Eine Geschichte von Verlusten: Auch das ist die Moderne!

Hinweise zu Kipppunkten, zur Kollapsologie, zur „Rache der Populisten“ und so weiter
Eine Buchempfehlung von Christian Modehn am 17.2.2025

1.
Wir haben so vieles und so viele verloren: Belastende und schöne Beziehungen, vielfältige Naturerfahrungen, wir haben verloren die Hochschätzung der Demokratie oder das Wissen, in einer religiös fundierten sinnvollen Welt leben zu können.
2.
Wir können jetzt das Ausmaß unserer erlebten und erkannten Verluste kaum überschauen. Und dennoch folgen so viele wie üblich der neoliberalen Ideologie vom permanenten Wachstum und damit des Fortschritts im allgemeinen. Die Wahrheit hingegen ist: Eigentlich sind Menschen der Moderne immer auch Verlierer. Vieles geht verloren im turbulenten Geschehen des Aufbruchs und des immer-Mehr.
Verlust sollte also das Grundwort sein, um unsere Selbst – und Welterfahrung heute zu bezeichnen. Fortschritt ohne Verlust sehen und zu verstehen, ist also naiv, ist „fortschritts-gläubig“.
3.
Das ist das Thema des international geachteten Soziologen Prof. Andreas Reckwitz (Humboldt – Universität Berlin) in seiner neuesten Studie „Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“ (Suhrkamp Verlag). Reckwitz hat die Begabung, mit einem zentralen Stichwort unsere Aufmerksamkeit hinzulenken zum differenzierten Verstehen der Moderne, die eigentlich nun als eine zerbrechende Moderne treffender „Spät-Moderne“ (etwa S. 289) genannt werden sollte.
4.
Das neueste Buch von Andreas Reckwitz könnte als eine Art ausführliches, aber gut lesbares und sehr empfehlenswertes  Lehrbuch verstanden werden, das viele Aspekte von Verlusten soziologisch analysiert und einordnet. Etwa das „Unsichtbarmachen“ des Verlustes im Umgang mit dem Tod als Verlust von lieben Menschen. Inspirierend die Hinweise zu üblichen Formen, Verluste zu bearbeiten: Etwa in der Nostalgie, dem Konservatismus, der Religionen…
5.
Das Buch ist die Arbeit eines Soziologen, der zugleich auch mit historischen und philosophischen Entwicklungen vertraut ist: Aber auch die genaue Kenntnis aktueller politischen Fragen wird deutlich, etwa, wenn vom Populismus als der „Rache an den Gewinnern“ (den ökonomischen, den politischen…) die Rede ist. Diese Erkenntnis ist zentral, und sie sollte im Zusammenhang des Aufstiegs etwa der rechtsextremen AFD oder der FPÖ beachtet werden, Reckwitz schreibt: „Den Populismus kann man ohne seine `rächende` Stoßrichtung nicht verstehen. Den anderen, den vermeintlichen Gewinnerinnen und Gewinnern der (Spät)- Modernisierung und zugleich den direkt oder indirekt vorgeblich Verantwortlichen für die eigene Misere sollen (von Populisten) ihrerseits Verluste zugefügt werden (vom Autor kursiv)… Das kann sich gegen Klimaschützerinnen oder erfolgreiche Homosexuelle richten, …. gegen Flüchtlingsaktivisten oder gegen Frauen in Führungspositionen.“

Die Populistenführer reden sich und ihren Anhängern ein: Sie seien zu kurz gekommen, hätten selbst zu viele Verluste erlebt, ihr Motto also, betont Andres Reckwitz: „Nun sollen die anderen verlieren.“ (Seite 394). Und solch eine Maxime ist ein Aufruf zum Kampf.
6.
Hier können nicht die vielen, in die Tiefe fahrenden Überlegungen von Andreas Reckwitz zur Dialektik von Fortschritt und Verlust in der (spät-)modernen Lebenswelt gewürdigt werden. Nur diese Hinweise:
7.
Wir sollten die gesellschaftliche Entwicklung gerade in zugespitzt empfundenen Situationen genau analysieren: Es geht um die Wahrnehmung von KIPP-PUNKTEN, also um die Wahrnehmung: Es gibt keine eindeutige lineare gesellschaftliche Entwicklung. Das schlichte Muster „kleine Ursache-große Wirkung“ sollte also vermehrt beachtet werden. „Im Falle des Kipppunktes braucht es am Ende nur ein winziges Ereignis, um das gesamte System aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dieses Ereignis ist allerdings nicht zufällig, sondern lässt sich in ein langfristiges, sich steigerndes Prozessgeschehen einordnen… „(S. 310).
Ein Beispiel aus unserer Sicht: Am 29. Januar 2025 hat der CDU/CSU Kanzlerkandidat Friedrich Merz seinen „Gesetzesentwurf“ für eine „Zustrombegrenzung “von Flüchtlingen bewusst und direkt geplant mit den Stimmen der AFD gewonnen. Die demokratische Presse sprach von einem Dammbruch, man könnte auch sagen: Es war ein Kipppunkt. Man wird abwarten, wie und wann sich Kollaborationen von CDU/CSU mit der AFD wiederholen. Kollaboration ist ja einmal schon geschehen, am 29.1.2025 und wohl auch am 31.1.2025 wieder im Deutschen Bundestag.
Interessant ist in dem Zusammenhang der für viele LeserInnen neue Begriff der Kollapsologie, also der soziologisch – politischen Lehre vom Kollaps von Staaten und Gesellschaften, wenn nicht der ganzen Welt. Ein entsprechendes „Handbuch der Kollapsologie“ ist 2022 erschienen, S. 309, Fn. 30. , ausführlicher S. 417 f.
8.
Auch die Religionen sind bekanntlich Formen der Bewältigung von Verlusten: In einem viel zu kurzen Kapitel „Religion: Der Trost der Transzendenz“ (S. 273ff.) weist Andreas Reckwitz darauf hin. Der Titel sagt alles: Angesichts der Sterblichkeit bieten Religionen, etwa das Christentum, einen Trost, der über die Welt hinausführt in die himmlische Welt. „Letztlich basiert das Christentum auf einer anthropologischen Verlustgeschichte“, meint Reckwitz, er denkt dabei an die Vertreibung der Menschen aus dem Paradies wegen des Sündenfalls, so der biblische Mythos. Aber es ist schon falsch, wenn Reckwitz meint: Das Christentum und damit die Kirchen würden „ökonomische Verluste, Machtverluste und Verluste von Erwartungen auf eine im innenweltlichen Sinne positive Zukunft“ (s. 277) als „letztlich Zweitrangiges oder inkomplett Irrelevantes“ (s. 277) ansehen. Darin zeigt sich, das der Autor in diesem knappen Kapitel eher alte theologische Literatur verarbeitet und etwa die Befreiungstheologie ignoriert, die gerade den Verlust der Armen an politischer Mitbestimmung und Gleichberechtigung aufgreift und betont: Erlösung beginnt schon hier „auf Erden“, etwa im real – materiellen Erleben der Gültigkeit der Menschenrechte und der Sicherung des menschenwürdigen Lebens.
Andere aktuelle Verlusterfahrungen etwa von Katholiken hätten thematisiert werden können: Man denke an Erzbischof Marcel Lefèbvre, der nach dem 2. Vatikanischen Konzil seinen eigenen traditionalistischen Weg ging mit der Gründung der Pius – Bruderschaft: Lefèbvre klagte darüber, dass dieses Konzil die lateinische Messe in der uralten Form abgeschafft hatte: In seiner konservativen Ideologie, die nur das Alte liebte, sagte Lefèbvre: „Man hat uns die heilige Messe genommen.“ Eine Verlust – Erfahrung… Andererseits gibt es sicher auch Verlust -Erfahrungen unter progressiven Katholiken: Sie treten aus der Kirche zu tausenden aus, auch, weil sie der Kirchenleitung jegliche Glaubwürdigkeit absprechen müssen, das aber bedeutet: Ihren einst vermittelten Glauben an die hohe geistliche und menschliche Qualität des Klerus verloren haben. Und auch: jede Hoffnung auf eine tiefgreifende Reformation der Katholischen Kirche.
9.
Wenn in der Spätmoderne überhaupt noch dem Fortschritt ein positiver Inhalt zugewiesen wird, dann in der Lebensgestaltung des einzelnen. Reckwitz spricht von „Subjektivierung des Fortschritts“ (S. 322ff.). Diese entspricht der „neoliberalen Kultur der Selbstverantwortung des Individuums für seinen subjektiven Lebenserfolg“ hin zu umfassender „Selbstoptimierung.“ Kurz gesagt: Mag auch die Welt am Rande des Untergangs taumeln, ich baue an meiner eigenen Innerlichkeit für mich weiter, ich entwickle und pflege meine nur mir gehörende Subjektivität und will persönlich wachsen, auch wenn in der Wirtschaft nichts mehr wächst und die Demokratie von Rechtsextremen lädiert wird. Das ist diesem Subjekt ziemlich egal… Hauptsache: Ich habe ein „gelungenes Leben“ (s. 326). Gesellschaftlicher Fortschritt geht verloren, aber ich rette meine schöne, wohl entwickelte Seele: Geht diese Spaltung von Gesellschaft und Ich auf die Dauer? Eines Tages werden die neuen Herren der Anti – Demokratie den schönen Seelen doch den Schrecken einjagen, wenn es zu spät ist…
10.
Andreas Reckwitz sieht die demokratischen Gesellschaften und Staaten in einer tiefen Krise und Gefahr. Er persönlich ist überzeugt, dass ein Untergang wohl nicht bevorsteht, andererseits ist auch das Erlebnis von Fortschritt und von permanentem Wachstum ausgeschlossen. Welche Möglichkeit der Hoffnung bleibt da?
Reckwitz setzt auf die „Reparatur der Moderne“, diese ist die Ausbesserung der vorgegebenen modernen Institutionen und Lebensformen. Das Programm könnte man einen progressiven Konservatismus nennen – zugunsten der Rettung der guten und hoffentlich bleibenden Errungenschaften der Moderne, der Menschenrechte und der Demokratie. „Es geht darum, den Fortschritt als Erbe zu bewahren,“ so Andreas Reckwitz (S. 420).

Andreas Reckwitz, „Verlust. Ein Grundproblem der Moderne“. Suhrkamp, 2024, 463 Seiten, 32€.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Der philosophische Glaube – Eine Alternative für heute!

Die Erkenntnis von Karl Jaspers – provozierend-aktuell!
Ein Hinweis von Christian Modehn am 11.2.2025.

1.
Im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin haben wir schon oft darauf hingewiesen: Die Krisen der Kirchen (in Europa und der westlichen Welt) sind Krisen der Inhalte, die diese Kirchen immer noch verbreiten. Mit anderen Worten: Wir haben dafür plädiert, einen elementaren, einfachen, vernünftigen Glauben zu entdecken und zu pflegen, indem die vielen unverständlich und unglaubwürdig gewordenen Glaubensinhalte (Dogmen) beiseite gelassen werden. Das tun die Kirchen aber bisher nicht, sie verwenden alle Energie auf so genannte Reformen, die aber nicht mehr sind als bescheidene Struktur-Reformen. Oder glaubt jemand im Ernst, der alles beherrschende Klerus der katholischen Kirche würde jemals Frauen als Priesterinnen zulassen?

2.
In unserem Plädoyer für Diskussionen über die not-wendige Vernunftreligion haben wir an die Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie von Immanuel Kant ausführlich erinnert: Das heißt an seine Form einer elementaren christlichen (!) Religion, wie sie sich aus der Vernunft selbst gestalten und entwickeln lässt. LINK.

3.
In diesem Hinweis jetzt geht es um eine andersartige, aber zum Thema sehr gut passende Erkenntnisse des Philosophen Karl Jaspers. Für ihn stand die Frage nach der Bedeutung von Religion und speziell von Christentum immer im Zentrum seiner Interessen und vielfältigen Publikationen.

4.
Wir wollen erinnern an den „Philosophischen Glauben“ von Karl Jaspers. Vor allem in zwei Büchern hat er sich ausführlich zum Thema geäußert: „Der philosophische Glaube“ (1948) und „Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung“ (1962). Den philosophischen Glauben hat Jaspers durch philosophische Überlegungen freigelegt, das ist die eine Bedeutung des Titels. Aber dieser so entwickelte Glaube hat dann auch – zweitens – bestimmte philosophische Inhalte.

5.
Der philosophische Glaube wird durch philosophische Reflexionen auf die Existenz des Menschen entwickelt. Existenz heißt Sein – Können, Existenz also als Möglichkeit, auf verschiedene Weise meine Freiheit zu gestalten. Und Existenz ist als Bezeichnung für den Menschen immer auch geistiges Überschreiten bestimmter Grenzen. Dieses Grenzen-Überschreiten ist Transzendieren, das im Sinne von Jaspers dann auch als „Ziel“ des Transzendierens eine ungreifbare, undefinierbare Transzendenz („Gott“ möglicherweise genannt) berührt.

6.
Innerhalb der Reflexionen des Menschen auf das, was ihn eigentlich in seinem Dasein im Letzten gründet und begründet, kommt Jaspers zu der Erkenntnis: „Wo ich eigentlich ich selbst bin, bin ich gewiss, dass ich es nicht durch mich selbst bin.“ (Fußnote 1). Ich bin also notwendigerweise auf etwas Gründendes verwiesen. Das mich und das Dasein aller anderen (die Welt) Gründende kann ich nicht als wissenschaftliche, als exakte und beweisbare Erkenntnis vorweisen: Die Annäherung an dieses alles Gründende ist eher eine Form des Glaubens. Darum der Titel „philosophischer Glaube“. Und wenn er sich begrifflich äußert, dann in „Chiffren“, wie Jaspers sagt, in Worten, die nur Hinweise sind, die „vieldeutige Spiegelungen der Transzendenz sind“ (Hans Saner), sie entziffern die Existenz, sie werden der Transzendenz „nie habhaft“ (Hans Saner, Fußnote 3)

7.
Den Menschen zeichnet also die geistige Verbundenheit mit etwas letztlich „Gründendem“ aus, dieses ist aber in seiner universalen Qualität ganz anders als alle Objekte dieser Welt. Für Jaspers ist dieses Gründende die Transzendenz. Und wer diese Erkenntnis vollzieht, sein Leben frei gestaltet, entwickelt in sich selbst den „philosophischen Glauben“.
Und weil Menschen in allem Denken und aller Praxis – auch umthematisch – dieses alles Gründende sozusagen nicht los-werden, also immer von ihm in der geistigen Freiheit begleitet werden, kann Jaspers sagen: „Der philosophische Glaube ist der unerläßliche Ursprung allen echten Philosophierens“ (Fußnote 2). Hans Saner, der langjährige Assistent von Karl Jaspers schreibt: „Jaspers würde sagen: Ich habe mich für (philosophischen) Glauben entschieden, weil das philosophische Denken in einem objektiven Sinn letztlich auf Glauben zurückgeht.“ (Fußnote 4). In seiner großen Studie „Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung“ von 1962 schreibt Jaspers noch deutlicher: „Glaube ist die Kraft, in der ich mir gewiss bin aus einem Grunde, den ich wohl bewahren, aber nicht herstellen kann… Glaube ist der Grund vor aller Erkenntnis. Der Grund wird im Erkennen heller, aber nie bewiesen“ (a.a.o. s 49).

8.
Der philosophische Glaube ist als explizites „Bekenntnis“ Sache einer Minderheit von einzelnen, denn Philosophie ist für Jaspers immer auch Dialog, im letzten ist es aber auch dann der einzelne, der sich selbst in sein Denken vertieft. Dieser philosophische Glaube kennt keine Dogmen wie der kirchliche Glaube, dieser beruft sich auf Offenbarung, auf „heilige Bücher“, auf das Sprechen Gottes selbst und auf die Interpretation dieser Worte allein durch einen erwählten Klerus. Im philosophischen Glauben ist es immer der einzelne, der sich wertschätzen kann, seine eigenen existentiellen Erfahrungen mit der ungreifbaren, aber sozusagen nur „berührbaren“ Transzendenz zu machen. So sehr Jaspers die in Dogmen erstarrte Offenbarungsreligion in den Kirchen kritisiert: Für ihn ist der eigentliche philosophische Gegner der Nihilist, er kapselt sich in seiner Welt ein, ignoriert, dass der Mensch immer wesentlich Grenzen überschreitet, also transzendiert, in der Offenheit lebt.

9.
Von aktueller Bedeutung ist: Jaspers weist explizit jeden Anspruch der Religionen auf Ausschließlichkeit (etwa: „Wir haben die göttliche Wahrheit“) zurück. Diesen „Ausschliesslichkeitsanspruch“ kritisierte Jaspers schon 1948 nicht nur im Christentum, sondern auch „im jüdischen Gesetzesglauben und in der nationalen Religion, im Islam“ (Fußnote 5). Auf S. 89 f. bietet Jaspers eine ganze Liste, welche Dogmen und Lehren der monotheistischen Religionen aus der Sicht des philosophischen Glaubens „preiszugeben“ (so wörtlich) sind.
„Preiszugeben ist die nationale Religion, wie sie in den frühen Stadien der biblischen Religion als israelische Jahwereligion wirklich war…
Preiszugeben ist die Gesetzesreligion und die Priesterherrschaft, wie sie über das Alte Testament von christlichenKirchen fortgesetzt und beansprucht wird.“
Und jetzt, entscheidend, schreibt Jaspers: „Preiszugeben ist die Christusreligion, die in Jesus Gott sieht und, auf einen Opfergedanken des Deuterojesaja angewandt, auf Jesus das Heilsgeschehen gründet…“ Jaspers legt allen Wert darauf: „Der Christusgeist ist die Gegenwärtigkeit des Göttlichen in jedem Menschen“ (Fußnote 6). LINK zum Konzil zu Nizäa.

10.
Welche wesentlichen Lehren des philosophischen Glaubens nennt Jaspers u.a. (Fußnote 7):
„Der Gedanke des einen Gottes.
Das Bewusstsein der Entscheidung zwischen Gut und Böse im endlichen Menschen.
Die Liebe als Grundwirklichkeit des Ewigen im Menschen.
Die Tat als Bewährung des Menschen.
…. die letzte und einzige Zuflucht bei Gott.“

11.
Jaspers weiß, dass der philosophische Glaube inhaltlich gesehen „blaß“ wirkt. Aber Jaspers will mit seinem Vorschlag auch den religiösen Glauben erneuern, er denkt dabei an die verborgenen Elemente des philosophischen Glaubens im religiösen Glauben. So kann es zu einer möglichen „Verwandlung der Religion in Philosophie oder philosophische Religion kommen. Das wird gewiss nicht der Weg der Menschheit sein, wenn auch vielleicht der Weg einer Minderheit“ (Fußnote 8). Vielleicht heute auch derer, die aus den Kirchen zu tausenden austreten, aber doch eine spirituelle Verbundenheit mit dem alles Gründenden z.B. suchen,

12.
Der Vorschlag von Jaspers, einen philosophischen Glauben in der Existenz selbst zu entdecken und zu fördern, ist auf vielfache Kritik auch von Theologen gestoßen. Philosophisch hat sich Jürgen Habermas davon abgesetzt und einige Argumente im ersten Band seiner großen Studie „Auch eine Geschichte der Philosophie“ ( Suhrkamp, 2019, S 100 ff.) mitgeteilt: Indem Jaspers von dem undefinierbaren gründenden Grund aller Existenz spricht, „lenkt er den philosophischen Glauben und damit die Philosophie überhaupt von den Wissenschaften weg an die Seite der religiösen Lehren und metaphysischen Weltbild (S. 101). Die Frage aber ist: Kann man wissenschaftlich exakt von dem Thema, dem gründenden Grund, sprechen? Oder bewegt sich dann nicht alles selbstkritische Denken in einer gewissen „Grauzone“ der Melange von Sagbarem und Unsagbarem, also von Spiritualität?

13.
Es gilt, die Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie Jaspers`(aber auch seine politische Kritik an Zuständen der BRD damals) wieder intensiver zu studieren, aber es sollte nicht bei einem bloß historischen Interesse bleiben: Die Entwicklung eines „philosophischen Glaubens“ oder einer heutigen Vernunftreligion bleibt dringend, wenn auch vonseiten der TheologInnen dazu kaum konstruktive Anregungen zu erwarten sind.

Fußnote 1:
„Jaspers“. Rowohlts Bild Monographien. Von Hans Saner. 1999, S. 102.

Fußnote 2:
Ebd.

Fußnote 3:
Ebd, S. 103.

Fußnote 4:
Hans Saner, S. 103.

Fußnote 5:
Karl Jaspers, „Der philosophische Glaube“, Fischer Bücherei ,1958, S. 83.

Fußnote 6:
ebd., S. 91.

Fußnote 7:
ebd. S. 92

Fußnote 8:
ebd. S 93.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin.

“Politiker und Bürger dürfen nie am Grundgesetz rütteln“ (Karl Jaspers).

Ein Hinweis auf die politischen Aktualität des Philosophen Karl Jaspers
(Geboren am 23.Februar 1883; gestorben  am 26.2.1969)

Von Christian Modehn.

Ein Vorwort. Ich muss gestehen: Mich hat das – zufällige – Zusammentreffen der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 und des Geburtstages von Karl Jaspers am gleichen Tag motiviert, an einige grundlegende politische Einsichten Jaspers` zu erinnern. Das heutige Gerede bestimmter Politiker von Korrekturen und Veränderungen am Grundgesetz – wegen des “Zustrom” von Flücjhtlingen – sowie die unsägliche Stärke der rechtsradikalen Partei AFD können durch Erinnerungen an philosophische Erkenntnisse nicht unmittelbar beendet werden. Aber Demokraten können sich in der Erinnerung an elementare philosophische Einsichten bestärkt sehen, die Demokratie gegen die Feinde der Demokratie und gegen die bürgerlich – konservativen Kollaborateure mit der AFD zu verteidigen. Weiter diskutuert werden sollte die Kritik von Jaspers an der “Parteienoligarchie”. (siehe dir Nr. 5 dieses Hinweises).

1.

Der Philosoph Karl Jaspers hat sich nie nur auf „typisch-philosophische, metaphysische“ Fragen begrenzt. Die Analyse politischer Verhältnisse vor allem der Bundesrepublik war ein Schwerpunkt seiner Publikationen. (Siehe Fußnote 1, S. 879)
Jaspers war auch ein politischer Schriftsteller, ein viel beachteter und vielfach auch von “(sehr)-rechts” heftig kritisierter politisch kompetenter Publizist! Er hat sich vernünftig wie leidenschaftlich mit dem Grundgesetz des Bundesrepublik auseinandergesetzt, etwa anläßlich der Debatten um die Notstandsgesetze. Jaspers zeigt, dass das Grundgesetz „unter dem Druck der Erinnerung des NS-Unheils entstanden ist“ (Fußnote 2, dort S. 412, Jaspers äußerte sich zur Bundesrepublik vor allem im Umfeld der Debatten über die „Notstandsgesetze“.
Als „Grundantrieb“ sieht Jaspers bei den Verfassern des Grundgesetzes das Bemühen, „eine Wiederholung (des NS-Regimes) unmöglich zu machen.“ Aber: „Dahinter stehe auch „ein Misstrauen gegen das Volk (heute).“ Mit anderen Worten: Die Autoren des Grundgesetzes wollten vor allem durch staatliche Institutionen ein neues Unheil des Faschismus/Nationalsozialismus verhindern, meint Jaspers, und nicht in gleicher Weise auch durch kritische Bildung und Neuorientierung der Bürger zur Überwindung der Nazi – Ideologie gelangen.

2.

Trotz dieser Vorbehalte schreibt Jaspers: „Es ist heute unser Glück, dass wir das Grundgesetz besitzen. Denn hier sind die unantastbaren Grundrechte klar formuliert…. Hier liegt der Fels, auf dem allein der freie Staat der Bundesrepublik steht, solange der Fels hält… Das Grundgesetz muss eingeprägt werden in die Herzen der Staatsbürger. Die Politiker dürfen es nie vergessen. Das Rütteln an den Grundrechten lässt uns in die Anarchie der Niedrigkeiten fallen, aus der Gewalt und Diktatur der Ausweg sind“ (S. 413).

3.

ABER :
„Das Grundgesetz ist im Volk fast nicht bekannt. Es fehlt das Bewusstsein, die Verletzung des Grundgesetzes sei das größte politische Verbrechen , weil es unser staatspolitisches Dasein in Frage stellt.“ (S 413).

4.

Jaspers kritisiert sehr viele Politiker der ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik: Sie sprechen zwar „von der Verworfenheit des NS-Regimes“, aber „die Politiker aller Parteien sind vorwiegend daran interessiert, das unklare Bedürfnis des Volkes, politisch für die Vergangenheit NICHT haften zu wollen, nur `vornehm` … im Bundestag zu artikulieren… Der Funke radikaler Neubesinnung – angesichts des NS – Regimes – zündet nicht,“ schreibt der Politologe Kurt Sontheimer in seiner Jaspers – Studie „Menetekel über die Bundesrepublik“ (Siehe Fußnote 3).
Warum dieser Hinweis auf die bekannte Verquickung sehr vieler BRD Politiker mit dem NAZI-Ungeist und den Nazi – Organisationen? Sontheimer gibt als Interpret von Jaspers die Antwort: „Das Ganze der Demokratie ist (wegen der Bindungen so vieler an die Nazis) nicht in Ordnung, eben weil die neue demokratische Gesinnung, die alle Teile der Demokratie tragen und durchwirken müsse, nicht da sei. Demokratie gebe es bei uns in der BRD nur als eine äußerliche Demokratie der Institutionen, nicht auf der Grundlage einer demokratischen Gesinnung der Bürger“ (a.a.O. S 431). Sontheimer nennt (im Jahr 1975) die Analyse des Philosophen Jaspers „etwas erschreckend Bestimmtes“. Jeder und jede kann überprüfen, ob diese Analyse heute noch gültig ist und wenn ja, in welcher Form. Sontheimer jedenfalls meint: Jaspers habe die unverkennbar autoritär-restaurativen Tendenzen in der Bundesrepublik in den Gründerjahren der Republik klar erkannt, siehe dazu a.a.O., S. 435….Man bedenke, dass damals (1966 – 1969) das ehem. NSDAP Mitglied Kurt Georg Kiesinger (CDU) Kanzler der Bundesrepublik Deutschland war.

5.

Aus einem Beitrag der Wochenzeitung FREITAG (26.4.2021) anläßlich einer Erinnerung an die Publikation „Wohin treibt die Bundesrepublik“ (1966) von Karl Jaspers:
“Zum Thema Gerechtigkeit schrieb Jaspers: „Gerechtigkeit gibt es sowenig wie je, außer in dem Grad der Nachgiebigkeit gegenüber Interessen, die von genügend starken Gruppen vertreten werden. Jeder Bundesrepublikaner, der das alles sieht, will, daß es besser werde.“
Jaspers äußert Kritik am Lobbyismus im Umfeld des Parlaments, wenn Wirtschaftsinteressen gegen das Allgemeinwohl durchgesetzt werden. Jaspers fordert, dass sich alle Akteure der Demokratie darauf zu konzentrieren hätten, Freiheit, Recht und Gerechtigkeit als Maßstab ihrer Handlungen zu nehmen. Dass die Regierungen diese Werte immer wieder ignorierten, bezeichnet er als „Treibenlassen“. Darum auch der Titel des viel gelesenen und diskutierten Buches von Jaspers „Wohin treibt die Bundesrepublik?“ (1966).
Demokratische Werte, die Politiker nicht ernsthaft vertreten, verkommen zu leeren Worthülsen. Jaspers sah schon damals, dass es Menschen, Firmen oder Politiker gab, die in der Struktur der demokratischen Ordnung und der in ihr angelegten Freiheit den Missbrauch zugunsten von Eigen-, Partei- und Wirtschaftsinteressen trieben.
Jaspers kritisierte damals die Herrschaft der  „Parteienoligarchie“..

Was “Parteienoligarchie” heute aktuell in der Bundesrepiblik bedeuten kann, nennt Silke Borgstedt (Geschäfstführerin des SINUS-Instituts für Markt -und Sozialforschung) am 10.2.2025: ” Der ewige Streit der Koalitionspartner ist der Mehrheit der Deutschen sehr auf die Nerven gegangen. Im Moment empfinden viele die  Politik als einen Marktplatz der Egoismen.” (Tagesspiegel, 10.2.2025, S. 12). Also als eine Form der Parteien-Oligarchie?

Und diese Erkenntnisse auszusprechen in der noch weithin spießigen und miefigen BRD damals, brachten Japsers unerhörte Kritik und Verleumdung ein, ergänzt Christian Modehn. Dabei war der Philosoph Karl Jaspers politisch (um nicht zu sagen politologisch) umfassend gebildet, siehe die Rowohlt Monographie über Karl Jaspers von Hans Saner (1999) S. 63.

6.

Die Überlegungen von Karl Jaspers erinnern: Der alte Un – Geist der Nazis hat sich auf allerhand verschiedenen Wegen von rechtsradikalen und konservativen bzw. sich liberal nennenden Parteien bis heute in weiten, auch jüngeren Kreisen der Bevölkerung erhalten. Und das wurde bis vor wenigen Jahren von den meisten Politikern der demokratischen Parteien ignoriert. Sie sind also mit-schuld an der neuen Macht der (neuen) Rechtsradikalen auch in der AFD.

Fußnote 1:
„Der Philosoph ist nicht Prophet… Aber er vertritt das Menschsein in einer oft auch fehlgreifenden Weise. Er will erinnern, überliefern, beschwören, appellieren… Er ist nicht im Besitz der Wahrheit, aber er lebt im Ernst des Suchens in der Zeit“. „Philosophische Autobiographie“. In: Karl Jaspers, „Mitverantwortlich. Eine philosophisch-politisches Lesebuch“, Piper Verlag. Dort S. 87.

Fußnote 2:

“Aspekte der Bundesrepublik Deutschland“ in: Karl Jaspers, „Mitverantwortlich. Eine philosophisch-politisches Lesebuch“, Piper Verlag.

Fußnote 3:
„Menetekel über die Bundesrepublik“ von Kurt Sontheimer. IN: Karl Jaspers in der Diskussion, hg. von Hans Taner. Piper Verlag München 1973, das Zitat auf S. 431.

Aktuell: Ein Hinweis zur Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phie von Karl Jaspers: LINK

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

Papst Franziskus als Mann mit festen Prinzipien!?

Der “prinzipielle” Hintergrund von Papst Franziskus bzw. Kardinal Bergoglio!

Ein Hinweis von Christian Modehn am 5.2.2025.

Immer wieder wird die Frage gestellt: Was bleibt vom zweiofellos außergewöhnlichen Pontifikat des Papstes Franziskus. Ein weites Feld voller Widersprüche unterschiedlicher Beobachter wird damit eröffnet. Die “Stimmen der Zeit”, die deutsche Zeitschrift des Jesuitenordens, hat einen Vorschlag gemacht, das Wesentliche von Jorge Bergoglio/Papst Franziskus zu sehen. Wir haben andere Aspekte vorgestellt LINK.     Zur so genannten “Autobiografie” von Papst Franziskus, erschienen im Januar 2025 LINK

1.
Papst Franziskus orientiert sich in seinen Entscheidungen – wie auch schon in Argentinien als Oberer der Jesuiten und dann als Erzbischof von Buenos Aires – an einigen abstrakten Prinzipien, sie nennt der Jesuit und Theologieprofessor em. Michael Sievernich „Binome“.

Papst Franziskus hat also seine Prinzipien: Das mag für viele etwas Neues sein, glaubte man doch bisher, der Papst würde eher pastoralen „Launen“ folgen: In der Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit”, Ausgabe Februar 2025, will Pater Sievernich unter dem Titel „Die vier Prinzipien des Papst (sic) Franziskus“ zeigen, wie diese Prinzipien einen Zugang bieten zum Verständnis des Denkens und Handels des Papstes (bzw. einstigen Erzbischofs). Der Beitrag wurde anläßlich der Veröffentlichung der so genannten Autobiografie des Papstes mit dem Titel „Hoffe“ publiziert.

2.
Diese wahrscheinlich philosophisch zu nennenden Prinzipen sind für Papst Franziskus universell gültig, betont P. Sievernich. Er nennt einige Beispiele: Die Zeit sei für Bergoglio/Franziskus wichtiger als der Raum. Beim Begriff Zeit denkt Franziskus wohl besonders an die offene, zu gestaltende Zukunft. Raum hat für ihn, so darf man interpretieren, offenbar etwas Stagnierendes. Aber: Raum ist doch immer doch auch Lebensraum, die Welt, die Natur, Heimat, das Volk usw…

3.
Philosophisch problematisch ist eine weitere Bevorzugung des Papstes hinsichtlich der Binome, seiner Prinzipien: Er behauptet: „Die Realität ist mehr wert als die Idee.“ Klingt zunächst symathisch, ist aber näher betrachtet problematisch: Denn Realität als solche, sozusagen absolut objektiv, gibt es nicht, Realität gibt es nur als das sprachlich von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich Erkannte, und damit nähert sich eine solche Realität stark der vom Papst zurückgesetzten Idee an… Naheliegend muss man fragen: Wer könnte denn von sich behaupten, die Realität als solche objektiv zu kennen – die Antwort: doch wohl nur der Papst?

4.
Die Frage der höheren Erkenntnis durch die Kirchenführer und Päpste drängt auch sich auf, wenn man liest: „Die Einheit ist mehr wert (superior) als der Konflikt; das Ganze ist mehr wert als der Teil.“ Dieses Zitat von Jorge Bergoglio stammt aus seinem Buch „Meditationen für Ordensleute“, 1982 ein Argentinien (auf Spanisch) erschienen. Das ist wichtig: Die Ordensleute (und wohl alle Katholiken) sollen die Einheit (mit dem Oberen, dem Papst etc.) mehr schätzen als den Konflikt, also die Auseinandersetzung und das Beharren auf subjektiven eigenen Meinungen. Wer eine solche Einheit als höher geltend propagiert, will mit seiner Zurückstellung von Konflikten eben keine Debatten, keinen öffentlichen Streit. Es ist ja der Papst selbst, der für Einheit sorgt und dadurch Konflikte entschärft, übersieht, ignorierst, wie auch immer. Diese Interpretation der Vorliebe Bergoglios/Franziskus´) für die Einheit wird unterstützt durch seine Behauptung: „Das Ganze ist dem Teil übergeordnet“: Das heißt: Der einzelne (als ein Teil im Ganzen) möge sich bitte dem Ganzen fügen. Aber wer ist das Ganze, und wer bestimmt, was das Ganze will? Bei Hegel war es der Weltgeist. In der katholischen Kirche weiß es der unfehlbare Papst.

5.
Der Aufsatz von Prof. em. Michael Sievernich zeigt also einen nach Prinzipien denkenden und handelnden Papst. Aber konkrete Beispiele für die Anwendung dieser Prinzipien, werden nicht genannt. In welchem Licht erscheint dann etwa der Umgang Kardinal Bergoglio SJ mit den beiden rebellischen Jesuiten (Pater Franz Jalics und Pater Orlando Yorio) in der Zeit der Militärdiktatur Argentiniens: Sollten sie sich auch dem Ganzen fügen? Pater Franz Jalics (1927-2021) hat es ja später getan, so wurde im Vatikan behauptet. Überhaupt wundert sich der Leser sehr, dass die Zeit der argentinischen Militärdiktatur in dem Beitrag von Prof. em. Sievernich kaum erwähnt wird. Das wird eigentlich das dringende Thema der selbstverständlich kirchenunabhängigen historischen Bergoglio/Papst Franziskus – Forschung sein. Hoffentlich.

6.
Aber der Beitrag in „Stimmen der Zeit“ zeigt deutlich, aus welchen Quellen sich Bergoglio/Franziskus diese Prinzipien zusammenbaute: Etliche wichtige Namen von Theologen werden da genannt: Lucio Gera etwa, der argentinische Theologe, der die Volksreligion über alles schätzte, was bekanntlich Papst Franziskus als Liebhaber der ziemlich diffusen Volksreligiösität (Liebe zu Ablässen, Heiliges Jahr, Teufelsaustreibungen, Reliquien, Heiligenkulte – Pater Pios offener Sarg im Petersdom usw.) übernimmt. Inspirierend waren bzw. sind für Bergoglio/Franziskus Romano Guardini (1885-1968) und der Jesuit Erich Przywara (1889-1972) und Pater Henri de Lubac (1896-1991), auch der explizite Gegner der angeblich marxistischen Befreiungstheologie Gaston Fessard SJ (1897-1978) wird als „Lehrer“ Bergoglio erwähnt. Man kann nur staunen, dass als Lehrer oder wenigstens als „Inspiratoren“ von Bergoglio/Papst Franziskus nicht die Befreiungstheologen, der Peruaner Gustavo Gutierrez oder Brasilianer Leonardo Boff, erwähnt werden, eine Erwähnung von Hans Küng oder Karl Rahner SJ in der Liste der wichtigen Theologen Bergolios/Franziskus zu erwarten, wäre wohl zu anspruchsvoll. Im ganzen jedenfalls sind es nur Theologen aus der frühen Mitte des 20. Jahrhunderts, die für Bergoglio/Franziskus wichtig und prägend sind … im Blick auf sein Interesse an bestimmten Prinzipien.

7.
Interessanterweise weist Prof. Michael Sievernich, der ein guter Kenner der lateinamerikanischen Kirche und der dortigen Gesellschaft ist, darauf hin: „Das Binom von Wirklichkeit (realidad) und Idee dürfte übrigens für argentinische Ohren Reminiszenzen an den Peronismus auslösen.“ Und es ist sehr enttäuschend, dass Sievernich diese seine Erkenntnis überhaupt nicht weiter vertieft. Denn es ja allmählich bekannt, dass der junge Jorge Bergoglio mit der Jugendorganisation der Peronisten eng verbunden war.
Dies ist wichtig: der irische Journalist und Kulturwissenschaftler Colm Tóibín schreibt in der sehr empfehlenswerten großen Kultur – Zeitschrift „Lettre International“, Frühjahr 2021: „Bergoglio ist ein Peronist, und die Pointe des Peronismus ist es, dass er sich niemals definieren lässt. Die Montoneros, die in den siebziger Jahren Argentinien mit einer Terrorismuskampagne überzogen, waren Peronisten. Und die Eiserne Garde, die rechte Gruppe, mit der Bergoglio in Verbindung stand, bestand ebenfalls aus Peronisten. Präsident Carlos Menem war Peronist und die Präsidenten Kirchner waren es auch. Ein Peronist zu sein, heißt alles und nichts. Es heißt, dass man zeitweise mit genau den Dingen einverstanden sein kann, die man ansonsten ablehnt. Man kann sowohl Reformer sein wie gleichzeitig ein Konservativer“ (S. 74). …“Bergoglio konnte in einem Augenblick den Anarchisten spielen und im nächsten in seine autoritäre Rolle zurückfallen“ (S. 73).Wahrscheinlich sind dies die bisher eher übersehenen Einschätzungen, die zum Porträt Bergoglio/Papst Franziskus unbedingt dazugehören.  Ob der “Peronist” Bergoglio in diesem Sinne noch zum “Prinzipien-Papst Franziskus” passt, sei dahin gestellt. Siehe auch LINK.

8.
Diese historisch gut begründete Aussage Tóibins steht der These gegenüber, Bergoglio/Franziskus sei ein Mann der Prinzipien. So klar ist also diese Aussage von Prof. Sievernich dann doch nicht. Ist Franziskus dann doch der eher launische, irgendwie pastoral gesinnte Jesuit, der „allen alles werden“ will, aber de facto niemandem gerecht wird?

9.
Hier noch einmal die vier Prinzipien des Papstes Franziskus, wie sie Prof. Sievernich kommentiert:
Das erste Prinzip lautet: „Die Zeit ist mehr wert als der Raum.“
Das zweite Prinzip lautet: „Die Einheit wiegt mehr als der Konflikt.“
Das dritte Prinzip lautet: „Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee“
Das vierte Prinzip lautet: „Das Ganze ist dem Teil übergeordnet“.

9.
Es müssen viele kritische Studien gesammelt werden, um die große – auch humane – Problematik dieser vier Herrschaftsprinzipien eines Papstes aufzuzeigen und Widerspruch zu leisten. Post mortem des Papstes wird diese eventuell marginal möglich sein, in kirchenunabhängigen Medien natürlich.
PS: Ich wundere mich nicht, dass ausgerechnet der sehr konservative italienische Politiker Rocco Buttiglione diese vier Prinzipien des Papstes lobt, so betont es jedenfalls Prof. em. Sievernich SJ. Er behauptet – sehr zu recht – dass dieser höchst umstrittene italienische Politiker „enge Verbindungen zum Vatikan hat“. Wikipedia jedenfalls schreibt u.a über Buttiglione: „2002 ermittelte die Staatsanwaltschaft von Monaco wegen des Verdachts der Geldwäsche zugunsten seiner Partei gegen Buttiglione. Es wurde jedoch kein Beweis dafür gefunden, dass er gegen monegassisches Recht verstoßen hat. Gianpiero Catone, ein leitender Mitarbeiter Buttigliones, wurde in Italien wegen betrügerischen Bankrotts angeklagt. Gegen diesen wird zudem wegen des Verschwindens mehrerer Millionen Euro aus italienischen und EU-Fonds ermittelt.“ (Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Rocco_Buttiglione, gelesen am 5.2.2025)

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer Salon Berlin

 

Jesus als Lehrer der Weisheit: Provozierend und un-orthodox.

Ein Hinweis auf ein vergessenes Buch des katholischen Theologen Richard Glöckner.
Von Christian Modehn am 3.2.2025

1.
In seinem Essay „Quo vadis? – Das Christentum am Scheideweg zur Moderne“ (Lit – Verlag, Münster, 2023, 170 Seiten) will der Theologe im Dominikanerorden Richard Glöckner einen Ausweg zeigen aus der Krise der (katholischen) Kirche und des Christentums in Europa vor allem. Er plädiert, zusammenfassend gesagt, für einen einfachen Glauben: Die ethischen Weisungen Jesu von Nazareth als allgemein menschliche Maximen sollen im Mittelpunkt christlicher Praxis des einzelnen wie der Kirchen-Leitung stehen. Die Verbundenheit mit Gott als dem Geheimnis des Lebens im Sinne Meister Eckarts ist dabei grundlegend. Die Bindung an die vielen kirchlichen Dogmen von einst istfür Glöckner eher eine Last als eine Glaubenshilfe.

2.
In diesem Plädoyer Glöckners wird die Gestalt Jesu Christi neu und für viele LeserInnen ungewöhnlich gedeutet. Es gilt, Jesus von Nazareth als Weisheitslehrer zu entdecken und eben die aus neuplatonischen Zeiten stammende Verehrung des Gottes-Sohnes, auch des Dogmas von Jesus Christus als Gott, zurückzustellen.
Dieser Hinweis Glöckners verdient Beachtung angesichts des abstrakten und metaphysischen Glaubensbekenntnisses des Konzils von Nizäa (im Jahr 325). LINK
Jesus als Weisheitslehrer mit seinen Gleichnissen und einfachen Weisungen kann über dessen Eingebundenen in eine konkrete Kultur hinaus dann doch eine universelle Bedeutung erhalten: Diese Universalierung der zentralen Botschaft Jesu Christi versuchten die Bischöfe im Konzil von Nizäa auf ihre Weise mit der spätantiken neuplatonischen Philosophie zu gestalten. Alle Menschen („die Heiden“) sollten von Christi Botschaft erreicht werden, indem man diese Botschaft verwandelte, also hineinsetzte in die Begriffe und das Denken neuplatonischer Philosophie. Diese abstrakten Begriffe dieses Bekenntnisses (und der Bekenntnisse späterer Konzilien) versteht heute selbst ein gebildeter Europäer nicht mehr. Darum also verdient der Vorschlag Glöckners Beachtung: Jesus von Nazareth sollte als universell verständlicher und inspirierender Weisheitslehrer entdeckt werden.

3.
Glöckner meint also: Es sei angesichts der Krisen der Kirchen und des Glaubens entscheidend, „den Kern der Botschaft Jesu möglichst unverfälscht aufzunehmen und zur Richtschnur des eigenen Glaubens zu machen“ (S. 139). Dabei weiß der Autor, dass eine „direkte (exakte) Rekonstruktion“ des authentischen Lebens Jesu heute unmöglich ist. Trotzdem: Die Gleichnisse Jesu vom Reich Gottes, die Bergpredigt und der Umgang Jesu mit leidenden, ausgegrenzten Menschen zeigen doch den authentischen Jesus von Nazareth.

4.
Der Essay von Richard Glöckner als Plädoyer für Jesus als den Weisheitslehrer kommt nicht aus ohne eine gewisse Polemik gegenüber den in theologischen Kreisen üblicherweise stets betonten Bindungen Jesu an „die“ jüdische Religion. Dabei muss natürlich immer differenziert gesehen werden, welche Tradition, welche theologische Schule innerhalb des Judentums denn nun wirklich für Jesus selbst wichtig und prägend wurden. Jesus als `den` Juden einfach so undifferenziert zu bekennen, ist vielleicht doch oberflächlich. Wahrscheinlich war Jesus von Nazareth ein ganz besonderer, nicht zu definierender Jude, der verschiedene orthodoxe jüdische Traditionen damals kannte. Richard Glöckner schreibt: Jesus lebte im Kulturraum Galiläas, „in einer religiösen Atmosphäre, die insgesamt eher heidnisch – hellenistischem und jüdisch – heterodoxen Habitus entspricht“, also anders als die orthodoxe religiöse Welt in Jerusalem. „Jesu Sprache ist durchsetzt mit Bezügen auf die Natur seiner galileischen Umwelt.“ ( S. 140)… „Gottes Fürsorge für die Menschen belegt Jesus mit Hinweisen auf den überfließenden Reichtum des Lebens in der Natur… Jesus denkt dabei und spricht hier außerhalb aller jüdisch – heilgeschichtlichen Traditionen und Vorstellungen“ (S. 144).

5.
Nebenbei: Auf das unorthodoxe Profil Jesu von Nazareth weist unter anderen auch der jüdische Gelehrte Pinchas Lapide hin (in „Paulus“, Gütersloher Verlagshaus 1995). Etwa auf eine gewisse Verbundenheit Jesu mit den Theologen in Qumran (S. 109). „Dass Jesus von Nazareth auch in Qumran weilte, können wir aus einigen seiner Gleichnisse und Äußerungen entnehmen.“ Lapide stellt fest, Jesus sei trotz der Verbindung mit Qumran aber kein Anhänger der dortigen theologischen Schule der Essener gewesen (so S. 110). Und dann betont Lapide aber doch: Jesus von Nazareth habe „eklektisch etliche Qumranlehren angenommen“ (S. 110). Jesus hat sich also – den verschiedenen Traditionen des Judentums damals – EKLEKTISCH verhalten. Was aber war der Massstab für die Auswahl? Pinchas Lapide gibt einen Hinweis: „Jesus war ein ausgesprochener Tora – Verschärfer“ (S. 10). Aber was bedeutet „Verschärfer der Tora“: Jesus stellte den Menschen, sein Wohl, über die allgemeinen damals herrschenden religiösen Gesetze. Dann ist diese Gesetzes – Kritik Jesu also seine „Tora- Verschärfung“, und auch deswegen wurde Jesus in Jerusalem der tödlich endende Prozess gemacht. Jesus musste sterben, „weil sein offenes Gottes – und Menschenbild unerträglich war.“ (S. 148).

6.
Es gehört für die eher katholisch gebildeten LeserInnen schon eine gewisse Ausdauer dazu, einige zentrale Aspekte des Werkes Glöckners zu bedenken und als neue Erkenntnis zu realisieren: Für Jesus in seiner Ethik (und seinem Lebensstil) seien nicht „irgendwelche religiösen (jüdischen) Gebote“ zentral. Sondern: „Was für Jesus allein zählt, ist ein Handeln gemäß allgemein gültiger, menschlicher Anforderungen,“ so Glöckner auf S. 147.

7.
Die Leserinnen des Essays Glöckners erkennen – zusammenfassend gesagt: Jesus von Nazareth ist in seiner Lehre und seiner Lebenspraxis über „das“ damalige orthodoxe  Judentum hinausgewachsen. Das zeigt Glöckner z.B. auch an den „weisheitlichen Traditionen in den Jesusworten der synoptischen Evangelien“ (S. 140 ff.). Jesu Worte seien der weisheitlichen, also der philosophischen und universellen Lehre verpflichtet. Aspekte der heilgeschichtlichen (alttestamentlich bezeugten) Auserwählung kämen – so Glöckler – in Jesu Reden nicht deutlich vor. „Die Umkehr im Sinne Jesu erweist sich in der Befolgung allgemein gültiger Regeln menschlichen Zusammenlebens: Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Gewaltlosigkeit“ (S. 142). Zusammenfassend sagt Glöckner. „ Aber diese Ansätze sind von der frühen Kirche nicht aufgenommen und weiterentwickelt worden“ (S. 144).

Richard Glöckner, „Quo vadis? – Das Christentum am Scheideweg zur Moderne“ Lit Verlag, Münster 2023, 170 Seiten.

Copyright: Christian Modehn, Religionsphilosophischer-Salon.de

 

Als Jesus zum Gott erklärt wurde: Das Bekenntnis des Konzils von Nizäa (325) überwinden

Ein Hinweis von Christian Modehn am 22.1.2025.

Aktuell:  Papst Leo XIV. wird am 27.11.2025 in die Türkei reisen, um dort (in Isznik) das Konzil von Nizäa, vor 1.700 Jahren, im Jahr 325, zu feiern, zu würdigen und auch als aktuell-bedeutsam hochzupreisen und herauszustellen, in ökumenischer Gemeinschaft mit dem Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel; auch der Generalsekretär des Weltrats der Kirchen, Prof. Jerry Pillay, von der Refomierten Kirche in Südafrika, wird beteiligt sein.  Der Religionsphilosophische Salon Berlin, als Ort der üblichen Religionskritik und einer vernünftigen, modernen Theologie kann in den Jubel über das nach wie vor als solches gültige Glaubensbekenntnis von Nizäa (325) überhaupt nicht einstimmen. Dazu sind einige Erläuterungen notwendig. 

Das Vorwort:

Die Kirchenführer und viele ihrer TheologInnen klammern sich auch heute sehr gern an Vergangenes, verteidigen alte, eigentlich unergiebige, “tote” Dokumente, wiederholen sie, kauen sie durch, beten sie nach. Darum geht es in diesem Beitrag am Beispiel uralter Glaubensbekenntnisse, vor allem des Bekenntnisses von Nizäa (im Jahr 325).
Und wir schlagen theologisch und philosophisch gut begründet vor, diese beinahe neurotisch wirkenden Bindungen an nicht mehr nachvollziehbare Definitionen des Christlichen („Bekenntnisse“) aufzugeben. Damit der christliche Glaube als eine universell argumentierende Lehre von humaner Weisheit noch eine Chance des Respekts hat weltweit. Und wir schlagen vor: Neue, nachvollziehbare Aussagen zum eigenen Glauben in heutigen Sprachen zu formulieren.

Das Konzil von Nizäa und die dann folgenden Konzilien in Konstantinopel haben die Idee der Hierarchie absolut in den Mittelpunkt gestellt, diese Hierarchie – Ideologie war herrschend wie ein Denk – Zwang und sicher das oberste aller Dogmen: An der obersten himmlischen Spitze ruht Gott, in der weltlichen Realität gibt es die Hierarchie innerhalb des Klerus und die Konkurrenz zwischen dem obersten Kleriker (Papst) und dem obersten weltlichen Herren (Kaiser etc.). Diese Idee, dass die Wirklichkeit hierarchisch “geordnet” ist, hat bis heute ihren Wahn durchsetzen können und damit die Kirchen außerhalb der demokratischen Welt und der Menschenrechte platziert. Über die Wirkung der Hierarchie – Ideologie etwa im orthodoxen Russland bis heute, siehe unten Fußnote 3.

Ergänzung am 16.2.2025: Erstaunlich ist, dass die offiziell – katholische Wochenzeitung des katholischen Herder – Verlages “Christ in der Gegenwart” Heft 6, 2025, Seite 3-4, einen kritischen Beitrag zum Konzil von Nizäa und dem dort formulierten Glaubensbekenntnis druckt. Den Beitrag verfasste der katholische Prof. emer. für Neues Testament (Graz) Peter Trummer. Einige seiner Erkenntnisse stimmen mit unserer weitreichenden Kritik an Nizäa und den folgenden überein. Leider wird bei Trummer nicht deutlich, wie denn nun von Jesus Christus zu sprechen ist, wenn Jesus von Nazareth endlich nicht mehr als Gott angesprochen und verehrt wird. Darauf eine positive Antwort zu geben, macht katholischen Theologen offenbar noch immer Angst. Auch zur Frage der Überwindung und Abschaffung von nicht mehr nachvollziehbaren Dogmen bietet dieser sonst lesenswerte Beitrag keine Antwort.   LINK

1.

Das ökumenische Konzil von Nizäa vor 1700 Jahren (325) elementar zu kennen und kritisch zu bewerten, ist also nicht bloß Thema für Fachtheologen und Fachphilosophen.
Denn mit dem metaphysisch abstrakten Glaubensbekenntnis des Konzils von Nizäa (der Text: Fußnote 1) wurde der christliche Glaube zu einer Art spätantiker Theorie bzw. Ideologie. Wer als Christ glaiuben will, wird förmlich eingezwängt in diese alte Welt…

In dem Glaubensbekenntnis von Nizäa (auch noch in den Bekenntnissen späterer Konzilien) wurde die Verbundenheit mit dem Juden Jesus von Nazareth weitgehend ausgelöscht. Der Grund: Weil die Kirche eine Religion für alle (also für die Heiden) sein wollte, glaubten die Kirchenführer, die Nähe der Kirchen zum Juden Jesus von Nazareth (und damit zum Judentum insgesamt) stark reduzieren zu müssen. Gott wollten diese Theologen und ihre theologisch bestimmenden christlichen Kaiser mit ihren philosophischen Formeln „in den Griff bekommen“. Dieser maßlose Anspruch wäre ein eigenes Thema! Dadurch, so hofften diese Herren, sollte der christliche Glaube universell für alle gedanklich erreichbar sein, was vielleicht für einige gebildete Philosophen damals zutraf. Aber spätestens seit 1000 Jahren nicht mehr zutrifft angesichts der Internationalisierung und “Inkulturation” der Kirchen in vielen Kulturen.

2.

Das ist entscheidend: Es wurde in Nizäa 325 und danach nicht der Versuch gemacht, die allgemeinen (also über das damalige Judentum Jesu hinausgehenden) humanen Weisheitslehren Jesu von Nazareth ins Glaubensbekenntnis aufzunehmen. Also den Menschen Jesus von Nazareth als Vorbild auch für die Heiden darzustellen. Stattdessen wird allen Menschen weltweit bis heute die Kenntnis der Begriffe spätantiker Philosophie und Metaphysik zugemutet, wenn sie ein Bekenntnis sprechen. Spätantike Denkweisen und Formeln bestimmen die seit Nizäa geltenden Glaubensbekenntnisse.

3.

Das Konzil von Nizäa und seine Botschaft ist also heute für fragende, nachdenkende Menschen nur ein riesiges philosophisches metaphysisches Problem, für eine persönliche Spiritualität eher nur eine Belastung. Lässt sich der Verzicht auf die sehr ungewöhnlichen „unorthodoxen“ Weisheitslehren Jesu von Nazareth im Bekenntnis des Konzils von Nizäa und danach noch korrigieren? Dies sollte eine der entscheidenden kritischen Fragen anläßlich des Nizäa – Jubiläums 2025 sein.

4.

Diese Bekenntnisse der Konziliens von Nizäa und Konstantinopel haben  heute nur noch einen historischen Wert! Sie sind keine Hilfe für ein humanes Leben im Sinne der Weisheitslehren des Jesus von Nazareth. Ob mit unserer Abwehr dieser Konzils – Bekenntnisse jetzt konstruktive weiterführende Debatten eröffnet werden, ist bei der Bindung der katholischen und orthodoxen und einiger lutherischer Theologen an die Kirchenführung zweifelhaft. Die Führer der großen christlichen Kirchen (vor allem des Katholizismus und der Orthodoxie) freuen sich, alsbald in Nizäa (heute Iznik, Türkei) all das vor 1.700 Jahren Gesagte zu feiern und zu bestätigen. Als hätten die Kirchen in dieser verrückt gewordenen, ins Antidemokratische abrutschenden Welt nichts Dringenderes zu tun…
Die Kirchenführer werden das Glaubens-Bekenntnis aus dem Jahr 325 also bestätigen und nachbeten (nur ein Beispiel für diese Haltung: Fußnote 2).

5.

Die Kirchenführer und ihre Theologen waren nach 325 in ihren Bekenntnissen nur noch an der abstrakten Gestalt eines universellen Christus interessiert, Christus sollte jene göttliche Heilsgestalt sein, dem sich alle Menschen weltweit als ihrem „Erlöser“ anschließen sollten. Die Kirchenführer glaubten dabei, völlig unbescheiden, mit Unterstützung der Kaiser, von Gott sehr Genaues im Detail zu wissen: Die Ferne der Menschen von Gott und der Menschen Sündhaftigkeit könne nur durch Gott persönlich geheilt werden. Darum muss in diesem Denken Gott selbst in die Welt kommen, und zwar in der Gestalt des Logos, des Sohnes bei Gott – Vater, er, der Logos, steigt aus dem Himmel auf die Erde herab. Und dieser Logos als „Sohn Gottes im Himmel“ soll nun der Christus auf Erden sein, er wird eins mit dem Menschen Jesus von Nazareth…Tatsächlich war also diese universelle Christusgestalt (der universelle Logos) immer noch etwas mit dem Menschen Jesus von Nazareth verbunden und deswegen sprach man und spricht heute noch von „Jesus Christus“. Es gibt dabei das typische undeutliche Schwanken zwischen Jesus und dann Jesus Christus oder schließlich nur noch „Christus“ – etwa als Pantokrator (Allherrscher) in den Basiliken des 5. Jahrhunderts. Dieses unentschiedene Schwanken ist bis heute vorherrschend, auch in üblichen Kirchen-Liedern zu beobachten, etwa in den populären Weihnachtsliedern, aber das ist ein anderes Thema.

6.

Einige zentrale Informationen zum Konzil von Nizäa (325):

Die Voraussetzung für dieses große ökumenische Bischofs – Treffen: Kaiser Konstantin hatte sich 312 dem Christentum zugewandt. Er war von der wundertätigen Lehre der Christentums und seines Gottes so begeistert, dass er sich als Laie stolz wie ein Bischof gerierte und das Konzil einberief und inhaltlich bestimmte. Der Kaiser war leidenschaftlichst daran interessiert, die vielfältigen Kirchen, damals noch eine Minderheit von 10 Prozent der Bewohner des Reiches, einig und stark zu machen. Denn in der Sicht der Mehrheit hatten sich problematische theologische Lehren ausgebreitet, etwa die Lehre des Theologen Arius: Er behauptete: Jesus Christus sei nur ein Geschöpf Gottes, des ewigen „Gott – Vaters“. Aber Jesus Christus sei selbst nicht als Gott zu bezeichnen. Genau darüber berieten die ca. 300 Bischöfe in Nizäa, und sie kamen zu dem Schluß: Jesus Christus ist mit Gott, dem Vater, wesensgleich („homoousios“ heißt das viel zitierte griechische Wort) und wesenseins mit Gott- Vater. Und der wird als der Schöpfer der Welt gedacht. Wichtiger aber ist: Jesus Christus wurde als Gott bezeichnet und sollte als Gott verehrt werden. Es ist also der göttliche Logos, der Sohn von Gott – Vater, der in Jesus von Nazareth Mensch wird und einige Jahre auf dieser Erde, in Judäa – Israel, gelebt hat.

7.

Nebenbei etwas theologisch Absurdes:
Dieses Problem liegt nahe, wird aber kaum theologisch diskutiert: Wenn der göttliche Logos (der Sohn) also auf die Erde “herabsteigt”, wie es heißt, und sich mit dem Juden Jesus von Nazareth vereint, dann ist doch der Platz des “Sohnes” (Logos) neben Gott – Vater im Himmel für ein paar Jahre leer. Das heißt: Es gab also einmal eine „Logos – freie Zeit“ im Himmel: Wenn man das Problem auf die Trinität bezieht, muss man sagen: So etwa ab dem Jahr 2 bis ca. zum Jahr Jahr 35 (in diesen Jahren lebte Jesus) gab es nur eine unvollständige Trinität im Himmel, eben nur Gott Vater und den heiligen Geist. Erst nach Jesu Auferstehung war der Logos wieder im Himmel…Man sieht an diesem Beispiel, zu welchen absurden Spekulationen man heute noch kommt, wenn man das Dogma bedenkt: Jesus ist Gott.

Das Konzil von Ephesus (431) lehrte dann weiterführend zu “Christus ist Gott-Mensch”: Maria, die Mutter Jesu von Nazareth, ist die Gottes-Mutter. Mit diesem Titel Gottes-Mutter wurde die weite und willkürliche Praxis der Marien-Verehrung, des Marien – Kultes definitiv eröffnet. Alle nur denkbaren Titel wurden dieser Gottesmutter (in der Kunst: Maria im Himmel, neben Gott selbst platziert) zugesprochen, die fromme volkstümliche Phantasie war und ist maßlos. Man denke an den Wunderglauben in Marien – Wallfahrtsorten Lourdes, Fatima, Medjugorje usw…Nur durfte nicht gesagt werden: Katholiken haben auch eine weibliche Gottheit (Maria), obwohl das sicher viele KatholikInnen subjektiv bis heute im Volksglauben meinen. Und viele, bis heute offizielle Marienlieder, haben auch den Inhalt: Maria ist die Retterin, die Gnadenvolle usw… nur die “Miterlöserin” darf sie offiziell nicht genannt werden, das wäre selbst dem Papst zu viel des Frommen. etc… LINK

8.

Man hat in den Kirchen immer vermieden, wenn von der Menschwerdung des Logos die Rede war, zu sagen: „Der Logos wurde Jude.“ Denn Gott wurde doch nicht im allgemeinen „irgendwie ein Mensch“. Richtig wäre doch:: „Gott wurde Jude, in Jesus von Nazareth.“ Dann hätte die Kirche sagen müssen, welche Aspekte des unorthodoxen Juden Jesus von Nazareth als Weisheitslehrer nach wie vor für alle Menschen relevant sind. Über die allgemein menschlichen, also nicht explizit jüdisch gefärbten Worte Jesu spricht der katholische Theologe und Dominikanermönch Richard Glöckner in seinem Buch (siehe Literaturangaben) auf S. 140 ff. „Den Kern und das Zentrum der Botschaft Jesu bilden seine Gleichnisse vom Reich Gottes“ (S. 142) „Jesus denkt und spricht in den Gleichnissen außerhalb der jüdisch-heilsgeschichtlichen Traditionen und Vorstellungen. Aber diese Ansätze sind von der frühen Kirche nicht aufgenommen und weiterentwickelt worden.“ (S. 144). Wohl wahr, weil die Kirchen und ihrer Theologen nicht in der Lage waren, seit Nizäa die universale Erlösergestalt Christus (=”Logos) mit dem universalen Weisheitslehrer Jesus von Nazareth und seinen universalen (nicht mehr nur jüdischen, sondern allgemein-menschlichen) Lehren zu verbinden. Das Buch des katholischen Theologen Richard Glöckner hat – soweit ich sehe – leider keine Aufmerksamkeit unter Theologen gefunden. Dabei gäbe es dort vieles zu diskutieren…

9.

Die Gültigkeit der Konzilsbeschlüsse von Nizäa und den danach folgenden Konzilien mussten von den jeweiligen Kaisern (!!) bestätigt werden. Der Kampf um die geistliche, theologische Vormacht von Kaisern und Päpsten hatte begonnen.
Theologen und Bischöfe, die sich gegen die von der Mehrheit angenommenen Bekenntnisse wandten, wurden exkommuniziert, so etwa der in Alexandrien lehrende Theologe Arius. Gegen ihn wandte sich besonders der äußerst einflußreiche heftige Patriarch von Alexandria, Athanasius, mit aller Macht.
Aber mit Gewalt und Strafen lassen sich Ideen nicht töten: Auch Arius sammelte seine Anhänger… Die jeweiligen Feinde des Bekenntnisses wurden bis aufs Blut verfolgt, es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Ein abstraktes, philosophisch – metaphysisches Glaubensbekenntnis hat also heftiges Unheil bewirkt, Frieden jedenfalls nicht. Und die erwünschte theologische Einheit als Uniformität zur Sicherung der Innenpolitik im Reich brachte das Konzil auch nicht hervor. Die Kirchen blieben zerrissen und zerspalten, eine Pluralität setzte sich faktisch also doch etwas durch. Auch nach dem Konzils von Chalcedon (451) wurde die gegensätzliche, verfeindete und nicht mehr zu versöhnende Vielfalt der Kirchen mit ihren unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen evident, etwa in den so genannten „alt-orientalischen Kirchen“, die (in Äthiopien, als Kopten in Ägypten usw..) bis heute glauben: Jesus Christus habe nur eine einzige, nämlich eine göttliche Natur. (Monophysiten).

10.

Im Konzil von Konstantinopel (381) wurde auch die Göttlichkeit des heiligen Geistes als Dogma und Glaubensbekenntnis verkündet. Der heilige Geist wurde als dritte Person Teil der göttlichen Wirklichkeit. In der Trinitätslehre wurde das gedankliche Wagnis ausgesprochen: Drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist, haben nicht nur das eine göttliche Wesen gemeinsam, sie sind auch zu dritt dieses eine göttliche Wesen. Der Theologe Hermann Baum nennt in seiner sehr empfehlenswerten Studie „Die Verfremdung Jesu“ (Düsseldorf 2006, S. 154) diese Trinitäts-Lehre zurecht ein „bloßes Gedankenkonstrukt“ (S. 154)… „Es entzieht sich jeder menschlichen Vorstellungskraft“ (S. 155). Und man kann mit Hermann Baum nur schmunzeln, wenn dieses gedankliche Ungetüm den Glaubenden bis heute als absolutes Geheimnis, als hinnehmbares und hinzunehmendes göttliches Mysterium empfohlen wird. Da war der in den Niederlanden lehrende katholische Theologe Edward Schillebeeckx mutiger und vor allem ehrlicher, wenn er sagte: Auf diese Trinitätslehre könnte die Kirche heute verzichten (LINK ) Aber das macht sie nicht, sie mutet den Glaubenden Unsägliches, Mysterium genannt, Nicht-Nachvollziehbares, zu. Das heißt: Die Kirchen bieten bis heute den Glaubenden „Steine statt Brot.“ Die Frommen lieben aber vielleicht das Unverständliche, das Mysteriöse, das Spinöse, das sie auch zusätzlich und anderweitig in esoterischen Kulten finden und pflegen. Religion wird also von den Kirchen selbst ins Nebulöse gedrängt. Und der alles interpretierende Klerus kann seine phantasiereiche Macht zeigen…

11.

Wird nun aber Jesus Christus als Gott und zugleich auch als Mensch gedacht und verehrt, entsteht wie von selbst die Frage: Hat der in Palästina lebende Jesus (Christus) denn nun zwei Willen gehabt, einen göttlichen und einen menschlichen Willen? Wie passten diese beiden Willen in der einen Person Jesus Christus zusammen? Diese hochspekulativen Fragen will ich hier nicht weiter ausbreiten: Es sollte nur erinnert werden, mit welchen hochspekulativen Thesen sich die Christen damals befassten, als sie sich eingelassen hatten auf die Übernahme spätantiker Philosophie zur Formulierung des universellen christlichen Glaubens. Ein hübsches Detail zu den zwei Willen (göttlicher Wille und menschlicher Wille) in der einen Person Christi: „Als Papst Martin I. (649 – 653) sich zugunsten von zwei natürlichen Willen in Jesus Christus äußerte und ihn die Patriarchen von Konstantinopel und Alexandrien wegen ihrer Ansicht: „Jesus Christus hatte nur einen Willen“ mit dem Kirchenbann belegte, ließ ihn der Kaiser im Jahr 653 nach Konstantinopel verschleppen und als Hochverräter auf die Krim verbannen. Im Konzil von Konstantinopel 680 wurde dann aber doch gelehrt: Jesus Christus habe zwei Willen gehabt, „ungetrennt, unveränderlich, unteilbar und unvermischt in ihm“, wie es „weise“ und unverständlich heißt. (Siehe dazu das Buch des katholischen Theologen Hermann Baum, „Die Verfälschung Jesu“, S, 161.)

12.

In dem Nizäa – Bekenntnis (im Jahr 325) ist, wie gesagt, von dem ungewöhnlichen unorthodoxen Juden Jesus von Nazareth nur sehr marginal die Rede. Kein Wort in einem offiziellen Glaubensbekenntnis von der Bergpredigt Jesu, von Jesu Gleichnissen, von seiner Verbundenheit mit den Menschen, den Frauen, den Leidenden usw. Es ist der Verlust des Erzählens, der diese Glaubensbekenntnisse so ins Abstrakte – Uninteressante – Nicht – Bewegende führt. Es wird keine abschauliche Geschichte erzählt von diesem Christus, den man nun ehren und verehren soll. Die dann für allgemein – gültig erklärten und ewig nachgeplapperten Bekenntnisse sind so entleiblicht und enthistorisiert, dass sie Assoziationen an den Charme von Parteiprogrammen wecken, schreibt mir ein Freund. Und, wie gesagt, es ist traurig, dass diese Ideologie bis heute fortgesetzt wird. „Erlösung erscheint hier isoliert vom aktuellen Leben, Erlösung wird bezugslos…Allein das historisch greifbare irdische Wirken Jesu von Nazareth vermag das zu erschließen, was christlich Erlösung bedeutet.“ (So der katholische Theologe Hans Kessler, S. 59 und 61). Und der katholische Professor für Altes Testament Fridolin Stier schreibt in seinen „Aufzeichnungen“ „Vielleicht ist irgendwo Tag“ ( Herder – Verlag 1993 S. 38): „Haben die christologischen Bekenntnissätze, die Dogmen, die sagen, definieren, bestimmen, was Jesus ist, als solche die Kraft, die Begegnung mit Jesus zu vermitteln? Oder ist es so, dass von der christologischen Ikone die Aktivität des lebendigen Jesus verdeckt wird?“ Noch deutlicher wird der Theologe und Historiker Maurice Sachot, der in seinem Buch den Religionshistoriker René Nouailhat (Strasbourg) zitiert: „Die christologischen Definitionen sind nicht mehr Ausdruck der Glaubensbekenntnisse von Personen oder von Gruppen. Die Definitionen drängen sich vielmehr auf wie institutionelle Kategorien, wie der Ausdruck eines neuen Machtdiskurses …“ (Seite 214).

13.

Der Vorschlag: 
Dies könnte das entscheidende Profil eines heutigen, vernünftigen christlichen Glaubensbekenntnisses sein: Es sollte regional – kulturell verschieden sein und Ausdruck des wirklichen Glauben der Menschen sein. Man könnte in die Richtung denken:
Christen verehren den Propheten Jesus von Nazareth, sie schätzen dessen Menschenfreundlichkeit und Liebe, seine Bereitschaft, für die Gerechtigkeit einzutreten und dafür -im Widerstand gegen diverse Obrigkeiten – zu sterben. Und sie sind überzeugt, dass ein solcher Mensch im Tod nicht ins Nichts versinkt. Und sie werden sagen: Dieser Mann Jesus von Nazareth lebte in enger liebevoller Verbundenheit mit einem absoluten Seinsgrund und Lebensgrund, den er als Symbol Gott nennen wollte. Und dieser Jesus fühlte sich geleitet von seiner menschlichen Vernunft, seinem Geist, der etwas Heiliges ist im Menschen ist und der selbstverständlich in allen Menschen lebt und wirkt und, wie beim Propheten Jesus von Nazareth, etwas Ewiges ist.
Für mich ist das Glaubensbekenntnis der niederländischen Remonstranten Kirche von 2006 ein Beispiel für ein heute mögliches Bekenntnis, das übrigens bei den Remonstranten nicht vorschrieben ist, sondern als Impuls und Orientierung verstand wird: LINK.

Siehe auch unseren Versuch ein philosophisch – christliches, aber einfaches Glaubensbekenntnis zu formulieren, im Anschluss an das Bekenntnis des Apostels Paulus auf dem Areopag in Athen: LINK.

Fußnote 1: Das Glaubensbekenntnis von Nikäa im Jahr 325
Ich glaube an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
den Sohn Gottes,
der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters,
Gott aus Gott, Licht aus Licht,
wahrer Gott aus wahrem Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater (homoousion to patri);
durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist;
der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist,
Mensch geworden ist,
gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist,
aufgestiegen ist zum Himmel,
kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten;
Und an den Heiligen Geist.
Auf Griechisch:
Πιστεύομεν[1] εἰς ἕνα Θεόν Πατέρα παντοκράτορα, πάντων ὁρατῶν τε καὶ ἀοράτων ποιητήν.

Καὶ εἰς ἕνα κύριον Ἰησοῦν Χριστόν, 
τὸν υἱὸν τοῦ Θεοῦ, 
γεννηθέντα ἐκ τοῦ Πατρὸς μονογενῆ, 
τουτέστιν ἐκ τῆς οὐσίας τοῦ Πατρός, 
Θεὸν ἐκ Θεοῦ, φῶς ἐκ φωτός, Θεὸν ἀληθινὸν ἐκ Θεοῦ ἀληθινοῦ, 
γεννηθέντα, οὐ ποιηθέντα, ὁμοούσιον τῷ Πατρί,
δι’ οὗ τὰ πάντα ἐγένετο, τά τε ἐν τῷ οὐρανῷ καὶ τὰ ἐπὶ τῆς γῆς,
τὸν δι’ ἡμᾶς τοὺς ἀνθρώπους 
καὶ διὰ τὴν ἡμετέραν σωτηρίαν κατελθόντα 
καὶ σαρκωθέντα καὶ ἐνανθρωπήσαντα,
παθόντα, καὶ ἀναστάντα τριτῇ ἡμέρᾳ, 
καὶ ἀνελθόντα εἰς τοὺς οὒρανούς,
καὶ ἐρχόμενον κρῖναι ζῶντας καὶ νεκρούς.

Καὶ εἰς τὸ Ἅγιον Πνεῦμα.)
…………

Der jüdische Theologe Pinchas Lapide kommentiert dieses und das folgende Glaubensbekenntnis: “Im Eiltempo des Credos von Geboren – gelitten – gestorben und begraben (kursiv von Lapide) wird all das gute und beispielhafte Tun und Lassen des Meisters aus Nazareth unter den Tepplich gekehrt”  (Pinchas Lapide, “Paulus zwischen Damaskus und Qumran” , Gütersloh 1993, S. 22).

Das Nicäno-Konstantinopolitanum von 451 (auch Nicaeno-Konstantinopolitanum oder Nizäno-Konstantinopolitanum oder Großes Glaubensbekenntnis genannt) ist auch ein Glaubensbekenntnis, es wird als „Credo“ oft in den Messen und Gottesdiensten verwendet. Im Katholischen Gesangbuch Gottlob hat es die Nr. 586,2, im evangelischen Gesangbuch z. B. in Württemberg die Nr. 687.
Der deutsche Text der katholischen Kirche:
Wir glauben an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles erschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbareWelt.
Und den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott, Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil
ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen
durch den Heiligen Geist von der Jungfrau
Maria
 und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius
 Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist am dritten Tage auferstanden nach der
Schrift
und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters
und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn
angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, katholische
und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe
zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.
Amen.

Fußnote 2:
Nur ein Beispiel für viele, wie heute in katholischen Medien von den Feierlichkeiten des Konzils von Nizäa gesprochen wird: Das eigentlich theologisch – progressive katholische „Haus am Dom“ in Frankfurt/M. kündigt sein Symposium zu Nizäa (6. – 8.3.) u.a. mit diesen Worten an: „Das Konzil von Nizäa zeigt mit seinen Beschlüssen das normative Idealbild einer einzigen, organisatorisch geeinten, in Lehre und Praxis einheitlichen und, in diesem Sinne, ökumenischen Gesamtkirche“. Diese Behauptungen werden verbreitet in dem Programm dieser Akademie zum Halbjahr 2025, S. 15.

Fußnote 3  am 4.2.2o25: Der bekannte russische Autor Vladimir Sorokin hat ein Buch mit dem Titel Die rote Pyramide” (Verlag Kiepenhauer und Witsch) publiziert. Für die Wiener Wochenzeitung “FALTER” (Literaturbeilage  2022, S. 20) hat er zum Thema ein Interview gegeben und damit auf Zusammenhänge aufmerksam gemacht zum bis heute bestehenden Bündnis von christlich – orthodoxer Hierarchie – Fixierung UND der dementsprechenden politischen Herrschaft.

Mit der “roten Pyramide” meint Sorokin die Pyramide der Macht, “die seit dem 16. Jahrhundert in Russland nicht mehr modernisiert wurde… An der Spitze der Pyramide steht eine Person, und von der hängt alles ab…  Über die Zaren, dann Stalin usw. bis zu Putin. Eine Person, die alle Rechte hat, entscheidet alles”, so im Interview mit der empfehlenswerten politischen Zeitschrift  FALTER.

Wenn es also jemals in Russland eine Demokartie geben sollte: Dann muss die totalitäre Ideologie der Pyramide verschwinden. Und damit auch die als Pyramide organisierte russisch -orthodoxe Kirche mit ihrem berüchtigten Kriegstreiber Patriarch Kyrill an der Spitze.

Diese tiefgreifendste Reformation der russischen wie der anderen orthodoxen Kirchen wird aber nicht passieren, weil die frommen Leute im Laufe der Jahrhunderte förmlich zutiefst eingelullt wurden von Weihraum, Ikonen, Singang und der absoluten Hochschätzung der Popen, der Patriarchen…Diese Leute sind hierarchie- gläubig….

Und dies ist ein Riesenproblem: Die ebenfalls pyramidal orientierten Päpste – auch Franziskus – haben kein dringenderes ökumenisches Anliegen, als eine Versöhnung, wenn nicht eine Verbindung mit diesen pyramidalen orthodoxen Kirchen anzustreben. Eine Potenzietrung der Pyramie also!

Bitte nicht diese Ökumene, kann man als kritischer Theologe nur sagen. Aber das sagt aber sonst keiner. Schon gar nicht in diesem “wunderbaren” Nizäa Gedenken von Papst und orthodoxen Patriarchen…Dort wird die Pyramide wieder heilig geprochen, als göttlich verehrt, denn Gott ist ganz oben… Dabei war der Weisheitslehrer Jesus von Nazareth “ganz unten” und er blieb ganz unten. Bei den Menschen, die alle gleichberechtigt sind…

Literaturempfehlungen:

Angesichts der immensen Fülle von Fachliteratur zum Thema empfehlen wir zum weiteren Studium vor allem das leider nur noch antiquarisch zu erwerbende Buch des katholischen Theologen und Philosophen:

Hermann Baum „Die Verfremdung Jesu“, Düsseldorf 2006. Dieses grundlegende, äußerst wichtige Buch sollte man sofort bestellen, solange dieses Buch überhaupt verfügbar ist.

Paul Veyne, „Als unsere Welt christlich wurde (312 -394).“ „Untertitel: Aufstieg einer Sekte zur Weltmacht. C.H.Beck Verlag, 2008. Sehr detaillierte Studien des international geschätzten Althistorikers.

Hans Kessler, „Erlösung als Befreiung“, Düsseldorf 1972.

Gottfried Bachl, „Der schwierige Jesus“, Innsbruck -Wien, 1996.

Maurice Sachot, „L invention du Christ. Genèse d une religion“, Paris 1998.

Richard Glöckner, „Quo Vadis? Das Christentum am Scheideweg zur Moderne“ , Lit Verlag Münster, 2023, 170 Seiten.

Copyright: Christian Modehn, www.religionsphilosophischer-salon. de

Die Autobiografie des Papstes: Aus Rom nicht viel Neues: “Hoffe”.

Ein Hinweis von Christian Modehn am 17.1.2025

Bitte unbedingt beachten: Dieses Thema wird jetzt völlig ausgeblendet: Die Rolle Bergoglios im Umfeld der Militärdiktatur in Argentinien LINK.

Genauso wichtig ist, dass Bergoglio als junger Mann Mitglied der Jugendorganisation der Peronisten war. Diese Verbindung verschweigt Papst Franziskus in seiner  Autobiografie HOFFE: Details zu Bergoglio als Peronist: Siehe FUßNOTE 1. Es handelt sich um einen Beitrag von Christian Modehn von 2022 LINK.

Am 2.2.2025 ergänzt: Die große Nachsicht und Geduld des Papstes mit theologisch wie politisch reaktionören Bischöfen und neuen sich “geistliche Gemeinschaft” nennenden Gruppen. Siehe dazu die Hinweise hier in Nr.10.

1.
Papst Franziskus läßt jetzt weltweit sein neues Buch (384 Seiten in der deutschen Ausgabe) verbreiten, der Titel: „Hoffe. Die Autobiografie“, gemeint ist also „die“ (maßgebliche) Autobiografie. Bekanntlich hat Papst Franziskus erst 2024 sein ebenfalls autobiografisches Buch „Leben“ veröffentlicht mit dem Untertitel „Meine Geschichte in der Geschichte“. Historiker werden diese und viele andere autobiografische Äußerungen (in den zahlreichen Papst – Interviews in Büchern und Zeitschriften) kritisch zusammentragen und vergleichen… „Hoffe“ jedenfalls erscheint zeitgleich in 80 Ländern! Zum Buch LEBEN (2024) des Papstes: LINK . 

Manche Ausführungen im Buch “Leben” (2024) wurden in das Buch “Hoffe” (fast) wörtlich übernommen, siehe “Leben” S. 216 f. und “Hoffe” S. 245 f.,  wobei “Leben” präziser etwa Namen einzelner Kardinäle nennt. Man hat den Eindruck, weite Teile des Buches “Hoffe” seien unter einem  starken Zeitdruck (mit dem Co – Autor Carlo Musso) und sehr in Eile geschrieben worden. Sonst wäre die Argumentationen eines doch so gewichtig als “Die Autobiografie”  herkommenden Buches sorgfältiger und zusammenhängender.

2. HOFFE!
Erstaunlich an der neuesten und wohl auch letzten Autobiografie des Papstes ist der Titel „Hoffe“ (im italienischen Original „SPERA“.) „Hoffe“ meint eine Aufforderung, wenn nicht einen Befehl, es fehlt bloß noch ein Ausrufungszeichen im Titel: Vielleicht sagt es Papst Franziskus zu sich selbst: Hoffe, und er würde wohl ergänzen: Hoffe trotz der vielen Franziskusfeinde im (höheren) Klerus. “Hoffe“ gilt aber auch den LeserInnen, und sie können prüfen, ob die spirituellen und theologischen Vorschläge zugunsten der Hoffnung in dem Buch weiterführen. „Hoffe“ als Buch-Titel passt auch kommerziell bestens ins “Heilige Jahr 2025“, es steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Bei so viel verbaler Hoffnung werden dann doch auch einige tausend der 35 Millionen Rom – Pilger 2025 das Buch kaufen. LINK zu einigen Feinden von Papst Franziskus.

3. Wenig Auto-Biografisches
Erstaunlich ist aber vor allem, dass der Papst sein Buch „Die Autobiografie“ nennt. Denn objektiv und literarisch betrachtet, erzählt er nur auf den ersten ca. 170 Seiten wirklich Autobiografisches. Auf den übrigen 200 Seiten, die in die sehr interessante Zeit seines Papstamtes führen, geht es um eine Art Melange von autobiografischen Erinnerungs – Elementen und eher erbaulichen spirituellen Fragmenten.

4.
Auf den ersten 120 Seiten erfahren die LeserInnen viele Details aus der großen Familie Bergoglio mit allen Omas und Opas und Tanten und Verwandten auch in der alten Heimat im Piemont (Italien.) Es sind ja Migranten aus dem Piemont, die sich da in Argentinien niederließen. Diese eigene familiäre Migrationsgeschichte hat der Papst nie vergessen: Sein erster Besuch als Franziskus galt bekanntlich der Flüchtlings -Insel Lampedusa. Man liest also im ersten Drittel der Autobiografie viel über vorbildliche und sehr hilfsbereite Priestern (vor allem aus dem Salesianerorden Don Boscos, den der Papst wohl auch jetzt besonders schätzt). Lang und breit wird von Vater und Mutter und den Geschwistern in Buenos Aires erzählt. Diese ausführlich ausgebreitete familiäre und nachbarschaftliche Nähe der Menschen damals in Buenos Aires läßt ahnen, wie sehr auch Papst Franziskus ein Mensch der Gemeinschaft, der Freundschaft, ist. Alleinsein ist ein Horror für ihn, darum weigerte er sich auch, als Papst abgeschirmt von den Menschen, im Apostolischen Palast zu leben. Allein (wo möglich noch mit einem Assistenten Georg Gänswein) im apostolischen Palast zu wohnen … das hätte ihn in die Psychiatrie geführt, sagte er….(Zitat in “Leben” (2024), S. 221.

5. Theologische Elemente
Es ist nicht falsch, in einer Autobiografie des Papstes, etwas ausführliche Beschreibungen und Bewertungen von Ereignissen und Begegnungen während seines so genannten „Pontifikats“ (seit 2013, immerhin seit 12 Jahren) zu erwarten. Aber diese Erwartungen werden nicht erfüllt . Die LeserInnen werden in den letzten etwa 12 Kapiteln mit hübschen poetischen Titeln („Mit den tiefinnersten Schwingungen gehen“, „Die Wanderung durch dunkel Täler“, „Nach dem Ebenbild eines lächelnden Gottes“ usw…) immer wieder einzelne theologische Erkenntnisse und Beurteilungen finden oder auch pastorale Prinzipien. Manches ist radikal: „Eine der größten Sünden, die wir Kleriker begangen haben , ist es, diese Kirche zu maskulinisieren“ (S. 232). Oder „Die Kirche muss hinausgehen und sich schmutzig machen“ (S. 235). Radikal erscheint auch: „Die Kirche ist eine Frau. Wir Kleriker sind Männer, aber wir sind nicht die Kirche“. Und anschließend ins Mystische abrutschend: „Die Kirche ist eine Frau, weil sie eine Braut ist“ (S. 232). Man denke also weiter: Kleriker als Männer mit dem Zölibatsgesetz haben dann doch eine Braut: Die Kirche. Und die Kinder dieser Verbindung dürfen selbstverständlich nur geistliche Kinder sein, bei leiblicher Liebe zahlt dann der Bischof Alimente. „Christen sind nicht rückwärtsgewandt“ heißt es richtig auf Seite 264. Und noch einmal eine Seite weiter: „Tradition bedeutet vorwärts zu gehen… Die Kirche ist nicht die Gemeinschaft der `guten alten Zeit`.“ Tatsächlich zeigt Papst Franziskus überhaupt äußerst wenig Toleranz gegenüber den Traditionalisten oder den vielen jungen Priestern, die so gern nur die alte lateinische Messe feiern wollen. Und in reaktionären, eigentlich obskuren Gemeinschaften („Verbum incarnatum“, „Soldalicio“) räumt er nach vielen Jahren großer Geduld auf. Aber es sind immer nur die knappen Hinweise, die verstören, wo die LeserInnen inhaltlich mehr erwarten, etwa zur Frage eines neuen, III. Vatikanischen Konzils. Da sagt der Papst: “Wir müssen erst noch vollständig das Zweite Vatikanische Konzil umsetzen und dass wir noch entschiedener die höfische Kultur in der Kurie (im Vatikan usw.) hinwegfegen müssen… Die Kirche ist keineswegs der letzte europäische Hofstaat einer absoluten Monarchie“ (S. 266).
In dem schon genannten Buch „Papst Franziskus: Leben“ (aus dem Jahr 2024) heißt es hingegen auf Seite 255: „Es stimmt, dass der Vatikan die letzte absolute Monarchie in Europa ist…“ Dies nur als ein Beispiel für die gedankliche Entwicklung von Papst Franziskus… LINK
Natürlich kann Papst Franziskus seine Zeit als Jesuit und Kardinal von Buenos Aires unter der Militärdiktatur nicht übergehen. Aber Neues erfährt man auf den wenigen Seiten (S. 163) auch nicht, erneut bestätigt der Papst, als Erzbischof eine Messe in der Residenz des Junta-Oberhauptes gelesen zu haben, um zwei Jesuiten auf diese Weise zu retten… Erzbischof Bergoglio litt in dieser Zeit enorm, er schreibt: „Deswegen bekam ich fast ein Jahr lang Unterstützung durch eine Psychiaterin, eine sehr kluge und fähige Jüdin…“ (S. 165).

6. Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück
In der Autobiografie „Hoffe“ sucht man vergeblich Beurteilungen zum Stand der Ökumene mit Protestanten, man sucht vergeblich weiterführende theologische Gedanken, etwa: ob nicht das Papsttum heute ganz neu gestaltet werden müsste, etwa mit fünf oder sechs „Regional – Päpsten“ auf allen Kontinenten; man findet nichts zur Abschaffung des Zölibatsgesetzes, nichts zur Reduzierung der umfassenden Dogmen – Berge. Im Gegenteil: “Wir müssen aus der Starre heraustreten. Und das bedeutet nicht, dass wir einen Weg gehen, der Glaubenswahrheiten relativiert“ (S. 373). Aber gleich danach die Einschränkung: „Dabei müssen wir der Versuchung entsagen, den Glauben zu kontrollieren, denn der Herr Jesus lässt sich nicht kontrollieren“ (ebd.). Das ist typisch Franziskus: Die ganze alte Lehre mitschleppen, ein bißchen an ihr kratze… Aber dann doch nicht die Reformer (denn das sind ja Dogmen – Kritiker) „kontrollieren“, wobei Papst Franziskus behauptet: Die Glaubenswahrheiten der Kirche wären mit dem „Herrn Jesus“ identisch…Lang und breit wiederholt Papst Franziskus seine totale Ablehnung des Krieges, jedes Kriegs. Aber dass anstelle des Katechismus – Unterrichts bei Katholiken nun umfassende Friedenserziehung zur Gewaltlosigkeit erfolgen sollte, liest man nicht…In den letzten Monaten fällt auf: Das einzige, was dem Papst noch zum Frieden in der Welt einfällt, ist das Bittgebet: Man lese die vatikan-news, sie dokumentieren die vielen täglich wechselnden Bitt – Gebete des Papstes, für Haiti oder Gaza, für die Ukraine oder Myanmar, für Opfer von Gewalt oder von Waldbränden und so weiter: Bittgebete als letzte Rettung päpstlicher Macht?

7. Eine Bilanz
Wer wird Bilanz ziehen und dabei realistisch fragen: Was hat die Regierungszeit von Papst Franziskus nachweislich, sichtbar, spürbar, „gebracht“? Ich meine: Die Bilanz fällt mager aus: Innerkirchlich ist der Papst manchmal ein paar Schritte vorwärtsgegangen, hat etwa Frauen als oberste Büroleiterinnen in vatikanischen Behörden zugelassen, aber eben nicht Frauen als Diakoninnen und Priesterinnen. Er hat aufs heftigste den Klerus kritisiert, aber das Grundübel des Klerus, den verpflichtenden Zölibat, nicht abgeschafft, obwohl er das von heute auf morgen als Papst hätte tun können. Er hat sehr häufig verständnisvoll von Homosexuellen gesprochen, so wie man über Schwerkranke spricht. Aber die gleichberechtigte Ehe von Homosexuellen und dann auch die entsprechende kirchliche Hochzeitsfeier total abgelehnt. Afrikas reaktionäre Bischöfe und mit ihnen die Politiker bestimmten als explizite Feinde von Homosexuellen sozusagen die offizielle katholische Moral.

Papst Franziskus hat sich stark gemacht für die katholische Volksreligion, die er in Argentinien schon sehr hoch schätzte, also den Kult rund um die Heiligen, den Reliquienkult, das Ablasswesen, die Wallfahrten und vor allem die völlig Hingabe an Maria, die er Mutter Gottes nennt oder in seiner kindlichen Frömmigkeit als „Knotenlöserin“ verehrt. Mit dieser mittelalterlichen Volksfrömmigkeit, die oft an Aberglauben grenzt, wird der Klerus die jungen gebildeten Menschen in Europa nicht mehr für die katholische Kirche gewinnen. Es liegen unterschiedliche geistige Welten zwischen dem Vatikan und Europa, möchte man sagen. Der Katholizismus als dominante Konfession ist in Europa vorbei, verantwortlich dafür sind auch die vielen Priester, die sich sexuellem Missbrauch hingaben. Papst Franzikus betont in seinem Buch “HOFFE” mehrfach, an der Seite der Opfe zu stehen!

Man wird in einer Bilanz sagen müssen: Ein moderner Theologe ist Papst Franziskus nicht, selbst wenn er nach außen sympathisch – „so menschlich“ wirkt. Hat der Theologe Bergoglio Werke seines Jesuiten und Theologen Karl Rahner gelesen, kennt er wenigstens den Namen Hans Küng, hat er  Bücher der Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez oder Leonardo Boff gelesen und nicht nur die argentinischen Vertreter der Volksreligiosität?
So sind die Leserinnen nicht erstaunt, dass in der Liste der in „Hoffe“ erwähnten Bücher nur zwei explizit theologische Titel auftauchen, ein Titel stammt von Romano Guardini (1965) und eines vom französischen Jesuiten de Lubac („Betrachtungen über die Kirche von 1954). Natürlich freut man sich, dass ein Papst überhaupt mal einen den Soziologen, nämlich Zygmunt Bauman, erwähnt oder sogar Bert Brecht oder Songs aus Opern oder unter den für ihn wichtigen Filmen nicht nur Don Camillo und Peppone nennt, sondern auch Arbeiten Federico Fellinis. Aber hat säkulare Kunst auch den Papst etwas säkularer gemacht? Hat er von er Säkularität (bzw. der Laizität) etwas gelernt? Eine offene Frage… Einige deutsche LeserInnen werden sich freuen, dass Papst Franziskus in „Hoffe“ die ökumenische (protestantische) Theologin Dorothee Sölle erwähnt (S. 106f.).

Die Bilanz des Pontificates fällt noch bescheidener aus, wenn man an die außenpolitische Wirkung des Staatschefs Papst Franziskus (er ist ja Chef des Staates „Heiliger Stuhl“) denkt. Frieden kann ein Papst weder als spirituelles Oberhaupt noch als Staatschef schaffen. Wer danach fragt, wird auf hilfreiche Friedens – Gespräche der päpstlichen Diplomaten verwiesen, aber nachweisbare Ergebnisse können nicht genannt werden, bestenfalls die übliche caritative Hilfe, und das ist schon etwas. Den Hunger in der Welt konnte auch er nicht relevant reduzieren. Katholiken sollen ja für Arme Geld spenden, nicht aber umfassend informiert auch ungerechte Strukturen verändern… Die praktische Gültigkeit der Menschenrechte weltweit konnte der Papst auch nicht durchsetzen, kein Wunder, möchte man sagen, denn der Vatikan hat zur UNO Erklärung der Menschenrechte von 1949 eher nicht ein distanziertes Verhältnis.

8.
Was also bleibt abgesehen von dem diffusen Befehl „Hoffe“? Es gibt viel „Wind“ auch unter diesem Papst, viel innerkirchlicher Reformeifer ohne durchgreifende Reformen, es ging immer um innerkirchliche Querelen, die nicht vorankommen. Wir erleben also letztlich eine Fortsetzung katholischer Stagnation mit einem durchaus ja netten und zugewandten Papst Franziskus. Ob so viel nach außen gezeigte Freundlichkeit in Person noch einmal auf dem Papstthron wiederkehrt, ist sehr die Frage, wenn man bedenkt, dass 1,5 Milliarden Katholiken nach den uralten Regeln zu führen, eher hartes Durchgreifen erfordert. Und: Die klerikale Männerwelt wird ad aeternum fortbestehen. Ihr Frauen, lasst alle Hoffnung auf Priestertum der Frauen fahren. Papst und Klerus glauben nach wie vor eisern: Gott selbst in der Gestalt Jesu Christi habe die katholische Kirche als Klerus – Kirche begründet und so, wie sie ist, auch gewollt. Gegen solche steilen Thesen kommt selbst der heilige Geist nicht an.

9.
Papst Franziskus hat es mit persönlichem Einsatz bis ins höchste Alter gewagt, diesen korrupten Klüngel des Klerus im Vatikan etwas aufzulösen und „in die Wüste zu schicken“; er hat versucht, die Kirche – in seiner Sicht – wieder stärker an die Vision des Jesus von Nazareth zu binden.  Ob er zu einer wirklich grundlegenden Reformation der katholischen Kirche auch theologisch in der Lage gewesen wäre, ist sehr die Frage. Meine Antwort : Eher NEIN: Denn Papst Franziskus wollte auf die Vorherrschaft seiner eigenen volkstümlichen (naiven) Frömmigkeit mir den ständigen Bitt -Gebeten für alle(s) und jedes nicht verzichten. Er sah nicht, dass es die vielen unsäglichen und unverständlichen Dogmen sind, die den Zugang zum Glauben heute versperren. Aber im Unterschied zum unterkühlten theologischen Verwalter und Ketzer – Verfolger Ratzinger/Benedikt XVI. und im Unterschied zum Dogmen besessenen, alle Menschen “neu” missionierenden Polen Johannes Paul II. ist Papst Franziskus doch ein gewisser Lichtblick der Nächstenliebe, für die Armen zumal… und dies gilt zumal in der ohnehin sehr trüben und eigentlich abzulehnenden Reihe derer, die sich einst “Stellvertreter Christi auf Erden” nannten, ohne dabei vor Scham im Boden zu versinken. Sie haben etwa im 19. Jahrhundert den Katholizismus geistig und theologisch auf Dauer zerstört, indem sie ihn als absolut anti-modern (und antisemitisch) definierten! Das ist evident: Zerstörerisch waren nicht etwa die wenigen klugen aufklärerischen Philosophen. Papst Franziskus wollte da  auf seine popläre Art, etwas “heilend” zu wirken. Mit sehr mäßigem Erfolg. Die gebildeten Katholiken in Europa und Amerika können mit diesem autoritären Katholizismus nichts mehr anfangen. Papst Franziskus setzt deswegen auf die, wie er lobend sagt, kinderreichen katholischen Familien, in Afrika und auf den Philippinen, in Indien, Indonesien, Neu -Guinea usw… So bleibt der Katholizismus trotz der in Europa verschwindenden Kirche immerhin eine “Kirche mit mehr als einer Milliarde Mitglieder”.

10. Am 2.2.2025 ergänzt: Die große Geduld des Papstes mit theologisch und politisch reaktionären Bischöfen und neuen “geistlichen Gemeinschaften”:

Zu dem offensichtlichen großen Versagen des „Reformpapstes“ Franziskus gehört seine langandauernde Duldsamkeit gegenüber theologisch reaktionären Bischöfen und Kardinälen sowie auch die langandauernde Duldsamkeit bzw. Nachlässigkeit gegenüber den entsprechenden relativ neu gegründeten, sich „geistliche Gemeinschaften“ nennenden, auch politisch reaktionären Bewegungen und Gruppen. Sie sind stark von sexuellem Missbrauch ihrer Mitglieder betroffen.

Es wird hoffentlich kritische und kirchenunabhängige HistorikerInnen geben, die alle Fakten in dem Zusammenhang ausführlich darstellen und die Liste der hier nur fragmentarisch genannten Personen und Gruppierungen weiter ergänzen und studieren. Dadurch wird die reaktionäre Wende der katholischen Kirche insgesamt sichtbar.

Diese hoffentlich alsbald realisierten kritischen und kirchlich unabhängigen Studien werden auch das Gesamtbild des sich volkstümlich gebenden Papstes Franziskus deutlicher machen.

Hier werden nur einige hohe „Würdenträger“, Exzellenzen und Eminenzen, genannt, die viele Jahre als theologisch reaktionäre Herrscher das Leben der katholischen Kirche nicht nur vor Ort beherrschten, wenn nicht zerstörten. Proteste gegen die klerikalen Herrscher gab es schon Jahre lang, sie waren natürlich vergeblich. Papst Franziskus setzte diese von vielen Theologen und Gläubigen immer schon heftigst kritisierten Herrscher nicht rechtzeitig ab, sondern erst in letzter Minute, möchte man sagen, bis zum Erreichen der für eine „Pensionierung“ nötigen Altersgrenze von 75 bzw. 80 Jahren…

Der Hintergrund: Der Klerus hält zusammen und deckt und schätzt sich untereinander, solange bis die „Situation“ der Kritisierten öffentlich weithin bekannt und sozusagen unerträglich wird.

Eminenzen und Exzellenzen:
Kardinal Juan Luis Cipriani von Lima Peru, ganz offen Mitglied des „Opus Dei“, vor dieser Organisation hatten und haben eigentlich alle immer Angst, wohl auch Papst Franziskus: Cipriani war als Kardinal von Lima u.a. der heftigste Feind der authentischen lateinamerikanischen Theologie. Quelle: https://www.religiondigital.org/america/. Und: https://www.eldiario.es/sociedad/caida-cipriani-cardenal-opus-dei-acusado-abusos-convirtio-peru-laboratorio-iglesia-ultra_1_12010508.html

Bischof Dominique Rey von Toulon -Fréjus, Frankreich. Mitglied der internationalen, konservariten charismatischen Bewegung Emmanuel. Theologisch heftigst reaktionär, Sympathisant der Le – Pen – Partei, erst im Januar 2025 wurde sein vorzeitiger „Rücktritt“ als Bischof bekannt. Quelle: Le Monde: https://www.lemonde.fr/societe/article/2025/01/07/l-eveque-conservateur-de-frejus-toulon-demissionne-apres-deux-ans-de-crise_6486624_3224.html
Die Tageszeitung La Croix: https://www.la-croix.com/religion/sous-la-pression-du-vatican-mgr-dominique-rey-demissionne-de-sa-charge-d-eveque-de-frejus-toulon-20250107

Bischof Marc Aillet von Bayonne,Frankreich, extrem theologisch reaktionär, vergasst von vielen Katholiken im Bistum, bisjetzt noch an der Macht. quelle: https://www.20minutes.fr/societe/4098789-20240629-bayonne-pourquoi-vatican-ordonne-mission-inspection-diocese-gouverne-marc-aillet

Siehe auch die Studie von Christian Modehn LINK https://religionsphilosophischer-salon.de/14786_katholischer-bischof-als-putin-freund_religionskritik

Bischof Athanasius Schneider in Kasachtan, Mitglied des Kreuzordens, mit dem obskuren Engelwerk verbunden. Ein expliziter Feind von Papst Franziskus.

Bischof Andreas Laun, Salzburg. Ein FPÖ Freund. Quelle: https://www.diepresse.com/19216787/weihbischof-laun-hardliner-in-der-katholischen-kirche-ist-tot

„Politisch engagierte sich Laun für die rechtsextreme FPÖ. So sprach er 2016 eine Wahlempfehlung für den FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer aus …Sogar Nazi-Vergleiche führte Laun an: Die Segnung homosexueller Paare in der Kirche lehnte er etwa nach seinem Rückzug aus dem Kirchenamt 2018 mit dem Argument ab, man könne ja auch kein KZ segnen. Quelle: https://www.queer.de/detail.php?article_id=52147

Neue Ordensgemeinschaften:

„Sodalicio“ eine extrem theologisch/politisch reaktionäre Bewegung von (sehr wohlhabenden) Priestern und Laien in ganz Lateinamerika, mit Missbrauchstätern, seit Jahren objektiv kritisiert, wird erst jetzt, 2025, aufgelöst. Warum das lange Zögern des Papstes??? : https://www.katholisch.de/artikel/59264-laienbewegung-sodalicio-bestaetigt-aufloesung-durch-den-papst

Institut del verbo encarnado. offizielle Website: https://ive.org/
Erst seit Januar 2025 unter päpstlicher Aufsicht.

Es gibt nur sehr wenige kritische Studien zu diesem Verein in deutscher Sprache LINK. https://religionsphilosophischer-salon.de/keys/institut-vom-inkarnierten-wort
Zur Förderung reaktionärer neuer Orden durch Papst Johannes Paul II. und Ratzinger/Benedikt XIV.: LINK: https://religionsphilosophischer-salon.de/1382_benedikt-xvi-ist-politisch-rechtslastig-religionskritische-perspektiven-zu-joseph-ratzinger_benediktxvi

Fußnote 1: Quelle: LINK

In diesem Beitrag von 2022 das Kapitel: “Bergoglio – der Peronist.”

Es wurde in der theologischen und religionskritischen Forschung bis jetzt leider der wichtige Aufsatz von Colm Tóibín übersehen, den der irische Journalist und Literaturwissenschafter, Lehrbeauftragter an der Stanford University usw., in der Zeitschrift „Lettre International“, Ausgabe Frühjahr 2021, S. 68 -75, veröffentlichte.

Der Titel von Tóibíns Studie: „Das Lächeln Bergoglios. Vom peronistischen Jesuiten zum Heiligen Vater im Vatikan – Eine Karriere“.

Tatsache ist, dass Bergoglio von 1972 bis 1974 der peronistischen Bewegung „Guardia de Hierro“ („Eiserne Garde“) nahestand, das wird von Historikern überhaupt nicht bestritten. Wie sich daraus eine Nähe UND Distanz des Provinzials der argentinischen Jesuiten Bergoglio zu den mordenden Militärs in Argentinien (von 1976-1983) entwickelte, wird noch weiterhin hoffentlich umfassend studiert und diskutiert. Der Sozialist und Ökonom Roberto Pizarro H. entschuldigt förmlich die bekannte damalige „Schwäche“ („debilidad“) des führenden Jesuiten Bergoglio in dieser Zeit damit, dass Bergoglio nun als Papst so viel Gutes tut zugunsten der Armen. So kann man auch politische Fehler eines Jesuitenprovinzials reinwaschen. Quelle: https://www.eldesconcierto.cl/opinion/2018/01/13/el-papa-francisco-la-guardia-de-hierro-y-el-genocida-massera.html.

Über die undeutliche Haltung des Jesuitenprovinzials Bergoglio während der Militärdiktatur spricht auch Tóibín in seinem Artikel. Auch seine spirituelle Praxis, volkstümlicher Art („Verehrung von Heiligenbildern und der Kultus der Madonna“, S. 70) wird ausführlich behandelt. Wichtig ist die innere Verbundenheit mit „dem“ Peronismus: „Bergoglio ist ein Peronist, und die Pointe des Peronismus ist es, dass er sich niemals definieren lässt. Die Montoneros, die in den siebziger Jahren Argentinien mit einer Terrorismuskampagne überzogen, waren Peronisten. Und die Eiserne Garde, die rechte Gruppe, mit der Bergoglio in Verbindung stand, bestand ebenfalls aus Peronisten. Präsident Carlos Menem war Peronist und die Präsidenten Kirchner waren es auch. Ein Peronist zu sein, heißt alles und nichts. Es heißt, dass man zeitweise mit genau den Dingen einverstanden sein kann, die man ansonsten ablehnt. Man kann sowohl Reformer sein wie gleichzeitig ein Konservativer“ (S. 74). …“Bergoglio konnte in einem Augenblick den Anarchisten spielen und im nächsten in seine autoritäre Rolle zurückfallen“ (S. 73).

Das heißt: Es ist dieses taktische Lavieren, dieses Schwanken je nach der machtpolitischen Situation zwischen Ja und Nein, es ist diese Dialektik von Zustimmung und Widerspruch ohne zu einer neuen höheren Ebene zu führen, die den – in Deutschland weithin unbekannten – Peronismus auszeichnet…und die, wie Colm Tóibín schreibt, auch den peronistischen Jesuiten Bergoglio und Papst Franziskus prägt. So wird eine Antwort gegeben auf das widersprüchliche Verhalten dieses Papstes etwa zum Zölibat – angesichts der „Amazonas-Synode“ – oder zur konsequenten Bestrafung von sexuellen Missbrauchstätern im Klerus. Oder zum äußerst verständnisvollen und geduldigen Umgang mit den in dem Zusammenhang hoch belasteten Kardinälen (wie Woelki in Köln). Andererseits: Der rasante Rausschmiss des Pariser Erzbischofs Aupetit, der den „furchtbaren“ Makel hat, sich in eine Frau ein bisschen verliebt zu haben und das auch noch dummerweise veröffentlichte. Aber solche heterosexuellen  Makel werden wohl immer seltener, mangels heterosexueller Priester…

Papst Franziskus, „Hoffe. Die Autobiografie“, 384 Seiten inkl.Bildteil, Kösel Verlag, München. 24€.

Copyright: Christian Modehn, religionsphilosophischer-salon.de