Wir müssen uns nicht nur als Philosophen, sondern im allgemeinen schon als Menschen dieses 21. Jahrhunderts endlich an die muslimische Philosophie erinnern, etwa an die Denker, die im 11. und 12. Jahrhundert in Europa lebten und arbeiteten und bis heute anregend und “aufregend” sind. Einer von den “ganz Großen” ist für uns Averroes bzw. Mohammed ibn Ruschd, geboren 1126 in Cordoba (heutiges Spanien), gestorben am 11. Dezember 1198 in Marrakesch. Averroes ist in vieler Hinsicht wichtig: Wir denken nur an seine Schrift gegen den muslimischen Philosophen Al-Gazali. Darin zeigt Averroes, dass die Philosophie dem religiösen Glauben überlegen ist: Schon unser menschliches Denken als Denken hat es mit Ewigem, Allgemeinen und Bleibenden zu tun. Geistige und philosophische Erkenntnis ist unabhängig von religiösen Büchern, wie der Bibel oder dem Koran. Religion kann für Averroes niemals die höchste Form menschlichen Wissens sein. Diese Sätze missfielen auch den christlichen Theologen, 1270 wurden seine Thesen in Paris verurteilt. Averroes wurde von dem Kalifen aus seiner Heimatstadt Cordoba, dem blühenden kulturellen Zentrum, vertrieben, er starb förmlich in der Verbannung in Marrakesch am 11. 12. 1198. Wir erinnern an diesen großartigen, vielseitigen Denker. Ob man seine Bücher heute auch in islamistischen Kreisen liest? Averroes könnte Menschen zur Vernunft bringen! Auch für Christen der orthodoxen Dogmatik und der evangelikalen, absoluten Bibeltreue ist Averroes ein Impuls, über den sie ein paar Monate debattieren könnten: Die These, aktueller denn je: Für die Anhänger des Philosophen Averroes sind die religiösen Dogmen eine Art sehr schlichter, er würde sagen primitiver Vorläufer der allgemeinen, der allgemein menschlichen Philosophie. Dogmen und Bräuche sind also fürs Menschsein und für die Spiritualität – gegenüber dem klaren Denken – zweitrangig. Das heißt ja nicht, dass religiöse Praxis sinnlos ist. Nur: Keine Religion und Kirche darf als solche eine weltgestaltende, bestimmende politische Kraft sein. Deswegen wird an die Überlegenheit allgemeinen Denkens, also der Philosophie, und mit ihr der Menschenrechte, erinnert.