Die Reformation braucht eine Reformation. Zum 31. 10. ein Interview mit Prof. Wilhelm Gräb

Zum Reformationstag: Einmal radikaler die Reformation denken.

Die Erinnerung an die Reformation Martin Luthers hat sehr oft nur den Cha-rakter des kritischen Rückblicks und der Wiederholung alter Standardthemen, wie etwa der Rechtfertigung des Sünders. Sollten nicht neue Gotteserfahrungen besprochen werden, etwa der “Gott in uns”, die Sakralität der Person; das Göttliche, das in der Musik (in jeder Musik?) oder auch in der Erotik erlebt wird? Oder in der Solidarität mit Verarmten und Leidenden?
Zur Fortsetzung der Lektüre des Interviews mit dem Theologen Wilhelm Gräb klicken Sie bitte hier.

Welttag der Philosophie: Atheisten und Christen: Was sie voneinander lernen können. Eine Veranstaltung der Urania

Eine Veranstaltung zum Welttag der Philosophie:
Das Thema: Atheisten und Christen, was sie voneinander lernen können.
An der Urania 17. Nahe U Bhf Wittenbergplatz oder Nollendorf Pl.

URANIA – LOFT, am Donnerstag, 21.11.2013 um 19.30 Uhr.
Atheisten und Christen: Was sie voneinander lernen können

In Zusammenarbeit mit dem Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon Berlin

Prof. Dr. Michael Bongardt, Vizepräsident der FU Berlin, Institut für vergleichende Ethik, FU Berlin
Prof. Dr. Lutz von Werder, Publizist und Philosoph, Berlin
Dr. Ingolf Ebel, Fachbereichsleiter Philosophie, Urania Berlin, war eigentlich als Moderator, also als Vermittler von kurzen und präzisen Fragen, vorgesehen…

Unwandelbare Überzeugungen sind zumeist wenig inspirierend. Dies gilt besonders auch für die Philosophie und für die Religionen, gilt für Atheisten und Gläubige. Wer meint, definitiv “die” Wahrheit gefunden zu haben, wird blind für neue Entwicklungen und neigt zu Starre und Intoleranz. Anhand von Fragen wie: “Warum kann sich ein Christ nicht auf die Fragwürdigkeit klassischer Gottesbilder einlassen?” oder “Warum kann nicht ein Atheist über die Erfahrung religiöser Musik und Kunst ein Gespür für Transzendenz entwickeln?” soll diskutiert werden, ob aus dem bisherigen Gegeneinander oder schlichtem Ignorieren ein Miteinander werden könnte – in Gleichberechtigung und ohne jede “missionarische” Absicht. Die Veranstaltung will anregen, einen eigenen Weg der Lebensphilosophie oder der eigenen Spiritualität zu suchen.

Eintritt: 8,00 €, ermäßigt: 7,00 €, Urania-Mitglieder: 5,00 €
Das LOFT der Urania ist über den Haupteingang zu erreichen.

Einen grundlegenden Beitrag von Christian Modehn zu dem Thema finden Sie auf dieser website, klicken Sie hier. Der Beitrag wurde am 24. 11. 2013 publiziert.

Zu weiteren Informationen zum Welttag der Philosophie 2013: Klicken Sie die UNESCO Seite bitte HIER an.

Wir empfehlen das Magazin Philosophie, das auch auf unsere Veranstaltung in der URANIA am 21. 11. 2013 hinweist. Zu weiteren Informationen über diese Zeitschrift klicken Sie hier.

Der nächste Salon am 4. Dezember 2013 wird sich noch einmal in kleinerem Rahmen mit dem Thema befassen unter dem – hoffentlich – provozierenden, Neues denkenden Thema “Der atheistische Christ – der religiöse Atheist”. Für weitere Informationen klicken Sie bitte hier.

Was alle Menschen verbindet: Die “goldene Regel”

 

Was kann alle Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen vereinen? Gibt es eine gemeinsame humanistische Basis, einen “gemeinsamen Nenner”, auf dem sich alle Menschen treffen und begegnen können?

Die Goldene Regel und das Mitgefühls: Die Philosophin Karen Armstrong plädiert für eine >Charta des Mitgefühls<.

Ein Vortrag (Christian Modehn) und Aussprache. Im Kulturraum Mainzer7 in Berlin – Neukölln, Mainzer Str. 7, nahe U Bhf Hermann Platz.

Am Montag, 20.8.2012 um 19 Uhr. Herzliche Einladung!

“Die Gestalt des Windes” – Eine Ausstellung von Bingyi in Berlin

“Die Gestalt des Windes” –  Zu einem Galerie – Besuch des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons am 15. 6. 2012

Die Ausstellung „Die Gestalt des Windes –  In den Fuchun Bergen“ der Künstlerin Bingyi (New York – Beijing) erleben die TeilnehmerInnen unseres Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons als eine Zusammenfügung moderner Malweise und klassischer chinesischer Landschaftsmalerei. Modern ist diese ungewöhnliche Arbeit, weil sie als „action painting“ entstanden ist. Die Künstlerin gestaltet ihr Werk – zusammen mit einem Assistenten – in einigen Stunden; sie arbeitet mit dem freien Spiel von Wasser, Asche, Wind (Luft), ja sie tanzt dabei auf dem Papier in weißem Gewand, wie uns die Kuratorin der Ausstellung, Frau Zhang Jue, berichtet. Klassisch ist die Dimension dieser 160 Meter langen Arbeit, die an der Kuppel der St. Johannes Evangelist Kirche in Mitte befestigt ist, weil an der Dreiheit von „Himmel – Erde – Mensch“ festgehalten wird. Der Raum der (evangelischen Kultur – ) Kirche reicht leider nicht aus, um tatsächlich die ganze 160 Meter lange Arbeit auszurollen. Dieses “fragmentarische Zeigen” kann man aber wohl durchaus als Teil der Kunst selbst verstehen. Die Verwendung von Asche ist nur ein Hinweis, dass mit der Vergänglichkeit (des einst benutzten, nun zu Asche gewordenen Papiers) gearbeitet wird, aber aus dem Vergänglichen und Toten entsteht wieder ein Werk, das zur Meditation anregt und durch die Inspirationen Leben weckt  und den Geist wach macht. Eines Tages aber wird diese Kunst aber auch vergangen und verschwunden sein, sie wird wieder verwendet zu neuem Werk. Kunst und philosophische Meditation fügen sich zur Einheit.

Die Arbeit von Bingyi wurde von der Galerie WiE der Öffentlichkeit präsentiert, hinter dem Kürzel WiE verbirgt sich West Information East, damit wird ausgedrückt, dass die Galerie in der Heidestr. in Berlin – Mitte dem Kulturaustausch verpflichtet ist, so werden etwa auch Konzerte von der Galerie WiE organisiert. Gegründet hat diese wichtige Kulturinitiative Frau Cheng Yang.

Der Besuch der Ausstellung „Die Gestalt des Windes“ in der evangelischen Johannes Kirche ist für uns ein Impuls, noch deutlicher auch den philosophischen Blick nach China zu richten. Wir hoffen auf eine gemeinsame Veranstaltung, die sich etwa mit dem Thema der „Mitte“ in klassischen chinesischen Denken  (etwa bei Konfuzius) und  der europäischen Philosophie (etwa bei Hegel) befasst. Interessant zu hören und zu lesen ist es schon, wie sehr auch chinesische Künstler Berlin als einen kreativen „Umschlagplatz“ für interkulturelle Begegnungen erleben. Wir weisen gern auf die Zeitschrift YISHU hin, die im Jahr 2002 als Englisch – sprachiges Magazin für zeitgenössische chinesische Kunst in Kanada gegründet wurde.

Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Juli 2012 von Diestang bis Sonntag von 12 Uhr bis 20 Uhr zu sehen, der Eintritt ist frei. Deutsch sprachige Führungen sind von Donnerstag bis Samstag um 15 Uhr. Am 22.6. udn 23. 6.wird ein Konzert geboten unter dem Titel “Eine Reise der Seele”. Der Ort: Auguststr. 90, 10117 Berlin.

Total schwarz und “nur schwarz”: Zum Welttag gegen den Rassismus (21.3.): Ein Exempel aus der Dominikanischen Republik

Total schwarz und „nur schwarz“:

Anläßlich des Tages gegen den Rassismus (21. März)

Ein Exempel: Die Dominikanische Republik

Von Christian Modehn

An einem Tag wenigstens einmal alle geistige Energie verwenden, um über den Rassismus nachzudenken und um dann praktische und damit politische Schritte zu tun: Was kann ich tun, um einer Gesellschaft und einer Welt ohne Rassismus näher zu kommen? Das heißt: Einer Welt von unterschiedlichen und gleich berechtigten Menschen, die ohne eine feindliche Abgrenzung von den „anderen“, den zu Feinden Gemachten, leben kann. Vielleicht beginnt philosophisch alles damit, den Begriff der Identität neu verstehen und alle Behauptungen zurückzuweisen, die auf eine geschlossene und ewig fixe Form („Identität“) des eigenen Daseins insistieren. Das gilt auch für religiöse Identitäten, die angeblich dogmatisch ewig bleiben müssen.

Der 21. März wurde von den Vereinten Nationen zum “Internationalen Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung” erklärt. Im Jahr 1979 wurde dieser Gedenktag ergänzt: Alle Mitgliedsstatten sollten eine alljährliche Aktionswoche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus organisieren. Der Hintergrund: Am 21. März 1966 wurden bei einem Massaker in Sharpeville, Süd – Afrika, Menschen ermordet, Schwarze in diesem Rassisten Regime, die für ihre Rechte als Menschen eintraten. Wer von unseren Freunden im Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salon hat in den letzten Jahren überhaupt einmal etwas von diesem Tag gegen den Rassismus gehört? Warum sind solche Tage nicht im Mittelpunkt des Interesses? Wer verhindert dieses Interesse? Warum sind banale Ereignisse, etwa des Unterhaltungs – Business, wichtiger als solche Tage des Denkens, Gedenktage? Wer will eine solche (Un)Kultur bei uns?

Überall gibt es Probleme damit, dass einige Menschen sich besser und wertvoller fühlen als die vielen anderen. Es gibt versteckten und kaum sichtbaren Rassismus auch in allen europäischen Ländern, die sich aller Beachtung der Menschenrechte rühmen. In Frankreich z. B. werden die Roma verfolgt und ausgegrenzt und abgeschoben; von den rassistischen Baumaßnahmen ganz zu schweigen, den Banlieus, den Bannorten, wo die Verarmten, d.h. meist die Ausländer, abgesetzt werden als die „Überflüssigen“ und letztlich Nutzlosen. In Deutschland pflegen manche Kreise einen Generalverdacht gegen Menschen, die nicht dem eigenen Kulturkreis entstammen und der eigenen traditionellen christlichen Tradition angehören. Tausend weitere Beispiele sind möglich.

Wir weisen – wieder einmal – auf ein uns gar nicht so fernes Land hin, die Dominikanische Republik, ein Land, über das wir seit vielen Jahren berichten, zuletzt über die erfreuliche Eröffnung des „museo de la resistencia“ in der Hauptstadt Santo Domingo. Die Dominikanische Republik wird von zwei Millionen Touristen pro Jahr besucht, ohne dass die Touristen auch im entferntesten etwas von der politischen und leider auch rassistischen Tradition dieses eigentlich so schönen Landes mitbekommen. Darum auch diese Hinweise.

Tatsache ist, dass nach dem Erdbeben vom 12. Januar 2010 in Port au Prince, der Hauptstadt des benachbarten Haiti, eine beachtliche Welle der Solidarität von Menschen der Dominikanischen Republik festzustellen war. Es wurden schnell Hilfsgüter zu den vielen tausend Haitianern ohne Obdach gebracht.  Das ist bemerkenswert, weil es tief sitzende Vorurteile gibt gegenüber „den“  Haitianern unter den Leuten in der Dominikanischen Republik. Darüber ist viel geschrieben worden, auch in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen; es wurde an den Rassismus des Diktators Trujillo erinnert, an die endlosen Behauptungen, „der dominikanische Mensch“ sei „eigentlich“  ein Weißer, ein Spanier. Je mehr so etwas behauptet wird, um so mehr Glauben findet dieser Wahn: Dabei sind aber nur  8 % der Dominikaner Weiße, so die neuesten Untersuchungen, alle anderen sind Mulatten oder Schwarze, fast genauso schwarz, wie die verhassten Nachbarn, die Haitianer. Solche Studien zur Farbe der Menschen  – eigentlich selbst schon rassistisch – werden tatsächlich angestellt. Die verhassten „sehr schwarzen“ Haitianer, etwa eine Million Menschen auf „dominikanischen Boden“, werden zu untersten und schlecht bezahlten Arbeiten herangezogen. Auch das wird seit Jahren wissenschaftlich dokumentiert und von Menschenrechts Organisationen verbreitet.

Nun behauptet die offizielle Delegation auf einer UNO Tagung, dass der dominikanische Staat nicht rassistisch ist. Das mag zwar im Blick auf die Verfassung so sein. Antirassismus ist ein Begriff, der sich in Büchern und Gesetzestexten besonders wohl fühlt. Tatsache aber ist, dass die staatlichen Organe, wie die Polizei, massiv Haitianer nach wie vor bedrängen, misshandeln und willkürlich außer Landes weisen. Noch im September 2011 wurden 80 haitianische Migranten in Navarete zusammengetrieben und willkürlich außer Landes gewiesen. Lokale Quellen berichten, dass viele der Ausgewiesenen bereits mehr als 10 Jahre in der Dominikanischen Republik gelebt und gearbeitet hatten. Mindestens 30 der Ausgewiesenen waren Mitglieder einer Vereinigung, die für die Rechte von haitianischen Arbeitern kämpfte. Selbst Kinder haitianischer Eltern, auf dominikanischem Boden geboren und deswegen per geltendem Recht dominikanische Staatsbürger, werden über die Grenze getrieben. Dies sind nur Beispiele von vielen, wie tatsächlich in der Praxis Rassismus übelster Art fortbesteht. „Der Staat“ schaut weg und ist wohl ganz froh, dass diese „Tiefschwarzen“  aus dem Land verwiesen werden und ein Klima der Angst unter den Verbliebenen Haitianern erzeugt werden. Die meisten Haitianer leben in elenden Hütten, am Rande der Städte der Dominikanischen Republik.  Jetzt wird berichtet, dass Kinder aus Haiti unbegleitet in den dominikanischen Städten umherirren, als Arbeitssklaven oder als „Sex – Objekte“ missbraucht werden. Und „der Staat“ schaut zu. Nun hat sich die katholische Bischofskonferenz Haitis bei einer Pressekonferenz in Santo Domingo zu der Erklärung verführen lassen, es gebe in der Dominikanischen Republik keinen Rassismus, sondern nur „schlimme Einzelfälle“. Wer hat diese Stellungnahme bezahlt? Wer hat die katholischen Bischöfe Haitis bestochen, solches zu sagen, wo alle Priester und Nonnen an der Basis von offenem Rassismus sprechen, der sich zwar gebessert hat nach dem 12. 1. 2010, aber der fortbesteht…

Wir weisen aber gern darauf hin, dass es vor allem ein Zentrum des Jesuitenordens ist, das den Haitianern seit 15 Jahren beisteht. Der Leiter des „Servicio Jesuita“, Pater Mario Serrano, organisiert immer wieder Konferenzen zum Thema, sein Werk bietet Rechtsberatung und soziale Hilfe auch in Dajabon, an der Grenze. Der „Servicio Jesuita“ für die Haitianer ist mit dem Kulturzentrum BONO der Jesuiten in Santo Domingo verbunden. Dort wiederum treffen sich viele Gruppen der Zivil- Gesellschaft, das Zentrum BONO ist ein Lichtblick in der politisch – sozialen Szene im Land. Dabei darf nicht übersehen werden, dass eine gewisse Müdigkeit unter den Engagierten um sich greift. Zu sehr ist die politische Kultur eher als Unkultur wahrnehmbar: Laut der Umfrage von Greenberg – Diario Libre vom März 2012 sehen 51% der Menschen die Kriminalität als das größte Problem der Dominikanischen Republik, gefolgt von der Arbeitslosigkeit (38%),  den Lebenserhaltungskosten (26%), dem Drogenhandel (23%), der Korruption (19%), der Bildung (16%), Stromausfälle (12%) und das Gesundheitswesen (7%).

Am 20. Mai 2012 wird es Präsidentschaftswahlen geben. Wird es eine Wende zu  mehr Demokratie sein und ein Nein zum faktischen Rassismus ?

Copyright: Christian Modehn.

Paulo Freire: „Von befreiender Pädagogik zur Pädagogik der Autonomie“

 

         „VON BEFREIENDER PÄDAGOGIK ZUR PÄDAGOGIK DER AUTONOMIE“

                                        Eine Begegnung mit Paulo Freire (1927-1997)

                                          Von Hernán Silva-Santisteban Larco. Biografische Hinweise zur Person am Ende dieses Beitrags.

Der nächste Salon am 23. März 2012 wird sich mit wichtigen philosophischen und pädagogischen Anregungen des brasilianischen Philosophen und Pädagogen Paulo Freire befassen.

Unser Referent, der Philosoph Hernán Silva -Santibestan Larco, hat schon einige Thesen und Fragen zusammengestellt:

 

Die besondere Leistung von Paulo Freire lag in dem Widerstand, den er mit seinem Werk in der

Praxis der Erwachsenenbildung gegen die Unterdrückung der Menschen in der sogenannten

„Dritten Welt“ geleistet hat. Die von ihm genannte „Pädagogik der Befreiung“ ist eine

Erziehungstheorie, die aus dem alltäglichen Leben hervorgeht, sich in dem alltäglichen Leben

bewährt und eine mögliche „Praxis der Befreiung“ einleitet zur Überwindung der sozialen-,

kulturellen-, ökonomischen-, und politischen Unterdrückungen. Das eigentliche Ziel der

Pädagogik Paulo Freires ist die Ausbildung einer konkreten „Utopie der Befreiung“ um die Welt

menschlicher zu gestalten. In Hinblick auf die Erfüllung dieser Aufgabe, entwickelte Paulo Freire

eine Methodik und Didaktik der Bewusstmachung, das sogenannte Alphabetisierungsprogramm,

dessen wesentliches und einziges Erziehungsinstrument die „Haltung des Dialogs „ ist.

Laut Gustavo Gutierrez „stellen die Erfahrungen und Arbeiten Paulo Freires eines der

schöpferischsten und fruchtbarsten Werke dar, die in Lateinamerika je entstanden sind“ (1). Auch

im gesellschaftlichen Kontext der Industrienationen des Westens wird die These vertreten, dass

man von Paulo Freire lernen kann, denn seine Pädagogik ist „als eine Art allgemeiner Didaktik

anzusehen, die sich  auf jede potentielle Lernsituation anwenden lässt“ (2)

I.- Einige Frage für unsere Teilnehmer des Re­li­gi­ons­phi­lo­so­phi­sch­en Salons:

– Welches ist mein Bewusstsein von mir als Mensch in der heutigen Leistungs-, Konsum-,

Unterhaltungs-, und Massenmedien Gesellschaft?

– Wie ist mein Lebensprojekt?  Ist es das Resultat einer Selbstgestaltung als Ausdruck meiner

Initiativkraft, oder ist  mein Lebensprojekt eine Anpassung an die Welt?

– Wie kann ich ein klareres Bewusstsein meines Menschsein und damit Selbstsicherheit, Stärke,

Authentizität und Autonomie gewinnen?

– Wie kann ich eine Distanzierung gewinnen, um damit zu lernen, die fraglos akzeptierten

unterdrückerischen Normen und sozialen Strukturen zu relativieren und schließlich aufzuheben?

– Inwiefern bin ich ein Teilnehmer einer „Kultur des Schweigens“, der unmenschliche soziale

Umstände unkritisch gelten lässt, anstatt ein Teilnehmer einer „Kultur des Sprechens“ zu sein, der

diese Umstände kritisch versucht zu hinterfragen und zu verändern?

– Wie können wir „die spezifische Unverständlichkeit systematischer verzerrter Kommunikation“

(J. Habermas) in unserer heutigen Gesellschaft der Massenmedien aufklären

– Wie können wir uns in unserer Lebenswelt vernünftig verhalten und „Verantwortung als

Ausdruck der Freiheit“ (Joachim Gauck) für diese tragen?

– Wie können wir unsere heutigen Konflikte in Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppen,

Kulturen, Länder in unserer heutigen Welt menschlich lösen?

II.- Einige Frage in Beziehung zu staatlichen Schulen und staatlicher Erziehung (3):

– Wie werden Schüler mit ihren Bedürfnissen, Interessen und Vorstellungen von den Lehrern

wahrgenommen und angenommen?

– Wie werden Kenntnisse und Erfahrungen der Schüler, ihr kulturelles Umfeld und ihre

„Schichtenherkunft“ von der Schule aufgenommen?

– Welchen Stellenwert haben die konkreten Lebenszusammenhänge der Schüler?

– Erscheint der Unterricht eher als Programmierung der Schuler mit Fremdwissen und fremder

Wirklichkeit anstatt als Erkenntnisvorgang zur Veränderung des Lebens?

– Wie werden die Unterrichtsabläufe im Verhältnis zu den Entfaltungsmöglichkeiten der Schüler

gestaltet?

– Gründet sich das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler auf einem respektvollen und kreativen

Dialog, oder unterdrückt der Lehrer den Schüler (oder der Schüler den Lehrer) unter seiner

angebliche Autorität als Ausdruck der Macht?

– Welche Möglichkeiten haben die Schüler in der Bestimmung am Lernprozess teilzunehmen?

– Welchen Stellenwert bekommt die Freiheit der am Erziehungsprozess Beteiligten?

………………………………………………………………………………………………………………………..

(1) Gustavo Gutierrez, Theologie der Befreiung. Mit einem Nachwort von Johann Baptist Metz,

3. Auflage, München 1978, S.90.

(2) René Bendit/ Achim Heimburger, Von Paulo Freire lernen. Ein neuer Ansatz für Pädagogik

und Sozialarbeit, München 1977, S.125.

(3) mehr über das Thema in: Joachim Dabisch, Die Pädagogik Paulo Freires im Schulsystem,

Saarbrücken 1987. Auch in: Dimas Figueroa, Paulo Freire zur Einführung, Hamburg 1989

 

………..

Zur Person: Hernán Silva-Santisteban Larco

• Geboren 1948. Deutsch-Peruaner.

• Primär- und Sekundarschule in Lima.

• Universitätsstudium der Philosophie, Theologie

und Pädagogik in Peru, Argentinien und Chile.

Master of Arts in Philosophie.

• Hochschuldozent für Philosophie in Peru.

• Dozent in indigenen Bauerngemeinschaften in

den Zentral-Anden und dem Amazonasgebiet in Peru.

• Ausbildung zum Waldorflehrer am Waldorflehrerseminar

in Berlin. Lehrertätigkeit (Primär- und

Sekundarstufe) an Waldorfschulen in Deutschland

und Mexiko.

• Langjähriges Studium der Anthroposophie

und Dozent in der anthroposophischen

Erwachsenenbildung.

• Ausbildung als Biographie-Berater und Leiter von

Seminaren zur Biographiearbeit bei Hellmuth ten

Siethoff (Schüler von Bernard Lievegoed) in Frankreich

und Deutschland.

• Veröffentlichung von drei Gedichtsammlungen sowie

Aufsätzen zu philosophischen und pädagogischen

Themen.

 

 

 

 

 

 

Vernunft und Religion aus der Sicht eines praktizierenden Muslims

In unserem Salon im Februar 2012 sprachen wir über das Thema: “Jeder soll nach seiner Fasson selig werden”, eine Maxime des “Philosophenkönigs” Friedrich II..

Ein Freund unseres Gesprächskreises, Attila, hielt dabei einen Kurzvortrag, der nicht nur die 18 TeilnehmerInnen des Salons (zum Nachlesen) interessieren wird. Wir halten die Ausführungen Attilas für sehr bedenkenswert.

Vernunft und Religion aus Sicht eines praktizierenden Muslims

Kurzvortrag im philosophischen Salon anläßlich der Maxime Friedrich des Großen „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“

Autor: Attila

Die Maxime Friedrich des Großen impliziert meines Erachtens die Akzeptanz der Pluralität in der Gesellschaft, insbesondere unterschiedlicher Religionen und Minderheiten. Ich möchte verdeutlichen, wie ich als Angehöriger einer solchen Minderheit, nämlich des Islam, in Deutschland mit dieser Pluralität lebe. Für mich sind die meisten Menschen um mich herum, die Mehrheit also, bezogen auf die Religionszugehörigkeit anders als ich. Wie komme ich mit dieser Andersheit klar? Was befähigt mich, auf meine Art und Weise als Angehöriger einer Minderheit mit oder gar trotz meiner Religion selig zu werden?

Mein Ansatz beruht auf zwei Prinzipien, die universell für alle Religionen und Lebensweisen gelten können. Das erste Prinzip ist die Achtung der Würde des Menschen. Der Islam beinhaltet humanistische Aspekte und würdigt die Menschen. Ich zitiere exemplarisch einen Vers aus dem Koran, dem Buch der Offenbarung des Islam. Sure 17, Vers 70: „Wir haben doch wahrlich die Kinder Adams geehrt und sie über Land und Meer getragen und sie versorgt mit guten Dingen und sie vor vielen von denen, die wir erschaffen haben, sichtlich ausgezeichnet.“ (Übersetzung: Der Koran, Rudi Paret, 11. Auflage).

Mit „Kinder Adams“ sind alle Menschen gemeint. In diesem zitierten Vers kommt das Wort „geehrt“ vor. Für Muslime kommt hier die Würde des Menschen zum Ausdruck. Gott hat demnach alle Menschen mit Ehre und Würde ausgestattet und sie vor den anderen Geschöpfen ausgezeichnet. Für mich ein Hinweis auf das Ziel der Entwicklung eines humanistischen Islam, der die Menschen in den Vordergrund stellt. Der Mensch ist nicht für die Religion da, sondern die Religion ist für die Förderung und Weiterentwicklung des Menschen da. Erst wenn er sich entfaltet, kann er zu Gott finden.

Das zweite Fundament ist die Vernunft. Für mich sind die Menschen vernunftfähige Wesen, im besten Fall vernünftige Wesen. Meines Erachtens kann ich meine Religion nicht korrekt und gottgefällig leben, ohne die Vernunft als Leitfaden für meine Entscheidungen und Handlungen einzubeziehen. Innerislamisch gibt es starke Strömungen in Richtung rationalistisch geprägter Islamauffassungen. Für mich vorbildlich sind Denker wie die muslimischen Philosophen und Ärzte Averroes (Ibn Rushd) und Ibn Tufail aus Andalusien, aber auch der jüdische Philosoph, Arzt und Rechtsgelehrte Maimonides.  Alle diese Denker sind von Aristoteles‘  Gedanken zur Logik und Vernunft beeinflußt worden. Wenn ich bereit und fähig bin, selbst und frei zu denken, kann ich Antworten und Aussagen kritisch hinterfragen, kann ich mündig werden und die Pluralität als Chance begreifen, zu lernen und andere besser zu verstehen. Ein kritischer Verstand, nicht im destruktiven Sinn, sondern im Sinne von geistiger Wachheit und Aufmerksamkeit, kann zu größerer intellektueller Kreativität führen. Der Koran ruft die Menschen an vielen Stellen zum Denken, zum Nachdenken, zur Kontemplation über die Schöpfung auf, gemäß Averroes sogar im Sinne von Syllogismus und Apodiktik. Auch ich bin der Auffassung, daß Glaube (im Sinne von religiöser Glaubenslehre), Vernunft und Verstand kombiniert werden müssen, um gottgefällig leben zu können.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Tatsache, daß wir gemeinsame Werte und Probleme haben und auf demselben Planeten leben. Unabhängig von Religionen, Lebensauffassungen, Lebensmodellen und vielen anderen Unterschiedlichkeiten sitzen wir alle im selben Boot. Wir alle leiden unter denselben oder ähnlichen Problemen, seien es die Defizite der Moderne, Globalisierung, Wirtschaftskrisen, Klimakatastrophen oder der Werteverfall. Welches Leben wollen wir leben, in was für einer Gesellschaft, was heißt Erfolg für uns, werden wir gelebt oder leben wir eigenständig? Wir können die Maximen der Moderne hinterfragen: Geld, Erfolg und Geschwindigkeit zum Beispiel. Diese Fragen betreffen uns alle und deshalb können wir sie nur in Gemeinschaft angehen, weil wir sowohl Teil des Problems als auch Teil der Lösung sind. Ich möchte in diesem Rahmen den Philosophen und Islamwissenschaftler Tariq Ramadan empfehlen, dessen Thesen für ein Zusammenfinden und Zusammenleben unterschiedlicher Religionen gut durchdacht sind.

Vielfalt und Diversität ist Reichtum und kein Mangel. Akzeptanz der Vielfalt heißt nicht unbedingt alles zu billigen, aber zumindest zur Kenntnis zu nehmen und zu tolerieren, solange durch die anderen kein Schaden entsteht oder Rechte anderer verletzt werden. Im Gegensatz zum Judentum missionieren Christen und Muslime in bestimmtem Maße. Dies ist meines Erachtens auch ein Grund für Spannungen in der Pluralität, weil eine Konkurrenzsituation um den Anspruch, Inhaber der Wahrheit zu sein, entbrennt. Ich fände es besser, wenn die Menschen und Religionen an ihren Taten und ihren Beiträgen zum Allgemeinwohl gemessen werden. Das christliche Zitat faßt es gut zusammen: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“. Statt mit Worten und Propaganda Menschen zu missionieren, sollten die jeweiligen Angehörigen einer Religion mit ihrem Auftreten, mit ihren Leistungen, mit ihrer Persönlichkeit, mit ihren Taten sichtbar werden. Die Mitmenschen können sich aktiv entscheiden, ob sie einen bestimmten Weg gut finden oder nicht. Meiner Meinung nach sollten die Religionen oder Interessensgruppen nicht missionieren, damit jeder nach seiner Façon leben kann.

Ich möchte auf einen Punkt eingehen, der wichtig ist, um Spannungen zwischen der islamischen und der westlichen Welt besser zu erklären. Wenn man diesen Hintergrund kennt, kann man leichter einen Weg finden, friedlich und selig neben- oder gar miteinander zu leben.

Der springende Punkt ist die Bedeutung des Koran für die Muslime. Die Auffassung der Muslime ist die, daß der Koran das in 23 Jahren von Gott wortwörtlich offenbarte Wort ist (von 610-633 n. C.), dessen praktische Anwendung durch den Gesandten Mohammed gezeigt und gelebt wurde. Die historische Bibelkritik der meisten Christen hingegen geht heute davon aus, daß die Bibel, auch das Neue Testament, von Menschen geschrieben wurde. Obwohl die Muslime den Koran als Wort Gottes ansehen, spielt für die Auslegung der Kontext der Offenbarung eine Rolle. Der Koran wurde etappenweise offenbart. Es gibt für viele Verse interpretatorischen Spielraum, die Exegese der Verse hängt u.a. von den Anwendungsbedingungen und Offenbarungsanlässen ab. Der Koran muß also auch in seinem historischen Kontext gesehen werden, aber gleichzeitig darf der Glaubensbezug nicht ignoriert werden. Er bleibt für die Muslime das offenbarte Wort Gottes. Wenn man sich mit den  Spannungen zwischen der islamischen und westlichen Welt beschäftigt, dürfen die Quellentexte, also insbesondere der Koran, nicht ignoriert werden. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Bildung in der muslimischen Welt, insbesondere das Wissen über die Religion ist oft defizitär. Viele Muslime haben eine enge, ritualisierte Sicht der Dichotomie von „halal“ und „haram“, von erlaubt und verboten. Die Wirklichkeit besteht aber meist aus fließenden Übergängen, also Graubereichen, nicht aus Weiß und Schwarz. Nicht jede Aussage von Muslimen stellt die korrekte Lehre des Islam dar, sondern beruht auf Vereinfachungen, Traditionen, Pauschalisierungen und persönlichen, unwissenschaftlichen Interpretationen.

Es ist auch wichtig zu wissen, daß es nicht den Muslim an sich gibt. Sondern ähnlich wie bei den Christen oder Juden gibt es verschiedene Gruppierungen, die sich in ihrem Umgang mit dem Koran und ihrer Haltung zu Interpretationsmöglichkeiten unterscheiden. Ich möchte die wichtigsten Gruppierungen beschreiben.

  • Literalisten: Sie verstehen den Koran wortwörtlich, keine kontextuelle Interpretation.
  • Traditionalisten: Sie übernehmen die Auffassungen von Gelehrten aus den Anfangszeiten des Islam. Sie sehen keinen Bedarf für reformistische Interpretationen.
  • Sufisten: Mystiker, versuchen Erkenntnis über Askese und Mystik zu erlangen. Koranexegese spielt keine große Rolle, schwer nachvollziehbare Interpretationen des Koran.
  • Rationalisten: Messen dem Verstand mehr Wert bei als der Schrift. Koran eher unwichtig.
  • Politische Muslime: Nutzen und interpretieren den Korans für politische Zwecke.
  • Reformisten: Betrachtung der Schrift im Rahmen der Geschichte, Kontextbezug. Texttreue unter ständiger Weiterentwicklung des Denkens und der Erneuerung (bezogen auf den Sinn, der Haltung und Objektivität), Befürworter eines aufgeklärten Islamverständnisses.

Ich befürworte die Gruppe der Reformisten. Für mich ist die Menschheit im permanenten Zustand der Weiterentwicklung. Sie eignet sich im Laufe der Geschichte mehr Wissen und mehr Erkenntnisse an, sei es in den Wissenschaften, in der Technik, in der Medizin, in der Philosophie oder in anderen Bereichen. Sie entwickeln sich im evolutionären Sinne weiter. Ein Vers im Koran kann im Lichte neuester Erkenntnisse eine ganz andere Bedeutung erhalten als vor 100 Jahren. Was früher als kleinstes Staubteilchen übersetzt wurde, heißt heutzutage Atom, oder gar Elektron, oder Quark. Der Islam propagiert lebenslanges Lernen und persönliche Weiterentwicklung. Das bedeutet, daß der Muslim bereit sein muß, sich immer wieder zu hinterfragen, sich weiterzuentwickeln, neu zu denken, neu zu erfinden, sich zu neu zu formen, also zu reformieren. Ein starker Vertreter der Reformisten ist Tariq Ramadan, den ich als Wissensträger und Reformisten empfehlen kann.

Zum Ende meines Vortrages möchte ich beschreiben, welche Werte der Islam in die pluralistische Gesellschaft einbringen kann, in der wir gemeinsam leben.

1.    Bewußtsein für Freiheit: Der Islam unterstützt den Gedanken der Freiheit. Einerseits in rechtlichem Sinne, nämlich seinem Engagement, die Sklaverei, die noch im 7. Jahrhundert herrschte, im Laufe der Zeit abzuschaffen. Aber auch im psychologischen Sinn: das Gefängnis ist man selbst. Wie erlangt man inneren Frieden?  Dazu gehört, im Einklang mit sich, der Umwelt und den Mitmenschen zu leben; das Ego, die Triebe, den inneren Schweinehund zu bändigen. Der Islam will den Menschen ermöglich, frei und mündig zu werden, um Gott selbständig und mit freiem Willen zu finden.

2.    Einheit der Menschlichkeit: Brüderlichkeit, Würde (siehe oben).

3.    Respektvoller Umgang mit der Schöpfung: Die Natur und die Schöpfung ist ein Spiegel Gottes und wurde uns zu treuen Händen übergeben. Wir sind daher verantwortlich für einen guten Umgang mit allen Lebewesen, mit der Umwelt, mit den natürlichen Ressourcen und natürlich allen anderen Menschen.

4.    Erziehung: Erlangung von Wissen und die Bildung von intakten, vorbildlichen Gesellschaftsstrukturen.

5.    Dimensionen von Mann und Frau: Gegenseitiger Respekt, harmonisches Zusammenarbeiten und Zusammenleben. Auch wenn es heute bizarr anmuten mag: Im 7. Jahrhundert waren die Forderungen des Islam nach Gleichberechtigung der Frau nicht selbstverständlich. Stärkung der Frauen durch vollwertige, mündige Stellung vor Gott. Verminderung der vorher gängigen Praxis von Mehrehen (über 8 Frauen und mehr) auf maximal 4, wobei die Sollnorm laut Koran die Monogamie ist.

Was mir noch wichtig ist: Nur wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, die uns hierzulande selbstverständlich vorkommen, können wir von Façon und Seligkeit reden. Menschen, die am Verhungern sind, in Kriegszuständen leben, gefoltert und unterdrückt werden, keine politische Freiheit haben, an das nackte Überleben denken müssen und in anderen unmenschlichen Situationen leben müssen, können sich nicht unbedingt einen Weg, eine Façon, auswählen und werden auch nicht unbedingt selig leben. Dies sollten wir im Auge behalten, wenn wir über andere Gesellschaften und Länder sprechen und sie mit unserer Wohlstandsgesellschaft vergleichen.

Ich möchte auf die wichtigsten Quellen hinweisen, die ich für den Kurzvortrag herangezogen habe.

Averroes: Die entscheidende Abhandlung – Die Untersuchung über die Methoden der Beweise; Reclam-Verlag

Ibn Tufail: Der Philosoph als Autodidakt – Ein philosophischer Inselroman; Meiner-Verlag

Tariq Ramadan im Interview des Schweizerischen Fernsehens vom 21.11.2010: http://www.videoportal.sf.tv/video?id=31cfec1c-3767-4457-b45f-a39e54966525