Neues zur Erbsünde: Muss der christliche Glaube Angst machen?

Einige weiter führende Thesen von Christian Modehn am 20.7. 2017

Meinen zuerst veröffentlichten Beitrag, in der empfehlenswerten Zeitschrift Publik Forum, Heft 11/2017, lesen Sie hier mit einem weiteren Thesenpapier, das aus einer Diskussion hervor gegangen ist. Dass selbst Mitglieder des Augustinerordens heute wenigstens leise, aber deutliche Kritik an Augustins Erbsündenlehre äußern, lesen Sie bitte am Ende dieses Beitrags! Und sogar der treu-katholische Theologe und Historiker der frühen Kirche und der so genannten Kirchenväter, Pater Joseph Barbel, kritisiert den “kaum begreiflichen Eifer Augustins zur Widerlegung seines theologischen, die Freiheit verteidigenden Gegners, des Bischofs Julian von Eclanum”. Auch dazu mehr, siehe am Ende dieses Beitrags.

Die Diskussion über Sinn und Unsinn der christlichen Erbsünden-Lehre geht weiter, das zeigen die vielen Weiterlesen ⇘

Ohne Erbsünde glauben!

Warum sich das Christentum von dieser verhängnisvollen Lehre befreien sollte.

Hinweise von Christian Modehn. Zu meinem Beitrag, dem auch historisch argumentierenden Plädoyer für die Befreiung von diesem Lehr-Konstrukt Erbsünde, hat Eugen Drewermann in Publik Forum ebenfalls eine Entgegnung geschrieben, mit dem verstörenden Titel, der eher an philosophische Naturalisten denn an Psychotherapeuten erinnert: “Der Mensch ist nicht frei”. Weil dieser Beitrag zum Schluss sogar polemisch auf mich Bezug nimmt, ist Drewermanns Beitrag unten abgedruckt.

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Meine Perspektive orientiert sich auch an der Philosophie Immanuel Kants in dem Zusammenhang. Der französische Philosoph André Comte-Sponville fasste diese Position, die ich teile, in dem knappen Satz zusammen: “Nach Kant ist die Eigenliebe die Quelle alles Bösen” (in: Ermutigung zum unzeitgemäßen Leben, Rowohlt Verlag, 2001, S. 62). Indem das Böse in dieser Welt als Objektivierung von Eigenliebe(n) verstanden wird im Laufe der Geschichte, bleibt das Böse eben auch korrigierbar und letztlich auch einschränkbar und überwindbar! Eben indem man die einseitige Eigenliebe erkennt und mutig schrittweise überwindet. Und diese praktische Überwindung deuten Christen als Gnade, als Gabe des heiligen Geistes. Christen brauchen überhaupt nicht die Lehre von der furchtbaren unüberwindbaren (!) Erbsünde aus den Zeiten des Augustinus. Diese Lehre, auch als Dogma, ist mitgeschleppte Ideologie einer  Angst machenden Theologie.

Die Menschen mit ihren Fehlern sollten also nur an ihrem eigenen Egoismus arbeiten. Das wäre ein hübsches gemeinschaftliches Kirchenprojekt: Anstelle der Gottesdienste sonntags etwa psychologische Hilfen bieten zur Einübung in ein Leben jenseits des Egoismus! Das wäre vielleicht so etwas wie erlebte “Erlösung”, von der die orthoxoxen, dogmatischen Kirchen ständig plaudern und eine Messe nach der anderen feiern.

Diese neue Praxis aber ist schwerer zu realisieren als über die Last der Erbsünde zu jammern und tausend Bücher über die Mythen im Buch Genesis hin und her zu wälzen, wie es Eugen Drewermann tut und der dabei nur die veraltete Theologie/Ideologie in psychologischen Formulierungen wiederholt.

Für alle, die Kant in dem Punkt mißverstehen, weil sie mal schnell irgendwas vom “Hang zum Bösen” bei Kant aufgeschnappt haben: Der Hang zum Guten gehört für Kant NOTWENDIG zur Möglichkeit des menschlichen Wesens! Während der “Hang zum Bösen” nicht wesentlich ist für den Menschen. Das sollte man auch bei allen Leserbriefen beachten.

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Warum sich das Christentum von dieser verhängnisvollen Lehre befreien sollte. Von Christian Modehn. (Inzwischen fanden auch Gespräche und Dispute zum Thema “Abschied von der Erbsünde” statt: Dazu weitere Informationen.

Der Beitrag vom 11.7. 2017:

Ein Hinweis vorweg: Dieser Beitrag ist das, leider vom Zeitschriftenformat her bedingte viel zu kurze Plädoyer, an einem “Punkt”  theologisch “aufzuräumen”! Mit der Bereitschaft Weiterlesen ⇘

Jesuitisches Fragwürdiges: Wem gehorcht ein Jesuit, wenn er Papst ist?

Hinweise von Christian Modehn

Drei interessante Fragen wurden in unserem Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin diskutiert, die ich gern in eine etwas breitere Öffentlichkeit stelle. Die Fragen mögen – auf Weltebene – eher etwas marginal erscheinen, aber sie sind kirchenpolitisch (im Sinne einer römisch – katholischen Kirchenpolitik heute) durchaus relevant, auch religionskritisch natürlich. Denn eine selbstverständlich konfessionsunabhängige Religionskritik ist ja bekanntlich eine wichtige Dimension jeder Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie.

Also: Eine erste Frage: Was bedeutet es, wenn jetzt ein Jesuit, Pater Luis Ladaria Ferrer, Chef der obersten Glaubensbehörde im Vatikan wird, wo doch Jesuiten durch ihr zusätzliches viertes Gelübde sich zu besonderem Gehorsam Weiterlesen ⇘

Kardinal Meisner gestorben: Ein Kirchenfürst ist tot!

Einige wenige Hinweise von Christian Modehn am 5. Juli 2017. Siehe auch den aktuellen Beitrag vom 18.3.2021: LINK

Zum Tod eines Kirchenfürsten passt sehr gut ein lateinisches Zitat: „De mortuis nil nisi bene“ (Über Verstorbene darf nur gut gesprochen werden).

Aber bei diesem verstorbenen Kardinal Joachim Meisner kann dieser Grundsatz nicht gelten, wenn denn auch nur im Ansatz historische Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit eine Geltung haben sollen in einer demokratischen Öffentlichkeit.

Meisner war – milde gesagt – ein Kirchenfürst, der Weiterlesen ⇘

Das CDU Wahlprogramm 2017 heißt „Germany first“

Ein Hinweis von Christian Modehn am 4.7.2017

Zwei Wörter sagen alles über das begrenzte, man möchte sagen „nationale“ Denken der beiden sich christlich nennenden Parteien in Deutschland: „Sicherheit und Wohlstand“. Diese werden im Wahlprogramm 2017 als große Weiterlesen ⇘

Der Glaube kommt vom Hören. Oder von der goldenen Gottesmutter? Beobachtungen in Spanien.

Philosophisch – theologische Eindrücke in Spaniens Kirchenwelt heute

Hinweise von Christian Modehn

Wer einige Barockkirchen in Spanien besucht und besichtigt, wird von der Fülle der Bilder, des Bunten, des Vergoldeten als Zierde der Heiligen, der Madonnen, der Kreuze und Himmelfahrten und Trinitäten förmlich erschlagen. Weiterlesen ⇘

„Land ohne Glauben ?“ Christentum im Osten Deutschlands. Ein Film im Rahmen der ARD Themenwoche „Woran glaubst du?”

Der Film von Kai Voigtländer wurde gesendet im Ersten Programm am 12.6.2017 um 22.45 Uhr

Weiterführende Hinweise von Christian Modehn am 13. 6. 20171.

1. Wieder einmal wurden auch in diesem Film durch abstrakte Begriffe, unvermittelt, sich gegenüberstehende ideologische Gruppen im Osten Deutschlands beschworen: Die (wenigen) „Glaubenden“, die „Religiösen“, wurden als Kirchenmitglieder und gelegentliche Gottesdienstbesucher der Kirchengemeinden dargestellt. Und denen stehen, in dieser Sicht, unvermittelt die vielen „Nicht-Glaubenden“, auch Atheisten, gegenüber; als wären diese eine homogene Masse. Wiederum, wie üblich in einer gedankenlosen Sprache, wurde diese Masse  „konfessionslos“ genannt, also „bekenntnislos“. Als hätten diese Menschen nicht Weiterlesen ⇘