Das Glaubens – Bekenntnis heißt: „Menschlichkeit zuerst“. Der ungewöhnliche Bischof Jacques Gaillot

Ein Hinweis anläßlich seines 1. Todestages am 12.4.2023

Von Christian Modehn am 8.4.2024

1.
Eine Erinnerung an einen außergewöhnlichen katholischen Bischof, eine Erinnerung, die nicht nur für den kleinen Kreis der interessierten Katholiken wichtig ist!

2.
Jacques Gaillot war ein katholischer Bischof ohne jeden Anspruch auf klerikale Bevorzugungen, ein katholischer Bischof, der Menschlichkeit wichtiger fand als den bis heute klerikal – üblichen Dogmatismus, ein katholischer Bischof, der politisch sehr präzise links stand und sehr praktisch an der Seite der Armen mit lebte. Jacques Gaillot ist sein Name.
Wir haben über diese außergewöhnliche Persönlichkeit, man sollte sagen einmalige Persönlichkeit eines katholischen Bischofs in Europa, seit 1985 regelmäßig journalistisch berichtet: Weil Bischof Gaillot schon ab 1988 für das Priestertum der Frauen öffentlich und laut eintrat, ebenso für die Segnung von homosexuellen Paare und deren Ehe, für die Gleichberechtigung der Laien in der Gemeindeleitung … wurde er von Papst Johannes Pauli II. als Bischof von Evreux, Normandie, abgesetzt und zum Bischof eines imaginären, längst untergegangen Bistums in der Wüste Algerien ernannt. Aber diese Degradierung war zwar schmerzhaft, aber auch eine Befreiung: Jacques Gaillot konnte sich um so deutlicher um die für die Menschheit wirklich sehr wichtigen Themen kümmern: Frieden, Abrüstung, Wohnungslose, Schutz der Ausländer, Kampf gegen Rechtsextreme, Solidarität mit Flüchtlingen. Über theologische Spitzfindigkeiten und Spezialfragen etwa zur „Trinität“ war von ihm eher wenig zu lesen.

3.
Am 12.April 2023 ist Bischof Jacques Gaillot in Paris gestorben. Anläßlich seines ersten Todestages erinnern wir an ihn. Wir sind traurig, dass die offizielle Erinnerung an ihn schon jetzt immer mehr verblasst; traurig, dass ein katholischer Bischof von einer solchen Weite des Denkens … einmalig bleibt, und viele der Konservativen und Reaktionären doch froh sind, dass dieser „Bischofsrebell“ nicht mehr – leiblich – unter uns weilt. Aber sein Geist lebt, er ist „présent“ … in seinen Büchern, in den Gedanken derer, die ihn so schätzten! Als einen Freund, der für sie nur „Jacques“ war.

Zwei Links:
– Abschied von Jacques Gaillot. LINK

– Und als Hintergrund: Das empirisch nachgewiesene langsame Verschwinden des Katholizismus in Frankreich, er verschwindet, weil die Öffnung auf die Moderne, die Entrümpelung der veralteten Theologie etc. ausbleibt… LINK.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin