José Antonio Kast: Chiles rechtsradikaler Präsident: Katholisch in der „Schönstatt-Bewegung“

Ein Hinweis von Christian Modehn am 17.12.2025

1.
José Antonio Kast wurde zum Präsidenten Chiles am 14. Dezember 2025 gewählt. Er gibt offen zu, den rechtsradikalen Diktator Chiles, Augusto Pinochet zu schätzen: „Kast versicherte am 9.November 2017: Wenn Pinochet noch lebte, würde er ganz klar mich wählen“ (Quelle: El Mercurio On-Line, 9.9.2017.) Der Diktator Pinochet herrschte, von den USA eingesetzt, von 1973-1990.
Kast ist stolz darauf, sehr rechts, rechtsextrem zu sein und in seiner Moral extrem konservativen Dogmen zu folgen: Gegen Schwangerschaftsabbruch, gegen „Ehe für alle“ usw. „Ich bin als Katholik in die Politik eingetreten; zuerst bin ich katholisch, dann bin ich ein Politiker; zuerst bin ich Vater einer Familie, dann bin ich ein Politiker,“ berichtet „info vaticana“ zu einer Stellungnahme Kasts im Jahr 2023. LINK
Der neue Präsident Chiles Kast will die Armut und die oft von Armut beförderte Kriminalität bekämpfen durch eine Art Polizeistaat der Kontrollen, Vertreibungen (von Ausländern, Flüchtlingen…) , Repressionen…Trump zeigt, wie es geht…Trump sagte zum Wahlsieger Kast: „He’s a very good person.“

Zu Pinochet und die katholische Kirche in Chile siehe LINK:

2.
Es wird in den Analysen zur Wahl José Antonio Kasts zum Präsidenten Chiles nie ausführlich dokumentiert: Kast ist seit vielen Jahren aktives Mitglied der internationalen katholischen „Schönstatt – Bewegung“. Ohne diese Bindung an die Spiritualität dieser von Rom so genannten „neuen geistlichen Gemeinschaft“ innerhalb der Kirche wird man Kasts politische- ethisch – extrem konservative Grundüberzeugung nicht verstehen. In dieser Mischung aus dem für „Schönstatt“ mysteriösen Marien-Kult („Die dreimal wunderbare Mutter“), der nur hetero-normativ zu verstehenden Ehe sowie in der Bevorzugung der Wohlhabenden in der Theologie von „Schönstatt“ ist Kasts politisches Programm sichtbar… Dass Kasts Vater überzeugter Nazis war und nach dem Krieg – wie andere Nazis – nach Chile auswanderte, ist eine Tatsache.

3.
Die Schönstatt Bewegung ist, kurz gesagt, eine aus Deutschland stammende, sehr auf Maria, die sogenannte „Gottesmutter“, fixierte Frömmigkeitsbewegung mit ca. 100.000 Mitgliedern heute, berichtet die katholische Tageszeitung La Croix am 7.7.2020. „Schönstatt“ ist in Chile stark vertreten, vor allem unter gut-bürgerlichen Familien, die das klassische Familien-Ideal lieben. „Schönstatt Chile” leitet auch eigene Privatschulen.
Gründer dieser Marien-frommen Bewegung ist Pater Josef Kentenich (1885-1968): Er hat auch seine Ideen verbreitet zur Pädagogik: Jedes Mitglied seiner Bewegung solle über die Marienverehrung hinaus sein „persönliches Ideal“ finden. Über Details kann man sich über wikipedia „Schönstatt“ informieren.
„Schönstatt“ stand auch im Mittelpunkt öffentlichen Interesses wegen der zahlreichen Berichte über sexuellen Missbrauch unter prominenten „Schönstatt“ – Bischöfen in Chile und wegen der Berichte über sexuellen Missbrauch durch den Gründer „Vater“ Pater Kentenich. 2018 hat Papst Franziskus den ehemaligen Erzbischofs von La Serena, Francisco José Cox Huneeus, aus dem Priestertum ausgeschlossen, er gehörte der Schönstatt- Bewegung an und war schon Anfang der 2000er Jahre wegen sexuellen Missbrauchs gegen Minderjährige angeklagt worden. Erst Im Jahr 2018 bestrafte ihn der Papst mit der Versetzung in den Laienstand…Heftige Kontroversen wegen der Vertuschung von sexuellem Missbrauch gab es auch mit Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa, Mitglied von “Schönstatt”. Er wurde von den Opfern des in ganz Chile  bekannten sexuellen – Missbrauchs -Priesters Fernando Karadima angeklagt (LINK. ) und beschuldigt, die Beschwerden der Opfer gegen diesen ehemaligen Pfarrer Karadima
zu vertuschen. (LINK )

4.
Der Religionsphilosophische Salon Berlin hat schon 2022 einige wichtige Hinweise zur Verbindung von José Antonio Kast mit der Schönstatt-Bewegung publiziert. Vieles, was damals gesagt wurde, ist auch heute gültig. „Schönstatt“ in Chile (und nicht nur dort) hält sich zu seinen politischen Interessen sehr bedeckt, wie alle der so genannten neuen geistlichen Bewegungen. Welche Zeitschrift, welches Universitätsseminar hat schon etwas von der politischen Orientierung etwa der Millionen, die dem „neokatechumenalen Weg“ folgen, freigelegt und dokumentiert oder von der sehr konservativen theologisch – politischen Haltung der vielen hundert neokatechumenalen Priester nicht nur in Deutschland, sondern weltweit?
Zur politischen Orientierung von Schönstatt in Chile hatte sich am 28.10.2019 Patricio Young, Sozialarbeiter und Mitglied der chilenischen Schönstatt Bewegung geäußert, ein für katholische Verhältnisse mutiger Insider: „Wir sind eine Oberklassenbewegung. Wir bestehen hauptsächlich aus Familien aus der mittleren, oberen und höchsten Schicht. Abgesehen von Carrascal befinden sich unsere Heiligtümer in privilegierten Stadtteilen. Unser Vater hätte nur in der Pater-Kentenich-Schule in Puente Alto (sozialer Brennpunkt) zur Schule gehen können, der einzigen, die völlig kostenlos ist. Es gibt in unseren anderen Schulen einige wenige Schüler, die subventioniert werden, aber die große Mehrheit ist für Kinder der Oberschicht, obwohl das dem einen oder anderen Pater, den ich dazu öffentlich hinterfragt habe, nicht gefällt – abgestritten hat es aber auch keiner“. LINK

5.
Diese kritische Stellungnahme von Patricio Young „aus dem Inneren“ der Bewegung ist eine Ausnahme. Bisher konnte ich noch keine Stellungnahme von Schönstatt/Chile oder in den deutschen Schönstatt-Medien zum Sieg des Schönstatt-Mitglieds und reaktionären Politikers José Antonio Kast finden. Also eines Katholiken, der den Diktator Pinochet noch heute achtet und schätzt.
Chiles Bischöfe haben sich nach dem Sieg Kasts eher zurückhaltend geäußert, also nicht so, dass ein „Sohn der Kirche, ein Marien-Freund, Präsident wird“. Das nicht. Aber die Bischöfe wissen zu schätzen, dass Kast in seiner offiziell katholischen Moral selbstverständlich pro life – orientiert ist, also gegen Abtreibung und gegen „Ehe für alle“ kämpft. Aber die Bischöfe erinnern ihren Marien-Freund Kast, dass er sich als Präsident um das Gemeinwohl zu kümmern habe und bitte auch die Menschenrechte der Flüchtlinge zu respektieren habe. Dass zur Wahl Kast viele sehr rechtsgerichtete lateinamerikanische Präsidenten gratulierten, zeigt: Die Führer der herrschenden, offiziellen Politik stehen heute in Lateinamerika mehrheitlich sehr rechts. Und man wird sich im Falle Kasts die Mühe machen zu dokumentieren, wer seine Wahlkampagne finanziell unterstützt hat. Wie gesagt, Trump sagte zum Wahlsieg Kasts: „He´s a very good Person“…

6.

Die vielen so genannten “neuen geistlichen Bewegungen” der katholischen Kirche zeigen deutlich, welchen konservativ – reaktionären Überzeugungen sie folgen, dies ist eine gültige Erkenntnis der Katholizismusforschung, also der kritischen Theologie bzw. auch der Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie. Diese “geistlichen” Gemeinschaften wurden ja mit dem Ziel gegründet, die “Neu-Evangelisierung” im Sinne der Päpste zu befördern. Aber viele dieser “Gemeinschaften” zeigen eher des häßliche Gesicht einer klerikal bestimmten Ideologie, man denke etwa an die Skadale der “neuen geistlichen Gemeinschaft” “Sodalicio” vor allem in Peru, “Sodalicio” wurde inzwischen von Papst Franziskus verboten.  Soldalicio hat aber viel Unheil in den Gemeinden Perus angerichtet. Man denke an die sexuellen Straftaten, die Priester aus dem Orden der “Legionäre Christi” begangen haben, ein Orden, den Papst Johannes Paul II. in höchsten Tönen öffentlich lobte. Man denke an die Skadale wegen der vielen neuen geistlichen Gemeinschaften im Bistum Toulon mit seinem reaktionären Bischof Dominique Rey (inzwischen von Papst Franziskus abgesetzt), man denke an den nun freigelegten massiven sexuellen Missbrauch im katholischen Geheimbund Opus Dei oder an den Missbrauch in der charismatisch -katholischen sehr konservativen Gemeinschaft Emmanuel usw. usw.

Wer diese neuen geistlichen Bewegungen näher , d.h. kritisch betrachtet, entdeckt dabei nur einen weiteren Aspekt der tiefsten Krise, in der sich der Katholizismus heute befindet: Die momentane mediale Begeisterung für Papst Leo XIV. verdeckt nur den faktischen Abschied vom Katholizismus in Europa: Katholiken verlassen scharenweise diese Kirche, in Holland, Belgien, Irland, Polen, Frankreich, Spanien, Deutschland, der Schweiz, Österreich usw. Statistisch alles tausendmal nachgewiesen. Es ist eine Tatsache: Wenn und wo KatholikInnen ein gewisses kritisches Bildungsniveau haben, wenden sie sich von dieser Kirche ab: Warum? Weil diese “ihre” einstige Kirche absolut stur jegliche Gleichberechtigung der Frauen ablehnt, weil sie an dem Wahnsinn des Zölibat-Gesetzes festhält, weil sie uralte Dogmen nur repetiert, weil ewig und überall dieselbe Messe feiert in einer erstarrten Sprache und so weiter und so weiter…

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon.de