Ein Hinweis von Christian Modehn
Die meisten Südafrikaner und ihre PolitikerInnen freuen sich jetzt über Putins Beistand. Nun können sich diese Leute in der Republik auch Putins russisch-orthodoxer Staatskirche in Südafrika anschließen. Die Macht Putins über ein Land muss eben total sein. Und dieser Griff des russischen Herrschers nach Afrika ist auch Teil seines Angriffskrieges gegen die Ukraine und die Demokratien des Westens.
1.
Im Zusammenhang der aktuellen Bindung der Regierung der Republik Südafrika an Putins Russland hat auch die Putin-treue und Putin-hörige Russisch-orthodoxe Kirche mit ihrem Patriarchen Kyrill I. offiziell in Johannesburg eine Diözese errichtet, gleichzeitig eine weitere russisch-orthodoxe Diözese in Kairo.
Dies hatte die „Heilige Synode“ des Moskauer Patriarchats schon am 29.12. 2021 beschlossen. Außerdem wurden mehr als 100 Priester aus acht afrikanischen Ländern, die bisher dem (griechischen) Patriarchen von Alexandria unterstanden, in die russisch-orthodoxe Kirche übernommen, auf deren „Wunsch“, wie es in Moskau heißt. (Quelle: https://www.cath.ch/newsf/le-patriarcat-de-moscou-accompagne-la-presence-russe-en-afrique/)
2.
Wegen der aktuellen politischen Ambitionen Russlands in der Republik Südafrika wird hier nur auf die Etablierung des russischen Bistums Johannesburg hingewiesen.
Bislang waren auch orthodoxe Kirchen in Afrika als Missionare tätig, wie die Katholiken, die Protestanten, die Evangelikalen, Pfingstler und so weiter. Aber diese orthodoxen Missionen wurden vor allem von der griechisch-orthodoxen (!) Kirche geleitet, vor allem in Kenia gibt es eine große orthodoxe Kirche.
Dass nun die russisch-orthodoxe Kirche die Tätigkeit der griechisch-orthodoxen Kirche offenbar in ganz Afrika zurückgedrängt, hängt auch mit inner-orthodoxen Streitereien zusammen. Denn die griechisch-Orthodoxen (unter der Leitung des Patriarchen von Alexandria) unterstützen offiziell die Ukraine und die dortige von Russland unabhängige ukrainisch-orthodoxe Kirche. Das kann die Putin-hörige russisch-orthodoxe Kirche nicht hinnehmen. Zwei orthodoxe Kirchen kämpfen also um den Einfluß in Afrika, siegreich ist die russisch-orthodoxe. Sie wird nie mehr ihre Präsenz in Südafrika aufgeben…Jede orthodoxe Kirche, die – wie die Griechen – die Ukraine unterstützt, wird drangsaliert von dem Putin Freund, dem russischen Patriarchen. Wie Putin, ein KGB Mitglied (einst).
3.
Aber dies ist nur ein Motiv für die Etablierung einer russisch-orthodoxen Institution in Südafrika. In diesem Staat geht es auf die Dauer um die Etablierung einer südafrikanisch-russischen Partnerschaft.
Das neue Exarchat in Afrika Ist der Bischof von Jerewan in Armenien, Leonid Gorbacev.
Leonid Gorbacev ist nun derneue russisch-orthodoxe Bischof für Afrika, er ist schon dabei, in Südafrika neue, mächtige Kirchen zu bauen oder einzuweihen: Wie etwa die Pfarrei „Saint John of The Ladder“, gegründet 2022, https://www.theladderon136.com/blank-page.
Schon im Januar 2022 hatte der ökumenische „Südafrikanische Kirchenrat“ die „Russisch-orthodoxe Kirche in Südafrika“ herzlich willkommen geheißen. Die Provinz Gauteng (mit Johannesburg und Pretoria) sei wohl der beste Platz für die Russen, meinte der Generalsekretär dieses offiziellen südafrikanischen ökumenischen Dachverbandes, Bischof Malusi Mpumlwana. Er hat sich auch offen „für eine Mitgliedschaft der Russen im südafrikanischen Kirchenrat“ ausgesprochen. (Quelle: https://www.urdupoint.com/en/world/south-african-council-of-churches-recognizes-1447731.html). Und er zeigte sich angesichts der allgemeinen Sympathie Südafrikas für Putins Russland optimistisch und hilfsbereit: „Als Mitglied in unserem Kirchenrat kann die russisch-orthodoxe Kirche uns ansprechen, welche Ratschläge sie benötigt“, sagte Bischof Malusi Mpumlwana.
4.
Der neue, für Südafrika zuständige Bischof Leonid Gorbacev hat jedenfalls seit langem Verbindungen zu privaten russischen Militärgruppen – darunter die „Firma Wagner“. „Diese Wagner-Leute kämen dem Projekt des Bischofs zugute, weil er damit einflussreiche Fürsprecher und auch eine Schutzmacht habe“, sagt Natallia Vasilevich. (Quelle: https://www.evangelisch.de/inhalte/209622/16-12-2022/orthodoxe-kirchen-im-konflikt-russische-kirche-will-afrika-expandieren, 16.12.2022). Natallia Vasilievich war Leiterin des Zentrums “Ecumena” in der belarussischen Hauptstadt Minsk.
5.
Und die Konsequenz in Südafrika: Fast niemand will es sich mit einer russisch-orthodoxen Kirche anlegen, die solche Verbündete hat, sagt die Frau Vasilevitch, Spezialistin für orthodoxe Kirchen, jetzt lebt sie in Bonn als Dozentin an der Universität.
Vielleicht gilt diese Angst vor kritischen Äußerungen gegenüber der Putin-Kirche auch für Südafrikaner, die z.B. im Ökumenischen Weltrat der Kirchen (ÖRK) in Genf arbeiten. Werden die Südafrikaner in Genf eher nationalen, südafrikanischen Gefühlen folgen oder werden sie erkennen, dass die Führung der russisch-orthodoxen Kirche sich soweit von christlichen Grundsätzen entfernt hat, dass für sie kein Platz in einem „Weltrat der CHRISTLICHEN Kirchen“ sein kann.
6.
Nicht nur Putin, auch die Putin-Kirche mit ihrer „Mission“ in Afrika wird die Welt noch lange beschäftigen. Wie sagte doch der für Südafrika zuständige Bischof, jetzt mit dem Titel geehrt „Metropolit Leonid von Klin“ (alias Gorbacech), am 12.1.2022, der offiziellen Website des Moskauer Patriarchats „Russian Orthodox Church“: „Jetzt arbeiten wir an einem voll-umfänglichen Programm nicht nur für die Entwicklung der Pfarreien, sondern auch zur Sicherstellung einer vollwertigen Präsenz des Russisch-orthodoxen Kirche auf dem afrikanischen Kontinent, das schließt liturgische, erzieherische und humanitäre Komponenten ein“.
Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophioscher Salon Berlin