Babylon-Mythos und Wirklichkeit. Zu dem neuen Buch von Frank Kürschner-Pelkmann

„BABYLON – Mythos und Wirklichkeit“

Herr Kürschner-Pelkmann, Sie haben gerade jetzt wieder ein Buch veröffentlicht, das der kritischen Information, der Aufklärung, dient. Diesmal wollen Sie die LeserInnen mit den wahren Verhältnissen in der so vielfach gescholtenen Groß-Stadt BABYLON konfrontieren und Vorurteile in Frage stellen. Darum hat Ihr Buch BABYLON den treffenden Untertitel: „Mythos und Wirklichkeit“. Beginnen wir beim Mythos: Was ist denn der wichtigste, der extrem falsche, möchte ich sagen, Mythos unter den vielen Mythen, bezogen auf Babylon?

Viele Menschen glauben immer noch, dass die biblischen Geschichten vom sündigen Babylon und seiner Zerstörung einen historischen Hintergrund haben. Das ist problematisch, denn ein solches Verständnis dieser biblischen Geschichten verbaut den Zugang zu dem, worum es in der biblischen Botschaft geht.

Die Geschichten über Babylon können als Glaubensgeschichten verstanden werden, die gläubige Menschen vor Jahrtausenden aufgeschrieben haben, um ihren israelitischen Mitmenschen das Wunderbare der Existenz des einen Gottes nahe zu bringen. Im babylonischen Exil mussten sie mit den traumatisierenden Erfahrungen der Verschleppung und des Exils fertig werden. Wen kann es da wundern, dass sie auf göttliche Rache und die Vernichtung der Feinde hofften und dies auch aufschrieben? Aber wir sollten heute unsere Hoffnungen nicht auf einen brutalen und rachsüchtigen Gott setzen, sondern können diese biblischen Texte historisch einordnen und in ihrer Zeitgebundenheit verstehen.

Der “Turmbau zu Babel” ist ein weit verbreiteter Mythos, möchte man meinen. Was ist Ihrer Meinung die Wahrheit über den Mythos Turmbau zu Babel?

Wir müssen uns dafür die Situation der aus Jerusalem verschleppten Israeliten bewusst machen. Als sich ihr Zug der Stadt Babylon näherte, erblickten sie gewaltige Stadtmauern und einen riesigen Turm, der alles überragte. Dann kamen sie in eine fremde Stadt, in der ein verwirrend buntes Leben herrschte und viele Sprachen zu hören waren. Das musste die Neuankömmlinge zutiefst verunsichern. Bald waren sie selbst Teil dieser multikulturellen Gesellschaft, und viele von ihnen fürchteten, ihre Identität als Volk und als religiöse Gemeinschaft zu verlieren. Die Geschichte vom unvollendeten Turmbau sollte der realen Macht der Babylonier die Glaubensüberzeugung entgegenstellen, dass diese Großmacht nicht von Dauer sein würde und ihre Machtsymbole nicht in den Himmel reichten.

Das Gegenüber bzw. Gegeneinander von Jerusalem und Babylon, also von der gottesfürchtigen und der heidnischen, gewalttätigen Stadt, hat ja auch in der christlichen Theologie und Predigt eine lange anhaltende Beliebtheit. Wie erklären Sie sich die gedankenlose Gegenüberstellung?

Es ist in Predigten immer effektvoll, Gut und Böse einander schroff gegenüberzustellen. Und die Rolle des Bösen übernimmt dabei allzu häufig das „sündige“ Babel mit dem „Bösewicht“ König Nebukadnezar. Nicht nur Archäologie und Altorientalistik haben längst nachgewiesen, dass dies ein Zerrbild der Stadt am Euphrat und seines bedeutenden Herrschers ist, sondern auch die theologische Wissenschaft hat dieses Bild korrigiert. Aber leider ist die Versuchung weiterhin groß, in Predigten bei Schwarz-Weiß-Gegenüberstellungen stehen zu bleiben.

Sie zeigen in Ihrem Buch ausführlich, dass Babylon zwar keine Musterstadt war, welche Stadt ist das schon, sondern eine lebendige multikulturelle, durchaus kreative Kultur-Stadt, was verdanken wir heute denn noch Babylon?

Auch andere Völker beobachteten Naturphänomene wie den Lauf der Gestirne. Aber die Babylonier haben dank ihrer Jahrhunderte langen systematischen Beobachtungen und deren Notierung auf Keilschrifttafeln erkannt, wie die Sterne sich auf berechenbaren Bahnen bewegen. Sie waren auf dieser Grundlage zum Beispiel in der Lage, eine Sonnenfinsternis lange vorher anzukündigen. Die heutige Astronomie und Astrologie haben ganz eindeutig babylonische Wurzeln.

Die griechische Wissenschaft hat sehr stark von den Erkenntnissen babylonischer Gelehrter profitiert. So beruht zum Beispiel der Satz des Pythagoras auf mathematischen Berechnungen, die schon Schulkinder in Babylon gebüffelt haben. Übrigens geht auch unsere Aufteilung der Stunde in 60 Minuten mit je 60 Sekunden auf babylonischen Festlegungen zurück. In der babylonischen Rechenkunst hatte die Zahl 60 eine zentrale Stellung.

Offenbar ist die Unkenntnis über das wahre, frühere Babylon immens. Sie berichten in Ihrem Buch, dass westliche Soldaten jetzt achtlos mit den Resten des alten Babylon umgehen. Was ist da passiert?

Als amerikanische Truppen im Irakkrieg das Land eroberten, richteten sie ausgerechnet in den Ruinen von Babylon eines ihrer Hauptquartiere ein. Rücksichtslos fuhren sie mit gepanzerten Fahrzeugen kreuz und quer zwischen den antiken Ruinen herum. Auch legten sie auf archäologisch noch gar nicht untersuchtem Gelände Schützengräben an. UNESCO-Experten waren entsetzt, als sie die Spuren dieses Zerstörungswerkes zu Gesicht bekamen. Das amerikanische Vorgehen war Ausdruck einer völligen Missachtung fremder Kulturen und Religionen.

Und die Keilschrifttafeln, können die noch gerettet werden?

Viele Keilschrifttafeln befinden sich heute in europäischen oder irakischen Museen. Aber es gibt einen florierenden illegalen Markt für solche Tontafeln, und Raubgräber nutzen die Bürgerkriegssituation, um ihre Funde an ausländische Sammler zu verkaufen. Auch der „Islamische Staat“ mischt hier mit. Dadurch gehen der Wissenschaft viele Informationen verloren, die es ermöglichen würden, das Leben in Babylon noch besser zu verstehen.

Wer die Reste des alten Babylon heute zerstört, etwa die IS, der will das Bild, wenn nicht das Vorbild, einer uralten (!) multikulturellen Stadt zerstören?

Babylon selbst ist noch nicht durch den Bürgerkrieg zerstört worden, wohl aber Ruinen in anderen irakischen und syrischen Ausgrabungsstätten. Für den IS spielt dabei eine wichtige Rolle, dass Kulturen wie die in Babylon dadurch geprägt waren, dass Menschen aus unterschiedlichsten Völkern und Religionsgemeinschaften friedlich zusammenlebten. Vielfalt war geradezu das „Erfolgsgeheimnis“ Babylons. Genau eine solche Vielfalt wollen Gruppierungen wie der IS bekämpfen und vernichten.

Sollten sich religiöse Menschen, auch Christen, heute zu Babylon bekennen und sagen: Die uralte Kulturstadt wollen wir ehren und respektieren?

Viele Christinnen und Christen haben inzwischen gelernt, anderen Weltreligionen mit Respekt zu begegnen. Das ist schon deshalb wichtig, weil wir mit Menschen dieser Glaubensgemeinschaften heute Tür an Tür leben. Aber es ist auch für die Menschen im Irak von Bedeutung, wenn wichtige historische Persönlichkeiten wie Nebukadnezar immer wieder diffamiert oder die babylonische Kultur und Religion herabgewürdigt werden. Babylonien und Assyrien sind von immens großer Bedeutung für ein gemeinsames Geschichtsbewusstsein und eine gemeinsame Identität des zerrissenen und zerstörten Landes. Für uns alle gilt: Von Babylon lernen heißt, Vielfalt zu schätzen und als Reichtum zu begreifen.

Der “Religionsphilosophische Salon Berlin” empfiehlt sehr für private Lektüre und Studium, aber auch für die Gruppenarbeit das neue, spannend zu lesende, vielseitige und aktuelle Buch von Frank Kürschner-Pelkmann:

„Babylon. Mythos und Wirklichkeit“. Steinmann Verlag, Rosengarten bei Hamburg. 2015, 239 Seiten, 24,80 Euro.

ISBN: 978-3-927043-65-7

 

Milliardären wird der Ablass gewährt. Neues zum katholischen Orden “Legionäre Christi”

Milliardären wird der Ablass gewährt. Neues zum katholischen Orden “Legionäre Christi”

Hinweise von Christian Modehn am 2.12.2015

Der Religionsphilosophische Salon arbeitet von seinem philosophischen Anspruch der Aufklärung und der Religionskritik seit einigen Jahren auch kritisch über die katholische Ordensgemeinschaft “Legionäre Christi” und über die mit ihm verbundene Bewegung für Laien „Regnum Christi“. Einige wichtige neue Entwicklungen haben in der deutschen Öffentlichkeit bisher (2.12.2015) wenig Aufmerksamkeit gefunden. CM.

1.

Der katholische Orden „Legionäre Christi“ wird erneut – diesmal aber noch gründlicher und umfassender recherchiert – „ein Finanzimperium“ genannt. Sein Gesamtvermögen beträgt jetzt 43.600 Millionen Dollar. Die Ordensgemeinschaft (1941 gegründet, von dem mexikanischen Marcial Maciel, damals im jugendlichen Alter von 21 Jahren) zählt heute 950 Priester als Mitglieder, hinzukommen ca. 700 junge Männer in der Ausbildung, die man nicht als „vollständige Mitglieder“, also in „ewigen Gelübden“, bezeichnen kann. Mit anderen Worten: 950 Männer, die als Ordensleute wie alle anderen katholischen Ordensleute sonst auch „Armut“ als Gelübde gelobt haben, sind Multi-Milliardäre. Diese Fakten werden reich belegt von dem mehrfach ausgezeichneten mexikanischen Recherche-Journalisten Raul Olmos in seinem neuesten Buch (erschienen am 13. November 2015) „ Una mafia empresarial disfrazada de congregación“, „Ein Mafia-Unternehmen, das sich als religiöse Kongregation verkleidet“. Das Buch ist im Verlag Grijalbo (Madrid und Barcelona) erschienen. Es zeigt das weite Netz der Verbindungen des Ordens zu den Zentren politischer, ökonomischer und kultureller (Medien-) Macht. Hunderte von „Gesellschaften“, „Stiftungen“, „Vereinen“ und Privaten – Hochschulen gehören den Legionären Christi. Zur Ersparnis von Steuern halten sich die Ordensbrüder auch gern in so genannten Steuer-Paradiesen auf. Diese Fakten werden von Raúl Olmos ausführlich beschrieben.

Die schon populär “Milliardäre Christi” genannten Priester können also hübsche Feierlichkeiten ausrichten zum 75. Geburtstag ihres Ordens bzw. Finanzimperiums im Jahr 2016 und können wie üblich ihre zahlreichen Gönner, auch im Vatikan, reich beschenken. Der Orden wie auch das Finanzimperium wurden aufgebaut von dem Mexikaner, Pater Marcial Maciel, der 2006 (als 86 Jähriger) von allen seinen Funktionen der seit 1941 dauernden (!) Ordensleitung befreit wurde, und zwar auf Druck von Papst Benedikt XVI. Papst Benedikt hatte zudem 2010 das Leben des Ordensgründers von einer katholischen Priestergruppe untersuchen lassen, und kam zu dem Schluss:“ „Es ist ein Leben, das jenseits des Moralischen liegt, ein abenteuerliches, vertanes, verdrehtes Leben“. Mit anderen Worten: Der notorische pädophile (vornehm ausgedrückt) Täter Pater Maciel ist in der Sprache der Justiz ein Verbrecher. Er hat zudem viele Millionärswitwen um deren Vermögen erleichtert, weil er sich als charmanter Liebhaber ausgab usw… Aber den (staatlichen) Gerichten wurde der Verbrecher vom Vatikan, wie üblich, nicht übergegeben. Papst Benedikt bat den Ordensgründer im Jahr 2006 nur, Maciel möge sich zur Buße still und schweigend dort zurückziehen… Gestorben ist Maciel nicht als stiller Büßer in seinem römischen Kloster, sondern wie auf der Flucht, im warmen Florida. All das wurde auch von uns dokumentiert, ebenso die vatikanischen „Untersuchungen“ über den Orden insgesamt, nach dem Tod Maciels. Eigentlich hätten die „Untersuchungen“ von 2010 zur Auflösung des Ordens führen müssen. Das forderten viele prominente Katholiken. Denn welcher Orden soll in alle Zukunft einen Verbrecher als Gründer haben, der zudem einst, überall sichtbar, wie ein Heiliger verehrt wurde, obwohl dessen weit reichende finanziellen, sexuellen und drogenabhängigen Aktivitäten allen Mitglieder und vielen Prälaten in Rom bekannt waren. Nur die zahlreichen ehemaligen Mitglieder, die Missbrauchs-Opfer, meldeten sich im Vatikan seit 1989, (!), aber man hörte sie nicht. NICHTS wurde von amtlicher vatikanischer Seite gegen Maciel unternommen, auch nicht von Kardinal Ratzinger damals als Chef der Glaubenskongregation. Maciel hatte tatsächlich zu viele Freunde unter den Kardinälen, und selbst der polnische Papst pries den Verbrecher offiziell und lautstark explizit „als Vorbild der Jugend….“ Die Reisen von Papst Johannes Paul II. wurden immer von dem kundigen Mexikaner Pater Maciel begleitet. Ob die Reise von Papst Franziskus nach Mexiko in 2016 auch wieder von den Legionären betreut wird?  Aber der Orden wurde eben nicht aufgelöst. Er besteht weiter, wenn auch die Begeisterung junger Männer für diesen Orden etwas gebremst ist: Seit 2008 ist die Zahl der Mitglieder in Ausbildung befindlichen Mitglieder von 1.081 auf 693 zurückgegangen, berichtet El Pais. Aber die Geldquellen scheinen trotzdem bestens zu fließen, siehe oben.

2.

Diese Mitglieder dieses Milliardärsordens haben jetzt von Papst Franziskus die Zusage erhalten, in dem nun begonnen Jahr der Gnade den vollkommenen Ablass zu gewinnen. Damit entspricht Papst Franziskus dem Wunsch von Pater Eduardo Robles Gil, dem gegenwärtigen Ordensoberen, der sich, wie für ein Imperium eben passend, wie auch schon sein Vorgänger Pater Maciel, „Generaldirektor“ nennt. Der vollkommene Ablass wird den Mitgliedern der Milliardäre Christi gewährt, “wenn sie ihre Gelübde erneuern, also auch das Armutsgelübde, wenn sie beten, wenn sie sich den Werken der Spiritualität widmen und die christliche Lehre verbreiten“, heißt es in dem päpstlichen Indulgenz – (Ablass) – Schreiben.

Erstaunt ist man abermals, dass der Ablass, DAS Thema Martin Luthers, 2 Jahre vor dem Reformationsgedenken 2017, wieder und wieder selbst von apst Franziskus aufgewärmt wird. Kann man angesichts dieser Vorlieben diesen Papst im Ernst „progressiv“ nennen? Wohl kaum, meinen wir. Will man so für eine neue Ökumene mit den Protestanten sorgen? Warum spricht kein prominenter Protestant von dem aufgewärmten Ablass-Wahn des Katholizismus? Das Heilige Jahr mit Pilger/Touristen-“Strömen” nach Rom hat gerade begonnen. Aber das ist ein anderes Thema.

Die sexuellen Missbrauchsopfer des vom Papst Benedikt so genannten Verbrechers Pater Maciel sehen in dieser überflüssigen Ablass- Gewähr eine Art Anerkennung und Reinwaschung des Ordens. Denn im Jahr der Gnade kann doch eigentlich jeder Katholik, eben auch ein Legionär, sowieso bei Respekt der Vorschriften den Ablass gewinnen. Warum also diese Sonder-Gewähr eines Ablasses für diesen Orden? Besteht ein Grund für den Papst, sich mit dem Orden gut zu stellen?

3.

Viele Beobachter fragen sich erneut bei dieser Entscheidung, wie widersprüchlich eigentlich die theologische Linie des so vielfach gerühmten Papstes Franziskus ist. Wie sehr steht er offenbar unter Druck einer vatikanischen Mafia, dass er diesem “Club”, den Legionären, diese außergewöhnliche Gnade explizit gewähren muss? Kann Papst Franziskus nur noch im Vatikan wohl auch physisch überleben, wenn er auch den umstrittensten Orden, theologisch zudem extrem konservativ, also den Legionären Christi, sein Wohlwollen zeigt? Die Indulgenz-Ablass-Entscheidung des Papstes von Ende Oktober 2015 wirft auch ein Licht auf die dunklen Verhältnisse in den Palästen des Vatikans. Herrschen dort, wieder einmal, vor-reformatorische Zustände? In jedem Fall sind die neuesten Entwicklungen/Erkenntnisse ein interessanter Beitrag zu dem offiziell propagierten “Jahr der Orden 2015”.

4.

Eine Einschätzung des Ordens “Legionäre Christi”, der bekanntermaßen in Mexiko besonders mächtig ist, von dem mexikanischen Religionswissenschafter Elio Masferrer, mitgeteilt in der spanischen Tageszeitung El Pais vom29. Oktober 2015, siehe: http://internacional.elpais.com/internacional/2015/10/28/mexico/1446071736_323939.html

Zu Elio Masferrer: http://www.revistaacademica.com/consejo.asp

Zuerst der spanische Text aus El Pais: “Elio Masferrer, presidente de la Asociación Latinoamericana para el Estudio de las Religiones y profesor e investigador emérito de la Escuela Nacional de Antropología e Historia. “[La Orden] es uno de los problemas más graves del catolicismo. Maciel fue un impresentable, un criminal, y es el paradigma de una Iglesia corrupta, alejada de los feligreses”.

Die Übersetzung ins Deutsche: “Elio Masferrer, Präsident der lateinamerikanischen Vereinigung zum Studium der Religionen und Professor (und Forscher emeritus) de „Nationalen Schule der Anthropologie und Geschichte, sagt in der spanischen tageszeitung El Pais vom 29. Okrober 2015: „ Der Orden der Legionäre Christi ist eines der schwersten Probleme des Katholizismus. Maciel (der Gründer) ist ein „nicht gesellschafäftsfähiger“, d.h : eigentlich ein öffentlich gar nicht vorzeigbarer Mensch gewesen, er war ein krimineller und er ist das Modell einer korrupten Kirche, weit entfernt von den treuen Gläubigen (eigentlich: Pfarrkindern)”.

5.

Die Millionärsfamilie Oriol (Madrid) will ihr Landgut von den Legionären Christi zurückhaben.

Die einflussreiche Unternehmer-Familie Oriol fordert vor Gericht die Rückgabe einer Millionenerbschaft an die Legionäre Christi von diesem Orden zurück. Es handelt sich um die Rückgabe des Landsitzes Cerro del Coto, eines Landgut (9,7 Hektar groß), am Rande von Madrid, im reichsten Viertel der Stadt, in Majadahonda. Besonders interessant ist, dass dieser Prozess der Rückgabe eines Geschenks an den Orden von drei ehemaligen Priestern der Legionäre Christi und einer Frau, die als „geweihte Frau“ dieser Gemeinschaft angehörte, verlangt wird, gerade jetzt, nach den bekannt gewordenen Skandalen des Gründers, Pater Maciel. Diese 4 Personen sind Geschwister, sie gehören zur Familie Oriol, die als eine der besonders begüterten Familien Spaniens gilt. 4 Kinder aus ein und der selben Familie bei den Legionären, und alle 4 treten aus dem Orden aus! Dabei hatte die ultrareiche Familie Oriol dem jungen Pater Marcial Maciel geholfen, als er von Mexiko aus in Spanien Fuß fasste … Daran wird deutlich, dass schon um 1945, als Maciel von Spanien aus nach Rom zog, die reichsten Leute auf ihn „hereinfielen“. Maciel ist von Anfang an planmäßig vorgegangen und sich nur um die Reichsten gekümmert. Sozialarbeit war ein Alibi, sagen Beobachter.

Ob es rechtlich möglich ist, eine Schenkung wieder rückgängig zu machen, ist sehr die Frage. Das Beispiel zeigt nur, in welchen höchsten Finanzkreisen sich die Legionäre Christi immer schon bewegen und wie es ihnen gelingt, z.B. prächtige Ländereien als Erbschaften zu “übernehmen”…

Ein Zitat aus der angesehenen Tageszeitung El Pais, Madrid:

„Promotores de Iberdrola y del tren Talgo, los Oriol encarnan a una de las principales riquezas latifundistas españolas. La fortuna de los cinco hermanos Oriol Muñoz superaría los 30 millones de euros, según el periodista de EL PAÍS Jesús Rodríguez, autor de La Confesión (Debate, 2011). De ese dinero, la familia habría entregado 16 millones al movimiento de Maciel durante tres décadas. Su patrimonio se completa con la finca de 957 hectáreas Los Peñones en Hornachuelos (Córdoba) valorada en 14 millones que gestiona la Fundación San Miguel. Y las inversiones inmobiliarias administradas por Javier Oriol, uno de los cinco hijos de Íñigo María de Oriol que no perteneció a la legión. Según el libro de Rodríguez, la orden urdió una campaña “de acoso y derribo” en 2004 para que los Oriol entregaran a Maciel el resto de una fortuna que suma 25 millones. Esta donación se habría frustrado tras destaparse que Maciel (1920-2008) fue un depredador sexual de seminaristas“.

Eine Zusammenfassung auf Deutsch: Die Familie Oriol ist in Iberdrola und im Unternehmen des Express-Zuges Talgo finanziell beteiligt; die 5 Geschwister haben ein Vermögen größer als 30 Millionen Euro; während drei Jahrzehnten hat die Familie Oriol dem Pater Maciel 16 Millionen Euro geschenkt; nach einer journalistischen Recherche zettelten die Legionäre Christi 2004 sogar eine Kampagne voller Belästigungen an, mit dem Ziel, dass die Familie Oriol noch mal eine Summe von 25 Millionen Euro den Legionären übergab…

 

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon.

 

Meine Biografie – meine Theologie.

Meine Biografie – meine Theologie. Hinweise zum Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon am 27. 11. 2015

Von Christian Modehn

Wir danken Prof. Johan Goud aus Den Haag, dass er uns mit seinen Beiträgen im Salon am 27.11.2015 zu Einsichten und weiteren wichtigen Fragen geführt hat.

Das Thema des Abends (mit 26 TeilnehmerInnen) “Autobiografie und Theologie” wird uns auch im nächsten Jahr weiter beschäftigen.

Es ist für mich als Veranstalter des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons Berlin interessant zu sehen, wie stark das Interesse an dem Thema ist. Wir mussten etliche Interessierte leider wegen Platzmangel abweisen. Zugleich wird dabei deutlich, wie in Zeiten der Krise, wie jetzt, der Wunsch wächst, sich über Grundlegendes auszutauschen. Dies sollte in kleinen, überschaubaren Kreisen geschehen, eben in philosophischen Salons.

Zum Salon am 27. 11. 2015 selbst:

Es geht um eine Erkenntnis, die viele ahnen, spüren, aber selten auszusprechen wagen: Als Ausgangspunkt und Quelle der Inspiration von Theologien und auch Philosophien gilt das eigene Leben. Nicht das abstrakte, neutrale, a-historische Ich, befreit von allen Bindungen an Geschichte und Kultur. Sondern das Individuum, die Person, geprägt in einer religiösen oder eben auch einer nicht-religiösen Welt, die sich mit der Frage befasst: „Wer bin ich, wo will ich hin, was ist mir entscheidend wichtig, was ist für mich ein gutes Leben, was will ich in der Gesellschaft sein?“ usw. Wer diesen Fragen nicht ausweicht, kommt oft dazu, seine Autobiografie zu schreiben. Das kann auch „nicht-professionell“ geschehen. Man muss nicht den Ansprüchen der großen „Confessiones“ eines Augustin oder Rousseau nacheifern.

Autobiografie kann in Fragmenten geschehen, oft nur in Gedanken und Meditationen, am besten aber doch in schriftlicher Form. Und dann kommt immer wieder später der Rückblick auf mein Leben, dann zeigen sich in wachsendem Abstand neue Erkenntnisse, dann wird weiter geschrieben, immer im Verzicht auf Banales, Nebensächliches, sondern im Blick auf Entscheidendes, Prägendes, Sinnstiftendes. „Was lässt mich leben?“

Diese Fragen nach der Autobiografie sind keineswegs Ausdruck eines egozentrischen Denkens. Sie sind Ausdruck dafür, dass ich mich – in Gemeinschaft mit anderen – wichtig nehmen soll. Es geht ja um mein Leben, um die Gestaltung (m)eines guten Lebens. Darin wird das angezielt und vielleicht erlebt, was man klassisch-theologisch „Erlösung“ nennen könnte.

Um den Grund der Theologie in meinem eigenen Leben zu erkennen und wahr- zu nehmen, gibt es wohl eine spezifische praktische Einstellung, als Bedingung der Möglichkeit der Wahrnehmung: Dies ist etwa die Praxis der Ruhe, der Gelassenheit. Offenbar zeigt sich dieser gründende Sinn, den manche göttlich nennen, nur, wenn er sich mir schenkt, mich überrascht, als eine Gabe für mich. Welche Rolle spielt dann noch das eigene Aktivsein? Hat Suchen den Anspruch, Wesentliches zu finden? Ist also eine gewisse „passive“ Haltung die Voraussetzung für das Wahrnehmen des „Göttlichen“ in meinem Leben? Auch darüber wurde in unserem Salon gesprochen. Welche Rolle spielen Texte der Poesie, spielt die Musik, die Kunst, wenn ich nach Vertiefung oder Erweiterung meiner eigenen Erfahrungen suche? Wenn ich die Zeugnisse der Kunst usw. wichtig nehme, weil sie ja auch Ausdruck des Lebens sind: Dann entsteht die Frage: Warum werden sie so selten in der religiösen, christlichen Praxis als Quelle wahrgenommen? Warum gibt es weithin diese starre Fixiertheit ausschließlich auf biblische Texte im christlichen Raum, etwa auch in den offiziellen „Gottesdiensten“? Entspricht diese enge Haltung überhaupt noch der „religiösen Globalisierung“ heute? Gott und das Göttliche zeigen sich in der Vielfalt. Aber gibt es ein Kriterium für die Auswahl hilfreicher oder eher verstörender Texte? Kann dieses Kriterium nur ein bestimmtes Verständnis der Bibel sein? Oder auch die selbstkritische Vernunft?

Noch einmal: Die zentrale These, an diesem Abend ausgesprochen, über die weiteres gemeinsames Nachdenken lohnt:

Nur aus der eigenen Biografie wächst der eigene Glaube bzw. die eigene Ablehnung eines religiösen Glaubens. Nur unter dieser Voraussetzung wird „authentische“ Theologie bzw. A-Theologie möglich.

Dann muss die klassische Theologie befragt werden: Ist die abstrakte Gegenüberstellung von Theologie und A-Theologie, von Glaube und Nicht-Glaube, tatsächlich ein wahrer Gedanke, der die gemeinte „Sache“ trifft? Wird da nicht viel zu objekthaft von dem Göttlichen bzw. dem Nichtgöttlichen gesprochen, so, als würde man von vorhandenen Gegenständen reden und mit diesen vergleichend hantieren und gedanklich „probieren“. Die Beschreibungen der positiven Wesenseigenschaften gelten ja nicht Gott als Gott, sondern sie sind Aufforderungen an uns, sozusagen göttliche Eigenschaften zu leben, selbst barmherzig zu sein, Frieden zu stiften, Gerechtigkeit zu praktizieren. Die literarisch bezeugten negativen Eigenschaften Gottes (Rache, Gewalt gegen anders usw.) sind nur historisch zu verstehende Bilder einer noch eher unreif lebenden religiösen Gemeinde, die sich als schwache Gemeinde aufwerten muss, indem sie Andersdenkende – auf Gottes Befehl angeblich – ausschaltet.

Wichtig ist die Erkenntnis: Nicht die Frage: „Gott oder Atheismus? „ist entscheidend, sondern die Art, wie ich, wie wir, als Mensch(en), leben in der Welt: Ist es Liebe und Solidarität, ist es Hass und Diffamierung? Ist die Sehnsucht nach Schönheit wichtiger als die destruktiven Kräfte? Die Antwort ist für jeden vernünftigen Menschen klar. Gibt es also eine neue Ökumene derer, die Liebe und Gerechtigkeit als die oberste Norm ansehen? Dabei ist es diesen Menschen eher zweitrangig, ob sie sich das eigene Leben mit oder ohne Gott begründen.

Sollte es also eine neue Ökumene der Menschen geben, derer, die das Menschliche über alles schätzen, also humanistisch leben? Dabei ist klar, dass es kulturell unendlich viele Ausdrucksformen des Humanismus gibt und geben muss. Aber diese Vielfalt ist immer auch Humanismus, es gibt etwas Universal-Menschliches, es gibt also bei aller Vielfalt einen gemeinsamen „Nenner“ des gemeinsamen „Humanums“. Wären hier Projekte geboten, angesichts des Terrors? Vielleicht gerade als prophylaktische Aufgabe aller Humanisten, Fundamentalismus und anderen Wahn argumentativ zu besprechen und dadurch stark einzuschränken. Dass dies ohne eine Politik, auch Sozialpolitik, des Respekts nicht gelingen wird, ist auch klar.

Mit anderen Worten: Der Humanismus als die sich stets erneuernde und wandelnde Lebens-Philosophie ist die Basis für alle Menschen. Religiöse oder nicht-religiöse Lebensdeutungen und Dogmen gehören an die zweite Stelle! Diese Überzeugung dient dem Frieden, zumal dann die Religionen durch den Geist eines sich stets reformierenden Humanismus sich selbst weiter reformieren, also etwa alle Gewalttexte eigener religiöser Traditionen wissenschaftlich verstehen, aber dann eben existentiell und praktisch beiseite legen.

Wo sind die Räume für einen Austausch solcher Erfahrungen? Das bloße Nachsprechen von vorgefertigten alten traditionellen Lehren, Dogmen usw. ist da wenig hilfreich und führt eher zur Begrenzung der eigenen spirituellen Lebendigkeit.

Diese wenigen, nur skizzenhaften Fragen, die hier notiert wurden, zeigen, welche Dimensionen der Diskussion sich im Laufe des Abends eröffneten, dank der Vorschläge und Beiträge auch von Prof. Johan Goud.   Sein neuestes Buch in niederländischer Sprache hat den Titel „Onbevangen“. Es ist im Verlag Meinema in Zoetermeer, NL, erschienen. 127 Seiten. 15 Euro. ISBN: 978 90 2114386 6

Copyright: Christian Modehn

 

Ist Sicherheit wichtiger als Freiheit? Philosophische Hinweise zu einer aktuellen Debatte

Ist Sicherheit wichtiger als Freiheit? Philosophische Hinweise zu einer aktuellen Debatte

Von Christian Modehn, veröffentlicht am Montag, 23. November 2015 um 14.30 Uhr.

Lesen Sie den Beitrag: https://religionsphilosophischer-salon.de/12557_sicherheit-oder-freiheit-was-ist-wichtiger_denkbar

Ethik oder Religion? Eine Ra­dio­sen­dung im RBB Kulturradio am 22.November 2015 um 9.04 Uhr

GOTT UND DIE WELT am 22. November 2015, RBB Kulturradio, von 9.04 bis 9.3o Uhr,

Ethik oder Religion?     Das Manuskript können Sie bei Interesse bestellen: religion@rbb-online.de

Was den Frieden fördert. Mit Beiträgen von Prof. Karl-Josef Kuschel, Tübingen, Prof. Wilhelm Gräb Berlin; Prof. Anne Eusterschulte, Berlin; Prof. Mouhanad Khorchide, Münster und anderen.

Von Christian Modehn

Nehmt die Religion nicht so wichtig, betont der Dalai Lama in seinem neuesten Buch: „Für ein friedliches Zusammenleben kommt es vor allem auf die Ethik an, sie gilt für alle, auch für Atheisten“. Aber eine universale Ethik der Menschenrechte ist heute nicht selbstverständlich. Damit sie sich durchsetzt, sollten auch die Religionen ihren Beitrag leisten und sich auf hilfreiche Traditionen religiöser Moral besinnen. Denn die enthält jede Religion – keine basiert im Kern auf Hass und Gewalt. Zugleich geht Religion über ethische Weisungen hinaus und lässt sich nicht durch eine rein humanistische Ethik ersetzen. Ihre Spiritualität weckt das Gespür fürs Transzendente und Göttliche. Dadurch wird der „absolute Wert“ eines jeden Menschen betont, auch das ist ein Beitrag für eine gerechtere Welt.

 

Schuldig. Und mit-schuldig? Philosophische Fragen, um den Terrorismus in Europa besser zu begreifen

siehe den Beitrag: http://religionsphilosophischer-salon.de/7106_den-terrorismus-philosophisch-begreifen_denkbar

oder klicken Sie hier.

 

 

 

Den Terrorismus in Frankreich philosophisch begreifen

Den Terrorismus in Frankreich philosophisch begreifen

Hinweise von Christian Modehn veröffentlicht am 18. November 2015.

Nachtrag am 30. November 2015:  Nun hat ein weiterer kompetenter Autor unsere Darstellung unterstützt: “Der Tagesspiegel” veröffentlicht am 27. 11. 2015 ein Interview mit dem französischen Künstler Kader Attia, klicken Sie zur Lektüre dieses sehr wichtigen Beitrags hier. (Das Interview führte Fabian Federl). Die Äußerungen Kader Attias sind schlicht erschütternd: Die meisten französischen Banlieues, in denen er selbst groß wurde, sind eigentlich “Anti-Städte”, Orte der Verzweiflung, des Todes, der Kriminalität. Kader Attia im “Tagesspiegel”:” In Frankreich herrscht seit Jahrzehnten eine Art soziale Kolonisierung. Der Riss zwischen den ärmer werdenden Armen und den reicher werdenden Reichen sorgt dafür, dass die Armen (Einwanderer aus Nordafrika vor allem C.M.) sich dominiert fühlen”.  Und weiter folgen Beurteilungen, die wir schon in unserem Beitrag erwähnt haben.”Die weißen, wohlhabenden Männer, die in Frankreich in Machtpositionen sind, sind meist so von diesen Problemzonen entfernt, geografisch und mental, dass es ihnen egal ist, wenn sich dort junge Männer zu Kämpfern rekrutieren lassen”. Soweit  “Der Tagesspiegel”.

Dies ist mein Beitrag vom 18. November 2015. Grundsätzliches vorweg: Der Terror – Attacken in Paris am 13. 11. 2015 sind wie alle terroristischen Gewalttaten abscheulich. Das ist überhaupt keine Frage. Die Terroristen haben das Leben in Paris vieler unschuldiger Menschen ausgelöscht. Das ist ein Verbrechen! Und Verbrecher müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Zu dem Punkt gibt es keine Debatte.

Und eine weitere Erkenntnis vorweg, die heute von einigen kritischen Beobachtern, auch in Frankreich, geteilt wird: Mit dem 13. November 2015 hat in Frankreich eine neue Epoche begonnen, eine neue Epoche, die von Krieg bzw. ständigen Kriegs-Reden, die schon jetzt der “Feldherr Hollande” praktiziert, bestimmt sein wird, so eine Einschätzung von des Pariser Soziologen Prof. Michel Wieviorka. Eine neue Epoche, die sich mit zunehmender Macht bzw. Herrschaft der Rechtsradikalen (FN von Marine Le Pen) auseinander setzen muss; eine neue Epoche, in der in Frankreich der “rassistisch-xenophobe Diskurs schon jetzt kaum zu ertragen ist” (Michel Wieviorka); eine neue Epoche, die wegen der zuvor genannten Entwicklungen ein Ende Europas, der Idee eines vereinten Europas, bedeuten kann. Und damit zu einem neuen, alten rigiden und dummen kriegerischen Nationalismus in Europa wieder führt. Einem Nationalismus, der die eigenen Bürger in einem Getto der Angst leben lässt und die individuellen Freiheiten weiter einschränkt. (Die Zitate von Prof. Michel Wieviorka, Soziologe, Paris,  stammen aus einem sehr wichtigen Interview der “SZ”, 19. November 2015, Seite 11).

Aber es muss eine weiterführende Debatte geben aus philosophischer Sicht, die bekanntlich niemals nur abstrakt auf ein einzelnes Phänomen blickt, in dem Fall ausschließlich auf den „absolut bösen“ Terror oder die „absolut bösen“ Terroristen. In dieser Haltung entstehen in Westeuropa nur abstrakte Positionen, etwa: Dass sich die attackierte Seite (Europa) als die absolut gute Seite sieht, die nun an Krieg und an Auslöschung der Täterseite denkt. Dabei aber offenbar übersieht, wie unberechenbar vielfältig die Täterseite ist und wie diese europäische Antwort kriegerischer Gewalt nur die Aktionen der Täterseite wiederholt. Und diese Täterseite wird dann bei dieser europäischen Gewalt zweifelsfrei noch heftiger und unberechenbarer agieren. In dieser Verklammerung eines verengten Denkens wird es nur weitere Gewalt geben, weiteren Hass, weitere Degradierungen usw. Das heißt: Der schnelle und stolze und hoch beleidigte Ruf in Paris und anderswo nach Krieg fördert alles andere als den Frieden. Die angeblich so Wohlwollenden und Reinen und Guten, also die Europäer, wollen “die Bösen” auslöschen, morden, zerreißen, wie auch immer. In Zeiten, die eigentlich der Vernunft und Aufklärung entgegenstreben sollten, ist dieser Kriegsruf der Europäer ein Skandal. Darin steckt eine maßlose Überschätzung der eigenen „Reinheit“. Als fällt den Gebildeten und Aufgeklärten nichts anderes mehr ein, als die Schlachtrufe der „Bösen“ ihrerseits zu wiederholen und zu verschärfen. Und so wird die Spirale der Gewalt weiter in immer schlimmere Dimensionen ausgebaut. Kein Ende ist dann absehbar.

Philosophische Betrachtungen sind also immer auch dialektisch, d.h. sie sehen immer Zusammenhänge, sehen die Täter, sehen aber auch die Opfer, sehen aber auch die Verantwortung der Opfer dafür, dass die Täter so wurden wie sie wurden. Philosophie fragt nach der Verklammerung (und der möglichen friedlichen Auflösung) der Täter-Opfer-Beziehung. Dann aber wird zweifelsfrei klar: Die Täter sind AUCH zu Tätern geworden durch die Art und Weise, wie sie und die meisten ihrer Familien in Europa, etwa in Frankreich, Belgien oder Deutschland aufgenommen und behandelt wurden. Natürlich gibt es keinen automatischen Übergang von den miserablen Lebensbedingungen der meisten aus Nordafrika stammenden Menschen zur Gewalt. Aber schon die neunziger Jahre waren von Krawallen geprägt, es gab die “Rituale” der brennenden Autos dort seit 2005.

Es gilt also, so schmerzlich die Erkenntnis auch für Franzosen und Europäe ist, eine gewisse Mitschuld Europas anzuerkennen, ein Mitschuld der Staaten, der Sozialpolitik hier, der so genannten „Integrationspolitik“ usw. Über die Jahre lange Diskriminierung der Ausländer, der Muslime zumal, ist viel Vernünftiges geschrieben worden von Soziologen und Politologen und Sozialarbeitern usw. Nur: Deren gemeinsame Grundthese, vereinfacht gesagt: „Europa tut viel zu wenig für die Integration der Ausländer“ wurde von den Politikern kaum gehört und selten umfassend genug respektiert. Man hat den Eindruck, viele Politiker ignorieren und ignorierten einfach wissenschaftliche Grunderkenntnisse und stolpern so in Kriege hinein. “Es macht mich fassungslos, dass nichts gegen den Ausschluss in den Banlieues getan wird. Wieso wird es vom Staat so lax gesehen, dass ihm eine komplette Bevölkerungsgruppe verloren geht”, sagt der oben schon genannte französische Künstler Kader Attia im “Tagesspiegel”… “Wohin” ihm, dem Staat, der Republik!,  etliche Menschen dieser ausgeschlossenen Bevölkerungsgruppe hin “verloren” gehen, ist nun bekannt.

Philosophie als „die Zeit in Gedanken fassend“ (Hegel) erinnert an Fakten, um dann die eigenen Evidenzen zu illustrieren:

Nehmen wir die Situation der nordafrikanischen, oft muslimischen Einwohner in Frankreich, etwa im Umfeld von Paris: In den meist miserablen Neubauvierteln der Banlieues aufgewachsen, erleben sich auch heute viele junge Leute als Ausgegrenzte. Sie verstehen sich als Opfer in der herrschenden (westlichen, christlichen, atheistischen wie auch immer) europäischen Gesellschaft. Sie sehen sich als Benachteiligte, in vielerlei Hinsicht, nicht nur im Bildungsbereich. Sie fühlen sich benachteiligt, weil sie etwa aufgrund der Immobilien-Spekulation aus ihren Wohnungen in Paris-Zentrum in die Ferne hässlicher Satellitenstädte vertrieben wurden, in denen man von der freiheitlichen Kultur der Reichen und Schönen in Paris nur noch träumen kann. Viele dieser Unterbringungen für Tausende in den Hochhäusern der Banlieues sind von Paris, also der lebendigen Metropole, abgekoppelt, etwa vom Netz der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Die kulturellen Angebote sind in den Banlieues minimal, Restaurants, die den Namen verdienen, sind kaum vorhanden. Wer sich mit seinem Namen, notgedrungen, als Araber outen muss, wenn er sich bei einer Firma bewirbt und dann noch als Wohnadresse das Departement Postleitzahl 93 für das Département Saint-Denis angeben muss, hat überhaupt keine Chance, in die engere Auswahl zu kommen. Das wird immer wieder belegt. Der weltbekannte französische Soziologe Michel Wieviorka betont, die Banlieues seien ein “katastrophal gescheitertes Projekt”. Zuerst lebte dort auch noch eine aufstrebende Arbeiter- und Mittelklasse französischer Herkunft. “Die zogen dort weg, sobald sie es sich leisten konnten. Nur die Verlierer (also die Menschen mit arabischen, muslimischen Wurzeln) sind geblieben”…. “Sie haben in der französischen Gesellschaft keinen Platz gefunden”.

Wenn Anerkennung und soziale Akzeptanz fehlen, neigen Menschen grundsätzlich zu Aggression und Gewalt. Der Freiburger Neurowissenschaftler und Psychiater, Prof. Joachim Bauer, weist auf ein wissenschaftlich gut gesichertes Faktum hin: “Als stärkste menschliche Triebkraft identifizierte die moderne Hirnforschung das Streben des Menschen nach sozialer Akzeptanz, Anerkennung und Zugehörigkeit”. Es werden Schmerzzentren aktiv, wenn sich eine Person sozial ausgegrenzt fühlt. “Das menschliche Gehirn reagiert auf soziale Diskriminierung also ähnlich wie auf einen körperlichen Angriff … und so wird die Aggressionsbereitschaft erhöht”. Wenn aber große soziale Ungleichheit besteht und sich Millionen Menschen unterlegen, mißachtet und ausgegrenzt wissen, wächst das Leiden derer, die nicht dazugehören dürfen … aufgrund der Politik der Herrschenden. Man bräuchte also auch aus psychiatrischer Sicht eine Veränderung der europäischen Gesellschaften, man bräuchte vor allem Zugangsmöglichkeiten für ausgegrenzte junge Leute zu Bildung und Arbeit. Das ist zumindest genau so wichtig wie der Einsatz modernster tötender Waffen gegen den IS. Und diese Erkenntnis gilt weltweit: “Darum brauchen wir – im Kampf gegen die Terroristen –  globale Gerechtigkeit und ein Ende all dessen, was in vielen Ländern als Ausbeutung und Demütigung erlebt wird”. Aber offenbar ist das Kriegführen einfacher als die langandauernde, konsequente Gestaltung einer gerechen Gesellschaft! Die Zitate von Prof. Joachim Bauer stammen aus “TAZ” vom 21./22. November Seite 11.

Das zumeist erniedrigende Leben der arabischen/muslimischen Mehrheit in den Banlieues ist vom französischen Staat zugelassen und wahrscheinlich auch gewollt. Man möchte „diese Leute“ bitte nicht in den Zentren der Stadt Paris oder Lyon oder Marseille oder Toulouse wohnen lassen. So fühlen sich Menschen arabischer Herkunft förmlich als Menschen zweiter bzw. dritter Klasse. Sie sind bestenfalls als Putzkolonnen oder als unterbezahlte Tellerwäscher in den Luxus-Restaurants willkommen. Wenn in der Pariser Metro Kontrollen geschehen, gilt das Hauptinteresse den Schwarzen. Und über die Rechtslastigkeit der französischen Polizei (Nähe zur Front National) wurde schon oft berichtet.

Der aus einer nördlichen Vorstadt bei Paris stammende Fotograf und Künstler Kader Attia (Kind algerischer Eltern) hat in Algier Jugendliche beobachtet und fotografiert, wie sie Stundenlang ins Mittelmeer starren und träumen … vom besseren Leben im gegenüberliegenden Frankreich. Kader Attia schreibt: „Ich frage mich, ob die jungen Menschen auf meinen Fotos aus Algier, die den Horizont in der Hoffnung nach einem Ausweg absuchen, wissen, in welch trostloser Umgebung sie letztlich in Frankreich landen werden. Da wie dort die gleiche Hoffnungslosigkeit, die gleiche sexuelle Frustration, der gleiche Mangel an Anerkennung, das gleiche Gefühl des Versagens und des Leidens“ (aus „Zeit Magazin“, 13. November 2015). Zu ähnlichen Einschätzungen kommt der in Paris lebende Politiker Daniel Cohn-Bendit, er spricht sogar, so wörtlich, von einem “System der Apartheid in den französischen Vorstädten”: “Manche Jugendliche in den Banlieues wachsen in mehreren Generationen der Arbeitslosigkeit in weitgehend abgehängten Stadtvierteln heran. Die begreifen das als eine Art sozialer Stadtviertel Apartheid…Man muss die soziale Apartheid, die ungleichen Chancen, die man hat, je nachdem aus welchem Viertel du stammst, in Frankeich überwinden”. (So Daniel Cohn-Bendit in einem Interview mit der “TAZ” vom 21./22.November 2015, Seite 13). Diese Apartheid ist staatlich gewollt oder zumindest über Jahre und Jahrzehnte zugelassen!

Dabei ist die seit Jahrzehnten dauernde Ausgrenzung “der” Ausländer, “der” Muslime, in Frankreich leider nur ein Beispiel. Etliche Attentäter vom 13. November 2015 haben in Molenbeek, einem vernachlässigten und von Armut geprägten Viertel im Zentrum einer der reichsten Städte Europas, in Brüssel, gelebt. Johan Leman, ein erfahrener Sozialarbeiter in Molenbeek, berichtet z.B., er habe bereits in den neunziger Jahren Polizei und Justiz auf eine extremistische Moschee in Molenbeek aufmerksam gemacht. Die Reaktion der Behörden, so Leman: “Wir wissen jetzt, wo diese Leute sind, das ist gut. Wir sollen nicht eingreifen, sonst tauchen sie ab”. Von dieser Mentalität waren also die staatlichen Behörden bestimmt. Prof. Dirk Jacobs von der “Université libre de Bruxelles, ein Spezialist für marokkanische Einwanderung in Belgien, betont: “Unsere Einwanderer sind nicht anders als die in Deutschland oder Frankreich. Aber sie fühlen sich von den radikalen Botschaften der salafistischen Prediger angezogen, weil sie hier abgelehnt werden. Wir (Belgier) sind nicht schuld an den Verbrechen der Salafisten aus Molenbeek, aber wir haben den fruchtbaren Boden bereitet”, will heißen: Wir Belgier haben durch unsere offizielle und staatlich betriebene Ausgrenzung den Boden bereitet für den Radikalismus, den Salafismus, in den diese orientierungslosen jungen Männer dann geraten sind. Diese Zitate zu Molenbeek stammen aus einer empfehlenswerten Reportage des “Tagesspiegel” vom 18.November 2015, Seite 3. Das ist nur ein Hinweis auf die Realität des Milieus, aus dem auch die jungen Terroristen des IS stammen. Es ist deprimierend, aber es ist wohl wahr: Die westliche Gesellschaft hat sich die Terroristen zu einem guten Teil selbst erzeugt, über Jahre und Jahrzehnte, in denen der Ausschluss dieser „Ausländer“, dieser „Fremden“, dieser „Anderen“ förmlich eine kulturelle Tradition wurde, in der es bessere, wertvolle Menschen gibt und eben solche, die nicht besser und nicht so wertvoll sind. Dieses Phänomen ist international zu beobachten, in Lateinamerika sprechen Soziologen und Philosophen von den „Herren-Menschen“, die sich in ihren Luxusvillen verbarrikadieren. Zu Frankreich: Man lese bitte kritische soziologische Studien schon aus den 1980 Jahren, in denen bereits die ganze Misere der Ausgrenzung dieser Menschen zweiter Klasse beschrieben wurde. Soziologen haben das dokumentiert, aber kein Politiker hat das offenbar gelesen oder man wollte diese Erkenntnisse ignorieren, weil man mit den Augen der reichen Clientèle in Paris, der Luxus-Metropole, die Wirklichkeit betrachtet.

Zu sprechen wäre auch von der Unmöglichkeit, dass muslimische Gemeinden würdevolle Moscheen bauen dürfen in den Städten. Baugenehmigungen ziehen sich normalerweise 15 Jahre hin. Jetzt ist viel von den Hinterhof – Moscheen in Paris und den Banlieues die Rede: Aber diese Hinterhof-Moscheen, diese alten Lagerhallen und Quasi-Ruinen,  waren ja offiziell von der Regierung gewollt! Muslime sollten eben im Hinterhof beten oder manchmal noch auf den Straßen im 18. Pariser Arrondissement.

Wer den Kontext, auch den sozialen, auch den historischen Kontext, betrachtet, kann sich kaum der Überzeugung enthalten: Dieser Terror ist in einem über Jahrzehnte gewachsenen feindseligen Milieu (der Vertreibung in die Banlieues) entstanden, in dem die Muslime bzw. Araber/Türken förmlich das Gefühl entwickeln mussten, zweitrangig und minderwertig zu sein. Und jetzt der große „Umschlag“: Diese sich degradiert fühlenden Menschen, junge Männer, können plötzlich im Rahmen der Terrororganisation IS allmächtig werden, sie können sich enorm stark fühlen, als Herren über Leben und Tod im wörtlichen Sinne, sie können sich an ihrer “Allmacht” förmlich berauschen.

Diese Erkenntnis soll diese schrecklichen Taten vom 13. November in keiner Weise entschuldigen, aber sie fördert das Verstehen: Diese Menschen sehen sich als ungerecht behandelte Opfer des demokratischen Systems. Diese Menschen erleben westliche Politiker, die ständig von Menschenrechten im allgemeinen sprechen, aber gern mit Verbrecher-Regimen, wie Saudi-Arabien, Waffenhandel betreiben, um die eigene europäische Wirtschaft boomen zu lassen. Thomas Assheuer, Redakteur in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ schreibt in einem Beitrag über den kürzlich verstorbenen Kulturanthropologen René Girard (am 12. November 2015, Seite 46) treffend: „Wer sich als Opfer fühlt (oder es tatsächlich ist), der verfällt leicht einem mörderischen Unschuldswahn und glaubt, seine Rache sei moralisch gerechtfertigt“.

Was sollte getan werden? Prävention wäre das erste. Also: Schützt die jungen ausgegrenzten und oft verzweifelten jungen Muslims vor den Salafisten. Bietet ihnen neutrale Räume zur Bildung, fördert das Gespräch mit der Gesellschaft, gebt ihnen Arbeit. Habt den Willen dazu, das auch zu tun. Fördert den Dialog mit anderen Gruppen der Gesellschaft, den Kirchen, den NGOs, den Gewerkschaften …

Zeigt den jungen ausgegrenzten Leuten, dass der einzige Bezugspunkt zur Ausbildung einer eigenen Identität niemals nur die Moscheen-Gemeinde sein kann, niemals allein der Glaube an Allah, niemals allein die Verehrung des Koran. Deutlich muss werden: Religion ist ein kleiner Teil im Leben eines Menschen. Wichtiger ist die zivile, die bürgerliche, die laizistische Ausbildung. Also die lebenspraktische Kenntnis, das Wissen, was Demokratie eigentlich sein könnte. Dieser Erkenntnis sollten sich selbstverständlich auch christliche und jüdische Menschen anschließen!

Solche Bildungsprogramme als Präventiv-Projekte sollten sofort starten, sollten sofort mit vielem Geld gefördert werden. Solche Präventiv-Projekte sind „billiger“ als die Kriege.

Und die Kirchen in Europa? Sie könnten endlich begreifen, dass Gebete um den Frieden recht nett sind, aber faktisch nicht ausreichend sein können. Es geht jetzt nicht nur um die Beruhigung der Seele im Gebet, sondern um solidarisches Handeln. Und was soll das Bittgebet? Europäer bitten (ihren) Gott um Hilfe für ihre eigene Sache. Muslime und Salafisten bitten (den angeblich) selben Gott um Hilfe für ihre eigene, etwa die salafistische Sache. Wie soll sich Gott da bloß entscheiden? Besser als Gebetszeiten wären wohl Gespräche, Informationen, Dispute, auch mit Politikern. Aufklärung tut not (und private innere “Einkehr” und friedliche Meditation).

Also neues Handeln, Tun des Neuen, wäre wichtig: Warum nicht auch von kirchlicher Seite, bei den Milliarden-Euro-Haushalten aus Kirchensteuern in Deutschland. Warum also nicht von kirchlicher Seite allgemein-bildende, nicht konfessionelle Schulen bauen, Sprachkurse einrichten? Die während der Woche ständig leer stehenden Kirchengebäude so umgestalten, dass dort Kurse und Feiern und Begegnungen stattfinden? Damit diese Menschen die so genannte freiheitliche Ordnung europäischen Lebens kennen und schätzen lernen. Und auch berufliche Perspektiven finden.

Der bekannte und anerkannte Islamismus Experte Ahmad Mansour wirft der hiesigen Politik Versagen auf der ganzen Linie vor, also Mitschuld am Entstehen des Terrorismus. Mansour schreibt (in „Der Tagesspiegel“ vom 18.11. 2015) sehr treffend: „Wird jetzt in Europa nicht umgedacht, gehandelt, investiert, dann werden manche Entwicklungen irreversibel sein. Dann könnten dem Land Deutschland Pariser Verhältnisse bevorstehen“

Es geht also darum, Evidenzen der Vernunft zu akzptieren und ihnen praktisch zu folgen:

Evident ist, d.h. zweifelsfrei zutreffend: Kriege werden den Terrorismus der Islamisten nicht beenden, bestenfalls kurzfristig eingrenzen.

Evident ist: Europa ist aufgrund einer Jahrzehnte langen falschen Sozialpolitik gegenüber den „Ausländern“ mitschuldig (also AUCH, aber nicht allein, schuldig) geworden am Entstehen des Terrorismus. Wer bereit ist, eigene Schuld einzugestehen, kann sich eher entschließen, einen neuen, einen besseren Weg zu gehen. Gilt das auch für Politiker?

Evident ist: Allein sofortige Projekte der Gewalt-Prävention und vor allem intensive Bildungsarbeit können das weitere Entstehen terroristischer Mentalitäten und Praktiken verhindern.

Evident ist: Für Menschen aus islamischen Kulturen kann die Moschee unmöglich der einzige Bezugspunkt sein in der Suche nach Lebenssinn. Der Koran sollte niemals das einzige Buch sein, das diese Menschen lesen.

Evident ist: Mit verbrecherischen Regierungen im arabischen Raum muss Europa ganz anders umgehen. Diese Oligarchien/Diktaturen müssen auch ökonomisch, im Waffenhandel etwa, isoliert werden, selbst wenn dadurch vielen Europäern eine gewisse Umstellung hinsichtlich ihres Reichtums zugemutet wird.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.