Die verbrecherische katholische Gemeinschaft „Sodalicio“ wurde von Papst Franziskus verboten.

Ein Beitrag der „Informationsstelle Peru e.V.“ von Heinz Schulze.

Ein Vorwort von Christian Modehn.
Der “Religionsphilosophische Salon Berlin” hat im Rahmen seiner selbstverständlichen Religions/Kirchenkritik mehrfach auf die reaktionäre, international verbreitete, vor allem in Lateinamerika und Peru tätige katholische Organisation SODALICIO (im offiziellen katholischem Fachjargon „geistliche Gemeinschaft“ genannt) hingewiesen.
Diese Leute des Sodalicio („Sodalität“ auf Deutsch, was immer das bedeuten mag) haben alle Bestrebungen einer progressiven Theologie und Gemeindebildung in Lateinamerika aufs heftigste behindert und entsprechende Aktivisten verfolgt, unterstützt von Limas Kardinal Cipriani, nach eigenen Angaben Mitglied der reaktionären Organisation OPUS DEI. Es gibt also enge Connections zwischen den diversen reaktionär-katholischen machtvollen klerikalen Organisationen.

Jahrelang haben Kritiker des Sodalicio – auch in Rom – darum gebeten, dass dieser Club SODALICIO von sexuellen Missbrauchstätern und finanziell korrupten und politsich reaktionären Leuten endlich untersucht und dann aufgelöst werde, aber nichts geschah Jahre lang.
Die Geduld des Vatikans und der Päpste mit reaktionären, aber finanzstarken und noch junge Priester (!) vorweisenden Gemeinschaften innerhalb der römischen Kirche ist bekanntlich grenzenlos, siehe auch in dem Zusammenhang die “Legionäre Christi” oder das mysteriöse “Institut des Inkarnierten Wortes” mit Niederlassungen auch in Deutschland, auch im Erz-Bistum Berlin.

Ein progressiver Theologe wird sozusagen von heute auf morgen verfolgt, degradiert und dann abgesetzt, bei reaktionären Bischöfen (siehe etwa den Fall von Kardinal Cipriani, Lima oder aktuelle auch des französischen Bischofs Dominique Rey, Toulon) hat der Vatikan/Papst riesige Geduld.. Der Klerus hält eben absolut zusammen. Und der Papst jat unendliche Geduld, verbrecherische Bischöfe in ihrem so genannten geistlichen Amt zu belassen…

Wichtig ist der ausführliche wikipedia Beitrag auf Spanisch zu Sodalicio, auf Deutsch dieser spanische Beitrag: https://es.wikipedia.org/wiki/Sodalicio_de_Vida_Cristiana

Ergänzung am 17.2.2025: Kardinal Cipriani, Lima und Opus Dei Mitglied und Förderer des Soldalicio: Des sexuellen Missbrachs angeklagt, nun soll er eine staatliche “Verdienstmedaille” zurückgeben (der Bürgermeister von Lima ist halt auch Opus dei Mitglied: LINK.

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Uns freut es, dass die bekannte “Infostelle”  über alle Themen PERUS nun einen knappen, aber gut informierten Beitrag zum Verbot dieses Sodalicio publiziert:Und wir warten gespannt, wann endlich auch in den noch verbliebenen katholischen Zeitschriften endlich gründliche Studien zu diesem und zu anderen reaktionär-katholischen Gemeinschaften publiziert werden.

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Sodalicio endgültig verboten
von Heinz Schulze |Veröffentlicht 9. Februar 2025

Nach jahrelangen Aufrufen kirchlicher und zivilgesellschaftlicher Organisationen und einer intensiven innerkirchlichen Untersuchung hat Papst Franziskus die katholische Organisation Sodalicio als „sadistische und korrupte Organisation“ eingestuft und endgültig verboten. Ein Rückblick auf die Ereignisse, die dazu geführt haben.
In den vergangenen Jahren haben wir als Informationsstelle Peru mehrmals über die kriminellen Aktivitäten von Sodalicio berichtet und uns dafür eingesetzt, dass die zuständigen Stellen der Kirche die Forderungen der Opfer ernst nehmen. Darunter das Verbot der Organisation, eine Wiedergutmachung und dass die Bauernfamilien der Dorfgemeinschaft Catacaos (Provinz Piura, Nordperu) endlich ihr Land zurückbekommen, das ihnen von Personen aus dem Umfeld von Sodalicio weggenommen wurde.
Wir schrieben mehrere entsprechende Aufforderungen, unter anderem an den damaligen reaktionären peruanischen Kardinal Cipriani, den damaligen Papst Benedikt und an den Erzbischof der zuständigen Diözese in Piura. Dieser ließ durch sein Sekretariat mitteilen, dass er nichts mit Sodalicio und den Problemen der Dorfgemeinschaft Catacaos zu tun habe.
Zum besseren Verständnis hier nochmals einige Stichworte zur Geschichte von Sodalicio:
Die Organisation wurde als Sodalicio de Vida Cristiana 1971 von Luis Figari gegründet, und zwar als konservative Reaktion auf die Theologie der Befreiung. Eines der Ziele war, junge Christ*innen als Elitesoldat*innen im „Heer Gottes“ zu erziehen.
Im Jahr 2000 veröffentlichten Studierende und junge Männer erste Berichte über ihr erlittenes Unheil in den Bildungseinrichtungen von Sodalicio: sexuelle Übergriffe und psychologisch-sadistische Praktiken sowie Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung der finanziellen Mittel, der von den „Jüngern“ eingebrachten und erzielten Gelder. Später wurde bekannt, dass sich Mitglieder von Sodalicio Ländereien in der Dorfgemeinschaft Catacaos angeeignet hatten, die innerhalb der Diözese von Ex-Erzbischof José Antonio Eguren lagen.
Eines der Opfer, Pedro Salinas, brachte zusammen mit der Journalistin Paola Ugaz ein Enthüllungsbuch heraus, in dem 30 Zeug*innen über ihre erlittenen sexuellen und sonstigen Gewalterfahrungen mit Führungskräften von Sodalicio berichteten. Sodalicio und Erzbischof Eguren reagierten mit juristischen Schritten und einer großen Schmutzkampagne und stellten die Opfer als Lügner dar, die alles erfunden hätten, um ehrbare Priester und engagierte katholische Laien in Verruf zu bringen. Ähnlich agierte Kardinal Cipriana – gegen den 1983 eine Klage wegen Pädophilie eingereicht wurde – in einigen seiner wöchentlichen Hirtenbriefe.
Durch innerkirchliches und internationales Engagement wurde der Druck auf den Vatikan stärker, den Vorwürfen gegen Sodalicio nachzugehen. In der Zwischenzeit entzog sich der Gründer von Sodalicio der peruanischen Justiz und flüchtete nach Rom. Schließlich ordnete Papst Franziskus im Jahr 2023 eine innerkirchliche Untersuchung durch zwei seiner Vertrauten (Jordi Bertomeu und Charles Scicluna) an. Ihre intensiven Nachforschungen mit vielen Interviews in Peru bestätigten letztendlich alle Vorwürfe, und Sodalicio wurde als „sadistische und korrupte Organisation“ eingestuft. In Folge dessen wurden der Gründer von Sodalicio, der amtierende Präsident von Sodalicio und weitere zehn wichtige Führungskräfte aus Sodalicio ausgeschlossen. Darunter der Erzbischof von Piura, Eguren (der aus seinem Amt entlassen wurde), sowie Personen wie Erwin Scheuch Pool, Ricardo Trenemann und Miguel Salazar Streiter (siehe Kurzmeldung im InfoPeru).
Das kirchliche Aus für Sodalicio fand ziemlich unspektakulär durch eine Ankündigung im „Amtsblatt“ des Vatikans statt. Das bestätigten die Führungskräfte von Sodalicio in einer kurzen Erklärung auf ihrer Jahrestagung in Brasilien. Aus diesem Umkreis wurde dann die Presse informiert und die „Verräter“ wurden aus der inzwischen aufgelösten Organisation „ausgeschlossen“.
Nun obliegt es dem Vatikan, das (kirchliche) Vermögen und die Liegenschaften von Ex-Sodalicio zu regeln. Dabei ist es dringend notwendig, eine Wiedergutmachung der Opfer auf den Weg zu bringen und sich dafür einzusetzen, dass die Campesinos der Dorfgemeinschaft Catacaos ihr Land wieder zurückbekommen. Offen ist auch, wie die Justiz in Peru in diesem Fall weiter agiert.
Zwei Wochen nach dem Verbot von Sodalicio forderte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes Peru dazu auf, eine Wahrheitskommission einzurichten, die den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen innerhalb der katholischen Kirche untersucht.

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Die neuen geistlichen Gemeinschaften in der katholischen Kirche. Und ihre psychisch kranken Gründer.

Ein Hinweis von Christian Modehn zum Pfingstfest 2020

Es nimmt kein Ende: Der sexuelle Missbrauch vielfältigster Art begangen und verheimlicht von den Gründern der so viel gerühmten neuen charismatischen Gemeinschaften in Frankreich ist grenzenlos. Der Ruf dieser angeblich vom heiligen Geist gesteuerten Gemeinschaften ist dahin. Hoffentlich. Aber die vielen enttäuschten verbliebenen Getreuen glauben immer noch, wie üblich, an “Einzelfälle”. Die katholische Wochenzeitung LA VIE (Paris) nennt Mitte Mai 2020 wieder nur einige prominente Namen prominenter charismatischer Gemeinschaften.
Ich zitiere wörtlich: „Thierry de Roucy (Gemeinschaft “Points-Cœur”), Ephraïm et Philippe Madre (Gemeinschaft “Béatitudes”), Thomas et Marie-Dominique Philippe (Gemeinschaft “Frères de Saint Jean”), et leurs « enfants spirituels », Jean Vanier (internationale Behinderten-Gemeinschaft “Arche”)… et maintenant Georges Finet (Gemeinschaft “Foyers de Charité”)“. Vergessen wurde Père Pierre-Marie, Gründer und Chef von “Saint Gervais” in Paris mit seiner seiner “Mönchs (Nonnen) Gemeinschaft „Jerusalem“ usw. usw. Diese Gemeinschaften sind auch im deutschsprachigen Raum vertreten!

1.
Warum sollte sich eine breitere, kulturell und religiös interessierte Öffentlichkeit ausgerechnet für „neue geistliche Gemeinschaften“ in der römisch-katholischen Kirche interessieren? Weil diese so genannten „neuen geistlichen Gemeinschaften“ im Unterschied zu den klassischen Orden (Benediktiner, Franziskaner, Jesuiten etc.) auch heute noch viele junge Leute als Mitglieder haben, also den real existierenden Katholizismus stärken. Weil sie auch oft als Ordensgemeinschaften organisiert sind, immer aber, um einen progressiven Anschein zu erwecken, auch Laien in ihrer klerikal bestimmten Gemeinschaft haben, wie das Opus Dei, die Legionäre Christi, die Neokatechumenalen usw.
Und diese streng reglementierten Organisationen sind nicht nur wegen ihrer beträchtlichen Anzahl weltweit der ganze große Stolz der Führer dieser Kirche. Sie gelten auch als die Hoffnung überhaupt für die Kirchenführer, Papst, Bischöfe etc. Denn diese wissen unausgesprochen: Mit dem Katholizismus in bisheriger Gestalt geht es eigentlich zu Ende. Die alte klerikale Struktur des Katholizismus sollen die sich „neu“ nennenden geistlichen Gemeinschaften retten. Denn sie zeigen in ihren Aktivitäten, die theologisch überhaupt nicht neu sind, weil sie de facto aber das alte klerikale System fortschreiben: Dass diese alte und eigentlich starre Kirche noch lebt im Sinne des puren offiziellen Vorhandenseins. Die Bischöfe sind stolz, dass diese „treuen“ Katholiken sich noch für dieses ihrige System der dogmatischen Kirche vorbehaltlos engagieren.

2.
Und diese „neuen geistlichen Gemeinschaften“ der katholischen Kirche sind eigentlich ein großes Problem, manche sagen wertend eine Schande.
Ich nenne nur einige wenige Beispiele:
Die Johannes – Brüder, eine international verbreitete Priestergemeinschaft, auch in Deutschland und Österreich tätig, kam angesichts des Verhaltens ihres Gründers, des Dominikanerpaters Marie Dominique Philippe, in solche Turbulenzen, dass sie eine Art „Neugründung“ ihrer Gemeinschaft forderte. Pater Philippe hatte u.a seinen Bruder, ebenfalls einen Dominikanermönch, also Pater Thomas Philippe, hinsichtlich dessen sexuellen Missbrauchs Jahre gedeckt, wenn nicht unterstützt.
Pater Thomas Philippe OP war als Täter des sexuellen Missbrauchs auch dem Gründer der berühmten ARCHE – Gemeinschaften, JeanVanier, als solcher gut bekannt. Der so heilig wirkende, milde und sanfte und hoch verehrte Buch-Autor Jean Vanier aber schwieg zum Missbrauch seines Freundes Pater Philippe, weil er selbst, Vanier, seinen eigenen Missbrauch pflegte, diesmal, zur Abwechslung möchte man fast sagen, mit etlichen Damen aus seiner berühmten katholischen Gemeinschaft für geistig Behinderte und dabei allerhand sexuelle Abhängigkeiten praktizierte, die wiederum sein Freund Pater Thomas Philippe deckte. Die französische Presse hat darüber ausführlich berichtet!

Die charismatische Gemeinschaft „Pain de Vie“, Brot des Lebens, auch in Deutschland, auch in Berlin vertreten, wurde schon 2015 wegen allerhand korrupter Vorkommnisse es Gründerehepaares von den französischen Bischöfen aufgelöst.

In dem international verbreiteten charismatisch –reaktionären Orden aus Argentinien, von Papst Benedikt XVI. stark gefördert, mit dem Namen „Institut des fleischgewordenen Wortes“ /Abkürzung: IVG/, auch im Bistum Berlin tätig, sind seit 2020 viele „Fälle“ von sexuellem Missbrauch bekannt geworden. Auch durch den Gründer Carlos Miguel Buela.

Diese Liste ließe sich fortsetzen. Die neuen geistlichen Gemeinschaften sind, wenn man nur mal ehrlich wäre, eine Katastrophe für den freien Glauben der Katholiken. Man denke auch an die theologisch äußerst begrenzte Gemeinschaft Neokatechumenat und deren spirituelle und finanzielle Herrschaft über die Mitglieder….

3.
Diese offiziell so viel geliebten, und klerikal hofierten neuen geistlichen Gemeinschaften geraten also in die wirksame kirchenunabhängige Kritik. Die Erkenntnis der wenigen Journalisten, die ihre Recherche noch diesen einflussreichen Gemeinschaften widmen, betonen: Diese Gemeinschaften sind eigentlich, wertend, theologisch betrachtet, eine öffentliche Schande: Denn etliche ihrer Gründer, schon zu Lebzeiten von Päpsten wie Heilige verehrte Gestalten, sind des sexuellen Missbrauchs, des geistlichen Missbrauchs, der Übergriffigkeit in jeder Hinsicht, der finanziellen Manipulation, der moralischen Verworfenheit überführt: Man denke an den Gründer des Ordens Legionäre Christi, Pater Maciel: Er hatte sich mehrere Liebhaberinnen „zugelegt“, er missbrauchte seine Novizen und Seminaristen wie auch die eigenen unehelichen Kinder, übernahm gern Millionenbeträge der steinreichen Gattinnen usw.

4.
Das heißt: Die neuen “Helden” des Katholizismus aus diesen neuen geistlichen Gemeinschaften sind eigentlich sehr traurige, sehr abstoßende Gestalten, wenn nicht Verbrecher, wie der Gründer des Ordens der Legionäre Christi, Pater Marcial Maciel. Dieser von einem Verbrecher begründete Orden besteht übrigens nach wie vor… sicher auch, weil er viel Geld und viele Beziehungen in der Hierarchie hat…

5.
Der religionsphilosophische Salon Berlin musste sich förmlich notgedrungen im Rahmen der philosophisch und theologisch immer notwendigen AKTUELLEN Kritik der Religionen befassen, also auch der Kirchen, also auch der römisch katholischen Kirche.
Bekannt und weit verbreitet sind ja die gründlichen Hinweise des „Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin“ zum Orden der Legionäre Christi, zu den Neokatechumenalen oder zu diversen reaktionären neuen Ordensgemeinschaften.

6.
Aus aktuellem Anlass: Auf eine andere neue geistliche Gemeinschaft, international verbreitet, aber vorwiegend in Lateinamerika tätig, muss nun hingewiesen werden: „Sodalicium“ („Kameradschaft) ist der Name.
Denn da ist nun einmal Sensationelles passiert: Der peruanische Kardinal Pedro Barreto Jimeno fordert jetzt, dass die in Peru und in vielen lateinamerikanischen Ländern sehr starke Gemeinschaft SODALICIUM aufgelöst, aufgehoben und damit verboten wird. Diese 1971 in Peru gegründete Priester – und Laiengemeinschaft ist nicht nur theologisch reaktionär, etwa in der Verachtung der Glaubenswelten der indigenen Völker in Peru auch kulturell gefährlich. Der Gründer dieser Gemeinschaft, der Laie Luis Figari, wurde der häufigen sexuellen und spirituellen und körperlichen Gewalt gegen seine eigenen Mitglieder überführt. Figari leitete lange Jahre diese Gemeinschaft, 2015 wurde er sogar von seinem eigenen Nachfolger als untragbar empfunden. Und – wie üblich – wurde ihm angesichts der Verbrechen an Kindern in Zukunft ein Leben des Gebets nahe gelegt. Wie üblich damals in der Kirche, wurde der Täter nicht den Justiz-Behörden übergeben. Das wurde später selbst dem Vatikan zu viel, er setzte einen vom Papst bestimmten Leiter dieses Clubs ein. 2017 hat sogar die peruanische Justiz eine Untersuchung eingeleitet „wegen sexuellen, physischen und psychischen Missbrauchs“.

7.
Kardinal Barreto SJ (Huancayo, Peru) spricht Klartext: „Der Gründer des Sodaliciums ist ein perverse Person und eine solche Person kann nicht die Heiligkeit des Lebens vermitteln“, bekanntlich ein zentrales Ziel der Kirche. Darum fordert Kardinal Barreto: Dieses Sodalicium, diese Ordens – und Laiengemeinschaft soll aufgelöst werden. Und Barreto betont: Darin ist er sich mit Papst Franziskus einig. Mit dem neuen Erzbischof von Lima, Carlos Castillo Mattasoglio, habe der Papst dieses Thema im Vatikan besprochen.
Man muss wissen: Dieser katholisch reaktionöre „Club“ Sodalicium hatte lange Jahre bezeichnenderweise die Unterstützung des expliziten Opus – Dei Kardinals von Lima, Cipriani, gehabt, der als reaktionärer Kirchenfürst einer der heftigsten und förmlich unerträglichen Feinde der Befreiungstheologie und der Basisgemeinden war. Man darf sagen: Auch seinetwegen ist der Gründer der Befreiungstheologie, der peruanische Welt-Priester Gustavo Gutierrez, in den Dominikaner Orden eingetreten, um sich dadurch vor den Attacken Ciprianis zu schützen. Dieser Cipriani wurde, wie zu erwarten, vom polnischen Papst und Opus Dei Freund, Johannes Paul II. zum Erzbischof von Lima ernannt. Ciprinai durfte trotz heftigster Kritik an seiner Theologie bis zur altersbedingten Pensionierung in Perus Kirche herrschen.

8.
Wird nun wird also in Peru „aufgeräumt“? Wird die einflussreiche Organisation Sodalicium aufgelöst? Das wäre ein Wunder!
Denn die Macht dieser Gemeinschaft ist groß. Kann sie sich doch rühmen, dass kein geringerer als der damalige Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Bergoglio, heute Papst Franziskus, sie im Jahr 2004 in Argentinien zugelassen habe. Warum wohl? Weil diese Gemeinschaft noch junge Priester hat! Und nichts ist wertvoller im klerikal verfassten Katholizismus: Als Priester zur Verfügung stellen zu können. Die Qualität dieser geistlichen Herren ist dann erst mal egal. Siehe: https://sodalitium.org/the-sodalitium-in-argentina/

9.
Wer noch weitere Informationen wünscht über das Sodalicium und seinen perversen Ordensgründer, der kann hier noch Hinweise finden. Schon im Jahr 2015 hat Pedro Salinas, ein ehemaliges Mitglied der Gemeinschaft Sodalicium sein Buch veröffentlicht: „Mitad Monjes, Mitad Soldados“ (Halb Mönche, halb Soldaten). Darin spricht er als Insider ausführlich von der unmenschlichen Herrschaft im Orden, er berichtet vom sexuellen Missbrauch durch den Gründer Luis Fernando Figari usw. Salinas, Pedro, 2015. „Mitad Monjes, Mitad Soldados“, 324 Seiten. ISBN 978-612-319-028-6.

10.
Der Sozialwissenschaftler und Theologe in Mainz, Veit Strassner, hat in der Herder Korrespondenz http://www.con-spiration.de/texte/2007/strassner.html 2007 u.a. geschrieben: „Das Sodalitium hatte 1971 der peruanische Laientheologe Luis Fernando Figari als Reaktion auf die entstehende Befreiungstheologie gegründet; es wurde 1997 von Johannes Paul II. als Gesellschaft Apostolischen Lebens für Laien und Priester approbiert. Es wird oft als peruanische Parallele zum Opus Dei gesehen und spricht vor allem Katholiken der Mittel- und Oberschicht an. Das mittlerweile in neun Ländern vertretene Sodalitium ist in Peru besonders stark. Es unterhält die kirchliche Nachrichtenagentur ACI Prensa, durch die es versucht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen; es trägt so zur weiteren Polarisierung bei. So versäumt es ACI Prensa beispielsweise selten, von der “Teología Marxista de la Liberación” zu sprechen, wenn von der Befreiungstheologie die Rede ist.“
Das Sodalicium hat gemeinsam mit dem Opus Dei die religiöse und kulturelle Arbeit im Süd-Anden-Raum zerstört, also den Versuch, die Religiosität und Menschenwürde der dort lebenden Indigenas zu respektieren und zu fördern. Veit Strassner schreibt: „Im Jahr 2006 nahm die Entwicklung eine dramatische Wende: In den Prälaturen Juli und Ayaviri wurden Bischöfe des Opus Dei beziehungsweise des Sodalitium eingesetzt. Beide sind davon überzeugt, dass sich die Kirche in dieser Region in den vergangenen Jahrzehnten zu sehr um soziale Belange gekümmert und darüber die Evangelisierung vernachlässigt habe. Der Inkulturation kritisch gegenüberstehend, bezeichnen sie die indigene Bevölkerung der Südanden mit ihren ihr eigenen, traditionellen Frömmigkeitsformen als “heidnisch”, “götzendienerisch” und “sündig” und deshalb einer neuen, wahrhaftigen Evangelisierung bedürftig…

11.
Vor knapp einem Jahr hat die in Peru lebende Journalistin Hildegard Willer geschrieben: „Spätestens seit 2015 wusste jeder in Peru, was hinter der Fassade der einflussreichen katholischen Gruppierung vor sich ging: Gehirnwäsche, psychologische und physische Gewalt, sexuelle Übergriffe bis zu Vergewaltigungen.
Die Journalisten Pedro Salinas und Paola Ugaz hatten in jahrelangen Recherchen Zeugenaussagen ehemaliger Sodalicio – Mitglieder zusammengetragen und veröffentlicht.
Als die beiden Journalisten deshalb vor einem Jahr im Fernsehen sahen, wie der Erzbischof von Piura, Mitglied des Sodalicio der ersten Stunde, neben einem lächelnden Papst Franziskus posierte, als ob nichts geschehen sei, griffen sie zu ihren „Waffen“: Paola Ugaz zur Kurznachricht Twitter und Pedro Salinas zum Meinungsartikel. Dort verglich Salinas Bischof Eguren mit dem wegen seiner Nähe zum Kinderschänder Pater Karadima umstrittenen chilenischen Bischof Juan Barros, der im Juni 2018 schließlich zurücktrat.
Neben der Vertuschung der Straftaten des Sodalicio steht Eguren auch im Verdacht, am Handel mit Ländereien in Piura beteiligt zu sein. Dementsprechende Anschuldigungen waren in zwei voneinander unabhängigen Publikationen gemacht worden“. (Zit. von der bewährten und gründlichen Informationsstelle PERU in Freiburg im Breisgau: http://www.infostelle-peru.de/web/missbrauchs-aufklaerer-wegen-verleumdung-verurteilt/. Hildegard Willer scheibt weiter: Bischof Reinhold Nann von Caraveli, Peru, betont: „Ich weiß nicht, warum der Vatikan so lange braucht, um das Sodalicio aufzulösen“. Bisher läuft ein parlamentarisches Untersuchungsverfahren, sowie ein Strafverfahren gegen das Sodalicio in Peru“.

Zum Rücktritt des Soldalicio – Bischofs von Piura, Peru, im April 2024:     LINK

12.
Über Luis Figari informiert das spanische WIKIPEDIA kritisch, das us- amerikanische WIKIPEDIA ausführlich. Google bietet zu Luis Figari 2,6 Millionen Einträge.

13.
Eine zusammenfassende Würdigung: Etliche dieser so genannten neuen geistlichen Gemeinschaften im Katholizismus wurden von seelisch Kranken, Exzentrikern, Egomanen, Geldgierigsten etc. gegründet. Sie haben ihre ahnungslosen naiv-gläubigen Mitglieder an diese Mentalität gewöhnt und an ihre Organisation gebunden.

Eine lebendige Kirche, also eine, die den Menschen dient und alle Starrheit überwindet, kann von diesen Kreisen mit ihren kranken Gründern nicht aufgebaut werden.
Manche kritischen Beobachter sagen: „Diese arroganten, aber theologisch meist ungebildeten Leute in diesen neuen geistlichen Gemeinschaften vertreiben durch ihre Aktvitäten noch die letzten progressiven Katholiken. Aber vielleicht ist das so gewollt für eine Kirche auf dem Weg zu einer Sekte“. Das ist wohl so. Man sehe sich nur die Entwicklung Kirchenstatistiken der letzten Jahrzehnte in Europa und Lateinamerika an.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin