstrittene missionarisch offensiv werbende, theologisch äußerst konservative und Papst – ergebene Gemeinschaft der „Neokatechumenalen“ in seinem Erzbistum zu etablieren. Das berichtet der Neokatechumenale Führer Giuseppe Gennarini aus den USA und er fährt fort: “Als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre hat er uns später stets geholfen und in mehreren seiner Bücher den Neokatechumenalen Weg wirklich positiv bewertet“ (9)

Als „Mitarbeiter der Wahrheit“ betonte er schon in seiner Münchner Sylvesterpredigt, dass Gehorsam die Antwort auf die Wahrheit sei, weil der christliche Glaube eindeutig sei. Das sagte er in einer allgemein erregten Situation, weil sein Tübinger Kollege Hans Küng wenige Tage zuvor durch Maßnahmen der römischen Glaubensbehörde seine Lehrbefugnis als katholischer Theologe verloren hatte. Ratzinger sagte in München: „Im hochmütigem Verzicht auf die verbindliche Wahrheit stellt sich der Mensch Christus entgegen“ ( 10) Schon damals zeigte sich der „so bedeutende Intellektuelle“ als ein heftiger Kritiker der kritischen Vernunft: “Dem kirchlichen Lehramt ist es aufgetragen, den Glauben der Einfachen gegen die Macht der Intellektuellen zu verteidigen“(11). Hier klingen spätere Vorlieben Benedikt XVI. für populäre Volksheilige an, etwa für den angeblich stigmatisierten, von vielen Beobachtern aber als Scharlatan bezeichneten Kapuziner Pater Pio in Süditalien an, und auch an den völlig anti – intellektuellen Heiligen Pfarrer von Ars in Frankreich; dieser Johannes Vianney, der sich selbst „schlicht im Denken“ nannte, wird nun im Jahre2009 von Benedikt XVI. offiziell als Vorbild aller Priester gepriesen.
Als Mitarbeiter „der“ rechten Wahrheit zeigte sich Ratzinger beim Durchgreifen gegen aufmüpfige Pfarrer: Ungehorsam und eignes Denken haben in einem autoritären Denken keinen Platz. Deswegen wollte er im Sommer 1980 den Pfarrvikar Willibald Glas aus Arget aus seinem Amt entfernen: Dieser hatte dem Aufruf des Erzbischofs widersprochen, die Gemeinden sollten großzügig für den Peterspfennig spenden: Dadurch sollten die vatikanischen Finanzen saniert werden. Pfarrer Glas widersprach: Johannes Paul II, der so unmenschlich mit den Wiederverheiratet Geschiedenen umgeht, verdiene keine Geldspende. Der Kardinal war empört. Wegen deutlicher Solidarisierung der Laien mit ihrem Pfarrer durfte dann Glas im Amt bleiben. (12)
Auch seine theologischen Abneigungen gegen progressive, angeblich linke Theologen setzte Ratzinger in München durch. Als Nachfolger des Theologieprofessors Heinrich Fries wurde von der Münchner Theologischen Fakultät der kritische und „politische Theologe“ Johann Baptist Metz aus Münster, ein Freund des Konzilstheologen Karl Rahners, vorgeschlagen. „Der Kardinal Ratzinger hat in Zusammenarbeit mit dem Kulturminister (und Communio Mitarbeiter) Hans Maier, der Metz auch nicht mochte, bewirkt, dass 1979 das Ministerium Metz bei der Berufung überging“ (13), schreibt Karl Rahner. Metz hatte schon damals seine Sympathien für die Befreiungstheologie bekundet. Hans Maier hat als Präsident der Zentralkomitees der Deutschen Katholiken lange Jahre die Entwicklung der katholischen Kirche in seinem konservativen Sinne (im Einverständnis mit Kardinal Ratzinger) geprägt. Nur 4 Jahre konnte Joseph Ratzinger als Erzbischof gewisse Erfahrungen an der kirchlichen Basis machen.

3. Rom
Als Leiter der obersten Glaubensbehörde im Vatikan seit November 1981 hat er linke, kritische Theologen und Bewegungen bekämpft und ausgegrenzt, das ist bekannt. Weniger bekannt sind seine gleichzeitigen expliziten Vorlieben für eher rechtslastige Strömungen und Theologen in Kirche und Gesellschaft. Diese „rechte Vorliebe“ kann hier nur an exemplarischen Beispielen verdeutlicht werden. Sie zeigen aber einmal mehr, wo die Interessen des Kardinal Ratzinger bzw. Papstes liegen. Wer von der „rechten Seite“ her die Kirche schützen will, kann der Moderne angemessene demokratische Formen der Mitentscheidung von Laien in der Kirche, etwa im Rahmen von Nationalsynoden, nur als „Hirngespinst“ bezeichnen, wie der kanadische Jesuit Michael Fahey (im Januar Heft von Concilium 1989, S. 84) schreibt: „Für Ratzinger ist diese Idee einer gemischten Synode als einer permanenten Form höherer Autorität in der Kirche ein ausgewachsenes Hirngespinst. Auch kann er es sich nicht denken, dass je ein Laie Autorität über eine Diözese ausüben könnte“. Aufgrund dieser tiefen Abneigung gegen das Demokratische in der Kirche kann Ratzinger nur Gruppen anerkennen, die „Rom nicht nur lieben“, wie er gern sagt, sondern die auch die klerikale Macht- Struktur und den Vatikan als ein absolutistisches System ohne jegliche Kontrolle durch das viel beschworene „Kirchenvolk“ prinzipiell unterstützen und verteidigen. Die Psyche solcher Menschen, die sich für solche Verteidigung hergeben, ist ein eigenes, viel zu wenig bearbeitetes Thema…
Als Chef der obersten Glaubensbehörde ging es ihm darum, sein eigenes Verständnis von Glauben und Theologie, von Freiheit und Autorität, in der ganzen Kirche, ja möglicherweise in der westlichen Gesellschaft durchzusetzen. Karl Rahner hat diese Haltung von Anfang kritisiert. Er schreibt im Jahr 1984: „Wichtig wäre für Ratzinger, eindeutig und klar zu unterscheiden zwischen Ratzinger als Theologen mit seinen berechtigten, vielleicht auch problematischen Eigenmeinungen, und Ratzinger als Chef der Römischen Glaubenskongregation. Das sind zwei ganz verschiedene Sachen. Es ist selbstverständlich, dass ein römischer Prälat eine bestimmte theologische Meinung hat. Trotzdem darf er sie anderen nicht amtlich aufzwingen“. (14). Tatsächlich aber hat Ratzinger gemäß seinem bischöflichen Wahlspruch als „Mitarbeiter der Wahrheit“ seine Interpretation der Wahrheit, die er als ein ewiges und festes depositum fidei (“fix und fertiges Glaubensgut“) versteht, auch mit Zwangsmaßnahmen und unter Druck durchgesetzt. Die Liste der von Ratzinger z.B. ausgestoßenen, international hochgeschätzten Theologen ist sehr lang. Noch länger ist die Liste derer, die aufgrund dieses rigiden Systems sich von der römischen Kirche befreit haben. Ratzinger hat insofern als „Befreiungstheologe“ ganz besonderer Art gewirkt.
Wie stark die Verbundenheit Ratzingers mit rechten Gruppen ist, zeigt auch die Auswahl seiner Haushälterinnen: Als Kardinal in Rom versorgten ihn Frauen der geistlichen Gemeinschaft „Das Werk“, eine Gründung von „Mutter Julia Verhaghe“ aus Flandern, 1996 beschuldigten 2 Priester aus Limburg/Niederlande diese inzwischen internationale, auch in Deutschland arbeitende Bewegung würde sich sektiererisch benehmen und ihre Mitglieder unter schweren moralischen Druck setzen bei einer mittelalterlichen Spiritualität. Der zuständige holländische Bischof Wiertz durfte die Vorwürfe nicht untersuchen, weil „Das Werk“ direkt dem Papst unterstellt ist…(siehe Volkskrant, Amsterdam, 28.8.1996).
Im päpstlichen Palast kümmern sich jetzt Frauen der ebenfalls konservativen Bewegung „Comunione e Liberazione“ ums leibliche Wohl des Papstes. Diese internationale Bewegung war früher der Motor der italienischen Christdemokraten, heute steht sie Berlusconi sehr nahe.
Im Haushalt des Papstes geht ihm sein Privatsekretär zur Hand: Prälat Georg Gänswein hat Beziehungen zum Opus Dei: Er war als Kirchenjurist einige Jahre Dozent an der römischen Opus Dei Universität. Selbst wenn er nicht zum Opus gehören sollte: Diese Universität beschäftigt zweifelsfrei nur Leute, die der Opus Dei Richtung zumindest nicht kritisch gegenüber stehen!

Was Ratzingers theologischen Vorlieben für Deutschland betrifft, so ist seine Unterstützung für das im sehr konservativen Bereich angesiedelte „Forum deutscher Katholiken“ bemerkenswert. Das „Forum“ versteht sich als Alternative zu den immerhin ökumenisch interessierten Deutschen Katholikentagen. Das Forum deutscher Katholiken organisiert seit 2001 Jahrestreffen, bei dem sich das ganze einschlägige Spektrum eines explizit römischen Katholizismus versammelt. Mit dabei sind die Legionäre Christi, die Gemeinschaft der Seligpreisungen, das Opus Dei, die Totus Tuus Bewegung, die sich der so von Rom propagierten „Gesamthingabe“ befleißigen sowie Vertreter des deutschen Hochadels, die im Regnum Christi mittun, der Laienorganisation der Legionäre Christi usw. usw. „Kardinal Ratzinger war bei unserem ersten Treffen natürlich dabei und 2005 sollte er bei uns den Schlussgottesdienst halten, aber da war er schon Papst“, berichtet der Organisator Hubert Gindert. Er ist auch Chefredakteur der dem Papst noch aus Regensburger Zeiten bekannten Monatszeitschrift „Der Fels“. Gindert fährt fort: „Ich habe natürlich Kardinal Ratzinger damals auch aufgesucht in seiner Wohnung in Pentling bei Regensburg, dort hat er mir gesagt: Mir kommt es nicht auf die große Zahl an. Mit kommt es darauf an, ob es in der Kirche missionarische Zellen gibt“. (15)
Es ist kein Wunder, dass Kardinal Ratzinger von Anfang auch die „missionarischen Zellen“ der traditionalistischen Petrus Brüder unterstützte, jene Priester, die sich 1988 von Erzbischof Lefèbvres Gruppen losgesagt haben, aber treu die alte lateinische Messe weiter feiern dürfen. In deren Priesterseminar Wigratzbad in Bayern war Kardinal Ratzinger neben den ebenfalls ultrakonservativen Kardinälen aus Österreich Groer, Stickler und Mayer gern gesehener Gast! (16)
Die tiefe Verbundenheit mit diesen Kreisen ist bei Ratzinger sicher auch in der Sehnsucht nach der gehorsamen und uniformen, in sich geschlossenen, „schönen“ Kirche der Kindheit und Jugend begründet. Aber auch harte Berechnung ist dabei: Denn die ultrakonservativen Priestergemeinschaften, wie die Petrus Brüder oder die Legionäre Christi, haben viele Priesteramtskandidaten, die mit Begeisterung ihre klerikale Identität im schwarzen Priestergewand bekennen und Gehorsam als oberste Tugend praktizieren. Diese Kreise sollen in der Sicht Ratzingers die Macht der alten klerikalen Kirche retten!

Auch in Österreich hat Kardinal Ratzinger stets auf die kleinen, absolut kirchentreuen und rechtslastigen Kreise gesetzt, etwa auf den „Linzer Priesterkreis“. Ende der 1980Jahre war Ratzinger Referent bei den jährlichen Sommerakademien in Aigen, wo er schon damals ausdrücklich die lateinische Messe verteidigte. Ständige Referenten waren die Kardinäle Scheffczyk vom Opus Dei oder der konservative Dogmatiker Prof. Anton Ziegenaus.
Schon früh ist also Ratzinger bestens mit Oberösterreich vertraut. Auch der nach heftigen Protesten zurückgetretene Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner gehört diesem Priesterkreis an (17). Der Linzer Priesterkreis wurde entscheidend geprägt von Ratzingers Freund und ehemaligen Regensburger Kollegen Kurt Krenn. 1987 wurde er zur Überraschung aller Insider zum Weihbischof in Wien ernannt, offenbar hatte sein Freund Ratzinger daran mitgewirkt: „Die Wiener wunderten sich noch mehr darüber, dass dem neu ernannten Weihbischof Krenn besondere Verantwortung für die Welt der Kunst, Literatur und Wissenschaft übertragen wurde. In einem Fernsehinterview konnte er keinen einzigen zeitgenössischen österreichischen Künstler, Maler, Dichter, Bildhauer, Schriftsteller, Musiker oder Wissenschaftler nennen. Das war beunruhigend. Der wahre Grund, warum Krenn ernannt wurde, war der, ein Wachhund über die österreichische Bischofskonferenz zu sein, wo er, trotz seines Status als dienstjüngster, dadurch Gewicht bekam, dass er als einer galt, der “das Ohr des Heiligen Vaters hatte“. (18) 1991 wurde Krenn zum Bischof von Sankt Pölten ernannt: Dort konnten sich ohne römischen Widerspruch etliche spirituell extrem konservative Gruppen etablieren, die selbst aus bayerischen Diözesen wegen ihrer reaktionären Haltung vertrieben wurden, wie der Orden „Servi Jesu et Mariae“, wörtlich übersetzt „Sklaven Jesu und Mariens“. Im Ort Blindenmarkt hat dieser Orden seine Zentrale. Gründer ist der als Initiator der konservativen „Pfadfinder Europas“ bekannte ehemalige Jesuit Pater Andreas Hönisch. Über Krenns autoritäres und für die meisten Laien und Priester unerträgliches Regieren wurde vielfach berichtet, so z.B. von dem früheren Abt von Geras, Joachim Angerer (19) Nach einer Pornografie – Affäre und offensichtlicher homosexueller Kontakte zwischen Seminarleitung und Studenten in seinem Priesterseminar gab Krenn 2004 sein Bischofsamt auf. Seit der Zeit ging es ihm gesundheitlich nicht gut. Am 18.6. 2005, wenige Wochen nach seiner Papstwahl, hatte sein alter Freund und Gönner, Joseph Ratzinger, nichts Eiligeres zu tun, als ihm einen salbungsvollen Brief zu schreiben. Dieses Dokument muss allen, die unter dem Regime von Bischof Kurt Krenn gelitten haben, wie eine Ohrfeige erscheinen. Der Brief offenbart auch die (wahre?) spirituelle Dimension des gegenwärtigen Papstes: Hier nur einige Zitate aus dem handschriftlich unterzeichneten Brief: „Lieber Mitbruder! Wie ich höre, leidest du an Leib und Seele. So liegt es mir am Herzen, Dir ein Zeichen meiner Nähe zukommen zu lassen. Seit langem bete ich jeden Tag für dich! …. Unser Herr hat uns letztlich nicht durch seine Worte und Taten, sondern durch seine Leiden erlöst. Wenn der Herr dich nun gleichsam mit auf den Ölberg nimmt, dann sollst du wissen, dass du gerade so ganz tief von seiner Liebe umfangen bist und im Annehmen deiner Leiden ergänzen helfen darfst, was an den Leiden Christi noch fehlt (Kol 1, 24) Ich bete sehr darum, dass dir in allen Mühsalen diese wunderbare Gewißheit aufgeht……. Von Herzen sende ich dir meinen apostolischen Segen. In alter Verbundenheit! Dein Papst Benedikt XVI. (20).
Die Formulierungen dieses Briefes sind von einer traditionalistisch anmutenden Frömmigkeit geprägt, die ein Lefèbvre treuer Piusbruder wohl nicht anders formulieren könnte, einmal abgesehen davon, dass jeglicher kritische Hinweis auf Krenns unsägliches Verhalten fehlt, etwa seine viel besprochene Nähe zu dem rechtskonservativen Populisten Jörg Haider FPÖ. Kurt Krenn zierte sich auch nicht, ins offizielle Kondolenzbuch für diesen tödlich verunglückten Politiker zu schreiben: „Hochgeschätzte Trauerfamilie,
darf ich Ihnen mein tiefstes Mitgefühl zum so plötzlichen und unerwarteten Tod des Herrn Landeshauptmannes Dr. Jörg Haider aussprechen. Ich durfte mit ihm einige Male zusammentreffen und lernte ihn als integren Menschen und interessanten Gesprächspartner kennen… Im Gebet Ihrer gedenkend, Ihr + Kurt Krenn“ (21). Diese Worte des Ratzinger Freundes sind eine Schande, wenn man bedenkt, welche Hetzreden Haider gegen Ausländer zum Beispiel führte…
Bei seinem Besuch in Österreich ließ es sich Benedikt XVI. nicht nehmen, die ebenfalls als Hort der Tradition bekannte Klosterhochschule Heiligenkreuz bei Wien zu besuchen, die er kurz vor seinem Besuch im September 2007 noch im Januar desselben Jahres zur „Päpstlichen Hochschule“ erhoben hatte. Weihbischof Andreas Laun, extrem konservativer Theologe aus Salzburg, gehört dort zum Lehrkörper… Die Liebe Benedikts XVI. zu Heiligenkreuz hat zwei Gründe: Viel „klassischer Priesternachwuchs“ und die „ewige“, die klassische Theologie!
Manche theologischen Vorschläge Ratzingers finden dann auch Interesse im politisch explizit rechtsextremen Milieu. Das “Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW)“ hat den AULA Verlag in Graz als rechtsextrem eingestuft. Dort wurde 1998 in der von Otto Scrinzi herausgegebenen Festschrift „1848 . Erbe und Auftrag“ Ratzingers COMMUNIO Beitrag von 1995 mit dem Titel: „Freiheit und Wahrheit“ nachgedruckt. Auch wenn dieser Beitrag nicht explizit rechtsextrem ist: Erstaunlich ist es schon, wenn Herausgeber überhaupt auf den Gedanken kommen, Ratzinger in ihrem eigenen Umfeld zu präsentieren. Dem “Spiegel” liegt der Schriftverkehr des Vatikans mit dem Aula Verlag vor, aus dem hervorgeht, dass der damalige Sekretär des Kardinals, Josef Clemens, der Publikation des Aufsatzes ausdrücklich zustimmte. Der Aula Verlag hatte Arbeiten des Holocaust Leugners Walter Lüftl gelobt, woraufhin sich sogar die FPÖ vom Verlag distanzierte(22). Der Aula Verlag wirbt in seinem Internetauftritt für das umstrittene Buch über 1848 bis heute (21. 3. 2009) mit dem ausdrücklichen Hinweis „Mit einem Beitrag von Kardinal Ratzinger“. Dem Papst scheint dieser Hinweis nicht unangenehm zu sein, oder er liest nicht die internationale Presse, die seit dem 14..3. 2009 über diese Zusammenhänge berichtet.

Auch in Frankreich hat Joseph Ratzinger immer wieder bewiesen, dass er zu rechtslastigen und ultrakonservativen Gruppierungen eine besondere Nähe, wenn nicht Fürsorglichkeit hat. Typisch ist sein Bemühen um Versöhnung mit dem ursprünglich schismatischen, Lefebvre hörigen Kloster Sainte Madelaine in Le Barroux bei Avignon. 1989 kehrte das Kloster mit Abt Calvet wieder in den „römischen Mutterschoß“ zurück, weil die Mönche den Papst formal anerkannten; die alte neu-thomistische Theologie des 19. Jahrhundert wird dort weiter verbreitet und die Messe natürlich im Ritus des 16. Jahrhundert nach den Weisungen Pius V. weiterhin zelebriert. Zahlreiche Zeitungen hatten seit den 1980Jahren die engen Verbindungen von Abt Calvet mit rechtsextremen Politikern aus der Partei Front National (FN, Führer: Jean Marie le Pen) nachgewiesen. Bernard Antony, der „national- katholische“ Europa Abgeordnete dieser Partei, ist genauso eng mit dem Kloster verbunden wie der ebenfalls dem FN nahe stehende Publizist Jean Madiran. Er hat mit Abt Calvet Interviews in dem mit dem FN sympathisierenden „Radiosender Courtoisie“ geführt. Der nationale Katholik Jean Madiran hatte 1995 eine Gedenkfeier für den bekannten französischen Nazi Propagandisten Robert Brasillach (hingerichtet 1945) gehalten…
Diese Zusammenhänge waren dem „Mitarbeiter“ der offenbar nur göttlichen, nicht aber politischen „Wahrheit“ Joseph Ratzinger egal! Als diese Mönche dort ihr Messbuch nach den Weisungen des 16. Jahrhunderts herausgaben mit den entsprechenden Weisungen, am Karfreitag für die abtrünnigen Juden zu beten, schrieb Kardinal Ratzinger 1990 das Vorwort. (23) Das Messbuch ist noch heute in Klosterladen dort zu haben. Im September 1995 besucht Ratzinger als der oberste Glaubenchef das Kloster und feierte dort die Messe. Offenbar ist er dort sehr angetan, weil die vielen jungen Mönche noch die radikale Tonsur tragen und die alten Mönchsgewänder lieben. (24)
Benedikt XVI. hat am 6. September 2006 das ebenfalls im rechts außen angesiedelte „Institut du Bon Pasteur“ (Institut vom Guten Hirten) in Bordeaux zugelassen. Ein eigenes Priesterseminar „Sankt Vinzens von Paul“ wurde auf dem Besitz des Marquis de Gontaud-Biron in der Diözese Chartres erricht. Der oberste „gute Hirte“ ist der ehemalige Lefèbvre Priester Philippe Laguérie. Er hatte 1987 den rechtsextremen Politiker Le Pen offen verteidigt, als dieser behauptete es gäbe keine Gaskammern. „Die Thesen der negationistischen Professoren Roques und Faurisson, auf die sich Le Pen bezieht, sind perfekt wissenschaftlich“, meinte er damals. Pater Laguérie war Pfarrer von Saint Nicolas du Chardonnet in Paris, die seit 1977 von Traditionalisten besetzt wird, 1994 wollte Laguérie in Paris erneut eine Kirche dem Bistum Paris durch Besetzung entwenden, aber die Polizei griff diesmal ein. Er hat ein Requiem gehalten für Paul Touvier, den antisemitischen Chef der Miliz aus der Pétain Zeit. (25) Sein Mitbruder in Bordeaux ist Père de Tanoüarn, er war Mitarbeiter der rechtsextremen Zeitung „Choc du mois“ und des Le Pen Senders „Radio Courtoisie“. Jetzt sind diese Priester mit Zustimmung Benedikt XVI. wieder mit Rom vereint. Sie können nun offiziell katholisch inmitten der Kirche ihre rechtsextremen Gedanken verbreiten.
Internationale Verbindungen gibt es längst. Nur ein Beispiel: Probst Gerald Gösche von der ebenfalls mit Rom versöhnten Traditionalisten Gemeinschaft des Oratoriums Philipp Neri in Berlin (von Berlins Kardinal Sterzinsky wurde die Gründung genehmigt) gratulierte Pater Laguérie zu seiner neuen Rolle als guter Hirte in Bordeaux, Gösche hatte übrigens auch gute Beziehungen zum Kloster La Madelaine mit Abt Calvet. (26)
Auch an der Absetzung des linken, progressiven und von vielen Menschen außerhalb der Kirche hoch geschätzten Bischofs von Evreux, Jacques Gaillot im Jahr 1995, war das mit Rom versöhnte und von Ratzinger geschätzte Kloster in Le Barroux beteiligt: „Gruppen wie das Opus Dei und der Abt des Klosters in Le Barroux wurden in Rom zu meiner Sache gehört. Sie hatten sich geschworen, meine Haut zu bekommen. Jetzt haben sie sie, diese Leute haben gewonnen“ (27). Seit der Zeit seiner Degradierung und Bestrafung lebt der so beliebte Bischof Gaillot als Oberhirte des virtuellen Wüstenbistums Partenia in einem Zimmerchen im Kloster der „Väter vom Heiligen Geist“ in Paris. Und als der in die Wüste geschickte Bischof Gaillot im Oktober 2004 einen Vortrag in Bonn halten wollte, wurde ihm von Kardinal Meisner (Köln) ein Redeverbot erteilt. Vom „Kölner Stadt Anzeiger“ wurde Gaillot aus diesem Anlass die Frage gestellt: „Haben sie den Eindruck, dass Meisner versucht, Kardinal Ratzinger und vielleicht auch den Papst persönlich gegen sie zu mobilisieren?“ Da antwortete Bischof Gaillot: „Ja, das befürchte ich. Ich gehe davon aus, dass es da enge Kontakte gibt, die meine Person betreffen… meine Liberalität macht Angst“
(28)

4.
Die Beispiele für die konservativen Vorlieben Joseph Ratzingers und für seinen entschiedenen Kampf gegen alle Liberalen, Linken, freiheitlich gesinnten Katholiken könnte für viele Länder fortgesetzt werden. Interessant ist, dass er in Deutschland bislang völlig unbekannte, aber bereits machtvolle rechtslastige Orden fördert. Dazu gehört das „Instituto del Verbo Incarnato“ aus Argentinien, das inzwischen über 500 vor allem junge Mitglieder zählt. Dieser offizielle, römisch – katholische Orden ist ausdrücklich dem argentinischen Nationalismus eng verbunden. Er will „die reinen und natürlichen Werte Argentiniens“ gegen die Atheisten verteidigen. „Dieser Orden will die Gesellschaft bestimmen in Fragen der Politik, der Moral, der Erziehung“, berichtet die argentinische Soziologin Prof. Veronica Gimenez Beliveau in einem Artikel für „Courrier International“. Zahlreiche Bischöfe Argentiniens haben diesem Institut verboten, ein Priesterseminar zu eröffnen. Im Jahr 2001 fand sich Kardinal Ratzinger bereit, diesen bischöflich umstrittenen Orden in seinem eigenen Bistum Velletri-Segni in Italien anzusiedeln. Dazu muss man wissen. Kurienkardinäle sind immer auch dem Titel nach Bischöfe“ eines bestimmten Ortsbistums, so ist eben Kardinal Ratzinger Bischof von Velletri-Segni, Italien. Das „Institut vom Inkarnierten Wort“ hat darum gejubelt und so wörtlich der „Vorsehung gedankt“, als „Ihr Titularbischof“ auch noch Papst wurde (29). Die internationale Kulturzeitschrift „Courrier International“ gab ihrem Beitrag über den Orden den Titel: „Die Soldaten des Inkarnierten Wortes : wie im Mittelalter“. Inzwischen arbeiten diese jungen „dynamischen Missionare“ in vielen Ländern der Erde, darunter in Holland, Island und Grönland.

Zum Schluss muss noch auf Spanien hingewiesen werden, weil der Kampf zwischen fundamentalistischen Papst Fans und einer modernen Demokratie am heftigsten tobt. Am 28. Oktober 2007 hatte Benedikt XVI. fast 500 Opfer aus dem Spanischen Bürgerkrieg selig gesprochen, sie alle kämpften auf der „rechten Seite“, also auf Seiten des „Erzkatholiken“ und Dikators Franco. Dass es auch Priester und katholischen Laien gab, die ihr Leben im Rahmen der Volksfront gegen den Faschismus einsetzten, wurde vom Papst gen übersehen. So wurde die Seligsprechung zur späten Verklärung des Kreuzritters Franco und zur deutlichen politischen Kritik am sozialistischen Spanien von heute, wo so „gottwidrige Dinge“ passieren, wie die völlige Gleichberechtigung homosexueller Paare. Die oppositionelle „Volkspartei PP“ jubelte natürlich über diese politische Massenseligsprechung. Zwar hat Benedikt XVI. diese Zeremonie nicht selbst vorgenommen, aber sie geschah in bestem Einvernehmen mit ihm als dem Verantwortlichen für alle Selig – und Heiligsprechungen. Benedikt XVI. hat jetzt einen der heftigsten PP Anhänger und Verteidiger der „alten spanischen Ordnung“, Kardinal Canizares von Toledo, nach Rom berufen, er soll sich als oberster Chef um die „rechte Gestalt der Gottesdienste“ kümmern…Die vatikanische Bürokratie wird immer mehr zur Ansammlung sehr konservativer Kirchenfürsten und untergeordneter Prälaten, diese Entwicklung hatte unter Papst Johannes Paul II. bereits begonnen.
So schließt sich der Zirkel einer in sich abgeschotteten, antimodernen Kirche, die wesentlich von Joseph Ratzinger bestimmt wird. „Können sogenannte Sekten auch viele Millionen Mitglieder zählen“ ?, fragen sich kritische Intellektuelle im Blick auf den Zustand der römischen Kirche heute. Sie wissen natürlich, das allein schon die Frage vom „Hof“, also vom Vatikan, bestraft werden könnte…

Diese kurzen Beobachtungen zeigen: Die Liebe Joseph Ratzingers zu allem Rechtslastigen zieht sich wie ein „roter (?) Faden durch sein Leben „seit Regensburg“. Darum ist die Aufhebung der Exkommunikation der 4 traditionalistischen Bischöfe der Pius – Bruderschaft keine „Ausnahme“ und kein „Versehen“. Joseph Ratzinger wähnt sich als „Mitarbeiter DER Wahrheit“ wohl als die „rechte Hand Gottes“.

PS:
Wenn in dieser kleinen und unvollständigen Übersicht häufig das etwas plakative Wort „konservativ“ verwendet wird, so steht es in diesem Zusammenhang als Symbol für anti – feministisch, anti-emanzipatorisch, für schwulenfeindlich und eher anti-ökumenisch, und „mit Vorbehalt demokratisch usw., um dem Leser diese Aufzählungen dieser Prädikate ständig zu ersparen, verwende ich das zusammenfassende und keineswegs, wie man sah, „abgegriffene“ Symbol „konservativ“.

Fußnoten:
1)Karl Rahner, Bekenntnisse, Wien – München 1984, S. 40

2) so berichtet Prof. Hermann Häring, 1968 Theologiestudent in Tübingen, in einem Interview mit dem Autor im Jahr 2007.

3)Karl Rahner, ebd.. Die gleiche Meinung hat der Theologe Wolfgang Beinert, in: „Der Theologe Joseph Ratzinger“, 1977, Kösel Verlag, S. 4.

4) So zitiert die internetzeitung tagespunkt vom 1. 9. 2006, http://www.tagespunkt.de/

5) Hans Küng, Theologie im Aufbruch 1987.

6)Ulrich Lehner, Artikel Johann Auer, siehe http://www.bautz.de/bbkl/a/auer_j.shtml

7) Joseph Ratzinger, Symposium vom 28. Mai 1992 anläßlich des 20jährigen Bestehens von COMMUNIO an der Gregoriana, Rom, S. 3

8) siehe: www.theologe.de/bischof_josef_stangl.htm

9) Zenit, Informationsdienst der Legionäre Christi, 9.1.2006

10) Süddeutsche Zeitung vom 2. 1. 1980, ein Beitrag von Rosel Termolen.

11) ebd. Ein Argument, das immer wiederkehrt: “Die sehende Sicherheit des Glaubens ist oft weit mehr zu Hause
als da, wo Reflexion großgeschrieben wie. Umgekehrt macht der Intellekt nicht immer sehend“. So Ratzinger in: „Die Situation der Kirche heute“, Köln 1977, S. 24 f.

12) Hartmut Meesmann, in „Die Zeit“ vom 23. 1. 1981

13) Karl Rahner, ebd. S 42.

14) Karl Rahner, ebd. S 40f.

15) Hubert Gindert in Kaufering in einem Interview mit dem Autor 2006.

16) siehe die Internetseite der Petrusbrüder http://fssp.eu

17) Josef Bruckmoser, Salzburger Nachrichten vom 3.Februar 2009.

18)The Tablet, Katholische Wochenzeitung in London, 21. 2. 1991

19) Joachim Angerer, als progressiver Abt eines Prämonstratenser Klosters, selbst ein Krenn-Geschädigter, schrieb u.a. das Buch „Österreich nach Krenn und Co“, Wien 2000.

20) Dieser bemerkenswerte Brief ist (noch) nachzulesen unter: http://stjosef.at/bischof .k.krenn, unter der Rubrik News.

21) siehe das Jörg Haider Kondolenz Buch unter: http://kondolenz.ktn.gv.at/default.aspx?SIid=95&page=12

22) http://aula.buchdienst.at/buecher/?id=445

23) La Vie, Paris, L Hebdomadaire Chrétien d Actualité, Num. 3309, 29. Janvier 2009, S. 28.

24) Henri Tincq, Le Monde, Paris, 14. 06. 1998.

25) siehe im Internet: http://intransigeants.wordpress.com/2008/08/10/vive-labbe-laguerie/
auch
http://fr.wikipedia.org/wiki/Philippe_Lagu%C3%A9rie

26) Probst Gösche in einem Interview mit dem Autor in der Kirche St. Afra Berlin im Jahr 2003. Auf seine „freundlichen Kontakte den Benediktinern von „Le Barroux“ wird im Internet http://www.institut-philipp-neri.de/institut immer noch verwiesen!

27) in: Elie Maréchal, L Affaire Gaillot, Paris 1995, Seite 189, das Interview fand am 5. Februar 1995 im Ersten Französischen Fernsehen TF 1 statt.

28) Harald Biskup interviewt Jacques Gaillot, Kölner Stadtanzeiger, 26.10.2004.

29) Courrier international. Hors Serie: „Au nom de Dieu. Pourquoi les religions se font la guerre.“ Mars 2007, Seite 62.

Zur Verehrung des „Instituts des Inkarnierten Wortes“ für ihren Gönner Joseph Ratzinger: Siehe auch deren Internetseite: http://www.ive.org. Die hier genannte Information findet sich unter “Noticias“ vom 4/20/2005 mit dem Titel: „El Papa Benedicto XVI era nuesto obispo titular“.

Gottesrechte und Kirchengebote contra Menschenrechte

Gottesrechte und Kirchenrechte contra Menschenrechte

Das philosophische Wort zur Woche

Von Christian Modehn

Über das Verständnis und die universale Gültigkeit der Menschenrechte, dargestellt in der Präambel und den 30 Artikeln der „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ vom 10. Dezember 1948, wird auch heute noch heftig gestritten. Wer sich in diktatorischen Regimen oder Pseudodemokratien für diese Menschenrechte einsetzt, lebt gefährlich. An die weltweite Ermordung von MenschenrechtsaktivistInnen haben sich breite Kreise der westlichen Öffentlichkeit längst gewöhnt, die Namen der (nicht immer „prominenten“) Opfer werden in den Medien nicht einmal erwähnt. Global geschätzt leben etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die Menschenrechte nicht absolut gelten. Haben wir „aufgeklärte Europäer“ uns daran gewöhnt?

Vor allem in stark religiös geprägten Staaten und Gesellschaften, zu denen nicht nur muslimisch oder hinduistisch geprägte gehören, sondern etwa auch der „Vatikan“ bzw. die katholische Kirche, wird die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ nicht bedingungslos akzeptiert und respektiert und „positiven“, also historisch gewachsenen Gesetzen vorgeordnet. Diese menschenrechtsfeindlichen Staaten und Gesellschaften argumentieren meist so: Diese Menschenrechte passen nicht in „unsere Kultur“, sie seien gegenüber den angeblich göttlichen Geboten (bzw. Kirchengeboten) relativ und zweitrangig.

In dieser Situation ist es überaus erfreulich und wichtig, von kompetenter philosophischer Seite Argumente zur Vertiefung dieser Diskussion zu erhalten. Die Philosophin und Theologin Katharina Ceming (Augsburg) hat eine umfangreiche, leicht lesbare und brillante Studie über “die Würde des Menschen und die Weltreligionen” (so der Untertitel) vorgelegt. Der Titel des 510 Seiten umfassenden Buches ist: „Ernstfall Menschenrechte“ (erschienen im Kösel Verlag, München 2010. ISBN 978-3-466-36822-8).

In unserem, diesmal etwas länger ausfallenden “philosophischen Wort zur Woche” wollen wir vor allem auf das (von Katharina Ceming behandelte) philosophische Hauptproblem eingehen: Auf die Frage der universellen Geltung der Menschenrechte, wo sie doch, so sagen die Gegner der Menschenrechte, in historisch geprägten, „konkreten“ Kulturen Europas entstanden sind; also aufgrund dieser angeblich „begrenzten“ Herkunft könnten diese Menschenrechte, so meinen diese Kreise, nicht universell sein. Man nennt sie oft „Kulturrelativisten“.

Katharina Ceming schreibt:
„Wenn Menschenrechte nur als das Produkt einer historischen Entwicklung des Abendlandes gesehen werden, die keine universelle Gültigkeit durch einen naturrechtlichen Status haben, stellt sich zudem die Frage, wie die Menschenrechte dann selbst innerhalb der westlichen Welt noch verbindliche Gültigkeit haben können. Versteht man die Idee der Menschenrechte ausschließlich als Resultat eines historischen Prozesses, dann könnten die Menschenrechte jederzeit durch neue geschichtliche, ökonomische oder politische Entwicklungen modifiziert, ja sogar aufgehoben werden – auch im Westen“. (S 377)

„Gültigkeitskriterien (zu den Menschenrechten) sind, weil es sich hier um meta – empirische Fragen handelt, weder von geschichtlichen noch von politischen oder soziologischen Phänomenen abhängig. Letztere bestimmen lediglich, ob die Gültigkeitskriterien der Menschenrechte tatsächlich Anwendung in einer Gesellschaft finden oder nicht. Auf eine universelle Begründung ethischer Normen kann also nicht verzichtet werden. Diese Begründung lässt sich aber nur über etwas bewerkstelligen, was allen Menschen gemeinsam ist: ihre Vernunfthaftigkeit, selbst wenn sie über diese nur potentiell verfügen“. (ebd).
Wo sind die Ursachen für die Zurückweisung der universellen Gültigkeit der Menschenrechte zu suchen ? Katharina Ceming nennt vor allem eine Ursache: die Übermacht religiösen, mythologischen Denkens in religiösen Staaten und Gesellschaften. „Wo man verstanden hat, dass heilige Texte interpretiert und ausgelegt werden müssen, da sie in einem bestimmten Zeitkontext entstanden sind, fällt es auch leichter, mit =problematischen= Textstellen umzugehen, die mit bestimmten Artikeln der Menschenrechte kollidieren. Solange heilige Schriften als unveränderlich gelten, …, ist der Konflikt mit den Menscherechten unvermeidlich. Denn die Welterschließung der mythologischen Bewusstseinsstufe (also schlichter Wunderglaube z.B., CM) ist mit anderen Werten verbunden als die mental – rationalen Werte, zu denen die Menschenrechte gehören“ (S. 379).
Das Buch von Katharina Ceming ist ein Plädoyer für die Durchsetzung eines vernünftigen (was etwas anderes ist als eines bloß verstandesmäßigen, technisch – praktischen !) Denkens in den Religionen; ein Projekt, von dem die Menschheit mit ihren Religionen noch meilenweit entfernt ist. Ausführlich wird z.B. dokumentiert, wie in hinduistischen geprägten Kulturen die Frauen permanent aufs übelste missachtet und diskriminiert und gequält werden; wie das Kastensystem in Indien zwar offiziell verboten ist, aber immer noch von der herrschenden Clique zu eigenem Vorteil respektiert wird, etwa gegenüber den Dalits (siehe Seite 289 ff).
Und im Katholizismus? Auch da ist der Bericht Katharina Cemings deutlich und kritisch: „Wirft man einen Blick in das römisch-katholische Gesetzbuch, den Codex Iuris Canonici von 1983, dann zeigt sich, dass dem katholischen Kirchenrecht Grundrechte (also Menschenrechte) eher fremd sind“. Die Zurückweisung der universellen Gültigkeit der Menschenrechte im inneren Leben des Katholizismus folgt dem Muster, dass „sich das kirchliche Gemeinwohl am Schutz der Glaubenswahrheiten und an der Einheit des Glaubens orientiert“ (S. 161). Man fragt sich: Wer will da wen „schützen“? Der Papst die dummen Laien? Und was ist das für eine Religion, die angebliche Gottesgesetze gegen die (doch wohl auch von Gott geschaffene) Vernunft und ihre Erkenntnis der Menschenrechte ausspielt? Was ist das für eine Religion, die sogar kirchliche Bestimmungen (den “codex”) für relevanter hält als die Menschenrechte.
Religion contra Vernunft, dieses alte Thema ist immer noch nicht gelöst, zumindest auf theologischer Ebene.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer-Salon.de

Jesus der Hund: War Jesus ein Zyniker?

War Jesus ein Zyniker?

Um die Antwort – für möglicherweise beunruhigte Leser – gleich vorwegzunehmen: Jesus war wohl kein Zyniker, sondern ein Kyniker. Aller Wahrscheinlichkeit nach. Aber, wie in der neuen “Enzyklopädie Philosophie” (Meiner Verlag 2010, S.3137) betont wird, gibt es durchaus einen sachlichen und nicht nur sprachlichen Zusammenhang zwischen Kynismus und Zynismus.
Worum geht es?
In vielen unterschiedlichen Bildern und Begriffen wird von Jesus von Nazareth gesprochen. Gerd Theißen, der „Neutestamentler“, nennt ihn z.B. einen „Wandercharismatiker“. Jetzt legt der bekannte Paderborner „Alttestamentler“ Bernhard Lang in einer Art Zuspitzung dieser These eine neue, sehr ernsthafte Diskussionsebene vor: Jesus war ein Kyniker, also ein Weiser, der nach Art der damaligen „Kyniker“ Schule lebte, und das Lebensprinzip war die Bedürfnislosigkeit, die Feindesliebe, die Unruhe, in dieser Welt keinen Platz zu haben, was man gern „Unbehaustheit“ nennt. Bernhard Lang ist also als Historiker der Meinung, dass diese philosophische Orientierung, wenn nicht die „Schule“ der Kyniker, durchaus präsent und prägend war im damaligen Israel; der Kulturaustausch war damals – nebenbei gesagt – sehr viel größer, als sich heutige Menschen vorstellen, die meinen, die Globalisierung sei ihre Erfindung des 20. Jahrhunderts…Griechenland und Israel, oft gegeneinander als unvermittelbare Konzepte ausgespielt, scheinen doch einander gar nicht so fern zu sein…“Jesus und die griechischen Kyniker haben vieles gemeinsam: Sie verzichten auf Besitz, Ehe und Lebensvorsorge, sie verstehen Gott als Vater aller Menschen, ….sie lehnen Vergeltung ab, und sind bereit zum Leiden. Mit traditionellen religiösen Geboten gehen sie unbefangen um“, schreibt Bernhard Lang.
Im Rahmen unseres religionsphilosophischen Salons ist es äußerst interessant zu sehen, dass Jesus offenbar nicht nur in Johannes dem Täufer einen „Vorläufer“ hat, sondern wahrscheinlich eine Art (mythischen) Vorläufer in der Gestalt des Diogenes von Sinope (400 – 328), er wurde wegen seines sehr alternativen Lebensstils von der Öffentlichkeit verächtlich „Kyon“ auf Griechisch, also Hund, also Kyniker, genannt. Später wurde Antisthenes, dein Schüler des Sokrates, zum Inspirator der kynischen Bewegung erklärt. Kyniker haben sich vom Staat und der bürgerlichen Ordnung abgewandt, sie wollten als Bettler das Ideal der völligen Unabhängigkeit verkörpern. „Um die Zeitenwende erfährt der Kynismus ein Wiederaufleben in Rom und hält sich dort bis ins 5. Jahrhundert“, schreibt Josef Fellsches in dem überaus empfehlenswerten Buch „Enzyklopädie Philosophie“ (Meiner Verlag 2010) auf Seite 3137. Jesus als Kyniker – das könnte eine heiße theologische und philosophische Debatte von 2011 werden. In dem modernen Begriff “zynisch”, von “Kynisch” abgeleitet, wird nur noch eine Seite des Kynismus festgehalten, die Moralverachtung, alles Spöttische und Schamlose wurde in der späteren kirchlichen Entwicklung erst “cynisch”, dann “zynisch” genannt, darauf hat der Philosoph H. Niehues – Pröbsting hingewiesen. Interessant wäre die Frage: Wie könnten sich Kirchenführer, Päpste und Bischöfe z.B., neu orientieren, wenn sie sich auf Jesus den Kyniker einließen? Diese Frage ist nicht zynisch, sondern kynisch gemeint. Trotzdem: Würde Jesus von Nazareth als Kyniker heute vielleicht auf die real existierenden Kirchen in ihrer z.T. barocken Macht und ihrem Reichtum doch ein bißchen zynisch reagieren? Wer weiß.

Bernhard Lang, Jesus der Hund. Leben und Lehre eines jüdischen Kynikers. C H Beck Verlag, 2010.

Moderne Texte für alte religiöse Lieder

„Licht“ – alte religiöse Lieder mit neuen Texten
Die Zeit der frommen Floskeln ist vorbei
Von Christian Modehn

Die in den Niederlanden hoch geschätzte Dichterin, Autorin und Übersetzerin Coot van Doesburgh hat sich auf Einladung der Remonstranten Kirche auf ein nicht nur für Holland wegweisendes Projekt eingelassen: Sie hat zu alten, auch vertrauten religiösen Liedern („Kirchenliedern“) neue, zeitgemäße und poetische Texte geschrieben. So können die alten, noch immer beliebten Melodien weiterhin voller Begeisterung gesungen werden, in Gruppen und Gemeinden, ohne dass jemand wegen der uralten, sprachlich auch kaum noch zumutbaren und „vergangenen“ Floskeln und Bilder doch lieber den Mund hält.
Ende November 2010 wurde das Liedbuch mit dem Titel LICHT in Holland vorgestellt. Die Autorin hat für 100 Lieder neue Texte geschrieben, die das Lebensgefühl des modernen Menschen treffen. Warum soll man sich denn auch sprachlich und gedanklich ans 17. Jahrhundert binden, wenn man alte und schöne Melodien singen will?
Ein entscheidender Schritt ist getan, ein Schritt der Verständigung zwischen musikalischer Tradition und moderner Lebenswelt. Selbstverständlich will die Remonstranten Kirche einige Lieder auch in ihren Gottesdiensten singen. Der Name des Buches LICHT ist ja bezeichnend für diese freisinnige Kirche. Man könnte LICHT geradezu als ein entscheidendes Symbol dieser Kirche bezeichnen, geht es ihr auch um „Lumières“, um Licht im Sinne der Aufklärung, um die selbstverständliche Geltung der Vernunft auch in der Kirche, auch in den Liedern. Natürlich wird bei diesem Projekt die Poesie gerade nicht abgeschafft, aber sie wird mit dem Erleben der heutigen Menschen verbunden. „Coot van Doesburgh hat mit ihren neuen Texten ein Wunder vollbracht, alte Gesänge haben durch ihre Worte ein neues Leben erhalten, zeitlose menschliche Gefühle hat sie in die Sprache von heute übertragen. Ich fühle das Verlangen, diese Lieder mit voller Brust gern mitzusingen, denn sie sind schön geworden, so klar, sie anrührend in ihrer Einfachheit“, schreibt der landesweit bekannte und (königlich) geehrte Schauspieler und Kabarettist Paul van Vliet.
Die Remonstranten Kirche hat sicher einen weiteren Beitrag geleistet, „modern“ und „christlich“ zusammenzuführen. Das beachtliche Medienecho in Holland zeigt, dass das „LICHT“ in dieser Weise sozusagen „fällig“ war. Dem Buch ist auch eine CD beigelegt. Das Projekt „LICHT“ wurde inszeniert von Tom Mikkers, dem Allgemeinen Sekretär der Remonstranten Kirche. Man darf gespannt sein, ob LICHT auch in Deutschland zu ähnlichen Projekten inspiriert, um schöne alte Melodien vom uralten Staub der uralten Texte zu befreien. Warum gibt es eigentlich so wenige Übersetzungen wichtiger niederländischer Bücher aus den Bereichen Religionen ins Deutsche, eine Frage, die wir schon vor kurzem bei der Veröffentlichung des großartigen „Catechismus van de compassie“ stellten. Wir haben das Buch auf der Website www.remonstranten-berlin.de vorgestellt.

LICHT. C. van Doesburgh
Uitgerverij Boekencentrum 2010
ISBN: 9789023967361
Paperback
126 Seiten.
€ 12,50

Für einen “europäischen Islam”. Ein neues Buch

Für einen Euro – Islam
Benjamin Idriz, Penzberg, macht weit reichende Vorschläge

„Grüß Gott, Herr Imam“ ist der Titel eines Buches von Benjamin Idriz, er ist Imam im bayerischen Penzberg. Und er gehört, wie der Titel nahe legt, für viele seiner Mitbürger offenbar längst ganz selbstverständlich zur bayerischen Heimat. Denn der Gott, den der Imam „grüßen“ soll, ist von dem Gott wohl gar nicht so verschieden, den die anderen, die christlichen Bayern, ebenfalls mit derselben populären Formel „grüßen“ sollen. Der Imam würde wohl sagen, es ist derselbe Gott, den Juden, Christen und Muslime – unter verschiedenen Namen – verehren. Benjamon Idriz hat sich mit seinem überaus anregenden Buch viel vorgenommen: Er will seine Glaubensbrüder und Glaubensschwestern mit allem Nachdruck darauf hinweisen: Sie sollten hier in Deutschland und überhaupt in Europa einen modernen, demokratischen, einen europäischen Islam aufbauen. Benjamin Idriz, er stammt aus Mazedonien, hat in Damaskus studiert und ist seit 1995 in Penzberg, möchte „das eigentliche Wesen des Islam“ herausarbeiten. Dafür hat er Vorbilder unter Islam – Gelehrten aus Bosnien. Der reformierte, der moderne Islam kann nur in den Blick geraten, wenn auch der menschlichen Vernunft die entscheidende Bedeutung zugesprochen in der Erkenntnis dessen, was der Koran wirklich meint. „Der Mensch ist das würdigste Geschöpf Gottes, daher sind seine Vernunft, Freiheit und Würde, sein Glaube und sein Leben unanstastbar“ (S. 17). „Alle Propheten (also auch die jüdischen und christlichen CM.) sind gleichgestellt, denn sie haben eine gemeinsame Botschaft… Alle Menschen sind auf Erden vor dem Recht gleich….Aggression und Usurpation sind Vergehen“ (S. 18)… „Der Friede ist heilig, der Krieg ist zu verabscheuen“ ) S. 19. Solche grundlegenden humanistischen Anschauungen eines aufgeklärten europäischen Islam kann man seitenweise in dem Buch lesen. Besonders wichtig erscheint mir das Kapitel, das Benjamin Idriz mit “Das Porträt der idealen muslimischen Persönlichkeit in Bezug auf Integration“ überschrieben hat. Abschließend heißt es in dem Kapitel: „Sie (die ideale muslimische Persönlichkeit) unterzieht ihr Religionsverständnis einer Prüfung durch die Vernunft und hält dadurch Abstand von extremen Haltungen“. (S 31).
Treffender wäre es wohl gewesen zu schreiben, „diese Person missbilligt und verurteilt extreme Haltungen“.
In jedem Fall verdient das ausdrückliche Bemühen, einen, so wörtlich, „europäischen Islam“ aufzubauen, hohe Anerkennung. Man würde sich beinahe wünschen, dass dieses Buch gratis in allen Moscheen in Deutschland, aber auch in allen Kirchen, Synagogen und religiösen Zentren gratis verteilt würde. Die in dem Buch genannte Liste der Freunde und Unterstützer des Penzberger Projekts und damit auch seines Initiators ist lang, sie umfasst Bischöfe und Bürgermeister, auch den CSU Politiker und Vorsitzenden des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Alois Glück. Merkwürdig, dass die Vorwürfe des bayerischen Innenministers („verkappter Radikaler“) vom Sommer 2010 gegenüber der Penzberger Moschee in dem Buch nicht ausführlich behandelt und erwidert werden. Benjamin Idriz leidet offenbar darunter, wie stark heute noch im alltäglichen Islam, auch in Europa, die „eigentlich“ universalen Werte des Korans und die Werte des Humanismus überlagert werden durch volkstümliche (arabische, türkische usw.) Traditionen, die kulturell zu verstehen sind, aber eigentlich mit dem Islam nichts zu tun haben (das gilt etwa für die Rolle der Frauen in der unreflektierten islamischen Alltagspraxis). Als oberstes Gebot gilt darum für den Penzberger Imam die Bildung.
Vielleicht kann von Penzberg aus tatsächlich eine umfassende Reformbewegung des Islam gefördert werden, vielleicht schließen sich mehr Imame dieser vom humanistischen Geist geprägten Islam – Theologie an. Merkwürdig bleibt, warum dieses globale Projekt eines „humanistischen, vernünftigen und kritischen Islam“ auf Europa beschränkt bleiben soll. Man würde sich dringend wünschen, dass diese globale Islam -Reformation auch die islamische (und politische) Praxis in den Ländern Arabiens usw. erreicht. Es geht doch um viel mehr, als bloß um einen reformierten Euro – Islam. COPYRIGHT: Christian Modehn.

Benjamin Idriz, „Grüss Gott, Herr Imam!“. Eine Religion ist angekommen. Diederichs Verlag München, 2010,223 Seiten, 16,99 Euro.