Nur die Reichsten dürfen überleben.

Ein Buch gegen die Tech – Giganten: „Survival of the Richest“ von Douglas Rushkoff.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 27.2.2025.

Bitte lesen Sie auch unseren Hinweis: “Die USA sind unter Trump und Milliardäts Konsorten jetzt keine Demokratie mehr” : LINK

Das Motto des Buches (in unserer Sicht):
„Die Auswirkungen der Machenschaften der Tech – Giganten – Multimilliardäre können wir eindämmen. Der einfachste Schritt besteht darin, ihre Unternehmen nicht länger zu unterstützen und die von ihnen verfochtene Lebensart abzulehnen….Wir können die Steuerpolitik ändern, damit jene, die Kapitalerträge auf ihr Vermögen erzielen, ohne dabei einen Finger krumm zu machen, höhere Steuern bezahlen als jene, die aktiv für ihr Einkommen arbeiten.“ (S. 252, 253).
Nebenbei: Wer noch nicht weiß, welche die führenden Herrschaften der Tech – Milliardärs – Giganten sind: Der/die sehe sich die offizielle Einführungs-“liturgie“ von Trump am 20. Januar 2025 an: Musk, Zuckerberg, Bezos, sie alle waren an vorderster Front schon dabei und sind es immer noch. Und sie helfen eifrig als Plutokraten, die USA von einer Demokratie in eine Diktatur umzubauen.

1. Das Buch
Das Buch „Survival of the Richest“ („Das Überleben der Reichsten“) wurde schon 2022 in New York veröffentlicht, im Februar 2025 erscheint das Buch im Suhrkamp – Verlag mit dem Untertitel „Warum wir vor den Tech – Milliardären nicht einmal auf dem Mars sicher sind.“ Das Buch ist ein wissenschaftlich fundierter kritischer Essay gegen die zunehmende Macht der Tech – Giganten. Das Buch ist aber auch ein begründeter Aufschrei zur Rettung der Menschlichkeit in einer Welt, in der Tech – Giganten, diese „obszönen Reichen“ (so auch Douglas Rushkoff, S. 253), für sich selbst allein ihren totalen Egoismus pflegen. Nebenbei:
Philosophen sollten die Frage diskutieren: Ab wann wird totaler Egoismus von Milliardären ein Verbrechen?
Unter der jetzt zweiten Herrschaft von Trump seit 2025 gehören Tech – Milliardäre bekanntlich zum engsten Kreis der „Berater“, also der politischen „Gestalter“, auch der Milliardär Elon Musk, der den Mars als Zufluchtsort für sich und die Seinen auserwählt hat.
Von den allerneuesten Entwicklungen und aktuellen politischen Vorhaben der US – Milliardäre im Umfeld von Trump ist in dem Buch zwar keine Rede. Dennoch ist die Lektüre wichtig und, klassisch gesagt, „lehrreich“, um den Mindset, wie Rushkoff in dem Buch ständig sagt, also die Art und Weise, wie diese Milliardäre ihre „Mentalität“ und Ideologie/Weltanschauung gestalten und durchsetzen. Vernünftige, demokratisch gesinnte Menschen haben gegen die Allmacht der Tech – Unternehmer zu kämpfen. Denn die planen, so Rushkoff, alles, um die in ihrer Ideologie „wertlose Masse“ der „normalen Menschen“ hinter sich zu lassen, wenn es denn zu globalen und absolut zerstörerischen Katastrophen auf dieser Erde kommt. Diese Herren planen und gestalten also bereits den einzig und allein nur für sie hilfreichen Exodus … in andere Welten oder seien es „nur“ die bestens ausgestatteten und exklusiv bewachten und geschützten Luxus-Bunker, gern auch unterirdisch, auch entfernt gelegene Privat – Inseln sind als Refugium im Aufbau. Diese Zusammenhänge werden von Douglas Rushkoff, für einen Wissenschaftler üblich, bestens belegt.Rushkoff bietet einen hervorragenden Einblick in die Ideologie bzw das Glaubenssystem der Tech – Milliardäre.

2. Der Autor
Douglas Rushkoff (Jahrgang 1961, geboren in New York City) ist ein vor allem in den USA bekannter und von kritisch Denkenden geschätzter vielseitiger Autor von Büchern und Dokumentarfilmen, Rushkoff ist Medien-Philosoph, Kulturkritiker vor allem zur digitalen Entwicklung. Er ist Professor für Medientheorie und digitale Wirtschaft am Queens College der City -University in New York.
Er beschreibt, wie er – paradoxerweise muss man sagen – zu einem exklusiven Treffen in exklusivsten Rahmen von Multimilliardären der Tech – Welt als eine Art Spezialist eingeladen wurde, bezeichnenderweise irgendwo in der Wüste Afrikas: Rushkoff sollte auf die Frage eingehen, welche raffinierten Strategien diese Herrschaften entwickeln können, um im Fall der Apokalypse gut und bequem zu überleben. Die Herren hatten sich offenbar getäuscht in dem philosophisch – politischen Profil von Rushkoff, hatten also wenig Ahnung, dass er ein linker Kapitalismus – Kritiker ist…

3. Die zentrale Erkenntnis des Buches „Survival of the Richest“:
Das wichtige Argument von Rushkoff gegen den absoluten Egoismus der Milliardäre: Die kommende Katastrophe kann nicht eintreten, wenn weltweit die Menschen sicherstellen: Gemeinschaft, gegenseitige Hilfe und menschliche Beziehungen gelten als höchste humane Normen. Technologische Lösungen werden die Welt und die Menschheit nicht retten. Die Botschaft an die LeserInnen: Wenn diese Milliardäre sich als totale Egoisten vom Rest der Menschheit trennen, also offenbar nicht mehr zur Menschheit gehören wollen, dann müssen sich die wirklichen Menschen diesen perfiden Überlebens/Fluchtstrategen entgegenstellen.

4. Einige Zitate aus dem Buch:
Wir wollen hier jetzt keine summarische „Buch – Besprechung“ abliefern, wir empfehlen eher die Lektüre einiger ausgewählter Zitate aus dem Buch. Unsere Zitate sind sicher eine Einladung, das Buch zu lesen und zu diskutieren.

„Dieses Mindset der Multi – Milliardäre beruht auf einem atheistischen und materialistischen Szientismus (d.i.absoluter Glaube an die Wissenschaft, CM), auf einem blinden Vertrauen in das Lösen der Probleme durch Technologie, auf der Befolgung der Schranken des digitalen Codes, auf einem Verständnis zwischenmenschlicher Beziehungen als Markt – Phänomenen….“ (S. 23).

Die Multimilliardäre wollen sich in der bevorstehenden Apokalypse retten durch das “Errichten von einem Zaun um das gesamte Gelände (ihrer privaten Zuflucht)… durch `Zutritt verboten` Schilder, Wachhunde, Überwachungskameras…All diese Abschreckungsmaßnahmen sollten eine gewaltsame Auseinandersetzung (mit den normalen Bürgern) verhindern“ (S. 28, 29). Nebenbei: Zäune und Grenzen und Überwachungskameras: All das sind die Empfehlungen rechtsextremer und bekanntlich auch vieler so genannter konservativer Parteien zur aktuellen Abwehr von Flüchtlingen in Europa … und im Trump – Regime…

„Wir haben uns dazu entschlossen, dass Kapitalismus bedeuten soll, dem Großunternehmen mit Liebe und Mitgefühl, dem einzelnen Menschen hingegen mit darwinistischer Härte zu begegnen“,so wird der Wirtschaftswissenschaftler Scott Galloway von der New York Universität zitiert, S. 55, dort Beleg in Fußnote 19.
Rushkoff nennen diese Mentalität der “Richest“ die „Geringschätzung für Unterlegene…„Die Armen werden für ihre Armut verantwortlich gemacht“ (ebd.).

„Dieser Reichtum (der Multi – Milliardäre der Tech -Industrie) beruht einfach auf Eroberung und Ausbeutung. Entweder man findet ein neues Territorium, das man erobern und beherrschen kann, oder man findet eine neue Technologie, um mehr aus dem bereits beherrschten Territorium herauszuholen“ (S. 110).

Die Bindung an die – von manchen jetzt nicht mehr explizit wahrgenommene, sich spirituell nennende Bewegung NEW AGE ist bei vielen Techno – Multimilliardären in den USA sehr lebendig und für sie sehr attraktiv: Etwa durch Besuche bei Gurus und „Weisen“ in Südamerika, etwa „um an Ayahuasca – Zeremonien teilzunehmen“ (S. 158). (Ayahuasca: ein psychedelischer Tee, CM).

Ein historischer Durchblick: „Jede Gesellschaft, die ein dem gegenwärtigen vergleichbares Maß an wirtschaftlicher UNGLEICHHEIT erreicht hatte, rutschte in den Faschismus ab. Noch nie ist eine Zivilisation, die die ihre physische Umwelt derart ausgebeutet hat, dem Zusammenbruch entgangen.“ (S. 248).

5. Erkenntnisse zu einzelnen TECH-Multimilliardären:

Zu Mark Zuckerberg: „Er ist geradezu besessen vom römischen Kaiser Augustus… Zuckerbergs Bewunderung für Kaiser Augustus grenzt an Besessenheit“ (Seite 114).

Richard Dawkins (ein prominenter szientistischer Ideologe des mechanistischen Weltbildes) meint: „Der Mensch sei nichts weiter als ein Vehikel für seine Gene“ (S. 82)… „Menschen sind für Dawkins „Roboter, die Programme ausführen“ (S. 82). „Dawkins und seine kompatiblen Kollegen wie Daniel Bennett und Steven Pinter setzten sich im Silicon Valley durch“ (S. 90). Denn: Ihre Seminare und Tagungen der „Verhaltensökonomie“ wurden von Jeff Bezos von Amazon, Larry Page von Google, Nathan Myhrvold von Microsoft und Elon Musk von Tesla besucht…Diese Leute saugten die praktisch anwendbaren Erkenntnisse der Autoren wie Nudge und Misbehaving auf“ (S. 90):

Douglas Rushkoff, ein Kritiker der Religionen, zitiert aber zustimmend die Enzyklika von Papst Franziskus „Fratelli tutti“ (S.111): „ Teile der Menschheit scheinen geopfert werden zu können zugunsten einer bevorzugten Bevölkerungsgruppe, die für würdig gehalten wird, ein Leben ohne Einschränkungen zu führen.“ Rushkoff nennt treffend die Aussagen von Papst Franziskus „eine beißende Kritik am Techno-Kapitalismus“ (S.111)

Die Idee Friedrich Nietzsches vom ÜBERMENSCHEN bezieht Rushkoff auf die Multimilliardäre. (S. 112). In seinem Geist können „sie sich auch „über traditionelle religiöse Werte erheben“.

6. Hoffnungszeichen?
Im 13. und letzten Kapitel seines Buches nennt Rushkoff einige Beispiele für einen Widerstand gegen die Allmacht der Tech -Milliardäre (S. 252).
„Die einfachste Art besteht darin, ihre Unternehmer nicht länger zu unterstützen und die von ihnen verfochtene Lebensart abzulehnen.“ (S. 253).

„Seit wann besteht der Daseinszweck des Menschen darin, der Wirtschaft dienen? Diese Vorstellung ist ein Produkt des Mindset der Tech – Milliardäre.“ (S. 254).

„Sofern wir überhaupt irgendwelche Ziele haben, sollten wir nicht nach den vom Mindset der Milliardäre bevorzugten individuellenErfolgen oder profitablen Ausstiegen streben, sondern versuchen, uns schrittweise einem KOLLKEKTIVEN ZUSAMMENHALT anzunähern… Es geht um einen sanftmütigeren, offeneren und verantwortungsbewussteren Umgang miteinander.“ (S. 257).

Douglas Rushkoff, „Survival of the Riches. Warum wir vor den tech – Milliardären noch nicht einmal auf dem Mars sicher sind“. Suhrkamp Verlag, 2025, 282 Seiten, 22€.

COPYRIGHT: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

 

 

 

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