um 19 Uhr im schönen Café Gaumengut, Motzstr. 63.
Benedikt XVI. – Kritische Hinweise
Hier werden Hinweise zu Radiosendungen und Artikeln geboten sowie Hinweise zu philosophischen Diskussionen.
Kulturradio RBB zu Schleiermacher
Neueste Meldung: Prof. Wilhelm Gräb wird am Dienstag, den 18. Januar 2011 um 19 Uhr einen Vortrag halten über “Wenn Religion die Vernunft respektiert”. ORT: Kulturzentrum AFRIKA Haus, Bochumer Str. 25 in Berlin Tiergarten, U Bhf Turmstr., Eintritt ist frei. weitere infos: www.religionsphilosophischer-salon.de und www. remonstranten-berlin.de
RBB Gott und die Welt, 26.12 2010
„Sucht Religion in euch selbst“
Ein theologischer Salon im Hause Friedrich Schleiermacher
Von Christian Modehn
Wer vom Berliner Theologen Friedrich Schleiermacher (1768 bis 1834) zu Tisch gebeten wird, der weiß: Die Speisen sind eher bescheiden, dafür aber die Gespräche umso wertvoller. Denn der berühmte Prediger und Philosoph führte in ungeahnte Weiten des Glaubens. Nicht die Grundsätze von Dogma und Ethik, schon gar nicht die Kirchenhierarchie seien der Mittelpunkt, sondern das individuell erspürte Unendliche und Göttliche. Über diese „innere Religion“ wollte sich Schleiermacher auch in der Kirche „als dem Ort religiöser Geselligkeit“ verständigen. Zum Weihnachtsfest hat er mit einigen seiner Freunde entdeckt, was die „Geburt des Göttlichen“ in jedem Einzelnen bedeutet. In diesem Beitrag kommt u.a. Prof. Wilhelm Gräb, Theologe an der Humboldt Universität, zu Wort.
Tag des Nachbarn in ganz Europa
Heute, am 31. Mai 2013, wird in ganz Europa der “Tag des Nachbarn” gefeiert, eine Initiative, die vor allem in Frankreich viele Sympathisanten und Aktivisten hat. Auch in Deutschland wird in einigen Städten versucht, an diesem Tag praktisch zu zeigen, dass in gerade in großen anonymen Hochhäusern Menschen zueinander finden können: Aus Nachbarn können Freunde werden. Lesen Sie dazu einen Beitrag von Christian Modehn aus der empfehlenswerten Zeitschrift PUBLIK FORUM, bitte klicken Sie hier zur Lektüre.
Das Leben genießen oder die Pflicht erfüllen. Ein Salon über Kierkegaard
In seinem Buch “Entweder – Oder” stellt der dänische Philosoph Sören Kierkegaard zwei Existenzformen gegenüber: Die ästhetische Lebensanschauung, “welche das Leben genießen” will und die eher konträre Lebensanschauung, “welche des Lebens Sinn darein setzt, für die Erfüllung seiner Pflichten zu leben” (so in Entweder – Oder). Später setzt Kierkegaard noch die religiöse Lebensanschauung daneben. Wir werden Möglichkeiten und Grenzen dieser zwei (drei) Lebensformen besprechen. Welche Lebensform als vernünftige ist unsere?
Der Salon versteht sich auch als Einstimmung auf die aktuelle Ausstellung zum Kierkegaard Thema “Entweder Oder” im Kulturzentrum “Haus am Waldsee” in Berlin- Zehlendorf mit Arbeiten zahlreicher Künstler, vor allem aus Dänemark und Schweden.
Um Anmeldung für den 28. Juni wird gebeten, weil dann einige kl. Texte zur Einstimmung zugesandt werden können.
Der Salon findet wieder in der Galerie Fantom in der Hektorstr. 9 in Berlin Wilmersdorf um 19 Uhr am Freitag, den 28. Juni 2013, statt.
Herzliche Einladung!
Einsamkeit – Last und Chance. Hinweise aus dem Religionsphilosophischen Salon
Unsere Einsamkeit – Last und Chance
Einige Hinweise aus dem Religionsphilosophischen Salon:
Sitzung am 31. Mai 2013 in der Galerie Fantom
Von Christian Modehn
Wir hatten im April – Salon mit Peter Bieri über das Thema seines Buches „Wie wollen wir leben?“ gesprochen. Darin plädiert er für eine Kultur der Stille; dazu gehört auch der Rückzug in die Einsamkeit. Ich kann nicht in der Stille sein, wenn um mich herum nur hektisches Getöse ist. Da kann ich zwar alleine sein, aber nicht einsam.
Dies ist schon ein Hinweis auf die inhaltliche Verschiedenheit von Alleinsein und Einsamkeit. Wobei es in der Alltagssprache durchaus vorkommt, dass einsam und allein austauschbar verwendet werden. Wer als Single sagt „Ich bin einsam“ weckt eher Gefühle des Bedauerns. Wer sagt „Ich bin allein“ beschreibt eher einen neutral erlebten Zustand…und weckt -vielleicht – Interesse…
Andererseits sagen wir und hören wir oft: „Wir sind allein“; „Wir haben niemanden“. „Wir sind auf uns allein gestellt“. „Ich bin allein und fühle mich verlassen“.
Ich kann unter vielen anderen allein sein, im Sinne von: Sich verloren fühlen, ausgegrenzt sein, abgeschoben sein, ignoriert sein inmitten vieler anderer, die mich übersehen, die sich nicht um mich kümmern, selbst wenn ich in Not bin. In solchen Situationen des reinen auf sich selbst Gestelltseins sprechen wir von „Alleinsein“, auch im Sinne von Hilflossein oder gar Hoffnungslossein.
Wir sind allein, wenn sich soziale Bindungen auflösen, weil es die tragende und manchmal auch bergende Großfamilie nicht gibt. Sozialbeziehungen lösen sich auf, Kirchengemeinden spielen für die allermeisten keine relevante Rolle mehr, ebenso wenig Gemeinschaften, die in Parteien erlebt wurden; Stammkneipen verschwinden. Sportvereine helfen noch, das Alleinsein zu überwinden und die lange Freizeit wenigstens körperlich zu gestalten.
Unserer Meinung nach ist Alleinsein nicht identisch mit Einsamsein. Der sprachliche Unterschied kommt auch in anderen europäischen Sprachen vor. Zur Einsamkeit gehört der bewusste Wille sich zurückzuziehen. „Ich gehe in die Einsamkeit“. Zur Einsamkeit gehört als äußere Voraussetzung oft Stille und eine gewisse Ferne von Hektik.
Ich gehe in die Einsamkeit, um in mich zu schauen. Einsamkeit hat den Anspruch, das eigene Leben gerade im Rückzug zu vertiefen, heller, transparenter, das Leben zu sehen, Achtsamkeit zu üben: Welche Kraft steckt in mir, welche Aufgaben kann ich in dieser Welt haben?
Dazu muss ich mich entschließen, zur Einsamkeit gehört im Unterschied zum Alleinsein ein bewusster Wille. Der Schriftsteller und Aphoristiker Alfred Polgar (1873 – 1955) notierte: “Wenn dich alles verlassen hat, kommt das Alleinsein. Wenn du alles verlassen hast, kommt die Einsamkeit.”
In der Einsamkeit entdecke ich, dass ich nicht ad hoc fähig bin, die Einsamkeit als „innere Erfahrung meiner Tiefe“ zu gestalten. Ich erlebe dabei, dass ich zur Einsamkeit fähig werden muss. Ich muss Einsamkeit als ein Schauen auf mich ertragen können und ertragen wollen. Wir brauchen in den Städten leere Orte, wo wir Einsamkeit einüben können. Vielleicht sollte man bald eine der vielen leer stehenden Kirche als „heilige Räume der Einsamkeit“ gestalten und für alle offen halten…
In der Einsamkeit geht es nicht nur um einen Ortswechsel, sondern auch um einen „Zeitwechsel“: Nicht mehr sorgenvoll auf die Zukunft schauen, sich nicht mehr von der Last der (eigenen) Vergangenheit erdrücken lassen. Sondern einmal ganz präsent sein: „Jetzt bin ich der, die hier ist. Ich will gegenwärtig sein, die lange Weile der Gegenwart erleben“.
Zur Vertiefung weisen wir nur auf einige Philosophen hin:
Meister Eckart (1260 – 1328): Einsamkeit ist auch eine Voraussetzung für die unio mystica, für die Einheit mit Gott. Darin ist der Begriff der Abgeschiedenheit entscheidend: Das heißt das Sich lösen von Vorstellungen, von Vorurteilen über Gott und das eigene Selbst.
Der Geist ist für Eckart immer der göttliche Geist. Einsamkeit ist die Verbundenheit mit dem göttlichen Geist in der “Abgeschiedenheit”: Sie schafft Raum für das Leben des Geistes, schafft Raum für das Leben Gottes in mir. Abgeschiedenheit ist Leerwerden, Vernichtung des „Eigenen“. Wir lösen uns vom „Haben“.
Gelassenheit ist die Konsequenz der Abgeschiedenheit. Einsiedler, also allein lebende Mönche, sind für Meister Eckart zu nichts nütze, man solle, so Eckart, immer beim Tun und Handeln bleiben, etwa beim Herdfeuer oder der Fürsorge für andere. Auch da geschieht die unio mystica, siehe etwa Meister Eckarts radikale Bevorzugung der Gestalt der tätigen Martha gegenüber der bloß passiv zuhörend – meditierenden Maria.
Martin Heidegger kann als „Lehrer“ der Einsamkeit gelten; das beginnt schon in “Sein und Zeit”, etwa § 40, zum Thema ANGST. Da zeigt Heidegger, wie dem Menschen sein eigenes Dasein und die Bezogenheit auf die Welt insgesamt entgleitet, das nennt Heidegger Angst. Darin wird der Mensch, das „Dasein“, vereinzelt, er wird auf sich zurückgeworfen, Bindungen zerbrechen. Der Mensch entdeckt: Jetzt bin nur ich allein gemeint, es kommt auf mich alleine an, ich bin jetzt frei, mich selbst zu wählen. Auf dem Hintergrund der Unheimlichkeit der Welt , dem Zusammenbruch der alltäglichen Vertrautheit mit der Welt, gibt es also die Chance, inmitten der Angst das eigene Leben, mein nur mir zugewiesenes Dasein, zu ergreifen und zu gestalten. D. h. ohne die Einsamkeit (der Angst) keine seelische Reifung und Entwicklung. Zentral ist dann die Erkenntnis: Mir kann mein eigenes Dasein niemand abnehmen. Ich muss es selbst leben.
Jean – Jacques Rousseau muss hier genannt werden, vor allem sein Buch „Träumereien eines einsamen Spaziergängers“, das erst posthum erschien. Entstanden ist es zwischen 1776 und 1778. Rousseau spricht darin nur noch zu sich selbst, er beschreibt von Innen her das ungestörte Sich – Erleben, das Distanziertsein von den Geschäften der Welt, die Freiheit als Unabhängigkeit von anderen.
Es war der mehrfache Aufenthalt auf der Sankt Petersinsel im Bielersee in der Schweiz, der ihn zu den hier niedergeschriebenen Impressionen, Weisheiten, Bekenntnissen, führt.
Im Rückzug, nur von wenigen lieben Menschen umgeben auf der Insel, erlebt Rousseau die philosophische Gelassenheit; er setzt sich ab von den rational – einseitigen „Philosophes“, den Aufklärern im Umfeld von Diderot, er setzt sich aber auch ab von den dogmatisch geprägten kirchlichen Glaubensformen.
Auch Friedrich Nietzsche ist ein großer Philosoph der radikal erlebten Einsamkeit: In der Einsamkeit entwickelt er eine unglaubliche Produktivität.
In Sils Maria, Engadin, hat Nietzsche 7 mal den Sommer erlebt, von 1881 bis 1889; hier schrieb er auch den 2. Teil seines wohl anspruchsvollsten und alles umstürzenden Buches „Also sprach Zarathustra“. Hier formuliert er seine Lehre von der ewigen Wiederkunft des Gleichen.
Wie kann Einsamkeit für uns zu einem kreativen „Ort“ werden? Sind wir überhaupt noch einsamkeitsfähig? Oder haben wir uns längst an das – eher flache und traurige – Alleinsein gewöhnt?
Copyright: CHRISTIAN MODEHN. Religionsphilosophischer Salon.
Vom Glauben an ein “höheres Wesen”: Radiosendung SWR 2, 12.05
“Da muß doch noch etwas sein…” Wenn Menschen an ein Höheres Wesen glaube. Radiosendung SWR 2, Sonntag 26. 9. um 12.05 Uhr
Nur noch alte Theologen sind mutig
Der Religionsphilosophische Salon hat sich immer als Ort der Religionskritik verstanden. Philosophie ohne Kritik der (real existierenden) Religionen ist undenkbar, wobei unter “Religionen” auch alle Formen von “Vergötterungen” in der Gesellschaft verstanden werden.
Wir beobachten, dass in den etablierten Kirchen, vor allem im Katholizismus, ausschließlich noch pensionierte, sagen wir es ruhig: alte Theologen den Mut aufbringen, Klartext zu sprechen. Wer heute noch in den Kirchen beschäftigt ist, hat nur äußerst selten den Mut, fundamental Kritisches öffentlich zu sagen. Das ist der Karriere schädlich, Beispiele dafür gibt es en masse. Die Hierarchie straft jeden Abweichler. Sie hat selbst keinen Sinn mehr für “Clowns”, für spielerisches ungewohntes Denken, das hatte unter den Renaissancepäpsten und Barockbischöfen noch einen gewissen Platz.
Um so dringender ist es, regelmäßig kritische “Stimmen der Alten” zu dokumentieren. Mutig sind sie eigentlich nicht, aber lesenswert sind die Stellungnahmen allemal.
Der 82 jährige Jesuit Wolfgang Seibel, München, einst Chefredakteur der zu seinen Zeiten nicht gerade progressiven Zeitschrift Stimmen der Zeit, äußerte sich jetzt kritisch zum Papstkult der römischen Kirche:
“Ich halte den Papstkult, der heute in der katholischen Kirche betrieben wird, für eines der Grundübel der katholischen Kirche. Da muss man alles loben, was vom Papst kommt”. Pater Seibel sagte dies im Blick auf den von einigen Bischöfen erzwungenen Rücktritt des kirchenkritischen Leiters der katholischen Journalistenschule in München (ifp). Seibel sagte: “Die Haltung der Bischofskonferenz ist eng, kleinkariert, und wenig tolerant. Dort herrscht ein Klima, das offene Kritik und eigenstndige Meinungen nicht mehr zuläßt”.
Vgl. Süddeutsche Zeitung, 23. August 2010, Seite 13, aus einem Bericht von Matthias Drobinski.